Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 1: Grundschuljahre -------------------------- Eigentlich hatte Seto keine Lust sich weiter mit dem Jungen zu befassen, aber er war zur Höflichkeit erzogen worden. "Ich bin Seto Kaiba.", erwiderte er unterkühlt höflich, nach kurzem zögern ergriff er Joeys Hand, ließ sie aber schnell wieder los. In der Hoffnung noch etwas von dem Geschehen vorne auf dem Podium mitzubekommen, wandte er sich wieder von dem Blonden ab. "Freut mich, Seto, oder ist dir Kaiba lieber?", setzte Joey die begonnene Unterhaltung fort. Er konnte überhaupt nicht verstehen, was an der Rede dort vorne so interessant wäre. Er wollte viel lieber neue Kinder kennen lernen, und neue Freundschaften schließen. So, wie mit diesem Jungen, der gerade neben ihm stand. Ihm gefielen seine Augen, auch wenn sie ihn gerade nicht besonders freundlich anschauten. Seto seufzte, was hatte er nur verbrochen, dass dieser Junge keine Ruhe gab? Wieder richtete er den Blick seiner blauen Augen auf den Jungen neben ihm – wie hieß er noch, ach ja, Wheeler. Erst jetzt fielen ihm die braunen Augen auf, die ihn so freundlich ansahen. Die Worte seines Vaters fielen ihm wieder ein: "Denke daran, du bist in der Schule um zu lernen, nicht um irgendwelche nutzlosen Freundschaften zu schließen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?" Das hatte er, und als gehorsamer Sohn, wollte er sich auch daran halten. "Am besten du sprichst mich gar nicht an.", gab er endlich zur Antwort. Zwar sah er wieder nach vorn, doch er glaubte nicht wirklich daran, dass er da noch was mitbekam. Endlich bekam auch Frau Wheeler mit, was ihr Sohn so neben ihr trieb, und so rief sie ihn leise zur Ordnung. "Psst, Joey, du darfst doch die Rede des Herrn Direktors nicht stören. Sei ein braver Junge und schau nach vorne und störe die anderen Kinder nicht." "Aber das ist so langweilig. Ihr habt gesagt: Schule macht Spaß, doch das macht überhaupt keinen Spaß. Ich will mich lieber mit Kaiba unterhalten.", antwortete er leicht trotzig. Frau Wheeler bekam einen Schreck. Hatte er da gerade Kaiba gesagt? Doch nicht etwa DER Kaiba? Hoffentlich nicht, doch ein kleiner Blick zur Seite belehrte sie eines besseren. Es war DER Kaiba, und ihr Sohn hatte seinen Sohn gestört. Hoffentlich hatte das keine bösen Folgen für ihren Sohn. Seto ließ sich die Erleichterung, die diese Worte bei ihm hervorriefen nicht anmerken. Endlich hatte er seine Ruhe und konnte angemessen der restlichen Rede des Direktors folgen. Die Rede des Direktors näherte sich dem Ende und alle neuen Schüler wurden gebeten, nach vorne zu kommen. Joey war ganz aufgeregt, als er nach vorne ging, aber den Jungen, der sich ihm als Seto Kaiba vorgestellt hatte behielt er die ganze Zeit im Auge. Vier Lehrer nahmen sie in Empfang, und würden sie in ihre Klassen begleiteten. Als es an die Klassenaufteilung ging, drückte er ganz fest die Daumen, und wurde nicht enttäuscht: Er kam mit Seto Kaiba in eine Klasse. So begann die gemeinsame Schulzeit von Seto Kaiba und Joey Wheeler. Seto Kaiba hielt sich, gemäß den Anweisungen seines Vaters, vornehm im Hintergrund, und Joey Wheeler versuchte so viele Freundschaften wie möglich zu schließen. Dies gelang ihm auch ziemlich gut, nur bei einem nicht, bei dem biss er immer wieder auf Granit, oder sollte man besser sagen, auf Eis? Die blauen Augen, die ihn immer wieder hochmütig anschauten, hatten es ihm angetan, denn, wenn sie glaubten, dass niemand hinsah, konnte man Sehnsucht in ihnen erkennen. Sehnsucht, so wie alle anderen Kinder sein zu dürfen. Und Joey hatte diesen Blick schon einige Male aufgefangen. Joey machte die Schule Spaß, jeden