The G Files von Mrs_Miyawaki (Die unheimlichen Fälle des PSCs) ================================================================================ Kapitel 20: File 2: Insomnia part 11 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 11 Im Büro angekommen zündete Ruki sich eine Zigarette an und setzte dann Kaffee für sich auf. Während er neben der Kaffeemaschine stand, nahm ihm Reita die Kippe aus der Hand, um selber einen Zug zu nehmen. „Wenn ich weiter mit dir zusammen arbeite, dann werde ich wieder zum Kettenraucher.“, meinte er. Ruki nahm seine Zigarette wieder entgegen: „Sieh es als Herausforderung, mein Lieber.“ „Die ganze Zusammenarbeit mit dir ist eine.“, erwiderte Reita lächelnd. „Wie war eigentlich dein vorheriger Partner? Ich kenne nur seinen Namen und du hast bisher nie etwas erzählt.“, fragte er unvermittelt. „Ach ja, du hattest dich ja schlau gemacht. Nun ja Jin war vollkommen in Ordnung, aber im Gegensatz zu dir, eher langweilig. Viel zu erzählen gibt es eigentlich auch nicht.“, antwortete Reita. Ruki drückte ihm einen Kuss auf die Wange: „Gefällt mir zu hören. Heute Abend kannst du mir noch mehr Honig um den Mund schmieren.“ „Honig? Sicher?! Nicht lieber etwas anderes?“, fragte sein Partner und kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf für diese Bemerkung. „Perversling!“, meinte Ruki schlicht. Plötzlich klingelte das Telefon. Ruki seufzte. Keiner der Anrufe heute hatte etwas Gutes gebracht. Dieser war unter Garantie keine Ausnahme. „Ja? Hier Special Agent Matsumoto.”, meldete er sich. Er gab Reita ein Zeichen, dass es sich um ihren Chef handelte. Ruki hörte zu und gab ab und zu zustimmende Laute von sich. „Verstanden. Werde ich ausrichten.“, meinte er schließlich. „Was gibt’s?“, erkundigte sich Reita, nachdem sein Partner aufgelegt hatte. „Takashima wollte bescheid sagen, dass du die Leiche untersuchen kannst. In der Zwischenzeit soll ich ihn über den genauen Stand unserer Ermittlungen aufklären.“, antwortete dieser. „Das ging ja schnell.“, bemerkte Reita leicht erstaunt. „Na dann lass uns mal wieder an die Arbeit.“ Nachdem er sich von Reita getrennt hatte, machte Ruki sich mit festen Schritten auf den Weg zu ihrem Chef. Um sich besser darauf vorzubereiten, rekapitulierte er bereits in Gedanken was geschehen war. Als er beim Leichenfund von Morita ankam, stutzte er für einen Moment. Irgendetwas störte ihn daran. Er konnte nicht genau sagen was, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass daran etwas seltsam war. Vor allem als ihm bewusst wurde, dass er dieses Gefühl schon in der Praxis gehabt hatte. Doch in diesem Moment war der Schock zu groß gewesen, um ihm großartig nachzugehen. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, stand er im Vorraum zu Takashimas Büro. Die Sekretärin sah ihn an und meinte dann: „Sie können gleich durchgehen, Matsumoto-san.“ Er nickte ihr zu und klopfte an der Tür seines Chefs. Dann trat er ein. „Sie wollten mich sprechen?“, sagte er. „Das ist richtig. Wie am Telefon schon erwähnt hätte ich gerne persönlich einen Überblick über die Situation, da der Fall nun etwas verwickelt erscheint und die Führung des PSC drängt mich den Fall zu den Akten zu legen.