Sweet Solution von Polarfuchs ([SasuSaku]) ================================================================================ Kapitel 11: Vom Brechen und Bauen I ----------------------------------- Es war schier dasselbe Getue wie am gestrigen Tag. Sakura wagte sogar, daran zu denken, dass sie den Tag einfach ein weiteres Mal erlebte – so eine Art Wiederholung, nur irgendwie noch viel schlimmer. Sasuke hatte sie am Morgen wieder abgeholt und sie hatten wie gewohnt geschwiegen. Er war wie immer vor ihr gegangen und er hatte sie auch ignoriert wie immer. Wie immer eben, grunzte sie innerlich. Aber was erwarte ich? Das er plötzlich zum humorvollen, aufgeschlossenen, immerzu lächelnden Freund mutiert? Als sie weiterhin so nichts tuend zur Schule liefen, merkte sie schon früher, als gestern, dass sie beobachtet wurde – und auch von viel mehr Leuten. Wahrscheinlich wiederholt sich der Tag wirklich nur, redete sie sich ein, achtete aber peinlichst darauf, nicht zu naiv zu werden. Sasuke hatte seine Gründe, warum er sie weiterhin ignorierte, so wie die Schüler ihre Gründe hatten, den Klatsch der Schulzeitung weiter zu verbreiten und irgendwie immer mehr Anhänger zu finden. Es gab für alles eine plausible Erklärung – oder nicht? Schlimm wurde es für Sakura erst, als sie das Schulgebäude betraten und sie Sasuke, so wie auch schon am vergangenen Tag in der Menge an Schülern verlor. Es wiederholt sich, murmelte sie. Es wiederholt sich. Die Rosahaarige erwartete bereits, dass sie erneut Amys Blick kreuzen würde, doch als sie ganz unbewusst auf eben jene Stelle sah, wo das hübsche Mädchen gestanden hatte, entdeckte sie sie nicht. Doch ein neuer Tag?, fragte sie sich. Warum dann schon wieder so viele Blicke? Innerlich zuckte sie mit den Schultern, zwang sich, ihre Mitschüler und offenbar auch Feinde zu ignorieren und machte sich auf den Weg ins Klassenzimmer. ~*~ Als es klingelte, kam sie gar nicht schnell genug aus der Klasse. Das rosahaarige Mädchen hatte vorgehabt, wieder zur Bücherei zu gehen, doch dann viel ihr plötzlich wieder ein, was Shikamaru gesagt hatte; dass man sie erwartete. Ein leichter Rotschimmer bedeckte ihre Wangen, als sie sich unwillkürlich daran erinnerte, was in der Schülerzeitung gestanden hatte. Auf der anderen Seite war es jedoch amüsant zu sehen, wie verzweifelt man an dieser Schule nach einer Skandalstory suchte – und wie effektiv. „Sakura“, rief jemand hinter ihr und als sie sich umdrehte, erkannte sie denn Nara, der stark genervt wirkte und direkt auf sie zuschlenderte. Das Mädchen schluckte. „Shikamaru-san“, begrüßte sie ihn höflich und warf ihren Blick zu Boden. „Lass das san weg“, murmelte er genervt und deutete ihr mit einer Kopfbewegung an, ihm zu folgen, wobei sie nicht lange zögerte. „Ehm Shikamaru… kun?“, fragte sie vorsichtig und noch im selben Moment fiel ihr ein, dass sie Sasuke gestern dasselbe gefragt hatte. „Einfach nur Shikamaru“, grummelte er und schob ein paar Strähnen seiner braunen Haare von der Stirn. „Wie anstrengend.“ Seine Stimmung schien immer weiter abzusinken, dass Sakura wagte, sich selbst die Schuld daran zu geben. Ein kurzes Nicken kam ihrerseits, während sie weiter nebeneinander herschlenderten ohne ein wirkliches Ziel zu haben. „Hat es dir gestern überhaupt gefallen?“, fragte er irgendwann müde und rieb sich die verschlafenen Augen. „Ja“, gab sie mit einem Ansatz von Freude wieder, wurde dann aber stiller und räusperte sich. „Es war schön.