Morgen freute er sich auf den Unterricht, und auch darauf Kaiba zu treffen. Aber am meisten gefiel ihm nun die Vorweihnachtszeit. Alle Kinder waren eifrig am Basteln, jeder sollte jemandem etwas basteln, der ihm besonders am Herzen lag. Die meisten Kinder bastelten etwas für ihre Mutter, doch Joey hatte sich in den Kopf gesetzt, zwei Geschenke fertig zu bekommen. Immer wieder schielte er zu dem Tisch neben ihm, an dem Seto Kaiba alleine saß, und machte sich eifrig daran, etwas für seinen Eisberg zu basteln. Er fand ein Pinguin würde gut zu ihm passen, denn sie störten sich nicht an der Kälte und konnten sie prima ertragen. Seto stöhnte. Basteln, wie er es hasste. Das war unnützes Zeug, wie sein Vater ihm immer wieder vorpredigte. Er schielte zu Wheeler, der war ja mit Feuereifer dabei. Notgedrungen fertigte er einen einfachen Stern an, nur um keine sechs zu bekommen. Mehr war da nicht drin. Und so kam der letzte Schultag vor Weihnachten und aufgeregt hielt Joey sein Päckchen für Seto in der Hand. "Hier, das hab ich für dich gemacht.", sagte Joey und überreichte ihm sein Geschenk. "Ich hoffe es gefällt dir." Joeys Herz klopfte wie wild. Würde Seto das Geschenk annehmen, oder es ablehnen und ihm ungeöffnet zurückgeben? Ungläubig sah Seto Kaiba auf das Geschenk. Wie kam Wheeler dazu ihm was zu schenken? "Was soll das? Ich habe dich nicht darum gebeten." Wenn sein Vater davon erfuhr, gab es Ärger, selbst wenn er es annehmen wollte, durfte er es nicht. Mit leichtem Bedauern im Blick, lehnte er das Geschenk ab. Joey war überrascht. Seto sah fast so aus, als hätte er sich über das Geschenk gefreut und würde es gerne behalten. Trotzdem bekam er es zurück. Joey dachte nach. Wenn Seto das Geschenk gerne haben wollte, dann sollte er es auch bekommen. Aber wie? Die ganze letzte Unterrichtsstunde war er mit seinen Gedanken nicht vorne bei der Lehrerin, sondern bei seinem Geschenk, und als es läutete, war ihm immer noch nichts eingefallen. Da fiel sein Blick auf Setos geöffnete Schultasche, und als er sah, dass Seto nichts mehr auf dem Tisch liegen hatte, ließ er seinen Bleistift auf den Boden fallen, bückte sich danach, und ließ sein Geschenk in Setos Schultasche fallen. Zum Glück blieb es nicht gleich oben drauf liegen, sondern fiel in die Tasche hinein. Seto würde es also erst zu Hause entdecken und hoffentlich auspacken. Mit klopfendem Herzen und rotem Gesicht, schnappte er sich seine Schultasche, stürmte aus der Klasse und verschwand im Klo, damit ihn Kaiba nicht noch kurz vor Schluss ansprechen konnte. Weihnachtsabend, kühl wie immer wurde er im Hause Kaiba zelebriert. Ein festliches Essen, die Jungs rausgeputzt, der übliche Gang in die Kirche, dann, kurz bevor die Bekannten seiner Eltern kamen, wurden ihnen die Geschenke in die Hand gedrückt. Wenn sie welche bekamen, das sei unnötiger Firlefanz bekam er oft zu hören. Am liebsten war er den Abend sowieso mit seinem Bruder zusammen. So wie heute, gerade wälzten sie sich lachend im Bett und kitzelten sich durch. Seto liebte diese Momente, in denen er sein durfte wie er war. Später in seinem Zimmer fiel er über seine Schultasche, die fiel schwungvoll um und ihr Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Ein Gegenstand zog seinen Blick magisch an, ein in Geschenkpapier gewickeltes Päckchen. Das Geschenk von Joey, er musste es ihm in die Tasche geschmuggelt haben. Mit dem Geschenk in der Hand setzte er sich aufs Bett und mit zittrigen Fingern öffnete er es. Ein selbst gebastelter Pinguin fiel ihm entgegen, verdutzt starrte er darauf, schließlich grinste er von einem Ohr zum anderen. Er konnte sich schon vorstellen worauf sich dieser bezog. "Danke