Zum Inhalt der Seite

Charstories Ultima Online

Was meiner Kreativität entsprungen ist...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Leandra Abendroth und Lestat Silberblick

Da ich beide Charstories am gleichen Tag geschrieben habe, werden auch beide das erste Kapitel hergeben ;) Viel Spaß
 


 

Leandra Abendroth
 

Vorsichtig sah sie sich auf den fremden Straßen Delucias um. Hierher wollten ihre Eltern als nächstes reisen. Doch auf dem Weg wurde die Händlerfamilie von Grünlingen attackiert. Ihre Mutter, die der blondhaarigen Frau das Schneidern gelehrt hatte, lag mit aufgerissenen Augen auf dem Weg, der sie nach Delucia geführt hatte. Der Vater, der Leandra den Umgang mit dem Stab nahe gebracht hatte, lag neben ihr. Er war noch am Leben, doch die Blutlache, in der er lag ließ verkünden, dass auch er bald von dieser Welt gehen würde. „Leandra…“, hatte er leise geflüstert. Schnell war Leandra zu ihm geeilt. Ihr Vater hob schwach seine Hand und Leandra hielt sie rasch. „Nimm diesen Stab und gehe den Weg weiter nach Delucia. Führe das Handwerk aus, dass deine Mutter dich lehrte und verdiene dein Gold, so wie sie es einst tat. Suche dir einen wohlhabenden Mann…werde glücklich, meine geliebte Tochter.“, sprach Leandras Vater zu ihr, danach wurde sein Griff lasch und seine Augen verloren jeglichen Glanz. Lange hatte Leandra noch bei ihren verstorbenen Eltern gesessen, bis sie sich den Stab nahm und sich nach Delucia aufmachte. Nun war sie da, eine ihr unbekannte Stadt. Hier sollte sie also als Schneiderin arbeiten, hier sollte sie ihr Leben verbringen. Immer wieder schossen Leandra Fragen durch den Kopf: Werde ich hier bleiben können? Werde ich hier den Mann für mein Leben finden? Soll ich nicht zurück in meine Heimatstadt? Wie werden die Bewohner der Stadt auf mich reagieren?

Als Leandra die Taverne Delucias erblickte, schritt sie langsam auf diese zu. Ihr Magen knurrte und ihr war kalt. Nachdem sie sich am Feuer gewärmt hatte und sich eine kleine Schüssel Suppe einverleibt hatte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. „Hier bleibe ich! Ich werde das Werk meiner Mutter weiterführen! Ich werde meine Eltern Stolz bringen!“

Mit diesen Worten machte sie sich auf die Suche nach einer Schneiderstube, um mit ihrer Arbeit zu beginnen.
 

Lestat Silberblick
 

Es war Nacht und Lestat verließ das Haus seines Vaters, wie so oft, wenn die Dunkelheit hereingebrochen war. Sowohl den Tag, als auch die Nacht, verbrachte der junge Mann sein Leben lang in seinen Heimatwäldern, um der Schläge und den Vorwürfen seines Vater zu entkommen. Lestats Mutter starb bei seiner Geburt und jeden Tag, 23 Jahre lang, durfte der schwarzhaarige sich die Schuld auf die Schultern legen lassen, von seinem oftmals betrunkenen Vater. Heute Nacht, dachte Lestat, werde ich für immer fort bleiben. Er hatte sich den alten Rucksack, das alte, schon fast verrostete Schwert und die durchlöcherten Lederstiefel seines Vaters genommen. Dieser würde diese Sachen eh nicht vermissen. Leise schloss Lestat die Holztür hinter sich und wanderte mit festem Schritt durch die Wälder, die er seit seiner Kindheit erkundet hatte. Ja, jeden Tag hatte er sich hier herum getrieben und die Tiere und Pflanzen erkundet. Er wusste, wo die klarsten Quellen lagen und wo es die reifsten Beeren im Sommer gab. Ebenso wusste er, wo sich das meiste Wild herumtrieb.

Jedoch wusste er nicht, dass der Bär, den er einst in einem dunklen Teil des Waldes beobachtet hatte, sich in die friedlichen Gefilde, in Lestats Reich, gewagt hatte.

Lestat war kurz vor einem See, an dem er rasten und sich einen kühlen Schluck Wasser gönnen wollte, als er ein tiefes Grollen hinter sich verspürte. Sachte atmete Lestat die Luft um ihn herum ein. Der Gestank des Bärs war ihm schnell in die Nase gedrungen und mit einem gekonnten Sprung wich er dem heranrasenden Bären aus. „Was machst du hier, Grizzly? Dies ist nicht dein Teil des Waldes!“, sprach Lestat leise zu dem Tier, so als könnte er sich mit dem Tier verständigen. Ein lautes Gebrüll schallte durch den Wald. Die Chancen auf einen Sieg standen gut für Lestat, doch plötzlich stolperte dieser über einen Ast und der Grizzly erwischte ihn schwer an seinem rechten Arm. Doch zuvor hatte Lestat dem Grizzly mit einem gekonnten Schwertstoß das Augenlicht genommen. Rasch rappelte Lestat sich auf und rannte zum See. Der Grizzly konnte das Blut riechen, doch würde er die Spur Lestats verlieren, tauchte dieser im Wasser ab.

Das Wasser war kalt und Lestat schien Stunden unter Wasser verbringen zu müssen, bis der Grizzly sich vom See entfernte. Lestat fror und seine Wunde hörte nicht mehr auf zu Bluten. Entschlossen riss Lestat sich den Stoff von seinem linken Ärmel und verband schwerfällig seine Wunde. Nachdem er dies getan hatte, machte er sich auf den Weg in eine Stadt namens Delucia. Die Straßen waren leer, als er dort ankam, die Läden waren geschlossen.