“, erklärte sein Chef. Er bedeutete ihm mit einer Geste sich zu setzen. Ruki zog den Stuhl nach hinten und setzte sich. Das waren ja wunderbare Neuigkeiten, dachte er grummelnd. Im Klartext standen die Ermittlungen kurz vor ihrer Einstellung. Er begriff, dass Takashima ihm praktisch eine letzte Chance gab weitere Ermittlungen zu rechtfertigen. In der Pathologie hatte Reita bereits seinen Kittel und Handschuhe angezogen. Der Leichnam lag bereits aufgebahrt auf einer Liege. Wie so oft war außer ihm keiner hier. Aber so hatte er wenigstens seine Ruhe. Er schaltete sein Diktiergerät ein und legte es auf die Bahre. Dann begann er mit der äußeren Untersuchung der Leiche. In der linken Armbeuge fand er den winzigen Einstich der Nadel wieder, die er bereits in der Praxis bemerkt hatte. Die Haut darum war bläulich angelaufen, was seltsam war. Als praktizierender Arzt sollte Morita sich etwas spritzen können, ohne ein solches Hämatom zu hinterlassen. Er holte sich eine Lupe, um sich den Einstich genauer anzusehen. Er stieß einen leisen Pfiff aus, als er erkannte, dass der Einstich nicht an der Stelle saß, an der ein Arzt sie gesetzt hatte. Wer auch immer Morita die, vermutlich tödliche, Infusion gesetzt hatte, hatte es nicht richtig getan. Jedenfalls nicht so, dass es bei genauen Untersuchungen als Selbstmord durchgehen würde. Die Sache wurde nicht nur interessanter durch diese Tatsache, sondern gewann auch um Einiges an Brisanz. Hatte Minamoto hier etwa auch die Finger im Spiel? Hatten sie am Ende den Selbstmord nur gefälscht? Die Handschriftanalyse, die Ruki und er für den Abschiedsbrief veranlasst hatten, würde eine solche Theorie hoffentlich untermauern können. Doch selbst wenn nicht, konnte man Morita immer noch dazu gezwungen haben. Plötzlich flackerte das Licht leicht und Reita wich erschrocken einen Schritt von der Leiche zurück. Er war sich nicht sicher, ihn seine Wahrnehmung nicht getäuscht hatte, aber für ihn hatte es so ausgesehen, als wenn die Leiche gerade gezuckt hätte. Es war nur für einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Moment gewesen. Wahrscheinlich war er nur müde gewesen und durch das Flackern des Lichtes hatte sein Verstand ihm einen Streich gespielt, versuchte er sich in Gedanken zu beruhigen. Rukis Andeutungen über Zombies im Laborkomplex und sein Verhalten in der Praxis als er mit der gezückten Waffen neben ihm stand, versuchte er so gut wie möglich zu verdrängen. Er konnte sich ja schlecht verrückt machen, nur weil er alleine in der Pathologie war. Er hatte seinen Job zu erledigen genau wie alle anderen. Trotzdem musste er sich ein wenig zwingen mit der Äußeren Untersuchung fortzufahren. Er hielt seine Entdeckung sprachlich auf dem Diktiergerät fest und machte noch ein paar Großaufnahmen von der Einstichstelle. Als Reita beim linken Knöchel angelangt war, stutzte er erneut. Auch hier fand er einen Einstich. Hätte sich die Haut darum nicht auch leicht bläulich verfärbt, hätte er es wahrscheinlich sogar übersehen. Auch hier wiederholte er dieselbe Prozedur wie schon zuvor. Dem Diktiergerät teilte er seine erste Theorie mit. Wenn sich auch ein Einstich hier unten befand, konnte das nur bedeuten, dass jemand nicht wollte, dass man ihn schnell oder überhaupt fand. Da er mit dem Knöchel beschäftigt war, bemerkte er nicht, wie sich einer der Finger der rechten Hand leicht bewegte. Es war nicht mehr als ein Zucken, doch die Leiche bewegte sich. Bevor er zum Skalpell griff, schloss Reita die Augen. Er öffnete sie einen Augenblick später erneut und musterte die Leiche noch einmal. Nicht dass er etwas Oberflächliches übersehen hatte. Zu vielen seiner Kollegen waren schon Fehler unterlaufen, da sie nur auf Details geachtet hatten. Plötzlich glaubte er ein weiteres Mal ein Zucken wahrgenommen zu haben. Dieses Mal handelte es sich um die rechte Hand. Er atmete