Gutless and Harmful von *Fane* (Tsubasa's Mistakes) ================================================================================ Kapitel 6: Entscheidungsnot --------------------------- „Ich habe vorhin kurz mit Roberto telefoniert. Er will mir Unterlagen von Brasilien schicken“, berichtete er abends beim Essen. „Und? Hat er noch was gesagt?“, wollte seine Mutter wissen. Sein Vater biss genüsslich in ein Brötchen und sah ihn ebenso gespannt an. „Nein, wir haben sehr kurz nur gesprochen“, schüttelte er den Kopf. „Es wird bestimmt alles in den Unterlagen stehen“, meinte sein Vater. „Ja. Ich-“, er überlegte kurz ob er sie wirklich fragen sollte, weil noch nichts mit Sanae abgesprochen war, „ich würde bald gern ein paar Tage wegfahren. Urlaub… irgendwohin, nur erstmal weg aus Nankatsu.“ Seine Eltern sahen sich irritiert an. „Du willst alleine Urlaub machen?“, fragte seine Mutter nach. „Nein“, er spielte mit seinem Trinkglas, „mit Sanae. Ich habe sie allerdings noch nicht gefragt. Ich wollte er mal mit euch sprechen.“ Seine Eltern lächelten sich an. „Achso… dann frag sie und warte die Unterlagen ab, ja?“, bat seine Mutter. Tsubasa nickte. Seine Eltern grinsten sich an. „Sanae! Sanae!“, rief jemand. Sanae sah erschrocken, dass es Tsubasa war der hinter ihr her lief. Sie lief weiter, bog in eine Seitenstraße ein und zog Tsubasa mit sich. „Bist du bescheuert?! Weißt du nicht mehr was du mir versprochen hast?!“, zischte sie eindringlich und sah auf die Hauptstraße. „Oh, ja, entschuldige“, sagte er verlegen und gab ihr einen kurzen Kuss. „Was gibt’s denn so aufregendes?“, fragte sie nun doch neugierig geworden. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir ein paar Tage wegfahren würdest“, fragte er prompt. „Urlaub? Wir beide?“, Tsubasa nickte, „Ich- ich weiß nicht. Die anderen würden das doch mitkriegen-“ „Nicht wirklich“, unterbrach Tsubasa sie sofort, „es sind Ferien. Mich beachten die nicht mehr und du sagst, dass du mit deiner Cousine oder so in den Urlaub fährst.“ Sanae überlegte. Er hatte recht. Es würde keiner etwas merken. Wenn- „Aber“, unterbrach er ihre Gedankengänge, „ich muss erst auf Robertos Unterlagen warten, die kommen bald, bis dahin können wir ja uns ja mal umschauen-“ „Unterlagen? Welche Unterlagen?“, unterbrach Sanae nun ihn. „Er will mir Unterlagen für Brasilien schicken.“ Sanae nickte und sagte nichts weiter. Sie gingen zu ihr nach Hause. Als Tsubasa mit seinem Vater gegen Abend im Wohnzimmer saß, er zappte durchs Fernsehprogramm und sein Vater las Zeitung, klingelte es an der Tür. Seine Mutter sah ins Wohnzimmer. „Er wartete ihr noch jemanden? Sanae?“, fragte seine Mutter zu ihm gerichtet. „Ne“, sagte Tsubasa nur. „Ich schau mal“, sagte sie und ging zu Tür. Tsubasa stand auf und ging ihr nach. „Wohnt hier ein Tsubasa Ozora?“, fragte ein uniformierter Herr. „Der bin ich“, sagte er, bevor seine Mutter antworten konnte. „Ein Paket für sie, bitte hier unterschreiben.“ „Danke“, sagte Tsubasa, nahm das Paket entgegen und schloss die Tür. Er sah drauf. „Aus Brasilien! Von Roberto!“ Er riss es auf dem Küchentisch unter dem Beisein seiner Eltern neugierig auf. Ein Brief lag obenauf: „Lieber Tsubasa! Die versprochenen Unterlagen! Ich hoffe, dass der Expresskurier auch wirklich „express“ war. In der Konferenz wurde entschieden, dich zu den Test- und Auswahlspielen einzuladen, was allein schon eine große Ehre ist. Von 10.000 Bewerbern weltweit werden 500 eingeladen. Es bleiben maximal 50 über, die auf die A und B Mannschaft aufgeteilt werden. Das ist wahrlich kein Zuckerschlecken. In der Testwoche wird euch 6 Tage lang alles abverlangt. Am 7. bekommst du entweder das Rückflugticket oder den Vertrag. Ich habe dir das Flugticket, dein Trikot und die Einladung mitgeschickt und erwarte dich in zwei Wochen am Flughafen von Sao Paulo. Wenn du magst, kannst du bei mir in Santos wohnen. Ich freue mich dich in zwei Wochen wohlauf zu sehen. Roberto.“ „Das ist ja großartig Tsubasa!