Rusty Nail von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Erster Schultag und ein Pinki ---------------------------------------- Kapitel 1 Die starrenden Blicke um ihn herum ignorierend, bahnte sich der Junge seinen Weg durch die Menge. Sollten sie doch starren, über ihn erschrocken sein, oder sich über ihn ihre Mäuler zerreißen. Nur, weil er pinke Haare hatte und sich so von dieser langweiligen Menge abhob, hieß das noch lange nicht, dass er soviel anders war als sie. Aber was soll's. Konnte ihm ja egal sein. Solange es ihm gefiel. Zuhause interessierte es eh niemanden. Die wussten doch eh nicht mehr, wie er aussah, so selten, wie seine Eltern Zuhause waren. Und da der Schulleiter großen Respekt vor seinen Eltern hatte, traute er sich auch gar nicht, erst gegen ihn das Wort zu erheben. Genervt stöhnend bog Hide in die nächste Straße ein und stieg die Treppen zur U-Bahn hinunter. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Er hatte noch eine halbe Stunde, bis der Unterricht begann. Nachdenklich kramte Hide in seiner Tasche und fischte eine Tablettenpackung heraus. Sollte er eine nehmen, oder riskieren, womöglich wegen irgendwas aus dem Unterricht geworfen zu werfen? Klang eigentlich ziemlich verlockend. Sollte er sich aber lieber doch nochmal überlegen, wenn er endlich das Jahr schaffen wollte. Kurz schaute er sich um, dann warf er sich schnell die Tablette in den Mund, bevor er es sich doch anders überlegte und spülte mit Wasser nach. Ein paar Minuten später fuhr auch schon die Bahn ein und er stieg mit den anderen Wartenden hinein. „Yo-chaaaa~n!“ Durch den quietschenden Ruf zusammen zuckend, wirbelte der langhaarige Rotblonde herum. „Toshi! Nenn mich nicht dauernd so!“ Schon hatte ihn sein bester Freund erreicht und lachte ihn an. Gott, war das ein schlimmer Anblick. Gute Laune am frühen Morgen gehörte verboten. Vor allem, wenn es auch noch der erste Schultag war. „Dir auch 'nen guten Morgen, Yoshiki. Bist ja ganz schön früh dran, für deine Verhältnisse.“ Lachte Toshi immer noch. Resigniert zuckte Yoshiki die Schultern. Nützte nichts, wenn Toshi mal gute Laune hatte, konnte wer weiß was passieren und der Blonde würde immer noch lachen. „Meine Mutter hat mich raus geworfen. Sie meinte, ich solle zumindest am ersten Tag pünktlich sein. Bock hab ich trotzdem nicht.“ Tröstend reichte Toshi ihm eine Zigarette. „Na dann, erst mal Frühstück?“ Angeekelt verzog Yoshiki das Gesicht und winkte ab. „Ne, lass mal. Ich wollte doch aufhören. Gibt eh nichts, was mir den Morgen noch retten kann.“ Grinsend zündete Toshi sich die Zigarette selber an und winkte mit einem Blatt. „Ich glaube, ich hab hier was, was dich aufmuntern wird!“ Überrascht sah Yoshiki seinen Freund an, hob skeptisch eine Augenbraue. „Was ist das?“ Strahlend überreichte der Blonde das Blatt dem Blonden. „Hab ich während der Ferien geschrieben. Während dem Familientreffen. Kannst du damit was anfangen?“ Eine Weile starrte Yoshiki auf das Blatt, las aufmerksam jede Zeile und plötzlich lächelte er. „Wow, Toshi! Ein klasse Text! Natürlich kann ich damit was anfangen!“ Stolz stemmte Toshi die Arme in die Hüften. „Tja, ich bin gut, ne?“ „Ja, das bist du! Ich hab auch schon ne Idee für die Musik. Hoffentlich sind Pata und Heath auch zu früh dran. Dann besprechen wir schon mal das Grobe.“ Toshi warf seine Zigarette auf den Boden, bevor sie in die Straße bogen, in der sich die Schule befand. „Tja, wer weiß. Du willst also lieber wieder Wichtiges im Unterricht besprechen, anstatt zuzuhören?“ Mit einem Grinsen im Gesicht sah er seinen Freund an, der ebenfalls grinste. „Natürlich. Du etwa nicht?“ „Seh ich so aus?