tief durch. In seiner Ausbildungszeit hatte er so etwas schon einmal erlebt und sich, wie die anderen, ziemlich erschreckt. Leichen konnten sich „bewegen“, wenn die Muskeln zerfielen. Wahrscheinlich sorgte das Medikament für eine Zersetzung der Muskeln. Dann hörte er ein leises dumpfes Stöhnen und zuckte zusammen. Verdammt Reita, verfluchte er sich in Gedanken. Hatte er sich so von Rukis unwissenschaftlichen Gerede beeindrucken lassen? Er war Wissenschaftler! An solchen Blödsinn wie Zombies glaubte er nicht! Gase! Es waren die Gase, die aus einem toten Körper entweichen konnten, sodass es wie ein Stöhnen klang, sagte er sich. Reita griff nach dem Skalpell. Das gewohnte leichte Gefühl des kleinen scharfen Messers beruhigte ihn auf eine schon fast unheimliche Weise. Nachdem er ein weiteres Mal tief durchgeatmet hatte, setzte er das Skalpell an und machte den ersten Schnitt für den T-Schnitt. Als er fertig war, sickerte eine dickflüssige rote Flüssigkeit langsam aus dem Schnitt und ein starker verfaulter Geruch schlug ihm entgegen. Nun fiel Reita nichts mehr ein um sich zu beruhigen. Leichen mochten sich unter den richtigen Umständen bewegen oder klingen, als wenn sie stöhnen würden, aber sie konnten definitiv nicht mehr in diesem Ausmaß bluten! Und es war Blut, was dort aus dem Schnitt quoll. Nicht so flüssig wie Blut von lebenden Menschen, aber es war eindeutig Blut. Erneut erklang ein Stöhnen, dieses Mal lauter. Mit weit aufgerissenen Augen konnte Reita beobachten, wie sich sämtliche Gliedmaßen von Moritas Leiche bewegten. Als sich die Leiche stöhnend und ächzend aufrichtete, ließ er entsetzt das Skalpell fallen. Er war wie gelähmt und konnte nur noch auf das Starren, was in seiner Vorstellung nicht sein konnte. Die Augen des Arztes waren leer und hohl. Der Gestank von Verwesung wurde stärker, je näher die Leiche auf ihn zu wankte. Erst als ihn die Hände packte und der schwere Körper ihn zu Boden riss, realisierte Reita, was hier passierte. Aus Reflex stemmte er seine Hände gegen die Schultern, um den nun zischenden Doktor davon abzuhalten, ihn zu beißen. Wie ein Hund schnappte dieser nach ihm. Als er auf dem Boden aufschlug, spürte Reita wie ein dumpfer Schmerz fast seinen gesamten Körper durchzuckte. Im Kopf schien er beinahe zu explodieren. Jedoch hatte er auch keinerlei Gelegenheit gehabt sich abzustützen und den Sturz so abzufedern. Der Aufschlag mit dem Kopf auf dem kalten, harten Boden raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Für einen Moment wurde ihm tatsächlich schwarz vor Augen. Von weit weg hörte er das Reißen von Stoff, konnte aber nicht genau einordnen was gerissen sein konnte. Erst der stechende Schmerz in der Brustgegend und am Arm holte ihn in die Realität zurück. Reita realisierte, dass die Leiche ihm gerade seine Fingernägel tief in die Haut gerammt hatte und tiefe, blutende Kratzer hinterließ. Was er ebenfalls realisierte war, dass er aus der Nase blutete und seine Lippe an einer Stelle aufgeplatzt war. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er sich wehren musste, sonst würde er enden wie Dr. Ishizawa. Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild von Ruki auf, der sich den Zeigefinger an die Stirn hielt und sagte: „Dann weißt du ja, im Notfall immer auf den Kopf zielen.