The G Files von Mrs_Miyawaki (Die unheimlichen Fälle des PSCs) ================================================================================ Kapitel 17: File 2: Insomnia part 9 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 9 Es war späte Nacht als Tohru seinen Wagen in einer Seitenstraße in der Nähe des Minamoto Laborkomplexes parkte. Er hatte Ruki auf dem Weg hierher mitgenommen, da dieser ja immer noch nicht fahren durfte. Da er Reita nichts von ihrer Aktion erzählt hatte, hatte er sich auch nicht wie sonst, von ihm fahren lassen können und mit der Bahn war der Laborkomplex nicht sehr gut zu erreichen. Aber wer würde schon ein Labor, in dem man biologische Experimente durchführte, mitten in die Stadt setzen? „Wir gehen jetzt zum Labor.“, sagte Tohru über Funk zu Tomoyuki. Dieser saß in der Redaktion und hatte einen Teil der Sicherheitssysteme von Minamoto auf dem Schirm. So würde er eingreifen können, wenn sie nur mit den gefälschten Chipkartenausweisen nicht weiter kamen. Da sie schon einmal in das Labor eingebrochen waren, war es nicht schwer für ihn gewesen die Ausweise zu erneuern. „Okay. Meldet euch, wenn ihr am Tor seid. Und beeilte euch, der Empfang ist nur noch für 15 Minuten unbesetzt.“, erwiderte er. „Klar.“, meinte Tohru und unterbrach die Verbindung für das erste. Dann wandte er sich an Ruki: „Los geht’s. Wir müssen uns beeilen.“ Dieser nickte und beiden stiegen aus dem Auto aus. Tohru schloss den Wagen per Knopfdruck ab. Mit schnellen Schritten ließen sie die Seitenstraße hinter sich und machten sich auf den Weg zum Laboreingang. Es dauerte nicht lange, da standen sie vor dem großen eisernen Tor. „Tomoyuki? Wir sind da.“, meldete Tohru sich wieder über Funk. „Ich höre dich. Moment, ich hab das Tor gleich auf.“, erklang die Antwort. Tohru hörte entfernt das Klimpern von einer Computertastatur, dann öffnete sich das Tor, allerdings nur so weit, dass die beiden hindurch schlüpfen konnten. „Schnell, wir haben noch 7 Minuten um uns vor dem Eingang zu verstecken, dann kommen die beiden Wachmänner wieder raus.“, meinte Tohru zu Ruki. Beide hasteten durch das Tor und der junge Hacker gab über Funk bekannt, dass sie drin waren. „Ab in die Büsche, würde ich sagen.“, schlug Ruki als Versteck vor. Zum Glück gab es einiges an Pflanzen auf dem Gelände, man musste ja wenigstens nach Außen hin den sauberen Schein wahren. Neben dem Eingang befanden sich große Büsche, in die die beiden sich gerade quetschten. „Zum Glück kann ich privat ohne Anzug herumlaufen. Der wäre schon längst kaputt.“, stellte Ruki fest. Er hatte seinen Anzug gegen legere, strapazierbarere Kleidung getauscht. An der Hose hatte er eine Tasche befestigt, in der er allerlei nützliche Dinge hatte, wie zum Beispiel eine Taschenlampe. „Das muss ganz schön ins Geld gehen, wenn deine Anzüge ständig bei euren Ermittlungen kaputt gehen.“, grinste Tohru. „Ja, aber dafür reicht mein Gehalt grad noch.“, gab er zurück. Tohru verkniff sich eine Antwort, da sie hörten, wie jemand die Gebäudetür öffnete. Sie hörten wie die beiden diensthabenden Wachmänner durch die schwere Tür traten und zu ihrem Häuschen zurückkehrten. Nachdem sich die Tür des Häuschens geräuschvoll geschlossen hatte, wartete Tohru einen Augenblick, dann funkte er Tomoyuki dreimal kurz hintereinander an, ohne etwas zu sagen. Das war das Zeichen, dass dieser das Bild, das die Kamera, die den Eingang überwachte überbrücken musste, damit niemand sehen konnte, wie sie in das Gebäude eindrangen. Nach einer Weile bekam er dasselbe Signal zurück. Es schien alles glatt gelaufen zu sein. Sie kletterten aus dem Gebüsch heraus und schlichen vor die Eingangstür des großen, nur spärlich beleuchteten Labors. Tohru zog zwei Chipkartenausweise aus seiner Tasche. Einen reichte er Ruki, den anderen zog er selber durch den dafür vorgesehenen Schlitz im Lesegerät zur ihrer Linken. Für einen kurzen Moment, der beiden beinahe eine halbe Ewigkeit zu dauern schien, geschah nichts. Doch dann leuchtete das Lämpchen, das ihnen signalisierte, dass sie gleich Zugang erhalten würden. Tohru zog prüfend an der Tür, die sich tatsächlich öffnen ließ. Auch Ruki zog seinen Ausweis durch den Schlitz. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, sollte man sie drinnen erwischen, konnten sie wenigstens noch versuchen sich als neue Mitarbeiter heraus zu reden. Allerdings mussten sie sich als solche aus ausweisen können und eingecheckt haben. Mit einem Programm würde Tomoyuki ihre Eincheckzeit verändern können. Das Lämpchen wechselte erneut die Farbe und sie schlüpften beide durch die Tür. „Für einen Konzern, der etwas zu verbergen hat, sind das ziemlich lächerliche Sicherheitsmaßnahmen.“, stellte Ruki im Flüsterton fest. Er suchte in seiner Tasche nach der Taschenlampe, die auch zu seiner PSC Ausrüstung gehörte. Für den Notfall war er sogar bewaffnet. „Tja, wenn man solche Freunde wie uns hat, dann schon.“, grinste Tohru. „Wenn wir hier nicht schon mal drinnen gewesen wären, dann wäre es nicht so schnell gegangen. Aber ich denke, wenn man irgendwo rein will, dann schafft man es auch.