Der letzte Brief von Aon ================================================================================ Kapitel 1: Der letzte Brief --------------------------- Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll mit dem, was ich dir so gern sagen möchte, was ich dir sagen wollte, als ich die Gelegenheit noch dazu hatte. Ich weiß nicht, ob du es je lesen kannst, ob du diesen Brief einmal öffnen wirst in der Welt, in der du jetzt bist. Doch ich weiß, dass ich mir wünschte, es früher über meine Lippen gebracht zu haben. Ich möchte dir so vieles sagen, möchte dich um Verzeihung bitten für das, was ich dir einst antat, als du mir die Hand ausstrecktest und mein Freund sein wolltest, doch ich habe sie abgelehnt und dich somit ebenfalls. Warum sah ich nicht schon früher hinter diese Maske, die du getragen hast? Warum habe ich nicht nachgefragt, wenn du mich mit diesen Augen angesehen hast, die mich um etwas baten, wenn wir unter uns waren und deine Lippen geschlossen blieben, kein Wort darüber kam. Es war wie eine Spannung, die uns verband, während wir uns nur ansahen, bis du dich abgewendet hast… Ich höre noch, wenn du meinen Nachnamen ausgesprochen hast.. Potter Ich wünschte ich könnte es erneut hören. Ich wusste doch, dass diese Kälte nicht die war, die du mir entgegen gebracht hast! ICH WUSSTE ES! Ich habe es gesehen.. In deinen Augen.. In deinem Gesicht, das so abwesend gewesen war, wenn andere dabei standen… Du hast für andere gespielt… Du hast es nicht selbst so gewollt! Du hast es nicht selbst aussprechen wollen und es klang immer nach mehr. Nach diesen unausgesprochenen Worten, die nur deine Augen mir mitteilen wollten und die ich nie verstand. Auch wenn ich gerne nach gefragt hatte, ich war doch nie allein! Niemals.. Und sie hätten es nicht verstanden, warum ich mit dir reden wollte, warum ich nicht einfach dich abhacken kann. Weißt du, wie lange ich Abends wach lag um darüber nach zu denken, warum du so auf mich reagierst? Ich habe von dir geträumt.. Ich habe mich nach dir gesehnt und nicht selten wollte ich einfach nur bei dir sein! Ich weiß, dass du mein Feind bist! Du hast es mir ja oft gezeigt… aber ist das auch das, was es wirklich war?? Waren wir Feinde?? War da nicht mehr? Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach einen Brief schrieb und dich fragte… Einen Brief nur für dich, nur für deine Augen bestimmt. Vielleicht hätten wir dann so viel ändern können, vielleicht wäre es nicht so gekommen! Vielleicht würdest du noch leben jetzt, Draco… Ich habe keinen gesehen, der dich wirklich betrauerte und selbst deine Eltern blieben kalt und ohne Regung, als sie es hörten, als sie dich sahen… aufgebart,… so blass und leblos. Deine Arme hingen über die Trage, bis jemand sie erneut nach oben legte auf deine Brust. Deine Haare waren wild um dein Gesicht herum und zerwühlt, mit Staub bedeckt und schlammig, nass vom Wasser, in dem du gelegen hast. Deine Lippen… sie waren blau und leicht geöffnet und ich fragte mich bei diesem Anblick, wie sie sich auf den meinen angefühlt hätten. Wie es gewesen wäre, wenn diese fahlen, bläulichen Finger meine Haut berührt hätten und wie es gewesen wäre, deine Stimme zu hören. Hättest du mich Harry genannt? Hättest du dies, wenn wir uns näher gekommen wären? Ich weiß nicht einmal, wie du gestorben bist.. Du warst doch in Hogwarts! DU warst dort! Du hättest nicht sterben sollen und deine Mutter ist doch zu dir gekommen, nicht wahr? Aber wie bist du zu diesem See gekommen? Wie bist du dort hinein gekommen? Hat es Voldemort getan? Hat er das? Hast du ihm nicht mehr genügt? Ich hasse es! Alle, die ich kannte, die