“ Aber er hatte keine Waffe… das Skalpell lag außer Reichweite… Ruki war mit seinen Ausführungen bei Moritas Selbstmord angelangt, als Reita das erste Zucken der Leiche wahrnahm und es als Täuschung abtat. Takashima hörte ihm aufmerksam zu, fragte ab und zu genauer nach, jedoch unterbrach er ihn im Allgemeinen nicht häufig. An manchen Stellen der Ausführungen warf er Ruki einen leicht skeptischen Blick zu. Dies bezog sich dann wahlweise auf dessen Theorie oder Verhalten, wie Ruki vermutete. Als er beschrieb wie genau sie Morita vorgefunden hatten, fiel es ihm praktisch wie Schuppen von den Augen. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein und so etwas übersehen haben?! Bei den Medikamenten, die sie auf dem Schreibtisch gefunden hatten, war nichts dabei gewesen, womit man die Spritze hätte aufziehen können. Außerdem waren die Packungen der Medikamente ungeöffnet gewesen. Wahrscheinlich hatte Morita sich gar nicht umgebracht, sondern jemand von Minamoto hatte ihn umgebracht. Wenn das stimmte, war Reita wahrscheinlich in Gefahr. Wer garantierte ihm denn, dass Morita nicht derselbe Stoff gespritzt worden war, der schon die anderen Opfer in Zombies verwandelt hatte?! „Ich weiß, dass mein Verhalten ihnen seltsam erscheinen mag und dafür möchte ich mich entschuldigen, aber ich muss dringend in die Pathologie. Suzuki könnte in Gefahr sein.“, meinte Ruki plötzlich und schob seine Stuhl zurück. „Ich erkläre ihnen später alles!“, setzte er hastig hinzu, obwohl er schon fast aus dem Büro war. Er hörte nur noch wie sein Chef ihm verwirrt etwas hinterher rief, doch er hatte keine Zeit darauf einzugehen. „Matsumoto-san!“, wandte sich die Sekretärin ebenfalls verwirrt an ihn, als er an ihr vorbei rannte. Sie hatten ihren Chef rufen hören und nahm an, dass die Besprechung der beiden noch nicht beendet war. Und es war nicht das erste Mal, dass der junge Agent aus dem Büro rannte. „Keine Zeit!“, rief Ruki nur und war auf dem Flur. Er hoffte inständig, dass er rechtzeitig kommen würde. Nachdem Ruki aus dem Büro gestürmt war, trat ein recht großer Mann im Anzug durch das Hinterzimmer in Takashimas Büro. Er trug eine dunkel getönte Sonnenbrille. „Ich denke, er hat seine Chance verspielt. Sie können ein solches Verhalten ja wohl kaum dulden. Stellen sie die Ermittlungen ein!“, meinte er knapp und mit kalter Stimme. „Nun, ich denke, dass ich Matsumoto um einiges besser einschätzen kann als sie. Ich würde erst gerne wissen, was genau ihn zu diesem Verhalten veranlasst hat. Danach kann ich die Ermittlungen immer noch einstellen lassen. Matsumoto mag etwas impulsiv sein, aber bisher hatte er immer triftige Gründe für sein Verhalten.“, erwiderte Takashima und strich sich eine Strähne des honigblonden Haares aus dem Gesicht. Sein Blick war dabei trotzdem fest auf seinen Gegenüber gerichtet. „Ich wiederhole mich nur sehr ungern und eigentlich dachte ich, dass es bei ihnen nicht nötig sein, aber es gibt keinen Grund für weitere Ermittlungen. Matsumoto ist ein Querulant, das hat er doch eben bewiesen.“, sagte der Mann kühl. Er musterte den Abteilungsleiter abschätzig: „Sie wissen, wie die Leitung des PSCs darüber denkt.“ Die Fahrt im Fahrstuhl erschien Ruki schier endlos. Er war kurz davor die Wände hochzugehen oder wahlweise mit der Faust gegen die Fahrstuhlwand zu schlagen. Ein letztes bisschen Verstand hielt ihn jedoch davon ab. Dadurch würde er auch nicht schneller ankommen. Frustriert grub er seine Fingernägel in seine Handfläche und kaute auf seiner Lippe herum. Erst als ihm der Schmerz bewusst wurde, den die Fingernägel verursachten, hörte er auf damit. Warum zu Teufel war ihm dieses kleine Detail nicht vorher aufgefallen?! Am liebsten hätte Ruki sich selbst für soviel Dummheit geohrfeigt. Reita