FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 28: Vorbereitungen -------------------------- Der Weg durch die Flure des ShinRa HQ war gesäumt von der üblichen Bewunderung. Sephiroth ignorierte sie, wie immer, und betrat nur kurze Zeit später den Raum, in dem sich die Monster befanden, bewegungslos gemacht durch Eiszauber. Hojo stand unmittelbar vor ihnen, die Hände in der für ihn typischen Geste hinter dem Rücken verschränkt und schien die körperlichen Merkmale der Wesen genauestens zu studieren. Schöpfer und Geschöpfe, dachte Sephiroth unwillkürlich. Was für eine nette Familie! Beim Klang der auf ihn zukommenden Schritte wandte Hojo den Kopf, grinste, schob die ewig rutschende Brille zurück an ihren Platz, öffnete den Mund... Aber der General war schneller. „Es ist ein Makoblocker, korrekt?“ Hojos Gesicht zuckte kurz, verriet den Treffer, und als er wieder zu den Monstern sah, gestattete sich Sephiroth ein flüchtiges Lächeln. Völlig gelassen trat er neben den Professor und fügte hinzu: „Guten Abend, Mr. President.“ Rufus Shinra trat aus dem Schatten und gesellte sich wie zufällig zu dem ungleichen Duo. Für einen Augenblick hing Schweigen wie eine dicke Decke über den drei Männern, von denen jeder auf ganz unterschiedliche Art und Weise eine Machtvariante verkörperte. „Korrekt“, bestätigte Rufus schließlich. „Ich frage mich, wie die Rebellen in den Besitz dieses ursprünglich ausschließlich in unseren Händen befindlichen Serums gelangen konnten. Haben Sie vielleicht vergessen, mich über den entsprechenden Einbruch zu informieren, Professor Hojo?“ Wenn es um sein Unternehmen ging, stand Rufus Shinra nur auf einer Seite: Der eigenen. „Das von Ihnen in Auftrag gegebene Mittel war ein Fehlschlag, Mr. President. Schwierig herzustellen, noch schwieriger zu vervielfältigen und in der Wirkung äußerst unzufriedenstellend. Die Chancen einer ernsthaften Verwendung unter diesen Umständen lagen bei unter einem Prozent! Ihre wertvolle Zeit mit dieser kleinen Lappalie zu beanspruchen wäre...“ „Offensichtlich“, unterbrach der Präsident der Electric Power Company die begonnene Schmeichelei scharf, „wurde die Chance dennoch genutzt. Professor, ich toleriere keinerlei Geheimnisse bei meinen Mitarbeitern, speziell dann nicht, wenn diesen mein Geld zugrunde liegt! Sie werden nicht bezahlt, um Forschungsergebnisse zu verlieren! Ich erwarte, dass Sie General Crescent alle verfügbare Unterstützung zur Verfügung stellen, die er benötigt, um diese Sache zu klären!“ Für gewöhnlich hätte Sephiroth diese Zurechtweisung – ungeachtet, dass sie seinem größten Peiniger galt – sowie dessen unterwürfiges „Natürlich, Mr. President“ völlig kalt gelassen. Jetzt allerdings stieg ein höchst seltsames Gefühl in ihm auf. Zwar dauerte es einige Sekunden, ehe der General es als `Schadenfreude´ deklarieren konnte, dann jedoch war er mit der Empfindung mehr als einverstanden. „Guten Tag, Gentlemen!“ Sichtlich unamüsiert, aber ohne unelegant zu wirken, verließ Präsident Shinra den Schauplatz. Sephiroth warf dem Mann neben sich einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu. Der Ärger über die seines Erachtens nach unangebrachte Behandlung war Hojo deutlich anzusehen, und obwohl es nicht ungefährlich war – diese Gelegenheit ungenutzt vorüberziehen zu lassen... Wortlos und ohne direkten Blickkontakt herzustellen streckte der General in einer fast schon herablassend wirkenden Bewegung die Hand aus – und spürte nach einigen Sekunden, wie sich der gewünschte Gegenstand hineinlegte. Widerwillig. Sephiroth lächelte. „Danke.“ Was er jetzt in der Hand hielt, war eine mit klarer Flüssigkeit gefüllte Ampulle: Der Makoblocker, bis vor kurzer Zeit noch Teil im Blut der Monster, jetzt wieder in seinen reinen Ursprungszustand versetzt. Niemand außer Hojo hätte das in einer derartigen Geschwindigkeit vollbringen können, dachte Sephiroth mit widerwilliger Bewunderung. Dann sah er zu den im Eis erstarrten Monstern auf. Ich weiß... eigentlich... müsste ich traurig sein. Oder wenigstens betroffen. Aber ich empfinde nur Gleichgültigkeit. In ihrem vorherigen Zustand waren sie nützliche Werkzeuge. In diesem Stadium sind sie für mich wertlos – bis auf das