“ Das letztere war schon immer irgendwie seine Hackerphilosophie gewesen. Bisher hatte er damit auch immer Erfolg gehabt. Immerhin hatte er es sogar geschafft Watarus Computer zu hacken und dazu gehörte eine Menge. Sie bewegten sich im Dunklen ein wenig vom Eingang weg, dann ließ Ruki das Licht der kleinen Taschenlampe aufblitzen. „Links geht es zu der Treppe, die nach unten führt. Dort wo ihr damals die Fotos von den Tierversuchen geschossen habt, richtig?“, wollte Ruki wissen. Als er ihn abgeholt hatte, hatte Tohru ihm im Auto den Lageplan des Laborkomplexes gezeigt. Da dieser ihn nur ein paar Minuten studiert hatte, erstaunte es ihn doch, dass er sich so gut daran erinnern konnte. „Ja, genau.“, antwortete er. „Ein paar Blutproben könnten interessant sein, oder was meinst du?“, grinste Ruki ihn an. Trotz des spärlichen Lichtes, welches die Taschenlampe warf, konnte Tohru die leichte Verschlagenheit darin erkennen. „Ich denke schon.“, erwiderte er mit demselben Grinsen. „Zum Glück sieht das hier nicht aus wie der Hive.“ Sein Begleiter gab ein kurzes unterdrücktes Lachen von sich. Dann machten sie sich schweigend auf den Weg. Der schmale Gang führte sie zu einer Treppe, die weiter in das Labor hinein führte. Auf der Etage, in der sie sich noch befanden, waren hauptsächlich Büros untergebracht. Alle Laboranlagen befanden sich unter der Erde. Ihre Schritte halten laut in dem Gebäude wider, jedenfalls kam es ihnen beiden so vor. In Realität war es wahrscheinlich nicht annähernd so laut. Die Treppe hatten sie schnell hinter sich gelassen. Bevor sie jedoch in den Laborflur treten konnten, mussten sie noch einmal die Chipkarte durch das Kartenlesegerät ziehen. Erst dann konnten sie die Tür öffnen. Nachdem sie eingetreten waren, schwenkte Ruki die Taschenlampe einmal durch den endlos erscheinenden Flur, damit sie sich einen kleinen Überblick machen konnten. „Ich glaube, die Tierversuchslabore sind weiter hinten. Hier vorne müssten die Chemikalienlager und so etwas sein.“, meinte Tohru. „Meinst du, sie haben dort etwas Interessantes? Vielleicht noch Medikamente?“ „Nichts wie rein da! Wenn wir nicht nachsehen, werden wir es nicht erfahren.“, kommentierte Ruki. Beiden war klar, dass es in diesem Fall einfacher gewesen wäre, wenn auch Reita hier gewesen wäre. Doch keiner sprach es aus. Stattdessen war Ruki schon an der Tür und öffnete sie. Mit resoluten Schritten war er im Raum verschwunden und Tohru blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen, schließlich hatte er die Taschenlampe. Bevor er jedoch auch eintrat, hörte er noch ein wütendes Bellen vom Ende des Ganges. Anscheinend hielten sie hier inzwischen auch Hunde. Zum ersten Mal war er froh, dass Wataru nicht hier war. Dieser wäre sicherlich ausgerastet. „Und?“, wollte Tohru dann wissen, als er hinter ihn trat. Der Raum war voll mit Regalen, in denen verschiedene Medikamentenschachteln lagen. Auf den Packungen in einem Regal stand jeweils der Hinweis Prototyp. Außerdem befanden sich einige Glasschränke mit verschiedenen Flaschen mit Chemikalien. „Na ja, ich hab meinen Abschluss nicht in Chemie gemacht…“, murmelte dieser. Mit angestrengtem Blick scannte er die Regale. Dann zog er zwei Packungen aus dem Prototypregal. „Die hier hat Wataru bekommen. Unser Labor kann die beiden Medikamente miteinander vergleichen. Dann lässt sich beweisen, ob er gepanschtes Zeug bekommen hat.“ „Passt es in deine Tasche?“, fragte Tohru. „Ja.“, antwortete Ruki schlicht und ließ die beiden Packungen in seiner Tasche verschwinden. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Tohru, dass sie weiter gehen sollten. Schnell waren sie aus dem Raum heraus und schlüpften in den nächsten hinein. Hier befanden sich nur weitere Glasschränke mit Chemikalien. Obwohl Ruki ahnte, dass es sie nicht weiter bringen würde, durchsuchte er auch diese Schränke nach irgendetwas was ihm verdächtig erschien. Auf den meisten waren nur die chemischen Formeln abgedruckt. Unter den einfachen konnte er sich sogar noch etwas vorstellen, auch wenn er im Chemieunterricht nie besonders aufgepasst hatte. „Was ist damit?“, meinte Tohru und zeigte mit dem Finger auf ein kleines Fläschen, auf dem das Kürzel „MI 47“ stand. „Ich wüsste nicht was das sein sollte.“ „Ich auch nicht. Wir sollten das mitnehmen.“, erwiderte Ruki. Er öffnete den Schrank und holte das Fläschen heraus. Tohru zog aus seiner Tasche, die er, genau wie sein Freund, an der Hose befestigt hatte, einen dünnen gepolsterten Metalzylinder. Dort verstauten sie das kleine Fläschen drin. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, da sie nicht wussten wie gefährlich der Stoff darin war. Doch so sollte es ausreichend geschützt sein. „Man könnte meinen, wir tun so was häufiger.“, stellte Ruki grinsend fest. „Ach komm, du steigst auch nicht zum ersten Mal irgendwo ein.“, kam die prompte Antwort seines jüngeren Freundes. Dieser zuckte mit den Schultern: „Wir sollten weiter.