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Ich bin doch nur der Neue...

Takuya x Kanon (hauptsächlich)
von

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Erste Proben

Erste Proben
 

Da stand er nun. Vor einer verschlossenen Tür, die Gitarre auf dem Rücken. Er hatte die Jungs doch schon kennen gelernt, wieso traute er sich jetzt also nicht hinein? Gedämpfte Stimmen drangen durch die Tür zu ihm durch. Wie viele es waren, konnte der Gitarrist allerdings nicht ausmachen. Auf jeden Fall mehr als zwei. Was, wenn er der Letzte war und alle nur noch auf ihn warteten?

Mit einem Seufzen wollte er gerade die Tür öffnen, als er hinter sich ein lautes Klirren vernahm. Erschrocken drehte er sich um und sah direkt in ein ihm wohl bekanntes Gesicht. „K-Kanon!“ Sofort danach fiel ihm auf, dass jener Kanon soeben den Inhalt einiger Becher, welche nun umgefallen auf einem Tablett in seinen Händen lagen, auf dem Boden verteilt hatte.

„Hi, Takuya!“, meinte der Bassist, nachdem er mit erhobener Augenbraue den See auf dem Boden begutachtet hatte. „Ähm… Kann ich dir irgendwie helfen?“ Der Gitarrist deutete auf den Tee, worauf Kanon dankbar nickte. „Kannst du das zu den anderen reinbringen? Ich wisch derweil mal die Sauerei hier auf.“ Takuya nahm dem Schwarzhaarigen das Tablett ab, sodass dieser schnell die Tür in den Proberaum öffnen konnte und kurz darauf mit den zwei der umgefallenen Bechern in die andere Richtung verschwand, in der wohl die Küche lag.

Takuya atmete tief durch, ehe er mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen in den Raum trat. Sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet. Teruki saß an einem Tisch über ein paar Blätter Papier gebeugt, von denen er nun aufsah und den Neuankömmling musterte. Miku saß auf der anderen Seite des Raumes auf einem hellen Sofa, neben ihm Yuuki. Die seltsame Frisur passte zwar überhaupt nicht in das Bild von An Cafe, doch die Band musste schon ihre Gründe haben, Yuuki aufzunehmen. Bis eben schienen die beiden in ein Gespräch verwickelt zu sein, jetzt jedoch blickten sie ihn nur stumm an.

Bedrückte Stille herrschte im Raum bis Miku ganz plötzlich aufsprang und zu dem neuen Gitarristen hinüber lief. „Endlich!“ Takuya wollte sich gerade schon entschuldigen, dass er so spät gekommen war, als er merkte, dass der Sänger eigentlich eher den Tee, als die Tatsache, dass der Gitarrist der Letzte war, gemeint hatte.

Grinsend nahm er einen der Becher vom Tablett, das Takuya noch immer in der Hand hielt und nickte Teruki und Yuuki zu. „So, Leute. Lasst uns trinken und dann fangen wir an.“ Anschließend wandte er sich wieder um und musterte seinen Gegenüber kurz. „Guten Morgen, Takuya!“ Seine gute Laune schien auch die anderen anzustecken, welche nun ähnlich gut gelaunt zu dem Tablett hinübergingen, den Gitarristen begrüßten, der wie versteinert in der Tür stand, und sich ebenfalls einen Becher nahmen. Zuletzt stand der Gitarrist nur noch mit dem leeren Tablett in der Hand da.

„War Kanon zu faul zum Tee machen und hat dich geschickt oder wo ist er hin?“ Teruki blickte Takuya über die Schulter und sah ihn dann fragend an. „Ah… Nein. Er hat…“ Doch noch bevor er eine Erklärung abgeben konnte, wurde er unterbrochen. „Ich bin ja schon da!“ Mit einem genervten Gesichtsausdruck betrat der Schwarzhaarige den Raum und nahm Takuya das Tablett aus der Hand, um ihn in eben diese einen Becher mit Tee zu drücken. Das Tablett legte er auf den Tisch, an dem zuvor Teruki gearbeitet hatte. „Dann also auf gute Zusammenarbeit!“, flötete Miku fröhlich und hob seinen Becher, um mit den anderen anzustoßen.

Schließlich kamen sie aber zum eigentlichen Teil des Treffens: Der Probe. Es war die erste Probe in der neuen Besetzung, was Takuya ziemlich nervös machte. Seine Hände zitterten leicht, als er die Gitarre anschloss und stimmte. Was war heute nur los mit ihm? Er hatte doch schon vor An Cafe vorgespielt und damals hatte sie sich für ihn entschieden. Das hier konnte nicht viel schlimmer werden. Außerdem hatte er sich schon die ganze Woche auf gerade diesen Termin gefreut.

Er sah von seiner Gitarre auf, als zwei paar Schuhe in sein Blickfeld traten. „Wieso bist du so aufgeregt?“ Kanon lächelte ihn irgendwie besorgt an. „Wir sind hier unter uns. Da sieht dir niemand so genau auf die Finger. Und selbst wenn du Fehler machst… Wir haben dich schon spielen hören und damals warst du großartig!“ Takuyas Wangen färbten sich unter diesem Kompliment leicht rosa, sodass er zurück auf die Gitarre blickte. Der Bassist zuckte kurz mit den Schultern. „Außerdem können wir dich jetzt sowieso nicht mehr rauswerfen.“ Der Jüngere nickte kurz unsicher, nahm sich jedoch vor, jetzt erst recht sein Bestes zu geben. An Cafe hatte ihn aufgenommen! Also musste er nun zeigen, was er draufhatte.

„Können wir dann?“ Miku schien ungeduldig zu werden, also ging Kanon zurück zu seinem Bass und hängte ihn sich um. Damit begann die Probe. Anfangs war Takuya ziemlich angespannt und versuchte einfach nur die richtigen Töne zu spielen, darum klang alles ziemlich steif, doch mit der Zeit wurde er lockerer, als er die anderen dabei beobachtete, wie diese völlig in der Musik aufgingen.

Alles lief gut, bis sich plötzlich die Tür auftat. In dem Moment, in dem Takuya erkannte, wer sich da Zutritt zum Proberaum verschafft hatte, erstarrte er. Dort stand der Ex-Gitarrist der Band und grinste zu ihnen hinüber. Was suchte der denn hier? War er nicht ausgestiegen? Wieso kam er dennoch zu den Proben?

„Hey, was ist mit der Gitarre passiert?“, riss ihn plötzlich Mikus Stimme aus seinen Gedanken. Nun, wie schon gesagt, er war erstarrt und somit auch die Klänge der Gitarre. Auch die übrigen Instrumente verstummten. Hatten die anderen Bou denn gar nicht bemerkt? „Ah… Tut mir Leid.“ Mit erhobener Augenbraue musterte Miku Takuya und seufzte dann. „Lasst uns das Lied zu Ende bringen und dann für heute Schluss machen, ja?“

Sie brachten es schließlich mehr schlecht als recht zu Ende, da der Gitarrist mit seinen Gedanken irgendwie völlig abwesend war und immer wieder zu dem blonden Ex-Gitarristen hinüberblickte. Miku ging zu Bou hinüber und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Teruki und Kanon begrüßten ihn ebenfalls, jedoch nur mit einem Handschlag. Nur Yuuki und er blieben bei den Instrumenten stehen und beobachteten die Bandmitglieder. Es schien, als wäre es völlig normal, dass der Blonden einfach so bei den Proben erschien, obwohl er da eigentlich gar nichts mehr zu suchen hatte.

„Bou ist hier, um dir ein paar Sachen zu zeigen, Takuya. Ein paar Tipps und so…“, erklärte Teruki und winkte die beiden Neueinsteiger zu sich hinüber. Bou hatte noch immer ein fröhliches Grinsen auf dem Gesicht, welches Takuya aber nicht richtig erwidern konnte. Irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen. Eigentlich hatte er kein Recht dazu, den Ex-Gitarristen zu verurteilen, doch er empfand auch keine allzu große Sympathie für ihn. Fast hätten Miku, Teruki und Kanon beschlossen, An Cafe aufzulösen und daran wäre allein Bou Schuld gewesen. Und jetzt tauchte er einfach hier auf, als wäre nichts geschehen?

„Also, Leute, ich geh dann heim.“ Was? Miku verabschiedete sich schon? Obwohl sein Freund gerade erst gekommen war? „Wir telefonieren, ja?“, meinte er jedoch noch kurz an Bou gewandt, bevor er seine Sachen zusammensuchte und den Proberaum, gefolgt von Yuuki, verlies. Teruki ging zurück zu dem Tisch, an dem er auch schon gesessen hatte, als Takuya angekommen war, und notierte einige Dinge. „Gut, dann… gehe ich auch nach hause.“ Kanon brachte noch die benutzen Becher in die Küche, welche sich wohl wirklich am anderen Ende des Ganges befand, und verschwand dann auch.

Bou zog Takuya auf das Sofa und begann damit, ihm einige Sachen aus seiner An Cafe-Zeit zu erzählen. Der Jüngere aber konnte sich nicht richtig konzentrieren. Nur am Rande bekam er mit, dass der Blonde über ein paar live-Auftritte sprach. Vielleicht hätte er lieber zuhören sollen, doch mit jedem Wort steigerte er sich in seine Wut auf Bou hinein. Wenn ihm seine Zeit als Mitglied von An Cafe so gefallen hatte, warum war er dann nicht geblieben? Es war so unbegreiflich für Takuya.
 


 


 

„Sag mal, Teruki…“ Vier Wochen waren seit der ersten Probe vergangen. Vier Wochen, in denen Takuya einige Zeit zum Nachdenken gehabt hatte. „Hm?“ Drummer und Gitarrist saßen auf dem Sofa im Proberaum und warteten auf das Eintreffen der anderen Mitglieder, um endlich mit der Probe beginnen zu können. „Warum hat Bou die Band eigentlich verlassen?“ Teruki blickte von seiner Zeitschrift auf und warf dem Gitarristen einen undefinierbaren Blick zu. Hatte er denn nicht das Recht, den Grund zu erfahren, warum er nun in einer so bekannten Band spielen durfte?

„Persönliche Gründe. Musik war wahrscheinlich nicht das, was er ein Leben lang machen wollte.“ Takuya nickte kurz. Das hätte sich Bou aber auch früher überlegen können. Schließlich hatte er damit die Band fast auseinander gerissen. Aber bevor er in solche Gedanken versinken konnte, wurde die Tür geöffnet und Kanon trat, gefolgt von Yuuki, mit einem gut gelaunten „Ohayo“ ein. Teruki legte die Zeitschrift beiseite und stand sofort auf. Es schien fast so, als würde er sich freuen, nicht mehr allein mit Takuya zu sein. Seufzend erhob sich der Gitarrist ebenfalls und ging zu seinem Instrument hinüber, um es zu stimmen.

Jetzt fehlte nur noch Miku. „Wo bleibt der denn?“ Kanon schien ziemlich genervt zu sein, schließlich war er selbst schon zu spät dran gewesen. Miku aber schien sich wohl völlig in der Uhrzeit geirrt zu haben, denn erst eine halbe Stunde später öffnete ein keuchendes Etwas die Tür. „Sorry, Leute! Ich habs völlig verpasst.“ Ein völlig atemloser Miku betrat den Raum. Schnell legte er seine Sachen ab und griff nach dem Mikrophon. Der Rest der Band brach mit dem Lied ab, mit dem sie sich gerade einspielen wollten und sahen den Sänger verwirrt an.

„Jetzt komm erstmal zu Atem!“ Teruki grinste ihn an. „So, wie du jetzt singen würdest, könnte das Kanon sicher besser.“ „Hey! Vielleicht stellst du dich mal da vorne hin und ich schlag ein bisschen auf dem Schlagzeug rum.“ Der Bassist warf dem Drummer einen beleidigten Blick zu. Takuya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war so niedlich, wie die drei miteinander umgingen. Irgendwie überkam ihn plötzlich das Gefühl, diese vertraute Runde zu stören. Yuuki schien sich allerdings ziemlich wohl hier zu fühlen. Nun ja… wahrscheinlich konnte sich dieser einfach besser in eine Gruppe einfügen als es bei dem Gitarrist der Fall war. Er war viel zu zurückhaltend, das hatte man ihm schon so oft gesagt. Aber was sollte er dagegen tun? Es war nun mal einfach nicht seine Art, in witzige Gespräche einzusteigen oder sich überhaupt am Gespräch zu beteiligen. Er war eher die Art von Person, die sich alles anhörte und sich selbst eine Meinung im Stillen darüber bildete.
 

Die Probe verlief besser als die letzten Male. Vielleicht lag es einfach daran, dass sich Yuuki und Takuya mittlerweile an die Arbeitsatmosphäre gewöhnt hatten und nun wussten, wie alles lief. Am späten Nachmittag legte Miku dann das Mikro zur Seite und nickte zufrieden. „Ich glaube, das reicht für heute.“ Ein einstimmiges Nicken kam zur Antwort, sodass die fünf Bandmitglieder 20 Minuten später vor ihrem Proberaum standen und sich verabschiedeten. Yuuki und Miku machten sich zusammen auf den Weg, Teruki ging allein und Kanon und Takuya hatten denselben Weg.

Mit einem Seufzer streckte der Bassist die Arme von sich und verschränkte sie anschließend hinter dem Kopf. „Sag mal… Kanon…“, begann Takuya nach einigen Minuten des Schweigens, in denen sie einfach nur ihren Weg gegangen waren. „Hm?“ Der Angesprochene blickte weiter vor sich auf den dunklen Weg. Sie hatten mittlerweile die Hauptstraße verlassen und waren in ein Wohnviertel eingebogen. „Ich dachte immer, solche Bands wie ihr probt mit unheimlich vielen Tontechnikern und so…“ Kanon blickte ihn erstaunt an und löste die Verschränkung seiner Arme. „Also… erstmal heißt es nicht „ihr“, sondern „wir“.“ Takuya wurde ein wenig mulmig zumute. Seine Anspannung löste sich allerdings sofort wieder, als Kanon ein wenig lächelte. „Und dann ist es so“, fuhr dieser fort, „dass wir bei solchen Proben keine Tontechniker oder diesen ganzen Schnickschnack haben. Bei den Proben ein paar Tage vor Konzerten natürlich. Aber sonst bevorzugen wir eher die vertraute Runde.“ „Ach so…“ Die beiden verfielen wieder in Schweigen, welches Takuya auf die Stimmung drückte.

„Aber Takuya…“ Der Angesprochene blickte auf. „Vielleicht solltest du mal ein bisschen mehr aus dir herauskommen. Du bist immer so still.“ Na toll. Noch einer mehr, der ihm das sagte. