Wunder[n] von Platzhalter (Hinter dem Wunderland ...) ================================================================================ Kapitel 1: Eulenschrei ---------------------- Hinter dem Wunderland... Kippte eine Tüte Milch um und weckte durch das Klirren ein kleines Mädchen in rot/weißen Strümpfen, das zusammengerollt auf dem Kühlschrank eingeschlafen war und der Herr verließ das Haus, um zur Arbeit zu gehen, ohne ein Wort zu sagen. Das Kind, welches er vor einigen Jahren gezeugt hatte streckte sich und stieß mit seinem Ellenbogen gegen den Schrank neben sich, was dazu führte, das ein leises Geräusch ertönte, wodurch der Kater erwachte und ihm einen guten morgen wünschte. Im selben Augenblick fiel zwei Wohnungen weiter eine Tür aus dem Rahmen, da ihre Besitzerin sich geweigert hatte, die vampirische Tür mit Blut zu bestreichen, weshalb das halb verhungerte Holzbrett versucht hatte sie anzugreifen, was sie mit einem gezielten Tritt ihrer Stiefel verhinderte. Etwas resigniert suchte das Fräulein ihr Hab und Gut zusammen und brachte es in einem Koffer und einer Tasche, namens Mary und Josie unter. Mary und Josie, ihre langjährigen Begleiterinnen, nahm sie überall mit hin, denn sie war viel herum gekommen und hatte nirgendwo lange bleiben können, so freundete sie sich mit ihrem Gepäck, dem das Reisen übrigens überaus großen Spaß machte, an. Als sie die Wohnung verließ kam ihr ein hoch gewachsener Herr auf dem Weg zur Arbeit entgegen, der gehetzt an ihr vorbei eilte, um nicht zu spät zum Date mit seiner Sekretärin zukommen. Ihm keine große Beachtung schenkend, ignorierte sie die zeternde Tür und blieb erst einmal stehen. Hier konnte sie nicht bleiben, so viel war klar, denn in diesem Haus war es eine Kunst seine Wohnung zu betreten oder zu verlassen ohne von seiner Tür angefallen zu werden, weshalb viele Hausbewohner hinter einem Vorhang lebten. So auch die Familie, zwei Türen rechts von ihr, die aus Vater, Mutter, Kind und Katze bestand, eigentlich seit Jahren nicht mehr existierte, aber sicherlich ein Telefon besaß. Eben jenes Telefon begann just in diesem Moment zu klingeln oder eher gesagt zu singen, einen etwa 30 Jahre alten Songtext einer so genannten Eintagsfliege, die es für 3 Wochen in die Charts geschafft hatte und furchtbar kitschig klang. Da niemals jemand diesen Ton lange hören wollte, stürzte sofort ein in der Nähe Seiender zum Telefon und hob es hab. Heut war diese Person ein kleines Mädchen, das bis vor einigen Minuten noch auf einem Kühlschrank geschlafen hatte und den Namen Alice trug. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine tiefe, dunkelblaue Stimme, dessen Anliegen es war ihren Nachbar zu sprechen. Als Alice, dem Wunsch des Sprechers folgend, vor ihren Hausvorhang trat, fiel ihr eine junge Frau auf, die ganz in schwarz/weiß vor ihr stand, mit einem Koffer und einer Tasche in der Hand, die sich angeregt miteinander unterhielten. Sie grüßte und holte ein blaues Wesen aus seiner Wohnung, welches sie zum Telefon führte und aus Höflichkeit draußen wartete, und ein klein wenig weil das Fräulein ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, aber das war natürlich eher nebensächlich. Neugierig betrachtete sie die Fremde, die momentan damit beschäftigt war, einen kleinen Streit mit ihrer Tasche auszutragen “Ich bin dafür, dass wir nach Norden gehen, dort waren wir noch nie!”, protestierte die rot/schwarz karierte Umhängetasche. “Nein, nach Süden, dort ist es wärmer”, schaltete sich der Koffer ein. Zwischen Tasche und Koffer entbrannte eine heftige Diskussion, aus der sich die junge Frau geschickt ausschloss und einen Brief aus ihrer Tasche zog. Das leicht vergilbte Papier sah aus, als wäre es schon mindestens ein Dutzend mal auseinander und wieder zusammen gefaltet worden. Alice überlegte kurz, ob ein Dutzend viel war und kam zu dem Schluss, dass es dem Aus und wieder Zusammenfalten des Briefes sicherlich gerecht wurde. “Wer bist du?”, fragte sie schließlich, was sie einige Überwindung kostete, da sie zwar im Grunde ihres Herzens sehr neugierig war, doch vor fremden Personen eine menge Respekt hatte. Das Fräulein sah auf und musterte das kleine Mädchen, das sie mit seinen großen, runden Augen fragend anstarrte, kurz, dann lächelte sie und sagte: “Es ist aber nicht sehr höflich eine fremde Dame mit ‘Du’ anzusprechen.” Bei diesen Worten musste sie selbst lachen, denn sie stand in einem schwarzen Minirock, Strapsen, einer knappen schwarzen Corsage, worin sie nun wirklich keiner Dame gleich kam, vor ihr. Auch Alice lachte, wenn sie auch nicht genau wusste, warum. Sie beschäftigte sich kurz mit der Frage, ob die Frau es böse gemeint hatte, stellte aber fest, dass ein derartig freundliches Lächeln nichts mit Boshaftigkeit zu tun haben könne. Sie knickste und senkte den Kopf, wie ihre Mutter es ihr einmal gezeigt hatte und fragte erneut: “Dürfte ich Euch wohl, nach Eurem Namen fragen, meine Dame?”, womit sie für noch viel größeres Gelächter sorgte. Eine leichte Röte kroch in ihr Gesicht, als sie murmelte: “Habe ich etwas falsch gemacht?” “Aber nein.” Die Dame wischte sich Tränen aus dem Augenwinkel und rang nach Luft. “Ich bin Ida.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)