hörte seine eigene Stimme schmerzerfüllt aufschreien, als sich die Zähne des Doktors in die Stelle zwischen Nacken und Schulter bohrten. Seine Stimme hallte schon fast unnatürlich in den Räumen der Pathologie wieder. Schon alleine das ließ ihn frösteln. Irgendjemand musste ihn doch hören! Warum hatten er und Ruki sich bloß getrennt?! Noch nie zuvor hatte er sich das notorische Misstrauen und die Fähigkeit seines Partners auf die, für anderen Menschen abwegig erscheinenden, Zusammenhänge zu kommen, herbeigesehnt. Wahrscheinlich war es das Adrenalin, das sein Körper freisetzte, was ihm die Kraft gab, seinen Ellenbogen in das Gesicht des Zombies zu schlagen. Dieses jaulte auf, woraufhin Reita den Schlag wiederholte. Nun bekam er sein eines Bein soweit frei, das er es anziehen konnte und dem Angreifer in den Unterleib rammen konnte. Wieder röchelte Morita und Reita hatte die Möglichkeit ihn zur Seite zu schieben. Mit einer schnellen Bewegung, die ihn fast Sterne sehen ließ, drehte er sich um. Hektisch suchte er das Skalpell. Es musste doch hier irgendwo auf dem verdammten Boden liegen! Da! Da vorne lag es, gar nicht so weit von ihm entfernt. Hinter sich hörte er das Stöhnen des Zombies. Auf allen Vieren krabbelte er auf das Skalpell zu. In dem Moment, als er glaubte nur noch die Hand danach ausstrecken zu müssen, fühlte er panisch wie er am Knöchel gepackt wurde. In Gedanken fluchte er heftig. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien, doch der Griff des Doktors um seinen Knöchel war so fest, dass er beinahe Angst hatte, dass er brechen könnte. Reita versuchte mit dem anderen Bein nach Morita zu treten, was jedoch nur zur Folge hatte, dass er durch das kräftige Zerren den Halt verlor und der Länge nach auf dem Boden aufschlug. Er keuchte. Einen Augenblick später schrie er erneut vor Schmerzen auf, da sich die Zähne und Finger des Doktors tief in seinen Knöchel gruben. Ruki rannte hektisch über den Flur, der zur Pathologie führte. Zum Glück waren hier nicht so viele Leute, wie auf dem Flur zu Takashimas Büro. Es hatte ihn wertvolle Zeit gekostet sich seinen Weg durch sie hindurch zu bahnen. Dann sah er endlich die ersehnte Tür der Pathologie. Hastig stieß er die Tür auf und machte Anstalten, einfach so an der Frau, die alles verwaltete, vorbei zu rennen. „Halt! Sie können hier nicht einfach…“, rief sie ihm verärgert hinterher. Oh, und wie ich kann, dachte Ruki und war an ihr vorbei. Er folgte dem Gang, kam zu den Schränken, in denen die Leichen aufbewahrt wurden und stieß eine weitere Tür auf. Diese führte in den Raum, in dem die Leichen untersucht wurden. Reita musste also hier sein. Während er seine Pistole zückte, scannte sein Blick den Raum. Die eine Liege stand schief im Raum. Nicht weit davon entfernt, lag Reita auf dem Boden. Sein Blick war schmerzverzerrt und er versuchte verzweifelt mit den Händen etwas zu erreichen, was Ruki nicht erkennen konnte. Mit dem einen Bein trat er nach Morita, der sein anderes fest im Griff hatte und das nicht nur mit den Händen. „Reita!“, rief Ruki und legte die Pistole an. Er war froh, dass Morita ihn zu ignorieren schien. Noch erleichterter war er darüber, dass dieser sich nicht großartig bewegte. So würde es einfacher sein zu zielen. Dieser war mehr als erleichtert, die Stimme seines Partners zu hören. Der Schmerz in seinem Knöchel war zu stark, bald würde er sich nicht mehr wehren können. Plötzlich hallten zwei Schüsse durch den Raum. Morita gab ein gurgelndes Geräusch von sich und ließ ihn los. Ruki hatte ihn zweimal in der Brust getroffen. Bevor sein Partner nicht außer Reichweite war, würde er nicht auf den Kopf zielen. „Reita! Lauf!