“ Sie verließen den Raum. Ihr nächstes Ziel war der Raum nebenan, in den sie aber nur kurz hereinsahen, da auch dort nur Chemikalien standen. Im nächsten Raum befanden sich mehrere kleine Käfige, in denen sich weiße Labormäuse befanden. Im ersten Käfig wuselten drei Mäuse munter umher. Sie sahen sehr gesund aus. Ganz im Gegensatz zu denen zwei Käfige weiter. Dort lag eine Maus in der Ecke und sah aus, als wenn sie verwesen würde. Dabei hob und senkte sich ihr Brustkorb noch wahrnehmbar. Die anderen beiden Mäuse in dem Käfig sahen aus, als wenn sie seit mehreren Monaten tot wären. Teilweise war die Haut soweit verfault, dass man schon den Knochen sehen konnte. Beide wankten langsam durch den Käfig. „Was ist das?!“, wollte Ruki wissen und rümpfte die Nase. Der Geruch vor Verwesung lag deutlich in der Luft. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das sind Zombiemäuse.“, stellte Tohru verwirrt fest. „Ich meine die sehen eher tot als lebendig aus… und stinken auch so.“ Erst jetzt sahen sie, dass sich die beiden Mäuse zur rechten Seite des Käfigs bewegten, wo ein kleiner Tunnel zu einem Käfig führte, in dem die gesund aussehenden Mäuse herumrannten. Was sich in den nächsten Minuten abspielte, verschlug beiden die Sprache. Die beiden verwesten Mäuse drängten eine der gesunden in eine Ecke und fingen an sich über sie herzumachen. Sie versuchte verzweifelt sich zu wehren, doch sie kam nicht gegen die beiden an. Das hohe Quieken, was ihrem Tod vorausging ging den beiden durch Mark und Bein. Ruki konnte sich als erster aus seiner Lethargie reißen und stupste Tohru an, damit dieser ihm die kleine Kamera gab, die er in seiner Tasche hatte und die auch im Dunkeln brauchbare Fotos liefern konnte. Immer noch geschockt, zog dieser die Kamera hervor und machte ein paar Fotos. „Ich fasse nicht, was ich da eben gesehen habe.“, murmelte er dann. „Das ist im Prinzip so, wie unser einer Zeuge es berichtet hat. Die verwest aussehende Leiche hat die Ärztin zu Tode gebissen. Und Reita meinte, dass der Täter zur Tatzeit bereits eindeutig tot war.“, erwiderte Ruki nachdenklich. Er stellte sich den Tathergang genauso vor, wie er es eben gesehen hatte. Sie drehten sich um und sahen sich weiter im Raum um. Auf der anderen Seite waren weitere Käfige, in denen ebenfalls Mäuse und Hamster untergebracht waren. Sie wiesen alle verschiedenen Verwesungsgrade auf. Tohru machte auch hier ein paar Fotos. Angewidert verließen sie auch diesen Raum. Der nächste Raum war schon größer als die davor. Von ihm ging noch eine Glastür zu einem weiteren Raum ab. Auch die Käfige waren größer. Ein Kläffen ertönte aus der einen Ecke und beiden war klar, was für Tiere sich in diesen Käfigen befanden. Ruki leuchtete in die Ecke, aus der das Geräusch kam und entdeckte einen Dobermann, der sie nun anknurrte. Der Hund fletschte die Zähne und sprang gegen die mit Draht bespannte Tür des Käfigs. Zu ihrem Entsetzen gab diese nach. Quietschend öffnete sich die Drahttür. Dasselbe Geräusch erklang aus einer anderen Ecke. „Scheiße!“, fluchte Tohru, als der Hund auf sie zugewetzt kam. Das Fell war an vielen Stellen ausgefallen und man konnte die rohe, blutige Haut sehen. An manchen Stellen fingen die Wunden bereits an zu verfaulen. „Kannst du laut sagen!“, stimmte Ruki zu. Sie drehten sich um und wollten zurück zur Tür rennen, doch sie mussten mit ansehen wie sich ein weiterer Hund aus seinem Käfig befreit hatte und ihnen den Weg versperrte. Somit blieb ihnen nur die Flucht durch die Glastür. Ohne dass sie auch nur einen weiteren Blick wechseln mussten, stürmten sie los. Dadurch dass Tohru längere Beine hatte, erreichte er die Tür als Erster. Hektisch rüttelte er an der Klinke. Als er die Tür endlich öffnen konnte, hörte er Ruki hinter sich fluchen. Er warf einen panischen Blick zu ihm über seine Schulter und sah wie Ruki den Hund einen Tritt mit seinem Stiefel verpasste. Es ging hier schließlich eindeutig um fressen und gefressen werden. Einen Augenblick später hörte er ein Winseln. „Lauf!“, brüllte Ruki. Tohru war mit einem Satz durch die Tür, dicht gefolgt von seinem Freund. Er riss die Tür hinter Ruki zu und schlug sie dem Hund praktisch vor der Schnauze zu. Sie konnten sehen wie er gegen die Glastür schlug und etwas benommen zurücktaumelte. Beide atmeten tief durch, dann sahen sie sich in dem neuen Raum um. Nicht dass hier ähnliche Überraschungen auf sie warteten. Der Raum schien leer zu sein, bis auf einige Gerätschaften, die eher an einen Operationssaal erinnerten. Es gab eine Liege in der Mitte, eine große OP Lampe und einen Tisch mit Instrumenten. An den Wänden standen zahlreiche Schränke und ein zwei große Käfige. Sie waren so groß, dass ein normaler Mensch aufrecht in ihnen hätte stehen können. Eine Tür zum Flur schien es nicht zu geben. „Fuck, warum waren die Käfige auf?“, keuchte Ruki immer noch ein wenig außer Atem. Er verzog das Gesicht, in dem Raum roch es verfault. „Keine Ahnung. Vielleicht hat man vergessen, abzuschließen? Oder…“, antwortete Tohru nachdenklich. Er beobachtete immer noch die Glastür. Der Hund auf der anderen Seite nahm Anlauf und sprang mit einem Satz gegen das Glas. Sie konnten das Winseln, gefolgt von einem Stöhnen deutlich hören. „Oder“, nahm Tohru seine Überlegung von eben wieder auf. „Wir haben irgendwie die Sicherung lahm gelegt, als wir uns ins System gehackt haben. Damit müssen wir wohl leben.“ In diesem Moment schepperte es, da der Hund erneut gegen die Glastür gesprungen war. Dieses Mal zeigte sich bereits ein Riss. Der andere bereits freie Hund, der ihnen eben noch den Weg versperrt hatte, war zu dem anderen gekommen und sprang nun ebenfalls dagegen. „Wir sollten erstmal hier weg.“, meinte Ruki schlicht, als er sah, dass der Riss größer wurde. Das Stöhnen, das sie eben gehört hatten, war irritierender Weise immer näher gekommen. Auch lag plötzlich ein strengerer Geruch von Fäulnis in der Luft. Ruckartig drehten die beiden sich um, um zu sehen, wie sie aus diesem Raum herauskommen könnten. Nun sahen sie auch, woher das Stöhnen kam. Vor ihnen stand eine Frau, die einen weißen zerfetzten Kittel trug. Auf dem Namensschild konnte man noch die Namenskanji Ueda lesen. Ihre Haut war bläulich angelaufen und pellte sich am Hals bereits ab. Ihre Augen waren stumpf, es befand sich kein Funken Leben mehr in ihnen. Ihr Mund hingegen war Blut verschmiert, genau wie ihre Finger, die sie ihnen stöhnend entgegenstreckte. So konnten sie auch sehen, dass hier an manchen Stellen schon die Haut abgefallen war. Der Stoff ihres grauen Shirts war an der Brust angerissen, so als ob ein Tier seine Krallen dort hineingeschlagen hatte. An ihrem Hals und ihrer Hüfte befand sich jeweils eine Bisswunde. Mit dem getrockneten Blut und der Fäulnis war es kein schöner Anblick. Mit einer ungeahnt schnellen Bewegung stürzte sich die Frau auf Tohru. Dieser ging mit einem erstaunten Laut zu Boden. Er konnte den Sturz nicht wirklich abfedern, da er seine Hände dazu brauchte die Frau davon abzuhalten, ihn zu beißen. Ruki hastete zu den beiden und versuchte sie von Tohru herunterzuzerren. Schnell sah er ein, dass es keinen Sinn haben würde, vor allem, da er wegen der Taschenlampe nur eine Hand zur Verfügung hatte. Resignierend seufzte er und trat der Frau beherzt in die Rippen. Sie kreischte und ließ tatsächlich für einen Moment von Tohru ab. Dieser nutzte die Gelegenheit und zog seine Knie an, die er ihr in den Magen rammte. Schnell rollte er sich zur Seite und griff nach Rukis Hand, der ihn auf die Beine zog. „Halt die mal.“, sagte er zu Tohru und drückte ihm die Taschenlampe in die Hand. Ohne zu zögern zog Ruki seine Pistole aus dem Halfter. Sein Freund begriff, was er vorhatte und richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Zombiefrau. Diese war gerade dabei sich wieder aufzurappeln. Es knallte und die Frau sackte mit einem überraschten Laut zusammen. Ruki hatte sie an der Stirn getroffen. Irgendwie hatte Tohru erwartet, dass Blut spritzen würde, doch nichts dergleichen geschah. Sie musste wirklich schon tot gewesen sein. Ein wenig kam er sich tatsächlich in einen Film versetzt vor. Lange Zeit sich von diesem Schock zu erholen hatten sie nicht. Die beiden Hunde waren immer wieder gegen die Scheibe der Glastür gesprungen und hatten so den Riss vergrößert. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es splittern würde. Inzwischen war noch ein weiterer Hund dazu gekommen. „Wir müssen hier raus.“, stellte Ruki überflüssigerweise fest. Tohru leuchtete den Raum noch einmal aus. In der Ecke am anderen Ende des Raumes wurde er fündig. „Dort oben ist eine Luke vom Lüftungsschacht. Aber wir müssen sie aufbekommen.“, meinte er. Unter der Luke stand ein Schrank, sodass sie hinaufklettern können sollten. Daneben hatte er eine Eisenstange entdeckt und war mit schnellen Schritten dort. Ruki folgte ihm. Die Taschenlampe wechselte erneut den Besitzer, sodass Tohru nach der Eisenstange greifen konnte. Er legte sie auf den Schrank und zog sich mit einer eleganten Bewegung daran hoch. Ruki tat es ihm gleich, wobei es bei ihm nicht ganz so elegant aussah, da er einfach kleiner war. Die Taschenlampe hatte er dabei in den Mund genommen. Sie konnten es nicht riskieren die Lampe zu verlieren. Ohne Licht würden sie herumirren müssen. Tohru war schon dabei mit der Eisenstange gegen die Luke zu schlagen. Als die erste Ecke der Luke sich löste, splitterte auch das Glas der Tür und die drei Hunde wetzten in den Raum. Während er zu der toten Frau hinlief, rannten die anderen beiden zu dem Schrank, auf dem Tohru und Ruki standen. Ihre Pranken kratzten über das Metal als sie daran hochsprangen. Mit Entsetzen stellte Ruki fest, dass sie ihnen gefährlich nahe kamen. Vorsichtig setzte er sich hin und trat erneut nach ihnen. Einen erwischte er mitten in der Schnauze. Jaulend zog dieser sich erst Mal zurück. Von dort, wo die tote Frau lag, hörte man wie der Hund sich über ihre Leiche hermachte. Tohru hatte inzwischen eine weitere Ecke gelöst. Es blieben nur noch zwei übrig. Da er die Hunde hören konnte, stieß er noch härter zu. Durch das Nachgeben der anderen Ecke waren die anderen beiden gelockert und er hatte nicht mehr so große Mühe damit, sie aus der Halterung zu schlagen. Mit der Eisenstange schob er nun die Platte, die ihnen den Weg versperrt hatte zur Seite. „Ruki!“, rief er. Dieser versetzte auch dem anderen Hund noch einen Tritt und schob sich langsam wieder in eine stehende Position. Mit einem Blick auf die Luke, war beiden klar, dass er dort nicht alleine hochkommen würde. Er war um einiges kleiner als Tohru, der damit keine Probleme haben würde. Tohru ging in die Knie und stützte sich gegen die Wand ab. Dann faltete er beide Hände zusammen, sodass er Ruki Hilfestellung geben konnte. „Schnell!“, entfuhr es Tohru. Einer der Hunde sprang schon wieder an dem Schrank hoch. Ruki hielt sich an dessen Schultern fest und stieg auf die Hände seines Freundes. Einen Augenblick brauchte er um seine Gleichgewicht auszubalancieren, damit er sich aufrichten konnte. Als er es geschafft hatte, nahm er die Taschenlampe wieder in den Mund. Sein Schritt befand sich nun ungefähr auf Höhe von Tohrus Gesicht. Beide hatten keine Zeit sich um diesen Umstand zu kümmern, da die Hunde wieder gegen den Schrank sprangen und ihn so zum Wackeln brachten, dass sie ein wenig schwankten. Für einen Moment hatte Tohru seinen Schritt wirklich im Gesicht. Doch Ruki gewann seine Balance schnell wieder und drückte seine Finger ein wenig stärker in die Schulter seines Freundes, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Dann drückte Tohru ihn noch ein Stück nach oben. Tatsächlich konnte er nun den Rand der Luke erreichen und sich hochziehen. Er rutschte schnell zur Seite, damit Tohru ihm folgen konnte. Mit der Taschenlampe leuchtete er ihm wenigstens soweit, dass dieser die Ränder der Luke erkennen konnte. Er konnte sehen, wie Tohru ihm die Eisenstange anreichte. Ruki nahm die Stange entgegen und verstaute sie neben sich im Schacht. Einen Moment später zog sich auch Tohru nach oben in den Lüftungsschacht. Erleichtert ließen sie sich beide gegen die kalte Wand des Lüftungsschachtes sinken. Dieser war wenigstens so groß, dass sie sich ohne große Probleme krabbelnd bewegen können würden. „Es ist doch wie der Hive.“, stellte Tohru mit einem Seufzer fest. „Dann sollten wir hoffen, dass wir auf nicht noch mehr Zombies stoßen. Soviel Schuss habe ich nämlich nicht.“, erwiderte Ruki. Er veränderte seine Position etwas, damit er besser an seine Tasche kam. Er wühlte eine Weile darin herum, bis er seine Packung Zigaretten und sein Feuerzeug gefunden hatte. Er steckte sich die Kippe in den Mund und wollte sie gerade anzünden, als Tohru ihn entsetzt anblickte. „Du kannst doch hier nicht rauchen?! Wer weiß, was hier für entflammbare Chemikalien rumschwirren!“, sagte er entrüstet. „Klar, das schwirrt auch einfach so in der Luft rum! Dann hätten doch Warnhinweise unten sein müssen. Die haben da unten an Leuten rumgeschnippelt! Da wird wohl kaum etwas Entflammbares dabei sein. Wenn dort irgendetwas in der Luft wäre, wäre der Raum anders gesichert gewesen. Außerdem lasse ich meine Kippe doch nicht nach unten fallen.“, antwortete Ruki etwas ungehalten, da er das Gefühl hatte sein Nikotin dringend zu brauchen. Sein Freund dachte eine kurze Weile nach. Unter sich konnten sie hören wie sich die drei Hunde ankläfften. Wahrscheinlich ging es um die Leiche. Alleine der Gedanke daran, dass sich die monströsen Viecher über die Frau hermachten, ließ ihn erschaudern. Er war sich sicher, dass nicht einmal Wataru mit seinem scheinbar sechsten Sinn für alles, was auf vier Pfoten lief und bellte, Freude an ihnen gehabt hätte. „Krieg ich auch eine?“, wollte Tohru dann wissen. Er sah Ruki grinsen, dann bekam er auch eine Kippe. Seelenruhig zündete dieser die beiden Kippen an. Um Tohrus anzuzünden musste er sich ein wenig nach vorne beugen. Dabei konnte er den Atem des anderen ganz deutlich auf seiner Haut spüren. Schließlich nahmen beide den ersten Zug ihrer Zigarette. Ruki hatte das Gefühl, dass ihn alleine schon das Gefühl der Kippe an seinen Lippen beruhigte. Vielleicht sollte er einmal zu den Anonymen Kettenrauchern gehen? Das war schon ein leicht verstörendes Zeichen seiner Sucht. „War es klug sie zu erschießen? Ich meine, kann man nicht rauskriegen, dass es deine Waffe war?“, wollte Tohru plötzlich wissen. „Könnte man, wenn sie registriert wäre. Ich breche ja nicht mit meiner Dienstwaffe irgendwo ein.“, gab dieser zurück, als wenn es das Normalste auf der Welt sei. Sein Freund musste lachen. Die ganze Situation war mehr als unwirklich. Hier saßen sie rauchend im Lüftungsschacht eines Labors, nachdem sie gerade vor einem Zombie und mutierenden Hunden geflüchtet waren. „Logisch.“, meinte er. „Ich schätze wir müssen dem Lüftungsschacht folgen und gucken, wo wir heraus kommen.“, überlegte Ruki. „Sieht ganz danach aus. Da runter sollten wir nicht wieder.“, entgegnete Tohru. „Meinst du die Frau wurde von den Hunden gebissen? Also als sich noch lebte? Sie hat ja anscheinend hier gearbeitet.“ „Ich befürchte ja. Was bedeuten würde, dass wir uns hier von nichts beißen lassen sollten. Wer weiß, was da übertragen wird. Ich möchte jedenfalls nicht so enden.“, stellte Ruki fest. „Du hast die Käfige auch gesehen, oder? Die waren groß genug, um Menschen hinein zu stecken… und die eine Tür stand offen…“, er musste gar nicht mehr weitersprechen. Sie wussten beide, was es wahrscheinlich bedeutete. „In so einem Raum waren wir beim letzten Mal nicht.“, setzte er hinzu. Eigentlich war er selber auch nicht mit eingebrochen. Er und Wataru hatten dafür sorgen müssen, dass sie sich in das System hacken konnten. Wo sie einmal drin gewesen waren und ihre Programme zum Laufen gebracht hatten, ging es auch ohne sie. „Aber wie kann so jemand sich überhaupt noch bewegen?“, grübelte er. „Zombies können das.“, sagte Ruki. „Wie spät ist es?“, wollte Tohru dann von ihm wissen. Ihm war klar, dass eine Diskussion nicht viel bringen würde. Sie konnten nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, was ihr zugestoßen war. Allerdings konnte die Frau nicht mehr gelebt haben, als sie sie angegriffen hatte und doch hatte sie sich bewegt… was hier vor sich ging, warf alles über den Haufen. Mit einem Blick auf seine Uhr meinte er: „Halb 2.“ Irgendwie musste sein Leben erbärmlich sein, wenn er um halb zwei nichts Besseres zu tun hatte, als in einem Lüftungsschacht zu sitzen. „Gut, dann haben wir eine gute Stunde, bis die Wachmänner ihre nächste Runde antreten. Nur sollten wir bis dahin irgendwie aus dem Gebäude verschwunden sein. Ein Hinterausgang dürfte sowieso besser sein.“, überlegte Tohru. Das schwierige war gewesen in das Gebäude hinein zu kommen. Man konnte es tatsächlich nur durch den Eingang betreten, heraus kam man allerdings durch alle Türen. „Bis dahin sollten wir einen gefunden haben.“, stimmte Ruki zu. Er wollte gerade seine Kippe ausdrücken, als ihm etwas Kleines, Pelziges zu seiner linken auffiel. Er zuckte zusammen, als er erkannte, dass es eine Maus war. Sie saß einfach mitten im Schacht und sah sie an. Hektisch versuchte er etwas mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Dabei stieß er gegen Tohru. Seine Hand landete auf dessen Oberschenkel. Zuerst sah Tohru ihn verwirrt an, doch dann entdeckte auch er die Maus. Mit einem entsetzten Schrei klammerte er sich an Ruki. Im Versuch weiter von dem kleinen Tier wegzurücken, fielen sie übereinander. Ruki lag mehr oder weniger in Tohrus Armen. Dessen Hand lag auf seinem Oberkörper und er konnte spüren, wie dieser sich hob und senkte. Wie gelähmt beobachteten sie die Maus weiter. Doch anstatt der befürchteten Attacke trippelte die Maus einfach an ihnen vorbei und verschwand im Lüftungsschacht. Im Schein der Taschenlampe konnten sie gerade noch erkennen, dass sie keinerlei Verfallsspuren aufwies. „Ich glaube, ich entwickle gerade eine Mäusephobie.“, seufzte Tohru. „Man kann vor schlimmeren Dingen Angst haben.“, erwiderte Ruki. „Sieh es so, dann kann Wataru dich retten.“ „Jemanden vor einem kleinen Mäuschen zu retten ist schon extrem cool.“, meinte er sarkastisch. „Ich bin mir sicher, wenn jemand dabei cool aussehen würde, dann wäre es Wataru.“, lachte Ruki. Auch Tohru musste lachen. „Aber wir sollten weiter. Vielleicht ist die nächste Maus doch eine Zombiemaus.“, meinte Ruki schließlich. „Gut, dann krabble mal vorweg. Wenn eine Maus kommt, einfach mit der Taschenlampe draufhauen.“, schlug Tohru vor. Er sah wie der andere mit der Lampe in der Hand langsam loskrabbelte. Dann griff er nach der Eisenstange und folgte ihm. „Ich habe schon einiges in meinem Job erlebt, aber so was noch nicht.“, bemerkte der Agent nach einer Weile. „Wie so was lernt man nicht an der PSC Akademie?!“, wollte Tohru mit gespielten Entsetzen wissen. „Nein, ich war krank als durch den Lüftungsschacht klettern, weil eine Horde Zombies hinter einem her ist, dran war.“, bekam er nur als Antwort. Eine ganze Weile bewegten sie sich so durch das Gebäude. Sie hatten sie erstmal dagegen entschieden einfach auf gut Glück in einen anderen Laborraum zu springen. Wer wusste auch schon, was dort auf die warten würde? Sie hofften darauf, dass sie Glück haben würden und der Schacht irgendwann nach oben führen würde. Und tatsächlich stießen sie auf das Ende des Schachtes. Der Weg führte nur noch nach oben weiter. Ruki leuchtete nach oben und entdeckte eine weitere Luke. Er richtete sich auf und schätze, dass er mit der Eisenstange dagegen schlagen konnte, um ihnen den Weg frei zu machen. Erleichtert seufzte er und lehnte sich kurz gegen die Schachtwand. Allerdings nur um festzustellen, dass es recht schmerzhaft war, da sich dort Stufen befanden. „Alles klar, wir sollten hier rauskommen.“, meinte er. „Gut, brauchst du die Stange?“, wollte Tohru wissen. „Ja.“, sagte Ruki und drehte sich um. Da sich sein Freund immer noch in seiner Position befand, in der er durch den Schacht gekrabbelt war und nach oben sah, bekam er einen perfekten Blick an Rukis Körper hinauf. Es dauerte einen Moment bis beiden die Verfänglichkeit dieser Situation bewusst wurde. „Kannst du die Lampe halten?“, fragte Ruki. Ihm war klar, dass er nicht viel sehen würde ohne das Licht, auch wenn das ihrer Position nicht helfen würde und sie noch ein wenig länger so bleiben mussten. Sie tauschten Stange gegen Lampe. Tohru war froh, dass Ruki so nicht sehen konnte, dass er etwas rot geworden war. Es dauerte eine Weile, bis Ruki die Luke geöffnet bekommen hatte, doch schließlich hatte er Erfolg: er konnte die Metallplatte zur Seite schieben. Sie tauschten erneut Lampe und Stange, sodass Ruki nach oben klettern konnte. Bevor er sich ganz in den Raum hinein zog, sah er sich gründlich um. Jedenfalls soweit es möglich war. Sie schienen in einem Büro gelandet zu sein. Er konnte einen Schreibtisch erkennen, auf dem ein zugeklappter Laptop stand. Dahinter befand sich ein großer Bürostuhl, dessen Lehne ihnen zugewandt war. An den Wänden befanden sich zahlreichen Aktenschränke und Regale mit Büchern. Das ganze Zimmer war mit Teppich ausgelegt, nur die Luke für den Lüftungsschacht hatte man ausgespart. Ein wenig wunderte er sich über die seltsame Anordnung des Schachtes, aber dann war er sich sicher, dass es auch dafür einen Grund geben würde. Nur erschloss es sich ihm nicht. Ruki kletterte ganz in das Büro hinein und leuchtete Tohru den Weg. „Hübsches Büro.“, meinte dieser, nachdem auch er ihm Zimmer stand. Doch dann ließ ein sehr leises Stöhnen ihnen das Blut förmlich in den Adern gefrieren. Fast wie automatisch wandten sich ihre Blicke dem abgewandten Schreibtischstuhl zu. Was auch immer sich in diesem Raum befand, es musste dort sitzen. Es war wie in so vielen schlechten Filmen. Die Bedrohung saß, in dem von den Helden abgewandten, Sessel und wartete nur auf den richtigen Moment. Ruki reichte Tohru wortlos die Taschenlampe und zückte seine Pistole. Unter Tohrus wachsamen Blick schlich er um den Schreibtisch herum. Gerade als er sehen konnte, wer oder was sich in dem Stuhl befand, schnellte dieser herum und er wurde zu Boden gerissen. Bei dem harten Aufprall auf dem Boden fiel ihm seine Pistole aus der Hand. Da er auch mit dem Hinterkopf aufgeschlagen war, fühlte er sich etwas benommen. Den Mann in dem blutverschmierten Kittel, der über ihm war, nahm er leicht verschwommen wahr. Was Ruki trotzdem erkennen konnte, war, dass der Mann eine große Bisswunde am Nacken hatte. Ein wenig Blut tropfte davon auf ihn herab. Aber es hätte mehr Blut sein müssen. So eine Wunde musste eindeutig einen größeren Blutverlust verursachen. Vor allem sollte eine solche Wunde töten! Der Mann fauchte ihn an und versuchte seine Zähne in Rukis Nacken zu graben, doch dieser hatte ihn an den Schultern gepackt und konnte ihn etwas auf Distanz halten. Allerdings hatte er damit ziemlich Mühe. Ein Teil seines Verstandes registrierte, dass der Mann nicht so verfault war und stank wie die Frau. Anscheinend war seine Verwandlung noch nicht abgeschlossen. „Ruki! Halt deinen Kopf unten!“, brüllte Tohru. Fast hätte dieser gelacht. Was sollte er auch großartig anderes tun? Er hatte hier einen größeren und kräftigeren Mann, der ihn zu Boden drückte und zerfleischen wollte. Ruki konnte nicht sehen, wie Tohru zu ihm hinüber geeilt kam und mit der Eisenstande ausholte. Die Taschenlampe hatte er vorher auf den Boden gelegt, sodass ihr Licht in die richtige Richtung strahlte. Ruki konnte auch nicht sehen, wie die Eisenstange den Mann hart am Kopf traf. Aber er konnte spüren, wie dieser mit einem gurgelnden Geräusch auf ihm zusammensackte. Sein immer noch etwas benommener Verstand schaffte es zu erkennen, dass das seine Chance war. Er schaffte es den Körper von sich wegzudrücken und sich darunter zu befreien. Hastig krabbelte er ihn Richtung seiner Pistole. Hinter sich hörte er erneut Schritte und das Fauchen des Mannes. Wahrscheinlich hatte dieser sich schon wieder aufgerappelt. Verdammt schnell war er. Das dumpfe Geräusch einer Eisenstange, die auf weicheren Widerstand traf, bestätigte seinen Verdacht. Inzwischen hatte er seine Pistole fest in der Hand und drehte sich schnell herum. Tohru hatte die Eisenstange angriffsbereit in der Hand, falls der erneut am Boden liegende Mann wieder aufstehen sollte. Ruki versuchte sich zu konzentrieren. Er musste auf den Kopf zielen. Allerdings war es nicht so einfach wie bei der Frau. Das Geräusch einer abgefeuerten Pistole erklang ein weiteres Mal, doch der Mann reagierte nicht. Ruki hatte daneben geschossen! Innerlich stöhnte er. Er zielte noch einmal, drückte ab und bang! „Tut mir leid, Stevie!“, meinte Ruki, als der Mann gurgelnd zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb. „Ich würde jetzt gerne sagen: Man hat der gespritzt, aber na ja… das Blut ist bereits geronnen.“, stellte Tohru trocken fest. Ruki kam zu ihm hin und verpasste ihm einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen: „Langsam versteh ich, was Wataru an dir findet.