Who knew...? von abgemeldet (Reita x Uruha für BonBonYuri ^.^) ================================================================================ Kapitel 11: erste Schritte -------------------------- soo.. tut mir leid, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen *schäm* aber ich bin gerade noch parallel an einer anderen FF, die ich erst on stellen möchte, wenn cih sie wirklich ganz fertig hab (nicht dass es dann wieder so lange und unregelmäßig is, wie bei dieser >_> *drop*) naja~ ich hoffe ihr lest das kapi trotzdem noch gerne und gomen, für alle rechtschreibfehler, ich hab noch keinen beta leser gefunden^^' *verbeug* frohe Weihnachtsfeiertage~ *plätzchen hinstell* ________________________________ Die Sonne blendete den Brünetten. Zum ersten Mal, seit er hier an diesem Internat war, blendete sie ihn, machte ihm das Aufstehen unangenehm. Still, möglichst leise richtete er sich auf und zog sich an, darauf bedacht, den immer noch schlafenden Reita nicht zu wecken. Es fühlte sich für ihn immer noch nicht real an. Zu wissen wer er war. Das hatte er sich anders vorgestellt. Kopfschüttelnd setzte sich Uruha an den Schreibtisch im Zimmer. Er nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift. Er schrieb seinen Namen. Kouyou. Und noch mal. Er besah sich seine Schrift, jeden Stich. Doch es blieben Striche. Einfach nur Striche. Keine Erleuchtung oder ein Geistesblitz. Der Tag hatte erst angefangen und er war jetzt schon total am Ende. Erschöpft stützte er eine Hand gegen seinen Kopf, schloss seine schoko-braunen Augen. Sein Leben war nichts besonders gewesen, bis jetzt. Wollte er es denn SO haben? Wollte er es so kompliziert haben? //Ich dachte es wäre alles einfacher, wenn ich über meinen Namen bescheid weiß…// dachte sich der Brünette. Aber das war es nicht. Ehrlich gesagt war ‚Kouyou’ sein einziger Anhaltspunkt. Und das nütze ihm so gut wie gar nichts. Doch wenn sich seine Situation nun besah, objektiv betrachtete... Das Wissen seines Namens hatte sein Leben nur unnötig komplizierter gemacht. Wollte er es denn überhaupt riskieren mehr über seine Vergangenheit herauszufinden? Was, wenn das sein Leben nur noch verworrener und unausstehlicher machte? Er hatte doch nichts auszusetzen gehabt an seinem ‚langweiligen’ da sein. Wieso also jetzt alles auf Messers Schneide stellen? „Was machst du da?“ Eine bekannte Stimme ließ Uruha aufschrecken. Reita stand auf einmal hinter ihm und schaute ihm über die Schulter. Er war also nicht der einzige der leise aufstehen konnte. Der Blonde besah sich das Blatt mit Uruha’s Namen. „Das hilft dir auch nichts, oder?“, erkundigte er sich, worauf ein enttäuschtes Kopfschütteln die Antwort war. Reita seufzte lediglich und wandte sich wieder ab. Uruha sah im nach ein paar Augenblicken nach. Er hatte sich wieder auf das Bett gesetzt und räumte seine Schultasche ein. Es war schließlich Montag, das heißt wieder Schulzeit. Der Blonde wirkte wieder genauso abweisend und kühl, wie immer. Beinahe so, als wäre das gestern nicht geschehen. Wie er es nur schaffte das alles zu verdrängen? Wenn er das überhaupt tat… Vielleicht war ihm das ja einfach nicht so wichtig, wie für Uruha. Doch danach hatte es gestern nicht ausgesehen. Trotzdem wuchsen die Zweifel des Brünetten, im anbetracht auf die Recherche seiner Vergangenheit. Er wusste, dass er das alleine nicht schaffen würde. Nicht schaffen wollte. „Reita“, die unsichere, leise Stimme Uruha’s ließ ihn aufsehen. „Was ist, wenn du dich vielleicht täuschst?