“ lachte Toshi und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sich immer noch unterhaltend, betraten die beiden die Schule und gingen den gewohnten Gang entlang zu ihrem Klassenzimmer. Natürlich steuerten sie auch gleich die letzte Reihe an, wo sie auch schon von Heath und Pata begrüßt wurden. Erst redeten sie etwas über die Ferien, die sie leider nicht zusammen verbringen konnten, und anschließend über den Songtext, den Toshi geschrieben hatte. Sie diskutierten gerade darüber, ob ein Wechsel zwischen Rock und Klassik zu dem Text passen würde, als der Lehrer eintrat. Was die vier gekonnt ignorierten. Auch der Lehrer ignorierte die vier. Statt sie zu ermahnen, räusperte er sich nur und deutete auf die Tür. „Ich möchte Ihnen Ihren neuen Mitschüler vorstellen. Das ist Hideto Matsumoto.“ Zwar hatte er kein Wort davon mitgekriegt, was sein Lehrer gesagt hatte, trotzdem sah Yoshiki auf, als ihm plötzlich etwas extrem Grelles ins Auge stach. Teils schockiert, teils belustigt starrte er nach Vorne. Da stand doch tatsächlich ein Junge mit grellpinken Haaren und bunten Klamotten im Klassenzimmer. Der Pinke grinste gut gelaunt und sprang auf einmal herum. „Freut mich euch kennen zu lernen! Bitte nennt mich Hide!“ Nun starrten auch Toshi, Pata und Heath nach vorne. Kurz wechselten die vier einen skeptischen Blick. Sollten sie nun lachen oder weinen? So was hatten sie noch nie gesehen, schon gar nicht in ihrer Schule. Das wäre der letzte Ort gewesen, wo sie so jemanden erwartet hätten. Dagegen war selbst Yoshikis langer Lockenkopf alltäglich. Leicht verzweifelt über die Hibbeligkeit des neuen Mitschülers, sah sich der Lehrer im Klassenraum um, deutete dann schnell auf die letzte Reihe, neben Yoshiki. „Setzt dich neben Yoshiki. Er kann dir dann nachher auch die Schule zeigen.“ „in Ordnung~!“ sang der Pinke und warf sich schwungvoll neben den immer noch etwas schockierten Yoshiki. „Hy, ich bin Hide und ihr seid...?“ Vor lauter Starren schaffte es Yoshiki gerade mal, den Mund unkoordiniert auf und zu zuklappen, bis der etwas gefasstere Heath ihm aus der Klemme half. „Hy. Der Fisch hier ist Yoshiki, neben ihm Toshi, ich bin Pata und der da nennt sich Pata. Wohnst du schon lange in der Gegend?“ Ohne auf die Frage einzugehen, umarmte der Pinke den Fisch plötzlich. Erschrocken kreischte dieser auf, verlor das Gleichgewicht und kippte vom Stuhl, woraufhin Hide, der ihn noch umarmte, auf ihm drauf landete. Vom Lärm aufgeschreckt starrte die gesamte Klasse zu ihnen nach hinten. Erschrocken sprangen Toshi und Heath auf, um den am Boden liegenden zu helfen, während Pata das Szenario nur belustigt von seinem Stuhl aus beobachtete. „Yoshiki! Ist dir was passiert!“ schrie Toshi und half seinem Freund sich aufzusetzen. „Nein... Geht schon...“ murmelte Yoshiki und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Er hätte doch zu spät kommen sollen. Viel zu spät. Oder gar nicht. Würde bestimmt ne fette Beule geben. Plötzlich beugte sich etwas Pinkes über ihn. Hide war anscheinend von ihm aufgestanden und beugte sich nun besorgt über ihn, dass ein paar pinke Strähnen in Yoshikis Gesicht fielen. „Gomen nasai~! Hast du dir auch wirklich nichts getan?“ Kaum wurde der Braunhaarige von Heath hochgezogen, sprang der Pinke auch schon wieder um ihn herum. Erst durch fuhr es Yoshiki, der andere wolle sich über ihn lustig machen, dann merkte er, dass der Pinke wohl immer noch auf eine Antwort wartete. „Äh... nein, alles okay...“ stotterte er und sah beschämt zu Boden. Weswegen wurde er jetzt eigentlich rot? „Puh~! Ein Glück!