Gutless and Harmful von *Fane* (Tsubasa's Mistakes) ================================================================================ Kapitel 3: Einsturz ------------------- „Morgen“, sagte Tsubasa ungewohnt fröhlich. Misa sah ihn ein wenig schief an: „Doch geklappt? Geht den Plan doch auf?“ „Jein. Nach dem gewonnen Spiel wird er aufgehen“, sagte er und zwinkerte ihr zu. „Du bist ja optimistisch“, Misa lief voraus in eine der Behandlungszimmer im Westflügel des Gebäudes. Dr. Nakata hatte seines im Ostflügel. Zwar war Misas Behandlungszimmer weiter vom Spielfeld entfernt, aber es musste sein. „Aber du weißt“, begann sie, als Tsubasa sich auf einen Stuhl setzte und sie sich zu seinem Fuß beugte, „dass es sein kann, dass du nicht lange spielen kannst. Eine Halbzeit, höchstens“, sagte sie schließlich. „Was? Eine Halbzeit? Misa! Das geht nicht! Können wir denn nichts tun, dass ich die beide Halbzeiten überstehe?“, wollte Tsubasa aufgebracht wissen. „Nein“, sagte Misa schlicht, während sie Tsubasas Fuß fertig verband. Danach sah sie in einem ihrer beiden Ärztetaschen nach und nahm einen neuen Verband. Tsubasa zog sich das Trikot aus und Misa umwickelte seine Schulter straff, als ein Handy klingelte. „Oh, das ist meins“, sagte sie hektisch und suchte danach, „ich geh schnell aus dem Gebäude, ich hab so eine alte Möhre, wegen dem Empfang, ist vom Medizinkongress, kann länger dauern“, sagte sie schnell und wuselte heraus. Tsubasa wartete. Doch dann stand er auf, sah in den leeren Flur und hastete zu Misas Ärztetaschen. Er hatte es gestern gelesen. Er wusste wie es heißt. Er fand eine kleine Flasche mit einem seltsamen Namen, doch er wusste was es war: Schmerzmittel. Er packte eine Spritze aus und befüllte diese. Er hatte das schon oft bei Dr. Nakata gesehen, allerdings sich noch nie selbst eine Spritze gegeben. Egal, das war es wert. Schlimmer konnte es auch nicht werde. Er hoffte, dass sie schnell und lange wirken würde, legte die leere Spritze unter das Regal und verstaute das kleine Fläschchen wieder an der richtigen Stelle. Er stand auf und wollte das Trikot überziehen, doch er ließ es erschrocken fallen. „Du bist verletzt?! Deshalb- was- was war das für ein Zeug? Was hast du dir gespritzt?“, schrie Sanae. Tsubasa reagierte schnell. Er zog sie ins Zimmer und schloss die Tür. „Sei still!“, sagte er. „Was war das?“, fragte sie nachdrücklich. „Nichts, nichts wichtiges.“ „Dopst du?“, fragte Sanae direkt. „Was? Dop- ich- was?! Du glaubst, dass ich dope?“, schrie nun Tsubasa. „Ich weiß gar nicht mehr was ich denken soll!“, schrie Sanae zurück. Tsubasa zog das Trikot über und setzte sich. Egal was er nun sagen würde, es würde die Situation in keinem Fall verbessern. „Warum hast du der Mannschaft verschwiegen, dass du verletzt bist? Weiß Herr Nakata davon? Oder bist du neuerdings Einzelgänger? Du warst es immer der von Ehrlichkeit, Vertrauen und Teamgeist gesprochen hat. Wie kannst du nur“, sagte sie verachtend und lief schnellen Schrittes raus. „Sanae! Warte!”, rief er und hielt sie kurz vor der Tür fest. „Lass mich los!“, schrie sie entrüstet. „Bitte erzähl den anderen nichts“, bat Tsubasa. „Ich? Nein, dass wirst du selbst tun müssen und auch selber dafür gerade stehen. Ich sage nichts, keine Angst und eins sage ich dir: Die Wahrheit wird dir mehr weh tun, als deine Verletzungen!“, sagte sie bestimmt und ging. Misa kam wenige Minuten später wieder und verband die Schulter zu Ende. Tsubasa spürte seinen Schmerz im Fuß nicht mehr. Allerdings hatte er auch weniger Gefühl im Fuß. Das gibt sich, dachte er. „Ich werde auf der Tribüne zu sehen. Falls du zusammenbrechen solltest, werde ich nach unten laufen-“, sie merkte, dass Tsubasa sie unterbrechen wollte, ließ es aber nicht zu, „und ich werde mit deinem Mannschaftsarzt zusammenarbeiten müssen. Deine Gesundheit geht vor, auch wenn du das nicht so siehst!