“, fragte er schließlich vorsichtig. Er wollte seinen Zimmerkollegen auf keinen Fall noch einmal zu so einem Wutausbruch wie gestern verleiten. Doch er wusste nicht, auf was Reita nun eigentlich genau so empfindlich reagieren würde. „Woher… willst du wissen, dass ich wirklich ‚dein’ Kouyou bin?“ mit dein, meinte er soviel wie: der, den du gekannt hast. Reita hielt mit Einpacken inne und sah ihn ein paar Sekunden lang an. Genauso desinteressiert wie immer. Wendete seinen Blick dann jedoch ab, schloss die Augen und lachte mit ruhiger tiefer Stimme. „Wieso?“, er stand auf, öffnete seine Augen wieder und traf mit seinem unfehlbaren Blick genau Uruha. „Weil Kouyou genau so ein Schisser war, wie du, der sich zuerst mal nichts alleine zugetraut hat.“ Damit schulterte er seine Tasche und verließ das Zimmer mit einem beinahe frechen lächeln. Perplex blickte ihm der Brünette nach. Waren die Worte, die er ihm da entgegengeworfen hatte, eigentlich keineswegs aufheiternd, doch… hatten sie etwas an sich, eine ganz besondere Art. Eine Art, die nur Reita verkörpern konnte. Eine Art, mit der alleine er Uruha das Gefühl gab auf dem richtigen Weg zu sein und nicht aufzugeben. Er betrachtete das Blatt erneut. Solange Reita sich sicher war, solange konnte er selbst auch nur sicher sein. Seit wann machte er seine Gefühle von anderen abhängig? Seit wann fühlte er denn eigentlich so extrem? All diese Gedanken verloren sich schon recht bald in der ersten Mathestunde der Woche. Montag Morgens sofort Mathematik. Folter ist linde ausgedrückt! Uruha bemühte sich bei dem jetzigen Thema mitzukommen. Reita hingegen erklärte einen Logarythmus offiziell als sinnloses ‚Herumgewurschtel’ von Zahlen, die man gleich so stehen lassen könnte, wie sie sind. Aber Mathematiker müssen ja immer irgendetwas so machen, dass es außer ihnen keiner kapiert. Dafür gab’s Nachsitzen… war dem Nasenbandträger aber egal. Er hatte ja sowieso nichts vorgehabt. Nach Mathe mussten sie ein paar weitere Stunden die Schulbankdrücken, bevor es Mittagessen gab. „Was machst du heute noch?“, Reita sah Uruha an, während er in seinem Salat rumstocherte. Der Anblick war etwas bizarr in den Augen des Brünetten. Nicht wegen dem Rumgespiele im Essen, eher die Tatsache, dass der Blonde ihm gegenüber etwas Grünes und Gesundes aß. So weit er Reita schon kannte, konnte er mit Sicherheit sagen, dass dieser vorlieblich eine Fleischkatze war. „Nicht viel. Lernen halt.“, antwortete er. Der Blonde hob gelangweilt eine Augenbraue, „uhh… ich sterb’ gleich vor Spannung…“ „Fällt dir vielleicht war besseres ein?“, Uruha’s Worte klangen beinahe schnippisch. „Tausend Sachen!“, meinte Reita darauf bevor er den Satz fertig murmelte, „aber ich darf den Nachmittag ja beim Nachsitzen verbringen…“ Uruha konnte einfach nicht anders als schadenfroh zu grinsen. Da war er doch selbst schuld. Hätte Reita eben nicht die Existenz von Mathematikern angezweifelt. Obwohl er ja im Großen und Ganzen Recht hatte. „Hast du nicht vor von irgendwo her mehr über dich und deine Vergangenheit zu erfahren?“ Bei diesem Satz blieb dem Brünetten fast der Salat im Hals stecken. Er schluckte ihn trocken runter und richtete seinen Blick stumm auf die Schüssel. Ja… genau dieses Thema… Da stellte ihm sich wieder die Frage, ob er das denn überhaupt wollte. Und vor allem, wie er das anstellen sollte. „Ich…“, er sah langsam, unentschlossen auf, „ich weiß nicht…“ „Was weißt du nicht?