“, brüllte Ruki. So gut und schnell wie er konnte, krabbelte dieser von der lebenden Leiche weg. Er wusste, dass laufen nutzlos war, dafür war die Wunde am Knöchel zu stark. Außerdem war er zu sehr damit beschäftig sein Leben zu retten, als sich Gedanken darum zu machen, ob er dabei auch noch eine gute Figur abgab. Hastig griff er nach dem Skalpell, als er die Gelegenheit hatte. Man wusste ja nie… Er hörte zwei weitere Schüsse und drehte sich um. Dieses Mal hatte Ruki den Doktor zweimal im Kopf getroffen. Dieser klappte zuckend und röchelnd zusammen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der nun leblose Körper auf den kalten Fliesenboden auf. Dieses Mal lief kein Blut aus den Wunden. Schweratmend sackte Reita gegen die Wand und ließ das Skalpell fallen. „Immer in den Kopf… immer in den Kopf…“, murmelte Ruki, als er sah, dass er getroffen hatte und die Pistole langsam runter nahm. Durch den ganzen Krach und Rukis Eindringen aufgeschreckt, kam die Frau vom Empfang angelaufen. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, als sie sah was gesehen war. „Beruhigen sie sich! Rufen sie einen Arzt schnell! Mein Partner braucht dringend Hilfe!“, rief Ruki ihr zu. Für einen Augenblick sah sie ihn nur mit großen Augen an, dann wanderte ihr Blick kurz zu Reita. Das Blut an seinem Körper holte sie zurück in die Realität. Mit schnellen Schritten rannte sie zum Empfang zurück, um einen Arzt zu holen. Nachdem Ruki sich kurz davon überzeugt hatte, dass Morita dieses Mal wirklich tot war, eilte er zu Reita hinüber. Sein Partner war blass, Nase und Lippen waren Blut verschmiert. Auch sonst machte er einen eher bemitleidenswerten Eindruck. Sein Kittel und das Hemd, welches er drunter getragen hatte, waren an der Brust und am Arm zerfetzt. So gaben sie den Blick auf tiefe blutige Striemen frei. Zwischen Nacken und Schulter hatte er eine übel aussehende Bisswunde. Am schlimmsten sah jedoch sein Knöchel aus. Ruki konnte sehen, dass der Stoff der Socke blutgetränkt war. Besorgt sah er Reita an. Er betete dafür, dass sein Partner jetzt nicht auch den Zombievirus in sich trug. Andererseits war auch Dr. Ishizawa nicht mutiert, obwohl sie von einem getötet worden war. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass du da bist…“, seufzte Reita und lehnte sich gegen ihn. „Tut es sehr weh?“, wollte Ruki wissen. „Geht so. Als er zugebissen hat, war es schlimmer. Ich hoffe nur, ich habe das jetzt nicht auch. Egal, was ihn dazu gemacht hat…“, erwiderte er. „Wieso bist du…“ Ruki schluckte: „Ishizawa ist auch nichts passiert…“ Er schwieg für eine Weile. Dann fuhr er fort: „Mir ist in Takashimas Büro eingefallen, dass Morita sich anscheinend mit einer Spritze umgebracht hat. Schließlich waren die anderen Medikamente nicht geöffnet. Aber es gab keine Flüssigkeit für die Spritze. Also dachte ich, dass vielleicht jemand seine Finger im Spiel gehabt hat und sollte es sich bei diesem jemand um Minamoto handeln, dann hättest du in Gefahr sein können. Was du dann ja auch warst.“ „Ich liebe deine verqueren Gedankengänge.