The G Files von Mrs_Miyawaki (Die unheimlichen Fälle des PSCs) ================================================================================ Kapitel 19: File 2: Insomnia part 10 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 10 Am nächsten Morgen betrat Ruki reichlich gerädert das PSC Hauptgebäude. Er hatte nicht einmal seine Kontaktlinsen drin, sondern trug seine Brille. In der Hand hatte er, wie so oft einen Pappbecher mit Kaffee. Nur dass das heute schon sein zweiter war. Er hatte schon zu Hause eine Kanne leer getrunken. Aber da ihn garantiert noch ein Donnerwetter von seinem Chef erwartete, war es besser, wenn er halbwegs ansprechbar war. Dieses Mal würde er keine Gnade wie beim letzten Mal erwarten können. Als er sein Büro betrat, wartete Reita schon auf ihn. Er zog überrascht die Augen hoch, als er Ruki mit Brille sah. Es war doch eher ungewöhnlich, dass dieser keine Kontaktlinsen trug. Ein wenig müde sah er ebenfalls aus. „Morgen, schlaflose Nacht gehabt?“, begrüßte er ihn. „Morgen, könnte man so sagen. Ich war bei Tohru. Und du hast gestern Spaß gehabt?“, wollte Ruki nun wissen. Er ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Ja, es war lustig wie immer.“, erwiderte Reita. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass sein Partner ihm nicht die ganze Wahrheit sagte. Er wusste nicht genau, wie er darauf kam, aber Rukis Blick hatte ein wenig hektisch gewirkt, als er ihm geantwortet hatte. Normalerweise war das nicht der Fall. Sonst sah Ruki ihn mit einem festen Blick an, egal, was los war und normalerweise verbrachten er und Tohru auch nicht viel Zeit zu zweit. Dass es daran lag, dass Wataru im Krankenhaus lag, glaubte er nicht wirklich. „Hat Takashima sich schon gemeldet?“, wollte Ruki wissen. Es würde ihn nicht wundern, wenn ihr Chef sich schon längst wegen der Sache mit Morita bei ihnen gemeldet hatte. Außerdem war er auch nicht ganz pünktlich gewesen. „Nein, hat er nicht. Du hast also noch Zeit, dich seelisch darauf vorzubereiten.“, antwortete Reita. „Was hat Tohru über Watarus Zustand erzählt?“ „Sein Zustand ist zum Glück stabil. Sie lassen ihn noch ein paar Tage zur Erholung und zur gänzlichen Stabilisierung im künstlichen Koma. Ab heute kann er ihn auch länger besuchen. Wenn Wataru wieder aufgewacht ist, können wir ihn alle besuchen.“, erklärte sein Partner sichtlich erleichtert. „Freut mich zu hören.“, meinte Reita lächelnd. Es war klar, dass auch er erleichtert war, die guten Nachrichten zu hören. „Wurde die Leiche von Dr. Ishizawa eigentlich schon abgeholt?“, wollte Ruki plötzlich wissen. „Sie wird morgen abgeholt. Wieso? Seit wann interessierst du dich für Leichen?“, erwiderte er. „Ich dachte, vielleicht hat die geheimnisvolle Substanz, die du auch in ihrem Blut gefunden hast, etwas mit ihrem Körper bewirkt…“, begann Ruki. „Ich meine, sie ist über die Bisswunden in ihren Körper gedrungen und wenn die Substanz etwas mit dem Täter angestellt hat, dann nicht auch vielleicht mit ihr? Kann irgendetwas übertragen worden sein?“ „Du spielst auf einen Zombievirus an? Soweit ich weiß, ist nichts mit ihrer Leiche geschehen. Aber wir können gerne nachsehen.“, schlug Reita vor. Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass sein Partner in dieser Hinsicht nicht so schnell locker lassen würde. „Okay.