“, Reita musterte ihn fragend. Er seufzte lautlos, womit sich der Klos in seinem Hals etwas lockerte „ich weiß nicht wie ich das angehen soll.“ Diese sorgenvollen Worte schienen den Blonden überhaupt nicht zu kümmern. Es machte beinahe den Anschein, als hätte er den unsicheren Unterton in Uruha’s Stimmte absichtlich überhört. Er verschränkte lediglich die Arme und sah ihn streng an. „Was gibt’s da groß anzugehen?“, fragte unbeeindruckt. Der brünette Junge sah ihn darauf verblüfft an. „Naja. Vieles? Wo soll ich denn anfangen? Ich habe null Anhaltspunkte. Außerdem…“, er machte eine Pause, blickte sich um, doch nahm dabei nichts wahr. Er war wie in sich selbst gefangen. Hörte nur seinen Atmen, spürte sein Herz schlagen. Und es wurde immer unruhiger und lauter. „Außerdem weiß ich nicht, ob ich das überhaupt will…“ Zum Ende ging sein Ton in ein Wispern über und es bildete sich eine leichte Gänsehaut auf seinen Armen. Als ob ein kalter Windhauch durch den Saal gefegt wäre. In all seiner Eingekehrtheit hatte Uruha völlig vergessen, wo er sich befand und was um ihn herum passierte. Demnach erschrak er auch angemessen, als Reita schlagartig und kräftig sein Glas auf den Tisch knallte. Der Brünette blickte ihn auf diese Aktion geschockt in die stechend blauen Augen die ihn verschwörerisch anfunkelten. „Weißt du was?“, Reita’s Ton war in keiner Art mitfühlender als sonst, eher härter, „du bist wirklich ein Schisser!“ Überrascht von diesen unerwartet schroffen Worten zuckte Uruha leicht zusammen. „Du hast einfach kein Rückrad! Es kommt dir nicht alles zugeflogen, das müsstest gerade du doch wissen! Wenn du etwas erreichen willst, dann musst du dafür auch etwas tun. Sicher ist es nicht immer angenehm, aber im Endeffekt ist es angenehmer zu wissen, es wenigstens versucht zu haben! Aber wenn du im Leben nichts riskierst, wirst du es auch zu Nichts bringen!“ Er donnerte wütend beide Hände auf den Tisch, stemmte sich damit hoch und verließ die Cafeteria schnellen Schrittes. Uruha sah im wie gebannt mit offenem Mund hinterher. Diese unerklärlichen Wutausbrüche waren in letzter Zeit wirklich unvorhersehbar. Er seufzte und ließ seinen brünetten Kopf hängen, wobei ihm einige seiner blonden Strähnen ins Gesicht fielen. Aufmunternd war das jedenfalls nicht im Geringsten. Jetzt hatte er von Mann zu Mann bestätigt bekommen, wie feige er doch war… und das auch noch von Reita. Wusste dieser Trampel überhaupt, wie er sich nach so etwas fühlte?! Der hatte doch keine Ahnung in welcher Situation er gerade steckte. Uruha war von seinen Gedanken selbst überrascht. Das war so ziemlich das erste Mal, seit er sich entsinnen konnte, dass er Wut oder Ärger verspürte, nach einem ‚schärferen’ Gespräch. Trotzdem.. am liebsten wäre er Reita nach und hätte ihm mal deftig seine Meinung gezwitschert! Aber er hätte wahrscheinlich sowieso keine Worte dafür gefunden… Nun ja, aber wenn nicht durch Worte, dann eben durch Taten! Er würde ihm schon zeigen, dass er nicht zu blöd dafür war, etwas heraus zu finden! Mit diesem Schlussgedanken erhob Uruha sich ebenfalls und begab sich Richtung Ausgang. Seine anfängliche Angst war im Moment wie weggeblasen. Er verspürte so ein seltsames Gefühl in sich. Einem Kribbeln gleich, aber anders als das, das man bekommt, wenn man sich vor etwas fürchtet. Es fühlte sich mehr nach Tatendrang an. Als müsse er jetzt sofort beginnen irgendetwas zu tun. Und tatsächlich hatte er auch plötzlich einen Geistesblitz. Shizune. Sie hatte ihm doch seinen Namen verkündet. Irgendwo musste sie die Information doch herhaben. In seiner Verwirrung hatte er gestern überhaupt nicht daran gedacht, sie zu fragen, das wollte er nun nachholen. Zielstrebig begab er sich also in Richtung Lehrerzimmer, wo auch Shizune ihre Mittagspause meistens verbrachte. Hoffentlich hatte sie Zeit mit ihm zu sprechen. Als Uruha gerade im ersten Stock angekommen war, wurde ihm der Weg auch schon kurzer Hand abgeschnitten. Und zwar von Kazuja und seiner Gefolgstruppe. Diese stellten sich in einer Reihe quer in den Flur. Der Badenführer in der Mitte seiner Jungs. Geschützt wie Mamas Mops im Korb, sein Arm lag ja immer noch in Gips und Verband. „Wo wollen wir denn so eilig hin, Tunte?“, keifte er mit einem gehässigen Grinsen. „Und das auch noch alleine?“, fügte ein zweiter hinzu. Uruha blieb stehen. Konnte ja nicht anders. Ihm wurde schon wieder mulmig, aber wirklich Angst hatte er nicht. Er fragte sich nur, was sie jetzt schon wieder wollten. Sie konnten doch nicht immer noch angepisst wegen der Sache auf dem Klo sein. „Ich will mit Shizune reden. Und es wäre angebracht, wenn ihr mich durch lassen würdet, ich hab’s nämlich eilig!“, seine Worte waren begleitet von einem drängenden, auffordernden Ton. Das war weder Kazuja, noch er selbst von sich gewohnt. Doch beeindruckt davon gaben sich die Jungs noch lange nicht. „Tz. Die Gesellschaft dieses Krüppels tut dir nicht gut, du wirst noch genauso eingebildet wie er. Und das kann dir viele Probleme bereiten!“, zischte Kazuja, „bleib lieber bei deiner Schoßhündchen-Rolle und verkriech dich stumm, wenn du Ärger riechst, das erspart dir eine Menge Unannehmlichkeiten!“ Uruha’s Anspannung wandelte sich bei diesem Satz schlagartig. Es war keine Anspannung mehr, die von Kazuja ausging, sondern von ihm. Er wartete nur darauf, wann seine Nerven endgültig rissen. Und es war kurz vor knapp… „Hör mir mal zu: Verzieh dich gefälligst aus diesen Flur, ich hab wichtigere Sachen zu erledigen, als mich mit einem angeschlagenen Großkotz abzugeben! Leck deine Wunden erstmal selbst heile, bevor du dich wieder auf Raubzug begibst!“ Uruha glaubte beinahe in einen Spiegel zu blicken, als er die entgleisten Gesichter der anderen sah. Hatte er sich selbst so doch noch nie erlebt. Und die Jungs wohl auch nicht. Trotzdem blieb es nicht lange bei Verdutzten Mienen. Schnell war der Angegriffene wieder auf 180. „Okay, du halbe Portion… du hast es ja nicht anders gewollt! Jungs, stopft ihm sein freches Maul!“ Kazuja war es scheinbar völlig egal, dass sie hier auf einem offenzugänglichen Gang waren. Das machte ihm nichts aus, wenn es darum ging jemand Anderen zu verprügeln, oder ihn schlimm zu zurichten. Und genau deshalb wich Uruha einen Schritt zurück, als die Vier auf ihn zu kamen. So tapfer er sich bisher mit Worten geschlagen hatte, jetzt hatte er doch seine Schmerzgrenze erreicht. Sich mit anderen zu schlagen oder sich zu verteidigen war ihm ein Kapitel zu hoch. Nun fühlte er, wie sich seine anfängliche Sicherheit schlagartig in Furcht wandelte und er würde selbst hart in die Grube fallen, die er sich mit seinen mutigen Worten gegraben hatte. Die vier gut gebauten und trainierten Kerle kamen ihm immer näher. Sie grinsten genauso überlegen, wie ihr Anführer, der sich das ganze gemütlich aus der Ferne betrachtete. //Verdammt! Warum war ich nur so vorlaut?!// Er hätte wissen müssen, dass ihm das nur Ärger bringt. Er hatte es doch so viele Jahre vermieden und jetzt-?! „Stopp! Sofort aufhören!“ Der Brünette hatte seine Augen schon zugekniffen und mit den Schlägen gerechnet. Doch als er die sonst zarte Stimme so entschlossen rufen hörte, öffnete er seine braunen Augen vorsichtig wieder. Hatte er sich verhört? Nein. Seine Sinnesorgane bestätigtem ihm gerade klar und ohne Widerspruch, wer da mit ausgebreiteten Armen vor ihm stand und den Grobianen den Weg abschnitt. Es war Akiko. Uruha blieb die Luft weg. Hatten sie ihn schon K.O. gehauen? Bildete er sich das nur ein? Das war doch nicht wirklich echt? Oder? Oder doch? Doch. Das war es. Das junge, als menschscheu beurteilte, schüchterne Mädchen stand schützend vor ihm und fixierte die gut zwei Köpfe größeren Männer mit einem strengen, entschlossenen Blick. „Hört auf damit!“ Natürlich war nicht nur Uruha überrannt von dieser urplötzlichen Wendung. Kazuja starrte das Mädchen genauso verblüfft an und bewegte sich nun sogar vor zu den anderen. „Was soll das?!“, brachte er herrscherisch, aber ebenso erstaunt hervor, als er sich durch die versteinerten Handlanger geschoben hatte. „Hörst du schlecht? Ich hab gesagt, dass ihr damit aufhören sollt!“ Akiko schien es völlig egal zu sein, dass der Anführer direkt vor ihr stand. Doch im Moment sah es wirklich so aus, als hätte dieser mehr Respekt vor ihr, als umgekehrt. „Ihr terrorisiert schon ewig die ganze Schule, so kann das nicht weiter gehen! Er hat euch doch überhaupt nichts getan, also lasst ihn in Ruhe!“ „Nichts getan?!“, fauchte Kazuja sie nun an, „dann sieh dir das mal an-“ er präsentierte seinen Gipsarm, „sieht das nach ‚nichts getan’ aus?!“ „Ach, über so was jammerst du? Du fügst doch den anderen gerne solche Schmerzen zu und dann zeterst du herum wegen so was?! Tja, so fühlt sich das eben an, wenn man’s mal zurück bekommt! Meiner Meinung nach hast du so eine Abreibung schon seit Langem verdient!“, sie begann ihre Standpauke mit einem Lachen, beendete sie aber fast kreischend. Selbst Uruha zuckte dabei zurück. Von Kazuja musste man gar nicht erst anfangen. Der wurde auf einmal sehr blass und trat einen Schritt rückwärts. Seine starken Jungs waren schon längst zehn Meter entfernt. „Und jetzt verschwinde! Du musst doch bestimmt wieder wegen irgendwas nachsitzen, wäre ja ein Wunder, wenn nicht… Sonst petz ich dich bei den Lehrern!“ Es war unglaublich, aber auf dieses Gezicke stand er ihr lediglich perplex gegenüber, bevor er sich knurrend und zischend abwendete. „Blöde Kuh…“, das war das letzte, was man von ihm hörte, bevor er hinter der nächsten Ecke tatsächlich verschwand. Akiko nahm ihre Arme wieder herunter. Uruha stand immer noch leicht aus der Bahn geworfen hinter ihr. „Akiko…?“ Angesprochene atmete einmal tief ein. Und mit einem Mal schüttelte sie aufjaulend den Kopf und sauste hinter Uruha, als wollte sie sich vor einem Monster verstecken. „Ich lebe noch~~ ich lebe wirklich noch~~~“ Uruha stand, wie ein Fragezeichen in der Landschaft. Langsam drehte er sich zu dem Mädchen um, das ihn nun schüchtern von unten ansah. „Ist… alles okay mit dir?“, fragte er vorsichtig. Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit nickte die braunhaarige und lächelte sanft. „Wieso hast du das gemacht? Sie hätten dich genauso zusammenschlagen können.“ Auf Uruha’s besorgen Vorwurf schüttelte sie den Kopf. „Nein, das glaub ich nicht. Und wenn schon, dann hätte es wenigstens einen Sinn gehabt. Ich wollte diesen Schlägern das sowieso schon lange einmal sagen!“ Der Brünette blinzelte sie naiv an. „Aha…“ Es war immer noch sehr ungewohnt. „Naja…“, Akiko wurde etwas leiser, „von alleine hätte ich es aber wohl auch nicht gemacht…“ „Von alleine? Wie meinst du das?“ Sie druckste etwas herum. „Ano… also… in der Pause, da… da hab ich zufällig Reita getroffen. Er hat mir aufgeholfen, nachdem ich gegen ein Regal gerannt bin“, sie lachte nervös. „Auf jeden Fall hat er mir gesagt, ich müsse gar nicht so ängstlich sein. Ich sollte mich mehr trauen, davon würde die Welt auch nicht untergehen und ich würde so mehr erreichen, als je zuvor…“, sie pausierte, „und er hatte recht.“ Uruha blickte sie nach ihrer Erklärung fassungslos an. Reita? Reita soll das zu ihr gesagt haben? Im nächsten Moment bildete sich jedoch sofort ein Grinsen auf seinen Lippen. Dadurch scheinbar verunsichert wich der verträumte Gesichtsausdruck sofort aus Akiko’s Gesicht. „I-ist irgendwas? Hab ich etwas Falsches gesagt?!“ Leise lachend schüttelte der Brünette den Kopf, „Nein. Ich freu mich nur für dich. Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast, das war sehr mutig.“ Akikos Augen wurden großer, ihr Atem stockte. „F-Findest du?“ Er nickte. „Hhaahhhh~“, ihre Augen glitzerten, wie die eines Kindes an Weihnachten, „ich war mutig~ richtig mutig~~“ Damit schwebte sie auch schon die Treppe hinunter. Etwas belustigt lächelnd sah Uruha ihr nach. Es würde sich in nächster Zeit viel ändern. Darauf wettete er. Endlich stand er vor seinem eigentlichen Zeil, dem Lehrerzimmer. Nach seinem Klopfen wurde er hineingelassen und schon kurz darauf befand er sich an Shizunes Platz. „Uruha, was gibt’s? Hast du dich schon an etwas-“ „Nein, hab ich nicht“, schnitt er ihr sofort die Frage ab, weil es ihn langsam nervte, „deshalb bin ich hier. Kann ich mal alleine mit dir sprechen?“ Er befand sich nun mit Shizune in einem der Sprechzimmer. Sie sah ihn vom gegenüberliegenden Stuhl erwartungsvoll und besorgt an. „Shizune, tut mir Leid, wenn ich erst jetzt frage, aber woher weißt du meinen Namen überhaupt? Ist es denn sicher, dass es meiner ist?“ Uruha wählte seine Worte sanft, beinahe entschuldigend. Die Pflegerin sprang darauf jedoch entsetzt auf und viel halb über den Tisch, als sie sich zu ihm beugte. „Um Himmels Willen! Uruha, Gott, das tut mir so leid, hab ich dir das noch gar nicht gesagt? Meine Güte, was für eine dumme Nuss bin ich eigentlich?!“, schließlich fasste sie sich wieder, „also, ich habe die Information von einem Krankenhaus in Shirakawa-go. Einer meiner Bekannten war dort früher einmal Arzt. Als ich ihm die Geschichte von dir erzählt habe, glaubte er sich an einen solchen Fall erinnern zu können. Damals hatte er auch einen kleinen Jungen auf der Intensivstation, der gestürzt und halbertrunken war. Es grenzte an ein Wunder, dass er ihm reanimieren konnte, doch der Junge hatte sein gesamtes Gedächtnis verloren. Man hatte auch keine angehörigen ausfindig machen können. Erst viele Jahre später hatte er eine alte Anzeige in einer Zeitung gefunden, in der der tragische Tod eines Kindergartenkindes geschildert wurde, dass in einen Fluss gefallen war und nicht gefunden wurde. Er hatte etwas nachrecherchiert und herausgefunden, dass dieses Kind der Junge war, der bei ihm eingeliefert worden war. Kouyou Takashima.