Joey", flüsterte er. Das war das schönste Geschenk, das er je bekommen hatte, er stand auf und verwahrte es in seinem Geheimversteck. Niemand sollte es sehen. Unsicher betrat Joey nach dem Jahreswechsel wieder die Klasse, und als er Seto auf seinem Platz sitzen sah, hatte er einen Kloß im Hals. Ob er sein Geschenk entdeckt hatte? Sicher, aber wie würde Seto jetzt reagieren? Erleichtert setzte er sich auf seinen Platz, als Kaiba ihn scheinbar ungerührt ignorierte. Erst im letzten Augenblick schlich sich ein dankbares Strahlen in die blauen Augen. Mehr brauchte er nicht, um glücklich und zufrieden zu sein. Seto erging es nicht anders. Auch er wusste nicht, wie er reagieren sollte, an ihrem ersten Schultag nach den freien Tagen. So ignorierte er den Blonden erstmal, doch kurz bevor dieser sich setzte, schickte er ihm einen dankbaren Blick. So begann Joeys und Setos etwas ungewöhnliche Freundschaft, eine Freundschaft, die im Herzen stattfand und von keinem Außenstehenden bemerkt wurde. Sie sprachen nie über das Weihnachtsgeschenk, doch von nun an schenkte Joey Seto hin und wieder ein Stück Obst aus seiner Bentobox, aber immer nur, wenn gerade keiner hinsah. Es blieb ihr stilles Geheimnis. Keiner von Beiden wollte stumm neben dem anderen her leben, und so entwickelten sie schon in jungen Jahren eine Streitkultur, die sich sehen lassen konnte. Seto spielte immer wieder seinen Intellekt aus, um Joey nieder zu machen, doch der ließ sich, wie schon zur Einschulung, nicht davon beeindrucken und gab ihm immer frech Kontra. Dies traute sich keiner in der Klasse, und auch bald mischten sich die Lehrer nicht mehr ein, nachdem sie von Herrn Kaiba zur Rede gestellt worden waren. Der fand es nämlich in Ordnung, wenn sein Sohn in solch herablassender Weise über den Sohn seines Angestellten sprach. Doch auch wenn Joey gekränkt tat, so war er doch glücklich, denn Seto Kaiba schenkte keinem sonst in der Klasse seine Aufmerksamkeit. Im vierten Schuljahr schließlich wurde Joey zu Setos Haustier, einem Hund. Er gab ihm zwar den etwas unhöflichen Namen Köter, doch das störte Joey nicht. Denn Hunde waren treu und liebten ihr Herrchen, ließen es niemals im Stich – und selbst Köter liefen niemals davon, sondern kamen immer wieder zurück. Denn sie bekamen eben nicht nur Schläge oder Tritte, sondern auch Streicheleinheiten und hin und wieder etwas zu fressen. Joey war stolz auf Setos Wahl, denn er zeigte ihm damit, dass er ihn mochte und seine Gesellschaft schätzte. Nach den Winterferien, nach den Aufnahmeprüfungen für die Mittelschule, war zum Ende der vierten Klasse, eine Klassenfahrt geplant, da die Schüler anschließend auf verschiedene Schulen gehen würden. Sie sollte stattfinden, wenn sämtliche Aufnahmeprüfungen abgeschlossen waren. Gerade hatte die Klassenlehrerin das Büro Gozaburo Kaibas verlassen. Mit im Gepäck hatte sie seine Erlaubnis, das Seto mit auf die Klassenfahrt durfte. So eine Zeitverschwendung, was sollte man da schon lernen. Es sei eine Charakterbildende Maßnahme hatte sie gesagt, gut, ein bisschen Charakter schadete seinem Sohn bestimmt nicht. Außerdem erweiterte es das Wissen der Kinder in punkto Allgemeinbildung. Sie zählte ihm das ganze Programm auf, das sie beabsichtigte durchzuführen. Aber ihr letztes Argument war ausschlaggebend. "Alle Kinder nehmen an der Fahrt teil. Bedauerlich, wenn gerade Seto nicht mitdürfte. Man könnte sonst auf den Gedanken kommen, dass sie sich diese Klassenfahrt nicht leisten können." Er und sich die Fahrt nicht leisten können – ha, soweit kam es noch. Ehe er sich versah, hatte er die Einverständniserklärung unterschrieben. Zum Glück sah er nicht den triumphierenden