“, meinte er etwas zögerlich. Die Pathologie war ganz und gar nicht sein Lieblingsort und schon gar nicht nach seiner gestrigen Begegnung mit den Zombies. Außerdem dämmerte ihm langsam, dass es keine gute Idee gewesen war Reita nicht einzuweihen. Das Problem war, dass er jetzt schlecht mit den Erkenntnissen und Erlebnissen von gestern heraus rücken konnte, ohne dass er die Sache gestehen musste. Er hatte schließlich noch die seltsame Probe aus dem Labor, die Fotos und das Taschentuch mit den Blutresten des Mannes. Dummerweise fiel das alles nicht in sein Fachgebiet. Klar, er konnte die Probe heimlich ins Labor bringen, aber wie sollte er seinem Partner das Ergebnis erklären? Reitas stiller, forschender Blick, der die ganze Zeit auf ihm ruhte, machte die Sache einfach nicht besser. Verdammt, fluchte er in Gedanken, was war er auch so dämlich gewesen. Erst der Ausraster bei Morita und jetzt der Einbruch bei Minamoto. In letzter Zeit schien er einfach nicht er selbst zu sein. „Ist alles in Ordnung, Ruki?“, erkundigte sich Reita nun. Besorgt zog er die Augenbrauen nach oben. Dieser seufzte: „Wenn ich ehrlich bin… nein. Ich muss dir etwas sagen, aber reiß mir bitte nicht den Kopf dafür ab.“ Er holte einmal tief Luft und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Dann fuhr er fort: „Tohru und ich waren gestern im Laborkomplex von Minamoto.“ „Ihr seid dort eingebrochen?!“, unterbrach Reita ihn ungläubig. Sein Partner hob beschwichtigend die Hände, klang aber ein wenig kleinlaut: „Ich weiß, was du jetzt denkst. Erst der Ausbruch bei Morita und dann einen Einbruch…“ Der Blick, mit dem der Ältere ihn maß, war ein Mischung aus angepisst sein und Ungläubigkeit. Wenn Ruki ehrlich war, machte ihm dieser Blick Angst. Bisher hatte er Reita noch nicht von dieser Seite kennengelernt. „Irgendwie überrascht es mich nicht wirklich, dass ihr beiden dort eingestiegen seid, aber dir ist schon klar, dass du deinen Job aufs Spiel setzt?! Ich verstehe ja, dass du Minamoto dran kriegen willst, aber musst du dich dafür selber strafbar machen? Scheiße und hättest du mir nicht etwas sagen können?! Ich dachte, wir vertrauen uns!“, erwiderte er dann, sichtlich etwas ungehalten und verletzt. In diesem Moment kam sich Ruki ziemlich schäbig vor: „Ich vertraue dir, aber ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Es reicht, wenn ich mich strafbar mache. Du brauchst deinen Job nicht wegen mir aufs Spiel zu setzten. Ich weiß, dass es blöd war, aber wir haben interessante Dinge gefunden.“ Reitas Ausdruck wurde etwas sanfter. Er seufzte: „Erzähl.“ Ruki stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er machte Anstalten sich auf den Schoss seines Partner zu setzten, was dieser nach einem Moment zögern auch zuließ. Er strich Reita kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir haben eine chemische Substanz entdeckt, die keiner von uns kannte. Ich weiß ja nicht, ob dir MI 47 etwas sagt? Ich habe davon auch eine Probe. Und ich habe die Prototypen von Watarus Medikamenten. Mich würde brennend interessieren, ob sie identisch sind.“, begann Ruki. „Nein, das ist keine bekannte Substanz. Wir sollten sie ins Labor bringen, genau wie die Medikamente. Das dürfte ein interessanter Vergleich werden.