Digimon X von -Apple- ================================================================================ Kapitel 1: Erste Anzeichen -------------------------- Kapitel 1 – Erste Anzeichen Es war ein Tag wie jeder andere, so normal, kalt und grau wie gestern schon und einfach nur stinklangweilig. Der Winter kündigte sich in vollen Zügen an, es konnte nicht mehr lange dauern, bis es anfing zu schneien. Immerhin war die letzte Stunde ausgefallen, das war doch schon mal was. Andere aus ihrer Klasse gingen in die Stadt etwas essen oder nutzten die Zeit um einen Kurz-Shoppingtrip zu machen, doch Yuuka Yagami wollte einfach nur nach Hause. Die meisten aus ihrer Klasse waren nervig und sie hatte wenig Lust, sich die Zeit mit ihren Kameraden zu vertreiben. Sie konnte einfach mit keinem so richtig reden, da es für sie nur eine große Leidenschaft gab: Ihr Digimon. Alle Mädchen ihrer Klasse interessierten sich nur für ihre festen Freunde und redeten dauernd von irgendwelchen Jungs, aber Yuuka fand Männer furchtbar. Und noch schrecklicher war das Verhalten ihrer Klassenkameradinnen, die nichts Besseres zu tun hatten, als x-beliebigen Typen hinterher zu sabbern. Die braunhaarige seufzte genervt und bog in die nächste Straße, auf direktem Wege nach Hause. Als sie die Haustür aufsperrte waren ihre Eltern wie immer nicht zu Hause, ihr Vater war Diplomat und im Moment sowieso auf Geschäftsreise und ihre Mutter arbeitete meistens bis abends. „Ich bin wieder zu Hause!“, rief Yuuka, als sie die Tür ins Schloss fallen ließ und Jacke, Schal und Schuhe auszog. Unmittelbar darauf machte sich ein Getrampel aus dem Wohnzimmer breit und ihr kam ein süßes Biyomon entgegen. „Yuukaaa, du bist wieder da!“ Es sprang ihr freudig in die Arme und umarmte sie herzlich. Die 17-jährige ging mit ihrem Digimon auf dem Arm ins geräumige Wohnzimmer, wo sie die beiden Digimon ihrer Eltern beim Fernsehen antraf. „Hey, ihr zwei.“, begrüßte sie die beiden und ließ sich geschafft zu ihnen auf die Couch fallen. „Du bist aber früh da.“, bemerkte Agumon verwundert. Er war momentan nicht so gut drauf, da ihr Vater ihn nicht mit auf die Geschäftsreise nehmen konnte, wobei er ihn sonst immer begleitete. „Ja, die letzte Stunde ist ausgefallen.“, antwortete Yuuka ohne es anzusehen, öffnete die Schleife ihrer Schuluniform und legte sich auf die riesige Couch. In dem Moment wurde die Tür ein weiteres Mal aufgeschlossen und ein weiteres „Ich bin wieder da!“ ließ auf Yuukas Mutter schließen, die so eben am Wohnzimmer vorbei ging, einen Blick hinein warf und verwundert wieder zurück kam. „Du bist ja schon zu Hause?“ „Ja, Mama…letzte Stunde ist ausgefallen…“, erwiderte Yuuka knapp mit geschlossenen Augen. „Wie war’s denn?“, harkte Sora nach und zog ihre Jacke aus. „Schön.“, antwortete die braunhaarige nur knapp. „Hast du Hunger? Ich mache uns etwas zu essen.“ Noch bevor Sora zu Ende gesprochen oder eine Antwort abgewartet hatte, war sie schon in der Küche verschwunden. Yuuka seufzte und dachte mal wieder an ihre Klassenkameradinnen, die sich in diesem Moment wahrscheinlich mit irgendwelchen Typen die Zeit vertrieben. „Hey, Schatz!“, begrüßte er sie, beugte sich herunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen bevor er sich ihr gegenüber setzte. „Wow, dass du noch einen Tisch bekommen hast…“ Er blickte sich im überfüllten neueröffneten Café um und lehnte sich in den Stuhl. Sofort begab sich die Bedienung zu dem Tisch der beiden und wollte seine Bestellung aufnehmen, doch er lehnte gelassen ab, woraufhin die Bedienung wieder verschwand. Sachiko Ishida blickte ihn über ihren Milkshake etwas verwundert an. „Willst du denn nichts?“ „Nein, ich habe eigentlich gehofft, dass wir nicht besonders lange hier bleiben.“, erwiderte ihr Freund und ließ demonstrativ seine Jacke an. „Wieso?“, harkte sie nach. „Naja…hier ist es so voll. Und schon wieder ein öffentlicher Platz, wieso gehen wir nicht zu dir und schauen einen Film?“, schlug er vor und blickte sie auffordernd an. „Dann sind wir mal alleine…und können kuscheln oder so was.“ „Ähm…wir können ja zu dir gehen…“, erwiderte Sachiko ausweichend. Ihr gegenüber seufzte resigniert. Beide schwiegen kurz. „Hör mal…wir sind jetzt schon fast zwei Monate zusammen und ich mag dich ehrlich sehr gerne…“, begann er. „…aber ich war noch kein einziges Mal bei dir, ich war noch nie in deinem Zimmer, habe deine Familie nie kennen gelernt oder euer Haus überhaupt einmal von außen gesehen! Und…ich finde das doch etwas seltsam, dass du mich nicht mit zu dir nehmen willst. Bin…bin ich dir etwa zu peinlich um mich deinen Eltern vorzustellen?“ Sachikos Herz zog sich zusammen. Er zu peinlich? Es tat ihr weh, dass er so etwas von ihr dachte. Aber die Wahrheit sagen konnte sie ihm doch auch nicht…er würde schreiend abhauen, wenn er sehen würde, dass sie sich ihr Zimmer mit einem digitalen Monster teilte! Und dass ihre Schwester auch noch so eines besaß…Gott sei Dank nahm ihr Vater Gabumon immer mit, wenn er mit seiner Band quer durch Japan reiste. Er war ohnehin nur selten zu Hause. „Ich…ich würde wirklich gerne aber-“, begann die 16-jährige zu erklären, doch sie wurde jäh von ihm unterbrochen. „-aber es geht nicht aus Gründen, die du mir nicht nennen kannst, bla bla!