“ Als Antwort bekam er nur einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. Irgendwie hatte er jedoch das Gefühl, dass sich spätestens durch diese gemeinsame Aktion etwas zwischen ihnen verändert hatte. Tohru zückte noch einmal seine Kamera und schoss ein paar Fotos von der Leiche. Die Wunde zoomte er ganz nah heran. Dann packte er die Kamera wieder weg. Ohne sich noch einmal umzugucken, verließen sie dann das Büro. Im Gehen wollte Ruki sich das Blut aus dem Gesicht wischen, doch er musste feststellen, dass es schon getrocknet war. Wahrscheinlich musste er bis zum Auto warten, um es sich abzuwischen. Er hoffte nur, dass die paar Blutflecken nicht so schlimm waren. Aber er konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass so wenig schon ausreichen konnte, um ihn zu infizieren. Und aus welchen Gründen auch immer hatte es die Pathologin, die ganz am Anfang ihres Falles gestanden hatte, auch nicht infiziert. Ruki beschloss, dass er sich mit Reita noch einmal genauer darüber unterhalten musste. Schweigend liefen sie den Flur entlang, in der Hoffnung bald einen Ausgang zu finden. Nachdem sie dem Gang bis zum Ende gefolgt waren und eigentlich um die Ecke hätten biegen müssen, was sie wieder tiefer in das Gebäude gebracht hätte. Die Begeisterung für diese Idee hielt sich jedoch bei beiden in Grenzen. „Vielleicht sollten wir in den Büros nachsehen, ob jemand eine Tür nach draußen hat?“, schlug Tohru vor. „Gefällt, mir besser, als weiter in dieses verflixte Gebäude hinein zu müssen.“, erwiderte Ruki. „Halt die Eisenstange nur im Anschlag, für alle Fälle.“, fügte er hinzu, während er seine Pistole zückte. „Klar!“, meinte Tohru und schlug mit der Stange demonstrativ, aber leicht, gegen seine flache Hand. Nachdem sie ihren neuen Plan besprochen hatten, steuerten sie auf das nächstgelegene Zimmer zu. Ruki riss die Tür auf und leuchtete hinein. Da sich weder Tür noch ein weiteres Zombie darin befand, schloss er die Tür genauso schnell wieder. Sie probierten es bei der nächsten und hatten wieder kein Glück. Zwar hatten die Räume alle Fenster, doch die konnte man nur auf Kipp stellen. Außerdem waren sie von außen mit Gittern versehen. Im dritten Raum wurden sie fündig. Es gab tatsächlich eine Tür, die nach draußen führte. Sie hatte wie die Eingangstür ein Chipkartenlesegerät. Hastig fischte Ruki seine Karte aus der Tasche und zog sie durch den Schlitz des Gerätes. Nach einem kurzen Moment blinkte das Lämpchen grün und sie konnten die Tür öffnen. Sie schlüpften ins Freie und schlossen die Tür hinter sich. Bevor sie sich in das schützende Gebüsch schlugen, löschte Ruki die Taschenlampe. Nicht dass einer der Wachmänner sie jetzt noch erwischte. Zum Glück war zwischen den Sträuchern und der Wand genügend Platz, sodass sie sich fortbewegen konnten. So arbeiteten sie sich wieder zum Eingang vor. Dort mussten sie nur noch warten, bis die Wachmänner ihren Posten im Häuschen verlassen und ihre Runde drehen würden. Nachdem die beiden zu ihrer Runde in den Laborkomplex gegangen waren, funkte Tohru Tomoyuki wieder an, damit er ihnen das Tor öffnete. Genau so geräuschlos wie sie eingebrochen waren, schlüpften sie wieder durch das Tor und verschwanden schließlich in der Nacht. Erleichtert ließ sich Ruki auf den Beifahrersitz von Tohrus Wagen fallen. Er klappte die Sonnenblende hinunter und schob den dort eingebauten Spiegel auf. So konnte er das Ausmaß der Blutflecke begutachten. Wenn Ruki nicht gewusst hätte, dass es nicht sein Blut war, hätte er sich mit Sicherheit erschreckt. Es sah schon furchtbar aus. Tohru reichte ihm wortlos ein Taschentuch und zeigte auf das Handschuhfach: „Da ist noch eine Flasche Wasser drin.“ Ruki klappte das Handschuhfach raus und kramte die Wasserflasche hervor. Er benetzte das Taschentuch ein wenig und machte sich dann daran sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Es dauerte eine Weile, doch dann war sein Gesicht wieder sauber. Zufrieden lehnte er sich im Sitz zurück. „Auf den Schock brauche ich noch etwas zu essen. Soll ich dir gleich was aus dem Konbini mitbringen?“, wollte Tohru wissen, als er den Wagen startete. „Ein Cornetto wäre super.“, meinte Ruki. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Hier kommt also das Kapitel welches am schlechtesten recherchiert ist… aber leider konnte ich keinen Pharmakonzern finden, in den ich hätte einbrechen können… und ich hab keinen Waffenschein, blöd, wenn man auf Zombies trifft XD * Ist Tohru nicht ein cooler Aktionheld?! * Und Ruki? Bang und Zombies tot! *g* Ich lieb die beiden hier so! * Ok, ich lieb das Kapitel! Das hat verdammt viel Spaß gemacht! * Anspielungen gefunden??? Irgendjemand??? * Da Nine und mir aufgefallen ist, dass in unseren ganzen Smut Geschichten noch kein Sex im Lüftungsschacht dabei war und wir Tohru und Ruki sehr heiß finden, existiert eine alternative Szene, ab da wo sie die Maus im Schacht sehen XD ist nicht so ganz ernst gemeint, ich denke das versteht sich von selbst, oder? Sollte Interesse daran bestehen, werde ich die als Special hochladen. Also bescheid sagen! ^^ * Das ist übrigens das längste Kapitel. ^^ * Inzwischen ist auch der erste Fall komplett überarbeitet online *g* Ich hab nicht allzu viel verändert, nur den Lesefluss besser gemacht (also das ganze der Blonde, der Jüngere… blubb gelöscht, war ja doch etwas inflationär) und hier und da einen Satz hinzugefügt. Unter Garantie hab ich trotzdem nicht alle Rechtschreibfehler gefunden… -.-‚ Ob das wohl mal passiert?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)