“, meinte er. Langsam klang seine Stimme so ruhig wie immer. „Aber das war nicht alles…“, vermutete er dann. „Nein. Du wirst mich für verrückt halten, aber sie hatten dort Zombiemäuse. Die Mäuse waren so zerfallen, sie können nicht mehr gelebt haben und sie haben eine der gesunden total zerfleischt. Sie hatten Hunde, die mehr blutige Wunden hatten als Fell und uns durch das Labor gejagt haben. Die Sicherung der Käfige war ausgefallen, warum auch immer. Am schlimmsten wurde es aber, als wir die beiden Menschen gesehen haben. Die Frau muss von den Hunden gebissen worden sein und das nicht zu knapp. Mit so einer Wunde hätte sie nicht mehr leben dürfen und auch sie war total verwest. Der Mann hingegen war auch so verletzt, dass er nicht mehr leben konnte, aber die Verwesung war noch nicht so weit fortgeschritten.“, erklärte er. Man konnte tatsächlich einen Hauch von Entsetzen in seiner Stimme ablesen. „Sie haben euch gejagt?“, harkte Reita nach. Nun klang er ungläubig. „Ja, erst die Hunde und dann die beiden Zombies. Sie hätten Tohru und mich fast gebissen, na eher zerfleischt.“, antwortete Ruki. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt mir das zu glauben, aber wir haben Fotos.“ „Willst du mir die nicht zeigen?“, fragte er. Zu seiner eigenen Verwunderung oder vielmehr auch zu seinem eigenen Ärgernis, stellte er fest, dass er Ruki nicht wirklich böse sein konnte. Dabei hatte es ihn schon zugesetzt, dass dieser ihn nicht eingeweiht hatte. Trotzdem konnte er dessen leicht verquere Logik nachvollziehen, wieso er es getan hatte. Sein Partner nickte und ging wieder zu seinem Schreibtischstuhl. Er fuhr seinen Laptop hoch und suchte dann die entsprechende Dateien. „Und du fragst deshalb nach Dr. Ishizawa, da die beiden angefallen worden sind und dabei eventuell etwas übertragen wurde, was sie zu Zombies gemacht hat?“, mutmaßte Reita währenddessen, als er ebenfalls um den Schreibtisch herum kam. „Korrekt.“, erwiderte Ruki grinsend. In Wirklichkeit fiel ihm jedoch ein Stein vom Herzen, dass die Sache zwischen ihnen so glimpflich ausgegangen war. „Generell kann durch einen Biss eine Krankheit übertragen werden, allerdings kann ich dir in diesem Fall nichts dazu sagen, da mir zu viele Informationen fehlen. Es kommt darauf an, wie der Erreger übertragen wird und wie stark er ist. Außerdem weiß ich nicht, wie lange die Infektion deiner beiden Zombies zurückliegt, das erschwert einen Vergleich mit Dr. Ishizawa. Vielleicht handelt es sich auch um zwei unterschiedliche Versionen des Mittels?“, überlegte Reita. „Aber wenn wir die Probe gleich ins Labor bringen, sollten wir einfach in der Pathologie vorbeisehen. Ich hätte dich auch gerne dabei, da, gesetzt dem unwahrscheinlichen Fall, dass sie aufersteht, du ihr den Kopfschuss verpassen kannst.“ Damit grinste er seinen Partner an. „Wird langsam Routine.“, gab dieser zurück. „Wie meinst du das?“, erkundigte Reita sich. Doch dann hob er abwehrend die Hand: „Schon okay, irgendetwas sagt mir, dass ich das besser nicht wissen sollte.“ Eigentlich war ihm klar, wie es gemeint war. „Also hier sind die Fotos.“, meinte Ruki und überging den Kommentar. Die ersten Fotos zeigten die Mäuse und wie sich die Zombie Mäuse über die gesunde hermachten. Dann konnte man den toten Mann sehen und schließlich eine Großaufnahme seiner Wunde. „Von den Hunden und der Frau konnten wir leider keine Fotos machen.“ „Die hier reichen auch. Eines kann ich dir mit Sicherheit sagen, mit einer solche Wunde kann er definitiv nicht mehr gelebt haben.