Adrenalin. von abgemeldet (vom stark und schwach sein.) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- @Windy? Schnell? Ich bin die Schnelligkeit in Person *hust* Aber hier geht's gleich weiter... enjoy :* Ein ohrenbetäubendes Quietschen leitete Gerard Way den Weg. Dieses Geräusch besorgte ihn und seine Sorge verstärkte sich, als er etwas gegen die Wand schmettern hörte, direkt gefolgt von dem dumpfen Knall, den der zu Boden gehende Verstärker auslöste. Gerard wusste selbst nicht genau, was er so fürchtete. Frank war ein lieber Mensch und er mochte Gerard. Er würde ihm nie ein Haar krümmen, dass wusste jeder. Er war lieb, im Gegensatz zu mir, dachte Gerard, ekelte sich vor sich selbst. Wie hatte er nur Frankie schlagen können? Das Quietschen war verstummt, doch wünschte Gerard es sich sofort zurück. Die Ruhe beunruhigte ihn, doch traute er sich nicht, die Tür zu öffnen. Sie zu öffnen und stark zu sein. Stark für seinen besten Freund. Er brauchte noch einen Moment. Einen Moment um diese fehlende aber so benötigte Kraft zu finden. Er konnte sich ruhig Zeit lassen, er wusste ja nicht, dass Frank im inneren gerade dabei war sich unbewusst die Handgelenke aufzukratzen. Schwach zu sein. Gerard war noch nie gut darin gewesen, Dinge richtig zu deuten. Böse Zungen, Zungen der Feinde und Neider, die das Dasein als Star leider beinhaltete, würden sagen, dass er nur das sah, was er sehen wollte, aber das wäre gelogen. Er war ein guter Mensch und nahm sich dem Kummer seiner engen Freunde nur zu gerne an, doch meistens erkannte er ihn einfach nicht. Er hatte nicht verstanden, dass ein stummer Frank bedrohlicher war, als ein laut schreiender. Und genau deswegen gab sich Gerard erst einen Ruck die schlichte Holztür zu öffnen, als er glaubte ein leises Schluchzen zu vernehmen. Erst ein Geräusch brachte ihn dazu. Gerard fiel aus allen Wolken, als er den kleinen Raum betrat. Die Gitarre am Boden, eine deutlich sehbare Macke an der Stelle, an der sie gegen die Wand geprallt war, mit der gerissenen Seite. Der Verstärker, zu Boden und aus der Steckdose gerissen. Doch all das sah Gerard gar nicht, auch wenn es die Szene erst wirklich perfekt machte. Gerards Blick war einzig und allein auf Frank gerichtet. Auf seinen Frank, auf seinen starken, kleinen, großherzigen Frank. Auf die Frohnatur. Auf seinen persönlichen Rettungsschwimmer, der gerade am ertrinken war. Gerards Blick wanderte von seiner verkrümmten Gestalt zu dem Blut, welches langsam auf von seinem Arm auf den hellen Linoleumoden rang, bis hin zu den geschlossenen Augen, aus denen unaufhörlich Tränen rannten, die schwarze Schminke verschmieren ließen. Das sie das Make up, welches das Gesicht blasser machen sollte, auch hinfort spülte, fiel ihm nicht auf, denn Frank war jetzt auch ohne sie ebenso blass. „Frankie“ Gerard hauchte nur. Am liebsten wäre er jetzt aus dem Raum gestürzt. Er ertrug den Anblick nicht. Doch er hatte sich geschworen stark zu sein. Nicht wegzurennen. Kein Feigling zu sein, so wie die Nachbarskinder ihn in seiner Jugend immer genannt hatten. Damals hatte er so unter ihnen gelitten, aber offensichtlich nicht so sehr, dass er sich jetzt daran erinnerte. Vielleicht verdrängte er auch nur. Vielleicht machte es auch keinen Unterschied. Für Gerard auf jeden Fall nicht, denn er dacht nur an Frankie, der mühsam seine schweren Lieder öffnete und seinen besten Freund beäugte, in sein fassungsloses Gesicht blickte. Frankie reagierte aus dem Reflex und lächelte sacht. Gerard war hier, Frank musste stark sein. „Gerard“ Er hauchte es ebenso. Gerard rührte sich nicht. Frank auch nicht. Sie blickten sich einfach nur an. Gerard voller Sorge, während Frank ihm ein warmes Lächeln schenkte, welches nicht wirklich warm war, sondern nur so wirkte. Es war eigentlich kein Lächeln, es war die Maske hinter der Frank sich verkroch. Und Gerard verstand es nicht, war ganz verwirrt von den plötzlichen Stimmungsschwankungen, die eigentlich keine waren. „Alles okay?