Blick der Lehrerin, die zügig das Büro verließ. Nachdem die Klassenlehrerin nun auch endlich die Einverständniserklärung Gozaburo Kaibas hatte, konnte sie mit den Kindern die Klassenfahrt besprechen. Alle redeten aufgeregt durcheinander, nur zwei Kinder saßen still auf ihren Plätzen. Bei dem einen war das ja nicht weiter verwunderlich, doch zu dem zweiten schien die Sprachlosigkeit nicht zu gehören. "Was ist los, Joey Wheeler?", erkundigte sie sich auch sogleich. Joey fühlte sich seltsam, als die Sprache auf die Klassenfahrt kam. Eine Klassenfahrt war ja toll, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass Seto auch mitkommen würde. Sein Vater hielt nicht viel von solchen Dingen. Ihm klingelten jetzt immer noch die Ohren, wenn er daran dachte, als er es einmal gewagt hatte, Seto zum spielen einzuladen. "Kommen alle Kinder mit auf die Klassenfahrt?", wollte er dann auch gleich wissen. Ihm entging nicht, dass Seto ebenso gespannt auf die Antwort wartete. Seto spitzte die Ohren, er hatte seinen Eltern den Elternbrief über die Klassenfahrt gegeben. Sein Vater hatte nur gemeint: "So eine Zeitverschwendung, kommt gar nicht in Frage!" Das hatte ihn tief enttäuscht. So glaubte er nicht wirklich, dass er mit durfte. Schade, ein paar Tage unbeschwert mit seinem Köter, das wäre schön. Aber es sollte wohl nicht sein. Als Seto dann die Worte der Lehrerin hörte, konnte er es nicht glauben. "Es kommen alle Kinder mit." Sein Herz machte einen Hüpfer, freudig huschte sein Blick zu Joey rüber. Ob er sich auch freute? Jetzt konnte sich auch Joey freuen, denn wenn Seto mitkam, dann machte ihm die Fahrt auch Spaß. Schnell blickte er zu Seto und das kurze strahlende Aufleuchten seiner Augen machte ihn glücklich. Sie würden ein paar Tage zusammen verreisen, und Seto würde nicht ausgeschlossen sein. Sein Herz schlug vor Freude gleich viel schneller. Und damit es jetzt nicht mehr weiter auffiel, stimmte er in das fröhliche Geschnatter der anderen mit ein, gleich doppelt so aufgeregt, musste er doch den Teil Setos für ihn mit übernehmen. Endlich war der große Tag gekommen. Die Eltern standen mit ihren Kindern und ihrem Gepäck vor der Schule und warteten auf den Bus, der die Klasse in die Herberge brachte. Gozaburo Kaiba stand missmutig daneben und betrachtete sich das ganze Getümmel mit schlechter Laune. Er wollte seinen Sohn mit seiner Privatlimousine nach bringen, doch die Klassenlehrerin hatte das nicht geduldet, und diesmal stand auch der Schuldirektor auf ihrer Seite. Die Lehrerin stand lächelnd neben den aufgeregten Kindern und sammelte von ihren Eltern die Versicherungsunterlagen ein. Als dies erledigt war, war auch die Zeit des Abschieds gekommen und die Klassenlehrerin forderte die Eltern auf, sich von ihren Kindern zu verabschieden, damit diese ihre Sitzplätze im Bus einnehmen konnten. Seto fühlte sich gut – weg von zu Hause zu sein, war wie eine Befreiung für ihn. Und mit Joey den ganzen Tag zusammen sein, was konnte es schöneres geben. Sie hatten sogar ein gemeinsames Zimmer. Rund um die Herberge standen Schneemänner, die Klasse war sehr fleißig in dieser Hinsicht gewesen. Sein Blick ruhte auf dem blonden Jungen, der ihm eifrig erklärte, was bei dem Bau eines Schneemannes zu beachten wäre. Als er wenig später ihr Werk begutachtete, musste er grinsen, das war schon ein recht mickriges Exemplar, das sie da fabriziert hatten, aber fürs erste Mal nicht schlecht. Plötzlich kam etwas angeflogen, traf ihn auf der Brust. Unwillkürlich sah er dahin, da wurde er schon wieder getroffen. Er hörte Joey lachen, endlich begriff er, dass sein Freund ihn mit Schneebällen bewarf. Das ging ja mal gar