letzte zu lüftende Geheimnis. Es gehörte zu den finstersten der ShinRa Electric Power Company. Rufus hasste Verschwendung – auch die menschlichen Lebens. Und so stand Hojo ein unendlicher Nachschub für das Labor zur Verfügung. Es spielte keine Rolle, was diese Menschen vorher gewesen waren. Obdachlose von der Straße waren Hojo ebenso willkommen, wie ShinRa Mitarbeiter, die aus diversesten Gründen `aussortiert´ worden waren. Für ihn stellten sie nichts als Körper dar, mit denen er nach Belieben verfahren konnte. Makoexperimente gehörten zu den beliebtesten Handlungen des Wissenschaftlers. Die Reaktionen der `Testobjekte´ waren zu gleichen Teilen entsetzlich wie kurios: Sie wurden zu Monstern. Bestien, die ganz Gaia unsicher machten – und gegen die etwas getan werden musste. Eigentlich, dachte Sephiroth, werden sie gleich zweimal getötet. Einmal als Mensch und dann als Monster. Ich habe immer geahnt, dass ihnen ein Funken Menschlichkeit erhalten bleibt, wenigstens für kurze Zeit. Toron hat das auch herausgefunden. Sie versucht, sie abzufangen, gibt ihnen den Makoblocker, verpasst ihnen als optischen Hinweis für Eingeweihte Halsbänder, und solange der Blocker wirkt, kämpfen sie auf Seiten der Rebellen. Das heißt auch, sie sind in ihrem jetzigen Zustand noch in der Lage, die menschliche Sprache zu verstehen... Können sie diese auch noch selbst anwenden? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. „Sie sollten besser in Deckung gehen, Professor!“ Die Antwort bestand aus einem spöttischen Lächeln. Hojo wusste, dass sein Lieblingsversuchsobjekt nicht zulassen durfte (oder konnte), dass ihm etwas zustieß. Er bewegte sich um keinen Millimeter und demonstrierte somit äußerst anschaulich, für wie nebensächlich, um nicht zu sagen, lächerlich, er die Aufforderung des Generals hielt. Du nimmst mich nicht ernst, dachte Sephiroth. Wäre ich an deiner Stelle.... würde ich anders handeln? Schwer vorstellbar. Mit einer Mischung aus selbstbezogener Wut und Resignation deaktivierte er die eisigen Gefängnisse der Monster. Aus der unnatürlichen Erstarrung befreit, spannten sich mächtige Muskeln an zum Sprung, ließen Körper vorwärts schießen, Augen, Mäuler, Krallen, Magie, einzig und allein gerichtet auf die beiden ihnen furchtlos entgegensehenden Männer... Sephiroth legte nicht einen Finger an Masamune. Er hielt lediglich die kleine Ampulle mit dem Makoblocker hoch – und jegliche Bewegung innerhalb des Raumes erstarrte. Nichtmenschliche Augenpaare fixierten sich auf die Winzigkeit in der Hand des Generals. Totenstille herrschte bis Sephiroth sprach. Nur zwei Worte. „Ich höre!“ Als Hojos Stimme das nächste Mal erklang, haftete ihr etwas beinahe vorwurfsvolles an. „Du hast ihnen versprochen, sie frei zu lassen!“ „Ich habe sie befreit“, antwortete Sephiroth, schob Masamune zurück in die Schutzhülle und wandte sich zum Gehen. Hinter ihm begann Hojo leise zu kichern. „Deine Bemühungen um Menschlichkeit sind höchst interessant und erheiternd, lieber Sephiroth, aber vergiss nicht: Du bist ein Monster, wie sie, und du wirst immer eins bleiben! Nur die äußerliche Hülle unterscheidet euch. Im Kern seid ihr...“ „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Professor, ich habe zu arbeiten.“ „Natürlich, natürlich. Geh nur, geh.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren oder gar hastig zu wirken, verließ Sephiroth die Halle. Das Gespräch (oder war es doch eher ein Verhör gewesen?) mit den Monstern hatte zwar all seine Ahnungen bestätigt – allerdings weiter keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Bestien wusste nichts über bevorstehende Rebellenaktionen. Ihre rauen, dunklen Stimmen waren ebenso wie ihre Augen erfüllt von Wut über die zurückliegenden Ereignisse, aber in ihnen spiegelten sich ebenso Verzweiflung und die Angst, auch noch den letzten Funken Menschlichkeit zu verlieren, wieder. Und der General glaubte ihnen. Sie dennoch zu töten war eine Art Gnadenakt gewesen, denn irgendwann hätte selbst der Makoblocker die Umwandlung nicht mehr aufhalten können. Sephiroths Gedanken wanderten zu Toron. Zukünftige Pläne für sich zu behalten und alle Teilnehmer erst kurz vor Beginn der Aktion zu informieren, war strategisch gesehen ein kluger Schachzug. Ich selbst mache es mit meinen Leuten nicht anders. Gerade um in Situationen wie dieser nicht schlagartig in die Defensive zu geraten... Und ich weigere mich, die aktuelle Lage als `festgefahren´ zu bezeichnen. Ich habe einen Ansatzpunkt! Er kehrte in sein Büro zurück, beorderte Cutter ein weiteres Mal zu sich und erteilte ihr den Auftrag, mit Hilfe der die Flüssigkeit symbolisierenden Line (welche er ganz bewusst nicht als Makoblocker bezeichnete, denn Dinge, die offizielle nicht existierten, besaßen auch keinen Namen) herauszufinden, wo das Serum hergestellt wurde. Der Teenager nickte und machte sich an die Arbeit. Gleichzeitig klingelte das Telefon. Sephiroth nahm das Gespräch an... und legte wenige Sekunden später äußerst gereizt wieder auf. Weshalb sollte er sich ausgerechnet jetzt im Labor einfinden?! Hatte es noch etwas mit dem Makoblocker zu tun? Oder... Nein. Vermutlich nicht. Sephiroth kämpfte um die Kraft, den durch diesen Befehl ausgelösten Vorgang zu unterbrechen... Aber sein Körper war wie auf Automatik geschaltet. Er wies Cutter an, die gewünschten Informationen auf dem Schreibtisch zu hinterlegen, verließ das Büro und fand sich schließlich im Labor wieder. „Professor Hojo, das ist kein guter Zeitpunkt, ich habe eine Mission vorzubereiten!“ „Natürlich, natürlich. Laut Präsident Shinra habe ich dir alle nötige Unterstützung zu gewähren um dich diese wichtige Mission erfolgreich beenden zu lassen. Und deshalb... werde ich sichergehen, dass du dich in Topform befindest.“ „Ich bin...“ „Das entscheide ich!“ Sephiroth letzter Widerstand erlosch wie eine Kerzenflamme im Sturmwind, und er hasste sich dafür und für die abermals einsetzende Automatik, die ihn wie ein Kleinkind `Ja, Professor´ antworten ließ, ihn dazu brachte, alles an Schutz abzulegen, auf dem von jeder Faser seines Körpers gehassten Untersuchungstisch Platz zu nehmen und auf weitere Anweisungen zu warten. Diese kamen in gewohnt unfreundlicher, schneller Reihenfolge, und Sephiroth befolgte sie zügig, aber (mit sinnloser) Wachsamkeit. Was Hojo durchführte, trug den Deckmantel einer Routineuntersuchung – glich aber dem Vorspiel für weitaus größere Aktionen. Wie immer. Wenn er auch nur den geringsten Grund für eine Beanstandung findet, gerät die Mission in Gefahr. Und wenn es keinen gibt, mach dir keine Illusionen, erfindet er einen. Bis auf weiteres allerdings gab es keinen Grund für gesteigerte Unruhe. Sephiroth kannte alle Anzeichen einer baldigen Beendung der Untersuchung, aber selbst als sie endlich einsetzten wagte er es nicht, Erleichterung zu empfinden, sondern zog er es vor, weiterhin wachsam zu bleiben und sich auf ruhiges, gleichmäßiges Atmen und eine normale Herzfrequenz zu konzentrieren. Hojo kam mit den Röntgenbildern zurück und widmete sich deren näherer Untersuchung. Sephiroth ließ ihn nicht aus den Augen. Bisher war alles viel zu reibungslos abgelaufen. Sein Gefühl sollte ihn nicht trügen. „Und was haben wir hier?“ Das Röntgenbild zeigte nun eine Aufnahme des Flügels. Der vor einigen Tagen entstandene Bruch war gut verheilt, die Überbleibsel so minimal, dass sie jemand anderem vermutlich erst auf den vierten Blick aufgefallen waren. Hojo jedoch... „Ich warte auf eine Antwort, Sephiroth!“ „Nichts erwähnenswertes, Professor.“ Hojo wandte langsam den Kopf. „Nichts sieht anders aus! Was, wann, wo, und weshalb wurde ich nicht informiert?!“ Das Gespräch begann, in eine unangenehme Richtung zu laufen, deren Ausgang sich bereits abzeichnete. Vielleicht lag die einzige Chance einer Kursänderung in einer schnellen und wahrheitsgemäßen Antwort. „Ein Bruch. Vor einigen Tagen während einer Mission. Keine Komplikationen bei der Heilung und daher kein Bericht an das Labor.“ Hojo sah zu ihm hinüber. „Sephiroth, Sephiroth, Sephiroth.“ Er schüttelte den Kopf wie jemand, der zum wiederholten Mal denselben Gauner bei dergleichen Missetat erwischte. „Du wolltest es vor mir verbergen.“ Er kicherte. „Das kannst du nicht. Ich kenne deinen Körper besser als du.“ Als ob mir das nicht bewusst wäre, dachte Sephiroth finster. Es gibt keine Stelle, die du nicht auf irgendeine Art und Weise genauestens inspiziert hast. Den Blick des Professors jedoch erwiderte er mit der üblichen, unantastbaren Kühle, die keinen Funken seiner Gedanken verriet. Hojo mochte in der Lage sein, ihm bei vollem Bewusstsein das Hirn aus dem Schädel zu schälen, aber Gedanken blieben letztendlich auch für ihn unantastbar. Eben wandte sich der Dämon im trügerisch weißen Kittel wieder dem Röntgenbild zu, immer noch leise Kichernd. Sephiroth beschloss, den Aufenthalt hier zu beenden. Cutter hatte die Daten mit Sicherheit längst ermittelt, und jetzt galt es, auf deren Grundlage eine Mission vorzubereiten! Jede Sekunde zählte! „Was haben wir denn vor?!“ „Professor“, begann er, ohne die angefangene Bewegung langsamer werden zu lassen, während er blitzartig Worte schichtete und die dumpfe Stimme tief in seinem Inneren, die ihm die Aussichtslosigkeit jeglicher Gegenwehr versicherte, „... es warten...“ Hojo wedelte mit einer Hand in der Luft umher. „Unwichtig. Deine Gesundheit geht vor.“ „Ich bin...“ „Zu clever, um zu wiedersprechen, ich weiß! Also, sei ein braver Junge und tu, was ich dir sage. Wir wollen doch eventuelle Spätschäden ausschließen, nicht wahr?“ Es würde keine Spätschäden geben! Der Flügel ließ sich problemlos und völlig schmerzfrei bewegen! Eine erneute Behandlung war unnötig, blanker, purer Irrsinn, Zeitverschwendung... Er wagte es, zu zögern?! Hojos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, hinter denen es unheilvoll zu funkeln begann. Gleichzeitig schob er langsam die Brille auf ihre ursprüngliche Position. Ein Signal, dessen Bedeutung sich Sephiroth nur zu bewusst war. Wenn er jetzt nicht tat, wie ihm befohlen war, würde er es zu einem anderen Zeitpunkt mit jeder einzelnen Faser seines Körpers bedauern. Gegen seinen eigentlichen Willen senkte er den Kopf. „Ja, Professor.“ Eine kalter Handschuh tätschelte seine Wange. „Braver Junge. Es wird nicht lange dauern, also... entspann dich.“ Einmal mehr klang das Zuschnappen der eisernen Hand- und Fußfesseln wie Hohngelächter. Es dauerte Stunden, ehe Sephiroth endlich sein Appartement betrat, die Rüstung ganz entgegen seiner sonstigen Angewohnheit einfach zu Boden gleiten und sich selbst der Länge nach auf die Couch fallen ließ, das Gesicht in einem der weichen Kissen barg und einen Augenblick lang in völliger Bewegungslosigkeit verharrte. Hojo hatte den Flügel – natürlich – ein weiteres Mal an derselben Stelle gebrochen, allerdings vorher, um den Heilungsprozess genauestens dokumentieren zu können, alle `Fremdkörper´ von der entsprechenden Stelle entfernt. Haut, Fleisch, Sehnen... Wie üblich ohne Betäubung. Das jedoch war nicht das Problem. Sondern die vorgezogene Makobehandlung. `Um eine schnelle Heilung zu gewährleisten´. Somit war jeder Gedanke an die erfolgreiche Durchführung einer Mission innerhalb der nächsten 24 Stunden irrelevant. Sephiroth stöhnte leise. Eine kaum verheilte Wunde in Verbindung mit Mako war... nicht angenehm. Sein Flügel fühlte sich entsetzlich an. Der General breitete ihn vorsichtig aus und ließ ihn dann langsam zu Boden sinken, in der Hoffnung, so dem Schmerz ein wenig Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig gab er sich Mühe, nicht an den Zettel zu denken, der auf seinem Schreibtisch gelegen und die von Cutter angeforderten Angaben übermittelt hatte. Ich habe alle Informationen, die ich brauche, dachte er wütend, und bin außerstande, etwas damit anzufangen! Er hatte mehrfach versucht, in diesem makotrunkenen Zustand zu kämpfen, und war an seine absolute Grenze gestoßen. Schlafen... alles, was er jetzt tun konnte... tun musste... war schlafen -und auf die durch das Mako geweckten Bedürfnisse seines Körpers eingehen. Und warten bis die Substanz Eins mit seinem Körper geworden war. Sephiroth tat genau das. Irgendwann begann Müdigkeit nach seinem Bewusstsein zu greifen, zog es sanft mit sich in samtene, tröstende Dunkelheit irgendwo jenseits aller höheren Gewalt. Etliche Flure unter ihm versuchte Cutter verzweifelt, einzuschlafen – aber die um sie herum und mit ihr stattfindenden Geschehnisse ließen sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Sephiroth war nicht ins Büro zurückgekehrt, und da der Teenager die Anweisung, sich von seiner Line fernzuhalten, befolgte, hatte sie einfach nur gewartet, nach Stunden den Zettel auf den Schreibtisch gelegt und dann ihr Quartier aufgesucht, im festen aber bisher erfolglosen Vorhaben, einfach nur einzuschlafen. Ihre Gedanken aber waren in Aufruhr. Wo er wohl sein mag? Hoffentlich nicht wieder im Labor...! Und wenn doch? Dann kann ich überhaupt nichts dagegen machen... Warum kann ich nie selbstständig was unternehmen?! Ich könnte mit Hilfe seiner Line... aber er hat es mir ganz klar untersagt. Und Zack, gewissermaßen, auch. Am Ende bringe ich Sephiroth-sama nur in Schwierigkeiten. Sie seufzte leise. Ich muss jetzt endlich einschlafen und Kraft sammeln, sonst bin ich nicht fit für die Mission! Wenn er mich überhaupt mitnimmt. Unter den Umständen... Wenn wir Toron begegnen... Ich könnte sie immer noch nicht... töten. Ich wäre nur ein Hindernis. Dabei... wollte ich doch etwas ganz anderes werden. Warum bin ich es nicht? Sie versank in tiefes Nachdenken. Und dann, ganz unvermittelt, wusste sie es. Die Erkenntnis war so simpel, dass Cutter sich unwillkürlich fragte, warum sie erst jetzt darauf gekommen war. Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett, legte ihre Uniform an und verließ ihr Quartier. Wenige Minuten später, und an einem gänzlich anderen Ort, wurde ihr klar, dass sie die dümmste Idee ihres bisherigen Lebens in die Tat umgesetzt hatte. Sephiroth blinzelte schlaftrunken in die Dunkelheit. Irgendetwas... hatte ihn geweckt. Aber was? Um ihn herum herrschte Stille, auch sonst deutete nichts auf Gefahr hin. Er richtete seine Aufmerksamkeit nach Innen. Das Mako begann langsam zur Ruhe zu kommen, aber Körper und Geist waren dennoch weit von den sonstigen Höchstleistungen entfernt. Müde schloss der General die Augen, fest entschlossen, wieder einzuschlafen... aber diesmal befand sich inmitten all der Schlaftrunkenheit noch etwas anderes. Es hatte Ähnlichkeit mit einem leisen, aber äußerst beharrlichen Warnton. Cutter, dachte Sephiroth unwillkürlich, was hast du diesmal angestellt? Und dann... öffnete er ruckartig die Augen, lauschte sehr intensiv, nahm wahr, wie das Gefühl all die durch Mako bedingte Taubheit beiseite drängte und zu Panik wurde - fremd. Aber lupenrein. Und... vertraut. „Cutter!“, stieß Sephiroth durch zusammengebissene Zähne hervor, kam auf die Füße, taumelte, fing sich wieder, legte die Uniform an, griff nach Masamune. Sekunden später war er bereits außerhalb des Appartements unterwegs, das Handy am Ohr, die Nummer des Teenagers im Display. Aber niemand meldete sich. Die Panik in ihm wurde immer stärker, steuerte ohne Frage auf den Höhepunkt zu... Sephiroth erreichte Cutters Quartier, öffnete die Tür... und starrte in einem leichten Anflug von Fassungslosigkeit auf das leere Bett und den friedlich über der Stuhllehne hängenden Schutzanzug. Toron?? Wieder Toron? Oder... Er griff nach dem Anzug, verließ das Quartier, wählte eine andere Nummer. „Zack, ist Cutter bei dir?“ „Was? Kannst du ein bisschen lauter reden, die Musik ist so... warte. Jetzt. Was?“ „Ist Cutter bei dir?“ „Nein. Ist sie nicht in ihrem Quartier?“ Sephiroth legte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, auf, schloss die Augen, lauschte ohne weiter nachzudenken auf jene seltsame Kraft, die ihn mit Cutter verband... und dann ging oder lief er nicht. Er rannte. Schlitterte um Kurven, nahm jede nur erdenkliche Abkürzung, erreichte schließlich die Simulatorkontrollräume, stürmte in Nr. 7 und hämmerte, ohne einen Blick auf die laufende Simulation zu werfen, die Faust auf den großen roten `Not Aus´ Schalter neben dem Computer. Erst dann warf er einen Blick auf dessen Bildschirm und die vorgenommenen Einstellungen. `Kameraüberwachung: Deaktiviert´ `Anzahl Gegner: Maximum´ `Munition: Real´. `Unterbrechung der Simulation mittels Stimmenerkennung: Deaktiviert´. Sephiroth knirschte mit den Zähnen und betrat den Simulatorraum. Cutter, mit dem Rücken an einer halbwegs intakten und vor einer völlig zerschossenen Mauer sitzend, ließ langsam die zum Schutz hochgerissenen Hände sinken, sah sich geschockt über die plötzlich herrschende Stille um... und begegnete dem grün lodernden Blick des auf sie zukommenden Generals. Nur Sekunden später hielt dieser vor ihr an. Der Ausdruck seiner Augen war niederschmetternd. Cutter sank in sich zusammen, wartete auf die scharfe, mehr als gerechtfertigte Rüge und die mit Sicherheit folgende Ankündigung einer entsprechenden Strafe – aber stattdessen geschah etwas, mit dem sie niemals gerechnet hätte. Sephiroth seufzte leise und dann... ließ er sich wortlos neben ihr nieder. Es dauerte nur Sekunden, ehe die mühsam aufrecht erhaltene Selbstbeherrschung Cutters in sich zusammenfiel und zu haltlosem Schluchzen wurde. „Tut mir Leid!!“ Sie war kaum zu verstehen. „Ich... ich will eigentlich gar nicht heulen, und ich hör auch sofort wieder auf, aber ich... ich... `Informationsbeschaffung und strategische Planung, aus dem Hintergrund mit Hilfe der Lines!´ Das sollte ich können! Von töten war nie die Rede, niemals... niemals... Du und Zack... ihr seid SOLDIER! Ihr wusstet von Anfang an, dass ihr... eines Tages andere Menschen töten würdet, aber... aber ich doch nicht... ich bin... bin doch ein Blue Wanderer... ich... dachte, wenn niemand im Kontrollraum aufpasst und... reale Bedingungen... “ Sephiroth machte nicht einen Versuch, den Dammbruch aufzuhalten oder dessen Verlauf zu beeinflussen. Er schwieg und wartete. Es dauerte sehr lange. Aber irgendwann wurde das Mädchen ruhiger, ließ ihren Kopf gegen seine Schulterrüstung sinken. Dem General reichte ein einzigen Blick, um zu erkennen, dass sie sich ihres Handelns nicht wirklich bewusst war. Und so ließ er sie gewähren. Die Schulterrüstung war hart und kalt – dies aber konstant und beinhaltete somit weitere Teile dessen, was Cutter nun brauchte. Irgendwann atmete das Mädchen tief ein und aus und murmelte: „Danke schön fürs trösten, Sephiroth-sama“. Das ist `trösten´?, dachte der General. Aber... „Ich habe kein Wort gesagt.“ Oder, fügte er in Gedanken hinzu, dich berührt, wie Zack es immer tut. „Du warst da“, antwortete Cutter in einer Erschöpfung, die sie sonst nur gedachte Dinge einfach sagen ließ. „Du bist immer da. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, oder mich in große Schwierigkeiten gebracht habe, tauchst du auf. Wie machst du das nur?“ Sephiroth schwieg einen Augenblick. Er hatte keinerlei Probleme, Reden zu halten oder generell mit anderen Leuten zu sprechen (Arbeitstechnische Dinge betreffend) – aber es war ihm unmöglich, dem Teenager von dem seltsamen, sie mit ihm verbindenden Gefühl zu erzählen. „Instinkt“, sagte er schließlich. Das war immer eine gute, akzeptable Begründung. So auch jetzt. „Der mich immer wieder rettet“, murmelte Cutter. „Wenn du da bist, wird alles gut.“ Der letzte Satz hinterließ ein langes Echo in Sephiroths Kopf. Es stimmte, er bereinigte Situationen. Aber... wurde es dann wirklich gut? Die Lage veränderte sich, schlagartig, aber... Warum nur habe ich das Gefühl, wir meinen zwei völlig unterschiedliche Dinge? „Bist du fertig?“, erkundigte er sich schließlich höflich und spürte die leichte, Zustimmung signalisierende Bewegung an seiner Schulter. Diese Berührung zu beenden war längst überfällig. Eigentlich sogar hätte es niemals so weit kommen dürfen. Aber... die zuverlässig selbst Schwerter blockierende Schulterrüstung würde wohl auch den Kopf eines Teenagers noch eine Weile verkraften können. „Cutter.“ Er klang völlig ruhig. „Was bist du?“ Ihr Blick sagte: `Jemand, der gleich mächtig Ärger mit seinem General bekommt´. „Außer müde, traurig, ärgerlich und deprimiert? Ein ShinRa Blue Wanderer.“ „Falsch. Du bist ein ShinRa Ghost Walker. Ich weiß, niemand hat dich gefragt, ob du dies sein möchtest, du hattest keine Chance, es abzulehnen, und keiner wäre geeignet, eine diesbezügliche Beschwerde anzunehmen. Stimmst du mir bis hierher zu?“ Als Cutter nickte fuhr er fort: „Du hast es akzeptiert. Aber das bedeutet auch immer eine Erweiterung des eigenen Horizontes, und je größer deine Welt wird, je gewaltiger werden die auf dich wartenden Herausforderungen.“ Cutter lauschte der dunklen Samtstimme schweigend und sah, den Kopf noch immer an der Schulterrüstung gelehnt, zu dem Mann auf, dessen Blick nicht auf ihr, sondern weit, weit außerhalb des Simulatorraums zu liegen schien. Und der Teenager begriff, dass diese Worte Erkenntnisse waren, die Sephiroth im Laufe seines Lebens gewonnen hatte – manche davon bestimmt nicht im Handumdrehen, und so rührte sie sich nicht, sondern hörte weiter zu. „Aber mit jeder Aufgabe, die du erfolgreich bewältigst, wirst du stärker. Die Welt nimmt dies wahr und reagiert mit immer neuen Herausforderungen - bis zu deinem Todestag. Was ich damit sagen will...“ Er wandte den Kopf, sah Cutter nun direkt in die Augen... „die Herausforderungen eines Ghost Walkers sind größer als die eines Blue Wanderers. Und in deinem Fall kannst du sie bewältigen – oder sterben. Der Tod ist immer eine Alternative. Ob sie gut oder schlecht ist, liegt im Auge des Betrachters.“ „Ich will nicht sterben“, flüsterte Cutter. „Ich will hier bleiben. Aber jemand anderen zu töten...“ „Ist in deinem Fall die einzige Möglichkeit.“ „Sephiroth-sama?“ Cutters Stimme klang ganz leise. „Wie fühlt es sich an?“ Der General antwortete nicht sofort. Sein phänomenal gutes Gedächtnis gestattete ihm, sich bei Bedarf an jeden Menschen zu erinnern, der jemals durch seine Hand gestorben war, aber er rührte nicht an diesen Erinnerungen. Sie bedeuteten ihm nichts. Gibt es eigentlich... irgendetwas... das mir etwas bedeutet? Ich habe an vielen Dingen Interesse. Aber das sind ShinRa und SOLDIER Angelegenheiten. Sie betreffen meine Person als General Crescent. Aber was ist mit Sephiroth? Und wie definiert sich dieses `bedeuten´? Niemand hat es mir jemals erklärt... Wäre ich überhaupt dazu in der Lage? Möchte ich... dazu in der Lage sein? Seine Worte allerdings spiegelten keinen der so gegensätzlichen Gedanken wieder. „Ich töte schon solange ich denken kann. Angefangen bei meiner Mutter, die kurz nach meiner Geburt starb...“ ... und von der Hojo mir bis zum heutigen Tag so gut wie nichts erzählt hat... „über die Schlachtfelder der Vergangenheit, bis zu denen der Gegenwart. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.“ Vielleicht, fügte er grimmig in Gedanken hinzu, gibt es auch keines. Wer weiß, welches Ziel Hojos Experimente tatsächlich verfolgen. „Ich fühle nichts“, beantwortete er die Frage letztendlich. „Nicht mal Triumph, oder so?“ „Nein.“ „Verstehe“, murmelte Cutter. Und ein paar Herzschläge später: „Das mit deiner Mum tut mir Leid.“ „In wiefern?“ Er klang fast erstaunt. „Es tut mir Leid, dass ihr euch verloren habt. Ich bin sicher, sie wäre furchtbar stolz auf dich.“ Sephiroth war dem Teenager einen halb amüsierten, halb verlegenen Blick zu, sagte aber nichts. Niemals zuvor hatte jemand so von der Frau, die er nie kennen gelernt hatte, an die er keine Erinnerungen besaß und von der er nur den Namen – Jenova – kannte, gesprochen. Habe ich mir jemals auf diese Art und Weise Gedanken über sie gemacht? Nein. Sie mag... ein Bruchstück meiner Identität sein, aber... sie beeinflusst mich nicht. Andere hingegen... Er unterbrach seine Überlegungen abrupt und sah zu Cutter. Deren Augen verrieten, dass ihre Gedanken längst nicht mehr im Simulatorraum weilten. „Ich frage mich, was Toron gerade tut.“ „Wenn sie schlau ist – fliehen. So weit und schnell wie möglich. Ansonsten bereitet sie einen neuen, sinnlosen Angriff auf irgendetwas oder irgendjemanden vor.“ „Sie hat dich ganz schön angemacht“, murmelte der Teenager. „Sowas habe ich noch nie gesehen. Aber du warst total beherrscht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich könnte das nicht.“ „Alles eine Willensfrage.“ Dann aber verzog er völlig unvermittelt das Gesicht, rollte mit den Augen und fügte hinzu: „Ich lege trotzdem keinerlei Wert auf eine Wiederholung.“ Ich auch nicht, dachte Cutter. Denn um ehrlich zu sein... ich glaube, ich war ein bisschen eifersüchtig. „Hast du ihre Augen gesehen?“ Und als Sephiroth nickte, fuhr sie fort: „Warum sind sie so... farblos?“ Für gewöhnlich wäre es ihm unmöglich gewesen, diese Frage wahrheitsgemäß zu beantworten. In diesem speziellen Fall jedoch... Er hatte kaum noch etwas zu verlieren. Entsprechend knapp fiel seine Antwort aus. „Experimente.“ „Bei ihr also auch.“ „Ich habe versucht, die damaligen Geschehnisse zu rekonstruieren, um uns ein präziseres Feindbild erschaffen zu können. Leider konnte ich nichts finden.