Mehrere Tage verbrachte Lestat im Verborgenen. Am dritten Tage entschied er sich jedoch, den Markt zu erkunden. Lange würde er mit der Wunde nicht mehr überleben und seine Vorräte an Essen und Trinken neigten sich dem Ende zu. Also traute sich Lestat der Waldläufer sich aus seinen Verstecken und erkundete seine neue Heimat, weit entfernt von seinem Vater, in Sicherheit vor dem Bären. Doch würde er die Tage nicht nur in dieser Stadt, sondern auch in seiner eigentlichen Heimat, dem Wald verbringen.

Felyn'shalee

Felyn’shalee
 

Langsam verließ Felyn’shalee die Trümmer ihres Hauses. Eine ganze Nacht lang wagte sie es nicht, aus ihrem Versteck zu kommen. Ihr Vater, ein S’lat’halin befehligte ihr, sich versteckt zu halten. Ihre Mutter hatte sie nicht gesehen und auch ihre Geschwister waren nirgendwo zu sehen oder zu hören. Mit Wut sah sie auf die vielen Leichen der S’lat’halin und der anderen Ilythiiri. Wie konnten die Dreckwühler es schaffen, aus den Mienen zu entkommen und an Waffen zu gelangen? Sie hatte ein ganzes Heer getrennt in den Mienen graben sehen. Doch sie hatten nie gewagt, gegen eine Jungpriesterin oder eine Wache anzugehen. Aber nicht nur Dreckwühler, auch noch niedere Wesen wie Menschen waren den Dreckwühlern gefolgt und schlachteten mit den Waffen der Wachen zahlreiche Freunde von Felyn ab.

Tiefer Hass stieg in Felyn auf. Wie konnten so niedere Wesen es wagen, sich mit den Ilythiiri anzulegen? Wie konnten sie es wagen, Felyns Freunde und Familie, ihre Heimatstadt zu zerstören?

Sie schwor Rache. Sie hatte keinerlei Kampferfahrung und sie wusste nicht, wo genau sie hin gehen sollte. Aus den Trümmern konnte sie gerade noch rechtzeitig eine Karte Astaroths bergen. Dort sollte eine Dunkelelfenstadt sein. Dort würde sie einen erfahrenen Ilythiiri bitten, sie zu einer S’lat’halin auszubilden, damit sie Rache an den Mördern ihrer Familie und ihrer Freunde nehmen konnte. Und sie schwor: Sie wird grausam sein.
 

Entschlossen griff Felyn nach einigen Sachen, die noch in irgendeiner Art und Weise zu gebrauchen waren. Ihren Rucksack hatte sie mit der Karte Astaroths retten können. In der Tasche waren nicht viele Klamotten. Ein schwarzes Hemd und ein schwarzer Rock… Einen zerrissenen Umhang und eine Gugel nahm sie sich von einer der Leichen, auch wenn sie es ungern tat. Doch musste sie sich vor dem hellen Tageslicht schützen. Proviant, etwas Gold und einen Dolch fand Felyn in einigen, noch stehenden Häusern. Ihre weißen Haare glänzten im Schein eines Feuers, an dem sie vorbei schritt. Ihre roten Augen funkelten, als sie aus den Mienen, raus in das Sonnenlicht trat. Ein Zischen kam über ihre Lippen und rasch zog sie sich die Gugel vor das Gesicht. Die Sonnenstrahlen brannten in den Augen und auch ihre Haut brannte leicht. Schnell verzog sie sich in einen kühlen und dunklen Schatten. Sie wusste nicht, wie sie es nach Astaroth schaffen sollte. Doch musste sie es tun. Alleine in einer zerstörten Stadt konnte sie nicht bleiben, von Lloth verlassen. Sie musste in eine Stadt, wo Lloth noch über sie wachte. Auf ihrer Reise würde sie jeden Tag, jede Nacht ein Gebet an sie richten. Sie wollte heile in das Reich der Ilythiiri in Astaroth ankommen, vor den brennenden Strahlen und den Dreckwühlern, die ihr Unwesen nun irgendwo hier draußen trieben, geschützt sein. Sie schwor Lloth, sie werde jeder Jungpriesterin gehorchen, wenn sie nur ihre Rache ausüben konnte. Als S’lat’halin der Ilythiiri in Astaroth. Felyn’shalee

Kyra Silberblick

Kyra Silberblick
 

Leise schlich die junge Kriegerin um die Stadtmauern Delucias herum. Sie hatte keine Wachen gesehen und langsam zögernd öffnete sie das Tor, dass in die Stadt führte. Weit und breit sah sie keine Menschenseele. Die leere der Stadt kam ihr mehr als fremd vor. Zuvor war sie in eine Stadt geflüchtet, in der die Straßen Tag und Nacht mit Menschen gefüllt waren. Kyra erinnerte sich an ihre Kindheit zurück. Sie hatte mit ihrem Vater und ihrem jüngeren Bruder in einer kleinen Hütte im Wald gelebt. Ihr Vater war ihr und dem Kleinen gegenüber nur mit Hass begegnet. Jeden Tag hatte er sie angeschrieen und geschlagen. Ihr kleiner Bruder hatte sich jeden Tag so schnell es ging in den Wald verzogen. Sie selbst hatte nicht den Mut gehabt, das Haus zu verlassen und sich im Wald herumzutreiben. Doch eines Nachts entschied sie sich, ihre Sachen zu nehmen und zu flüchten. Sie wollte ihren Bruder mitnehmen, doch wusste sie nicht, wie sie ihn versorgen sollte. Die Vorräte waren so knapp, dass sie schon um ihr eigenes Leben bangen musste. Doch lieber wäre sie verhungert, anstatt weiter bei ihrem Vater zu bleiben.