“ Uruha hatte ihr die ganze Zeit mit offenem Mund zugehört. Sein Staunen wuchs mit jedem Moment. Es war so einfach, so einfach erzählt in ein paar Sekunden. Doch in Wirklichkeit musste diese Entwicklung Jahre gedauert haben, bis diese Sätze so einfach erzählt werden konnten. „Leider wusste er natürlich nicht mehr, wo du jetzt bist. Aber er ist sich sicher, dass du dieser Junge warst.“ „Hat er denn eine Ahnung wer meine Familie ist?“ Der Brünette konnte nur langsam mit seinem Gesprochenen mitdenken. Das erschien ihm alles noch so fern. Shizune schüttelte jedoch leider den Kopf. Davon wäre in dem Artikel nichts gestanden. Aber die Presse, die ihn veröffentlicht hatte, war in der Nähe des Ortes Shirakawa. Der brünette nickte. Bedankte sich, stand dann schließlich auf, mit der Entschuldigung noch lernen zu müssen. „Keine Ursache, ich hoffe du findest noch mehr heraus, was dir hilft.“ Auf dem Flur überlegte Uruha noch einmal zusammenfassend. Er wusste jetzt also, dass es sicher sein Name war. Dann hatte ihn sein Geistesblitz doch nicht getäuscht. Noch dazu hatte er jetzt einen Anhaltspunkt. Ja, er hatte es wirklich geschafft einen Anfang zu finden. Der erste Schritt war getan, jetzt lag es also wirklich ur an ihm sich der Sache weiter anzunehmen. Er konnte es fast nicht glauben, er hatte es wirklich geschafft. Das erste mal in seinem Leben hatte er eigenständig etwas auf die Beine gestellt. Nur, ob er wollte, dass es steht… das würde sich erst am Ende des Weges offenbaren. Auf jeden Fall konnte er jetzt stolz und vielleicht auch ein bisschen überheblich, Reita davon erzählen. Von wegen er habe vor allem zu viel Schiss! Außerdem war da noch etwas das Uruha dem Blonden zu gern unter sein Nasenband reiben würde. „Hey Reita“, der Brünette schloss die Tür hinter sich. Angesprochener sah von seinem Schreibtisch auf. „Was is’?“, murrte er. „Wenn’s nicht wichtig ist, dann sei ruhig, ich muss diese beschissenen Aufgaben erledigen.“ Er warf dem Zettel, den er bearbeitete, einen hasserfüllten Blick zu. Scheinbar ließ ihn der Nachsitz-Aufpasser nicht ohne gebührende Strafe davon kommen. Uruha schritt hinter ihm und blickte ihm über die Schulter, jedoch ohne dabei auf das Blatt zu achten. Sein Augenmerk galt eher dem Blonden. „Du kennst doch sicher Shirakawa-go, oder?“ Reita ließ den Stift augenblicklich fallen und starrte an die Wand. „Woher-?“ Langsam drehte er sich zu Uruha. „Das ist ein Dorf, in der Nähe meiner Heimatstadt.“ „Du kannst mich dort doch sicher hinführen, ne?“, seine brünett-blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht, als er den Kopf leicht schief legte. Er Andere überlegte einen Moment. „Ich könnte schon, aber es wird ein guter Ein-Tages-Trip. Also eher nichts für Schultage. Aber warum?“ Uruha lächelte etwas. „Ich hab Shizune gefragt, wo sie meinen Namen her hat. Sie hat mir gesagt, dass ein früherer Arzt dort Informationen über mich hatte.“ Reita hob überrascht eine Augenbraue. „Dann hast du wirklich angefangen nachzuforschen?“ „Hai“, Uruha nickte, „und ich habe vor so bald es geht dort hinzufahren und mehr rauszufinden. Und du wirst mitkommen.“ „Wieso ich?! Wer sagt hier, dass du mir so einfach was vorschreiben kannst?