“, stellte Reita fest. „Und so wie die aussieht, hat ihm jemand mit sehr viel Gewalt die Zähne in die Haut geschlagen. Von dem, was man an den Rändern erkennen kann, würde ich bezweifeln, dass es ein Tier war.“ Er musste nicht weitersprechen, sie wussten beide, was das bedeutete. Es sprach für Rukis Theorie, dass hier ein Virus übertragen worden war. „Na, dann lass uns doch mal nach der Leiche schauen.“, sagte Ruki schließlich. „Ruki?“, meldete Reita sich noch einmal zu Wort, bevor er ihm folgte. Dieser drehte sich um und sah sie fragend an. „Tu mir einen Gefallen, ja? Unternimm so etwas bitte nicht noch mal ohne mir bescheid zu sagen.“, meinte er dann. Ruki schluckte merklich, doch dann nickte er: „Versprochen.“ Nachdem sie die Probe der Substanz, die Medikamenten Prototypen und das Taschentuch mit den Blutflecken im Labor abgegeben hatten, machten sie sich auf den Weg in die Pathologie. Ruki war froh, dass ihr Besuch nicht lange dauern würde. Sie mussten einfach nur kurz nachgucken und konnten dann wieder gehen. Reita reichte ihm einen Kittel zum Überziehen. Bevor sie in den Raum gingen, in dem die Leichen aufbewahrt wurden, zog er sich ebenfalls einen Kittel über. Dann führte er Ruki zu den großen Metallfächern. Mit geübtem Blick hatte er das Fach ausgemacht, indem Dr. Ishizawa lag. Ruki fröstelte ein wenig. Hier herrschte der Tod noch viel grausamer als in einem Krankenhaus. Reita warf ihm einen auffordernden Blick zu. Ruki verstand und zückte seine Dienstwaffe. Das Klicken der Sicherung hallte durch den Raum. Dann zog Reita das Fach auf. Eigentlich hatten beide schon damit gerechnet, dass ihnen der Geruch von Verwesung unerbittlich entgegen kommen würde und sich die Doktorin stöhnend auf sie stürzen würde, doch nichts dergleichen geschah. „Sie ist jedenfalls kein Zombie.“, stellte Reita fest. Sein Partner sicherte seine Waffe wieder und kam näher zu ihm hin. Kritisch sah er auf die Leiche: „Mein Bedarf an Zombies, dich mich zerfleischen wollen, ist auch eindeutig gedeckt.“ Kaum hatten sie die Cafeteria des PSC verlassen, indem sie ihre heutige Mittagspause verbrachten, klingelte Rukis Handy. Nachdem Besuch in der Pathologie waren sie etwas essen gegangen. Ruki war die ganze Zeit ein wenig nervös gewesen, da sich ihr Chef immer noch nicht wegen der Sache mit Morita gemeldet hatte. Er nahm das Gespräch an. „Hi Tohru, was gibt’s?“, wollte er wissen. „Hi, ich nehme nicht an, dass ihr beiden schon die Nachrichten gesehen habt?“, erwiderte Tohru. „Nein, warum?“, fragte Ruki weiter. „Dann solltet ihr einfach mal den Fernseher einschalten. Es läuft auf allen Sendern! Bei Minamoto ist die Hölle los.“, kam die knappe Antwort. „Klingt interessant. Ich nehme nicht an, dass du mir nähere Infos geben wirst.“, meinte er. „Richtig, das solltet ihr euch selber ansehen. Weiß Reita inzwischen eigentlich bescheid?“, wollte Tohru wissen. „Ja, weiß er, aber es ist in Ordnung. Dann werden wir wohl gleich mal Nachrichten gucken. Du bist gleich im Krankenhaus?“, erkundigte Ruki sich. „Bin ich. Ich kann ihn ja schlecht alleine lassen. Wir hören uns.“, verabschiedete Tohru sich. „Bis dann.“, verabschiedete sich Ruki nun auch. Dann wandte er sich an Reita: „Tohru empfiehlt uns die Nachrichten zu gucken. Es geht um Minamoto.“ „Na, dann ab ins Büro.