nicht, flugs bückte er sich und formte ebenfalls ein paar Bälle, so ungeübt war er darin nun auch wieder nicht. Mit Mokuba hatte er sich auch schon eine Schneeballschlacht geliefert. Joey war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Die Busfahrt hierher war schon richtig toll gewesen. Sie hatten nebeneinander im Bus gesessen, denn niemand anderes sonst wollte neben Seto Kaiba sitzen. Und das war Joey nur recht gewesen, wenn auch ihre Klassenlehrerin erst skeptisch war. Und jetzt waren sie hier im Schnee und machten eine Schneeballschlacht. Es war lustig Seto im Schnee zu zusehen, der Schneemann war zwar nicht so gut wie die anderen, aber Setos gerötete Wangen ließen ihn zum schönsten aller Schneemänner werden. Joey genoss die Zeit mit Seto, und freute sich darüber, dass er genauso ein Junge war, wie er selbst, oder die anderen Klassenkameraden. Nachts, wenn sie in ihrem Zimmer lagen, konnte er vor Freude oft nicht gleich einschlafen, und schaute Seto beim Schlafen zu. Das rächte sich, in dem er morgens nicht aus den Federn kam, und Seto ihn immer wieder wecken musste. Die Sache mit dem Wecker und der Uhr kam wieder ins Gespräch und Beide mussten dabei grinsen. Mit großem Bedauern dachte Seto daran, das diese Zeit bald vorüber war. Es war mit Abstand die schönste Zeit in seinem jungen Leben, wenn er sie doch nur festhalten könnte. "Ist es nicht schade, das wir die Zeit nicht anhalten können?", fragte er Joey am letzten Abend der Klassenfahrt. Seto setzte sich auf einmal im Bett auf. "Joey ich bin froh, das du mein Freund bist." Joey lag schon im Bett und konnte Seto nur Recht geben. "Ja, das wäre schön", seufzte er. Die Tage hier waren wirklich schön gewesen und er war traurig, wenn er daran dachte, dass es morgen wieder zurück nach Hause ging. Joey setzte sich bei diesen Worten wieder auf und blickte nachdenklich zu Seto. Langsam stand er auf und ging zu Setos Bett. "Darf ich mich ein wenig zu dir setzen?", bat er schüchtern. Als Antwort machte Seto Platz und hob die Decke an. Joey schlüpfte unter die Decke und fühlte sich mit einem Mal seltsam befangen. So nah war er Seto noch nie gewesen, sie hatten sich noch nicht einmal umarmt, wie es sonst zwischen Kindern hin und wieder vorkam. "Ich bin auch froh, dass ich dein Freund sein darf." sagte er leise und schaute dabei Seto an. Dann senkte er seinen Blick und flüsterte kaum hörbar: "Ich hab dich furchtbar lieb, Seto Kaiba!" Nach diesen Worten, fuhren Setos Gefühle Achterbahn. Sein Bruder sagte ihm das auch immer, aber es war eben sein kleiner Bruder der das sagte. Mit großen Augen sah er Joey an, schluckte, und mit einem Mal wusste er, das er seinen Freund auch sehr lieb hatte. Nur so sagen konnte er das nicht, stattdessen handelte er das erste Mal, seit er denken konnte, impulsiv. Mit klopfendem Herzen umarmte er Joey. "Ich habe dich auch sehr gern.", flüsterte er scheu. Joeys Herz schlug bis zum Hals, als Seto ihn umarmte. Das fühlte sich unerwartet gut an und er erwiderte die Umarmung. Joey war glücklich, weil dieser Schritt von Seto ausging. Er hätte es sich niemals getraut, Seto zu umarmen, umso mehr genoss er jetzt die Berührung von dem Älteren. Warum hatten sie das nicht schon vorher gemacht? Joey mochte gar nicht daran denken, wie es wohl wäre, Seto nicht mehr zu sehen. Der kleine Abschied fand morgen schon statt, aber er fürchtete den viel Größeren. Die Chancen mit Seto auf die gleiche Mittelschule zu kommen waren nicht besonders hoch. Setos Vater hatte viel Geld, ja er war sogar der Chef von seinem eigenen Vater. "Versprich mir, dass wir immer Freunde bleiben" flüsterte er bittend in Setos Ohr. "Freunde auf immer und ewig, nichts kann uns trennen, das schwöre ich dir." Bei diesen Worten drückte Seto Joey noch fester an sich und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, zur Bekräftigung seines Schwures. Doch Joey drehte seinen Kopf und sein Kuss landete direkt auf dessen Mund. Seto erstarrte förmlich und traute sich nicht sich zu rühren. Joey drehte seinen Kopf und wollte ja eigentlich nur die Bestätigung in Setos Gesicht sehen, als er plötzlich Setos Lippen auf seinem Mund spürte. Überrascht hielt er still, doch er wollte diesen Kuss nicht unterbrechen. Dafür war er viel zu schön, sein erster Kuss – sein erster Kuss von Seto Kaiba. Auf der Rückfahrt saßen sie wieder nebeneinander im Bus und blickten sich nur ab und zu verstohlen an, und hin und wieder fand eine Hand den Weg zum Anderen und drückte sie kurz. Sie mussten sich versichern, den Anderen noch bei sich zu haben, aber reden konnten sie nicht. Die Klassenlehrerin war mit der Entwicklung der Beiden zufrieden. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob es gut wäre, die beiden größten Streithähne der Klasse gemeinsam in ein Zimmer zu stecken, aber ihre Entscheidung war richtig gewesen, wie es schien. Sie saßen sogar nebeneinander im Bus, und kamen wunderbar mit einander aus. Seto Kaiba sollte viel häufiger Umgang mit anderen Kindern haben, fand sie, das würde ihm sehr gut bekommen. Zurück in Domino angekommen, suchte sie auch gleich das Gespräch mit Setos Vater. „Herr Kaiba, gut dass ich sie treffe.“, sagte sie voller Elan. „Die Klassenfahrt hat ihrem Sohn richtig gut getan. Er ist aus sich herausgekommen, und hat sich prächtig mir dem kleinen Wheeler verstanden. Sie sollten diese Freundschaft unterstützen und ihren Sohn viel öfter mit anderen Kindern zusammen sein lassen.“ "Mein Sohn braucht keine Freunde, die machen ihn nur schwach. Das erlaube ich nicht, sollte mir zu Ohren kommen, das sie diese 'Freundschaft' unterstützen, lernen sie mich richtig kennen.", sagte Gozaburo Kaiba kalt zu ihr. "Mischen sie sich ja nicht ein.", bekräftigte er nachdrücklich. Er ließ die verblüffte Frau stehen und stieg mit seinem Sohn ins Auto. Dabei fiel ihm dessen sehnsüchtiger Blick Richtung Wheeler auf. Das missfiel ihm aufs äußerste, eine 'Freundschaft' und dann noch mit dem Sohn eines Angestellten, das ging gar nicht. Sobald er im Büro war ließ er sich dessen Akte kommen – bald schon wusste er, was er zu tun hatte. Die beiden Jungen bekamen von dem ganzen Gespräch nichts mit, denn sie mussten, wie die anderen Kinder, nun ihr Gepäck suchen, dass der Busfahrer bereits am ausladen war. Hinter dem Bus, weit weg von Setos Vater, gaben sie sich noch einmal die Hand, schauten sich kurz in die Augen und verabschiedeten sich für das Wochenende. Eine Woche später, war der letzte Schultag für dieses Schuljahr gekommen. Die Schüler der vierten Klassen waren alle in der Aula versammelt und hinter ihnen saßen ihre Eltern. Wieder hielt der Direktor eine Rede, wieder befanden sich Seto und Joey nebeneinander, nur dass sie diesmal saßen und nicht standen. Doch auch Seto konnte sich nicht so recht auf die Rede des Direktors konzentrieren, denn er wusste immer noch nicht, auf welche Schule er ab Montag gehen würde. Sein Vater hatte ihm leider noch nichts gesagt und von seiner Mutter konnte er solche Dinge auch nicht erfahren, da sie ebenfalls keine Ahnung hatte. Diesmal hielten sie Händchen, und es war Seto auch egal, ob es einer der anderen Schüler sah. Sein Vater konnte es nicht sehen, das war alles was zählte, denn er saß weiter hinten. Es war ihr letzter gemeinsamer Schultag, und sie waren beide traurig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)