“ Reita’s beleidigten Vorwurf konterte Uruha jedoch sofort mit einem bestimmten, zurechtweisenden Blick. „Wer war es denn, der mich angestachelt hatte, ich solle endlich etwas auf eigene Faust machen und mich für etwas entscheiden?! Jetzt zieh dich nicht aus der Affäre, du steckst da mit drin! Außerdem bist du der einzige, dessen Namen ich noch weiß und das will ja schließlich was heißen, oder?“ Mit diesem schlagenden Argument verteidigte er seinen Standpunkt. Reita öffnete den Mund, ließ es dann aber bleiben und schüttelte seufzend den Kopf. Uruha ließ sein selbstbewusstes, erhabenes Getue sein, als er das sanfte Lächeln auf Reita’s Lippen bemerkte. Der Blonde hob den Kopf etwas, sah Uruha jedoch nicht direkt in die Augen. Er war genauso. Zuerst verschreckt und ängstlich. Wenn er sich aber für etwas entschieden hatte, wenn er etwas begonnen hatte, dann zog er es durch. Und wer musste immer dabei sein? Doch, das war sicher Kouyou. „Reita?“ „Schon gut“, lachte er leicht, „ich komm ja mit. Wär ja noch schöner, wenn du da alleine hingehst. Du bekommst ja schon in einem Tunnel den totalen Panikanfall, da kann ich dich doch nicht allein lassen.“ Sein besserwissendes Grinsen wurde von Uruha nicht gerade kritiklos geduldet. Doch im Grunde war er froh, dass Reita ihm helfen wollte. Er wusste das zu schätzen… wirklich. Dennoch grinste Uruha nun plötzlich frech zurück. „Sag mal, kann es sein, dass du heute zufällig Akiko getroffen hast?“ Bei diesem Thema verschluckte sich der Blonde plötzlich und blinzelte verdutzt. „Getroffen? Naja, sie hat das Regal getroffen und das war’s dann auch schon.“ Man sah ihm an, dass er ganz schnell Thema wechseln wollte, aber so einfach machte Uruha es ihm nicht. Er ging um ihn herum, lehnte sich nun so über den Tisch, dass Reita ihn ansehen musste. „Ist das so? Bist du sicher, dass du ihr nicht noch was gesagt hast?“, hackte er schadenfroh nach. Reita lehnte sich in seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme, „nicht, dass ich wüsste…“, murmelte er. „Ach so.“ Uruha seufzte gespielt. „Ich dachte, da hätte ihr jemand zugezwitschert, sie solle nicht aufgeben und an sich selbst glauben~“ Reita hustete gekünstelt. „Aber wenn du das nicht warst, dann macht es dir ja sicher nichts, wenn sie jetzt in der ganzen Schule erzählt, wer dieser gütige, nette, aufrichtige Mensch war; der Lichtschein und heilige Beschützer der Schwachen~“ „WAS?!“ Reita sprang auf. „Was macht diese Schnepfe da?! Die versaut mir mein ganzes Image! Argh! Da will man einmal was ‚Gutes’ tun und dann – AH! Nächstes mal nehm’ ihn ihren Kopf und steck ihn ins Klo!“ Er war kurz davor die Wände hoch zu laufen. Uruha fand es jedoch recht amüsant, wie er sich so aufregte. Noch dazu fand er den Rot-Ton, der sich Auf den Wangen des Blonden ausbreitete sehr niedlich. Aber wenn er ihm das jetzt auch noch sagen würde, würde die Situation wohl völlig eskalieren. Uruha lehnte am Tisch, lächelte in sich hinein. Reita war schon komisch. Wieso wollte er es denn nicht zeigen, wenn er anderen half. Aber vielleicht war er einfach so. Falls das so ist, hätte der Brünette keine Probleme das zu akzeptieren. Er wusste, dass Reita kein so schlechter Mensch war, wie er sein wollte. Und das genügte ihm. Und Reita genügte es, solange Uruha das wusste. Jetzt musste er ihm nur noch erklären, dass das nur ein Spaß war, bevor Akiko wirklich im Klo endete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)