“ „Ah“, machte er nur verstehend. Ab dann schwiegen sie wieder Irgendetwas war anders – ein ausschlaggebender Unterschied zu gestern, doch dem Mädchen wollte einfach nicht einfallen, was es war. Natürlich waren da die Blicke, die immer penetranter zu sein schienen und die hämischen, schier gierenden Jungs, die sie mit einer Mischung aus Verlangen und Gefallen anschauten. Sakura fühlte sich plötzlich unwohl in ihrer Haut und schaute zu Boden – zu schnell, als das es normal gewirkt hätte. „Alles in Ordnung?“, fragte Shikamaru sie plötzlich und blieb stehen, wobei ihr klar wurde, dass sie sich unmittelbar auf dem Schulhof befanden. Es war ein Ort, weiter hinten, an dem sie noch nie gewesen war. „Ja“, meinte sie rasch. „Ja, alles in Ordnung.“ „Du bist keine besonders gute Lügnerin, weißt du das?“ Als sie sein schiefes Grinsen sah, scheuchte sie ihren Blick peinlich berührt und schneller als nötig wieder zu Boden „Ja“, kicherte das Mädchen verlegen und versuchte sein Grinsen zu erwidern, doch sie scheiterte. „Ach nein“, winselte eine bekannte Stimme arrogant. „Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.“ Als sie sich umdrehten, erkannten sie Ino, die in ihrem kurzen Rock und ihrem eng anliegendem Top wieder einmal wie eine Versuchung wirkte. Ein goldener Engel, der mit seiner verzerrten Grimasse alles andere als Glück bringend erschien. „Ino“, nuschelte Shikamaru genervt. Er wollte noch etwas sagen, doch die Blonde unterbrach ihn. „Du kleines verlogenes Miststück.“ Die Rosahaarige schluckte. Was hatte sie getan? „Was bildest du dir eigentlich ein, huh?“, zischte Ino und schritt einige Schritte vorwärts, um direkt vor Sakura stehen zu bleiben. „Kommst hier her und machst deine Beine breit!“ Die Rosahaarige wich erschrocken zurück, wobei Shikamaru immerzu versuchte, die Blonde von ihr weg zuziehen, doch eben jenes brachte sie nur noch mehr in Rage. „Lass mich los!“, fauchte Ino den Nara an und riss ihren Arm los, bevor sie sich wieder Sakura zuwandte. „Reicht dir einer nicht? Musst du gleich jeden vögeln, damit du zufrieden bist?“ „Hör auf“, winselte Sakura, doch die Yamanaka lachte nur gehässig auf und schubste das Mädchen ein paar Schritte zurück. Sakura schaute eingeschüchtert zu Boden und spürte bereits, wie sich die ersten Tränen in ihren Augen sammelten. „Hör auf. Hör auf“, bettelte die Blondine mit übertrieben bespielter Stimme und machte dabei eine abwehrende Geste, wobei Shikamaru sie erneut am Arm packte und mit einem kräftigen Ruck hinter sich zog, wo sie auffluchte. „Lass los, verdammt!“ Ino stemmte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen den Griff des Nara, doch seine Hand hielt ihr Gelenk so fest umschlossen, dass es bereits schmerzte. „Du tust mir weh!“ Als sich sein Griff lockerte, schleuderte sie seinen Arm erneut weg und stürmte auf Sakura zu, um sich erneut vor ihr aufzubauen. „Du!“ Ino kochte vor Wut und die Rosahaarige wagte daran zu denken, die Blondine könnte sie schlagen wollen. Plötzlich ging alles so schnell. Ino tat einen weiteren Schritt vorwärts und wurde noch im selben Moment mit einer Wucht zurückgerissen, dass sie direkt in Shikamarus Armen landete, während sich jemand schützend direkt vor Sakura stellte und ihr damit die Sicht auf das Geschehene versperrte. Auch ohne aufzusehen, wusste sie, dass es Sasuke war, der sie vor der Blonden beschützte. „Das reicht, Ino“, knurrte er gefährlich und durchbohrte sie mit einem so intensiven Blick, dass es ihr kalt den Rücken runter lief und sie verschüchtert zu Boden starrte. „Von wegen“, nuschelte die Yamanaka betreten, hoffte noch im selben Moment, dass er es nicht gehört hatte – vergeblich. Seine Miene verdunkelte sich schlagartig. „Ich warne dich“, kam es von ihm bedrohlich. „Komm ihr noch einmal zu Nahe, dann hast du ein Problem.“ Die Yamanaka schluckte ängstlich, wirkte aber noch im selben Moment wieder trotzig. „Ach ja?“, fauchte sie zurückhaltend. „War sowieso klar, dass du sie beschützt.“ Sakura kniff ihre Augen fest zusammen und unterdrückte ein Schluchzen. Der Uchiha zischte nur gefährlich und wandte sich, Ino ignorierend, an Shikamaru. „Bring sie weg.“ Seine Stimme hatte etwas verabscheuendes, als wenn Ino ihm plötzlich furchtbar anekeln würde. Er konnte nicht einmal sagen warum, aber er verspürte dieses Bedürfnis; jenes Bedürfnis seine perfekte Maske fallen zu lassen, um Ino alles Erdenkliche an den Kopf zu werfen – metaphorisch gesehen. Er beobachtete mit einer Spur von Hass, wie der Nara Ino wegzerrte, während diese sich immer zu gegen seinen festen Griff wehrte. Neji, Hinata und Naruto, die die Szene nur stumm betrachtet hatten, fixierten nun Sakura, welche hinter Sasuke kümmerlich versuchte, nicht zusammenzubrechen und in Tränen auszubrechen. Hinata wagte einen Schritt vorwärts, mit dem Vorsatz, Sakura zu trösten, doch als sich Sasukes finsteren Augen Angst einflößend auf die junge Hyuuga richteten, schreckte sie abrupt zurück, sodass Naruto und Neji – gleichzeitig – alarmierend einen Schritt vortraten. „Komm runter, Sasuke“, beschwichtigte der Blonde und lachte betont fröhlich auf – scheiterte jedoch kläglich. Neji fixierte ihn mit einem warnenden Blick, der sich zu größten Teil wegen Hinata auftat, welche stumm zu Boden schaute, daran denkend, was sie falsch gemacht haben könnte. Sasuke wandte seinen Blick plötzlich zu Boden, versuchte den Hass und die unbändige Wut zu vertreiben, wobei er seine Augen müde schloss. Stumm drehte er sich zu Sakura um, die immerzu zitternd zu Boden starrte, während er ihr eine Hand auf den Rücken legte und sie damit zwang, sich zu bewegen, sodass sie sich von den Drei entfernten. Enttäuscht und gleichzeitig verständnisvoll von dem Verhalten ihres Freundes, kehrten sie ihm den Rücken und gingen schweigend zurück ins Schulgebäude, wobei Narutos Hand immer wieder, sorgsam darauf bedacht, von Nejis Blicken ungesehen zu bleiben, über Hinatas Handrücken strich. Sasuke schob Sakura noch weiter vom Schulgebäude weg, bis hin zu ein paar liegenden Baumstämmen, die eine Art Sitzgelegenheit darstellen sollten. Hier hielt sich so gut wie nie jemand auf. Es war ein zu weiter Weg vom Gebäude und die Sportplätze boten Tribünen, die für die meisten nun einmal viel entspannender waren – und vor allem sauberer. Sie auf einen der kahlen Stämme bugsierend, setzte er sich neben sie und strich ihr einmal kurz sanft über ihr Rückrad, bevor er seine Hand zurücknahm und lose an seinem Knie baumeln ließ. Sie saßen eine kurze Weile einfach nur da und lauschten dem Wind, der sich durch sie hindurch schlängelte und umhüllte, sodass die Rosahaarige kurz erzitterte. „Geht’s?“ Seine raue Stimme ließ sie leicht aufschrecken, als sie neutral in ihren Ohren erklang und sie sich unwillkürlich fragte, warum sie nicht auch so kontrolliert sein konnte. Sakura biss sich auf die Lippe, senkte ihren Blick und verkniff sich die Tränen, als sie sich erneut an Inos Worte erinnerte und an den Streit, der dadurch in der Gruppe entfacht wurde. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und lief ihr über die Wange, während sie durch den Schein der Sonne wunderschön glitzerte und fast schon ein groteskes Bild entstand – wunderschön und dennoch grausam. „Sakura.“ Seine eindringliche, samtweiche Stimme ließ sich aufschluchzen und ihr Körper bebte, dass sie sich, um die Kontrolle wiederzuerlangen, mit ihren Fingern ins Fleisch ihrer Arme bohrte. Als seine warme Hand ihre umschloss, um sie vor Verletzungen zu schützen, schreckte ihr Blick auf und ihre verzweifelten Augen trafen seinen Blick – überrascht, verklärt, trüb. Während seine dunklen Augen die Spuren der Träne verfolgten, hob er seine andere Hand und fing den Tropfen an ihrem Kinn auf. Er fragte sich ganz unbewusst, ob er jemals ein weinendes Mädchen schöner fand; ob er so jemanden überhaupt beachtet hätte. Und während das Mädchen ihm mit ihren verzweifelten Augen entgegen schaute, als würde es ein Hilfeschrei sein, strich er mit dem Daumen seiner einen Hand über ihren Handrücken und verrieb die Träne zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen. Sie schluchzte auf, beruhigter als zuvor und schaute ihn mutlos an. „Ich mache alles kaputt“, flüsterte sie weinerlich und schluchzte auf. „Nein.“ „Doch“, widersprach Sakura. „Wäre ich nicht, hättet ihr alle eure Ruhe.“ Ihre Tränen ließen ihre Stimme erzittern. „Keinen Ärger so wie jetzt.“ „Nein.“ „Doch, verdammt!“ Es klang schwächer als beabsichtigt. „Doch!“ Er schwieg eine Weile und beobachtete, wie sie ihren Kopf senkte, um ihre Tränen vor ihm zu verstecken, als er vorsichtig nach ihrem Kinn griff und ihr Gesicht wieder anhob. „Selbst ohne dich, gibt es Probleme“, sprach er ruhig, wobei sie versuchte ihren Kopf verneinend zu schütteln. „Es wird immer Probleme geben.“ „Nein.“ „Doch.“ Er ließ ihr Kinn frei und strich mit dem Daumen noch einmal unbewusst über ihren Handrücken. „Sakura.“ Seine Stimme war so eindringlich und dennoch samtweich, dass sie drohte unter seiner Nähe zu kollabieren. „Es kommen noch Probleme, mit denen du nichts zu tun haben kannst.“ Als sie ihre Miene irritiert verzog und ihn unmissverständlich anschaute, unterdrückte er ein leises Seufzen. „Wie meinst du das?“ „Hn.“ Sie musste verzerrt grinsen und schaute wieder zu Boden, versuchend sich zu fangen, während ihre kleine Hand immer noch in seiner Pranke ruhte. Sie war groß – typisch für einen Jungen – und gepflegt, wies gleichzeitig aber darauf hin, dass sie als Faust gefährlich werden konnte. Als sie ihren Blick wieder zu seinem Unterarm schweifen ließ, der wegen seines T-Shirts unbedeckt war, entdeckte sie seine sehnigen Muskeln, sodass die sich unwillkürlich vorstellte, dass ein gesamter Körper wohl sehr trainiert sein musste. Sie wurde rot und wandte ihren Blick schneller als nötig ab. Doch Sasuke schwieg, ganz gleich, ob er sie beobachtet hatte. Die Stille zwischen ihnen war wohltuend, wie Balsam, den er über ihre Wunden legte, um sie zu heilen. Es erinnerte sie auf banale Art und Weise an den vergangenen Abend, an dem sie schweigend nebeneinander hergegangen waren, nur war es viel schöner gewesen. Die Vorgeschichte hatte sich besser abgespielt. „Geh lieber“, flüsterte sie mit schwacher Stimme. „Sie werden sonst vielleicht sauer sein.“ Er reagierte nicht, strich nur abermals mit dem Daumen über ihren Handrücken, als wenn er es für eine ausreichende Antwort hielt. „Geh schon.“ „Nein“, widersprach er ihr unberührt und beobachtete, wie Sakura ihren Kopf überrascht über eine Reaktion hob. Ihre Augen waren noch rötlich, doch ihren Tränen waren getrocknet. Die Rosahaarige verzog ihr Gesicht zu einer bedauernden Miene und fixierte einen fiktiven Punkt hinter ihm. „Warum?“, wisperte sie leise und ihr Blick hatte plötzlich etwas Verklärtes. „Warum lässt du mich nicht einfach alleine?“ Eine Zeit lang schwieg er und sie glaubte bereits, keine Antwort zu erhalten. „Weil ich nicht will“, murmelte er und wandte seinen Blick von ihr ab, als sie ihm wieder direkt anschaute. „Und das ist Argument genug.“ „Du bist blöd“, sagte sie ganz plötzlich, sodass er sie überrascht und mit gehobenen Brauen anstarrte. „Du willst mich loswerden“, stellte der Uchiha unberührt fest und richtete wieder seine Gesichtszüge. „Ich bringe nur Ärger und dann tauchst du plötzlich auf“, sagte sie vorwurfsvoll. „Du bist blöd. Zu blöd, um den einfacheren Weg zu nehmen.“ Sie geriet in Rage, versuchte aber trotzdem nicht zu laut zu werden. „Stündest du an einer Kreuzung würdest du doch garantiert für den Weg mit den ganzen Steinen und Hürden entscheiden. Da wo man nur Probleme hat. Du b-!“ „Das stimmt.“ Sie war so in ihren Vortrag vertieft, dass sie erst spät realisierte, was er gesagt hatte. Der Junge lehnte sich vor, als wenn er von dort aus noch tiefer in ihre Seele blicken könnte. „Wenn es nur einen einfachen und den richtigen Weg geben würde, würde ich den Richtigen nehmen, selbst wenn ich in Gefahr liefe, zu stolpern.“ Die Rosahaarige sah, dass seine Mundwinkel bei der Vorstellung, ein Stein könnte ihn in die Knie zwingen, verräterisch zuckten, wobei er schon weiter sprach. „Welchen würdest du nehmen?“, fragte der Uchiha ernsthaft interessiert und fragte sich im selben Moment noch, ob er jemals mit jemanden über so ein Schicksal-Zeug geredet hatte. Itachi hat das Mal versucht, dachte er sich innerlich. Aber da war ich zehn und unzurechnungsfähig. „Ich weiß nicht“, murmelte sie überrascht darüber, dass er plötzlich so interessiert klang – ganz anders, als sie ihn eingeschätzt hatte. „Ich denke, ich würde… stehen bleiben.“ „Stehen bleiben“, wiederholte er still und durchbohrte sie mit einem intensiven Blick, von dem sie wusste, dass er dafür eine Antwort verlangte. Sie war so gefesselt von seinen tiefdunklen Augen, dass ihre Stimme nur leise erklang, fast zu zerbrechlich für den Wind, doch er hörte sie. Sie fragte sich, wann ihr Gespräch an Bedeutung gewonnen hatte. „Wenn ich stehen bleibe, bleibt der Plan stehen oder nicht?“ Ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihren ganz persönlichen Schicksalsplan erwähnte. „Dann passiert nichts mehr. Nichts Schlimmes.“ „Und auch nichts Gutes“, unterbrach er sie und beugte sich noch ein Stück weiter vor. „Der Plan bleibt nicht stehen, er wird höchstens neu gelegt.“ Während Sakura ihren Kopf betroffen senkte, spürte sie, wie nah ihr Sasuke eigentlich gekommen war, dass sie seinen Atem bereits auf ihrem Haar spüren konnte. Dann hob sie ihr Gesicht wieder und schaute ihn direkt an. „Dann tust du gar nicht, was du willst, sondern was der Plan will.“ Kurz war er überrascht über den plötzlichen Umschwung, doch dann musste er leicht Lächeln, wobei Sakura seine Mundwinkel fasziniert dabei beobachtete, wie sie sich hoben. Die Rosahaarige nahm gar nicht wahr, wie auch sie lächelte. „Der Plan hat mir gar nichts zu sagen“, meinte er amüsiert und betrachtete ihr hübsches Lächeln. „Ich bin egoistisch und habe immer Recht. So läuft das hier.“ Ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter und sie fühlte sich in dem Moment so wohl, dass wie dem Drang widerstehen musste, sich in seine Arme zu werfen und an ihn zu kuscheln. Es war, als wären sie ganz weit weg von allem, in einer Welt, in der es nur sie beide gab – nur sie und alle guten Dinge dieser Welt. Er öffnete seinen Mund, um gerade noch etwas zusagen, doch dann ertönte plötzlich die Pausenklingel und zerstörte die schöne Atmosphäre. Noch ehe das Mädchen sich darüber klar wurde, dass sie die ganze Zeit auf dem Schulgelände gewesen waren, stand der Uchiha bereits auf und zog sie an der Hand, die er die ganze Zeit gehalten hatte, hoch. Er grinste noch ein letztes Mal ganz leicht, bevor er ihre Hand los ließ und zurück zum Gebäude schritt. Sie folgte ihm stumm, fasziniert darüber, dass sie ihm noch mehr mögen konnte, als sie es ohnehin schon getan hatte. ~*~ Als es erneut zur Pause klingelte, packte sie ihre Sachen langsam zusammen und hoffte, dass sie Ino nicht mehr begegnen musste. Nur der Teufel hätte sie jetzt noch zu der Blonden zerren können. Der genannte Teufel war groß, attraktiv und sportlich – um es kurz zu sagen, war es Sasuke, der vor ihrem Klassenzimmer auf sie wartete, um sie dann mit einem Blick dazu aufzufordern, ihm zu folgen. Dass er dabei keine Widerrede duldete, wusste Sakura auch ohne die Situation abzuwägen und vielleicht schreiend davonzulaufen. Die Rosahaarige wusste nicht recht, wo er sie hinführte, denn im Grunde war es ihr auch egal, solange er nur da war – bei ihr. Doch als sie um eine Ecke bogen und sie die Blonde ausmachen konnte, die mit den anderen zusammen an einer Fensterbank stand, und heftig mit Neji diskutierte, blieb sie stocksteif stehen und verlor jegliche Farbe aus ihrem Gesicht. Sie hatte das ungute Gefühl, als hätte Ino ihr noch viel mehr – viel schlimmere – Dinge an den Kopf zu werfen. Als Sasuke bemerkte, wie sie stehen geblieben war und die Yamanaka apathisch anstarrte, drehte er sich kurzerhand zu ihr um, packte ihr Handgelenk und zog sie mit sich. Ihre Befreiungsversuche bekam er wohl gar nichts erst mit. „Lass mich los. Lass mich los“, winselte sie leise, als sie der Gruppe kamen, die sie bereits erwartete. „Lass mich los.“ Er schwieg und zerrte sie weiter, bis die Zwei bei ihren Freunden ankamen und Sakura sich ganz dezent hinter Sasuke versteckte. Während der Schwarzhaarige das blonde Mädchen mit einem nichts sagenden Blick anschaute, lief es ihr kalt den Rücken runter. Erst dann zog der Uchiha das Mädchen hinter ihm vor sich und drehte sie an den Schultern zu der Blonden. Sich wehrend, in dem sie sich gegen ihn drückte, starrte sie den Boden unter ihren Füßen an, wobei Sasuke sie weiterhin unbarmherzig festhielt. Womit habe ich eigentlich diese ganzen Probleme verdient?, fragte sie sich unwillkürlich und wagte keinen einzigen Blick zu Ino, die sie weiterhin anstierte. „Also, noch mal, Ino“, ertönte Nejis Stimme in einem neutralen Klang und der Rosahaarige wurde mulmig zu mute. „Du weißt, dass sie nur Müll schreiben.“ „Die Fotos sagen doch alles aus.“ Die Blondine fuhr zu dem Hyuuga herum und zischte ihm, wie eine gefährliche Raubkatze an, sodass Sakura zusammenzuckte. Der Uchiha über einen leichten Druck auf ihre Schultern aus, als er seine Hände sinken ließ und sie wusste, dass er wieder auf sie aufpassen würde. „Ach und das reicht dir?“, fragte Neji mit hochgezogenen Augenbrauen. „Was die Opfer dazu sagen, ist egal?“ „Bilder. Sagen. Mehr. Als. Tausend. Worte!“ Sie zischte arrogant und verschränkte ihre Arme vor der Brust, so wie Neji es tat. „Komm schon, Ino“, mischte sich Naruto plötzlich ein, „Du kannst diesen Menschen-Lügen-Bilder-Nicht-Quatsch doch nicht ernst meinen.“ „Was mischt du dich überhaupt ein, du Vollpfeife?“, fauchte Ino, wobei der Uzumaki seine Wangen wütend aufblies. „Vollpfeife? Hast du nichts Besseres zu bieten, Barbie?“ „Was Besseres? Etwas Besseres hast du nicht verdient!“ „Ach nein?“ „Nein!“ „Seid still!“ Die Beiden huschten mit ihren Blicken zu Neji, der sie brummig anstarrte und sie zum stillschweigen zwang, doch Naruto wandte sich wieder zu der Blonden. „Ich finde es unfair, wie du Sakura-chan behandelst. Denkst du denn, sie will den ganzen Ärger?“ Ino stieß einen verachtenden Laut aus, öffneten ihren Mund für eine Antwort, doch Sasuke, der mittlerweile neben Sakura stand, unterbrach sie. „Warum interessiert es dich überhaupt?“ Ino schaute den Uchiha kurz trotzig an, wandelte ihre Miene dann aber in eine ratlose Maske. Ja verdammt, warum interessierte es sie eigentlich, was Sakura mit wem tat? Und warum regte sie sich nur bei Shikamaru derartig auf? Ino hob über ihre eigenen Gedanken eine Braue und wanderte mit ihrem Blick zu Sakura, welche immer noch ängstlich zu Boden schaute. Habe ich übertrieben?, fragte sie sich in aller Stille und musterte das junge Mädchen, welches so krampfhaft versuchte standhaft zu bleiben. Einen Moment lang, bewunderte sie Sakura für ihre Stärke, doch dann wurde sie wieder wütend. „Sie taucht aus dem Nichts auf und macht alles kaputt“, rechtfertigte sich Ino. „Nein. Sie taucht auf und du machst alles kaputt, Ino“, knurrte der Uchiha und vergrub seine Hände ein seinen Taschen. „Übrigens beantwortet das nicht meine Frage.“ „Doch, dass tut es!“ „Ino, verdammt!“, meinte nun Shikamaru entnervt. „Du weißt genau, dass die in dieser beschissenen Schülerzeitung nur Dreck schreiben, damit es auch ja jeder kauft.“ Er holte Luft und schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an – Sakura hatte nie daran gedacht, dass auch anders konnte. „Du kennst die Geschichten und hast dich immer darüber lustig gemacht und plötzlich glaubst du den Schwachsinn?“ Ino wollte etwas erwidern, doch irgendwo wusste sie doch, dass er Recht hatte. Sie hatte diesem Klatsch nie geglaubt, dennoch immer weiterverbreitet, weil sie es gut gekonnt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie aus der Haut gefahren war, als sie Shikamaru auf einem Bild zusammen mit Sakura gesehen hatte – Händchen haltend. Sie hatten der Story eine Sonderausgabe gewidmet und nicht wie sonst alles in die übliche Wochenausgabe gepresst. Sonderausgaben konnten gedruckt werden, wann immer etwas ganz Besonderes passierte, dass nicht die Zeit hatte auf die Wochenausgabe zu warten. Sonderausgaben, wie spektakuläre Unfälle oder einzigartige Geschehnisse – zum Beispiel Sasukes Interesse an jemand anderen. Schließlich war er der Schulschwarm und nahezu unerreichbar. Dennoch nagte es an ihr. Das alles. Dann fixierte sie Sasuke. „Ich mache alles kaputt ja? Sag mir, was passiert wäre, wenn sie nicht auf diese Schule gewechselt hätte.“ Sie drehte sich um und wollte gehen, doch Sasuke hielt sie auf. „Dann hättest du irgendetwas anderes gefunden, worüber du dich aufregen kannst“, sagte er kalt und griff nach Sakuras Handgelenk. Der Abscheu in seiner Stimme war kaum hörbar. „Wie immer.“ Dann drehte er sich um und zog Sakura mit sich, sich darüber bewusst, dass in ihrer Gruppe damit etwas zerbrochen war. Erst als sie die anderen Schüler wieder wahrnehmen konnte, bemerkte Sakura, dass die Pause zu Ende sein musste. ~*~ Als der Schultag endete, holte Sasuke sie ungewohnter Weise direkt von der Klasse ab, sodass ihr die neugierigen Blicke nicht erspart blieben. Doch als sie seine Augen kreuzte und er sie mit einer solchen Intensität gefangen hielt, vergas sie ihre Umgebung. Da war er; half ihr, wenn sie Hilfe brauchte; brach, was zu brechen war, um sie zu schützen. Da war er und da wollte er bleiben. Egoist, wiederholte sie seine Worte. Wie kann er ein Egoist sein, wenn er doch so selbstlos ist? Sie blieb in Abstand von ihm stehen und lies sich von seinen Augen gefangen halten. Er dachte nach, wirkte wie immer, doch seine Augen hatten etwas trübes – menschliches, unperfektes. Er stieß sich von der Wand ab, an die er gelehnt hatte und schritt auf sie zu, weiterhin mit diesem intensiven Blick, der sie davon abhielt sich zu wehren, während er ihre Hand nahm und sie stumm mit sich zog. Seine Hand war warm, doch sie fühlte sich so unglaublich leblos an, dass sie ihren Blick betroffen senkte und ihre Tränen versuchte zurückzuhalten. Es hatte etwas Bedrückendes seine Hand zu halten und zu spüren, dass er traurig war – anders traurig, als sie es war. Schlimmer war aber, dass es ihre Schuld war. Als sie am Tor ankamen, welches vom Schulgebäude in die Freiheit führte, entzog sie ihm ihre kleine Hand und zwang ihn, stehen zubleiben und sie anzusehen. Die Rosahaarige schaute ihn nicht an, fixierte stattdessen den Boden vor ihren Füßen und krallte ihre Finger in den Stoff ihres roten T-Shirts. Dann holte sie Luft und versuchte den Klang ihrer Stimme kontrolliert ertönen zu lassen. „Ich will, dass du gehst“, sagte sie und spürte die Tränen, die sich zu sammeln drohten. „Ich will, dass du mich in Ruhe lässt und dass du wieder zu deinen Freunden gehst.“ Sie bemerkte nicht, wie Ino und Shikamaru beim nach Hause gehen erstarrten. „Ich will nicht, dass ihr euch streitet und ich will nichts mehr kaputt machen, denn ich mache alles kaputt.“ Sakura konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, doch als Sasuke einen Schritt – hilflos wie er sich in dieser Situation fühlte – auf sie zu machen wollte, wich sie zurück. Er stoppte. „Mir ist egal, was du willst“, sagte sie zitternd und kniff ihre Augen zusammen. „Ich will alleine sein. Denn Schulweg kenne ich.“ Dann drehte sie sich um und ließ ihn zurück, wobei ihr Shikamaru und Ino immer noch nicht auffielen. Erst als Ino hinter der Mauer hervortrat und ihr Blick Sasukes kreuzte – so leer und unglaublich verklärt – begannen ihre Glieder zu zittern. „Das hatte ich nicht gewusst, Sasuke-kun“, winselte sie betroffen und starrte ihn mit einer Mischung aus Trauer und Angst an. „Ich wusste nicht, da-“ Sie verstummte, als er sich in Bewegung setzte und an ihr vorbei schritt. Stumm. Taub. Blind. Was habe ich getan? ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Sooo... Ich musste das Kapitel zu einem Zweiteiler umfunktionieren, da es sonst ellenlang geworden wäre. Dafür kommt der zweite Teil von Vom Brechen und Bauen wahrscheinlich aber schon nächste Woche ^^ Einige der Auszüge habe ich übrigens aus meinem ganz persönlichen Schulwahnsinn übertragen. Gerade gibt es nämlich echt viel Drama in meiner Oberstufe, wirklich interessant. Also keine Sorge, so einen Mist gibt's wirklich ^^ Ach ja, an alle Ino-Fans: Keine Sorge, ich hasse Ino nicht, die bekommt schon noch ihren >guten< Auftritt ^^ Ach und noch was: Vom Brechen und Bauen hat nichts mit erbrechen zu tun. Sondern vom Brechen von Dingen oder Bedeutungen wie z.B. dem Bruch einer Freundschaft oder eines Versprechens. Nur mal so ^^ So! Im Grunde war's das schon. Ich freue mich wie immer, über konstruktive Kritik und euer Interesse an meiner FF ^^ Liebe Grüße Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)