We are Gorillaz! von kleines-sama (2-Ds Geschichte) ================================================================================ Kapitel 16: Schockzustand ------------------------- Kapitel 16 Schockzustand Stu-Pot wusste weder was er mit seinen Händen, die die ganze Zeit fahrig zuckten und sich von einer Stelle zur anderen bewegten noch mit seinem Blick, der ängstlich immer wieder vom flauschigen, dicken Teppich auf dem Boden zu Murdoc rechts neben ihm und zurück wanderte, tun sollte. Sein Herz schlug so laut und schnell wie das einer kleinen Maus, die unbeabsichtigt in eine tückisch aufgestellte Falle geraten war. War dies hier nun das Ende? Stu-Pot hatte mit grausamer, tagelanger Folter gerechnet ebenso wie mit einem simplen Kopfschuss, doch er hätte niemals mehr in seinem Leben erwartet, dass er einmal eingeklemmt zwischen Alexander Grey und Murdoc Niccals auf einer Couch sitzen und stillschweigend auf seinen Tod, der unmittelbar folgen musste, würde warten müssen. Darauf war er überhaupt nicht vorbereitet gewesen, nicht im Mindesten, und jetzt wusste er auch nicht so recht, wie er auf diese Situation reagieren sollte. Wie hatte man sich zu fühlen, wenn man wusste, dass es gleich endgültig vorbei war? Da war Angst. Schwere, erdrückende, fürchterliche Angst, die sich in seinem Brustkorb ausgebreitet hatte wie eine unheilbare Krankheit. Er würde sterben. Hier, auf dieser teuren Couch, auf die er sich -dumm und gutgläubig wie er war- niedergelassen hatte. Hier, Murdoc zu seiner Rechten und Alexander zu seiner Linken. Und so oft er es bisher auch geschafft hatte - er würde nicht entkommen können! Stu-Pot konnte hören wie Murdoc leise die Nase hochzog. Wieso hatte er ihn eigentlich nie gefragt, wieso seine Nase so seltsam krumm und schief war? Mit einer kleinen Bewegung strich Stu-Pot sich eine blaue Haarsträhne aus dem Gesicht, nur um dabei zuzusehen, wie sie einen kleinen Augenblick später wieder auf ihren ursprünglichen Platz rutschte. Wenn man es genau nahm, dann hatte er unheimlich viele Dinge niemals getan. Und würde sie auch niemals tun. Zum Beispiel würde er niemals ein Konzert gemeinsam mit Murdoc, Russel und Noodle geben, er würde in seinem Leben keinen einfachen Schulabschluss schaffen oder einmal Achterbahn fahren, obwohl dies alles sehnsüchtige Herzenswünsche von ihm waren. Er hatte sein Leben vertan. Stu-Pot versuchte zu schlucken, spürte jedoch den größten und schmerzhaftesten Kloß in seinem Hals, den man sich vorstellen konnte, und behielt die Spucke darum fest im Mund. Er brauchte einige Augenblicke, um festzustellen, dass sie sich nicht so wässrig anfühlte wie Spucke es für gewöhnlich tat, sondern um einiges dickflüssiger war. Schleim? Oder Blut? Alexander bewegte sich nicht einen Millimeter. Er saß ganz still da auf der Couch mit einem starr nach vorne gerichteten Blick und Fingern, die ungesund verkrampft seine Bierflasche umfasst hielten, sodass es aussah, als würde er sie jede Sekunde zerquetschen. Seine Haut wirkte bleicher als Stu-Pot sie in Erinnerung hatte; er musste sich nicht anstrengen, um einige blau durchscheinende Äderchen zu finden, die in rasender Geschwindigkeit Blut durch Alexanders Körper pumpten. Sein Adamsapfel hüpfte aufgeregt hoch und runter. Alexander brauchte nicht lange, um zu bemerken, dass er von Stu-Pot gemustert wurde, wie eine giftige Schlange gemustert wurde, die man soeben im Gras entdeckt hatte. Es war ein Blick gefüllt mit Angst, Misstrauen … und Hass. Stu-Pot beobachtete jede noch so kleine Bewegung, die sein Feind vollführte, in der Erwartung, er würde gleich die vernichtende Waffe aus dem Ärmel ziehen und sie auf ihn richten. Wieso ließ Alexander ihn warten? Die Angst war unerträglich. Den Schleim oder das Blut -was auch immer sich dort in seinem Mund befand- durchkauend blickte Stu-Pot in die Augen Alexanders. Sie waren blau und kristallklar wie Eis. Und ehe Stu-Pot die Möglichkeit hatte, sich auch nur noch einmal zu rühren, konnte er sehen wie sich Alexanders Pupillen plötzlich zu schmalen Schlitzen zusammenzogen. Ein Entschluss war gefasst worden. Ein Gefühl, das fast schon Erleichterung glich, durchströmte Stu-Pot. Nun endlich würde es Alexander hinter sch bringen, da war er sich hundertprozentig sicher! Es war kaum ein Moment verstrichen, da begann