“, führte er den Satz zu Ende. „Mann, Sachiko, ich kenne deine Reden schon in- und auswendig! Bitte erzähl es mir…bitte…“ Er blickte sie herzzerreißend und flehend an. Der Blick traf die 16-jährige genau in ihrem Herzen. Wieso sollte sie es ihm nicht sagen können? Immerhin war er ihr Freund und er war immer noch mit ihr zusammen, obwohl sie ihn schon fast zwei Monate hinhielt. Warum sollte er so viel Geduld aufbringen, wenn er keine Gefühle für sie hatte? „Ok…“, begann die blonde Jugendliche. „Ich sag dir warum.“ Er lächelte erleichtert und blickte sie neugierig an. „Der Grund, warum ich dich nicht mit nach Hause nehme ist, weil…weil…naja…als mein Vater ein Kind war wurde er als Digiritter auserwählt und hat mit anderen Kindern und ihren Partnerdigimon die DigiWelt gerettet. Und sein Partnerdigimon wohnt eben bei uns zu Hause und da mein Vater ein Digiritter war, haben meine Schwester und ich auch ein Digimon…sie teilen mit uns unsere Zimmer. Ich wollte nicht, dass du sie siehst und dann Angst vor uns hast, deswegen wollte ich dich nicht mitnehmen.“ Sachiko spürte, dass ein riesen Stein von ihrem Herzen fiel, eine ewige Last, die sie herumschleppte, löste sich in Luft auf. Erleichtert atmete sie aus, doch erst dann bemerkte sie den starren, ausdruckslosen Blick ihres Freundes. „Ist…alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Doch er schüttelte nur den Kopf und blickte sie nun sauer an. „Willst du mich verarschen? Du spinnst doch, ich muss mich hier nicht so veralbern lassen von dir, ja, mach dich nur lustig über mich! Tut mir leid, dass ich die Eltern meiner Freundin kennen lernen wollte, ich werde nie wieder danach fragen!“ Erzürnt stand er auf. „Aber-“ „Das war’s, Sachiko,!“ Noch bevor sie etwas erwidern konnte, verließ er wutentbrannt das Café. „Super gemacht…“, seufzte die 16-jährige. Warum musste sie auch die Wahrheit sagen? Es klang wohl doch zu abstrakt für andere Menschen. Und jetzt saß sie wieder alleine da, ohne jemanden, dem sie vertrauen konnte. Enttäuscht stocherte sie mit dem Strohhalm in ihrem Milkshake. Geschickt wirbelte der Bleistift über das weiße Papier und so langsam formte sich die Skizze in einen feuerspeienden Drachen. Summend zeichnete sie, während sie mit ihren Kopfhörern Musik der Teenage Wolves hörte. Dafür, dass die Musik schon gute 30 Jahre alt war, war sie recht zeitlos und rockte auch heute noch. Neugierig sprang Tsunomon auf den Schreibtisch und betrachtete die Zeichnung. „Was zeichnest du da?“, wollte es wissen. Rin Ishida zog ihre Kopfhörer von den Ohren und kaute auf ihrem Kaugummi herum. „Einen Drachen.“, antwortete sie knapp, während sie weiter zeichnete. „Das sieht toll aus!“, lobte Tsunomon. „Ich wünschte, ich hätte Hände, dann würde ich auch zeichnen wollen!“ Rin kicherte. „Ja, dann könntest du meine Hintergründe zeichnen, wenn ich mal wieder an einem Doujinshi sitze!“ Sie legte den Stift ab, streckte sich und gähnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es noch früher Nachmittag war. „Oh Mann, wie lange dauert das denn noch?“, seufzte sie und ging nach unten in die üppig ausgestattete Küche. Tsunomon folgte ihr hüpfend. „Freust du dich?“, wollte es wissen. „Natürlich.“, antwortete die 14-jährige, während sie den Kühlschrank durchwühlte. „In der Digiwelt können wir uns frei bewegen und müssen euch nicht ständig verstecken. Willst du eine Cola?“ Tsunomon nickte, woraufhin Rin ihm eine geöffnete Dose reichte. „Schade nur, dass wir das nicht öfter machen…“, meinte sie nachdenklich und öffnete ihre eigene Cola. Es klingelte, unmittelbar darauf kam ein „Ich mach auf!“ aus dem Nebenzimmer und ein Gabumon rannte freudig zur Tür. Rin zuckte die Achseln. Es war sowieso nur ihre Schwester, die zur Bestätigung die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf lief, bis man nur noch ein Knallen der Zimmertür hörte. Gabumon tapste traurig in die Küche. „Was hat sie denn?“, fragte es besorgt und blickte auf die verschlossene Zimmertür. Rin zuckte wieder nur mit den Achseln. „Manchmal ist sie eben so…vielleicht hat sie wieder Stress mit ihrem Freund.“, vermutete die 14-jährige. „So ein Blödmann, ich hasse den Kerl!“ Rin musste an das eingebildete Gehabe denken und schüttelte sich innerlich. Sachiko warf sich einfach nur auf ihr Bett, nachdem sie Gabumon stehen gelassen und die Tür so schnell wie möglich verschlossen hatte. Leise Tränen rannen über ihre Wangen, als sie da lag und nachdachte. Sie dachte an die Digimon und dass sie sich kein Leben ohne ihr treues Gabumon vorstellen konnte, doch wünschte sie sich manchmal, dass sie nicht mit Digimon zusammen leben würden. Ihre Eltern verboten ihr andere Menschen außer den Kindern der ehemaligen Digiritter mit nach Hause zu nehmen. Aber wirklichen Kontakt hatte sie mit niemandem außer ihren Cousins und die monatlichen Treffen, die sie alle in der Digiwelt abhielten, waren mittlerweile sowieso ziemlich unwichtig geworden. Früher, als sie alle noch Kinder waren, waren sie so gut befreundet und hatten riesen Spaß in der Digiwelt. Damals war Yuuka noch ihre beste Freundin, sie sahen sich auch oft, da ihre Väter gut befreundet waren. Doch jetzt, wo sie alle ziemlich über Tokio zerstreut wohnten und vor allem, seit ihre Väter viel reisten, sahen sie sich nur noch monatlich, wenn überhaupt. Oder wenn ein Takaishi Geburtstag hatte über die sie beide angeheiratet verwandt waren. Manchmal verfluchte sie es, ein Monster zu halten. Doch sie wüsste nicht, was sie ohne Gabumon tun würde, sie kennt kein anderes Leben, als das mit ihm. Er klingelte dreimal hintereinander, wie jedes Mal. Hektisch blickte er sich um, ob ihn auch niemand beobachtete und hielt schützend das Bündel unter seiner Jacke fest. Die Tür öffnete sich und er stürzte herein, warf sich hektisch innen gegen die Tür, sodass diese wieder zu fiel. „Boah, reg dich ab, Mann!“, erwiderte Taro Izumy nur entnervt, jedes Mal dasselbe idiotische Spiel. Kenta Takaishi öffnete die Jacke und ein Patamon sprang fröhlich auf den Boden. „Hey, wenn jemand Patamon sehen würde, dann-“, grinste Kenta, bevor er unterbrochen wurde. „Ja, ja, schon gut.“ Der rothaarige winkte ab und begab sich in Richtung seines Zimmers. „Wir müssen gleich noch meine Schwester abholen.“ Kenta folgte ihm. „Wo ist sie?“ „Bei Papa. Wahrscheinlich tüfteln sie wieder etwas über die Digiwelt aus.“ Kenta hob die Augenbrauen. „Aber sie kann doch auch zu Fuß herkommen, das Forscherzentrum ist doch um die Ecke.“ Im Zimmer angekommen, ließ er sich auf Taros Sofa fallen. Patamon machte es sich auf seinem Bauch gemütlich. „Na und, sie muss doch nicht alleine hier herumlaufen. Gehst du später auch in die Digiwelt?“ Taro setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er blickte auf Patamon. „Wieso nimmst du überhaupt dein Digimon überall hin mit?“ Kenta blickte ihn verwirrt an. „Na, weil er mein bester Freund ist!“ Er kniff Patamon leicht. „Wo ist Motimon?“ „Keine Ahnung.“ Taro wandte sich seinem PC zu. „Und, gehst du jetzt oder nicht?“ „Ja, ich denke schon…gegen ein kleines Abenteuer ist nichts einzuwenden.“ Taro schnaufte. Abenteuer? In der Digiwelt war es friedlicher als auf dem Mond und dort gab es nicht einmal Lebewesen. Das mag doch mal was heißen! Er grinste über seinen Vergleich. „Wie war es eigentlich mit diesem Mädchen?“, wollte Kenta wissen, während er sanft mit den Flügeln seines Patamons spielte. „Durchschnittlich. Sie ist zwar hübsch, aber sie hat dauernd nur über irgendwelchen Schulkram geredet, das war nervig. Sie hat eine eins dort, eine andre eins da und, wow, stell dir vor, sogar noch eine eins in dem nächsten Fach!“ Taros sarkastischer Unterton war nicht zu überhören. „Außerdem war sie gar nicht an meinem Aussehen interessiert, sie wollte nur wissen, welche Filme ich mag, was ich gerne esse und so einen bescheuerten Kram eben…“ Kenta blickte ihn verwundert an. Meinte er das jetzt etwa ernst? Dumme Frage eigentlich, Taro meinte so was immer ernst. „Öhm…ja…bescheuert.“, stimmte er halbherzig zu. „Wie kann sie nur an deinem Charakter interessiert sein?“ „Sag ich doch!“, erwiderte Taro entschlossen. Dafür, dass sein Vater fast jedes Geheimnis der Digiwelt aufdeckte, war der 17-jährige nicht besonders helle. „Ich interessiere mich ja auch nicht für ihren Charakter!“, murmelte er vor sich hin und tippte etwas ein. Der braunhaarige schüttelte nur ungläubig den Kopf und lachte. „Was ist?“ „Ach…nichts…“, lachte Kenta weiter, versuchte sich allerdings nach Taros wütendem Blick wieder zu fangen. „Hey, müssen wir nicht deine Schwester abholen?“ Der braunhaarige hoffte, sein kleines Ablenkungsmanöver würde fruchten und nicht wieder in einer endlosen Diskussion darüber enden, was ein Junge von einem Mädchen erwartete. Taro war zwar sein bester Freund, aber was Mädchen anging, hatte er eine solch festgefahrene und klischeehafte Meinung, wie kein zweiter. Der rothaarige warf einen Blick auf die Uhr. „Du hast Recht, lass uns gehen.“ Er stand auf und verließ das Zimmer, gefolgt von Kenta, der sein gähnendes Patamon auf dem Kopf trug. „…siehst du, und so kann man ganz einfach mit Hilfe des Digivices ein Digimon zum digitieren bringen.“, beendete Koushiro Izumy seine Erklärungen und lehnte sich selbstzufrieden in seinen Computerstuhl zurück. „Aber wir haben gar keine Digivices, wieso digitieren unsere Digimon dann trotzdem?“, wollte seine überaus neugierige Tochter wissen, die sich mit einem weiteren Stuhl zu Koushiros Computertisch gesellte. Der Holo-Screen erleuchtete den Tisch, der in einem mehr oder minder großen und dunklen geheimen Labor stand, in dem eine handvoll ausgewählter Menschen die Digimon erforschten. „Weil die Digimon irgendwann selbst die Kraft zum digitieren aufbringen und dann auch das Level halten können. Tentomon digitierte früher immer zurück auf den Rookie-Level, heute könnte er mit Sicherheit das Champion- oder sogar Ultra-Level halten.“, erklärte er weiter. „Und wann digitiere ich?“, fragte das Tanemon auf Hirokos Schoß mit hoher Stimme. „Werde ich ein Palmon?“ Koushiro tätschelte es und grinste. „Na, das sehen wir bestimmt bald, wenn sich Hiroko weiter so gut um dich kümmert.“ „Hi, Papa!“, grüßte Taro, der gerade mit Kenta das Labor seines Vaters betrat. „Hallo.“, grüßte der braunhaarige seinerseits. „Da bist du ja!“, erwiderte Hiroko fröhlich und stand auf. „Bis heute Abend, Papa!“ Sie gab Koushiro einen Kuss auf die Wange, lief zu den beiden Jungs und zog ihre Jacke an Koushiro lachte. „Viel Spaß in der DigiWelt, bis heute Abend!“, verabschiedete er die drei. „Und seid vorsichtig.“ Die Tür fiel gerade wieder zu, als plötzlich eine Fehlermeldung auf Koushiros Holo-Screen angezeigt wurde. „Was ist das denn?“, murmelte er und begann auf den Tasten herumzutippen. Ausgerechnet heute wo er alleine im Forscherzentrum saß… „Verpass ihm eine!“, rief einer. Seine Stimme hallte durch die dunkle Seitengasse. „Jetzt zeig ich dir mal, was es heißt verprügelt zu werden, du Made!“ Er versetzte ihm einen harten Schlag in die Magengegend, woraufhin er zusammen sackte. „Du blöder Streber!“ Ein anderer trat ihm in die Rippen, als er auf dem Boden lag. „Ich weiß gar nicht, was an deinem Aufsatz besser war als an meinem!“ „Wie ist es so ein Lehrer-Arschkriecher zu sein?“, rief ein vierter. Sie traten allesamt auf den am Boden liegenden ein. „Wie gefällt dir das, Ichijoji?“, schrie der größte der Bande. Einer der Jungs hörte auf, auf ihn einzutreten. „Kommt, mir ist langweilig. Der hat seine Abreibung für heute. Gehen wir in die Spielhalle.“ Auch die anderen stoppten und gingen dem ersten hinterher. Der letzte spuckte auf den am Boden liegenden Jungen. „Bis morgen, Ichijoji!“ Er konnte noch die sich entfernenden Schritte der Jungs hören und ihr Gelächter, bis sie die Gasse verließen. Erst dann rührte er sich. Langsam versuchte er sich aufzurappeln. Warum zur Hölle musste er ein gottverdammtes Genie sein, das Landesbester in sämtlichen Fächern war? Er hatte mehr Feinde als Freunde und das sogar er auf einer Privatschule für Hochbegabte war. Er setzte sich auf seine Knie und keuchte. Sein Magen schmerzte unglaublich, aber das wird in ein paar Tagen besser sein, wie sonst auch immer. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mundwinkel und wischte das Blut ab. An die kalte Hauswand gestützt rappelte er sich auf, klopfte seine schmutzige Schuluniform ab und richtete diese wieder einigermaßen. Langsam ging er auf die Straße zu und gabelte zwischendurch noch seine Schultasche auf. Bevor er um die Ecke auf den Gehweg bog, atmete er ein paar mal tief ein und aus und bemühte sich um einen starken Ausdruck in seinem Gesicht um zu verbergen, dass er vor Schmerzen geweint hatte. Sicheren Schrittes bog er dann um die Ecke, wo seine kleine Schwester eingeschüchtert auf ihn wartete. Sie blickte betroffen zu Boden. „Komm.“, meinte er nur knapp und stupste sie an der Schulter an, um sie zum Mitgehen aufzufordern. Einige Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her. „Shinichi…“, begann seine Schwester kaum hörbar, noch immer geschockt von den Geräuschen, die aus der Gasse kamen, als sie auf ihn wartete. Ja, wartete, sie wartete ständig darauf, dass irgendwelche Jungs endlich damit fertig waren ihren großen Bruder zu verprügeln. Und jedes Mal wenn Shinichi die Typen schon an der Ecke stehen sah, sagte er zu ihr, dass sie warten solle, er habe etwas zu erledigen. Es würde auch nicht lange dauern. Nein, es dauerte nicht mehr lange, denn mittlerweile wehrte er sich nicht einmal mehr, er wartete einfach nur noch darauf, dass die Jungs endlich fertig mit ihm waren, als sei es eine lästige Pflicht, wie es für manche zur Schule gehen war. Und dann ging er nach Hause, als sei nichts gewesen. So normal war es schon für ihn geworden. Dennoch ließ er sich nicht von seinem Status als Landesbester Schüler abbringen, so stark hielt er daran fest. Dafür bewunderte Aiko ihn. „Was ist?“, fragte Shinichi, als Aiko nichts mehr sagte. „Ach nichts…“, entgegnete sie, während sie noch immer auf den Boden blickte. Den restlichen Weg nach Hause schwiegen sie. Miyako war gerade fertig mit kochen, als es klingelte. Das mussten sie sein. Sie nahm den Topf vom Herd und kippte den Inhalt in eine Schüssel, während ihre älteste Tochter Reika, die Tür öffnete. „Mein Gott, wie siehst du denn aus?“, ertönte Reikas Stimme entsetzt aus dem Flur und Miyako dämmerte schon, was passiert war. Sofort wollte sie auf den Flur gehen um zu sehen was los war, doch dann wurde sie schon fast von Shinichi umgerannt, der förmlich in sein Zimmer flüchtete, die Tür zuknallte und abschloss. „Oh nein, nicht schon wieder…“, flüsterte Miyako, während Hawkmon neben sie trat. „Was ist los?“, fragte er besorgt und blickte zu Shinichis verschlossener Tür. Auch Aiko ging schnell an der Küche vorbei in ihr Zimmer und ließ die Tür zufallen. Reika kam zu ihrer Mutter und verschränkte die Arme. „Es ist ja schon schlimm genug, dass er sich diesen Mist gefallen lässt, aber dass sie auch noch jedes Mal dabei zusehen muss, ist das letzte!“, schnaufte sie wütend. Miyako blickte nur mitleidig an die Tür ihres Sohnes. Sie wusste nicht mehr, was sie machen sollte. Einige Zeit lang versuchte sie die Tatsache zu ignorieren, dass sich ihr Sohn fast freiwillig verprügeln lässt und wollte warten, bis er sie um Hilfe bat, doch wenn er fast jeden Tag verletzt nach Hause kam, konnte sie nicht länger darauf warten, dass er über seinen Schatten springt. Sie beschloss, dass sie auf Ken warten würde und mit ihm dann über diese Sache redete. Gemeinsam finden sie bestimmt eine Lösung. „Komm, wir essen.“, meinte Miyako und stellte eine Schüssel auf den Esszimmertisch. „Aber…aber, Mama!“, erwiderte Reika empört darüber, dass sie scheinbar nichts dazu zu sagen hatte. „Lass’ gut sein Reika, dein Vater und ich werden eine Lösung finden.“, beruhigte Miyako sie. Sie fand es schön, dass sich Reika solche Sorgen um ihren Bruder machte. Wormmon betrachtete den am Schreibtisch sitzenden Shinichi. Sein Gesicht vergrub er in den auf dem Tisch verschränkten Armen. Das Digimon sah wie seine Schultern bebten und wusste, dass er still weinte. Es wollte ihn trösten, wusste aber nicht, was es sagen sollte. Letztes Mal, als es etwas sagte, hat Shinichi es angeschrien und davor hatte Wormmon Angst. Flink flitzten ihre Finger über die Klaviertasten und zauberten eine wundervolle Melodie, die bedächtig in dem großen Musikzimmer und im ganzen restlichen Haus widerhallte. Sie spielte so laut wie sie konnte, stören würde es sowieso niemanden, da sie so gut wie immer alleine zu Hause war. Ihre Eltern arbeiteten lange und viel und hatten kaum Zeit für sie, selbst wenn sie mal früher nach Hause kamen. Moe Hida stoppte ihr Tastenspiel und seufzte. Ihr war so langweilig. Sie blickte auf ihre teure Armbanduhr und überlegte, ob sie tatsächlich zu diesem Treffen in die Digiwelt gehen sollte. Es gingen schon lange nicht mehr alle dort hin, vielleicht war sie sogar die einzige, die darüber nachdachte, aber sie hatte nichts zu tun. Das Klavier nervte sie, genauso wie sie das Ballett, die Tanzstunden, das Reiten und der Golf-Club, den sie regelmäßig mit ihren Eltern besuchte, nervten. „Warum hast du mit dem Spielen aufgehört?“ Eine ihr bekannte helle Stimme riss sie aus den Gedanken. Moe drehte sich auf dem Klavierhocker zu ihrem Digimon um. „Ich hab keine Lust mehr.“, erwiderte sie, zuckte mit den Schultern und stand auf. Bedächtig richtete sie ihr teures Kleid und zog die Schleife, die sie im dunkelbraunen Haar hatte, etwas fester. „Komm, wir gehen in Papas Büro.“, meinte sie und war schon auf dem Weg aus dem Musiksaal. „Aber…aber da dürfen wir doch nicht rein!“, erwiderte Upamon etwas ängstlich. „Außerdem ist es abgesperrt.“ „Na und, Papa ist doch nicht da und wird so schnell auch nicht kommen. Und wo er den Schlüssel versteckt hat, weiß ich auch.“, entgegnete Moe trotzig. Sie nahm ihr Digimon auf den Arm und verließ das Zimmer in einen breiten und langen Flur, der sehr symmetrisch immer gegenüberliegend und mit einigen Metern Abstand, einige massive Teakholz-Türen aufwies. Die 14-jährige ging schon fast vergnügt auf das Ende des Flures zu, das die größte und breiteste Tür darstellte. Vor dieser hing an der Wand ein großes Gemälde, das Moe, nachdem sie Upamon abgesetzt hatte, unten kurz anhob und ihre Hand darunter hielt, woraufhin schon ein Schlüssel in diese viel. Siegessicher grinste sie das Digimon an und sperrte die massive Tür zum Büro ihres Vaters auf. Der Raum bot eine extrem hohe Decke, riesige Bücherregale, die mit allerlei Büchern, Computer-Software und Ordnern befüllt waren, und sich über die ganze Wand zog. Ein Panorama-Fenster, vor dem der massive Schreibtisch den Mittelpunkt des Zimmers darstellte, spendete viel Tageslicht und bot Ausblick auf das gepflegte Grundstück. Wenn es bald schneite, würde der Ausblick fantastisch sein. Zielsicher ging sie auf den Schreibtisch zu und setzte sich in den bequemen Sessel. Moe schob die Sicherheitsabdeckung der in den Tisch eingelassenen Tastatur hoch und legte so die Tasten frei. Nach einem Druck auf die Energie-Taste, erschien ein quadratisches, bläulich leuchtendes Hologramm, das den Desktop anzeigte. „Mh, jetzt muss ich nur noch das Programm finden, mit dem man das Tor zur Digiwelt öffnet…“, murmelte Moe vor sich hin und öffnete eine der Schubladen. „Wo hat es Papa hingemacht?“ Upamon beobachtete sie mit einem unguten Gefühl. Nachdem sie eine weitere Schublade schwungvoll öffnete, knallte etwas laut gegen die Schubladenwand. Die 14-jährige blickte es ehrfürchtig und überrascht an. Sie hätte nie erwartet, dass ihr Vater es hier einfach in einer Schublade herumliegen lassen würde. Vorsichtig, als könnte es bei jeder festen Berührung zerspringen, nahm sie es heraus. „Was tust du da?“, fragte Upamon erschrocken. „Das ist meine Fahrkarte in die Digiwelt.“, erwiderte Moe ohne den Blick abzuwenden. „Aber…Iory hat dir verboten hier rein zu gehen und wenn das hier drin ist, dann darfst du das auch nicht nehmen!“, schloss Upamon ängstlich. „Wenn er das sieht, bekommst du Ärger!“ „Ach was, wir sind wieder da, bevor er zu Hause ist.“, beruhigte sie es. Moe stand auf und nahm ihr Digimon auf den Arm. Dann streckte sie das Digivice ihres Vaters dem Holo-Screen entgegen. „Öffne dich, Tor zur Digiwelt!“, befahl sie und sofort begann der Screen zu leuchten. „Wow, ich hätte nie gedacht, dass das wirklich funktionieren würde!“, waren ihre letzten Worte, bevor sie sich mit ihrem Digimon in Daten auflöste und eingesogen wurde. „Hi!“, wurde sie von ihrem Cousin begrüßt, dessen Daten sich fast gleichzeitig mit den ihren in der Digiwelt zusammen setzten. Sie befanden sich auf einem Waldweg, dessen umliegenden Pflanzen sehr tropisch aussahen. Es war sogar fast tropisch warm, wenn man das kalte Wetter in Japan mit dem Wetter hier verglich. „Oh, hey!“, erwiderte Yuuka und blickte Akio an. „Dann sind wir schon mal zu zweit.“, scherzte sie. „Stimmt.“, lächelte sie der 15-jährige an und nahm Salamon auf den Arm. „Wo ist dein Bruder?“, fragte die braunhaarige. „Der kommt vielleicht mit Taro.“, erwiderte er achselzuckend. Sein aschblondes Haar schimmerte golden in der untergehenden Sonne. „Oder auch nicht.“ „Wollen wir nicht zum Treffpunkt gehen?“, schaltete sich jetzt Biyomon ein. „Jaa, schon gut.“, antwortete Yuuka und zusammen gingen sie den gewohnten Weg zu der großen Lichtung. Nach ein paar Minuten des Schweigens und als sie schon die Lichtung durch den dicht bewachsenen Wegesrand von weitem erkennen konnten, blieb Akio plötzlich stehen und blickte besorgt zu der Lichtung. „Was ist los?“, erkundigte sich Salamon und blickte zu ihm auf. Yuuka und Biyomon blieben stehen und schauten ebenfalls fragend zu ihm. „Irgendwas stimmt hier nicht.“ Akio starrte auf die Lichtung. Die anderen folgten seinem Blick. Alles schien normal zu sein, die Strahlen der Abenddämmerung warfen warmes Licht auf diese, die Pflanzen blühten herrlich und das Gras war saftig. Alles schien in Ordnung, bis auf das Digimon, das sich kraftlos wieder aufrichtete. Doch Yuuka und Akio waren zu weit entfernt um zu erkennen, um welches Monster es sich handelte. „Schnell!“, forderte die 17-jährige auf und lief, ihren Cousin am Arm gepackt, auf die Lichtung zu. „Aber, wenn es ein gefährliches Digimon ist…“, jammerte der aschblonde ängstlich. „Wir müssen schauen ob es den anderen gut geht!“, erwiderte Yuuka und lief schneller. Gerade als sie die Lichtung erreichten, flog ihnen ein Hawkmon vor die Füße. Ächzend versuchte es aufzustehen, doch brach es wieder kraftlos zusammen. „Hawkmon!“ Biyomon beugte sich besorgt zu ihm herunter. „Wo ist Reika?“ „Lauft…weg…“, ächzte es nur. „Was ist passiert!?“, fragte Yuuka gestresst, während sich Akio hinter ihr versteckte. „Oh mein Gott!“ Er hielt sich an ihrem Ärmel fest und deutete zitternd zu der Felswand, in der eine kleine Höhle eingelassen war, vor dem ein Digimon mit dem Rücken zu ihnen gewandt stand und stetig die Wand rammte. „Ein Monochromon!“, merkte die braunhaarige an. „Ich dachte die seien eigentlich friedlich.“ „Sind sie auch…es sei denn, sie werden bedroht.“, ergänzte Salamon, das sich ebenfalls zu Hawkmon beugte. „Irgendwas stimmt da nicht…“ Yuuka war die Situation nicht geheuer. Zumal das Vogel-Digimon alleine zu sein schien. Sie beugte sich ebenfalls zu diesem herunter und nahm es in den Arm. „Hawkmon…wo ist Reika, was ist passiert?“, fragte sie besorgt. „In…der…Höhle…“, antwortete es schwach. „Sie sind…in der Höhle…ich hab versucht…zu helfen…aber…sie sind zu stark…“ „Sie?“, fragte Salamon. Wie auf Kommando preschte aus dem umliegenden Wald der Lichtung ein weiteres Monochromon und brüllte das kleine Grüppchen mit weit aufgerissenem Maul an, woraufhin Akio vor Angst mit schrie. Yuuka sprang auf und blickte erst erschrocken und dann verwirrt zu dem Digimon. „Oh mein Gott, was ist das denn??“ Die braunhaarige hielt Hawkmon immer noch auf dem Arm und wich ein Stück zurück, während sich ihr Cousin wieder hinter ihr versteckte und ständig darum flehte weg zu laufen. Das Digimon sah zwar einem Monochromon ähnlich, aber es war mit Sicherheit keines. Es hatte eine vollständig dunkel glänzende Panzerhaut und ein schwertschneidenähnliches Horn, sowie rot leuchtende Augen. Erst jetzt fiel Yuuka auf, dass das andere Digimon ebenfalls kein Monochromon war. Bedrohlich trat es laut atmend auf sie zu. „Yuuka, lass uns bitte weglaufen, bitte, bitte, bitte!“, flehte Akio weiter und hielt sich zitternd an ihr fest, doch die angesprochene konnte sich nicht rühren. Wieder brüllte das Digimon, doch dieses Mal war es ihnen so nahe, dass sie das Gefühl hatten, ihre Trommelfelle würden platzen. Plötzlich zischte etwas an Yuuka und Akio vorbei und ließ das Digimon aufschreien. Ein Pfeil wurde in seinem Auge versenkt, was dem Digimon große Schmerzen bereitete. Es wand sich bedrohlich unter der Pein und schüttelte stetig seinen Kopf, versuchte den Pfeil loszuwerden, doch es schaffte es nicht. Stattdessen wand es sich wieder den Jugendlichen und ihren Digimon zu und brüllte noch wütender, als es ohnehin schon war. Unvermittelt sprang ein Digimon schützend vor diese. Es erinnerte an einen Zentauren, nur dass sein schwarzer Körper nicht wie der eines Pferdes aussah, sondern eher wie der eines vierfüßigen Drachen. Sein Oberkörper war mit einer roten Rüstung und schwarzen Schulterpanzern geschützt. Sein Kopf erinnerte an den eines Raidramon und seine Arme an die eines Flamedramon. Um seine Hüfte trug es einen Gürtel, an dem ein Köcher befestigt war. Kampfbereit hielt es einen gespannten Bogen vor sich und zielte mit einem Pfeil auf das feindliche Digimon. Dieses schien jedoch unbeeindruckt und starrte es finster an. „Lass sie in Ruhe!“, befahl das vor ihnen stehende Digimon mit dunkler und bedrohlicher Stimme und hielt die Sehne gefährlich gespannt, jeden Moment bereit, den Pfeil loszischen zu lassen. Das bösartige Digimon knurrte es an. Aus seinem verletzten Auge rann Blut. Es schien abzuwägen ob es angreifen sollte oder nicht. Immer wieder schnaufte es erbost, während das andere Digimon weiter mit dem Pfeil auf es zielte. Plötzlich ließ es einen gewaltigen Schrei los, woraufhin sich das andere Monochromon von der Höhle abwandte und seinen Partner anblickte. Yuuka dachte schon, dass sie jetzt zu zweit angreifen würden, doch das eine mit dem verletzten Auge wich etwas zurück und flüchtete dann in den Wald, woraufhin ihm das andere folgte. Yuuka, Akio und die Digimon waren immer noch wie erstarrt. Ihr Retter senkte langsam den Bogen und drehte sich zu diesen um. „Ist alles in Ordnung?“, wollte es wissen, bevor es hell zu leuchten begann und sich seine Form in die eines Veemon veränderte. Überrascht blickten sie alle es an. Es war Yutaka Motomiyas Digimon. „Was macht ihr denn hier??“, schrie jemand vorwurfsvoll und wütend. Akio, Yuuka und die Digimon wirbelten herum. Ein ihnen wohlbekannter junger Mann kam auf sie zugestürmt. „Ihr spinnt doch, was macht ihr hier??“, schrie Yutaka weiter, als er vor ihnen stand. Er blickte an ihnen vorbei auf die Lichtung. „Und was machen die hier??“ Die Aufmerksamkeit aller wanderte zu dieser. Aus der angegriffenen kleinen Höhle, krochen zwei Digimon und drei Mädchen heraus. Eine löste sich sofort aus der Gruppe und lief auf die anderen zu. „Hawkmon! Was ist mit ihm?“ Reika nahm besorgt das ohnmächtige Vogel-Digimon an sich. Auch Moe und Rin stießen mitsamt Digimon zu ihnen. „Könnt ihr mal mit mir reden!!??“ Yutaka wurde noch wütender. „Halt mal die Luft an, wir sind fast drauf gegangen!“, entgegnete ihm Moe trotzig. Der braunhaarige blickte das jüngere Mädchen an. „Ja, eben! Warum kamt ihr in die Digiwelt? Es ist momentan viel zu gefährlich hier!“, erklärte Yutaka vorwurfsvoll. „Weil heute das Treffen ist!“, erwiderte Rin und nahm ihr Tsunomon auf den Arm. „Und wo sind die anderen?“ Der älteste stemmte seine Hände in die Hüfte. „Nicht hier, wir sind die einzigen, die in die Digiwelt kamen.“, erklärte Reika ihrerseits. „Und dann haben uns diese Dinger angegriffen…“ „Ich will nach Hause…“, jammerte Akio, schon fast weinend, während er sich noch immer an Yuuka festhielt. Salamon blickte ihn besorgt an. „Das geht jetzt nicht.“ Yutaka blickte sich gehetzt um. „Wir können hier nicht bleiben, wir müssen weg!“ „Wieso?“ Tsunomon war geschockt. „Weil es hier zu gefährlich ist, los, wir müssen uns einen sicheren Platz suchen!“, erwiderte Yutaka und stapfte den Weg zurück, den Yuuka und Akio gekommen waren. Die anderen folgten ihm. „Nein, das meinte ich nicht!“ Tsunomon schüttelte sich energisch. „Wieso können wir nicht nach Hause?“ Yutaka stoppte plötzlich und wirbelte zu ihnen herum, sodass sie fast gegeneinander gelaufen wären. „Na, weil-“ „Das Tor zur Digiwelt ist geschlossen!?“ Kenta war sichtlich verwirrt. „Das kann nicht sein!“ Taro kratzte sich am Kopf. „Das bedeutet…?“ „Dass wir nicht in die Digiwelt können!“, erwiderte die 14-jährige Hiroko bestimmt. „Wieso ist das Tor geschlossen, das Programm von Papa kann an jedem PC dieser Welt ein Tor öffnen, selbst ohne Digivice! Es muss aufgehen!“ Kenta blickte das kluge Mädchen an. Es war erstaunlich wie intelligent sie war. Er konnte kaum glauben, dass Taro und Hiroko Geschwister waren, sie waren unterschiedlicher, wie sie kaum sein könnten. „Vielleicht ist es defekt!?“, mutmaßte der braunhaarige 17-jährige. „Wir sollten jemanden von den anderen anrufen und fragen, ob sie dasselbe Problem haben. Noch müssten sie zu Hause sein, das Treffen ist eigentlich erst in einer halben Stunde.“, schlug Patamon vor. Taro nickte, nahm das Telefon und wählte die erste Nummer. „Willst du nicht rangehen?“, fragte Gabumon durch die Tür und hielt das noch immer klingelnde Telefon. Sachiko hatte sich in ihrem Zimmer verkrochen und ließ niemanden herein. „Nein!“, kam eine verheulte Stimme von drinnen. „Lass mich in Ruhe!“ Gabumon machte sich Sorgen, es wusste nicht was passiert war und sie wollte auch nicht darüber reden. Kurzerhand beschloss es, einfach selbst ans Telefon zu gehen, da es wichtig zu sein schien, immerhin wurde die Nummer der Izumys angezeigt. „Hallo?“, meldete es sich vorsichtig und lauschte in den Hörer. Nach einer kurzen Pause sprach es weiter. „Nein, also, Rin und Tsunomon sind in der Digiwelt….Ich wüsste nicht, dass sie Probleme dabei hatten, das Tor zu öffnen….Ok, sagt bescheid, wenn sich was ergibt!“ Es legte auf und macht ein noch besorgteres Gesicht als vorher. Irgendetwas stimmte nicht. Gabumon wandte sich wieder Sachikos Zimmertür zu, wollte etwas sagen, doch ließ davon ab. Es beschloss in Rins Zimmer zu gehen und bei ihr am PC nach dem Rechten zu schauen. Taro wählte die nächste Nummer und wartete ab, bis jemand ranging. „Hey Osamu, sag mal, hast du Probleme das Tor zur Digiwelt zu öffnen?...Ach so….Probierst du es mal?...ok…“ Der rothaarige wartete abschätzend ab und lehnte sich in seinen Schreibtischstuhl zurück. „Ja, bin ich noch…Nicht?...Ok, danke, mehr wollte ich gar nicht wissen, ich ruf noch jemand anderes an…Jo, ok, bis dann!“ Kopfschüttelnd antwortete er auf die fragenden Gesichter der Digimon, seiner Schwester und Kentas, die allesamt seufzten. „Wer jetzt?“, fragte Taro und ging das Telefonbuch im Telefon durch. „Vielleicht mal jemand, der auf alle Fälle in die Digiwelt gehen würde.“, schlug Motimon vor. „Ich meine, Osamu war nicht gerade bei jedem Treffen mit von der Partie.“ „Ja, es hat recht.“, stimmte Hiroko zu. „Ruf’ mal bei…mmmh…keine Ahnung, vielleicht bei den Ichijojis an?“ Schon wählte Taro deren Nummer und ließ durchklingeln, doch es schien niemand ran zu gehen. Mit einem Blick zu den anderen zuckte er nur die Schultern und legte wieder auf. „Yagami…“, meinte er knapp und wählte eine neue Nummer. Es klingelte ein paar Mal, doch dann ging der Anrufbeantworter ran. „Nicht da…“ Kenta seufzte. „Sind die doch in der Digiwelt? Oder einfach nicht zu Hause?“ „Das können wir nicht wissen.“, merkte Patamon an. „Ja, wir sollten auf Nummer sicher gehen.“, schaltete sich zum ersten Mal Taros Tanemon ein, das auf seiner Couch saß. „Wir sollten Koushiro bescheid sagen.“ Die drei blickten sich seufzend an. Währenddessen hatten sich Yutaka, Veemon, Reika, Hawkmon, Akio, Salamon, Moe, Upamon, Yuuka und Biyomon in einer Höhle inmitten des Waldes versteckt. Sie schwiegen bedrückt und Akio kämpfte sogar mit den Tränen. „Was waren das für Dinger?“, durchbrach Reika die Stille, während sie noch immer Hawkmon hielt. „Digimon.“, erwiderte Yutaka. „Ich habe solche Digimon noch nie gesehen…“, merkte Yuuka an. „Naja, jede Spezies entwickelt sich weiter, wir-“, begann Moe zu erklären, doch Yutaka unterbrach sie mit einem energischen Kopfschütteln. „Das waren Monochromon.“ „Sie sahen gar nicht so aus.“, meinte Biyomon nachdenklich. „Ja, sie haben sich irgendwie verändert. Es ist…wie eine Krankheit, die sich nur bei Monochromon ausbreitet. Gestern hab ich das erste gesehen, dass sich so seltsam veränderte, heute habe ich schon über ein Dutzend Monochromon dieser Art getroffen und sie sind gefährlich…sehr gefährlich.“ Sie schwiegen. „Argh!“, schimpfte Koushiro, der noch immer vor dem PC saß und versuchte der Fehlermeldung auf den Grund zu gehen, als gerade Kenta, Taro und Hiroko eintraten. „Hey Papa, was ist los?“, fragte das junge Mädchen, das ihren Vater selten schimpfen hörte. „Wusstest du, dass sich das Tor zur Digiwelt nicht mehr öffnet?“, brach Taro sofort heraus, ohne eine Antwort auf Hirokos Frage abzuwarten. „Ja…“, erwiderte sein Vater zur Überraschung der dreien und ihrer Digimon. „Ehm…ja??“, wiederholte Kenta etwas verwirrt. „Ich habe es verriegelt.“, erklärte Koushiro, wiedermals zur Überraschung der anderen. Sie blickten ihn geschockt an und verstanden seine Handlung nicht. „DUU!??“, brach es aus Taro. „Wieso hast du das Tor verriegelt?“ „Weil es irgendein Problem in der Digiwelt gibt. Ich hab seit ihr gegangen seid, hunderte Fehlermeldungen gehabt. Da dachte ich, dass ich vorsichtshalber das Tor verriegele, bevor irgendjemand von euch auf das Treffen in die Digiwelt geht. Ich weiß nämlich noch nicht was diese Fehlermeldung zu bedeuten hat und selbst wenn es nur falscher Alarm war, Vorsicht ist besser als Nachsicht…bevor etwas passiert.“, erklärte der rothaarige Mann und blickte die drei vielsagend an. „Papa…“ Hiroko war ziemlich blass um die Nase. Ihr schien der Schreck tief zu sitzen. Koushiro zog eine Augenbraue hoch. „Alles ok, mein Schatz?“ Er stand besorgt auf und legte väterlich seine Hände auf ihre Schultern. „Papa…du hast Rin eingesperrt…“ „WAS!?“ „Ja.“, schaltete sich auch Kenta ein. „Sie haben zumindest Rin in die Digiwelt eingesperrt. Wir wissen nicht wer noch dort ist, aber-“ „Oh mein Gott!“ Koushiro wandte sich erschrocken ab und hastete an seinen Arbeitsplatz, tippte wild auf den Tasten. „Ich habe doch extra auf die Uhr geguckt, es ist seit einer halben Stunde geschlossen, das Treffen findet doch auch erst in einer halben Stunde statt, wieso ist sie so früh hin??“ Tentomon schwebte neben ihm und beobachtete neugierig was er machte. Es kratzte sich am Kopf. „Koushiro…du hast das Tor unwiderruflich für 24 Stunden verriegelt…“, merkte es an. „Du hast gesagt, dass du dafür sorgst, dass nicht einmal du es entriegeln kannst…“ Der angesprochene schwieg und tippte weiter wild auf den Tasten, bis er inne hielt und resigniert seufzte. „Ja…ich weiß…“ Er drehte sich zu den Kindern um. „Es tut mir leid, ich kann es nicht öffnen. Wir müssen raus finden wer noch dort ist und ihren Eltern bescheid sagen…und hoffen dass ihnen nichts passiert.“, murmelte er. Koushiro hatte ein ungutes Gefühl, sein Instinkt sagte ihm, dass sich in der Digiwelt gerade etwas zusammenbraute und sich, wer auch immer mit Rin in der Digiwelt festsaß, in großer Gefahr befand. Er könnte sich selbst ohrfeigen, dass er so etwas Dummes gemacht hatte. Der rothaarige griff in die Schublade und nahm ein kleines schwarzes Buch heraus. Er blätterte ein wenig darin herum, bis er zu der gewünschten Seite mit der Überschrift ‚Nur für Notfälle’ angelangt war. Hier haben alle Nummern hinterlassen, auf denen sie jederzeit erreichbar waren, falls etwas vorfallen würde, wie es jetzt der Fall war. Koushiros Finger blieb auf ‚Ishida, Yamato’ ruhen. Er atmete noch einmal tief durch und wählte dann die Nummer… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)