Desperate von __Sleepwalker (DavidxPierre Story) ================================================================================ Kapitel 3: Three ---------------- Am Abend saß Chelsea mit ihrer Familie zusammen am Tisch. „Wie war denn dein Tag, Schatz?!“, fragte ihr Mann sie, als er das Essen auf den Tisch stellte. Chelsea sah ihren Mann an und überlegte. „Heute war der Sohn von Phillippe bei mir.“ „Phillippe war dein Freund, der verstorben ist, oder?“ Chelsea nickte. „Ja genau. Sein Sohn sieht ihm richtig ähnlich. Er hat mir von seinen Problemen erzählt, nachdem Mr. Kennedy, sein Lehrer, ihn zu mir geschickt hat. Er tut mir richtig Leid.“ In dem Moment hustet ihr Sohn neben ihr, da er sich an seinem Trinken verschluckt hatte. „Heißt er David?“, fragte er seine Mutter. Chelsea nickte erneut. „Ja, er heißt David. David Phillippe Desrosiers. Kennst du ihn, Pierre?“ Pierre nickte kurz. „Ja, er ist in meinem Geschichtskurs bei Mr. Kennedy. Er sah schon die ganzen letzten Tage so fertig aus.“ „Das kann ich ja auch verstehen. Kennst du ihn gut?“ Pierre schüttelte kurz den Kopf. „Nicht wirklich. Weißt du wieso er so fertig ist?“ „Ja, das weiß ich, aber ich habe ihm versprochen es niemandem zu sagen. Aber ich kann nur soviel sagen, dass er unglücklich verliebt ist und dass er seinen Vater vermisst.“ „Achso…“, entgegnete Pierre ihr nickend. Dann sah er auf seinen Teller und dachte nach. Er fühlte sich nur noch mieser, wenn er bedachte, was er und seine Freunde David tagtäglich antaten. Eigentlich wollte er das ja gar nicht, aber er fühlte sich genötigt dazu. Er wollte nicht dumm vor seinen Freunden dastehen, aber trotzdem wusste er, dass es falsch war, was er da tat. „Darf ich nach dem Essen noch mal etwas raus, Mum?“ Chelsea sah ihren Sohn an. „Ja, aber nicht zu lange, du hast morgen wieder Schule.“ Pierre nickte. „Danke…“ Nachdem die Familie fertig war mit essen, räumte Pierre das Geschirr ab und brachte alles in die Küche. Er verstaute es in der Spülmaschine und rannte dann in sein Zimmer. Er zog sich seinen Hoodie über und schnappte sich sein Handy. „Bis später!“, rief er noch seinen Eltern zu, ging nach draußen und ließ diese alleine mit seinen Geschwistern. Pierre lief durch die Straßen und dachte nach. Er dachte über David nach. Wie konnte er ihm das eigentlich alles antun?! Der Junge hatte seinen Vater verloren. Das musste doch Qual genug sein?! Aber trotzdem verprügelte er ihn Tag für Tag um seinen dummen Freunden zu gefallen. Eigentlich wollte er das ja nicht. Eigentlich war er ein gut erzogener Junge. Eigentlich mochte er David ja. Er dachte daran, wie David ein paar Tage zuvor auf dem Friedhof war. Pierre war am Grab seiner Großeltern. Dabei musste er auf dem Rückweg am Grab von Davids Vater vorbei. Die Gräber lagen nah beieinander. Er lief dort den Weg entlang, als er jemanden vor einem Grab weinen hörte. Dann sah er David dort liegen. Er versteckte sich hinter einem Baum und dachte nach, was er tun sollte. David tat ihm Leid. Es brach Pierre das Herz ihn dort zusehen, am Grab seines Vaters und nichts tun zu können. Pierre erinnerte sich daran, wie er manchmal mit seiner Mutter an dieses Grab ging und sich darum kümmerte. Anscheinend schafften David und seine Mutter es nicht wirklich. Es musste schwer für die beiden sein. Pierre hatte das Gefühl Davids größten Wunsch genau zu kennen und er wollte nicht, dass David sich etwas antat. Ihm lag irgendwie zu viel an ihm. Pierre mochte ihn auf irgendeine Art und Weise. Er mochte, wie sein schönes schwarzes Haar manchmal im Wind wehte. Er mochte es, wenn ihre Blicke sich trafen. Dann spürte er seinen ganzen Schmerz. Er mochte seine schönen braunen Augen. Und er mochte seine zarte, dünne Figur. Er mochte alles an ihm, aber er vermisste ein Lächeln auf seinen zarten Lippen. Er hatte David noch nie lächeln sehen. Das war komisch. Aber jetzt wusste Pierre warum er nie lächelte. Er könnte auch nicht lächeln, wenn sein Vater gestorben wäre und andere ihn dazu noch so fertig machten. Pierre lief lange durch die Straßen von Montreal. Er achtete kaum darauf wo er hinlief. Er ließ sich einfach von seinen Füßen tragen. Dann kam er am Stadtpark an. Er entschloss sich durch ihn zu gehen. Er mochte den Stadtpark. Er lief den Ascheweg entlang und sah sich um, als er von irgendwoher jemanden singen hörte. „Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air, Cuz I need somebody's help. I can't make it on my own, So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening.“ Leise und sanft drangen Pierre die Töne in die Ohren. Er hatte lange nicht mehr eine so sanfte Stimme gehört. Aber trotzdem hörte man den Schmerz aus ihr heraus. Der Song war ein Hilfeschrei, das wusste Pierre. Er ging in die Richtung aus der der Gesang kam und als er David erblickte, versteckte er sich – mal wieder – hinter einem Baum und hörte ihm weiterhin zu. „I've been stranded here and I'm miles away. Making signals hoping they save me I lock myself inside these walls Cuz out there I'm always wrong. I don't think I'm gonna make it So while I'm sitting here on the eve of my defeat I write this letter and hope it saves me” Pierre beobachtete David, wie er dort am Rand des Teiches saß, auf das Wasser starrte und leise diesen Song sang. Er tat ihm Leid. So furchtbar Leid. Aber er wusste nicht was er tun sollte. Nun fühlte er sich hilflos und klein. „Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air Cuz I need somebody's help I can't make it on my own So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening. I'm stuck in my own head and I'm oceans away Would anybody notice if I chose to stay? I'll send an S.O.S. tonight And wonder if I will survive How in the hell did I get so far away this time? So now I'm sitting here The time of my departure's near I say a prayer please, someone save me Is anybody listening? Can you hear me when I call? Shooting signals in the air Cuz I need somebody's help I can't make it on my own So I'm giving up myself Is anybody listening? Listening? I'm lost here-I can't make it on my own I don't want to die alone I'm so scared Drowning now Reaching out Holding onto everything I know Crying Out Dying now Need some help” Plötzlich wurde es still. Pierre sah wieder zu David und erstarrte fast vor Schock. David hielt eine Waffe an seinen Kopf. Verdammt, was sollte das?! Wollte er sich jetzt umbringen?! „Farewell, Mum. I love you! Sorry, dass ich dich mit Jake alleine lasse. Aber ich ertrage es nicht mehr, dass er immer wieder ankommt. Auch dir ein ‚Lebe Wohl’, Pierre. Sosehr du mich auch hasst, ich habe dich immer geliebt!”, kam es leise, aber noch für Pierre hörbar, von David. David schloss seine Augen und wollte gerade abdrücken, als ihm die Waffe aus der Hand geschlagen wurde. „Lass das du Idiot!“, zischte Pierre ihn an, als David ihn erschrocken ansah. „Was willst du damit erreichen, wenn du dich hier umbringst?“ David sah ihn unter Tränen an. „Lass mich in Ruhe. Du hast keine Ahnung.“, knurrte er Pierre an und stand auf. „Du hast genauso wenig Ahnung wie alle anderen!!“ David wollte wegrennen, aber Pierre hielt ihn am Arm fest. „Wie sollen wir auch alle eine Ahnung haben, wenn du nie was sagst?“ Pierre sah David in die Augen. Da war wieder dieser Schmerz. „Oh ja, ich geh’ morgen in die Schule und sage allen beschissenen Schülern und Lehrern da, dass mein Vater tot ist, mein Stiefvater mich Tag für Tag vergewaltigt und…“ David konnte nicht weiterreden. Er sah nur in Pierres Augen, die voller Entsetzen und Schmerz waren. „dass du mich liebst…?!“, beendete Pierre Davids Satz. Nun starrten sich beide nur an. Keiner wusste mehr so recht, was er sagen sollte. Nach fast fünf Minuten drückender Stille, fand David wieder Worte. „Ja genau, dass ich dich liebe. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe, ich habe genug Probleme.“ David versuchte sich aus Pierres Griff zu befreien, aber dieser zog ihn nur an sich und küsste ihn sanft. David riss die Augen auf und stand wie festgefroren da. Was tat Pierre da? Träumte er oder spürte er nach so langer Zeit doch diese weichen Lippen auf seinen eigenen? Er fing wieder an zu weinen. Er riss sich von Pierre los und rannte weg. Pierre erschrak, als David plötzlich weglief. „David!!! Warte!“ Pierre rannte ihm hinterher und es war nicht mehr schwer ihn zu kriegen, nachdem David gestolpert war und im Gras lag. Er weinte wie verrückt und sein ganzer Körper bebte unter den ganzen Schluchzern und der fehlenden Luft. Dave bohrte seine Finger in die Erde und hätte im Moment gerne geschrieen, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Ihm fehlte die Luft dazu. Dann spürte er zwei starke Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen und ihn hoch zogen. Pierre zog ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich. „Es tut mir Leid…“, hauchte Pierre leise. Er schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf an den von David. David klammerte sich fest an Pierre und konnte nicht aufhören zu weinen. Er rang ab und zu nach Luft und gerade wenn man dachte, dass seine Tränen versiegten, da fing er wieder an heftiger zu weinen. David fühlte sich wie Dreck. Er fühlte sich so klein und verloren, aber auch sicher, wie er dort in Pierres Armen lag. „Es tut mir so Leid, dass ich dir das alles angetan habe. Ich bin so ein Idiot. Ich bin so ein verdammter Idiot. Ich tu dir weh nur um meinen Freunden zu gefallen und merke nicht wie kaputt du doch bist.“ Nun fing auch Pierre an leise zu weinen. Er war so ein Arschloch. Eigentlich wollte er das alles gar nicht. Wenn er immer im Geschichtskurs saß, dann sah er dauernd zu David. Er beobachtete ihn wie er dort saß und traurig auf sein Heft blickte. Wie seine Haare ihm ins Gesicht fielen und seine Augen versteckten, bevor jemand merkte, dass er weinen musste. Er hatte Mitleid mit ihm, aber trotzdem verprügelte er ihn Tag für Tag. Pierre wollte gar nicht wissen, wie viel Make up David brauchte, um all die Wunden und alles zu verbergen. Es musste viel sein. Sehr viel. Nach weiteren 15 Minuten hatte David sich dann beruhigt. Er löste sich aus Pierres Armen und sah ihn an. „Ich muss gehen. Sonst wird er wütend.“, und ohne, dass Pierre es hätte verhindern können, stand David auf und lief weg. Er lief einfach weg und ließ Pierre dort alleine sitzen. ------- A/N: Song by Good Charlotte - S.O.S. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)