“ „Ich wette“, murmelte der Teenager, „Hojo wüsste Bescheid.“ Sie schüttelte den Kopf. „Den fragen wir nicht!“ „Im Grunde ist sein Wissen unwichtig. Toron fangen oder töten. Nur darum geht es.“ In Gedanken fügte er hinzu: Womit wir wieder beim Thema wären... Abermals senkte sich Stille über das ungleiche Duo. Cutter nahm wahr, wie sich tief in ihrem Inneren ein urgewaltiges Gefühl aufstieg, immer stärker wurde, und schließlich... Es war Sephiroth nie ganz gelungen, zu verstehen, weshalb Menschen weinten. Niemand hatte es ihm jemals erklärt – aber... Ich habe auch nie gefragt. Es war... nicht wichtig, weil Tränen nichts ändern. Im Gegensatz zu Taten. Habe ich jemals geweint? Ich bin... nicht mehr sicher... Aber deine Reaktion... Ich glaube, ich kann sie verstehen. Wenigstens ein bisschen. Dennoch... „Cutter, warum weinst du?“ „Weil es mir so leid tut, es nicht hinzukriegen, und dir nicht helfen zu können... Ich will dich nicht belasten! Aber irgendwie bin ich immer nur ein Ärgernis für dich!“ „Und du glaubst, deine Tränen helfen?“ Cutter schüttelte den Kopf, verstand die versteckte Aufforderung allerdings sofort, wischte sich energisch über die Augen und gewann die Kontrolle über sich zurück. Ihr Kopf allerdings lag weiterhin an seiner Schulterrüstung. Sephiroth warf seiner zerknirschten, müden, erschöpften aber sonst in einwandfreiem Zustand befindlichen Gesellschaft einen Blick von der Art eines flüchtig aufglitzernden Schneekristalls zu. Cutter Tzimmek es ist nicht leicht, dein General zu sein. Aber ich sehe es ein, es ist auch nicht einfach ein Ghost Walker zu sein. „Eins wollen wir klar stellen: Ich betrachte dich nicht als Ärgernis.“ „Nein?“ Reines Erstaunen lag in der winzigen Silbe. „Nein. Du bist eine meiner persönliche Herausforderung in Punkto Kreativität.“ „Ehrlich?“, flüsterte der Teenager. Sephiroths Antwort bestand in einer geschmeidigen Bewegung, die ihn wieder auf die Füße brachte. Er wandte sich zu dem Teenager um... „Du sagtest etwas von `trainieren unter realen Bedingungen´...“ ... und streckte die Hand aus. Cutter ergriff sie. Sephiroths Hände waren einzigartig. Groß und warm, stark selbst dann, wenn sie sich sanft verhielten. Sie vermittelten auch immer einen Funken Todesurteil, ähnlich der flüchtigen Berührung mit einem unter Spannung stehenden Stromkabel, aber die ausgeübte Stärke war immer angebracht. So wie jetzt. Der General holte den Teenager mühelos auf die Beine und drückte ihr den mitgebrachten Schutzanzug in die Hände. Cutter nickte und verschwand in einem der Häuser, um sich umzuziehen. Sephiroth sah ihr nach. Im tiefsten Grunde seines Herzens fühlte er sich zu erschöpft für ein Spezialtraining – war aber viel zu stur und stolz, sich den Bedürfnissen seines Körpers zu ergeben. Und so aktivierte er den Simulationscomputer, um ein winziges, der speziellen Situation mehr als entsprechendes Detail ins elektronische Leben zu rufen. Die folgenden Stunden wurden für Cutter die durch den General kontrollierte Hölle auf Erden. Denn dieser hatte kein vom Computer programmiertes Feindbild gewählt, sondern, um den Schockmoment einer realen Begegnung so gering wie möglich zu halten, eine exakte Kopie Torons erstellt – auch was die Aggressivität anging. Zwar schützte der Anzug das Leben Cutters, aber der Schmerz, wenn die von Toron abgefeuerten Kugeln trafen, war ebenso real wie die Wut des Teenagers. Sie stieg mit jedem Treffer weiter an. Sephiroth beobachtete das und den laufenden Kampf mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit. Hin und wieder unterbrach er die Simulation um auf Feinheiten hinzuweisen - Lektionen eines gnadenlosen Killers zum Thema `Töten´. All das reichte noch nicht aus, um die letzte Blockade hinwegzufegen, aber in der Luft lag für Lehrer und Schüler gleichermaßen gut hörbar ein deutliches Knirschen. Es vergingen Stunden, ehe er Cutter in ihr Quartier zurückbrachte und abermals sein eigenes Appartement aufsuchte, wo er zum zweiten Mal in dieser Nacht Rüstung und Schwert ablegte, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ und sofort einschlief, gedankenlos und verdient. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)