FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Tanz der Fortuna -------------------------------------- Wild durcheinanderredende Zivilisten, die ihre Sprösslinge verabschieden wollten, bevor diese in die unberechenbare Wildnis... das Geländetraining entlassen wurden, und dem General wesentlich sympathischere, schweigende Stuhlreihen füllten den Raum. Sephiroth lehnte sich betont unauffällig an die Wand neben der Tür und nahm eine passive Haltung ein, die seinen Wunsch, nicht angesprochen zu werden, deutlich machte. Neben ihm ereiferte sich Zack halblaut über die herrschende (scheußliche) Mode. Sephiroth blinzelte. Wenigstens sah der Mann neben ihm aus, wie einer der berühmten 1st Class SOLDIERs, auch, wenn er immer noch klang wie... ein Zack. „Wo ist denn der Hexenmeister?“ Zack sah sich suchend um, aber Azrael Geryll war nirgends zu sehen. Was nichts zu sagen hatte. Dies hier war zweifellos seine Show, auch wenn die Zivilisten es momentan vorzogen, mit unverhohlener Neugier den General anzustarren. Sephiroth ignorierte es mit routinierter Gewohntheit. Diese Sorte Aufmerksamkeit begleitete ihn schon sein ganzes Leben lang. Er hatte gelernt, damit umzugehen. „General.“ Ein Mann der genauso gut Zivilist (aber mit wesentlich besserem Kleidungsgeschmack) hätte sein können, salutierte vorschriftsmäßig und Sephiroth öffnete die Augen und nickte. „Fangen Sie bitte bald an, Geryll, meine Zeit ist knapp bemessen.“ „Natürlich.“ Sein lächeln wirkte wie ein 1:1 Spiegelbild zu dem Ausdruck seiner Augen, freundlich und offen. Er sah sich um, schüttelte den Kopf. „Scheußlich die aktuelle Mode, oder?“ Während Zack anfing zu kichern, folgte Sephiroths Blick dem davoneilenden Scheinzivilisten. Azrael Geryll. Innerhalb des ShinRa Universums genoss er das fast uneingeschränkte Vertrauen vieler Offiziere, selbst zu dem eigenwilligen Präsidenten hatte er einen relativ guten Draht. Außerhalb von ShinRa war Geryll nicht mehr als ein „durchgedrehter Spinner“, den andere sofort mit einer Zwangsjacke versehen und vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln in einen gepolsterten Raum gesperrt hätten. Vor einigen Jahren hatte ihn das Schicksal vor den Toren ShinRa´ s abgesetzt und es war es ihm gelungen, sich hier ein bequemes Nest einzurichten. Azrael Geryll, über dessen Vergangenheit kaum etwas bekannt war, der scheinbar durch Wände gehen und sehen konnte, der „Hexenmeister“ und bislang einziger Lehrer aller Teilnehmer des „Projekt B 14 / Blue Wanderer“, dem Grund für Sephiroths und Zacks momentane Anwesenheit. Geryll nahm seinen Platz hinter dem Rednerpult ein, begrüßte die Anwesenden, sprach noch ein paar belanglose Worte, dann bat er seine Schüler auf die Bühne. 8 weibliche Teenager in dunkelblauen ShinRa Uniformen betraten die Bühne und nahmen sehr gefasst auf den dort aufgestellten Stühlen Platz. „Hm... Irgendwelche Wünsche, General?“ wisperte Zack, aber Sephiroth ließ sich zu keinem Kommentar herab. Seine Aufmerksamkeit galt dem bisher leeren Stuhl Nr. 9, der sich eben mit merklicher Verspätung hektisch füllte. Dieses Mädchen... Zack begann breit zu grinsen. Der Blick des Generals hingegen glitt prüfend über die 9 Teenager. Völlig unabhängig von allen bisherigen Erfolgen und der Tatsache, dass es sich hier um die Besten von weit über 100 Bewerbern handelte – die folgenden Wochen würden hart werden. Auf der Bühne erklärte Azrael gerade einer Freiwilligen aus dem Publikum die Regeln der Auslosung, und dann, in absoluter Stille... begann es. Die ersten Namen und Gruppennummern wurden verlesen. Alles verlief ruhig und ohne Zwischenfälle, bis... „Neesha Kvir“. Die Angesprochene erhob sich mit arroganten Selbstsicherheit und stand im augenblicklichen Blitzlichtgewitter von mindestens 2o Kameras. Diese völlig ignorierend suchte sie gezielt nach dem Blick des Generals, versuchte, ihn einzufangen, zu beherrschen, ihm ihre Perfektion mitzuteilen... Eine Trainernummer wurde aufgerufen, und Sephiroth wusste, dass es gleich Ärger geben würde. „Ziehen Sie nochmal!“ Kvirs Augen lösten sich nicht einen Sekundenbruchteil von ihm. „Bitte?“ lachte die arme Freiwillige auf der Bühne, die gezogene Nummer noch in der Hand. „Sind Sie taub?!“ fauchte Neesha und funkelte die Frau wütend an. „Werfen Sie die Nummern zurück in diese blöden Kästen und dann ziehen Sie nochmal!“ „Neesha, bitte!“ Azraels Stimme klang freundlich wie immer. „Wir haben das doch ausreichen diskutiert.“ „Sehr richtig, und Sie kennen meinen Standpunkt!“ „Und du meinen.“ Er nickte der Frau zu. „Machen Sie bitte weiter.“ Kvir starrte Geryll wütend an, die Hände zu Fäusten geballt, ihre Augen schienen ihn förmlich zu zerfleischen. Sichtlich verärgert ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen. „Wow“, flüsterte Zack. „Gut, dass du die nicht gefangen hast!“ Sephiroth ersparte sich jede mögliche Antwort. Auf der Bühne ging die Auslosung weiter. „Cutter Tzimmek.“ „Aha“, machte Zack als sich die Bekanntschaft von vorhin unsicher und blass vor Aufregung erhob. Die Trainernummer wurde gezogen und verkündet. Heftiges, ungläubiges Getuschel setzte auf der Bühne ein. Das Mädchen namens Cutter hob den Kopf, suchte nach dem längst von allen anderen bemerkten winken... und wurde noch eine Spur blasser. Zack winkte nicht nur. Gleichzeitig grinste er noch, frech und so breit, dass seine Ohren fast Besuch bekamen. Cutter ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen, wo sie mit rot glühendem Kopf ins Leere starrte, nahezu durchbohrt von den neidisch entrüsteten Blicken ihrer Mitschülerinnen. Die letzten Ziffern wurden verlesen, dann trat Azrael wieder ans Pult, schickte seine kleine Klasse zurück in den Raum hinter die Bühne und bat die Trainer nach vorne zu kommen, um erforderliche Unterlagen abzuholen. Zügig, fügte er in Gedanken hinzu. Ich muss noch eine Katastrophe verhindern. Als er wenige Minuten später die Tür zu dem Raum hinter der Bühne öffnete, zeigten ihm seine Augen das erwartete Bild. Neesha Kvir und Cutter Tzimmek standen genau voreinander und verbreiteten die entspannte Stimmung von brennenden Dynamitstangen. Die anderen Teenager wahrten geschlossen den größtmöglichsten Sicherheitsabstand. Azrael beschloss einzugreifen, bevor Blut floss. „Meine Damen, bitte!“ Man konnte nicht mit Gewissheit sagen, welchem der beiden letzen Worte er die stärkere Betonung zukommen ließ. Neesha wandte mit einem strahlenden lächeln den Kopf. „Azrael! Gut, dass Sie kommen. Wir hätten Sie gleich aufgesucht. Cutter möchte gerne die Trainer mit mir tauschen.“ Ein im Grunde völlig überflüssiger Blick zu Cutter – diese schüttelte langsam aber bestimmt den Kopf. „Kurioserweise habe ich Zweifel, Neesha.“ „Aber Azrael, verstehen Sie nicht? Ich bin viel besser für diesen Platz geeignet als sie.“ „Kein Wort mehr!“ Er würde sich nicht auf Diskussionen einlassen! Neesha und Cutter... die Klassenbeste und das Schlusslicht... Gegensätzlicher ging es kaum. Und jetzt hatte Cutter den von ihrer Konkurrentin so begehrten Platz erwischt. Azrael konnte Neeshas Gefühle verstehen – aber ihr jetziges Verhalten ging zu weit. Mit wenigen, aber äußerst klaren Worten gelang es ihm, die 100%ige Aufmerksamkeit der Teenager auf sich zu ziehen, und als er wieder schwieg, tobten Wut und Panik, vermischt mit Stolz in Neeshas Blick. „Mich... ausschließen?!“ Ihre Stimme zitterte, ihr Gesicht war gerötet, ihr Atem ging stoßweise. „Das können Sie mit mir nicht machen! Ich bin eine Kvir! Die Beste von all den Versagern hier! Ich gehöre zu den besten Trainern! Es ist meinPlatz!“ Azrael holte tief Luft. Die Drohung zeigte – wie erwartet – nur die halbe Wirkung. „Nein. Es hätte dein Platz sein können. Und die anderen sind keinesfalls Versager, aber ja, du bist Klassenbeste. Schade, dass du dich nicht entsprechend verhältst.“ Neesha schluckte heftig und senkt dann ganz langsam den Blick. „Ihr habt“, fuhr Azrael fort, „alle gute Trainer. Ausnahmslos!“ Er schwieg einen Moment. „Ich gehe davon aus, dass nur dein Temperament mit dir durchgegangen ist, Neesha. Sollte allerdings noch einmal etwas ähnliches vorkommen, bist du draußen. Klar?“ Es war ihm ernst, kein Zweifel. Neesha nickten, gegen ihren eigentlichen Willen, mit weiß glühendem Feuer der Wut im Herzen. Es war ihr Platz. Und Cutter, dieses unbegabte Miststück, hatte ihn ihr weggenommen! Dafür würde sie büßen. Azrael verteilte noch ein paar letzte Ratschläge an seine Schülerinnen, bevor er sie wieder nach draußen schickte. Cutter allerdings rief er noch einmal zurück. „Alles in Ordnung?“ Sie nickte routiniert. Auseinandersetzungen dieser Art waren normal – wenn auch selten so heftig. „Du hast dich nicht verunsichern lassen. Das zeigt mir, dass du den Platz hier wirklich willst. Aber Cutter... das hier ist deine letzte Chance. Mach das Beste draus. Versuch erst zu denken und dann zu handeln.“ Erneutes, wissendes nicken. Die Hoffnung auf ein alles veränderndes Ereignis würde die 4 Trainingswochen dominieren. Azrael lächelte ihr aufmunternd zu. „Bis in 4 Wochen, Cutter. Und viel Vergnügen.“ Er sah ihr nach wie sie in der offenen Tür verschwand. Die Karten waren also verteilt, seine Schülerinnen untergebracht. Wenigstens in diesem einen Punkt hatte Neesha recht gehabt: General Sephiroth und 1st Class SOLDIER Zack Fair waren wirklich die stärksten Trainer. Und Cutter würde die nächsten 4 Wochen bei ihnen verbringen. Azrael lächelte flüchtig. Bisher verlief alles nach Plan. „Soooo...“, Zacks grinsen wurde noch eine Spur frecher. Von Sephiroth fehlte jede Spur. „Cutter Tzimmek ist also dein Name.“ Er legte den Kopf schief und lachte. „Du bist so niedlich, darf ich Cutter-chan zu dir sagen?“ „J... ja, Sir. Wenn Sie möchten, Sir.“ Nicht rot werden, nicht rot werden... Mist. „Großartig! Mein Name ist Zack Fair, 1st Class SOLDIER.“ Er drückte ihre Hand, und der Teenager war erstaunt über die Sanftheit des Griffes, obwohl Zacks Muskeln verrieten, dass er ihr mit derselben Bewegung problemlos alle Finger hätte brechen können. „Ok...“, er sah sich gespannt um, „und wo bleibt die Horde Familienangehöriger, die mich mit Fragen bestürmt?“ Alle anderen Trainer waren umgeben von wild durcheinanderredenden Zivilisten. „Nur her damit, ich bin bestens vorbereitet. “ Aber es würde, wie Cutter nervös informierte, keine geben, und als sich Zack verblüfft nach dem Grund erkundigte, zuckte der Teenager vor ihm lediglich mit den Schultern. „Sie sind immer sehr beschäftigt, Sir.“ „Verstehe. Schade. Hm, hör mal, Cutter-chan, wir können leider erst morgen früh los. Unvorhergesehene Ereignisse.“ „Verstanden, Sir!“ „Gut. Wir holen dich dann morgen früh Punkt 0800 vor deinem Quartier ab. Bis morgen, Cutter-chan!“ Der 1st eilte davon. Der Teenager blieb noch einen Moment regungslos stehen. Der Raum um sie herum, summend von Stimmen unterschiedlichster Lautstärke und Betonungen, völlig auf sich selbst konzentriert, schien ein regelrechtes Eigenleben entwickelt zu haben. Niemandem nahm Notiz davon, als sie sich davonstahl. Cutter schloss die Tür ihres Quartiers hinter sich und ließ ihre Tasche auf den Boden fallen. Allein zu leben hatte durchaus Vorteile... Azraels Appelle an ihre Klassenkameradinnen, sie in eines der anderen Zimmer aufzunehmen, waren an einem Wall aus Sturheit abgeprallt und leise wimmernd ins bodenlose Meer der Arroganz gesunken. Vermutlich sanken sie sogar immer noch, einem endlos fernen Grund entgegen. Andererseits... wer schleppte schon gerne Ballast mit sich herum? Während ihre Klassenkameradinnen konsequente Erfolge in der Ausbildung vorweisen konnten, lieferte Cutter etwas ab, das Azrael optimistisch als „ruckartige Lichtblitze in der Dunkelheit“ beschrieben hatte. Dennoch... aufgeben kam nicht in Frage. In den folgenden 4 Wochen würde sie alles geben, alles! Ihre beiden Begleiter jedenfalls sahen nicht aus, als ob sie sich von einem schusseligen Teenager aus der Bahn werfen lassen würden. Als keine Antwort auf Zacks fast behutsames klopfen erklang, öffnete er die Tür mit einem endlos scheinenden Zahlencode und betrat das Appartement. Sein leises „Seph?“ blieb unbeantwortet, und so machte er sich auf die Suche. Er wurde schon bald fündig. Sephiroth lag auf der schwarzen Ledercouch, seine bevorzugte Waffen neben sich, und schien zu schlafen. Das Geräusch, als sich Zack vorsichtig einen Stuhl heranzog, war minimalst. Aber Sephiroths Augenlider öffneten sich blitzartig, gleichzeitig ruckten Kopf und Oberkörper hoch, die linke Hand fuhr gedankenschnell zum Schwertgriff... „Ich bin´s“, sagte Zack ruhig, und Sephiroth ließ sich zurück auf die Couch sinken. „Überfälle wie diese sind nach wie vor deine Spezialität.“ Zack grinste. „Ich hab lange und hart dafür trainiert.“ Er ließ sich auf dem Stuhl nieder. Sephiroth warf ihm einen undefinierbaren Blick zu und schloss abermals die Augen, vom schweigenden Zack beobachtet. Der General, das konnte niemand abstreiten, war eine beeindruckende Persönlichkeit mit unglaublichen Fähigkeiten, aber eine Makobehandlung brachte auch ihn an seine körperlichen Grenzen. Zack kannte die unangenehmen Nebenwirkungen von seinen eigenen Behandlungen. Sie verschwanden zwar nach ein paar Stunden Ruhe, solange sie jedoch anhielten, waren sie nicht zu unterschätzen. Mako... eine seltsame Substanz. Sie machte einen erschreckend stark, aber zwischendurch auch wieder endlos schwach... Was Zack an etwas erinnerte. Verheißungsvoll ließ er die mitgebrachten Tüten, aus denen verführerischer Essensgeruch drang, rascheln. Ungewöhnlich starkes Hungergefühl gehörte ebenfalls zu den Nebenwirkungen. „Ich kann mich selbst versorgen, Zackary.“ „Ich weiß“, antwortete der Angesprochene und wartete unerschrocken und geduldig ab, bis ihm die Tüte abgenommen wurde. Während sie schweigend aßen, lauschte Sephiroth in sich hinein. Lange würde es nicht mehr dauern, bis alle seine Sinne wieder so wach und scharf wie gewöhnlich arbeiten würden. Mittlerweile blätterte Zack in den von Azrael ausgehändigten Dokumenten. Neben diversen Geländebeschreibungen und einem Logbuch gab es auch eine dünne Mappe mit der Aufschrift „Tzimmek, Cutter“. Enthalten waren neben den üblichen Unterlagen auch etliche vorhergegangene Beurteilungen. Eine davon war verblüffend. „Höchstpunktzahl in Sachen Beweglichkeit?!“ Zack suchte ungläubig nach dem Namen des Ausbilders. Der Mann war bekannt für seine harten, aber gerechten Urteile. „Wow. Meint man gar nicht, wenn man sie sieht.“ Er grinste. „Oder fängt.“ Die weitere Lektüre senkte seine Begeisterung auf ein relativ normales Level. Cutters restliche Bewertungen waren extrem schlecht. „Mir scheint“, sagte er dann doch ziemlich erheitert, „wir haben wirklich das Oberschussel erwischt.“ „Was sich mit ihrem ersten Auftritt deckt.“ Zack gelangte zu der von Azrael verfassten Abschlussbemerkung. Freundlich formuliert, aber sehr deutlich. Die Überschrift hätte "Vorsicht! Unberechenbarer Teenager!" lauten können, und in den nächsten 4 Wochen würde es um Aufgaben gehen, denen das Mädchen nicht gewachsen war. Es versprach, interessant zu werden. Der 1st grinste. „Wart´ s ab, die Kleine ist ein völlig anderer Mensch, wenn wir mit ihr fertig sind!“ Hosted by Animexx e.V. 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