Es waren 4 Tage vergangen, bis sie eine kleine Stadt erreichte. Halb verhungert war sie einem Gardisten in die Arme gefallen. Dieser gab ihr rasch etwas zu essen und zu trinken. Eine Ritterin kam auf dem Gardisten zu und fragte, was er denn da täte. "Dieses kleine Mädchen ist mir in die Arme gefallen", hatte er ihr erklärt. Sie sah auf Kyra hinab, reichte ihr ihre Hand und versorgte sie. Die Ritterin hatte ihr Fragen gestellt, wo sie denn herkomme und was sie in diese Stadt getrieben hätte. Ruhig hatte Kyra ihr von ihrer verstorbenen Mutter und ihrem Vater berichtet, der ihren kleinen Bruder am Tod der Mutter beschuldigt hatte. Sie zeigte ihr einige blaue Flecke, die sie von ihrem Vater davon getragen hatte. An ihrer Hüfte zog sich eine kleine Narbe entlang, ihr Vater hatte mit einem Glaskrug nach ihr geschmissen. Während sie so erzählte, loderte in ihr Hass auf. An diesem Tag fing sie an, Männer zu verabscheuen. Es gab nur ein männliches Wesen, welches sie nicht hassen konnte. Das war ihr kleiner Bruder, den sie nun vielleicht nie wieder sehen würde. Die Ritterin hatte sie in ihre Arme geschlossen und ihr geschworen, sie das Kämpfen zu lehren. So wurde Kyra zu einer Kriegerin. Nach vielen Jahren ließ die Ritterin eine Nachricht zukommen. Es war an der Zeit, ein eigenes Leben zu führen. Die Schwarzhaarige selbst hatte sich dazu entschlossen, die Stadt zu verlassen.

Nun stand sie in Delucia. Die 1,76 große Frau, dessen Haare lang über ihre Schulter fielen, sah sie noch einmal genau um. Nirgends konnte sie jemanden finden. Als sie die Stadt gen Osten wieder verlassen hatte und im Wald nach einer Menschenseele Ausschau hielt, kam sie auf die Feste der Stadt zu. Diese war mit Armbrustschützen ausgestattet und von innen erklangen viele Stimmen. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten auf und sie wollte gerade die Feste betreten, als sie kalte Blicke in ihrem Nacken spürte. Die Armbrustschützen hatten ihre Waffen auf sie gerichtet. Sie war also unerwünscht. "Männer..." Leise fluchend verzog sie sich in einen nahe liegenden Wald. Sie musste auf jemanden warten, der die Wachen kannte und ihr einlass in die Festung gewährte. Bis dahin würde sie vor der Feste warten oder sich in der leeren Stadt umsehen. Vielleicht konnte sie ja etwas zu essen und eine Bleibe für die Nacht finden. Noch einmal warf sie einen Blick zurück. Ein kühler Blick traf die Wachen, ehe sie zwischen den Bäumen verschwunden war. Was würde sie in dieser komischen "Stadt" wohl alles erwarten? Sie wusste es nicht, doch hoffte sie, hier ein eigenständiges Leben führen zu können.

