Desperate von __Sleepwalker (DavidxPierre Story) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- Mit gesenktem Kopf saß er in der Klasse und hörte nur mit einem halben Ohr seinem Lehrer zu. Er wartete auf das Klingeln, das das Ende der Stunde ankündigte. Dann müsse er wieder nach Hause. Er müsste an den Ort, an dem er, genau wie in der Schule, nur Schmerzen und Hass einstecken musste. Er hasste sein Leben. Endlich, das lang ersehnte Klingeln. Er verstaute alle seine Sachen in seinen Rucksack und stand auf. Aber wie immer war er der letzte. Gerade als er aus der Tür treten wollte, hörte er die Stimme seines Lehrers. „Mr. Desrosiers?! Hätten Sie mal bitte eine Minute?“, kam es mit ruhiger Stimme von Mr. Kennedy und er sah dabei David an. David drehte sich um und sah den Lehrer an. „Sicher!“, entgegnete er ihm und ging zu seinem Schreibtisch. „Was gibt es?“ Mr. Kennedy sah David musternd an. “Geht es Ihnen gut?”, fragte er den jungen Schüler vor sich. „Natürlich, wieso sollte es mit denn nicht gut gehen?“, erwiderte David mit einer Gegenfrage und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Ich habe mir nur Sorgen um Sie gemacht, weil in letzter Zeit ihre schulischen Leistungen etwas abnehmen. Sie sind mein bester Schüler und ich hoffe, dass Sie das auch bleiben werden.“ David nickte. „Ja, ich verstehe schon. Ich habe in letzter Zeit nur etwas wenig geschlafen, das ist alles. Aber ich werde Sie nicht enttäuschen.“ „Okay. Dann können Sie jetzt gehen.“ „Auf Wiedersehen!“, kam es noch von David und er verließ den Raum. Er ging zügig zu seinem Schließfach und verstaute das Schulzeug darin, was er zu Hause nicht brauchte und nahm das andere mit. „Hey kleine Schwuchtel!“, kam es aus kurzer Entfernung und er hörte Schritte auf sich zukommen. David wusste wer das war. Jeff Stinco und seine Freunde. Sie waren es immer. David reagierte nicht und packte nur sein Zeug weiter in seinen Rucksack. Dann hörte er auch schon, wie Jeff die Faust gegen das Schließfach neben ihn knallte. David erschrak und schrie leicht auf. Dann biss er sich auf die Unterlippe. „Oho, er hat Angst!“, kam es von seinem Kumpel Pierre Bouvier. Oh wie David diese Jungs hasste. Wieso konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?! David reagierte noch immer nicht, bis Jeff sein Schließfach zuknallte und ihn wütend ansah. Pierre ergriff David und drückte ihn fest gegen das Schließfach eines anderen Schülers. „Du solltest uns nicht verärgern!“, kam es wütend von Pierre und er drückte David fester gegen den Schrank hinter sich. Im nächsten Moment bekam David auch schon eine Faust in den Bauch geschlagen. Er riss die Augen leicht auf, gab aber keinen Mucks von sich. Er wusste, dass sie wollten, dass er weint, aber er würde ihnen diesen Gefallen nicht tun. Immer weiter schlugen sie auf ihn ein, bis er total am Ende auf dem Boden kauerte. „Kommt, lassen wir die kleine Schlampe und trainieren noch etwas!“, rief Patrick Langlois seinen Freunden zu. Und dann verschwanden sie und ließen ihn dort liegen. Mühsam rappelte der schwarzhaarige Junge sich auf und griff nach seinem Rucksack. Ich wischte sich das Blut vom Mund und machte sich zum Ausgang. ‚Jeden Tag derselbe Scheiß. Ich bin das alles leid.’, schoss es David durch den Kopf. Er konnte nicht mehr. Als er Zuhause ankam ging er sofort ins Bad. Er musste sich waschen und seine blutverschmierten Sachen ausziehen. Er schloss die Badtür ab und entledigte sich seiner schmutzigen Kleidung. Er betrachte sich noch einmal kurz im Spiegel. Er hatte dicke Augenringe und mal wieder ein blaues Auge. Seine Lippe war aufgeplatzt und leicht geschwollen. Sein schwarzes Haar fiel matt über seine Ohren. Sie lagen fast auf den Schultern auf. Er wusste, dass sie schon wieder viel zu lang waren. Er sah im Spiegel nur jemanden, der verzweifelt, alleine und kaputt war. Einen kleinen verängstigten Jungen, der es satt hatte zu Leben. David stieg unter die Dusche und ließ das heiße Wasser über seinen Körper fließen. Es tat weh, wie die harten Wasserstrahlen auf seinen Körper auftrafen. Jeff und seine Freunde hatten ihn wieder so lange verprügelt, bis er sich kaum bewegen konnte, so sehr wie seine Knochen wehtaten. Nachdem er fertig war mit duschen und sich neue Klamotten angezogen hatte, ging er runter in die Küche. Seine Mum saß am Tisch und sah ihn an. Sie sagte aber kein Wort. David nahm sich etwas Essen, setzte sich zu ihr und aß ohne ein Wort zu sagen alles auf. „Du solltest lieber in dein Zimmer gehen!“, kam es von seiner Mutter. David wusste was das zu bedeuten hatte. Es war kurz vor 5 und sein Stiefvater musste jeden Augenblick nach Hause kommen. David stand nur nickend auf und ging zur Tür. „Ich liebe dich, mein Schatz!“, sagte seine Mum noch leise zu ihm und David rann die Treppe hinauf in sein Zimmer. Keine fünf Minuten später hörte er die Wohnungstür zuknallen und seinen Stiefvater Jake schreien. „Wo ist dein Sohn du verdammte Schlampe?!“, hörte David die Schreie und zuckte leicht zusammen. „In seinem Zimmer, wo er immer ist!“, antwortete Joanne ihrem Mann ruhig, aber trotzdem wurde sie geschlagen. David hasste Jake, aber in diesem Moment hatte er wieder Angst vor ihm. Er wusste ganz genau was passieren würde, wenn Jake in sein Zimmer kam. Er würde ihn hart ins Gesicht schlagen, mit einer Hand fest auf das Bett drücken und sich dann wieder an ihm vergehen. So wie er es immer tat und David wurde in seinen Gedanken nur bestätigt. Jake kam, verging sich an David und verschwand wieder. Vor Schmerzen weinend lag der 16-jährige in seinem Bett und vergrub das Gesicht in seinem Kopfkissen. Er hätte sich in diesem Moment am liebsten erstickt, aber es stimmte, was alle immer sagten. Ein Mensch kann sich nicht von selbst ersticken. Als David keine Luft mehr bekam, hob er rasch seinen Kopf und schnappte nach Luft. Wieso tat man gerade ihm das alles an? Er konnte dem nicht mehr lange standhalten, das wusste er ganz genau. David atmete tief durch und sah auf seine Arme. Narben über Narben. Narben, weil er nicht mehr konnte, Narben weil er sich umbringen wollte und Narben weil er jemanden liebte, der ihn abgrundtief hasste. Er fand das nicht gerecht, aber er konnte nichts dagegen tun. ‚Du kleine Schwuchtel hast es nicht verdient zu leben und wenn du schon den Anfang machst, dann bring es gefälligst auch zu Ende!’, schossen ihm die Worte durch den Kopf, wie tausend kleine Blitze. ‚Du bist nur für eine Sache gut, du Sohn einer Hure! Dafür, dass ich meinen Spaß habe!’, kamen ihm dann noch die Worte von Jake in den Kopf. David dachte darüber nach und beide Männer hatten Recht. Wozu wurde ihm das Leben gegeben, wenn er nur gehasst und verletzt wurde?! Wenn er tun konnte, was er wollte, aber nie jemand, außer seiner Mutter, stolz auf ihn war?! Sein Leben war so sinnlos. Er brauchte einen wirklichen Grund zu leben und das schnell, aber er wusste, dass er nie einen finden würde. Sein Leben hatte gerade erst angefangen, aber er wusste, dass es bald enden musste, damit er glücklich sein konnte. Vielleicht konnte er an dem Ort, an dem sein Vater war, glücklicher sein. Ja, vielleicht konnte er im Himmel glücklicher sein, aber er wusste es nicht. Er konnte es nicht wissen. David versuchte zu schlafen, doch er konnte es nicht. Er entschloss sich mitten in der Nacht aus dem Haus zu schleichen. Somit kletterte er vorsichtig und leise das Blumengitter neben seinem Fenster hinunter, dass seine Mum einmal nur für ihn dort angebracht hatte. Er schlüpfte in seine Schuhe, als er auf dem Rasen im Garten stand und verschwand lautlos. Er lief weit und er lief lange, bis er an einem Ort ankam, an den nachts kein Mensch freiwillig hingehen würde – am Friedhof. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und schaltete das Licht an. David war wohl der einzige Mensch auf Erden, der nachts freiwillig und vor allem alleine auf den Friedhof ging. Er lief zum Grab seines Vaters. Es war schön bestückt mit den verschiedensten Blumen. Der Grabstein war blitzblank und man konnte ohne Probleme lesen was drauf stand. „Rest In Peace Phillippe Desrosiers. * 16.5.1967 † 20.7.2005“ David ging vor dem Grab auf die Knie. Er strich sanft mit den Fingerspitzen über das Bild seines Vaters. Er sah ihm so ähnlich. Die schwarzen Haare und das Lächeln. Früher hatte David dieses Lächeln auch jeden Tag auf den Lippen, aber nach dem Tot seines Vaters, knapp drei Jahre zuvor, verschwand dieses Lächeln und seit seine Mutter Jake geheiratet hatte, konnte er nicht mal mehr einen kleinen Funken Fröhlichkeit in sich spüren. Das war vor 1 ½ Jahren und seit dem hatte David ein Leben, dass er nicht mehr wollte. Jeden Abend kam Jake in sein Zimmer und tat ihm weh. Leise ließ Dave die Tränen über seine Wangen kullern und auf die Blumen auf dem Grab tropfen. „Ich vermisse dich so sehr, Dad. Wieso musstest du gehen? Wieso hast du zugelassen, dass er mir so wehtut? Ich wäre so gerne bei dir. Darf ich bitte zu dir kommen?“, flüsterte der junge Schwarzhaarige zu dem Bild des jung verstorbenen Mannes. David war lange nicht mehr hier, aber es kam ihm trotzdem vor, als wäre es erst gestern gewesen. „Da gibt es diesen Jungen. Er hasst mich. Er tut mir auch jeden Tag weh. Aber ich glaube, das tut er nur um seinen Freunden zu gefallen. Seine Freunde sind Idioten, aber er ist so anders. Er ist so süß. Er heißt Pierre. Er hat wunderschöne schokoladenbraune Augen. Wenn er lächelt leuchten sie so schön. Oh und dieses Lächeln natürlich. Es ist bezaubernd. Ich hab mich in ihn verliebt und dabei kann er mich nicht mal leiden. Ich kann ihn nicht vergessen, obwohl er mir jeden Tag so verdammte Schmerzen zufügt.“, erzählte David dem Grabmal. Er hätte ewig über Pierre reden können, aber seine Stimme versiegte, als die Tränen immer schneller kamen. Er kauerte sich vor dem Grab zusammen und weinte wie ein kleines Baby. Wieso musste er jemanden lieben, der ihn hasste?! Er hielt das nicht mehr aus. „Ich liebe ihn so sehr…“, hauchte David, als er sich langsam wieder beruhigt hatte. Dann hörte er ein Knirschen. Er sah sich erschrocken um und suchte nach einer Person oder einem Tier. Nach irgendetwas, das dieses Knirschen ausgelöst hatte. „Hast du dir jetzt schon einen Platz gesucht, an dem du begraben werden möchtest?!“, kam es aus der Dunkelheit. David blickte sich weiter um. „Wer ist da?!“, fragte er etwas verängstigt und war dabei so mit den Nerven am Ende, dass er nicht einmal die Stimme erkannte. „Dein Vater freut sich bestimmt, wenn du ihm Gesellschaft leistest!“ David fing an zu zittern. „Verdammt, wer bist du? Wo bist du?“ „Das spielt keine Rolle. Aber überlege dir bitte gut was du tust, es gibt auf dieser Welt vielleicht noch Menschen, denen zu etwas bedeutest!“ Dave musste wieder weinen. „Wer bist du?“, doch er bekam keine Antwort. Es war nichts mehr zu hören, außer dem leisen Wind. Kapitel 2: Two -------------- Die nächsten Tage dachte David immer wieder an die Situation auf dem Friedhof. Er fragte sich wer die Person war, die ihn so verängstigt hatte. ‚Aber überlege dir bitte gut was du tust, es gibt auf dieser Welt vielleicht noch Menschen, denen du etwas bedeutest!’ David bekam diese Worte einfach nicht mehr aus seinem Kopf. Im Unterricht passte er immer weniger auf und er schrieb Seiten voll mit diesem Satz. Er wollte wissen wer das war. Aber genauso wollte er wissen, wer ihn schon vermissen würde, wenn er nicht mehr da wäre. Vielleicht seine Mutter. Ihm fiel aber niemand weiter ein. Vielleicht auch Jake, aber mehr aus anderen Gründen. Aber könnte er einfach gehen uns seine Mum mit diesem Schwein alleine lassen?! Wer weiß was er mit ihr anstellen würde. Dave war so in seinen Gedanken versunken, dass er nicht einmal merkte, dass der Lehrer etwas von ihm wollte. Er merkte nicht, dass seine Mitschüler ihn auslachten. Dass sie über ihn redeten. Als der Lehrer vor seinem Tisch stand und auf diesen haute, erschrak David und wurde sofort aus seinen Gedanken gerissen. „Mr. Desrosiers! Was ist denn mit Ihnen los?“, fragte ihn der Lehrer nun aber ruhig, als er sah, dass David Tränen in den Augen hatte. Die anderen Mitschüler verstummten , fingen aber kurz darauf wieder an zu tuscheln. David nickte nur. „Ja…mir geht es gut…“, log er seinen Lehrer an, sah dabei aber auf seine Hände. Er fühlte sich grauenhaft. Qualvoll versuchte er die Tränen zu unterdrücken, aber es ging nicht. Er hatte keine Chance gegen sie und sie liefen ihm frei und wild über die Wangen. „Kommen Sie, ich bringe Sie ins Krankenzimmer!“, kam es von Mr. Kennedy und er hielt Dave seine Hand hin. David sah ihn an, nickte und stand auf. Er packte seine Sachen zusammen und ging dem Lehrer hinterher. „Ich bin sofort wieder da. Sie erledigen Ihre Aufgaben. Keine Dummheiten, sonst gibt es Strafarbeiten für alle!“ Die Schüler nickten alle und fingen an zu arbeiten. Natürlich würde das nicht lange anhalten. David sah noch einmal in die Klasse zurück. In der Reihe hinter ihm, zwei Bänke von ihm entfernt, da saß er – Pierre Bouvier. Pierre sah zu ihm und ihre Blicke trafen sich. Entweder täuschte sich David oder er sah in Pierres Augen wirklich Mitleid. Wieso sollte Pierre Bouvier, einer der Tyrannen an dieser Schule, Mitleid mit David Desrosiers, dem meist verhassten Schüler, haben?! Das ergab gar keinen Sinn. Mr. Kennedy sah David an, legte eine Hand auf seine Schulter und führte ihn dann aus dem Raum. „Was ist denn mit Ihnen los, Mr. Desrosiers? Ich erkenne Sie gar nicht wieder. Ist irgendwas vorgefallen?!