ich irgendwie gern hatte.. Sie sind fort und jetzt auch DU! Ich hatte gehofft, nach diesem Kampf… wenn wir siegreich sind, dass wir gemeinsam etwas unternehmen… dass wir uns näher kennen lernen. Warum auch nicht? Nur weil wir aus verschiedenen Häusern kommen, können, konnten wir doch auch Freunde sein, oder? Doch zu spät… es ist zu spät für diese Fragen, für diese Gedanken… Ich wusste nicht einmal, ob ich überlebe und es schien fast, als würde ich vor dir sterben, als ich auf dem Boden lag… als ich das erste Mal auf Voldemort getroffen war an diesem Tag… Doch ich habe überlebt! Ich habe… überlebt… Weißt du eigentlich, dass ich gerade weine? Weine, wegen dir Draco? Es ist seltsam… nach allem, was du getan hast… wie du mich behandelt hast, weine ich um dich… Um dich, um den, der nie ein gutes Wort für mich hatte… Um den, der mein ärgster Feind hier war, wie ich dachte… Ich sehe dein Gesicht überall, wenn ich durch Hogwarts gehe… Ich sehe dich auf den großen Treppen, wenn du zum Unterricht gehst… Ich sehe dich am Slytherintisch sitzen, dort, wo jetzt ein Platz leer ist… Ich höre, wie du dich unterhältst.. Ich höre dein Lachen, das so kalt klang und berechnend und doch auch etwas anderes darin mitschwang. Selbst wenn ich aus dem Fenster sehe, hin zum Tunierplatz, ich sehe dich dort fliegen! Dem Schnatz nach jagend! Ich kann dich nicht aus meinem Kopf heraus bekommen! Ich kann einfach nicht… Ich möchte dich so vieles fragen… ich möchte so vieles von dir hören und beantwortet bekommen… Ich möchte wissen, warum du mich so angesehen hast, wenn wir uns ohne unsere Freunde zufällig auf den Gängen trafen, wenn du zu mir gesehen hast in den Stunden… Ich möchte wissen, ob da mehr gewesen ist.. Ich möchte wissen, ob du mich berührt hättest… ob du mich geküsst hättest, so wie ich es mir vorstelle in den Nächten! Es ist fast so.. als wärst du dann bei mir, liegst bei mir und hältst mich fest. Deine Arme… so warm und wundervoll, wie sie über meinem Bauch sich legen… Es ist Einbildung, ich weiß es… aber dennoch, diese Einbildung, dieser Traum ist schön, weißt du das Draco? Er lässt mein Herz schneller schlagen. Er lässt mich lächeln in diesen Zeiten und er lässt mich hoffen, dass neue, schöne Tage anbrechen werden, in denen ich voller Freude an die Zeit zurück denken kann in Hogwarts. An die, die für den Kampf, für mein Leben starben und an die, die ich gerne einmal ohne ihre Masken gesehen hätte. Ich werde dich nicht als Feind sehen Draco… nie mehr.. Ich werde an dich denken, als wärst du ein Freund gewesen… mehr als ein Freund… Und ich weiß, dass ich gerne bei dir sein werde in meinen Träumen… und vielleicht wirst du einmal den Weg dorthin finden und wir können reden? Ich würde mich darüber freuen, Draco… Und ich hoffe, dass du es lesen wirst.. Dieses Stück Papier, dass dir zeigen soll, wie ich denke, fühle? Ich werde dich nicht vergessen, Draco.. Niemals… und ich hoffe, wenn es ein Jenseits gibt, wenn wir uns nach dem Leben erneut begegnen, hast du dies ebenfalls nicht… Ich lege die Feder zur Seite, lese die Zeilen erneut durch, die ich hier vor mir habe und schließe die Augen kurz darauf, fühle eine Träne, die über meine Wange rinnt,darauf fällt, während mein Blick hinaus in die Sternennacht wandert. Ich möchte hinaus und wende mich ab, verlasse das Zimmer, meinen Schlafraum und sehe nicht einmal, wie sich das Blatt bewegt, es leicht herum gedreht wird und du dort erscheint, leicht lächelnd mir nachsiehst, bis die Tür ins Schloss fällt und durch das Fenster eine Windböe hereinweht, die meinen Brief und dich mit sich nimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)