Kylan Ornson

Kylan Ornson
 

Schwer beladen trat Kylan in die Schmiede seines Vaters. Mit Schwung warf er die Erze auf den Boden und die Hacke legte er auf einen kleinen Tisch. Sein Vater sah auf, einen Hammer und eine Zange in den Händen. Er war gerade dabei, ein neues Schwert zu schmieden und erfreut sah er zu Kylan auf. "Da bist dere ja!", sprach Orn mit kräftiger Stimme und deutete auf die Erze. "Ney herumstehen! Schnapp dere de Erze und schmelz sie zu Barren!" Kylan wischte sich kurz über sein von Staub verdrecktes Gesicht und nickt seinem Vater zu. Schnell nahm er den Rucksack mit den Erzen hoch, nahm sich eine Gussform und gesellte sich an die Esse. Schnell verteilte er Kohle und Erze in der Form und schmelzte sie zu heißen, rechteckigen Barren. Diese stellte er zum Abkühlen in ein Wasserbad. Es zischte kurz und die Barren kühlten sich ab. Dies ging den ganzen Tag so. Abends saßen Vater, Mutter und Söhne in der Taverne, um dort einige Krüge Met und Berge an Fleisch zu verspeisen. Der ältere Bruder von Kylan, Loki, seinerseits Jungkrieger, berichtete von seinem Tag. Er hatte Bären erlegt, sich eine Wifke geschnappt und mit ihr seinen Spaß gehabt...Kylan sah kurz zu ihm auf. Während er schon sein eigenes Leben führte, stand er noch unter der Fuchtel seines Vaters. Kylan wollte mehr, als nur Erze schmelzen. Er wollte selber schmieden, doch ließ sein Vater ihn nie handeln. Langsam drückte er sich hoch. Orn sah ihn streng an und fragte, wo er denn hin wolle. Kylan sah zu ihm runter. "Jeg bin müde", antwortete er knapp. Orn nickte nur kurz, Loki sah ihn fragend an. Die Arbeit schaffte Kylan eigentlich nicht und er betrank sich gerne bis in die frühen Morgenstunden mit ihm. Nachdem Kylan die Taverne verlassen hatte, folgte der Große ihm. Orn fragte ihn nicht, was er vorhatte, sondern ließ seinen Ältesten ziehen. Kylan selbst stand auf dem Rand einer Klippe und sah über das Meer. Die Möwen waren verstummt und der Himmel war mit Sternen bedeckt. Kühle Luft umspielte Kylans lange, leicht zerzauste Haare und auch sein Bart wehte sachte ihm Wind. Als er den Schnee knirschen hörte, blickte er über die Schulter. "Was willst dere here oben?", fragte Loki und stellte sich neben Kylan. Kylan zuckte kurz mit den Schultern. Er konnte seinem Bruder doch nicht sagen, dass er wartete, bis ihr Vater im Bett lag und den Schlaf der Gerechten schlief. Loki legte seine Hand auf Kylans breite Schulter. "Dere willst schmieden, datt seh jeg dere an.", sprach Loki mit fester Überzeugung in der Stimme. Kylan gab nicht mehr als ein Nicken von sich. "Dann werde jeg mere um unseren Vater kümmern.". Mit diesen Worten wandte Loki sich ab und verschwand in der Taverne. Kylan verstand, was sein Bruder meinte und schnell bewegte er sich in die Schmiede. Er feuerte die Esse an, entkleidete seinen muskulösen Oberkörper und nahm die Barren. Er heizte diese auf, bis sie glühten und ergriff sie mit der Zange. Mit dem Hammer formte er das Eisen und zwischendurch ließ er es abkühlen, indem er es ins Wasser tauchte. Langsam wurde aus dem Barren ein kurzes Schwert. Nachdem es die passende Form hatte, ging er zum Schleifstein und schärfte das Schwert. Er hatte lange gebraucht, um das Schwert zu schmieden und zu schleifen, doch sein Vater war nicht aufgetaucht. Kylan legte das fertige Schwert auf den Amboss und verließ die Schmiede. Sein Aussehen unbeachtet lassend trat er in die Taverne. Sein Gesicht, sowie sein starker Oberkörper waren mit Staub und Ruß bedeckt, seine Haare waren schweißtriefend. Orn wandte sich zu seinem Jüngsten um und drückte sich hoch. Er torkelte auf ihn zu und blieb weniger standfest als sonst vor Kylan stehen. "Dere warst wohl in der Schmiede?", lallte Orn ihm die Frage zu. Ohne zu zögern gab Kylan ein Nicken von sich. "Mal sehen, was dere alles verwüstet hast...". Torkelnd verließ Orn die Taverne und betrat die Schmiede. Das Schwert fiel ihm direkt auf. Es glänzte im Glanz der Fackeln und es waren kleine Verzierungen auf dem Griff zu sehen. Orn zog eine Braue hoch. "Wieso kannst dere so was schmieden?", fragte er ihn mit etwas gefasster Stimme. Kylan trat neben seinen Vater. "Jeg hab dere beobachtet. Sehr god, würd jeg sagen.", antwortete Kylan mit seiner dunklen Stimme. Orn nickte und wandte sich zu ihm zu, ihm auf die Schulter klopfend. "Es geht doch.", sagte er, Kylan Verwirrung ins Gesicht zaubernd. "Jeg hab gewartet, bis dere erwachsen wird und mere zeigt, dass dere schmieden will.", grummelte Orn ihm zu. Kylan brannte eine Frage auf der Zunge. "Aber dere wirst meine Schmiede ney mit benutzen können und were haben sonst keiner here.", warf Orn direkt ein, Kylans Frage erahnen könnend. Loki trat dazu und sah Kylan an. "Jeg will über die Meere fahren...Jeg werd in Trondborg halt machen, vielleicht brauchen de da einen Schmied. Bisher hab jeg keinen dort gesehen.". Kylan sah zu Loki auf. Der 2,15 Meter große Jungkrieger ließ den knapp 2 Meter großen Schmied neue Hoffnung wittern.
 

In der nächsten Woche hatte Kylan sich alles geschmiedet und besorgt, was er für die Abreise benötigte. Orn und seine Frau sahen voller Stolz auf ihre Söhne, die nun das Schiff betraten. Loki sah zu ihnen, winkte ihnen zu und rief einen "Jeg werd in einigen Wochen zurück kehren!", während Kylan ihnen tief zunickte und ein "Ha det!" in ihre Richtung rief. Kylan wusste, er wird vielleicht nie mehr zurückkehren und so gesellte er sich unter Deck, um dort auf die Ankunft in Trondborg zu warten.