“ Tsubasa nickte nur untergeben und stieß wenig später zu der Mannschaft. „Ah, Tsubasa, hallo, jetzt sind alle da oder?“, sagte der Trainer, „gebt alles und lasst euch nicht unterkriegen. Tsubasa willst du noch was sagen?“ Tsubasa nickte. „Ja. Jungs, Hyuga ist gut, aber unser Teamgeist und unser Zusammenspiel sind besser! Einzelkämpfer haben keine Chancen im Fußball. SIEG!“ „SIEG!“, echote die Mannschaft und ging geschlossen auf den Platz zum Aufwärmtraining. „Tsubasa!“, rief Hyuga, welcher auf ihn zuschritt. „Hyuga! Ich hoffe du bist fit“, lächelte Tsubasa. „So fit, dass ich dich vom Platz puste“, lächelte Hyuga ebenfalls. Beide reichten sich die Hand. Kurze Zeit später ertönte der lang ersehnte Anpfiff. Über den Zuschauerrängen stand Misa. Tsubasa ging, für seine Verletzungen, ungewöhnlich hart in die Zweikämpfe und war sehr laufstark. Das war erstaunlich. Eigentlich müsste er jetzt schon große Schmerzen haben. Der Wille versetzt als doch Berge, dachte sie grinsend. „So sehe ich dich am liebsten“, sagte jemand direkt neben ihr. „James“, sagte sie überrascht, „was machst du hier?“ „Du heißt meine Briefe nicht gelesen“, sagte er mit Blick auf das Spielfeld. Seine braunen Haare bewegten sich im Wind. „Nicht einen“, sagte Misa trocken. James schnaubte. „Ich frage gar nicht nach dem Grund. Ich weiß, dass du mich nicht mehr magst-“ „James. Verharmlose es nicht schon wieder. Du bist fremd gegangen und hast alles kaputt gemacht, stell mich nicht als die Böse da“, sagte sie in gleichem ruhigen trockenen Tonfall. James sah sie an, doch sie ihn nicht. Ihre Augen folgten Tsubasa. „Ich bin als Talentscout, während der spielfreien Zeit, von Chelsea nach Japan geschickt worden. Seit du damals gegangen bist, hatten wir nie wieder solch eine gute Mannschaftsärztin wie dich. Du könntest jederzeit wieder kommen, was willst du in Japan?“, erzählte er ohne auf Misas Aussage einzugehen. „Mich interessiert das Land, die Kultur, die Menschen“, sagte sie. Tsubasa lag am Boden, Misa machte Anstalten runter zu rennen, doch Tsubasa stand wieder. „Dein Patient?“, fragte James und deutete auf Tsubasa. Misa nickte kurz. „Was hat er?“ „Ärztliche Schweigepflicht“, sagte sie mit einem kalten abweisenden Blick. „Entschuldige“, sagte James nach einer Pause. „Schon gut“, sagte Misa beiläufig und fixierte das Spielfeld. „Das meine ich nicht. Dein Auslandssemester hätte wir besser nutzen können. Ich war ein Idiot“, gestand James. „Ich weiß“, sagte sie nickend. Doch mit den Gedanken war sie bei Tsubasa. Ein Distanzschuss war schon daneben gegangen. Einen Zweiten würde, nach Misas Auffassung, nicht verkraften. Doch sie hatte auch nicht geglaubt, dass er die ersten fünfundzwanzig Minuten so mühelos spielte. Es war nichts von seinen Verletzungen zu merken. Distanzschuss, Tor. Nankatsu geht in Führung. „Er ist gut“, sagte James nur. Tsubasa jubelte, lief zu seinen Mannschaftskollegen. Er sah topfit aus. Doch das dürfte nur noch Minuten so gehen. „Ich muss gehen“, sagte sie knapp, doch James hielt ihren Arm kurz fest. Misa sah ihn erwartungsvoll an. „Sehen wir uns wieder?“, Misa antwortete nicht. „Ich verspreche dir, das nächste Mal wird nicht so werden wie damals.“ Sie riss sich los. „Es wird kein nächstes Mal geben, James. Einen Strafelfmeter schießt man nur einmal.“ Da stimmt was nicht, dachte Sanae. Es sah alles … so einfach aus. Sie musste Dr. Nakata fragen, was er sich gespritzt hatte und lief den Flur entlang. Eine Frau kam ihr entgegen, sie lief langsamer. Moment, dachte sie plötzlich und drehte sich um. „Hey! Sie!“, rief sie. Misa wand sich um. „Sind sie nicht die berühmte Ärztin aus Russland? Tese- Tereko-“ „Terengkova. Misa Terengkova“, stellte sie sich vor und kam auf Sanae zu. „Sanae Nakazawa. Entschuldigen Sie aber. Ohne jetzt unhöflich zu sein aber…Darf ich fragen wohin sie wollen? Kennen sie einen Tsubasa Ozora?“, sagte Sanae prompt. „Ja“, sagte Misa. „Was hat er? Ich hab ihn vorhin gesehen… er-“, Sanae brach den Satz ab. „Was hat er gemacht?“, wollte Misa wissen. „Ich- ich glaube er dopt-“, sagte Sanae schweren Herzens. Sie fühlte sich, als würde sie ihn verraten. „Doping? Wie kommst du darauf?“ Misa hatte böse Vorahnungen. „Er hat sich etwas gespritzt-“, begann Sanae. „Eine Spritze? Kannst du kurz mitkommen? Es ist wichtig! Wirklich!“, bat sie Sanae eindringlich. Sanae rannte ihr hinterher in ein Behandlungszimmer im Westflügel. Sie schloss es auf. Ihre Arzttasche stand dort darin. Sie kramte darin und holte ein kleines Fläschchen raus und hielt es vor Augen. „Da fehlt was“, sagte Misa leise und durchsuchte den Raum. Sanae suchte mit, was auch immer sie suchten und fand es. „Frau Terengkova!“, rief sie und hielt ihr eine Spritze entgegen, die im Staub unter einem Regal lag. Sie nahm es entgegen. „Er muss es sich gespritzt haben, als ich telefoniert hab“, überlegte Misa. „Was soll er sich gespritzt haben?“, fragte Sanae mit zitternder Stimme. „Schmerzmittel“, sagte sie nüchtern. Sanae sah sie unentwegt an. „Ist das… sehr schlimm?“ „Wir müssen zurück. Dieses Schmerzmittel wirkt unglaublich schnell und ist sehr stark. Allerdings wirkt es nicht lange. Sobald es aufhört zu wirken, kommen die Schmerzen in dreifacher Ausführung wieder! Das-“ Misa verstummte. Draußen wurde es lauter. Ein Pfiff ertönte. Rufe. Misa und Sanae hasteten den Flur entlang, raus zum Spielfeldrand. Tsubasa lag auf dem Spielfeld. Regungslos. Er wurde von Sanitätern getragen. „Stop!“, rief Misa, als sie ihn in das Gebäude zum Mannschaftsarzt tragen wollten. Der Trainer Mikami und Dr. Nakata sahen sie verdutzt an. „Ich bin seine Ärztin, Misa Terengkova, lassen sie in runter!“, sagte sie zu den Sanitätern, die taten wie ihnen geheißen. „Hey sie! Ich bin der Mannschaftsarzt!“, rief Herr Nakata. „Es ist jetzt keine Zeit für einen Plausch. Rufen sie den Notarzt! Nun machen sie schon!“, rief sie nachdrücklich, als Dr. Nakata reglos stehen blieb. Misa tat ein paar Griffe an Tsubasa, riss das Trikot oben auf, sodass sie an die Verletzung kam. „Was-?!“, hörte sie rings um sich. Die Mannschaft, der Trainer, Sanae, alle standen um Misa und Tsubasa herum. Sie schnürte schnell den Schuh auf, um an Tsubasas Fuß zu gelangen, der jedoch in eben diesem Moment zu sich kam. „Tsubasa, Tsubasa! Hörst du mich?!“, sagte Misa mit lauter klarer Stimme. „Ja, ah…“, sagte Tsubasa. „Wie geht’s dir? Wo hast du Schmerzen?“, fragte Misa, doch Tsubasa kam nicht sazu ihr zu antworten. Ryos Stimme ertönte: „DU HAST UNS DIE GANZE ZEIT VERARSCHT?!?!“ „Ryo, ich-“, versuchte Tsubasa leise zu schlichten. „BIST DU EIGENTLICH SO ARROGANT ODER TUST DU NUR SO?!? GLAUBST DU ES LIEGT ALLES AN DIR?! WIR WÄREN VON DIR ABHÄNGIG?!!? LIEFER IHN EIN“, schrie Ryo zu Misa gerichtet, „DICH BRAUCHEN WIR HIER NICHT MEHR!“, Ryo schlug ihn mit der Faust ins Gesicht, „GAR NICHT MEHR! WIR BRAUCHEN KEINEN EINZELGÄNGER UND EGOISTEN!! Trainer“, sagte Ryo mit gefasster leiser Stimme, „auswechseln, der Schiri kann das Spiel wieder laufen lassen.“ Die Mannschaft ging wieder auf’s Spielfeld. Was hatte er da angerichtet? Er sah Sanae. Er wusste was sie dachte. Er war selbst schuld. Sie wand den Blick von ihm ab, aufs Spielfeld. Sie weinte nicht. Sie war wirklich sauer auf ihn. Und er auch auf sich selbst. Was hatte er sich dabei gedacht? Nichts… nichts. Sein Lügengebäude war eingestürzt und er lag unter den Trümmern. Augenblicklich kam Dr. Nakata, der berichtete, dass der Krankenwagen da wäre. Er hatte Herr und Frau Ozora im Schlepptau. Sanae sah auf das Spielfeld. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie sah zur Seite. Er ist selbst schuld. Und das schlimmste… die ganze Mannschaft leidet darunter. Jubel. Tor für Toho. Abpfiff. 1:1. Halbzeitpause. Die Mannschaft blieb auf dem Spielfeld stehen. Sie sahen nicht zu Tsubasa. Tsubasa wurde reingetragen. Raus, zum Krankenwagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)