“, meinte dieser nur. Aber man konnte ihm ansehen, dass er neugierig war, was geschehen war. Mit schnellen Schritten waren die beiden in Reitas Büro angekommen. In Rukis gab es keinen Fernseher, sodass sie auf eine seltene Stippvisite in dem seines Partners vorbeisahen. Reitas Büro war um einiges ordentlicher und auch an den Wänden nicht mit Zeitungsartikeln zugehängt. Während Ruki sich auf einen der beiden Stühle fallen ließ, schaltete Reita den Fernseher ein. Er musste gar nicht umschalten, schon auf dem ersten Sender lief eine Sondermeldung über Minamoto. Es war der Laborkomplex zu sehen, in den die beiden gestern eingebrochen waren. Besser gesagt, war von dem Laborkomplex nicht mehr viel zu erkennen. In den dicken Rauchschwaden, konnte man sehen, dass das Gebäude brannte. Obwohl die Feuerwehrleute das Feuer unter Kontrolle zu bekommen versuchten, war deutlich, dass sie damit keinen Erfolg haben würden. Dann kam eine Reporterin ins Bild: „Die genauen Gründe für diesen schrecklichen Brand im Laborkomplex des großen Pharmazeutikunternehmens Minamoto sind bisher unbekannt. Auch Brandstiftung ist noch nicht auszuschließen. Wir sprachen eben mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr, der uns mitteilte, dass das Gebäude wohl nicht mehr zu retten sei. Für die zahlreichen Labortiere gibt es wohl auch keine Hoffnung mehr.“ Sie sahen sich nur ungläubig an. „Sie vernichten die Beweise…“, murmelte Ruki fassungslos. Andererseits was hatte er erwartet? Dass das Unternehmen ihren Einbruch einfach so hinnahm? Mit den beiden Zombieleichen hatten sie Spuren hinterlassen… „So schwer es mit immer noch fällt zu glauben, dass sie dort Zombies züchten, aber das kann kein Zufall mehr sein. Minamoto hat auf jeden Fall etwas zu verbergen und die Spuren davon beseitigen sie gerade.“, meinte Reita. Er sah wie Ruki förmlich in sich zusammen sackte: „Ein weiteres Mal werde ich nichts beweisen können. Erst versau ich das bei Morita und jetzt das hier!“ Am liebsten hätte er vor lauter Wut irgendetwas umgeschmissen oder zerdeppert, aber da er sich in Reitas Büro befand, konnte er das schlecht tun. Also sackte er frustriert in sich zusammen. Wo sollte er auch sonst mit seiner Wut hin? „Und dann sagt Takashima gleich Bescheid und ich bin meinen Job los… Fuck!“ „Ruki, reiß dich zusammen!“, erklärte Reita ernst und sah ihn durchdringend an. „Minamoto hätte die Spuren garantiert auch so verwischt. Überleg doch mal! Wenn dort zwei Wissenschaftler verletzt worden sind, ist etwas schief gegangen. Vor allem, wenn einer davon in seinem Büro gesessen hat und sich dort verwandelt hat. Das war nicht geplant! Wenn du ihn nicht umgelegt hättest, hätte er andere Mitarbeiter angegriffen…“ „Aber wenn wir keine Spuren hinterlassen hätten…“, begann er. „Dann wäre der Zombie im Büro vielleicht Amok gelaufen und hätte den Virus weiter übertragen.“, sagte Reita ungerührt. Er stand auf und ging zu seinem Partner hin. Er ging leicht in die Knie und umfasste dessen Kinn. So zog er Rukis Gesicht sanft nach oben. Er konnte förmlich sehen, wie es ihn seinem Partner arbeitete: „Komm schon. Das ist doch nicht deine Art aufzugeben. Und ich habe Inoues Angebot, sich für meine Versetzung stark zu machen, nicht ohne Grund ausgeschlagen.