Thalia Doriath

Thalia Doriath
 

Sanft umspielte der Wind die Haare der jungen Druidin. Ruhig sah sie über ihre Heimat hinweg. Weite Wälder erstreckten sich am Horizont und zu gerne wollte Thalia durch die Gegenden wandern. Ein Reh lief unter dem Ast, auf dem sie sich gesetzt hatte, her, immer tiefer in das Dickicht. Mit einem leichten Lächeln sah sie dem Tier nach, ehe sie sich daran machte, den Baum zu verlassen. Am Boden angekommen, berührte sie in einer freundlichen Geste den Baum und flüsterte leise Worte zu ihm. Als Druidin fühlte sie sich sehr mit dem Wald verbunden und sie schmunzelte, als der Wind ein leises Rascheln durch die Blätter erklingen ließ. Ruhige Schritte führten sie zu ihrem kleinen Baumhaus, welches sie mit einem Adler teilte. Als sie dort ankam, war der Adler in heller Aufregung. Kurz runzelte Thalia die Stirn. Der Adler hüpfte auf die kleine Öffnung, die als Fenster diente und flog dann mit einem hellen Schrei davon. Thalia ging zum Fenster und sah hinaus. Nun sah sie, was den Adler so in Aufruhr gebracht hatte. Finstere Rauchschwaden stiegen in den Himmel hinauf und Flammen ließen den Himmel rot leuchten. Sie sah runter und musste mit ansehen, wie eine Scharr Tiere, aber auch andere Waldelfen flüchteten. Mit einer finsteren Miene umklammerte Thalia den Stab feste und wendete sich um, um ihr kleines Häuschen zu verlassen. Ein älterer Druide, ihr Mentor, packte sie gleich am Arm und nickte ihr zu. Sie wusste, dass er und die anderen Druiden versuchen wollten, irgendetwas zu retten. Jeder von ihnen hatte mehr Macht und Weisheit als Thalia selbst, doch wollte ihr Mentor sie bei sich haben. So gingen sie in Richtung Waldbrand und mit genügend abstand versuchten sie die Baumgeister dazu zu bewegen, eine dicke Mauer aus Holz und Morast zu bilden. Doch es geschah nichts. Kein Zauber, keine Macht des Waldes konnte sich gegen dieses Feuer auflehnen. Es war einfach zu groß. Unter den tobenden Flammen vernahm Thalia Gebrüll. Es schien, als würde ein riesiges, böses Wesen in den Flammen hausen. Kurz nachdem die Druiden den Laut vernahmen, kam ein riesiger Feuer-Elementar auf sie zu. Der Mentor sah mit finsterem Blick auf das Untum und gab seinen Schülern per Telepathie zu verstehen, dass sie gehen sollten. Sie sollten sich in Sicherheit bringen, bevor es zu spät war. Jeder ihrer Mitschüler spurtete sich, von dem Feuer wegzukommen. Doch Thalia zögerte einen Moment. Einen Augenblick zuviel. Ihr Mentor hatte ihren Stab ergriffen und diesem mit wucht auf sie zugeschmissen. Der Stoß trieb ihr einen Schmerz in die Magengegend und der Blick des Mentors traf sie wie ein Schlag. Er war finsterer als die Nacht und befehlend, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Rasch wandte Thalia sich um und eilte vom Feuer weg, weg von ihrer Heimat, weg aus ihrem geliebten Wald. Nun würde sie die Weiten der ihr fremden Wälder erkunden können, doch der Preis dafür war sehr hoch.
 

Nach einer tagelangen Reise führte der Wind sie zu den Waldelfen Astarias. Ein leises Wispern verriet ihr, dass sie hier in Sicherheit sei und hier zuhause ist. Unsichere Schritte ließen sie den Wald und das Dorf der Waldelfen erkunden. Etwas Vertrautes lag hier in der Luft. Sie fühlte sich zuhause.

Lyriel Argith

Lyriel Argith
 

Mit fast lautlosen und flinken Schritten huschte die vermummte Gestalt durch das hohe Gras.

Ihre Blicke richteten sich aufmerksam auf ihre Umgebung. Ein Blick in den Himmel ließ sie schätzen, dass es ungefähr Mitternacht sein musste. Es war also noch genug Zeit, ihren Zielort zu erreichen und ihren Auftrag zu erfüllen. Wenige Augenblicke später hatte sie die Stadt betreten, die ihr Ziel darstellte. Leise huschte die Elfe von Schatten zu Schatten, um nicht im schwachen Licht des Mondes erblickt zu werden. An einer Hausecke blieb sie dann stehen. Ihre roten Augen fixierten die Laterne am anderen Ende der Straße. Sachte nahm sie ihre Armbrust vom Rücken, spannte einen Bolzen auf jene und fixierte die Laterne, ehe sie den Bolzen mit einem leisen Bolzen abschoss und das Licht erlischen ließ. Das Klirren des Glases ließ die geschickte Elfe hinter dem Haus verschwinden und einen Moment dort verharren. Nachdem sie merkte, dass niemand von dem Klirren wach wurde, schlich Lyriel leise um die Ecke und überquerte mit schnellen Schritten die Straße zu dem Haus, in dem ihr Ziel schließ. Leise knackte sie das Schloss und betrat das Haus. Es waren nur noch wenige Meter, die sie von ihrem Ziel trennten, als ein großer, bulliger Hund aus einem der Zimmer trat und sie anknurrte. Mit einem lauten Kläffen rannte er auf sie zu und ließ Lyriel erschrocken aus dem Haus eilen, hinaus auf die Straße, zwischen den Häusern entlang und raus aus der Stadt. Mit pochendem Herzen versteckte sie sich tief im Dickicht des Waldes. Kurz bevor der Morgen dämmerte, erreichte die Elfe ihre Heimathöhlen. Ihre Auftraggeberin, ihrerseits eine Yathrin, wartete bereits am Tempel auf sie. "Hast dos deinen Auftrag erledigt?" Ihre Stimme klang kalt und ihr Blick war ernst. "Nein, werte Yathrin..." "Du hast also versagt!" Die Yathrin sah Lyriel kalt und erbarmungslos an. Ja, die junge Meuchlerin hatte versagt. "Das war das letzte Mal, dass du mich vor Lloth so blamiert hast, Lyriel Argith! Hiermit verbanne ich dich aus unserer heiligen Stadt! Nach Einbruch der Dunkelheit wirst du hier verschwinden. Und lass dich nie wieder hier sehen, oder deine Strafe wird härter als diese sein!" Lyriel nickte nur leicht, als die Yathrin ihr Urteil gesprochen hatte. Die Jabress, die ihr die Künste des Meuchelns beigebracht hatte, kam mit leisen Schritten auf die Elfe zu, nachdem die Yathrin sich in den Tempel zurückgezogen hatte. "Was hat dich diesmal versagen lassen Lyriel?" Mit glühend roten Augen sah Lyriel zu ihrer Meisterin Malice auf. "Dieser Kerl hatte einen großen Hund in seinem Haus eingesperrt." Malice ließ ein schmales Lächeln auf ihre Lippen gleiten. "Du musst mit allem rechnen und alles töten, was sich dir in den Weg stellt. Vergesse dies nicht nach dem Verlassen der Stadt. Danach werde ich dir nicht mehr helfen können." Mit diesen Worten wandte Malice sich ab und auch Lyriel machte sich auf den Weg nach Hause. Es war Zeit, ihre Sachen einzupacken. Zumindest ihre Waffen, ein paar Bolzen und etwas Kleidung wollte sie auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat mitnehmen. Sachte ließ Lyriel sich auf ihr Bett gleiten. Seit sie eine kleine Elfe war, brachte Malice ihr bei, einer Yathrin als Jabress zu dienen. Sie lehrte sie das Schleichen, Spionieren, das Verstecken, Anschleichen und Töten bei. Und doch hatte sie mehrmals versagt und ihrer Yathrin, wie ihrer Lehrerin Schande bereitet. Sie selbst sah ihre Strafe als gerecht, wenn nicht sogar noch sehr milde an.