“ Gerard erwachte aus seiner Trance. Beinahe hätte er sarkastisch leicht aufgelacht. Er war hier um sich um Frankie zu sorgen und dieser fragte ihn, ob bei ihm alles okay war? Gerard antwortete nicht, beobachtete Frankie nur, wie er sich aufrappelte, den Verstärker aufstellte und sich die Gitarre schnappte. Er kramte einen Moment in der Tasche seines Hoodies, ehe er einen Satz Seiten hervorzog, sich die tiefe Er-Seite nahm und begann sie neu in die Gitarre zu spannen. Gerard sah ihm stumm dabei zu, denn der kam gerade so gar nicht klar mit der Situation. Eben hatte Frankie, weinend, blutend, zusammengekrümmt auf dem Boden gelegen und jetzt, jetzt strahlte er ihn an und spannte seelenruhig die Seite ein, ihn dabei vollkommen ignorierend. Wo war der schwache Frank hin? Und wo war Gerards eigene Entschlossenheit Frankie zu trösten? Wo war der starke Gerard schon wieder. „Nein“ Überrascht unterbrach Frank seine Arbeit und sah fragend hinüber zu Gerard. Er musste stark blinzeln, um nicht gleich wieder zu weinen, doch Gerard war hier, er musste stark sein. „Was nein?“ „Ich bin nicht okay.“ „Was ist denn?“ Frank hielt seinen besten Freund fixiert, widmete sich aber wieder seiner Arbeit. Er hatte zu viele Gitarren neu besaitet, als dass er hinsehen musste. Das einzige was er musste war stark sein. „Ich bin nicht okay, weil du nicht okay bist.“ Frank sah ihn einen Moment irritiert an, ehe er den Kopf schüttelte, was eine abwertende Geste sein sollte. Doch diesmal ließ Gerard sich nicht täuschen. Endlich nicht. „Ich bin okay, ich- “ „Du bist nicht okay, Frank Anthony Iero.“ Gerards Stimme war scharf geworden. Er wusste, dass er jetzt hartnäckig bleiben musste, sonst würde er nie zu Frank durchkommen, welcher wieder nur den Kopf schüttelte. Gerard sollte sich nicht um ihn Sorgen. Hätte er ihn doch bloß nicht so gefunden. „Frank, ich weiß das mit Jamia.“ Schweigen. Frank wandte sich seiner Arbeit an der Gitarre zu, fasste sie offensichtlich konzentriert ins Auge. Er konnte immer noch Gitarren besaiten, ohne hinzusehen, aber er wollte nicht zu Gerard sehen. Er sollte nicht sehen, wie Franks sonst so strahlenden Augen, gebrochen waren, mit den Tränen kämpften. Er wollte der starke Frank für Gerard sein. Für Gerard und den Rest der Welt. Man musste stark sein, um zu überleben, das hatte er mit den Jahren gelernt. „Frank“ Gerards Stimme klang leidend und ja, der Sänger litt. Frank tat ihm so unendlich leid. Er war kurz davor zu verstehen. Zu verstehen das Franks ewiges Lächeln nur eine Maske war. Doch noch sollte es nicht an der Zeit sein, alles zu verstehen. „Es tut mir Leid.“ Der Satz vor dem Frank sich gefürchtet hatte. Er könnte wunderbar sein, oder auch grausam, es kam darauf an, wie Gerard ihn meinte. „Was tut dir Leid?“ „Das mit Jamia.“ Ja, da wäre es. Eine Entschuldigung dafür, dass er seiner Freundin nicht gut genug gewesen war. Frank wusste, dass es lieb gemeint war, aber es verletzte ihn. „Obwohl…“ Gerard sollte einfach die Klappe halten, dachte Frank und Gerard schien das zu spüren, doch er wollte ja stark sein, also redete er unbeirrt weiter. „… es mir eigentlich eher Leid tut, dass ich so scheiße zu dir war.“ „Wann? Wie meinst du das?“ „Naja, erstmal natürlich das eben on stage. Der Schlag und das mit dem Mikrophonständer. Echt. Es tut mir so Leid, es ist mit mir durchgegangen.“ Franks stimmte die Gitarre. Und er blinzelte, blickte an die Decke. Stark sein, dachte er, stark sein. Frag es nicht…! „Tut es dir nur Leid, wegen Jamia?“ Er hatte es doch gesagt und wollte sich jetzt gerne Ohrfeigen. Doch das sähe seltsam aus, also spannte er seinen linken Arm an, den er sich eben aufgekratzt hatte und genoss das Pochen, den Schmerz. Gerard fühlte sich derweilen ziemlich hilflos. Er wollte nicht lügen. Er hätte sich niemals entschuldigt, hätte er das mit Jamia nicht gehört. Er wollte nicht lügen. Aber irgendwie war das auch nicht wahr, immerhin tat ihm das mit dem Mikrophonständer leid. Er wollte nicht lügen. Doch war sich Gerard bewusst, dass er es tun müsste. Um Franks Vertrauen zu bekommen, um zu ihm durchzudringen. Er wollte nicht lügen, doch er würde es müssen. Um stark zu sein. „Ja.“ „Dacht ich mir.“ Frank stand auf, die Gitarre immer noch in der Hand und ging an Gerard vorbei. Stürmen würde vielleicht besser klingen, aber er stürmte nicht, er ging nur, gerade zu schlendernd, aber viel trauriger. Er traf Gerards Seite mit der Gitarre. Dann verließ er den Raum und ließ ihn zurück. Ließ den schwachen Gerard zurück. Den schwachen Gerard, der noch nicht einmal für seinen besten Freund lügen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)