“, freute sich sein Vater. Tsubasa entfaltete das Trikot. Brasilien… in zwei Wochen. „Ich rufe sofort Sanae an, wegen unserem Urlaub“, sagte er schnell und lief in sein Zimmer. Tsubasa tippte hastig. „Nakazawa.“ „Sanae! Hier ist Tsubasa! Hör zu! Der Wahnsinn! Du errätst nicht wer geschrieben hat-“ „Oh hallo Tsubasa“, erklang eine Stimme am anderen Ende, „du willst bestimmt meine Tochter sprechen, ich geben sie dir, Augenblick.“ Sie hatte ihm immer noch nicht von ihrem Plan erzählt… mit der „Langzeitbetreuung“, dachte Misa, während sie Tsubasa Krankenakte durchblätterte. Jetzt erholte er sich in Fukuyama und geht danach direkt nach Brasilien. Ich muss ihn eben in den zwei, drei Tagen abfangen… ich kann mir kaum vorstellen, dass er abgeneigt ist, dachte sie weiterhin. Das Problem ist nur, dass ich dann die ganzen Formalitäten mit der Praxis von Brasilien aus regeln muss, ich hoffe, dass das klappt. Misa, die nun schon zum vierten Mal die Krankenakte durchblätterte, steckte sie in ihre Tasche und empfing den nächsten Patienten. „Mein Hut!“, schrie Sanae. Ihre Stimme hallte im Bahnhof, als sie aus dem Zug ausstiegen. Tsubasa reagierte, schnappte ihn schnell und setzte ihn Sanae auf. „Danke“, strahlte sie mit der Sonne um die Wette, „es ist herrlich hier“, fand sie und blinzelte in die Sonne. „Ja, nicht wahr?“, lachte Tsubasa und führte Sanae aus dem Bahnhof heraus, wo sind in ein Taxi stiegen, dass sie zur „Vi Aljalla“, ein Ferienbungalow, welches nur zwei Straßen vom Strand entfernt ist, brachte. „Puh“, sagte Sanae und zog erst einmal ihre Reisekleidung aus, die ihr viel zu warm war. Tsubasa kam herein mit den Koffern herein. „Oh willst du sofort an den Strand?“, lachte er. „Nein, erst mal etwas leichtere Kleidung an“, entgegnete sie und wandte Tsubasa den Rücken zu, während sie sich umzog. Tsubasa sah ihr kurz zu, ließ dann die Koffer fallen, ging auf sie zu und küsste ganz sanft ihren Nacken. Sanae zuckte ganz leicht zusammen, dann blieb sie still in Shirt und Slip stehen. Tsubasa küsste ihren Hals, ihren Nacken und ihren Rücken. Sanae drehte sich zur Seite und küsste Tsubasa auf den Mund. „Wir werden die 10 Tage richtig genießen, nicht wahr? Nur wir zwei…“, hauchte Sanae. Tsubasa lächelte und legte sie zärtlich nach hinten. Reflexartig schlug Misa nach hinten, als jemand ihren Blusenkragen zur Seite rückte und sie Lippen an ihrem Hals spürte. Die Konserven, die sie in der Hand hielt, vielen klirrend zu Boden. „Spinnst du? Hast du sie nicht mehr alle?“, schrie Misa hysterisch den Ungebetenen an. „Misa, bitte-“ „Misa bitte, ich liebe dich“, äffte sie James nach, „es ist aus! Kapierst du das nicht?!“ Misa wandte sich um, ließ den Einkaufswagen stehen und verließ das Geschäft. Der war völlig durchgeknallt. Welch Ironie… und das alles passierte einer (Sport-)Psychologin. Misa, du hast dein Diplom echt verdient, dachte sie ein wenig mürrisch. „Tsubasa?“ „Hmmm.“ „Ich liebe dich“, gestand Sanae ganz unvermittelt. Tsubasa hob den Kopf. Er lag hinter ihr und hatte die Arme um sie geschlungen. Er küsste sie auf das Ohrläppchen. „Ich liebe dich auch.“ Stille. Sanae genoss seine Wärme, die Berührung an ihrem Arm. Er strich leicht mit dem Daumen darüber. „Was wird aus uns wenn du nach Brasilien gehst? Ich meine nicht nur für die eine Woche… wenn du dort bleibst“, sprudelte es auf einmal aus ihr heraus. Ihr lag dies sehr schwer im Magen. Tsubasa wich ein wenig zurück, stütze sich auf und sah sie an. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Wann denn dann? In 9 Tagen? Wenn wir abreisen? In 13? Am Flughafen? Wenn wir uns verabschieden?“, fragte Sanae und sah weiter geradeaus. Tsubasa war kurz sprachlos. „Ich werde in Brasilien bleiben. Wenn ich aufgenommen werde, bleibe ich beim Sao Paulo, wenn nicht dann bei Roberto bis ich einen anderen Verein gefunden habe.“ Sanae flossen die Tränen auf das Kissen. Tsubasa sah es nicht. „Das heißt, dass ich die Wahl habe zwischen Brasilien, einer Fernbeziehung oder“, Sanae hielt kurz inne, „gar keiner Beziehung?“ Tsubasa sagte nichts. Sanae stand wütend auf, riss Tsubasa die Bettdecke weg, wickelte sie sich um und schrie: „Du Idiot! Erst trampelst du 5 Jahre auf meinen Gefühlen herum, in dem du mich emotional ignorierst und meine Liebe nicht beachtest und jetzt stellst du mich vor vollendete Tatsachen und glaubst, ich wäre dein Sklave und würde alles für dich tun und dir überall hin folgen!!!“, kreischte Sanae schluchzend. „Du hast die getäuscht, Tsubasa Ozora! Du hast die getäuscht! Ich bleibe in Japan, was auch immer du tust!!“, schrie sie weiter und rannte aus dem Raum. Sie schloss sich im Bad ein und weinte, während sie sich ihren Bikini und dann noch ein Top und ein Rock anzog. „Sanae“, sagte Tsubasa vor der Tür mit ruhiger Stimme und klopfte an die Tür, „lass uns bitte darüber reden.“ Nach ein paar Minuten war Sanae angezogen und öffnete die Tür. „Es gibt nichts mehr zu bereden. Du hast mir klar und deutlich gesagt, was Sache ist, was ich dir bedeute. Und du kennst meine Meinung“, sagte sie mit von der Wimperntusche verschmierten Augen, ging an ihm vorbei und verließ das Haus. „Andre? Hi, hier ist Misa. Kann ich dich um was bitten?“, bat Misa Andre, ein Freund, der im Wartezimmer saß. „Sicher, worum geht’s?“, sagte Andre. „Kannst du kurz mitkommen?“ Andre folgte Misa in den Angestelltenraum. „Würdest du mich vor James küssen?“, fragte sie ohne Umschweife. „Was? Wie- wie meinst du das?“, fragte Andre irritiert nach. „Würdest du dich als mein Freund ausgeben? James muss endlich verstehen, dass ich ihn nicht mehr liebe…“ Andre nickte. Wir sind kaum 5 Stunden hier und dann so was. Erst schlafe ich mit ihm und dann schreie ich ihn an. Aber ich hatte auch allen Grund dazu. Wie kann er nur so egoistisch und kaltherzig sein?! Sanae lief an einem Schaufenster vorbei und sah ihr verheultes Gesicht. Sie besah sich im Fenster und versuchte die Wimperntusche weg zu reiben, wodurch ihre Augen feuerrot wurden. Ach egal, resignierte sie und setzte sich wenig später an den Strand. Sie wollte ein wenig durchatmen, klare Gedanken fassen, bevor sie zurück ging. Misa lachte auf, während sie im Cafe auf Andre wartete. Gleich würde Andre kommen, James würde hier vorbeilaufen -das wusste sie zufällig, weil er ihr zwischendurch dreimal erzählt hatte, dass am Marktplatz ein neues Sportzentrum eröffnete- und sie würde mit Andre rummachen. Sie erlaubte sich nicht, diese Methode psychologisch zu untersuchen. Als Sanae in das Bungalow kam, sah sie Tsubasa am Küchentisch sitzen. Er hatte die Hände gefaltete und sah auf, als Sanae kam. Sanae sah zu Boden und setzte sich zu ihm. Sie sagte nichts. Nein, Tsubasa sollte etwas sagen. Sie würde nichts sagen, dachte sie, als Tsubasa prompt begann: „Es tut mir Leid. Das klang vorhin etwas hart-“, Sanae sah ruckartig auf, doch Tsubasa beschwichtigte sie mit einer Handbewegung, „und das war es natürlich auch, aber ich träume seit der Grundschule von Brasilien und ich möchte nach meinem Abschluss hier, den ich ja nun jetzt habe, dorthin und meine internationale Fußballkarriere beginnen. Möchtest du mitkommen? Mit mir gemeinsam dort leben?“ Sanae sah auf. „Tsubasa… ich möchte studieren, ein Beruf erlernen, erst einmal Fuß fassen. Ich kann auch meine Familie, meine Freunde nicht einfach so zurücklassen. Ich werde nicht ins Ausland gehen. Ich bleibe in Japan“, sagte Sanae. Tsubasa und Sanae sahen sich an. „Was sollen wir tun?“, fragte Tsubasa ruhig. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht“, sagte Sanae. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie würde nach Brasilien gehen. Ja, sie würde. Aber sie wollte sich ihm nicht immer wieder unterordnen. Er sollte auch ihre Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigen. „Dann werden diese Stunden wohl unsere letzten sein. Für eine sehr lange Zeit“, sagte Tsubasa zu Sanaes Schrecken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)