Am nächsten Abend, die Sonne war gerade unter gegangen, nahm Lyriel ihre Sachen und verließ die Stadt. Sie wusste noch nicht, dass sie ihr Weg nach Ilhar Oloth führen würde, die Stadt der Ilythiiri Astarias. Nach vielen Nächten durchrennen und vielen Tagen verbergen war die junge Elfe in der Höhle, die sie zu eben dieser Stadt führte. Leise schlich sie um die Ecken, wich den Höhlenbewohnern aus und hob eine ihrer schmalen Brauen weit hoch, als sie die schwarzen Tore der Stadt erreichte. Ein Jaluk öffnete ihr das Tor und führte sie durch die Stadt zur Stadtmitte, wo sie sich vorerst ausruhen konnte. Den Brunnen musternd überlegte Lyriel, ob sie Lloth hier mehr dienen konnte. Niemand außer Lloth kannte sie und vielleicht würde die Ehrwürdige ihr eine letzte Chance hier geben. Lyriel würde alles daran setzen, um ihrer Rasse und ihrer Göttin Ehre zu bereiten.

Asla Thrasidottir

Asla Thrasidottir
 

Der Tag war verschneit und der Wind war rau. Er zerzauste die langen Haare der jungen Kriegerin. Sie stand oben auf der Klippe und blickte über das Meer hinaus. Wie so oft versank sie in Gedanken. Kurz legte sie die Hand auf den Knauf ihrer Axt, die sie immer bei sich trug. Sie war stolz auf diese Waffe, da ihr Vater ihr diese Axt zum Geschenk gemacht hatte. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf die Lippen der Kriegerin. Sie dachte kurzzeitig an ihre Kindheit zurück. Schon mit Beginn des fünften Lebensjahres hatte ihr Vater ihr ein Holzschwert in die Hand gedrückt. Er war ein angesehener Mann in diesem Dorf gewesen, ein großer Krieger, der niemals einen Sohn geschenkt bekommen hatte. Asla hatte er dieses kleine Holzschwert geschnitzt und er lehrte sie früh, wie man kämpfte. Thrasi hatte sogar Übungskämpfe mit ihr ausgetragen. Aslas Mutter, Valdis, hatte dies nicht gut geheißen. Zwar war Asla nicht die einzige Tochter des Hauses, doch sollte sie ihren jüngeren Geschwistern ein gutes Vorbild sein. Oftmals hatten ihre Eltern sich gestritten. Thrasi hatte seine Erstgeborene so erzogen, wie er sich einen Jungen gewünscht hatte. Er hatte mit ihr getollt, hatte ihr das Kämpfen gelehrt und war sogar mit ihr Angeln gegangen. Auch auf Saufgelangen hatte er sie ab ihrem fünfzehnten Lebensalter mitgenommen. Sie wusste alles, was sie als Jungkriegerin brauchte. Sie wurde sechzehn, als ihr Vater ihr Zugang zu dem Jungkriegerlager verschaffte. Sie war die einzige Kriegerin, umringt von alten Kriegern, die den Neulingen alles beibrachten, damit sie zu einem vollwertigen Wikingerkrieger wurden. Asla hatte gewusst, dass es für sie nicht leicht werden würde. Doch dass es gleich so werden würde, wie es nun gekommen ist, damit hatte sie niemals gerechnet. Thrasi war vor 6 Monden auf See gefahren und hatte sich seither nicht mehr sehen lassen. Leif, der Oberste unter den Kriegern, hatte dies ausgenutzt, um die junge Asla in Grund und Boden zu Stampfen. Immer härter wurden die Übungskämpfe mit ihm. Er ließ ihr nicht die Chance, sich zu wehren. Er kämpfte unehrenhaft, dass wusste sie. Beim letzten Kampf gegen ihn konnte sie nicht einmal ihre Axt ziehen, als Leif auch schon mit erhobener Axt auf sie zu gerannt kam. Asla musste sich wehren und so hatte sie mit einem ihrer kräftigen Beine nach ihm getreten. Es war ein glatter Volltreffer. Leif war vor Schmerz aufheulend zu Boden gesunken. Sie hatte ihm zwischen die Beine getreten und das mit viel Schwung und Kraft. Die anderen Krieger hatten die Jungkriegerin umstellt. Leif hatte ihnen den Befehl gegeben, Asla aus dem Jungkriegerlager zu werfen. Nun stand sie auf der Klippe und blickte über