Alexander tatsächlich sich ein- oder zweimal laut zu räuspern und den Körper in Richtung Stu-Pot zu wenden, damit er ihm vernünftig in die rabenschwarzen Augen, für die er selbst verantwortlich war, sehen konnte. Ein kalter Schauer ließ die kleinen Härchen an Stu-Pots Armen zu Berge stehen. Jetzt würde er sterben. Genau jetzt! Und niemand würde etwas dagegen unternehmen können. Niemand. Nicht einmal Murdoc, der noch immer seelenruhig und stillschweigend neben ihm saß und das ganze Geschehen interessiert beobachtete, als sei es das neuste Bild eines berühmten Künstlers. Stu-Pot holte noch ein letztes Mal tief Luft. Zu spät erinnerte er sich daran, dass er noch immer Flüssigkeit im Mund gehabt hatte, die sich nun mit einem prustenden Geräusch über sein Kinn und den Kragen des schwarzen T-Shirts, das Murdoc ihm ausgeliehen hatte, lief. Es war größtenteils Blut, das hatte er ja bereits vermutet, doch er entdeckte auch einige gelblich-grüne Stellen, die höchstwahrscheinlich aus Schleim bestanden. Er musste schrecklich husten und spuckte noch ein wenig mehr Blut und Spucke aus, als Alexander die Worte loswurde, die ihm seit fast zwei Jahren auf der Seele lagen und die er sich genau für diesen Augenblick zurecht gelegt hatte: "Es tut mir leid, Stu. Alles, was ich dir angetan habe. Ich war ein echter Idiot." Ein Moment verstrich. Noch einer. Und dann nochmals einer. Stu-Pots Kopf war wie leergefegt; sein Verstand ließ keinen einzigen Gedanken zu, bloß einen oder zwei kleine Sinneseindrücke. Seine Mundhöhle fühlte sich trocken und staubig an. Und die untere Hälfte seines Gesichts feucht und eklig. Dutzende weitere Momente waren längst verstrichen, als Stu-Pot feststellte, dass sein Kopf unangenehm schmerzte und sich Übelkeit den Weg seinen Hals hoch suchte. Anscheinend hatte seine Migräne mal wieder eingesetzt, und -wie nicht anders zu erwarten- im denkbar ungünstigsten Moment. Dies war doch ein ungünstiger Moment für Migräne, oder? Wieder benötigte er einige Momente, um eine vage Vermutung aufzustellen. War er vielleicht tot? Hm. Das Jenseits hatte er sich aber irgendwie anders vorgestellt. Hier -falls es sich denn nun tatsächlich um das Jenseits handelte- gab es keinen Tunnel mit einem blendend weißen Licht an dessen Ende, er sah sein Leben nicht wie einen Film an sich vorbeiziehen und von Gott bemerkte er auch keine Spur. Ob er in der Hölle war? "Stu-Pot?" War das nicht die Stimme von Murdoc? "Stu-Pot?! Hey, Alter, was is' los mit dir?" Ja, jetzt war er sich hundertprozentig sicher; so konnte niemand anderer als Murdoc sprechen. Aber wieso war er denn auch hier in der Hölle? Eine klamme Kälte befiel Stu-Pots Herz und einen tausendstel Moment später schlich sich der abscheulichste Gedanke, den Stu-Pot jemals gedacht hatte, in seinem noch immer schmerzenden Kopf: Alexander hatte doch nicht etwa Murdoc gleich mit aus dem Weg geräumt, oder? Das war nicht fair! Murdoc hatte doch nichts verbrochen, so wie er. "Stu-Pot? Oh, scheiße, scheiße, scheiße!" Eine starke Hand packte ihn fest an die Schulter und begann diese heftig zu schütteln. Was war denn jetzt los? Stu-Pot kam sich vor wie ein Kleidungsstück in der Waschmaschine, das von der einen Seite zur anderen geschleudert wurde, immer wieder. Gehörte das zu der Bestrafung, die er in der Hölle zu erdulden hatte? Musste wohl so sein; eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein. "Ach, verdammter Mist!" "Können wir denn gar nichts für ihn tun?" Eine weitere Stimme hatte sich eingemischt. Er kannte diese Stimme. Und er hasste sie in diesem Augenblick mehr als alles andere auf dieser Welt! Alexander! Aber warum war er -genau wie Murdoc- hier? Waren etwa sie alle drei tot? Es dauerte erneut einige Momente, in denen unablässig auf ihn eingebrüllt und er gnadenlos durchgeschüttelt wurde, bis Stu-Pot eine weitere Idee kam. Eine Bombe. Alexander hatte eine Zeitbombe in seinem Appartement versteckt gehabt. Darum hatte er wohl auch so nervös ausgesehen: Er hatte die ganze Zeit über darauf gewartet, dass die Bombe in die Luft ging! Und bei der Explosion waren also er, Murdoc und Alexander und höchstwahrscheinlich auch noch einige unschuldige Partygäste ums Leben gekommen. Ja, das ergab soweit Sinn. Doch wieso konnte er sich an keine Explosion erinnern? So sehr er sich auch