“, fragte sein Lehrer David, als die beiden gemeinsam den Flur entlangliefen. David wischte sich die Tränen weg und verschmierte dabei etwas sein Make up. Aber das war ihm im Moment mehr als egal. Er sah den Lehrer an und zuckte mit den Schultern. „Ich vermisse nur meinen Dad. Das ist alles.“ Im Grunde war das ja nicht gelogen. Er vermisste seinen Dad wirklich, und wäre lieber bei ihm, als an diesem Ort. Auf dieser Welt. „Wo ist denn ihr Vater?“, fragte Mr. Kennedy dumm und unwissend. Er wollte David ja nur helfen. „An einem viel besseren Ort…“, hauchte David leise und versuchte nicht wieder zu weinen. „Er ist vor knapp drei Jahren gestorben…“ Der Lehrer verstummte. Das hatte er nicht gewusst. Woher auch?! Vielleicht hatten deswegen Davids Leistungen abgenommen. Aber das war ja erst seit einigen Monaten so und sein Vater war schon fast drei Jahre tot. Vielleicht hatte ihn auch seine Trauer wieder eingeholt. Er wusste wie schwer der Verlust einer geliebten Person war. „Oh, das tut mir Leid. Ich weiß wie schwer das für Sie sein muss. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Meine Frau ist auch vor fünf Jahren verstorben und die Trauer holt einen immer wieder ein…“, versuchte Mr. Kennedy David zu erklären, doch als Dave die Hand hob, verstummte er. „Sie wissen gar nichts. Rein gar nichts. Versuchen Sie nicht mich aufzuheitern oder mich dazu zu bringen irgendetwas zu verstehen. Sie haben nicht die leiseste Ahnung. Nicht von mir. Nicht von meinem Leben. Also geben Sie es auf!“ Mr. Kennedy war erstaunt, wie „hemmungslos“ David mit seinem Lehrer sprach, aber er wusste, dass er Recht hatte. Er hatte keine Ahnung wie es David ging. Was er für ein Leben führte. „Trotzdem danke, dass Sie es versucht haben…“, und mit diesen Worten blieb er vor der Tür der Krankenschwester stehen und sah seinen Lehrer an. „Ich komme ab jetzt selber zurecht. Gehen Sie zurück in die Klasse oder glauben Sie, die krümmen auch nur einen Finger für diese Aufgaben? Dann kennen Sie auch Ihre anderen Schüler nicht.“, erklärte David ihm noch, klopfte an der Tür und verschwand dann durch sie. ‚Scheiß Lehrer…’, schoss es Dave durch den Kopf als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er sah die Krankenschwester an und überlegte was er sagen könnte. „Was kann ich denn für dich tun, junger Mann?“, fragte die Krankenschwester mit einer unheimlich weichen und beruhigenden Stimme. David sah sie erstaunt an. Er war schon öfters hier, aber er hatte nicht mitbekommen, dass es eine neue Schwester gab. Verdammt, wann war er das letzte Mal hier?! „Ähm…Ja, Mr. Kennedy meinte ich müsse hier her…“ „Und aus welchem Grund?“ „Ja…also…das ist mir etwas peinlich…“ „Dir brauch absolut nichts peinlich sein. Setz dich doch erst einmal, dann redet es sich gleich viel besser.“ David nickte nur kurz und setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch. Er sah die Schwester an und dachte kurz nach. „Ja also…ich hab im Unterricht angefangen zu….heulen…“, sagte David leise und sah auf seine Hände. Gott, war ihm das peinlich vor einer Frau zuzugeben, dass er geweint hatte. „Das ist doch nicht schlimm. Möchtest du vielleicht mit mir über den Auslöser dafür reden?“, fragte sie ihn und lächelte sanft. Dieses Lächeln sagte David, dass er ihr vertrauen konnte, aber er wollte nicht wirklich. „Na ja…ich hab damit noch nie über jemanden geredet und ich weiß nicht, ob ich das so einfach tun kann, Mada-…“ „Chelsea!“, lächelte sie ihn an. „Du kannst mich Chelsea nennen“ „Okay…also Chelsea. Wissen Sie, das ist alles etwas…kompliziert.“ Chelsea lehnte sich etwas vor und sah David in die Augen. „Guck’ mal. Ich versuche nur dir zu helfen. Du kannst mich ruhig duzen. Was auch immer dich bedrückt, du kannst dir sicher sein, dass es bei mir gut aufgehoben ist. Das verspreche ich dir.“, und mit diesen Worten hielt sie ihm ihren kleinen Finger hin. David sah sie an. Wow, ihren Augen strahlten in einem wunderbaren blau. Er sah auf ihren Finger und überlegte. Nach einem lautlosen Seufzer nahm er ihren kleinen Finger mit seinem eigenen. „Okay.“ „Fein. Also als erstes. Wie ist denn dein Name?“ „David…David Desrosiers.“ Chelsea weitete kurz ihre Augen. „Ah, du bist der Sohn von Phillippe Desrosiers. Jetzt erkennt man die Ähnlichkeit. Mein herzliches Beileid. Ich kannte deinen Vater gut, wir waren mal Kollegen. Ein echt netter Kerl.“ David sah sie mit schimmernden Augen an. „S-sie kannten meinen Vater?!“, fragte er leicht stotternd. Er war erstaunt. Sein Vater hatte Chelsea nie erwähnt. Oder konnte David sich nur nicht daran erinnern? „Ja, wir waren quasi beste Freunde.“ „Wow. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er sie…dich mal erwähnt hat.“ „Als du noch ganz klein warst, da war ich öfters mal bei euch. Aber dann musste ich umziehen. Deswegen erinnerst du dich sicherlich nicht. Hast du geweint, weil du deinen Vater vermisst?“ David nickte. „Ja…und aus anderen Gründen.“ „Willst du mit mir darüber reden?!“ David dachte kurz nach und nickte dann leicht. „Na ja…da gibt es einen Menschen. Er ist echt….toll. Aber er hasst mich leider. Na ja…und ich empfinde etwas mehr für ihn. Und das obwohl er mich hasst, mich Tag für Tag verprügelt.“, seufzte David und sah Chelsea an. „Wie heißt denn dieser Mensch?“ „D-das möchte ich lieber nicht sagen. Sorry.“ „Okay, das ist gar kein Problem. Ich möchte dich ja zu nichts zwingen.“, erklärte Chelsea ihm lächelnd und überlegte kurz. „Ja, und dann gibt es da noch meinen Stiefvater. Ich hasse ihn so abgrundtief. Ich verstehe nicht wie meine Mum ihn heiraten konnte. Vor allem nicht, nachdem mein Vater gerade mal 1 ½ Jahre tot war.“ „Wieso hasst du deinen Stiefvater sosehr?“ „Meine Mum dachte, ich bräuchte einen Vater und er könnte ihn ersetzen, aber das kann er nicht. Er ist kein bisschen wie mein Vater. Er ist…ein Schwein. Er macht meine Mutter kaputt…und mich…“ Chelsea war erstaunt mit wie viel Hass in der Stimme David plötzlich redete. Er musste seinen Stiefvater wirklich hassen, das konnte man spüren. „Wie macht er euch denn kaputt?“ „Er kommt jeden Abend 17 Uhr nach Hause und schreit sofort rum. Meine Mum schickt mich immer in mein Zimmer, wenn sie weiß, dass er bald kommt. Er schreit sie an, nennt sie Hure und fragt wo ich bin. Dumme Frage, da ich immer in meinem Zimmer bin. Und dann kommt er zu mir und….und…“ David konnte nicht weiterreden. Tränen kamen wieder aus seinen Augen und liefen über seine Wangen. „Fasst er dich an, David?“, fragte Chelsea ihn und guckte dabei traurig. David nickte nur. „Jeden verdammten Tag…“ Das brach Chelsea das Herz. Sie stand auf und ging um den Tisch zu ihm. Sie hockte sich neben seinen Stuhl und zog David in ihre Arme. Sie drückte ihn fest an sich. „Du musst das der Polizei melden, David…“, sagte sie ganz leise, so, dass auch David es kaum hören konnte. David schüttelte aber nur den Kopf. „Nein! Nein, er hat gesagt, wenn ich ihn bei der Polizei verrate, dann bringt er meine Mum und mich um! Ich will nicht, dass er ihr wehtut.“ Eigentlich hätte David sich gewünscht, dass Jake ihn umbringt, aber er wollte nicht, dass dasselbe auch mit seiner Mutter passierte. Er hatte Angst um sie. Sie war die einzige Person, die verstand wie es ihm ging. Chelsea sagte nichts mehr. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie ihm helfen konnte. Sie konnte nicht zulassen, dass sein Stiefvater ihm das antat. Das war eine Straftat. Er musste ins Gefängnis, lebenslang. Aber wie sollte sie das erreichen?! „Wenn du willst, dann kannst du immer zu mir kommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Ich bin immer hier. Ich kann versuchen dir soweit zu helfen, wie ich kann!“, versicherte sie ihm. Sie stand auf, nahm ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Tisch und gab es ihm. David nahm das Taschentuch dankbar an und wischte sich die Tränen weg. Nun war sein ganzes Make up verschmiert und man konnte sein blaues Auge sehen. Chelsea sah das natürlich und sah ihn leicht entsetzt an. „Hat dein Stiefvater dir das angetan?“ Doch David schüttelte den Kopf. „Nein, das waren ein paar Jungs. Aber das ist schon okay, ich komm damit zurecht.“, erwiderte er ihr und seufzte. „So kannst du nicht in deine Klasse zurück.“, entgegnete Chelsea ihm und ging wieder um ihren Schreibtisch. Sie öffnete eine Schublade und holte etwas Make up heraus. „Hier…“ David sah auf ihre Hand und überlegte. Er nahm ihr das Zeug aus der Hand und stand auf. „Da drüben ist ein Spiegel, du kannst ihn benutzen. Ich will nicht, dass du so aus meinem Zimmer gehst.“ David nickte erneut. Er ging zu dem Spiegel und fing an sein blaues Auge unter dem Make up zu verstecken. Nachdem er damit fertig war, konnte man keinen Unterschied zu vorher feststellen. „Dankeschön…“, sagte David zu ihr und gab ihr alles wieder. „Ich geh dann mal wieder. Danke für das Gespräch.“ „Kein Problem. Und denk dran, ich bin die ganz Zeit hier, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“ David nickte nur mal wieder. „Ja danke.“, und damit ging er aus dem Zimmer und stand auf dem Schulgang. Kapitel 3: Three ---------------- Am Abend saß Chelsea mit ihrer Familie zusammen am Tisch. „Wie war denn dein Tag, Schatz?!“, fragte ihr Mann sie, als er das Essen auf den Tisch stellte. Chelsea sah ihren Mann an und überlegte. „Heute war der Sohn von Phillippe bei mir.“ „Phillippe war dein Freund, der verstorben ist, oder?“ Chelsea nickte. „Ja genau. Sein Sohn sieht ihm richtig ähnlich. Er hat mir von seinen Problemen erzählt, nachdem Mr. Kennedy, sein Lehrer, ihn zu mir geschickt hat. Er tut mir richtig Leid.“ In dem Moment hustet ihr Sohn neben ihr, da er sich an seinem Trinken verschluckt hatte. „Heißt er David?“, fragte er seine Mutter. Chelsea nickte erneut. „Ja, er heißt David. David Phillippe Desrosiers. Kennst du ihn, Pierre?“ Pierre nickte kurz. „Ja, er ist in meinem Geschichtskurs bei Mr. Kennedy. Er sah schon die ganzen letzten Tage so fertig aus.“ „Das kann ich ja auch verstehen. Kennst du ihn gut?“ Pierre schüttelte kurz den Kopf. „Nicht wirklich. Weißt du wieso er so fertig ist?“ „Ja, das weiß ich, aber ich habe ihm versprochen es niemandem zu sagen. Aber ich kann nur soviel sagen, dass er unglücklich verliebt ist und dass er seinen Vater vermisst.“ „Achso…“, entgegnete Pierre ihr nickend. Dann sah er auf seinen Teller und dachte nach. Er fühlte sich nur noch mieser, wenn er bedachte, was er und seine Freunde David tagtäglich antaten. Eigentlich wollte er das ja gar nicht, aber er fühlte sich genötigt dazu. Er wollte nicht dumm vor seinen Freunden dastehen, aber trotzdem wusste er, dass es falsch war, was er da tat. „Darf ich nach dem Essen noch mal etwas raus, Mum?“ Chelsea sah ihren Sohn an. „Ja, aber nicht zu lange, du hast morgen wieder Schule.“ Pierre nickte. „Danke…“ Nachdem die Familie fertig war mit essen, räumte Pierre das Geschirr ab und brachte alles in die Küche. Er verstaute es in der Spülmaschine und rannte dann in sein Zimmer. Er zog sich seinen Hoodie über und schnappte sich sein Handy. „Bis später!“, rief er noch seinen Eltern zu, ging nach draußen und ließ diese alleine mit seinen Geschwistern. Pierre lief durch die Straßen und dachte nach. Er dachte über David nach. Wie konnte er ihm das eigentlich alles antun?! Der Junge hatte seinen Vater verloren. Das musste doch Qual genug sein?! Aber trotzdem verprügelte er ihn Tag für Tag um seinen dummen Freunden zu gefallen. Eigentlich wollte er das ja nicht. Eigentlich war er ein gut erzogener Junge. Eigentlich mochte er David ja. Er dachte daran, wie David ein paar Tage zuvor auf dem Friedhof war. Pierre war am Grab seiner Großeltern. Dabei musste er auf dem Rückweg am Grab von Davids Vater vorbei. Die Gräber lagen nah beieinander. Er lief dort den Weg entlang, als er jemanden vor einem Grab weinen hörte. Dann sah er David dort liegen. Er versteckte sich hinter einem Baum und dachte nach, was er tun sollte. David tat ihm Leid. Es brach Pierre das Herz ihn dort zusehen, am Grab seines Vaters und nichts tun zu können. Pierre erinnerte sich daran, wie er manchmal mit seiner Mutter an dieses Grab ging und sich darum kümmerte. Anscheinend schafften David und seine Mutter es nicht wirklich. Es musste schwer für die beiden sein. Pierre hatte das Gefühl Davids größten Wunsch genau zu kennen und er wollte nicht, dass David sich etwas antat. Ihm lag irgendwie zu viel an ihm. Pierre mochte ihn auf irgendeine Art und Weise. Er mochte, wie sein schönes schwarzes Haar manchmal im Wind wehte. Er mochte es, wenn ihre Blicke sich trafen. Dann spürte er seinen ganzen Schmerz. Er mochte seine schönen braunen Augen. Und er mochte seine zarte, dünne Figur. Er mochte alles an ihm, aber er vermisste ein Lächeln auf seinen zarten Lippen. Er hatte David noch nie lächeln sehen. Das war komisch. Aber jetzt wusste Pierre warum er nie lächelte. Er könnte auch nicht lächeln, wenn sein Vater gestorben wäre und andere ihn dazu noch so fertig machten. Pierre lief lange durch die Straßen von Montreal. Er achtete kaum darauf wo er hinlief. Er ließ sich einfach von seinen Füßen tragen. Dann kam er am Stadtpark an. Er entschloss sich durch ihn zu gehen. Er mochte den Stadtpark. Er lief den Ascheweg entlang und sah sich um, als er von irgendwoher jemanden singen hörte. „Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air, Cuz I need somebody's help. I can't make it on my own, So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening.“ Leise und sanft drangen Pierre die Töne in die Ohren. Er hatte lange nicht mehr eine so sanfte Stimme gehört. Aber trotzdem hörte man den Schmerz aus ihr heraus. Der Song war ein Hilfeschrei, das wusste Pierre. Er ging in die Richtung aus der der Gesang kam und als er David erblickte, versteckte er sich – mal wieder – hinter einem Baum und hörte ihm weiterhin zu. „I've been stranded here and I'm miles away. Making signals hoping they save me I lock myself inside these walls Cuz out there I'm always wrong. I don't think I'm gonna make it So while I'm sitting here on the eve of my defeat I write this letter and hope it saves me” Pierre beobachtete David, wie er dort am Rand des Teiches saß, auf das Wasser starrte und leise diesen Song sang. Er tat ihm Leid. So furchtbar Leid. Aber er wusste nicht was er tun sollte. Nun fühlte er sich hilflos und klein. „Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air Cuz I need somebody's help I can't make it on my own So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening. I'm stuck in my own head and I'm oceans away Would anybody notice if I chose to stay? I'll send an S.O.S. tonight And wonder if I will survive How in the hell did I get so far away this time? So now I'm sitting here The time of my departure's near I say a prayer please, someone save me Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air Cuz I need somebody's help I can't make it on my own So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening? I'm lost here-I can't make it on my own I don't want to die alone I'm so scared Drowning now Reaching out Holding onto everything I know Crying Out Dying now Need some help” Plötzlich wurde es still. Pierre sah wieder zu David und erstarrte fast vor Schock. David hielt eine Waffe an seinen Kopf. Verdammt, was sollte das?! Wollte er sich jetzt umbringen?! „Farewell, Mum. I love you! Sorry, dass ich dich mit Jake alleine lasse. Aber ich ertrage es nicht mehr, dass er immer wieder ankommt. Auch dir ein ‚Lebe Wohl’, Pierre. Sosehr du mich auch hasst, ich habe dich immer geliebt!”, kam es leise, aber noch für Pierre hörbar, von David. David schloss seine Augen und wollte gerade abdrücken, als ihm die Waffe aus der Hand geschlagen wurde. „Lass das du Idiot!“, zischte Pierre ihn an, als David ihn erschrocken ansah. „Was willst du damit erreichen, wenn du dich hier umbringst?“ David sah ihn unter Tränen an. „Lass mich in Ruhe. Du hast keine Ahnung.“, knurrte er Pierre an und stand auf. „Du hast genauso wenig Ahnung wie alle anderen!!“ David wollte wegrennen, aber Pierre hielt ihn am Arm fest. „Wie sollen wir auch alle eine Ahnung haben, wenn du nie was sagst?“ Pierre sah David in die Augen. Da war wieder dieser Schmerz. „Oh ja, ich geh’ morgen in die Schule und sage allen beschissenen Schülern und Lehrern da, dass mein Vater tot ist, mein Stiefvater mich Tag für Tag vergewaltigt und…“ David konnte nicht weiterreden. Er sah nur in Pierres Augen, die voller Entsetzen und Schmerz waren. „dass du mich liebst…?!“, beendete Pierre Davids Satz. Nun starrten sich beide nur an. Keiner wusste mehr so recht, was er sagen sollte. Nach fast fünf Minuten drückender Stille, fand David wieder Worte. „Ja genau, dass ich dich liebe. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe, ich habe genug Probleme.“ David versuchte sich aus Pierres Griff zu befreien, aber dieser zog ihn nur an sich und küsste ihn sanft. David riss die Augen auf und stand wie festgefroren da. Was tat Pierre da? Träumte er oder spürte er nach so langer Zeit doch diese weichen Lippen auf seinen eigenen? Er fing wieder an zu weinen. Er riss sich von Pierre los und rannte weg. Pierre erschrak, als David plötzlich weglief. „David!!! Warte!“ Pierre rannte ihm hinterher und es war nicht mehr schwer ihn zu kriegen, nachdem David gestolpert war und im Gras lag. Er weinte wie verrückt und sein ganzer Körper bebte unter den ganzen Schluchzern und der fehlenden Luft. Dave bohrte seine Finger in die Erde und hätte im Moment gerne geschrieen, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Ihm fehlte die Luft dazu. Dann spürte er zwei starke Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen und ihn hoch zogen. Pierre zog ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich. „Es tut mir Leid…“, hauchte Pierre leise. Er schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf an den von David. David klammerte sich fest an Pierre und konnte nicht aufhören zu weinen. Er rang ab und zu nach Luft und gerade wenn man dachte, dass seine Tränen versiegten, da fing er wieder an heftiger zu weinen. David fühlte sich wie Dreck. Er fühlte sich so klein und verloren, aber auch sicher, wie er dort in Pierres Armen lag. „Es tut mir so Leid, dass ich dir das alles angetan habe. Ich bin so ein Idiot. Ich bin so ein verdammter Idiot. Ich tu dir weh nur um meinen Freunden zu gefallen und merke nicht wie kaputt du doch bist.“ Nun fing auch Pierre an leise zu weinen. Er war so ein Arschloch. Eigentlich wollte er das alles gar nicht. Wenn er immer im Geschichtskurs saß, dann sah er dauernd zu David. Er beobachtete ihn wie er dort saß und traurig auf sein Heft blickte. Wie seine Haare ihm ins Gesicht fielen und seine Augen versteckten, bevor jemand merkte, dass er weinen musste. Er hatte Mitleid mit ihm, aber trotzdem verprügelte er ihn Tag für Tag. Pierre wollte gar nicht wissen, wie viel Make up David brauchte, um all die Wunden und alles zu verbergen. Es musste viel sein. Sehr viel. Nach weiteren 15 Minuten hatte David sich dann beruhigt. Er löste sich aus Pierres Armen und sah ihn an. „Ich muss gehen. Sonst wird er wütend.“, und ohne, dass Pierre es hätte verhindern können, stand David auf und lief weg. Er lief einfach weg und ließ Pierre dort alleine sitzen. ------- A/N: Song by Good Charlotte - S.O.S. Kapitel 4: Four --------------- Wieder vergingen viele Tage. Pierre konnte die Nächte nach dem Vorfall im Park kaum noch schlafen und David ging es nicht besser. Während er versuchte damit umzugehen, was Jake ihm antat, lag er jede Nacht wach und dachte an den Kuss zurück. Daran, wie Pierre ihn in seinen starken, sicheren Armen gehalten hatte. Wie er ihm sagt, dass er ein vollkommener Idiot war. David hätte sich das wirklich niemals erträumen lassen und dann ist es doch passiert. Pierre hatte sein Verhalten seinen „Freunden“ gegenüber geändert. ‚Lasst ihn in Ruhe verdammt!’ oder ‚Ihr seid solche Vollidioten!’ Das war es, was er ihnen an den Kopf warf und er beschütze David jeden Tag so gut es ging. Seine Freunde hielten ihn für vollkommen durchgeknallt. ‚Wer hat denn mit dem ganzen Mist angefangen? Du hast doch gesagt, dass das Spaß machen würde!’, klärten Jeff & Co ihn auf, aber Pierre war das egal. ‚Nein Jeff, DU hast mit allem angefangen und jetzt lasst ihn in Ruhe!’ David war gerührt davon. Pierre hatte anscheinend wirklich eingesehen, dass er einen riesen Fehler begangen hatte. Nicht nur einen. Aber nun versuchte er das zu ändern und das machte David stolz. Er hatte plötzlich das Gefühl sicher in die Schule gehen können. Wenigstens den Schmerz, den er dort erfuhr, vergessen zu können. Er fühlte sich wohl, wirklich wohl. David konnte Tag für Tag wieder Kraft sammeln. Wenn sich Pierres und sein Blick diesmal trafen, dann konnte David wenigstens etwas lächeln. Pierre mochte dieses Lächeln. Er hatte David noch nie lächeln sehen und nun hoffte er, es nie wieder missen zu müssen. Es war zu schön, als dass man es vor der Welt verstecken konnte. David saß in seinem Psychologiekurs. Er liebte dieses Fach. Endlich konnte er sich wieder darauf konzentrieren. Er wollte vielleicht Psychologie studieren. Oder Musik machen, das wusste er noch nicht genau. Aber er konnte ja vielleicht auch beides tun?! Das musste er noch sehen. Vielleicht würde ihm eines Tages einer bei dieser Entscheidung helfen. Er hörte angestrengt der Lehrerin zu und schon ertönte das Klingeln zum Ende der Stunde. Er packte sein Schulzeug ein und ging zügigen Schrittes in die Cafeteria, damit er noch einen guten Platz ergattern konnte. Er holte sich sein Essen und gerade als er anfangen wollte es zu verzehren, da klopfte jemand kurz auf seinen Tisch. Er hob seinen Kopf und sah Pierre an. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte dieser mit einem lieben Lächeln auf den Lippen, bei dem David hätte dahin schmelzen können. „Klar!“, erwiderte Dave sanft und lächelte sanft. „Tu dir keinen Zwang an!“ Pierre lächelte nur noch mehr und setzte sich David gegenüber. „Hast du die Geschichtsaufgaben?“ David sah ihn an und musste fast lachen. „Natürlich. Du etwa nicht?!“ Pierre lächelte verlegen. „Na ja, nur so halb. Konnte mich kaum drauf konzentrieren und dann hab’ ich’s nicht hinbekommen!“ David lächelte. „Tja, das ist dann dein Problem…“, grinste er neckisch, aber holte trotzdem seinen Block aus dem Rucksack, schlug die richtige Seite auf und schob den Block zu Pierre. „Bitteschön.“ Pierre sah ihn dankbar an. „Danke, du bist echt ein Schatz!!!“, entgegnete Pierre ihm mit einem süßen Lächeln. David sah ihn an und lief leicht rot an. „Dankeschön…“, flüsterte er leise und beugte sich dann über sein Essen. Er hatte Hunger und musste das nun in seinen Magen befördern. Pierre holte seinen Block aus seinem Rucksack und suchte darin seine Geschichtsaufgaben. Dann hob er Davids Block an, um besser lesen zu können, als ein einzelnes Blatt heraus fiel. Pierre bückte sich danach und las „zufällig“ was darauf stand. „Do you ever feel like breaking down? Do you ever feel out of place? Like somehow you just don't belong And no one understands you Do you ever wanna run away? Do you lock yourself in your room? With the radio on turned up so loud That no one hears you screaming No you don't know what it's like When nothing feels alright You don't know what it's like To be like me... To be hurt, to feel lost To be left out in the dark To be kicked when you're down To feel like you've been pushed around To be on the edge of breaking down And no one's there to save you No you don't know what it's like Welcome to my life Do you wanna be somebody else? Are you sick of feeling so left out? Are you desperate to find something more? Before your life is over Are you stuck inside a world you hate? Are you sick of everyone around? With their big fake smiles and stupid lies but deep inside you're bleeding No you don't know what it's like When nothing feels alright You don't know what it's like To be like me... Chorus... No one ever lied straight to your face And no one ever stabbed you in the back You might think I'm happy But I'm not gonna be okay Everybody always gave you what you wanted You never had to work It was always there You don't know what it's like What it's like Chorus... [x2] Welcome to my life [x3]” Pierre sah kurz zu David und dann wieder auf den Zettel. ‚Der ist echt klasse…’, schoss es ihm durch den Kopf und er sah wieder zu David. „Hast du den geschrieben?“, wollte er sich erkundigen und David sah auf. Als David den Text in seiner Hand erblickte, riss er Pierre diesen sofort aus der Hand. „Ja, aber das geht dich nichts an…“, seufzte David, faltete das Blatt ein paar Mal und verstaute es in seinem Rucksack. „Nein, ich find den wirklich gut. Du hast Talent. Ich hab’ auch mal einen geschrieben, aber deiner ist viel besser.“, lächelte Pierre den Jungen ihm gegenüber an. David sah ihn mal wieder etwas verlegen an. „Danke, aber das ist nichts Besonderes…“ „Schreibst du oft?“ Man, dieser Junge war neugierig, aber David fand das trotzdem irgendwie gut. Er wollte doch, dass Pierre mit ihm redete und bei ihm war. Also nickte David kurzerhand entschlossen. „Ja, schon…so kann ich halt alles verarbeiten…“ „Cool. War der Song, den du letztens im Park gesungen hast, auch von dir?“ David sah ihn erstaunt an. Er hatte das mitbekommen? Wow. „Nein, das war ein Song von Good Charlotte.“, schüttelte David den Kopf und erklärte Pierre alles. David redete die ganze Zeit über Musik und Pierre hörte ihm gespannt zu. Er wusste nicht, dass David solch eine Vorliebe für die Musik hat. Er selbst hatte sie ja auch. Er konnte singen, Gitarre, Bass und etwas Drums spielen und relativ gute Songs schreiben. „Na ja, hauptsächlich spiele ich Bass, aber ich kann auch etwas Drums und Gitarre, aber mehr schlecht als recht. Mein Vater hatte mir zu meinem 8. Geburtstag einen Bass geschenkt. Der ist quasi das einzige was ich noch von ihm habe, da mein Stiefvater so gut wie alles entsorgt hat, aber meinen Bass habe ich gut aufbewahrt.“ „Wow…das ist echt klasse. Wenn du willst, dann können wir mal was zusammen spielen oder so. Wäre bestimmt toll. Meine alten Freunde können auch ein wenig Instrumente spielen, aber begeistert bin ich davon nicht gerade!“, lachte Pierre. Na ja, wenn er ehrlich sein sollte, spielte Jeff ganz prima Gitarre, aber das war ihm gerade auch egal. Jeff war ein Schwein und Pierre hatte sich geändert und von ihnen los gerissen. David nickte. „Ja gerne. Aber das wird bei mir immer etwas schwierig, weil ich immer vor 17 Uhr zu Hause sein muss und danach nur noch schwer raus kann. Aber wir können es versuchen. Vielleicht mal in einer Freistunde oder so.