das Meer hinaus. Ihre langen, dunkelbraunen Haare, die im Sonnenlicht leicht rötlich schimmerten, wehten wild im Wind umher. Asla sah kurz gen Himmel. Ein paar Möwen umkreisten die Klippe. Mit einem leichten Schmunzeln drehte sie sich um und sah hinunter zum Dorf. Ihre Mutter war gerade dabei, Jodis, der Kleinsten in der Familie, ihr Kleid zu nähen. Auf einem Fell, das Valdis auf dem Schnee ausgebreitet hatte, saß die Kleine und brabbelte fröhlich vor sich hin. Der Anblick erfreute Asla, doch sollte sie dieses Glück nicht länger mit ansehen. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Hier konnte sie nicht eine vollwertige Kriegerin werden. Sie musste fort, weit weg von der von Schnee bedeckten Heimat. Heute Nacht würde sie zum letzten Mal in ihrem Bett schlafen. Ruhig ging sie hinab zum Dorf. Als sie vor Jodis stand, hob sie ihre kleinste Schwester hoch. "Dere wirst mir fehlen.", sprach sie leise zu der Kleinen, die weiter fröhlich brabbelte. Asla setzte sie ruhig ab. Stumm verschwand sie in dem hölzernen Langhaus, um sich an der Feuerstelle nieder zu lassen. Sie entledigte sich von der Kleidung, die sie für die Reise nicht brauchte. Ihre Fellstiefel stellte sie ruhig zur Seite. Die Axt nahm sie kurz in die Hand. Die sollte hier bleiben, lag Asla doch viel zu viel an der Axt, um sie anschließend auf der Reise zu verlieren! Sie verstaute Jene in einer Kiste, wo viel Krams der Jungkriegerin verstaut war. Dann zog sie einen alten Kilt und ein leichtes Hemd aus der Truhe. Das war alles, mit dem sie am nächsten Morgen aufbrechen würde. Kurz sah sie aus einem der Fenster. Die Nacht kam langsam und so war es für Asla unmöglich, sich nun schon zur Ruhe zu legen. Sie seufzte leise, dann schnappte sie sich eine Axt, die von weniger Bedeutung war, verstaute einen kleinen Anteil Gold in ihrer Tasche und packte etwas Proviant ein. Ohne ein Wort zu verlieren, verließ sie das Haus und zielstrebig steuerte sie auf den Hafen zu. Valdis war zu erstaunt, um ihrer Tochter irgendetwas zu sagen. Sie wusste, es war nutzlos. Asla hatte den gleichen Sturkopf wie ihr Vater, hatte sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt. Doch wusste sie auch, dass Asla gut auf sich achten konnte. Sie war ein störrisch, ehrgeizig und ein Hitzkopf, wie er im Bilderbuche stand. Sie würde die Reise gut überstehen.

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, war Asla schon längst weit von ihrer Heimat entfernt. Sie hatte sich an die Reling gelehnt und sich mit einer Decke vor der Kälte der See geschützt und war durch das regelmäßige Auf und Ab der Wellen wohl eingeschlafen. Langsam öffnete sie ihre Augen. Verschlafen erhob sie sich und reckte und streckte sich. Sie hatte eindeutig falsch gelegen... Ruhig erhob sie sich. Der Kapitän sah zu der Jungkriegerin. "Were kommen gleich in Trondborg an og machen da halt. Wenn dere willst, kannst dere here bleiben.", sprach er mit ruhiger Stimme gen Asla. Sie schmunzelte leicht, dann antwortete sie ruhig:"Jeg werd vielleicht here bleiben." Sie sah zu den Inseln, die langsam näher kamen. Trondborg... sie wusste nicht, was dies für ein Ort war und noch weniger wusste sie, was sie hier erwarten mochte. Als das Schiff am Hafen anlegte, verließ sie ruhig das Schiff und stapfte durch den Schnee. War dort auf dem Berg etwa ein Dorf gewesen? Neugierig wie die Kriegerin war, stapfte sie dem Dorf entgegen, um sich dann in Jenem umzusehen. Für Asla hatte nun ein neues Leben begonnen. Nun musste sie nur abwarten, was auf sie zukam und hoffen, dass Odin ihr beistand und sie ihren Weg mit Erfolg gehen ließ.