anstrengte und sein Gehirn auch durchforstete, er konnte kein grelles Licht, keinen lauten Knall finden. Gar nichts. Erinnerte man sich als Toter nicht an seinen eigenen Tod? Das Schreien und Schütteln war eingestellt worden. Nun konnte er Murdoc und Alexander wieder sprechen hören, doch sie taten dies so leise, dass er nur winzige Gesprächsfetzen erhaschen konnte. Worüber unterhielten sich die beiden? Stu-Pot kniff eisern die Zähne zusammen und forderte alles von seinen Sinnesorganen. Es dauerte etwa drei oder vier Momente, dann konnte er endlich die Worte, die zwischen seinem ärgsten Feind und seinem größten Idol gewechselt wurden, verstehen. "Das is' jetz' schon das zweite Mal jetzt, dass so etwas passiert." "Vielleicht ist es eine Art Schwächeanfall oder Ähnliches. Er hat doch schließlich Migräne! Soll ich einen Arzt kommen lassen?" "Wird nich' viel bringen. Ich glaub' nämlich nich', dass es was Medizinisches is'." "Und was soll es dann sein?" Stille. Stu-Pot zählte genau sieben Momente. Dann sprach Murdoc weiter, und seine Stimme klang plötzlich ganz anders, als er sie in Erinnerung hatte. "Ich schätz' mal, er is' einfach nur … Wie soll ich sagen? Er steht unter Schock. Er is' einfach hinüber." "Das ist meine Schuld." "Ja, is' es. Aber wenn du jetz' deswegen rumheulst, hilft ihm das kein bisschen, Alex. Wir können wohl nur abwarten und Bier trinken." "Wie kannst du solche Witze darüber reißen, Muds?! Was ist, wenn er stirbt?" Wenn er starb? Diese Aussage verwirrte Stu-Pot umso mehr, je länger er versuchte über sie nachzudenken. Er war doch schon tot! Er war in der Hölle und er würde hier auch bis in alle Ewigkeit bleiben und die schlimmsten Qualen erdulden müssen. Oder etwa nicht? Murdoc seufzte theatralisch auf und man konnte hören, wie die Couch unter seinem Gewicht knarrte, als er sich weit zurücklehnte. "Alex. Hör mir ma' gut zu: Ich hab' nich' die geringste Ahnung, was da irgendwann ma' zwischen Stu-Pot und dir gelaufen is', aber ich kann dir schwören, dass der Junge nich' mehr der kleine Schwächling is', den du vielleicht kennen gelernt hast. Ich geb's nur verdammt ungern zu, aber Stu-Pot is' zäh wie altes Leder. Der kommt schon wieder auf die dürren Beinchen, da bin ich mir ganz sicher!" Zäh wie altes Leder. Die Redewendung hallte in Stu-Pots Kopf wieder wie ein nie enden wollendes Echo. Zäh wie altes Leder. Zäh wie altes Leder. Das klang gut. Das klang sogar unglaublich gut! Vor allem, weil Murdoc es gesagt hatte. Er fand also, dass er kein kleiner Schwächling mehr war, ja? Ein euphorisches Gefühl durchströmte Stu-Pots Körper und überschwemmte ihn wie eine stürmische Welle. Stu-Pot konnte ein Lachen nicht länger zurückhalten, und er war der Meinung, es wäre das herzhafteste und freiste Lachen, das er jemals in seinem ganzen Leben von sich gegeben hatte. Zäh wie altes Leder. Zäh wie altes Leder! "Hey, ich glaube, er kommt wieder zu sich!" "Was hab' ich gesagt? Den Jungen wirft so leicht schon nix aus der Bahn. Was and'res würd' ich in meine Band ja auch nich' aufnehmen." Stu-Pot spuckte ein paar eklige Reste geronnen Blutes, die sich noch in seiner Mundhöhle befunden hatte, aus und zwang sich dazu nicht angewidert die Nase zu rümpfen, wie er es bei anderer Gelegenheit getan hätte. Er war doch kein Loser mehr, der sich vor ein paar Tröpfchen Blut ekelte! Ganz im Gegenteil. Stu-Pot richtete sich auf, setzte den selbstsichersten Blick, den er in seinem Sortiment finden konnte, auf und schaute ruhig und gelassen einmal nach links und einmal nach rechts. Ein Moment verstrich. Alexander und Murdoc. So, das heiß ersehnte Kapitel 16 ist da. Ich habe mir wirklich mehr als tausendmal den Kopf darüber zerbrochen, wie ich diesen wichtigen Wendepunkt möglichst gut darstellen könnte, und am Ende ist dann trotzdem nur das hier dabei herausgekommen. (Und das, wo diese Szene schon seit Beginn der Fanfic geplant war. Ja, ich weiß, ich bin eine schlechte Autorin...) Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen fände ich's super, würdet ihr mir ein bisschen Feedback geben. Was haltet ihr von meiner Idee? Vielen Dank an alle meine Kommi-Schreiber übrigens noch einmal! Ich danke euch vielmals dafür, dass ihr euch die Zeit nehmt und meine Geschichte lest! =) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)