“, erwiderte Reita schlicht. Später lag Reita erschöpft auf dem Krankenhausbett. Er war für weitere Untersuchungen und Behandlungen eingeliefert worden. Trotz seiner Abneigung gegenüber Krankenhäusern war Ruki mitgekommen, da seine Sorge um seinen Partner zu groß gewesen war, als dass er ihn alleine gelassen hätte. Gerade betrat er das Krankenzimmer ein weiteres Mal, er war kurz auf dem Gang gewesen um etwas zu trinken zu holen. Er setzte sich auf seinen Stuhl, der neben dem Bett stand und reichte ihm den Pappbecher mit Tee. Reita war an eine Art Dialyse Gerät angeschlossen, dass sein Blut von eventuellen Giftstoffen durch die Zombiebisse filtern sollte. Da nicht genau klar war, ob er gefährdet war, hatten sie ihn sofort nach der Behandlung seiner Wunden daran angeschlossen. Der Prozess nahm einige Zeit in Anspruch, sodass sie schon ein paar Stunden hier saßen. „Der Arzt hat gesagt, dass er gleich vorbei kommt.“, meinte Ruki. „Gut, ich will eigentlich nur noch nach Hause.“, erwiderte dieser. Er nahm einen Schluck von seinem Tee. Die Flüssigkeit tat seinem Körper gut. „Ich hab Tohru angerufen, er würde uns abholen und zu dir fahren. Du kannst ja schlecht und ich darf nicht.“, erklärte Ruki. „Das ist nett von ihm.“, antwortete Reita. „Unsere Fälle scheinen immer damit zu enden, dass einer von uns im Krankenhaus liegt.“, seufzte er dann. „Sieht so aus. Langsam glaube ich, dass ich euch Unglück bringe. Du bist jetzt schon die dritte Person, die mir nahe steht und die im Krankenhaus liegt.“, grummelte sein Partner. „Du weißt genau wie ich, dass das Blödsinn ist. Und komm mir jetzt nicht mit, wenn du nicht versetzt worden wärst… in meiner alten Abteilung hätte mir auch leicht was passieren können.“, stellte Reita klar. Ruki grinste ihn schief an: „Wollte ich gar nicht sagen.“ Es klopfte an der Tür und der Arzt betrat das Zimmer. Er hatte Krücken dabei. „Wie fühlen sie sich, Suzuki-san?“, wollte er wissen und lehnte die Krücken neben das Bett an die Wand. „Ziemlich fertig.“, antwortete Reita. „Das glaube ich ihnen gerne. Wir werden jetzt gleich das Dialysegerät abschalten. Ihr Blut enthält keinerlei Fremdkörper mehr, sie können also ganz beruhigt sein. Die nächsten zwei Tage sollten sie zumindest im Bett verbringen und sich danach erstmal einer Woche lang keinen großen Anstrengungen aussetzen. Sie sollten nach den zwei Tagen allerdings wieder zur Untersuchung erscheinen, damit ich ihnen genaueres mitteilen kann. Ich habe ihnen Krücken mitgebracht, damit sie besser laufen können. Die Medikamente bekommen sie gleich noch von der Schwester.“, erklärte er. „Gut.“, meinte Reita nur. Doch Ruki sah den Arzt besorgt an: „Sind sie sicher, dass er keinen Virus in sich trägt?“ „Ja, das sind wir. Wir haben das Blut gleich am Anfang zur Schnellanalyse gegeben und dort schon keine Erreger gefunden. Durch die Blutwäsche konnten wir dann gewährleisten, dass Suzuki-san keine Sepsis, also eine Blutvergiftung, erleiden wird.“, führte er für ihn aus. Erleichtert nickte Ruki. Zwar war es mit seinem Vertrauen zu Ärzten nicht allzu weit her, aber letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig. Er beobachtete genau wie der Arzt sich an der Maschine zu schaffen machte und sie ausschaltete. Dann zog er vorsichtig die Nadel, die den Schlauch mit Reitas Körper verband, aus der Armbeuge und klebte ein Pflaster darauf. Es klopfte ein weiteres Mal an der Tür. Dieses Mal war es eine junge Schwester, die die angekündigten Medikamente brachte. „Du siehst furchtbar aus!“, stellte Tohru, als er die beiden abholte. Er war wirklich entsetzt als er Reita sah, so blass war er. Dann fiel sein Blick auf den dicken Klebeverband zwischen Nacken und Schulter. Auch Rukis immer noch besorgter Blick, der wachsam auf seinem Freund ruhte, half da nicht. „Bist du sicher, dass du aufstehen solltest?!