“ Die beiden unterhielten sich die ganze Zeit noch über dies und das und vergaßen dabei total die Zeit. Als es klingelte schrak Pierre hoch. „Mist, jetzt habe ich Geschichte nicht abgeschrieben!“, fluchte er und haute sich die flache Hand gegen die Stirn. David musste lachen. „Wir haben doch erst in vier Stunden Geschichte, du kannst das Blatt mitnehmen!“ David riss das Blatt aus dem Block und legte es vor Pierres Nase. Dann packte er schnell seinen Block wieder ein und stand auf. „Bis später dann. Und vergiss nicht wieder die Aufgaben abzuschreiben.“, grinste David Pierre noch an und verschwand dann. „Ja danke!“, rief Pierre David noch hinterher, steckte das Blatt in seine Tasche und verschwand dann auch in den nächsten Unterricht. Die nächsten Stunden vergingen mehr schleichend, da David die ganze Zeit an das Gespräch mit Pierre denken musste. Das Lächeln verschwand gar nicht mehr von seinen Lippen. Er hatte nun tagelang wirklich viel mit Pierre gesprochen. Die beiden haben sich über so viel unterhalten, dass Pierre mehr über David erfahren hat, als je jemand etwas von ihm erfahren hat. Er konnte das gar nicht richtig glauben. Aber er fand es toll. Er fand es verdammt toll. Es konnte gar nicht mehr schlechter werden. In Geschichte verscheuchte Pierre ein Mädchen neben Davids Tisch und setzte sich an ihren Platz, während sie sich an seinen alten setzen musste. „Hey Kumpel!“, lächelte er ihn an und legte ihm seine Geschichtsaufgaben auf den Tisch. „Danke noch mal!“ David sah ihn an und lächelte. „Kein Problem. Dafür sind Freunde doch da…“ „Oh, du bist mein Freund?! Wow, das ist toll!“, grinste Pierre ihn an und stütze sich auf seinen Ellenbogen. „Na, bin ich das etwa nicht?! Ich dachte so nach allem was vorgefallen ist und was du für mich getan hast.“ „So was kann man auch…Höflichkeit nennen.“, lachte Pierre. „Oder auch Kameradschaft. Oder Freundschaft, wobei ich hoffe, dass eher das letzte zutrifft. Falls du nach dem ganzen Scheiß den ich verbockt habe, noch mit mir befreundet sein willst.“ „Mehr als das…“, rutschte es David laut raus und er hielt sich eine Hand vor den Mund. „Sorry…“ Pierre lächelte ihn sanft an. „Kein Problem. Ich kenn doch deine Gefühle…aber ob ich sie erwidern kann, das weiß ich nicht…“ David sah leicht geknickt auf seinen Tisch. ‚So ein Scheiß…’, dachte er leise bei sich und schloss kurz die Augen. Er atmete tief durch und sah dann wieder zu Pierre. „Ja, ich verstehe schon.“ Gerade als Pierre noch etwas sagen wollte, kam Mr. Kennedy in den Raum und das Klingeln ertönte. David war nun etwas erleichtert, aber Pierre nicht. Während eines günstigen Momentes kritzelte Pierre etwas auf ein Stück Papier und ließ es David zukommen. David sah verwirrt zu Pierre und dann auf den Zettel auf seinem Tisch. Er entfaltete ihn und las sich durch was drauf stand. „Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Ich sage das nicht um dir einen Gefallen zutun, sondern weil’s stimmt…“ David sah von dem Stück Papier auf und starrte Pierre an. Was sollte das denn schon wieder bedeuten? Sollte das heißen, dass Pierre auch Gefühle für ihn hatte?! Dabei dachte David immer er würde nur auf Frauen stehen. Nun war Dave wirklich verwirrt. Er faltete das Blatt wieder zusammen und verstaute es in seiner Federtasche. Nun verging auch die Geschichtsstunde schleppend, aber als es endlich klingelte, packte David sein Schulzeug ein, stand auf und rannte zu seinem Schließfach. Es war 16:15Uhr und er musste sich beeilen pünktlich zu Hause anzukommen, damit er noch etwas Essen konnte und in seinem Zimmer vor Angst und Hass auf seinem Bett kauern konnte, bis Jake kam. „Hey David! Soll ich dich nach Hause begleiten?“, ertönte Pierres Stimme hinter Dave und David drehte sich um. „Sorry, aber ich muss mich beeilen. Weißt schon wegen 17 Uhr und so…“ „Ich fahr dich, dann hast du etwas mehr Zeit!“ „Du hast ein Auto? Cool!“, David war erstaunt. In Montreal hatten nicht viele Schüler ein Auto. „Klar, ich bin bereits 17 und darf fahren, also…komm, ich bring dich gerne nach Hause.“ David lächelte und nickte. „Na gut…“ Somit brachte Pierre Dave mit dem Auto nach Hause und die beiden hatten noch einmal Zeit zu reden. „Was hatte das vorhin mit dem Zettel zu bedeuten?“, fragte David dumm, als sie die Straße entlang fuhren und leise Musik hörten. Pierre sah ihn kurz an und dann wieder auf die Straße. „Na ja, das was draufstand halt.“, antwortete er ihm nur kurz und konzentrierte sich auf die Straße. „Soll das heißen, dass du auch auf Männer stehst? Ich dachte du wärst hetero…“ „Na ja, eigentlich bin ich kein bisschen hetero, aber das weiß so gut wie keiner. Nur meine Mum und meine Großeltern hatten es gewusst, aber die sind leider beide verstorben. Ich bin immer nur mit Mädchen ausgegangen, damit keiner merkt, dass ich eigentlich…na ja, du weißt schon…“ „..dass du schwul bist…Ist doch kein Problem, du kannst mir das ruhig sagen, oder glaubst du, dass ich dich umbringen werde, weil ich es weiß?!“, grinste David etwas. Pierre lachte und schüttelte leicht den Kopf. „Nee, weil das wäre ja ein Widerspruch, weil du ja…na ja…Gefühle für mich hast. Aber die Leute verstehen es nicht, wenn ein Mann auf andere Männer steht. Für sie ist so was unnormal. Als wären wir Monster.“ David nickte. Er wusste ja nur zu gut was Pierre meinte. Nur sein Vater hatte gewusst, dass David homosexuell war. Und dann hat es auch seine Mutter erfahren, aber die verstand das. Hat es akzeptiert. Immerhin war er ihr einziger Sohn und sie liebte ihn mehr als alles andere, vor allem, nachdem ihr Mann und ihre Tochter bei diesem Autounfall ums Leben kamen. „Ja ich weiß was du meinst. Bei mir wusste es nur mein Vater. Meine Schwester hatte nur Vorahnungen und meine Mum wusste es bis vor einem Jahr gar nicht.“ „Du hast eine Schwester?“ „Hatte. Sie hieß Julie. Sie ist gestorben bei einem Autounfall. Gemeinsam mit meinem Vater. Ich habe mit ein paar leichten Verletzungen überlebt, aber für die beiden kam jede Hilfe zu spät. Noch heute hege ich einen riesen Hass auf den Unfallverursacher, da er mehr oder minder dafür gesorgt hat, dass meine Mum und ich heute so leiden müssen.“ „Weißt du denn, wer daran schuld war?“ David nickte. Natürlich wusste er das. Wie konnte er das auch vergessen? Wie konnte er auch die Person vergessen, die sein ganzes Leben ruiniert hat?! „Ja…das weiß ich.“ „Willst du mir sagen wer es war?“ David überlegte kurz. Er könnte es ihm sagen. Was würde das schon ausmachen? „Ein gewisser…ein gewisser André Stinco…“ Pierres Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er fuhr rechts ran und sah David an. „Jeffs Vater?“ David sah ihn nicht an. Er nickte nur. „Ja, Jeffs Vater…“ „Ach du…oh mein Gott…Deswegen ist er damals im Knast gelandet. Deswegen hasst Jeff dich so…Wow…wenn ich das gewusst hätte. Ich hätte doch etwas unternommen, damit er dir nichts tut.“ David zuckte nur kurz mit den Schultern. „Ist ja auch egal. Das was er mir angetan hat ist noch nichts im Vergleich dazu, was mein Stiefvater mir durch seinen verfluchten Vater antut…“ Pierre wusste nicht mehr was er sagen sollte. Er sah nur David an, bei dem sich langsam wieder Tränen in den Augen bildeten und dachte nach. „Kannst du jetzt bitte weiter fahren, ich möchte nicht zu spät kommen. Ich möchte nicht, dass er meiner Mutter wehtut, sie ist die einzige die ich noch habe…“ Pierre nickte. „Natürlich. Kein Problem.“, und damit fuhr er weiter. Er dachte etwas nach bis sie bei David ankamen. David wollte gerade aussteigen, als Pierre den Mund öffnete um etwas zu sagen. „Du hast auch noch mich. Vergiss das nicht. Du musst etwas tun, damit das alles ein Ende hat, es ist nicht fair was er dir antut. Das ist keineswegs fair.“ David sah ihn an und nickte nur kurz. „Mhm…“, entwich es seinem Mund und dann stieg er aus. „Danke für’s fahren. Wir sehen uns morgen in der Schule. Bye!“, und mit diesen Worten ging David um das Auto rum und die Auffahrt zum Haus hinauf. Dave ging als erstes in die Küche um seine Mum zu begrüßen, etwas zu essen und ihr dann zu sagen: „Was auch immer gleich passieren wird, Mum, ich liebe dich über alles!“ Er ging hoch ins Bad, duschte sich schnell und ging dann in sein Zimmer. Dort schnappte er sich seine Gitarre, setzte sich ans Fenster und fing an etwas zu spielen. “Staring out into the world across the street You hate the way your life turned out to be He's pulling up in the driveway and you don't make a sound Cause you always learned to hold the things you want to say You're always gonna be afraid There's only hate There's only tears There's only pain There is no love here So what will you do? There's only lies There's only fears There's only pain There is no love here Broken down like a mirror smashed to pieces You learned the hard way to shut your mouth and smile If these walls could talk, they would have so much to say Cause everytime you fight, the scars are gonna heal But they're never gonna go away There's only hate There's only tears There's only pain There is no love here So what will you do? There's only lies There's only fears There's only pain There is no love here So what will you do? You're falling You're screaming You're stuck in the same old nightmare He's lying You're crying There's nothing left to salvage Kick the door cause this is over Get me out of here! There's only hate There's only tears There's only pain There is no love here So what will you do? There's only lies There's only fears There's only pain There is no love here What will you do? There's only hate There's only tears There's only pain There is no love here” David legte seine Gitarre zurück unter sein Bett, als er Jakes Auto die Auffahrt entlangfahren sah, schloss das Fenster und setzte sich auf sein Bett. Er legte eine Hand unter sein Kopfkissen und starrte die Tür an. Es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis Jake in sein Zimmer kam, bereit mal wieder seine Laune an ihm auszulassen. Der junge Schwarzhaarige hörte die Tür knallen, dann die Schreie, dann die lauten Schritte auf der Treppe. Die Schritte kamen seinem Zimmer näher, dann sprang die Tür auf. Es war jeden Tag dasselbe. Jake sah David mit einem ungeheuren Blick an und ging auf ihn zu, aber bevor er ihm zu nah kommen konnte zog David seine Hand hervor, die er unter das Kissen gelegt hatte, streckte sie aus und dann konnte man nur noch einen Schuss hören. Und dann noch einen und noch einen. David saß nach seiner Tat nur zitternd auf seinem Bett, seine Blicke auf den leblosen Körper seines Stiefvaters am Boden gerichtet und Tränen in den Augen. Er atmete laut und schwer und fühlte sich plötzlich leer. Dann kam seine Mutter die Treppe hinauf gerannt, weil sie dachte Jake hätte David erschossen. David konnte schon von unten seine Mutter „NEIN!!!! DAVIIID!!!!!!“ schreien hören. Sie rannte in sein Zimmer und blieb dann erschrocken im Rahmen stehen. Drei Meter von ihr entfernt saß ihr Sohn wie verrückt weinend auf dem Bett, mit einer Waffe in der Hand. Vor ihr lag blutüberströmt ihr toter Ehemann. Sie sah wenige Sekunden auf ihn hinunter, bis sie zu David ging und ihn in ihre Arme zog. „Es…es…es tut mir…mir so leid…Mum….“, schluchze er in ihr T-Shirt, als sie ihn fest gegen ihre Brust drückte. „Es ist okay, Baby. Es ist okay. Dir brauch nichts Leid tun. Die brauch absolut nichts leid tun.“, versuchte sie ihn unter Tränen zu beruhigen. „Ich…ich hab d-das…für uns getan…Ich…ich konnte…konnte nicht zulassen,…dass…dass…dass er uns das…weiterhin…antut…“ David war mit den Nerven total am Ende. Er vergrub nur das Gesicht in der Brust seiner Mutter und klammerte sich an sie. Er wollte sie nie wieder loslassen. Er wollte nicht, dass sie ging. Er brauchte sie nun. Dann klingelte es an der Tür. David erschrak sich wie ein kleines Kind und sah seine Mutter an. Seine Augen waren rot vom Weinen und sein Gesicht nass von den Tränen. „Ich geh kurz gucken wer das ist, mein Schatz. Ich bin sofort wieder da.“, versicherte sie ihm, nahm ihm die Waffe ab und ging nach unten. Sie öffnete die Tür und vor ihr stand Pierre. „Pierre…hi…was…was willst du denn hier?“, fragte sie ihn und wollte gerade die Waffe hinter ihrem Rücken verstecke, aber da war es schon zu spät. „Ich…ich stand mit dem Wagen vorne und….dann hab ich Schüsse gehört. Ist alles okay?“, fragte er mit einem kurzen Blick auf die Waffe in ihrer Hand. Joanne wusste, dass es sinnlos war, sie hinter ihrem Rücken zu verstecken und hielt sie einfach in der Hand, für jeden sichtbar. „Nicht wirklich…“ „Geht es David gut? Kann ich zu ihm?“ Joanne sah ihn an. „Ich…ich hol ihn runter. Es ist besser, wenn du nicht in sein Zimmer gehst. Setz dich ins Wohnzimmer…und…und ruf bitte die Polizei…“, seufzte sie, ließ Pierre ins Haus und schloss die Tür. Sie führte ihn ins Wohnzimmer und ging dann nach oben zu David. David lag mittlerweile nur noch stark zitternd in seinem Bett und starrte auf die Leiche auf seinem Fußboden. Es hatte sich eine große Blutlache um den toten Jake gebildet und alles sah furchtbar aus. Joanne stieg über die Leiche und ging zu David. „Schatz?! Pierre ist unten und möchte dich sehen. Er macht sich Sorgen um dich…“ David sah seine Mutter an. „Pierre?!