“ Tohru saß erneut an Watarus Bett. Der Arzt war eben da gewesen und hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie inzwischen mit Sicherheit sagen konnten, dass sein Zustand stabil war. Durch die Operation und den Zusammenbruch vorher war Wataru zwar noch so geschwächt, dass er sich im künstlichen Koma noch weiter erholen musste. Doch alleine die Aussicht, dass Wataru in einem näher definierten Zeitraum wieder bei Bewusstsein sein würde, stimmte Tohru fröhlich. Er konnte es kaum noch erwarten sich wieder mit seinem Freund unterhalten zu können. Es würde ein gutes Gefühl sein, ihn nicht mehr so hilflos zu sehen. Was ihn allerdings dann doch ein wenig beunruhigt hatte war, dass der Arzt meinte, dass sie eventuelle Nebenwirkungen des Zusammenbruchs und des Komas noch nicht vorhersehen konnten. Die Wahrscheinlichkeit war wohl nicht hoch, aber sie bestand. Wie auch die Male zuvor begann er einfach zu reden, um seine Unsicherheit zu überspielen. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, wenn du wieder wach bist. Reita meinte, dass du die furchtbare Umgebung hier gar nicht wahrnimmst. Sei froh, es ist wirklich schrecklich. Langsam versteh ich Ruki und seine Abneigung gegen Krankenhäuser. Hier muss man ja wahnsinnig werden. Oh und du kannst dir nicht vorstellen, was bei Minamoto los ist! Das ganze Labor brennt und es bleibt wohl nichts übrig. Vielleicht ist es besser so, auch wenn wir ihnen wohl schon wieder nichts beweisen können, aber wenn ich daran denke, was wir dort unten gefunden haben. Es waren wirklich Zombies! Ich weiß, du wärst sauer auf uns, weil wir dort einfach reinmarschiert sind, aber wir wollten sie dran kriegen. Schließlich sind sie wohl nicht ganz unschuldig daran, dass du hier liegst. Passiert ist uns ja nichts. Na ja anscheinend hat sich die Führung von Minamoto jedenfalls dazu entschlossen, das Labor zu opfern.“ „Du hast ja Recht.“, seufzte Ruki und kaute auf seiner Unterlippe herum. „Ich mach mir erstmal einen Kaffee und rauche eine, dann können wir weitersehen.“ „So gefällst du mir schon besser.“, meinte Reita grinsend und küsste ihn. Gerade als Ruki das Büro verlassen wollte, klingelte das Telefon. Reita nahm den Hörer ab. Schon wieder etwas niedergeschlagener formte Rukis Mund das Wort Takashima, doch sein Partner schüttelte den Kopf. Ihr Chef war also nicht am anderen Ende der Leitung. Wer mochte es dann sein? Das Gespräch dauerte nicht lange. Er konnte an Reitas Gesichtsausdruck sehen, dass dieser überrascht darüber war. „Das war die Sprechstundenhilfe von Morita. Sie sagte, dass er uns sehen will und zwar so schnell wie möglich.“, erklärte er dann. „Sie hat nicht gesagt, wieso, nehme ich an?“, erwiderte Ruki. Als sein Partner den Kopf schüttelte, meinte er nur: „Ich bin gespannt, was er von uns will.“ Die ganze Autofahrt über war Ruki ziemlich hibbelig. Es fiel ihm merklich schwer, still zu sitzen und Reita einfach fahren zu lassen. Zuerst trommelten seine Finger auf seinem Oberschenkel herum, dann, als er merkte, dass er kurz davor war Reita in den Wahnsinn zu treiben, kaute er nur noch auf seiner Unterlippe herum. Nicht dass seine Anspannung dadurch nachließ. Aber irgendetwas musste er tun. Sie erreichten die Praxis in etwa so schnell wie das letzte Mal. Als sie die Praxis betraten, stellten beide verwundert fest, dass es keine Patienten zu sehen waren. Die Räume waren bis auf die Sprechstundenhilfe komplett leer. Diese begrüßte sie freundlich, wirkte aber etwas durcheinander. „Guten Tag! Ich soll sie gleich in das Zimmer von Dr. Morita schicken.“, meinte sie. „Guten Tag. Sind sie heute ganz alleine hier?“, wollte Reita wissen. Ruki begrüßte sie ebenfalls. „Ja, Dr. Morita hat mir vor einer Stunde aufgetragen, alle Patienten nach Hause zu schicken und dann sollte ich sie hierher bestellen.“, erklärte sie. Ihrem Blick nach zu urteilen, wusste sie selber nicht, welcher Sinn hinter den Anweisungen steckte. „Vielen Dank. Das Büro war dort drüben?“, fragte Reita und zeigte auf die Tür, in der sie das letzte Mal verschwunden waren. „Genau, gehen sie einfach dort hinein. Der Dr. erwartet sie.“, erwiderte die Sprechstundenhilfe freundlich. Sie nickten und machten sich auf den Weg zu dem Büro des Arztes. Als sie die Tür öffneten, sahen sie den Schreibtischstuhl, der ihnen mit der Lehne zugewandt war. Ruki dachte sofort an die Nacht davor im Labor. Er hoffte inständig, dass sich hier nicht auch ein Zombie in dem Sessel verbarg. Vorsichtshalber tastete er nach seiner Pistole, damit er im Notfall so schnell wie möglich reagieren konnte. Er war froh, dass es Reita entging. Auf dem Schreibtisch lagen verschiedenen Medikamenten Packungen, eine Spritze und ein Zettel, wie er kurz registrierte. „Dr. Morita?“, fragte Reita. Doch sie erhielten keine Antwort. Er ging um den Schreibtisch herum und erstarrte. Sein Partner war ihm schnell gefolgt. Schließlich wollte er nicht, dass Reita von einem Zombie angegriffen werden würde. Auch Ruki erstarrte, als er den Arzt leblos in seinem Sessel sitzen sah. Sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr auf und ab, um zu atmen. Dr. Morita war tot. „Scheiße!“, sagten beide wie aus einem Mund und sahen sich an. „Wieso ist er tot?!“, wollte Ruki entsetzt wissen und piekte den toten Mann mit dem Zeigefinger am Arm. Die andere Hand hatte er immer noch an seinem Pistolenhalfter. Man wusste ja nie. „Ich hab keine Ahnung, wieso er tot ist!“, gab Reita zurück. Er musterte die Leiche. Ihm fiel auf, dass der linke Ärmel ein wenig nach oben geschoben war. Zielstrebig griff er nach Moritas Arm und untersuchte ihn genauer. „Er hat sich etwas gespritzt.“ „Feigling.“, fügte Ruki trocken hinzu. Er zog den Ärmel seines Blazers über die Hand, sodass er nach dem Zettel greifen konnte ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. „Ich möchte mich hiermit entschuldigen, für das was ich meinen Patienten angetan habe. Ich habe sie, was unentschuldbar ist, als Versuchskaninchen für die Prototypmedikamente von Minamoto benutzt. Der Konzern wusste nichts davon. Ich habe sie, Special Agent Matsumoto und ihren Kollegen, hierher bestellt, da ihr Freund eines meiner letzten Opfer war. Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen. Sie hatten Recht mit ihren Anschuldigungen. Ich bin ein Feigling, deshalb entziehe ich mich den Konsequenzen. Gezeichnet Morita.“, las er vor. Reita zog skeptisch eine Augenbraue nach oben: „So so…“ „Das ist doch abgekartet. Minamoto hat doch hier auch seine Finger drin!“, murmelte Ruki. Er legte den Zettel zurück und beobachtete die Leiche. Vielleicht war es Paranoia, aber er suchte nach einem Zeichen, dass Morita Fäulnisspuren ansetzte. „Höchstwahrscheinlich. Aber so wie es aussieht, kriegt Morita die Schuld und Minamoto ist aus dem Schneider.“, erwiderte sein Partner. „Wir müssen bescheid sagen, dass er tot ist. Vielleicht kann ich die Leiche ja noch untersuchen und etwas entdecken.“ Er zog ebenfalls seinen Ärmel über die Hand und untersuchte die Medikamente. „Es sind jedenfalls keine Medikamente von Minamoto.“ „Oho, wir sind zu gut, um uns damit umzubringen, was?!