“ „Danke, das wollte ich hören. Ich will nur noch in mein eigenes Bett und schlafen. Und falls ich doch zum Zombie werden würde, hab ich ja Ruki. Der weiß, wo er hin schießen muss.“, antwortete Reita mit einem gequälten Lächeln. „Sei froh, dass du die Wunden nicht ohne Verband gesehen hast.“, fügte Ruki hinzu. Er überging den Kommentar mit dem Zombie wohlweislich. Ob er seinen Partner tatsächlich erschießen konnte, darüber wollte er nicht einmal nachdenken. „Bin ich!“, erwiderte dieser. Er öffnete die Beifahrertür. Gemeinsam mit Ruki halfen sie dem Verletzten im Wagen. Der jüngere Agent nahm die Krücken und setzte sich nach hinten. Um seinem Partner die Anstrengung zu ersparen, beschrieb er Tohru den Weg. „Brauchst du noch was?“, wollte Ruki wissen, als Reita endlich in seinem Bett lag und er auf der Bettkante saß. Die Krücken lehnten an der Wand und auf dem Nachttisch lagen die Medikamente. Daneben stand ein Glas Wasser, da Reita noch welche von den Schmerztabletten hatte nehmen müssen. „Nein, danke. Außer dich neben mir.“, erwiderte dieser gähnend. „Lässt sich einrichten.“, lachte Ruki und ging um das Bett herum, um von der anderen Seite her unter die Decke zu schlüpfen. Es dauerte eine Weile, bis Reita eine Position gefunden hatte, in der er bequem an Ruki gekuschelt liegen konnte. Ohne die Schmerzmittel wäre es ihm wohl gar nicht möglich gewesen. Ruki küsste ihn sanft. Er würde morgen wieder ins Büro fahren müssen, um Erklärungen zu liefern, die er selbst nicht für alles hatte. In der Zeit würde Reitas Schwester nach ihm sehen. Ruki war sich nicht sicher, was ihn mehr gruselte: die Vorstellung dass er morgen ihre Ermittlungen rechtfertigen musste und die Scherben aufräumen musste oder dass er jemanden aus Reitas Familie kennenlernen würde. In all den Jahren hatte er bisher nur Watarus Eltern kennengelernt, was keine besonders tolle Erinnerung war. Genau genommen hatten diese sie praktisch in flagranti erwischt. Angesichts dieser Tatsache, war es dessen Mutter nicht mehr möglich darüber hinweg zu sehen, dass ihr Sohn sich nichts aus Frauen machte. So stellte sich, die ohnehin schon sehr sporadische Kommunikation zwischen ihnen beinahe komplett ein. „Ich hatte echt Angst um dich.“, gestand Ruki dann leise. Statt ihm zu antworten, küsste Reita ihn ein weiteres Mal. Er wusste, dass Ruki verstehen würde, auch ohne Worte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ • So, alle die den Arzt hassen… jetzt zufrieden? Jetzt hat er doch bekommen, was er verdient oder? Von Ruki über den Haufen geschossen… aber wenn er auch Reita angreift. • Der hat ja Glück gehabt, dass Ruki noch herausgefunden hat, was ihm komisch vorkam. • Ich quäl Reita grad irgendwie gerne… ich weiß auch nicht… erst in „Here with me“ und jetzt so (und in Fall 3 auch?!). • Die Autopsieszene hat mich echt Nerven gekostet… ich brauchte eine Erklärung wieso die Leiche sich bewegte, bzw musste herausfinden ob das generell geht. Ich hatte das mal in einem Roman gelesen, aber dann gab es eigentlich nichts darüber! Und was habe ich google mit Suchanfragen bombardiert… XD Argh! Aber ich hab dann doch noch was gefunden *g* Einfacher war es herauszufinden wie schnell Blut gerinnt. P.s: Schöne Grüße aus Japan! Ich melde mich die tage bei allen, denen ich es versprochen habe und antworte dann auch auf Kommis und so. geht grad nicht so gut, weil ich noch mein Stromproblem lösen muss und nicht mehr so viel Akku habe, aber so müsste ihr nicht mehr warten auf das neue Kapitel! 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