“, und schneller als seine Mutter es hätte erwarten können, saß er aufrecht. „Was macht Pierre hier? Er muss Zuhause sein. Bei seiner Familie. Bei seiner wunderbaren Familie…“ David redete wie ein Geistesgestörter. Seine Mutter konnte das verstehen, immerhin hatte er soeben einen Menschen umgebracht. Ihr Sohn hatte einen Menschen umgebracht, damit alles besser wurde. „Komm mit, ich bringe dich zu Pierre…“ Joanne nahm Davids Hand und zog ihn vom Bett hoch. Er ließ alles ohne Probleme mit sich machen und ging mit seiner Mutter nach unten, wo bereits Pierre auf ihn wartete. Pierre stand von der Couch auf und drehte sich zur Treppe, als er jemanden kommen hörte. Er sah Joanne an, wie sie David in ihren Armen hielt. David hatte einen total leeren Blick. Seine Augen drückten keinerlei Emotionen aus. So etwas hatte Pierre noch nie gesehen. „Oh mein Gott, David…“, entwich es leise seinen Lippen und er ging auf ihn zu. „Ich hatte solche Angst…“, und mit diesen Worten zog er ihn fest in seine Arme. Seine Mutter beobachtete die Szene eine Weile bis sie die Sirenen von Polizei- und Krankenwagen hörte. Kurz darauf klingelte es an der Tür. Pierre setzte sich mit David auf die Couch und ließ ihn die ganze Zeit nicht los. David gab keinen Mucks von sich. Er lag nur hilflos in Pierres Armen um starrte ins Leere. Joanne öffnete die Tür und dann begann der ganze Trouble. Sie erklärte einigen Polizisten wo die Leiche lag und ein anderer verhörte sie, während sich ein Arzt um David kümmerte, der noch immer nichts sagte. Es war absolut unmöglich ihn anzusprechen. Alles was man von ihm hörte war sein Atem. Fast zwei Stunden später war dann alles soweit geklärt. David wurde ins Krankenhaus gebracht und Pierre und Joanne durften mit ihm, bevor Joanne auf die Polizeiwache musste um dort ihre Aussage zu wiederholen, um sie zu Protokoll zu geben. ----- A/N: Songs by Simple Plan – Welcome To My Life & No Love Kapitel 5: Five --------------- Pierre war die ganze Nacht bei David. Er saß auf einem Stuhl neben seinem Bett, hielt seine Hand und beobachtete ihn dabei, wie er tief und fest schlief. David sah so friedlich aus, wenn man bedachte was passiert war. David tat ihm leid. Wie konnte ein solch wunderbarer Mensch nur so ein schweres Schicksal haben?! Pierre dachte darüber nach, dass David meinte, André Stinco hätte sein Leben zerstört. Es war nicht fair, dass Jeff gerade David so grauenhaft behandelte, nur weil SEIN Vater einen Unfall verursacht hatte und dabei zwei Menschen das Leben nahm. Was konnte David dafür, dass er gerade mit im Auto saß? David war doch erst 13. Pierre verstand es einfach nicht, wie ein Mensch so grausam sein konnte. Wie konnte er sich nur jahrelang mit Jeff abgeben und so tun, als wäre er genauso tyrannisch wie er?! Wie konnte er nur so dumm sein und ausgrechnet IHNEN gefallen wollen, wo es doch viel bessere Menschen gab?! Pierre fühlte sich so schlecht. Der brünette Junge ließ ein leises Seufzen hören und lehnte sich leicht nach vorne über David. Er strich ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr sanft mit einem Finger über seine blasse Haut. Dann drückte er ihm sanft einen Kuss auf die Stirn. Pierre wusste, dass er viel bei David gut machen musste. Er hatte gegen seinen eigenen Willen einem Menschen wehgetan, den er eigentlich mochte. Das widersprach sich total. Wieso hatte er nie auf sein Herz gehört, wenn es um David ging?! Er wusste doch, dass das alles falsch war, aber er hat es trotzdem getan. Immer mehr Schuldgefühle fingen an Pierre zu quälen. Er versuchte alles zu verstehen, die Teile zusammen zu setzen, aber es ging nicht. Er verstand sich selbst nicht mehr. Vorsichtig legte er seinen Kopf auf Davids Bauch, schloss die Augen und summte eine Melodie vor sich hin. Dann fing er leise an zu singen. Einen Song, den er vor kurzem für oder eher über David geschrieben hatte. „You´re reachin´out And no one hears you cry You´re freakin´out again Cause all your fears remind you Another dream, has come undone You feel so small and lost Like you´re the only one You wanna scream Cause you´re desperate“ Pierre drehte seinen Kopf, damit er Davids Gesicht sehen konnte. Er sah fast aus wie tot, so regungslos und friedlich, wie er dort im Bett lag. Seine Hände waren kalt, aber Pierre wärmte sie mit seinen eigenen. Pierre liefen leise Tränen über seinen Wangen und die Decke, mit der Davids Körper gewärmt wurde, saugte alle auf. Jede einzelne von ihnen. Manche liefen über Pierres Lippen und er nahm diesen leichten salzigen Geschmack wahr. „You want somebody just anybody To lay their hands on your soul tonight You want a reason To keep believin´ That someday You´re gonna see the light It´s 3a.m. There´s no one left to call And sleep´s your only friend But even sleep can´t hide you From all those tears And all the pain And all those years you wasted Pushing them away You´re goin´down It´s time you face it You want somebody just anybody To lay their hands on your soul tonight You want a reason To keep believin´ That someday You´re gonna see the light Cause you´re desperate desperate You´re desperate now You think that things Are gonna change Then you´re back to be feelin´strange What´s it take to Make you feel alive You want somebody just anybody To lay their hands on your soul tonight You want a reason To keep believin´ That someday You´re gonna see the light You want somebody just anybody To lay their hands on your soul tonight You want a reason To keep believin´ That someday You´re gonna see the light“ Pierre dachte noch eine Weile nach, bis er irgendwann über seine Tränen und Gedanken einschlief. Er lag unbequem und die Bettkante drückte sich in seine Seite, aber das war ihm egal. Er schlief einfach dort, den Kopf auf Davids Bauch und hielt Davids Hand. Am nächsten Morgen wurde David durch die grellen Sonnenstrahlen geweckt, die durch das billige Rollo drangen und in sein Gesicht fielen. Er öffnete langsam seine Augen, aber als das grelle Licht auf seine Pupillen fiel kniff er sie noch einmal zusammen und seufzte. Dann versuchte er es noch einmal. Als er seine Augen endlich offen hatte, starrte er an die weiße Decke über ihm. Seine Zimmerdecke war doch gar nicht weiß. Oder hatte er das nur nie mitbekommen? Oder war er gar nicht in seinem Zimmer? Langsam drehte er seinen Kopf und sah sich im Raum um, als er dann merkte, wie sich etwas auf seinem Bauch bewegte. Er erschrak sich leicht und rutschte etwas hoch. Dann sah er Pierre dort liegen, wie er ruhig schlief. David war froh ihn nicht geweckt zu haben. Aber wo war er hier? Dann merkte er, dass es wohl ein Krankenhaus war. David versuchte sich daran zu erinnern was passiert war. Wie war er hier gelandet? Er schloss kurz seine Augen um besser nachdenken zu können, als ihm das Bild seines Stiefvaters vor seinem inneren Auge erschien. Erschrocken riss David die Augen wieder auf und ihm war klar, was passiert war. Langsam kamen die Erinnerungen an den vergangenen Tag wieder. Wie er in der Schule Spaß mit Pierre hatte und wie dieser ihn nach Hause brachte. Wie er sich bei seiner Mutter entschuldigte. Wie Jake in sein Zimmer kam und dann tot umfiel. David starrte auf seine Hand. Er hatte wirklich all seinem Leiden ein Ende gesetzt. Er wollte es schon so oft, aber mehr dadurch, dass er sich umbringen wollte. Aber dann hatte Pierre ihm gezeigt, dass das Leben auch anders sein konnte. Er konnte Mut und Kraft sammeln um diesen perfekten Plan zu schmieden. Den Plan, Jake zu erschiessen. Und es hatte tatsächlich funktioniert. Auf Davids Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Es war ein mehr hemisches und triumphierendes Lächeln, aber es war ein Lächeln. Nachdem er noch etwas nachgedacht hatte, sah er wieder zu Pierre. Vorsichtig fuhr er mit seiner freien Hand durch sein braunes, weiches Haar und über seine Wange. Pierre Augen huschten schnell unter seinen Augenlidern hin und her. Anscheinend träumte er gerade. Er hatte in Psychologie gelernt, dass man an den rasenden Augen eines schlafenden Menschen erkennen konnte, dass er träumt. Bei Tieren sollte das wohl auch so sein. Davi fand Pierres Anblick so süß, wie er dort lag, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, die sich ab und zu leicht bewegten, als wollte er etwas sagen und Davids Hand drückte, die zusammen mit seiner unter seinem Kopf lag. Er sah aus wie ein kleines Kind. Einfach nur süß. David legte seinen Kopf wieder zurück in das Kissen und starrte die Decke an. Würde nun vielleicht doch noch alles gut werden? Würde er doch wieder glücklich werden können? Würde seine Mutter nun einsehen, dass es sinnlos war und nie wieder einen anderen Mann lieben, außer Davids wirklichen Vater? Würde sie ihm den Gefallen tun und nie wieder heiraten? Das war es was David sich wünschte. Er wollte keinen anderen Mann an der Seite seiner Mutter, der seinen Vater ersetzen sollte. Ein Mensch kann nur einen Vater haben, egal ob er noch lebt oder nicht. Davids Dad lebte nicht mehr, aber damit musste er zurecht kommen. Vielleicht würden seine Mum und Pierre ihm dabei helfen. Würde Pierre bei ihm bleiben? Würden die beiden glücklich zusammen sein können? Tausend Fragen schossen durch Davids Kopf, aber er selbst konnte sich keine davon beantworten. Vielleicht würde er nach und nach die Antworten auf seine Fragen finden, aber das bedarf Zeit. Er war sich sicher, dass er noch viel Zeit hatte. Dass er noch viele Jahre vor sich hatte, die er glücklich mit seiner Mutter verbringen konnte. Vielleicht auch glücklich mit Pierre, aber das lag nicht an David. Das war Pierres Teil in dem ganzen Wirrwarr. Es war Pierres Entscheidung, ob er den Rest seines Lebens vielleicht mit David verbringen würde. Dann ging seine Zimmertür auf und David wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er sah zur Tür und erblickte eine Schwester, seine Mutter und zwei Polizisten. Als erstes ging seine Mutter zu ihm und zog ihren Sohn fest in ihre Arme. „Wie geht es dir, mein Schatz? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“, überfiel sie David und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Wenn du mir die Luft zum Atmen lässt, dann geht's mir prima...“, grinste er und küsste seine Mum ebenfalls auf die Wange. „Und wenn du Pier-...“, doch bevor er seinen Satz beenden konnte, richtete sich Pierre schon auf und rieb sich die Augen. Seine Haare waren total zerzaust und seine Augen leicht rot. „Was ist denn hier für ein Krach?“, fragte er und sah die anderen an. Dann realisierte erst alles und lächelte etwas verlegen. Dann untersuchte die Schwester kurz David und verließ den Raum wieder, damit die Polizisten ihren Job machen konnten. Besagte Polizisten zogen sich Stühle an Davids Bett und sahen ihn an. „Guten Morgen, Mr. Desrosiers. Ich bin Officer Clark und das ist mein Kollege Officer Johnson. Ich vermute Sie wissen weshalb wir hier sind?!“, begann einer der beiden Beamten David aufzuklären. Mit einem kurzen Nicken und einem „Ja, das weiß ich...“, gab David zu verstehen, dass er es wusste. „Sie wollen mich wegen meinem Stiefvater befragen...“ Offiver Clark nickte ebenfalls kurz und überlegte dann. „Ihr Mutter hat uns erzählt, dass sie ihren Mann erschossen hat, um Sie zu beschützen. Stimmt das?“ David sah kurz zu seiner Mutter, die ihn mit einem vielsagenden Blick ansah, aber David schüttelte den Kopf. Er war ein ehrlicher Mensch und demnach würde er auch nicht lügen, um sich selbst zu beschützen oder um seine Mum ins Gefängnis zu bringen. „Nein, das stimmt nicht. Mein Stiefvater war ein schlechter Mensch und ein paar Monate nachdem meine Mum ihn geheiratet hatte, zeigte er auch diese Seite. Er hat meine Mum geschlagen und mich. Hat das ganze Zeug weggeworfen, dass uns an meinen verstorbenen Vater erinnern sollte. Und er hat noch...so andere schreckliche Dinge getan.“ David sah den Polizisten nicht an, als er das alles erzählte. Er starrte nur auf seine Hände und drückte fest Pierres Hand. Nun hatte David Angst, dass er vielleicht ins Gefängnis musste. „Wer hat dann Mr. Blackwell erschossen?“ David zögerte kurz. Er wollte nicht ins Gefängnis. Er war doch erst 16. Konnten sie ihn schon ins Gefänginis stecken? David wusste es nicht, aber er wusste, dass er ehrlich sein musste. „Ich...ich habe ihn erschossen...Ich habe es nicht mehr ertragen, was er meine Mum und mir angetan hat. Jeden Tag die selbe Tour. Er kam nach Hause, fing an zu schreien und kam in mein Zimmer. Er hat mir jeden verdammten Tag wehgetan und ich hatte Angst ihn zu verraten, weil er geschworen hatte meine Mum und mich umzubringen und ich habe ihm das geglaubt. Immerhin konnte er auch einen unschuldigen Jungen Tag für Tag vergewaltigen. Und...dann habe ich das nicht mehr ertragen...und dann hatte ich den Entschluss gefasst ihn umzubringen. Ich wollte dem allen eigentlich erst ein Ende setzen, indem ich mich umbringe, weil ich's nich mehr ertragen habe, aber...dann habe ich es mir doch anders überlegt. Nachdem er dann gestern kurz nach 5 in mein Zimmer kam, schon wieder bereit seine Laune an mir auszulassen, da habe ich die Waffe gezogen und drei Mal auf ihn eingeschossen bis er tot am Boden lag. Ich hab ihn einmal in den Bauch getroffen und einmal ins Herz und einmal fast ins Herz.“ Nun sprudelte alles nur so aus David heraus, während er dem Polizisten in die Augen sah, damit er wusste, dass er ihm glauben konnte. David musste einfach alles los werden, egal was es für Folgen hatte. Der Polizist nickte und sein Kollege schrieb alles auf, aber um sicher zu gehen, hatten sie noch ein Tonbandgerät laufen, was alles aufnahm. „Danke, Mr. Desrosiers. Das müsste alles gewesen sein.“ David sah Officer Clark an und nickte. „Muss....muss ich jetzt ins Gefängnis?“, fragte er ihn noch ängstlich und verstärkte weiter seinen Händedruck, den Pierre erwiderte. Officer Clark wollte gerade aufstehen, als er inne hielt und David ansah. „Wenn alles stimmt, was sie mir gesagt haben, wovon ich ausgehe, dann wird das Gericht entscheiden was passiert. Ob es Notwehr war oder nicht. Machen sie sich keine Sorgen, wir regeln das schon.“ „Okay...danke...“ „Kein Problem. Wir gehen dann wieder. Gute Besserung. Auf Wiedersehen.“, und damit standen die beiden Polizisten auf und verließen den Raum. „Auf Wiedersehen...“, gab David nur noch leise von sich. Dann schloss er die Augen und die Tränen flossen in förmlichen Sturzbächen seine Wangen hinunter. ----- A/N: Song by Stanfour - Desperate Kapitel 6: Six -------------- Pierre seufzte schwer und sah David an. Dann zog er ihn in seine Arme. Er hoffte so sehr, dass alles gut werden würde. David hatte das alles nicht verdient. Er wollte doch nur…ja was wollte er denn? Er wollte sich von den Schmerzen befreien. Wollte seine Mutter von all ihren Leiden befreien. David wollte wieder glücklich sein und nicht in Angst leben müssen, dass Jake vielleicht eines Tages ankam und David mehr antat, als sich nur an ihm zu vergehen. Im Grunde war das doch Notwehr. Vielleicht war er auch etwas unzurechnungsfähig, immer hatte er Angst. Vielleicht noch andere psychische Störungen, die er versuchte zu unterbinden. Es hätte so vieles sein könne, aber sie konnten ihn doch nicht verurteil. Verurteilen wegen Mordes auf…ja vielleicht lebenslänglich. Mit Glück vielleicht auch nur ein paar Jahre. Es könnte alles möglich sein. Aber Pierre hoffte nur auf die besten Folgen. Freispruch wäre das Beste. David klammerte sich an Pierres Shirt und weinte immer mehr, während Joanne sich auf die Bettkante setzte und sanft durch Davids Haar fuhr. „Alles wird gut, Baby…“, versicherte sie ihrem Sohn und hoffte selbst, dass sie damit Recht hatte. Natürlich würde sie nicht zulassen, dass ihr Sohn ins Gefängnis kam. Lieber wollte sie gehen. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie ihr 16-jähriger Sohn unter all diesen Verbrechern war, selbst wenn es nur ein Jugendknast war. Diese Vorstellung machte es nur noch schlimmer. Erwachsene Männer würden ihn VIELLEICHT noch in Ruhe lassen, aber Jugendliche waren unberechenbar, vor allem, wenn sie jemand schwachen und kaputten wie David in ihren Reihen hatten. Das wollte Joanne nicht zulassen. Das hatte David nicht verdient. Er wollte nur sich und seine Mum beschützen, da konnten sie ihn nicht verurteilen. Er ist doch noch ein Kind. David konnte ihr nicht antworten. Mal wieder fehlte ihm dazu die Kraft. Die Luft. Der Mut. All seine Kraft, all seinen Mut, er hatte alles zusammengenommen um seinem Leiden ein Ende zu setzen, um Jake zu ermorden. Ja, er hatte jemanden umgebracht und nun musste er dafür bestraft werden. Es gab keine Ausreden für einen Mord. Mord war Mord, egal wieso er geschehen musste. Aber im Film wurden auch viele freigesprochen. Wegen Unzurechnungsfähigkeit. Eine psychische Krankheit. Er kannte doch genug. Vielleicht konnte er eine vortäuschen. Aber dann würde er wieder lügen und er hasste lügen. Er war schon immer ehrlich gewesen. Vielleicht mal ein paar Notlügen, aber die sind doch normal. Solange wie sie keinem schaden, sind sie okay. Aber Lügen, deren Folgen größere Auswirkungen auf andere haben könnten, die waren falsch. Vielleicht würde solch eine Lüge auch anderen schaden. David wusste nichts mehr. Er hatte keine Kraft mehr. Die hatte er für das Geständnis aufgebraucht. Er war mit den Nerven total am Ende. Joanne machte sich Sorgen um ihn und ging raus um einen Arzt zu holen. Sie wollte, dass David eine Beruhigungsspritze bekam. Sie konnte nicht mit ansehen, wie ihr Sohn sich so quälte. Das brach ihr das Herz. Nachdem David die Spritze bekam, schlief er ein. Pierre legte ihn vorsichtig aufs Bett zurück und deckte ihn zu. Er strich sanft über seine warme Stirn und seufzte leise. „Ich verspreche dir, dass ich immer für dich da bin…“, flüsterte Pierre leise. Er war sich nicht sicher, ob jemand es gehört hatte, aber Joanne sah ihn an und lächelte leicht. Sie schien es mitbekommen zu haben. „Er hat oft geweint deinetwegen…“, sagte sie sanft zu Pierre und sah ihn mit leicht schief gelegtem Kopf an. „Er hat mir dauernd erzählt, wie sehr er sich wünsche, dass er dich hassen würde, weil er es nicht erträgt dich zu lieben ohne in deiner Nähe zu sein…“ Pierre sah zu Joanne an. „Wirklich?!“, fragte er sie leicht ungläubisch. Joanne nickte und lächelte, während sie zu ihrem Sohn sah. „Vor einem ja, da dachte er, es wäre fair, wenn ich erfahren würde, dass er auf Männer steht. Er meinte, dass nur Phillippe es gewusst hatte und Julie…sie sollte wohl etwas geahnt haben, aber ich habe nie was mitbekommen. Dann hat er mir erzählt, dass es da diesen Jungen gibt auf seiner Schule. Wenn er mit seinen Freunden zusammen sei, solle er wohl ein richtiges Arschloch sein, aber wenn er alleine war…da wollte er wohl gemerkt haben, was für ein lieber Kerl hinter dieser Fassade war…“ Joanne wusste nicht, ob David wollte, dass sie das Pierre erzählt, aber sie dachte, es würde vielleicht Pierre weiterhelfen. Sie merkte, dass David ihm wichtig war. Pierre sah auf seine Hände. „Ich habe ihn die ganze Zeit wie Dreck behandelt…David hat mir erzählt, wer damals diesen Unfall verursacht hatte…dann wurde mir erst klar, warum Jeff ihn so scheiße behandelt hatte. Und ich dachte ich müsste alles mitmachen, damit ich „cool“ bin. Ich war so ein Idiot. Wenn ich gewusst hätte, warum Jeff das macht, ich hätte doch auf Davids Seite gestanden…“ „Es tut dir wirklich Leid, das merkt man. Das musst du auch ihm zeigen. David hat seit dem Tod seines Vaters nicht viel gelächelt. Aber immer, wenn er zu mir kam und von dir erzählt hat…ich dachte er würde nie wieder lächeln. Vor allem nicht, nach der Sache mit Jake. Ich habe mir immer gewünscht, ich könnte irgendwas tun, aber ich konnte es nicht. Mich hat Jake nur angefasst, wenn er meinte, ich hätte ihn verärgert, aber selbst dann hat er mich nur geschlagen. Seine Laune und Lust…die hat er immer an meinem Baby ausgelassen und dafür habe ich ihn gehasst. Wenn David ihn nicht umgebracht hätte…ich schwöre, ich hätte es getan. Ich lasse nicht zu, dass jemals wieder jemand meinem Liebling so etwas antut…“ Joanne liefen die Tränen über die Wangen. Sie hatte das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein. Sie hatte nie etwas getan, damit es David besser ging. Sie musste es die ganze Zeit hinnehmen und trotzdem hatte David nie aufgehört sie zu lieben. Sie war doch an allem Schuld. Sie war doch daran schuld, dass dieses Schwein ihm das antat. Ihm die Freude am Leben genommen hatte. Sie hatte zugelassen, dass sein erstes Mal die Hölle war. Wie konnte sie das alles nur so hinnehmen? Wieso hat sie nie etwas dagegen getan? Sie war so ein schlechter Mensch. „Sie brauchen sich keine Vorwürfe machen. Sie konnten genauso wenig tun wie David. Er hätte sie beiden umbringen können, dann wäre das auch nicht besser gewesen. Er hat noch sein ganzes Leben vor sich und ich weiß, dass sie ihn beschützen wollten, aber nicht die Kraft dafür hatten. Sie konnten nicht ahnen, was für ein Mensch dieser Mann wirklich war. Und David hat das alles auf sich genommen um sie zu beschützen. Er wollte nicht, dass sein Stiefvater ihnen etwas antut. Er liebt sie. Er hat das alles für sie auf sich genommen…Jetzt müssen sie für ihn da sein und ihm zeigen, dass sie ihn wirklich lieben. Er braucht sie jetzt nach all dem was passiert ist.“ Pierre versuchte sie etwas aufzumuntern, aber er war sich nicht sicher, ob es so klappen würde, aber es war einen Versuch wert. Er konnte ja verstehen, dass Joanne sich Vorwürfe machte, da war sie nicht die einzige, aber es brachte David nichts, wenn sie sich die ganze Schuld an allem gab. Joanne sah Pierre durchdringend an. Wenn sie ihn so reden hörte, konnte sie gar nicht glauben, dass er ihren Sohn verletzt haben soll. Er war so einfühlsam und lieb. Pierre machte sich wirklich Sorgen um David, das merkte sie. „Du bist so ein guter Junge, Pierre. Ich kann total verstehen, warum David so vernarrt in ihn ist. Aber lass dir eins von mir sagen: Ich liebe meinen Sohn und ich werde nicht noch einmal zulassen, dass ihm jemand so wehtut. Also verletze ihn oder seine Gefühle nicht, sonst hast du bald nichts mehr zu lachen.“, kam es ernst über ihre Lippen und sie sah wieder zu David. „Er vertraut dir und ich hoffe du vertraust ihm genauso. Ich hoffe ich kann dir vertrauen…“ Pierre sah sie erst erschrocken an. Diese Frau hatte einen echt harten Ton drauf. Pierre konnte sie ja verstehen, er selbst hätte wohl auch so reagiert. Wenn seinem Kind so etwas zugestoßen wäre, hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit der Täter seine gerechte Strafe bekam. Er hätte ihn umgebracht. Er hasste Menschen, die solche Dinge mit Kindern machten. Mit unschuldigen kleinen Kindern und Jugendlichen. Wie konnte man nur so grausam sein? Wie konnten solche Menschen nicht lebenslänglich ins Gefängnis oder sogar die Todesstrafe bekommen? Wenn er daran dachte, wie viele Männer jährlich kleine Mädchen und Jugendliche vergewaltigten und vielleicht danach auch noch umbrachten, und was diese für Strafen bekamen, da wurde ihm schlecht. Er könnte schreien. Und Raubkopierer bekamen bis zu 5 Jahre Haft. Wo war bei der ganzen Sache die Gerechtigkeit? „Natürlich, ich vertraue ihm und Sie können mir auch vertrauen. Ich habe gemerkt, dass ich Fehler gemacht habe und ich weiß, dass ich das nicht wieder gut machen kann, aber ich bin immer für David da. Das können Sie mir glauben. Ich möchte nicht, dass er noch mal so leiden muss, das hat er nicht verdient…“, entwich es leise Pierres Lippen und er hätte mal wieder weinen können. Natürlich würde er für David da sein. Würde auf ihn aufpassen, ihn beschützen. Er würde alles für ihn tun. „Ich weiß…“, antwortete Joanne ihm und lächelte ihn sanft an. „Ich hol’ mir einen Kaffee…möchtest du vielleicht auch einen?“ Pierre nickte. „Ja, gerne. Dankeschön…“, lächelte er Joanne an und überlegte kurz. Nachdem sie aufgestanden und raus gegangen war, sah er wieder zu David. „Ich bin immer für dich da, Dave…“, flüsterte er sanft und strich über Daves Wange. „Danke…“, antwortete dieser ihm. Pierre erschrak sich und sah David leicht geschockt an. „Seit wann bist du wach?“ „Seit meine Mum dir gedroht hat…“, hauchte David und sah zu Pierre. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er Pierres erschrockenen Blick wahrnahm. „Guck nicht so blöd…“, musste er nun grinsen. „Dann erschreck du mich nicht so…“, lachte Pierre. „Okay, aber dann musst du mir einen Gefallen tun…“ „Und der wäre?“ „Du musst mir zeigen, wie man glücklich ist. Ich habe vergessen, wie das Leben ohne täglichen Hass ist…“ Pierre sah ihn etwas traurig an und dachte kurz nach. Er sagte eine ganze Weile nichts, ihm flogen nur immer wieder Daves Worte im Kopf hin und her. Dann öffnete er wieder den Mund und begann zu reden. „Natürlich werde ich dir das zeigen. Wenn ich dein Lächeln sehen kann, dann tue ich alles…“ „Dankeschön…“ „Kein Problem, dafür bin ich doch da…“ „Ich liebe dich…“, flüsterte David. „Ich dich auch…“ Kapitel 7: Seven - FINAL CHAPTER! --------------------------------- So verging die Zeit. Die Zeugnisübergabe an die Abschlussklassen der Highschool stand bevor. Nur wenige Stunden bevor! David war am Durchdrehen. Wild lief er durch sein Zimmer, durchs ganze Haus. Er konnte seine schwarze Jeans und sein weißes Hemd nicht finden. Er war sich so verdammt sicher gewesen, dass er den Bügel mit den Sachen an seinen Schrank gehangen hatte, aber da war er nicht. „Muuuuuum!!!“, rief er durchs Haus und lief zum Schlafzimmer seiner Mutter. Joanne war gerade dabei sich anzuziehen, als sie ihren Sohn, nur in Boxershorts gekleidet, in der Tür stehen sah. „Was ist denn?“, fragte sie ihn mit leicht genervter, aber trotzdem ruhiger Stimme. „Wo sind meine Klamotten?“ „Ich hab dir doch gesagt, dass ich sie dir ins Bad hänge, nachdem ich sie gebügelt habe! Du warst noch nicht duschen, stimmt’s?!“ Nun sah Dave sie verdutzt an. „Nein…“, entwich es seinen Lippen und ehe Joanne sich versehen konnte, war er auch schon wieder weg. Er rannte schnell ins Bad und erblickte dort, ordentlich gebügelt an der Heizung hängend seine Sachen. Erleichtert entledigte er sich seiner Boxershorts und stieg unter die Dusche. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Nur noch knappe drei Stunden. Für David waren das drei Stunden zu wenig. Wieso musste diese dumme Zeugnisübergabe am Morgen stattfinden? Das war nicht gut für David. Er konnte die letzten Tage vor Aufregung kaum schlafen. Er war müde, nervös, aufgewühlt. Im Moment dachte er alles zu sein. Pierre ging es unterdessen nicht viel besser Zuhause, aber bei ihm hatte es andere Gründe. Er war aufgeregt, weil seine Musiklehrerin ihn dazu „verdonnert“ hatte, etwas für seine Mitschüler zu singen. Nun hasste er es, dass er so gut singen konnte. Wieso musste denn gerade ER etwas singen? Konnte sich die Schule denn keine Band leisten, die singen konnte? Nur weil er nach David Jahrgangsbester war. Aber er war in Musik besser als David und er fand es schon immer schwer, besser als er zu sein, aber er hatte es geschafft. Darauf war er stolz. Wenigstens etwas, bei dem er besser war als David. Obwohl er ihn in allem besser fand. Er war perfekt. Dazu hatte Pierre den perfekten Plan. Vielleicht hatte es doch etwas Gutes, dass er dort singen musste. Es war ja nur ein Song. Vielleicht auch zwei, das musste er noch sehen. Während er weiter über seinen Plan nachdachte, zog er sich seine Klamotten an und fing an sich zu „stylen“. Er fand sich heute abscheulich. Tausend Mal stand er bereits unter der Dusche, weil er immer etwas zu bemängeln hatte. Es sollte doch der perfekte Tag werden. Er bekam sein Zeugnis, das ihm gewährte auf ein College zu gehen. Er konnte seinen Traum leben und Musik studieren. Pierre sah in den Spiegel und fuhr sich mit den leicht gegelten Händen durch die Haare. Er strich seinen Pony etwas zur Seite. Dann doch nach oben. Oder doch kein Gel? Er war am verzweifeln. Er wollte perfekt aussehen, wenn er dort ankam. Dann wuschelte er sich vor Verzweiflung einfach durch die Haare und sah in den Spiegel, als sich seine Augen etwas weiteten. Da war er – der perfekte Look. Er hatte es endlich geschafft. Endlich war er zufrieden. Er sah nicht zu eingebildet aus. Nicht wie ein Streber. Aber auch nicht wie der Faulenzer vom Dienst. Oder wie jemand der gerade erst aufgestanden war. Er sah halt einfach perfekt aus. Er sah aus wie immer. So wie David es liebte. Perfekt! David verzweifelte unterdessen an seinem Make up. Er wusste nicht, wie er es auftragen sollte. War der schwarze Kajal zu krass? Oder doch gerade richtig? Sollte er es auftragen wie immer, oder vielleicht doch weglassen? Aber würde das zu seinen Sachen passen, wenn er kein Make up drauf hatte? Vielleicht passte der Kajal ja zu seiner Robe, die er tragen würde. Er trug den Kajal auf und rannte zu seiner Mum. „Muuuuuuum!!“ „Was ist denn nun schon wieder?“, fragte diese mal wieder etwas genervt, als sie ihren Sohn ansah, der zum 20. Mal an diesem Morgen ankam und vor Verzweiflung fast weinte. „Soll ich den Kajal wieder abmachen? Vielleicht passt er nicht zu diesem Anlass?!“ Joanne sah ihren Sohn an und grinste leicht. „Komm mal her!“, begann sie, tippte auf ihr Bett und David saß im Nu darauf. „Du siehst perfekt aus, mein Schatz. Du siehst immer perfekt aus. Es ist doch egal ob es zu diesem Anlass passt oder nicht. Sei einfach du. Wen kümmert es ob dein Gesicht zu deiner Robe passt, die du eh nicht lange anhast. Du musst dir selbst gefallen und nicht den anderen.“ „Ja, aber was wenn es Pierre nicht gefällt? Vielleicht rechnet er damit, dass ich mal anders komme. Immerhin ist das wichtig. Immerhin…ja immerhin…ja, du weißt schoooon!“, quengelte David verzweifelt. „Du wirst ihm gefallen. Du gefällst ihm immer. Er liebt dich so wie du bist, also reiß dich zusammen. Atme tief durch, geh in dein Zimmer, mach dich fertig! Ich warte unten auf dich“, lächelte sie ihn an und strich sanft über seinen Kopf. Dann verließ Joanne das Zimmer und ging die Treppen hinunter. David tat das was seine Mutter ihm gesagt hatte. Er atmete mehrmals tief durch, als er dann endlich aufsprang, in sein Zimmer rannte und sich so stylte wie er sich selbst gefiel. Seine Mum hatte Recht. Die anderen konnten ihm doch den Buckel runterrutschen. Wichtig war doch nun er. Er und Pierre. Zwei Stunden später kam er dann in der Schule. Er war total aufgelöst. Schon wieder hatte er das Gefühl nicht gut genug auszusehen. Was wenn die anderen ihn auslachen würden? So wie sie es immer taten. Sollte er darauf achten, an diesem Tag, wo er die Rede als Jahrgangsbester halten musste, oder würde er sie ignorieren, wie er es immer getan hatte?! Vielleicht sollte er einfach nur auf seine Mum schauen und daran denken, dass Pierre mit ihm dort oben stand und an ihn dachte. Ja das war eine gute Idee. So würde er es machen. Es war nur noch knapp eine Stunde zeit, bis die Zeremonie losgehen würde. Er ging durch die Schülermengen und hoffte irgendwo Pierre zu finden. Wo könnte er denn nur sein?! Er hätte nun überall sein können. Was wenn er krank geworden war und nicht kommen konnte? Oder wenn er verschlafen hatte? Er würde es nie mehr schaffen, wenn er jetzt erst aufgestanden wäre. David hatte Angst. Seine Hände schwitzten und er war mal wieder am Verzweifeln. Er wusste nicht, wie oft er schon verzweifelt war an diesem Morgen. Er hatte bei 50 aufgehört zu zählen. Und die besagte 50 lag fast 6 Stunden zurück. David seufzte tief und wollte gerade wieder zurück zu seiner Mum, als ihm jemand von hinten die Augen zuhielt. Er erschrak sich heftig und glaubte sein Herz würde still stehen. Ein sehr vertrauter männlicher Geruch stieg ihm in die Nase und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Oh mein Gott, Pierre, tu das NIE wieder!“, lachte David, drehte sich um und fiel seinem besten Freund um den Hals. Pierre lächelte sanft und umarmte David ebenfalls. „Das muss ich mir noch überlegen, weil du dich immer so schön erschreckst!“, erwiderte er mit herausgestreckter Zunge. „Bereit für deine Rede?“ „Neeeeiiiin!! Ich bin so verdammt aufgeregt. Ich hab vergessen was ich sagen wollte. Ich habe meine verdammte Rede vergessen!!!“, quengelte David mal wieder – wen verwunderte es – verzweifelnd. „Ach du schaffst das schon. Ich bin auch nervös. Ich glaube ich hab den Text vergessen, von dem Song den ich singen will.“, lachte Pierre. „Was singst du deeeeenn?“ „Einen Song, um die Lehrer und alle zu provozieren“, grinste Pierre hinterhältig. „Den hab ich selbst geschrieben, also lass dich überraschen!“ Damit konnte sich David natürlich nicht zufrieden geben. Er hasste es zu warten. Er hatte keine Geduld. Aber er wusste, dass Pierre es ihm nicht sagen würde, egal was er tat. Deswegen versuchte er es zu akzeptieren. „Na guuuut! Auch wenn du weißt, dass das verdammt schwer für mich ist!“, grinste David. Die beiden unterhielten sich noch eine halbe Ewigkeit, wobei sie die Zeit vergaßen und erst aus ihrem Gespräch gerissen wurden, als eine Lehrerin kam und den beiden klar machte, dass sie nur noch eine Minute hatten um auf das Podest zu gelangen. Geschockt wie die beiden in solchen Situationen immer waren, setzte sie sich in Bewegung, sprinteten zur Bühne und kamen gerade noch rechtzeitig an. Wie peinlich für David, aber da musste er jetzt durch. Dann fing der Direktor an seine Rede zu halten. „Meine sehr geehrten Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen und vor allem Sie, sehr geehrte Eltern, ich freue mich Sie heute hier alle zahlreich begrüßen zu dürfen. Wieder ist ein Schuljahr vorbei. Wieder haben es unsere Schüler ein Jahr ausgehalten…“, begann er zu reden und versuchte die Menge fröhlich zu stimmen, was ihm gelang. Er hielt etwa 15 Minuten lang seine Rede, als er dann das Wort an David übergab. „Und hiermit übergebe ich an unseren Jahrgangsbesten David Phillippe Desrosiers!“, und mit bemühen versuchte er Davids Nachnamen auszusprechen, wodurch die Menge mal wieder lachen musste. Alle hatten damit Probleme. So gut wie alle. David ging hinter das Rednerpult und sah in die Menge. „Guten Morgen Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Eltern und Lehrerinnen und Lehrer. Leider habe ich vor lauter Aufregung meine Rede zu Hause liegen lassen, deswegen muss ich jetzt etwas improvisieren.“, fing er an und musste leicht lachen, woraufhin das Publikum mitging. „Es freut mich wirklich sehr, heute hier stehen zu dürfen, als Jahrgangsbester und Ihnen sagen zu können, dass ich stolz bin. Ich bin stolz auf alle Schüler an dieser Schule, auf die Lehrer und auf Sie, liebe Eltern. Jeder hier weiß, dass es nicht leicht ist ein pubertierendes Kind vernünftig zu erziehen und dafür zu sorgen, dass es ein normales Leben führen und eine gute Schulbildung genießen kann. Manchen hier fällt das Lernen schwerer als den anderen, manche gehen mit Freude in die Schule, manche, weil sie müssen. Viele wissen, dass die Schulbildung ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens ist, wenn nicht sogar der wichtigste. Es ist nicht immer leicht gewesen, weder für Lehrer noch für Schüler, aber wir haben alle das Beste daraus gemacht. Wir haben uns bemüht zu geben, was wir geben können. Ich kann glücklich verkünden, dass wir alle unser bestes gegeben haben. Ich kann glücklich verkünden, dass ich stolz auf mich bin. Mein Leben war nicht gerade mit Glück und permanenter Fröhlichkeit und Lust aufs Lernen ausgestattet, nachdem mein geliebter Vater und meine Schwester verstorben sind. Aber ich habe für sie nicht aufgegeben. Habe für meinen Dad nie aufgegeben. Ich wollte, dass er stolz auf mich sein kann, auch wenn er nicht mehr unter uns weilt, da ich weiß, dass er mich sieht und jeden Tag bei mir ist. Ich habe alles gegeben, was ich unter manchem Umständen geben konnte, auch wenn es nicht immer besonders gut war. Ich bin nicht der perfekte Schüler, war nie der beliebteste Schüler, aber ich habe nur auf mich geachtet. Wollte immer mein bestes geben. Wollte immer hier oben stehen und Ihnen sagen können, dass sie stolz auf ihre Kinder sein können. Dass du, Joanne Desrosiers, stolz auf mich sein kannst. Ich wollte dich immer stolz machen, Mum. Wir hatten es nicht leicht in den letzten Jahren, aber wir haben nicht aufgegeben. Wir haben getan, was wir immer getan haben und nun sind wir hier. Nun bin ich hier. Habe es mit sehr viel Mühe geschafft meine Zensuren wieder zu verbessern, damit ich hier stehen kann und Ihnen, liebe Eltern, verkünden kann, dass sie ihren Kindern geben müssen was sie brauchen. Sie müssen auf ihre Wünsche eingehen, aber vor allem müssen Sie ihren Kindern Liebe entgegen bringen, denn das ist das wichtigste. Kinder und Jugendliche brauchen Menschen, für die sie all das hier gut schaffen können. Sie brauchen Menschen, die stolz auf sie sind. Wir brauchen Liebe. Wir brauchen Zuneigung und Verständnis. Aber genug mit dem mehr privaten Kram. Ich wollte mich bei allen Lehrern bedanken, die mir geholfen haben, dass ich heute hier stehen kann. Möchte mich aber ganz besonders bei Chelsea Bouvier bedanken, welche wie eine zweite Mutter für mich war oder immer noch ist. Sie hat sich nicht nur darum gekümmert, dass es den Schülern besser geht, wenn sie mal zusammen gebrochen sind oder sich verletzt hatten. Sie hat auch dafür gesorgt, dass wir Schüler über unser Leben nachdenken. Genauso bedanken möchte ich mich bei Mr. Kennedy. Er war immer ein loyaler und fairer Lehrer, wollte nur das Beste für seine Schüler und seine Klasse. Sein Unterricht war nicht oft von Langeweile geprägt. Er wollte seinen Schülern zeigen, dass Schule Spaß macht. Das hat er auch geschafft. Man konnte immer zu ihm kommen, wenn man etwas auf der Seele hatte. Konnte ihn fragen was man wollte, er hatte immer eine perfekte Antwort auf Lager. Ich möchte mich auch bei allen anderen Lehrern bedanken, die es mir ermöglicht haben, meinen Traum leben zu können. Meinen Traum ein guter Schüler zu sein, der das Ziel hat eines Tages studieren zu können. Die Lehrer haben das allen Schülern ermöglicht und werden es allen nachfolgenden Schülern ermöglichen. Und ein besonderes ‚Dankeschön’ würde ich gerne meinem besten Freund zukommen lassen, der mir wieder gezeigt hat, wie man glücklich sein kann. Ein ganz besonderes ‚Dankeschön’ dafür richte ich an Pierre Charles Bouvier!“ David machte eine kurze Pause. Sein Hals war trocken vom Reden. Er nutzte den Moment in dem die anderen Menschen klatschten und trank einen Schluck Wasser. Dann beendete er seine Rede. „Ich möchte Sie alle nun auch nicht weiter mit meinem Gerede auf den Geist gehen und richte noch einmal ein großes ‚Dankeschön’ an alle, die es uns Jugendlichen ermöglichen unsere Träume zu leben und nicht unser Leben zu träumen. Danke, dass Sie mir alle so aufmerksam zugehört haben.“ Gerade wollte alles klatschen als David seine Hand hob und seinen Kopf noch mal zum Mikrofon beugte. „Und verpassen Sie nachher ja nicht Pierres Auftritt, sonst nehme ich alles zurück, was ich gerade gesagt habe! Dankeschön! Einen schönen Tag noch Ihnen allen.“ David grinste frech und seine Zuhörer fingen nun an lautstark zu klatschen. David war stolz auf sich. Er ging zu Pierre, umarmte ihn kurz und lächelte ihn an. „Deine Rede war großartig. Dir auch ein ganz besonderes ‚Dankeschön’ von mir…“, lächelte Pierre ihn sanft an. Dann stand die Zeugnisübergabe an. David gesellte sich zusammen mit Pierre zu den anderen Schülern und sie warteten bis ihre Namen aufgerufen wurden. „Benjamin Andrews…“, hörte David den Direktor in das Mikrofon rufen und alles klatschte. Ein Schüler nach dem anderen bekam sein Zeugnis. „…Pierre Charles Bouvier, als zweitbester dieses Jahrgangs.