Schall und Rauch von Ryu-Stoepsel (Which path will you choose?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Ich kann nicht glauben, dass der Rauchzauber wirklich funktioniert hat!“, lachte Elphaba, noch immer fassungslos. „Bleib nicht stehen!“, keuchte Fiyero, „wir haben es gleich geschafft. Dort, wo der Wald beginnt, gibt es einen kleinen Unterschlupf!“ Sie waren auf der Flucht vor Dorothy und den Hexenjägern und auch eigentlich vor allen und jedem. Sie flohen aus Kiamo Ko in den Wald hinein, aber nur so lange, bis die Umgebung wieder sicher war. Hand in Hand – nun, was man bei Fiyero noch Hand nennen konnte – rannten die grüne Hexe und die Vogelscheuche auf den Wald zu, der nun groß und dunkel vor ihnen auftauchte. ‚Nun bin ich also offiziell tot…’, dachte Elphaba verbittert. Der Rauchzauber hatte Dorothy und die Hexenjäger überzeugt, nur ihren Hut hatte sie als Beweis für ihren Tod dort lassen müssen. Ausgerechnet der Hut, den Glinda ihr damals in Shiz geschenkt hatte… Der Hut, mit dem alles begonnen hatte… Glinda… „Fiyero?“, Elphaba blieb abrupt stehen. Fiyero schaute sie fragend an. „Kann ich nicht… also ich meine, können wir ihr nicht wenigstens sagen, nur ihr, dass ich noch... dass wir noch leben?“ Fiyero ließ Elphabas Hand los: „Warum ist dir das so wichtig?“, fragte er mit gesenktem Kopf, der Strohhut verdeckte seine Augen. „Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, dass das nicht geht!“ „Aber warum denn nicht? Es würde ihr eine große Last abnehmen… denke ich.“ Elphaba ärgerte es, dass sie Fiyero nicht in die Augen sehen konnte. Plötzlich hob Fiyero den Kopf, in seinen Augen stand Wut… und noch etwas anderes, was Elphaba nicht deuten konnte: „Eine Last ABNEHMEN?“, rief er empört aus. „Ihr Exverlobter und ihre beste Freundin beginnen ein neues Leben und DU glaubst, es würde IHR eine LAST abnehmen?“ Elphaba erschrak bei der Heftigkeit seiner Worte: „Shhht! Yero, nicht so laut!“, flüsterte sie. „Ach was…!!“, zischte er, drehte sich um und ging strammen Schrittes weiter auf den Wald zu. „Yero…“, flüsterte Elphaba, „…FIYERO!“, rief sie nun lauter, rannte hinter ihm her, packte seine Hand und drehte ihn zu sich um: „Ich habe mich mit Glinda ausgesprochen, kurz bevor Dorothy kam. Sie hat mir alles vergeben… Ich glaube wirklich, dass sie uns beide sehr vermisst!“ „Dich vielleicht!“, schnauzte die Vogelscheuche die Hexe an und wieder war etwas in Fiyeros Augen, was Elphaba nicht deuten konnte. „Kannst du ihr denn etwa auch vergeben? Dass sie dich an diese kleine Göre verraten hat? Ihr einfach die kostbaren Schuhe deiner Schwester gegeben hat? In die auch DU so viel Arbeit hinein gesteckt hast? Die Schuhe, die DEINE Liebe zu Nessa bewiesen haben? Na? Kannst du ihr das auch verzeihen?“ Nun war es Elphaba, die zu Boden blickte. Musste er wieder mit diesen dämlichen Schuhen anfangen? Ja verdammt, es ärgerte sie, dass Glinda, ohne darüber nachzudenken diesem dummen Gör die Schuhe geschenkt hatte. Oder hatte Glinda etwa genau darüber nachgedacht? Diese Schuhe waren auch nur wieder ein Beweis gewesen. Ein Beweis dafür, dass Frexspar, ihr Vater, Nessa mehr geliebt hatte, als er sie, Elphaba, geliebt hatte. ‚Wenn er mich überhaupt geliebt hat…’, ging es Elphaba durch den Kopf. Niemand hatte sich je wirklich um sie gekümmert und auch nicht geliebt, bis Fiyero kam. Er hatte sie vor den Hexenjägern bewahrt und somit war sie Schuld an seiner jetzigen Gestalt. Sie fühlte das Schuldgefühl wieder in sich hochsteigen. Und doch war er der einzige, der je seine Liebe bewiesen hatte. Elphaba legte ihre Hände auf Fiyeros Wangen, der sie die ganze Zeit über beobachtet hatte: „Du hast Recht, Liebster. Es war dumm von mir. Schließlich hat sie mich auch an Madame Akaber verraten. Lass uns einfach nicht mehr über sie sprechen!“ Sanft zog Fiyero Elphaba an sich heran und küsste sie. „Ich liebe dich, Fae. Nichts soll uns jetzt noch aufhalten!“ Fiyeros Stroh hatte Elphaba an der Nase gepiekst, ihr schossen Tränen in die Augen: „Ich dich auch, Yero. Ich dich auch!“, antwortete sie leise, als Fiyero die Tränen aus ihren Augen wischte, die er ganz anders deutete. Nach einer sanften Umarmung löste sich Fiyero von seiner Geliebten, nahm sie abermals bei der Hand und zog sie weiter: „Noch ein paar Minuten und wir haben die Stelle erreicht. Dann warten wir, bis es dunkel wird und schleichen uns wieder auf die Festung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)