“, meinte Ruki und verdrehte die Augen. Manchmal hasste er seinen Job wirklich. Nachdem sie der Sprechstundenhilfe bescheid gesagt hatten, informierten sie die normale Polizei und ihren Abteilungsleiter. Später war die Spurensicherung dabei den Tatort zu sichern. Sie würden nachher dafür sorgen, dass die Leiche der Pathologie des PSCs überstellte werden würde. Mit den Polizeibeamten hatten sie sich darauf geeinigt, dass Reita hier, in seiner Funktion als Arzt, einen vorläufigen Totenschein ausstellen würde und die Leiche in der Pathologie komplett untersuchen würde. Dann würde er den richtigen Totenschein ausstellen und überprüfen können, ob es sich wirklich um Selbstmord handelte. Als nun alles soweit geregelt war, machten die beiden sich wieder zurück auf den Weg ins PSC Hauptquartier. „Mir geht das heute eindeutig zu schnell. Erst fliegt das Labor in die Luft und dann bringt Morita sich selbst um?!“, meinte Ruki, während Reita den Wagen vom Parkplatz steuerte. „Es ist ein zu großer Zufall. Ich denke, Minamoto hat festgestellt, dass jemand bei ihnen eingebrochen ist und brisantes entdeckt hat. Also haben sie die Beweise vernichtet und ihre Verbindung zu Morita abgebrochen.“, antwortete sein Partner. „Sieht so aus.“, grummelte er. „Die ganze Welt ist doch voller Schweine.“ „Oh, wir haben heute aber ein negatives Menschenbild. Kann ich dein Vertrauen in die Menschheit irgendwie wieder herstellen?“, wollte Reita wissen. „Mhm ja, ich wüsste da schon was. Wenn du heute Abend nichts vor hast, würde ich gerne unsere intime Zusammenkunft vom letzten Mal wiederholen.“, erwiderte Ruki seelenruhig. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, als sein Partner ihm einen kurzen Blick zuwarf. „Wenn dein Vertrauen so einfach mit Sex wieder herzustellen ist… ich glaube das lässt sich einrichten.“, lachte dieser. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Vorweg vielen Dank für die Kommentare und die Favos! Ich glaub es sind zwei Leute dazu gekommen, bei denen ich mich leider auch noch nicht persönlich bedankt habe. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich es hiermit mache. Ich habe zurzeit nämlich viel um die Ohren, da ich überraschend nächste Woche nach Japan fliege für Sprachkurs (Kenntnisse festigen) und Praktikum. Das ist grad Stress pur...ich mein ich freu mich, aber ich hab auch ein wenig Angst! Aber dazu gibt’s dann mehr in meinem livejournal! Deshalb kann ich leider auch noch nicht garantieren, dass ich wie gewohnt nächsten Samstag wieder hochladen kann, aber ich gebe mein Bestes! Sodele, meine Anmerkungen für dieses Kapitel, tädääää~ : * kann man eine Koffeinvergiftung bekommen?! Ruki wäre in dieser FF bestimmt ein Kandidat dafür… aber yay für Ruki mit Brille! Ich find ihn so sexy damit *_* * So jetzt weiß Reita bescheid… aber er hat es relativ gut aufgenommen, auch wenn es ihn verletzt hat. Gut, dass er Ruki so gut versteht und seine verquere Logik nachvollziehen kann... und Rukis verquere Logik ist bestimmt noch mal nützlich... * Minamoto verwischt die Spuren… evilich! * Morita zieht sich aus der Affaire… er ist ein Arsch und ein Feigling! Auf jeden Fall! Ich glaube er ist zurzeit der unbeliebteste Charakter in diesem Fall. (muhahaha ich hoffe im nächsten kann ich das toppen!) * Ich freu mich genau wie Tohru, wenn er wieder mit Wataru reden kann! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)