“ Pierre stand auf und ging freudestrahlend nach vorne auf die Bühne. David klatschte wie ein verrückter und schrie spaßeshalber. Pierre schwang einmal leicht die Hand durch die Luft und ging auf der anderen Seite der Bühne wieder runter und wartete auf dem angefahrenen Zuschauerrang des Sportplatzes. Wieder ein Schüler und noch einer und noch einer. David wollte nicht mehr warten, aber es gab mehr Schüler, deren Nachnamen mit „B“ und „C“ anfingen, als er gedacht hatte. Dann kam endlich er dran. „Als nächstes unseren Jahrgangsbesten, mit einem Gesamtdurchschnitt von 1,1, David Phillippe Desrosiers!!!“ Total glücklich sprang David auf und lief nach vorne. Die Menge jubelte und klatschte. Okay, das tat sie bei jedem Schüler, aber bei David besonders. Er winkte der Menge und verschwand wieder. Dann stellte er sich zu Pierre und sah ihn freudestrahlend an. Er freute sich bis über beide Ohren. Nach knappen zehn weiteren Minuten waren dann alle Schüler durch. „Und hiermit wünsche ich allen Schülern viel Glück für Ihr weiteres Leben!“, und mit diesen Worten des Direktor, warfen alle Abgänger ihr „Mützen“ in die Luft und jubelten. Endlich hatten sie es geschafft. Dann strömten die Schüler zu ihren Familien und alles unterhielt sich ausschweifend. David wurde fest von seiner Mutter umarmt und tausend Mal geküsst. „Deine Rede war so toll, Liebling. Ich bin so stolz auf dich.“ Auch Pierre ging es nicht besser als David. Auch er wurde von seiner Mum halb zerquetscht und er war mehr als überglücklich, dass sein Vater ihm nur die Hand reichte, die er fröhlich annahm, aber er hatte sich zu früh gefreut. Auch sein Vater zog ihn fest in seine Arme und ließ ihn so schnell nicht wieder los. „Wir sind so stolz auf dich, Junge!“, kam es lächelnd von Pierres Vater. Dann stoßen David und Joanne zu der Familie. David wurde als erstes von Chelsea in die Arme gezogen und noch mal richtig fest umarmt. Ihm blieb fast die Luft weg und er sah Hilfe suchend zu Pierre, aber dieser grinste nur hämisch. „Deine Rede war großartig, David. Du hast mich zu Tränen gerührt!“, kam es dann von Pierres Mum, als sie ihn losgelassen hatte. „Dankeschön…wie gesagt, das war nur improvisiert…“ Lange unterhielten sich die Familien, wurden von anderen begrüßt, die Pierre und David ihre Glückwünsche überreichten und dann wieder gingen. Dann wurde die Musik der Band unterbrochen und Mrs. Hudson, die Musiklehrerin, meldete sich zu Wort. „Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Es ist nun an der Zeit, dass Pierre Bouvier seinen großen Auftritt bekommt. Er hat sich netterweise dazu bereiterklärt für die Schüler, Lehrer und Eltern etwas zu singen, an diesem besonderen Tag. Pierre, würdest du bitte auf die Bühne kommen?!“ „Diese miese Lügnerin, sie hat mich GEZWUNGEN!“, zischte Pierre beleidigt. Er sah zu David und seiner Familie und lächelte. „Kommt, ihr müsst in die erste Reihe!“, grinste er und zog David mit sich. Gefolgt wurden die beiden von Joanne und Pierres Familie. Als Pierre die Bühne betrat, ertönte großer Beifall. David schrie wie blöd und grinste. Endlich würde er hören, was für einen Song Pie geschrieben hatte um die Erwachsenen zu provozieren. „Ähm…ja…hi…“, sprach Pierre ins Mikrofon und lächelte verlegen. „Also, wie Mrs. Hudson bereits erwähnt hat, werde ich heute einen Song singen. Ich habe lange überlegt was ich singen könnte und habe dann einen Song geschrieben, da mir nichts anderes eingefallen ist. Er heißt „Generation“. Also viel Spaß dabei…“, und damit schnappte er sich seine E-Gitarre atmete tief durch und fing leicht grinsend an zu spielen. „LISTEN!“, schrie er ins Mikrofon und spielte weiter. Dann sang er den folgenden Text. „I’m sick of all this waiting And people telling me what I should be What if I’m not so crazy Maybe you’re the one who’s wrong not me! So what you gonna do What you gonna say When we’re standing on top And do it our way You say we got no future You’re living in the past So listen up That’s my generation. Hey ho, let’s go. It’s going down tonight Hey ho, let’s go. We’re gonna do it ‘til we die ‘Cause I got no reason to apologize That’s my generation. Don’t need to say I’m sorry I do what everybody wants to do. It’s not so complicated ‘Cause I know you want the same thing, too So what you gonna do What you gonna say When we’re standing on top And do it our way You say we got no future You’re living in the past So listen up That’s my generation. Hey ho, let’s go. It’s going down tonight Hey ho, let’s go. We’re gonna do it ‘til we die ‘Cause I got no reason to apologize That’s my generation. LISTEN Don’t need to say I’m sorry It’s not so complicated ‘Cause I know you want the same thing, too Hey ho, let’s go. It’s going down tonight Hey ho, let’s go. We’re gonna do it ‘til we die ‘Cause I got no reason to apologize That’s my generation. Hey ho, let’s go. That’s my generation Hey ho, let’s go. We’re gonna do it ‘til we die ‘Cause I got no reason to apologize That’s my generation.” Pierre fühlte sich so unbeschreiblich, wie er dort oben stand und mit diesem Song förmlich rebellierte. Die Eltern und Lehrer sahen sich alle entsetzt in der Menge der Schüler um, die jubelten, kreischten, pfiffen und sich freuten. Sie waren begeistert und klatschten sich die Hände wund, bis einige Eltern ebenfalls damit anfingen und die Erwachsenen alle mitrissen. Sie waren alle begeistert davon, was Pierre dort oben für eine Show abgelegt hatte. David wollte gerade überglücklich auf die Bühne rennen, als Pierre anfing zu reden und alles verstummte. „Danke, für den Beifall und alles, aber ich habe mir zu heute etwas ganz besonderes ausgedacht. Für einen ganz besonderen Menschen.“, und mit diesen Worten, sah er lächelnd zu David. „Ich weiß, dass ich dich scheiße behandelt habe. Ich weiß, dass es dir schwer gefallen ist mir vollkommen zu vertrauen. Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, dass ich Zeit brauche, um mir vollkommen über meine Gefühle klar zu werden. Deswegen habe ich versucht einen Song für dich zu schreiben, der meinen Gefühlen entspricht, aber ich habe es nicht auf die Reihe bekommen. Dann habe ich meine CDs durchgehört um vielleicht auf Ideen zu kommen und da ist mir wieder dieser eine Song in Erinnerung gekommen. Ich habe ihn lange geübt, damit ich ihn hier heute perfekt für dich singen kann. Ich widmete dir, David Phillippe Desrosiers, heute von MxPx ‚You Make Me, Me’“ David sah ihn total überwältigt an und aus der Menge konnte man nur noch laute „Awww“ hören, als Pierre seine Akustikgitarre nahm und anfing zu spielen. „Every night I get down on my knees and pray I thank the Lord above for you each day I was lost and then I found you You make my ocean, you make my sky blue” Pierre sang mit einer Leidenschaft in seiner Stimme, dass es jedem Zuhörer einen Schauer über den Rücken jagte. Die Liebespaare fingen an sich anzulächeln und zu tanzen, während David nur wie angewurzelt dastand und Pierre anstarrte. Sein Herz blieb fast stehen, dann schlug es mal wieder wie verrückt. Sein Atem stockte und sein Puls raste. „You make me smile You make me sing You make me scream You make me, everything You make me, me What lesson has the Lord thrown up for me? You are the answer to that mystery I was lost and then I found you You make my ocean, you make my sky blue You make me smile You make me sing You make me scream You make me, everything You make me laugh You make me cry You make me live You make me die You make me, me Height won't separate us from this love Depth can't separate us from this love Can't separate from this love You make me smile You make me sing You make me scream You make me, everything You make me laugh You make me cry You make me live You make me die These days so few seem to have faith In the son of man and in his grace I feel your breathe upon my face As you replace, my broken wings You make me sing You make me scream You make me, everything You make me, me You make me, me“ Pierre sah entweder zu David oder hatte die Augen geschlossen. Als er fertig war, sah er lächelnd zu Dave, welcher dort noch immer stand, leicht zitterte und weinte. Er weinte vor Freude. Vor Glück. Weinte, weil er nicht glauben konnte, was er dort gerade gehört hatte. Pierres Lächeln wurde immer größer, als er ein liebevolles „Ich liebe dich, David!“ hören lies. Beifall. Alles schrie. Vor allem die Mädchen. Wenn es ihnen möglich gewesen wäre, wären ihre Augen zu Herzchen oder Sternchen geworden. Pierre legte seine Gitarre auf den Boden und wollte zu Dave gehen, aber dieser rannte schon auf ihn zu, fiel ihm um den Hals und küsste ihn innig. Wieder das gemeinschaftliche „Awwwww“. David wollte ihn nicht mehr loslassen. Er wollte Pierre einfach nur noch küssen, bis zum Ende seines Lebens, aber Pierre machte ihm da einen Strich durch die Rechnung, als er sich nach knappen 30 Sekunden von David löste. David sah ihn überglücklich an und ließ ein „Ich liebe dich auch!“ hören. „Die Menge konnte dich nicht hören!“, hauchte Pierre und deutet auf all die Menschen die dort standen, und warteten, dass David seine Worte wiederholte, allerdings ins Mikrofon. David lächelte verlegen, ging zum Mikrofon und wiederholte seine Worte, während er dabei Pierre ansah. Die Menge war überwältigt, aber David glaubte, dass sie nicht halb so sehr überwältigt waren, wie er. Sein Herz machte den Anschein, als würde es bald aus seiner Brust springen und sein Gesicht müsste sicherlich bald starr sein und für immer dieses Lächeln tragen, da er es permanent auf den Lippen hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass Pierre das wirklich getan hatte, vor allem, nachdem er meinte, er hätte Angst verstoßen oder gehasst zu werden. Er hatte Angst seine „normalen“ Freunde, würden nichts mehr mit ihm zutun haben wollen, weil er schwul war oder dass Jeff und die anderen ankamen und ihn zusammenschlugen, wie sie es mit jedem taten, der anders tickte, vor allem auf sexueller Basis. Natürlich hätte er sich gegen sie wehren können, aber am meisten hatte er Angst um David. Er wusste, dass es nie leicht war für ihn und dass es ihn vielleicht daran hindern könnte, seine Noten zu verbessern. Er wusste wie wichtig das David war, deswegen wollte er noch nicht mit ihm zusammen sein, auch wenn es schwer war immer bei ihm zu sein und ich nicht anfassen zu dürfen, da sie sich darauf geeinigt hatten, nur beste Freunde zu sein, bis Pierre den richtigen Zeitpunkt gefunden hatte und sich wirklich mit seinen Gefühlen sicher war. David verstand das und hatte allem zugestimmt. Dave war der Meinung, dass Pierre den perfekten Zeitpunkt gefunden hatte. Er hätte sich keinen besseren Ort, keine bessere Zeit und keine bessere Weise aussuchen können, um ihm das zu sagen. Es war perfekt. David war so glücklich, dass er seinen nun endlich Geliebten wieder küssen musste und diesmal noch leidenschaftlicher als vorher. Somit verbrachten die beiden jungen Verliebten den Tag gemeinsam in trauter Zweisamkeit, bis es am Abend soweit war auf den Abschlussball zu gehen. Für Pierre war es ungewohnt, sich plötzlich mit einem Jungen auf einem Ball blicken zu lassen, aber er war glücklich. Endlich konnte er sein wie er war. Das alles hatte er David zu verdanken. David hat ihm gezeigt, dass man stark sein muss, egal was auf einen zukommt und er hatte ihm gezeigt, dass man sich nicht verändern darf, nur um anderen zu gefallen. Er erinnerte sich an den Spruch, den Dave ihm einmal erzählte. „Ein Freund ist ein Mensch, der dich so nimmt wie du bist und nicht wie er am wenigsten Probleme mit dir hat!“ und das stimmte auch, das wusste Pierre nun. Entweder wollte er Freunde haben, die ihn mochten wie er war oder doch lieber gar keine. Am wichtigsten war für ihn sowieso gerade nur David. Er wollte ihn nie wieder gehen lassen. Wollte nicht zu lassen, dass jemals wieder jemand kommt und ihn verletzt. David verdiente es glücklich zu sein und dafür würde Pierre jeden Tag sorgen. Der Abend verlief großartig. Ein Großteil der Schüler kam zu den beiden, redete mit ihnen, lachten. Es akzeptierten mehr Schüler die Liebe der beiden füreinander, als die beiden es erwartet hatten. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Vielleicht hatte das zu bedeuten, dass die beiden für immer glücklich sein würden. Das wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das war auch gut so, denn man musste mit dem leben was die Zukunft brachte und es wäre schwachsinnig zu wissen, was sie bringen wird. * So vergingen die Jahre, in denen Pierre Musik studierte und David Psychologie und Musik, so wie die beiden es sich gewünscht hatten. Das Leben auf der Universität genossen sie in vollen Zügen und ihre Liebe wuchs von Tag zu Tag. Somit kam der Tag, an dem David einen Auftritt hatte, um sein Können unter Beweis zu stellen und Pierre fragte, ob er ihn heiraten möchte, aber das ist eine ganz andere Geschichte. ~*End*~ ----- A/N(1):Songs by Simple Plan – Generation | MxPx – You Make Me, Me A/N(2): Ich hoffe die Story hat euch gefallen ^^ Sie war ganz schön…heftig, ich weiß, aber ich wollte einfach mal wieder etwas viel zu dramatisches schreiben nach „This Fucking Life“ und ich glaube, dass mir das mit „Desperate“ ganz gut gelungen ist. Ich liebe Dramas mit Happy End, aber ich hatte vorher die Idee, es mit einer oversized Packung Dramatik enden zu lassen, aber dann fand ich das hier besser. Aber genug gelabert =D Freue mich über Reviews/Kommentare. Lob ist gerne gesehen, aber noch lieber Kritik ^^ Ich bin für alles offen ^^ LG Isa Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)