“ sagte der Pinke sichtlich erleichtert und fiel Yoshiki abermals um den Hals. Verwirrt erstarrte dieser. Sein Herz raste auf einmal, er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Das war ihm noch nie passiert! So jemand war ihm noch nie passiert! Toshi war ja auch manchmal ziemlich anhänglich, aber der war ja...! Yoshiki fand einfach kein Wort dafür. Plötzlich fielen ihm wieder die anderen um sie herum ein. Schnell schob er den anderen von sich weg und zeigte mit gesenktem Kopf auf die Stühle. „Wir sollten uns wieder setzten...“ Nun räusperte sich auch der Lehrer. „Also, können wir nun fortfahren? Na los, alle wieder auf ihren Platz!“ Sofort gehorchten alle und der Unterricht konnte weitergehen. Eigentlich war alles ein ganz gewöhnlicher Schultag. Bis auf, dass Yoshiki beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitt. Ständig fing der Pinke (irgendetwas in Yoshiki weigerte sich, dieses ETWAS mit Namen anzusprechen) mit irgendetwas zu spielen, sei es nun ein Stift oder Yoshikis lange Haare, oder fing an mit dem Stuhl zu kippeln, auf dem Tisch zu trommeln oder Tiere aus Papier zu basteln, die er Yoshiki an den Kopf warf. Dabei immer mit einem strahlendem Lachen auf dem Gesicht, als wäre es total normal, so den Schultag herumkriegen. Trotzdem schien er dem Lehrer nicht negativ aufzufallen. Auch als er den Pinken und Yoshiki nach dem Unterricht zu sich nach vorne rief, verlangte er nur von Yoshiki, sich dem Pinken anzunehmen, verteilte aber keine Strafaufgaben oder ähnliches. Skeptisch schielte Yoshiki zu dem Kleineren, als sie über den Schulhof gingen, um Toshi, Pata und Heath zu treffen. Irgendwas stimmte mit dem ganz gewaltig nicht. Diese gute Laune war ja schon unheimlich. Und der Lehrer hatte nicht mal daran gedacht, den Pinken zu ermahnen. Erleichtert, als sie endlich die anderen erreichten, lehnte Yoshiki sich an Toshi. „Hm?“ machte dieser verwundert und strich seinem Freund mitfühlend durch die langen Haare. „Was hast du denn, Yo-chan?“ „Zigarette. Jetzt. Sofort.“ „Aber, du wolltest doch aufhö...“ „Toshi! Jetzt!“ Schnell kramte der Blonde eine Packung hervor und steckte Yoshiki eine Zigarette zwischen die Lippen. Diese wurde auch sofort von dem Langhaarigen angezündet und ein tiefer Zug genommen. „Ha~“ machte er seufzend und seine Züge entspannten sich. „Jetzt ist es schon viel besser!“ Pata schulterte seine Tasche und ging neben Heath her, der schon bei der zweiten Zigarette nach Schulschluss war. Grinsend wandte er sich an Yoshiki, der immer noch genüsslich seine Zigarette rauchend, mit Toshi vor dem Schultor hockte. Hinter der weißen Mauer konnte man mühelos Hides pinke Haare erkennen, der seltsamerweise ziemlich still gewesen war in den letzten Minuten. „Hey, fragt doch mal Hide, wo er lang muss! Vielleicht können wir zusammen gehen!“ Mit einem bösen Blick starrte Yoshiki zu Heath hinüber. Persönlich hatte er zwar nichts gegen den Pinken, aber irgendetwas an ihm hielt ihn auf Abstand. Ob das nun die Tatsache war, dass dieser ihn vom Stuhl geworfen hatte, oder einfach nur eine für ihn unerträgliche gute Laune hatte, konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall weigerte sich etwas in ihm zu glauben, dass mit ihm alles mit rechten Dingen zu lief. Schon kam dieser hinter der Schulmauer hervor. Er lachte wieder, wenn auch in Yoshikis Augen etwas gezwungen. Ungewöhnlich, wie er fand. Fragend blickte der Braunhaarige zu dem Pinken hoch, der sich sofort neben ihn hockte und seine Haare zurück schob, damit diese kein Feuer fingen. Wieder merkte Yoshiki, wie sein Herz schneller schlug, als der Pinke ihm so nah kam und ihn angrinste. Nun hatte er auch zum ersten Mal die Gelegenheit, sich die Augen des anderen genauer anzusehen. Sie waren dunkelbraun, fast schwarz und hatten etwas trauriges an sich. Seltsam, wo der Pinke doch so fröhlich erschien. Doch da sprang dieser auch schon wieder auf, hüpfte zu Pata und umarmte ihn. Dieser erwiderte die Geste nur lachend und Heath, der lachend daneben stand, wiederholte seine Frage. „Ich muss zur Bahn! Ihr auch?“ Fragte der Pinke, der inzwischen auf Patas Schultern hockte und dessen dicke Haare durchwuschelte. In etwas Abstand folgten Toshi und Yoshiki den anderen. Ein Glück, dachte Yoshiki. Ich muss ihn nicht auch noch auf dem Schulweg ertragen! „Nein, wir wohnen alle in der Nähe. Aber jetzt gehen wir sowieso alle zu Yoshiki. Hey, was haltet ihr davon, wenn wir ihn mitnehmen?“ Vor Schreck ließ Yoshiki beinahe seine Zigarette fallen. „WAS?! Werd ich auch noch gefragt? Es ist mein Haus!“ „Also, ich hätte da nichts gegen. Wird bestimmt lustig“, meinte Toshi nur und Heath beließ es bei einem Nicken. „Au ja!“ rief Hide begeistert von Patas Rücken. Fassungslos starrte Yoshiki seine Freunde an. „Da... Das geht nicht. Wir müssen proben! Wir müssen sechs Wochen Proben nachholen! Da stört der nur!“ „Ihr probt? Macht ihr Musik?“ Rief der Pinke noch strahlender und wippte auf Patas Rücken hin und her, dass Yoshiki beinahe glaubte, der andere würde jeden Augenblick zusammenbrechen, auch wenn der Pinke nicht wirklich so aussah, als würde er viel wiegen. Genervt nickte Yoshiki. „Ja, verdammt. Und wir müssen dringend weiter proben. Vielleicht ja ein andern Mal,“ fügte er schnell hinzu, als er die schmollenden Mienen Heaths, Toshis und des Pinken betrachtete (Pata stand nur teilnahmslos daneben und schaute erwartungsvoll zwischen ihnen hin und her). Daraufhin grinsten ihn die drei wieder an. „Na gut, dann ein anderes Mal, Hide“, meinte Toshi, als sie an der Straßenkreuzung ankamen. „Ist in Ordnung!“ strahlte der Pinke und sprang auf sie zu, um jeden von ihnen noch einmal stürmisch zu umarmen. Bei Yoshiki blieb er noch kurz stehen, bevor er zu U-Bahn ging. „Vielen Dank, Yoshiki! Ich freu mich schon tierisch, euch irgendwann mal zu hören! Bis Moo~rgen!“ Hüpfend entfernte sich der Pinke und verschwand im Untergrund. Ungläubig schüttelte Yoshiki den Kopf. „War das heute tatsächlich echt?“ fragte er zögernd. Nüchtern nickte Heath und wandte sich zum gehen. Pata folgte ihm und Toshi zog Yoshiki mit sich. „Komm schon, Yo-chan! Du wolltest doch unbedingt proben! Und ja, es war echt.“ „Mir gefällt der Kerl. Er ist lustig“, meinte Heath grinsend. Bestätigend nickte Pata. Sowie Toshi. Nur Yoshiki hatte Zweifel. Als sie sein Haus erreichten, schloss er die Tür auf und ließ sie hinein. „Wenn ihr meint...“ Schwer atmend stützte sich eine pinke Gestalt am Treppengeländer ab. „Scheiße,“ murmelte er und sank auf die Stufen. Es fiel ihm sehr schwer zu atmen und seine Glieder fühlten sich schwer an. Die Tablette hatte nicht so lange gewirkt, wie er gehofft hatte. So hatte er seit Schulschluss den Fröhlichen spielen müssen. Aber anscheinend war es keinem der vier aufgefallen. Hätte nur zu unliebsamen Fragen geführt. „Mama!“ schrie auf einmal eine Kinderstimme. Verwundert, aber mit feindseligem Blick hob Hide den Kopf und sah das kleine Kind, was sich ängstlich hinter seiner Mutter versteckte, direkt an. „Ist was?“ Knurrte er. Sofort machte die Frau auf dem Absatz kehrt, zog ihr Kind mit sich. Kopfschüttelnd blieb Hide sitzen. Ihm doch egal, ob er anderen Angst ein jagte, oder was sie von ihm dachten. Alles war ihm egal. Und er war auch allen egal. Er brauchte niemanden. Aber warum hatte er gerade so einen Drang, jemanden zu umarmen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)