Talya Anôrsígil

Sanft wehte das goldblonde Haar der jungen Hochelfe im Wind, während sie an einem Mast gestützt über das Meer blickte und sich erhoffte, einen Streifen Land am Horizont zu sehen. Seit einigen Tagen war sie nun schon auf dem Schiff. An sich hatte sie keine Probleme damit, sich auf einem Schiff aufzuhalten, im Gegenteil. Ihre Abenteuerlust trieb sie sogar noch dazu an. Doch die Anwesenheit der anderen Reisenden machte sie ein wenig nervös. Es war nicht so, dass sie etwas gegen andere Rassen hatte. Sie fühlte sich nur nicht wohl, wenn sie von einer ganzen Meute betrunkener Männer angegafft wurde. Dabei waren die Männer an Bord richtige Winzlinge. Die Elfe war gute 192 Fingerkuppen groß und war somit gut einen Kopf größer als der größte Mann auf diesem Schiff. Talya schüttelte fast unmerklich ihr Haupt und richtete ihre klaren, hellblauen Augen kurz auf einen der Männer. Er stand an der Reling, den Blick ebenfalls auf das Meer gerichtet und leicht lächelnd. Seitdem Talya auf dem Schiff war, war er der einzige, den sie niemals betrunken erlebt hat. Sie musste sich dazu zwingen, ihre zarten Lippen nicht lächeln zu lassen. Dann wandte sie ihren Blick wieder nach vorn und sie schloss ihre Augen. Erinnerungen kamen wieder zurück. Erinnerungen an ihre Heimat, in der sie aufgewachsen war und dem Handwerk eines Kriegers nachgegangen war. Sie erinnerte sich, wie sie mit ansehen musste, wie ihr Vater durch die Hand eines Orks starb. Zu der Zeit war Talya noch ein Kind gewesen. Lange hatte sie ihrem Vater nachgetrauert, bis sie fest entschlossen war, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. So ging sie mit zarten 85 Jahren zum Hauptquartier der Hochelfengarde und bat darum, in der Kunst des Schwertkampfes unterwiesen zu werden. Den starken Willen konnte man schon zu der Zeit aus ihrer melodischen Stimme heraushören. Sie war nie eine Hochelfe gewesen, die schnell aufgab. Es mussten hunderte Niederlagen auf sie herabprasseln, bis ihr Dickkopf gebrochen war. Doch der Hauptmann der Garde willigte ein, sie zu einer Kriegerin zu machen. Kurz nach ihrem hundertzwanzigsten Geburtstag war sie soweit, dass sie auf eigene Faust losziehen und Feinde beiseite schaffen konnte. Sie nahm an kleineren Missionen teil und hatte mehr Mut bewiesen, als man ihr zugetraut hätte. Nun war sie stolze 163 Jahre alt und es trieb sie aus der Stadt raus, die seit mehreren Jahren nicht mehr von irgendwelchen Kreaturen angegriffen worden war.

Sachte öffnete Talya ihre Augen wieder und sie sah an sich hinab. Die Rüstung, die eng an ihrem schmalen und schlanken Körper lag, hatte sie von ihrem Lehrmeister überreicht bekommen, ehe sie das Schiff betreten hatte. Sie passte sich perfekt ihren weiblichen Rundungen an. Auf sie zukommende Schritte ließen Talya aufsehen. "Arr, werte Hochelfe, morgen erreichen wir eine kleine Stadt, auf der wir einen Zwischenstopp machen werden!", sprach der Kapitän des Schiffes sie mit seiner rauen Stimme an. "Hannan len", gab Talya zurück und sie löste sich von dem Mast, um sich in ihre Kabine zurückzuziehen und ein wenig Schlaf zu bekommen.
 

Am nächsten Tag war das Schiff tatsächlich in einen kleinen Hafen eingelaufen. Einige Männer des Schiffes verließen das Schiff mit ihrem ganzen Gepäck und andere wiederum betraten es. Doch diesmal waren auch eine ganze Menge Frauen dabei, was Talya ein wenig Erleichterung verschaffte. Die junge Hochelfe nutzte die Gelegenheit des Aufenthaltes in der Stadt, um sich die Beine ein wenig zu vertreten und sich mit neuen Vorräten einzudecken. Hier und da zogen interessante Spielleute ihre Aufmerksamkeit auf sich oder es lief ein fremder Hochelf an ihr vorbei, was sie erfreute. Am Abend wollte das Schiff wieder ablegen und Talya betrat es erst kurz vor Aufbruch. Sie brachte kurz ihre neu erworbenen Sachen in ihre Kabine und ging dann wieder an Deck, wo sie sich an die Reling stellte und die salzige Meeresluft einatmete. "Mae govannen", hörte sie auf einmal eine männliche, jedoch melodisch klingende Stimme hinter sich erklingen. Sie wandte sich um und sah in das Gesicht eines Hochelfen, der schon ein hohes Alter erreicht haben musste, denn seine Haare schimmerten in einem sanften weißgrau. "Mae govannen.", gab Talya mit heller, ebenfalls melodischen Stimme zurück. Der alte Elf stellte sich leicht lächelnd neben Talya und sah ihr tief in die hellblauen Augen, bevor er fragte:"Darf Im fragen, wer le bist und was le auf so einem Schiff machst?" Talya sah ihn etwas verdutzt an, lächelte dann aber sanft und gab leise zurück:"Im bin Talya Anôrsígil a Im bin auf dem Weg in ein neues Land, um Erfahrungen zu sammeln." Der Alte nickte nur leicht, dann wandte er sich still ab. "Morgen erreichen men ein neues Land, was le sicher interessiert...", gab der Alte von sich, ehe er verschwand. Talya verstand nicht, was er meinte, doch sie würde es am nächsten Tag wohl herausfinden.
 

Wie vermutet hatte das Schiff am nächsten Tag sein Ziel erreicht und Talya verließ es mit fast lautlosen Schritten. Sie wurde freundlich begrüßt und man berichtete ihr, dass die Stadt der Hochelfen nicht sehr weit entfernt sei. Talya war erfreut über diese Nachricht, bedankte sich freundlich bei der Frau, die ihr diese Auskunft gab und machte sich sogleich auf den Weg in die neue Heimat. Freude stieg in ihr auf und Neugierde machte sich in ihr breit. Sie betrat nun eine neue Welt, in der sie sich einfinden und viele neue Sachen kennen lernen würde. Sie fragte sich, wie die Hochelfen in dieser Gegend wohl waren. Neugierig und guter Laune machte sich die Hochelfenkriegerin auf den Weg in die Hochelfenstadt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück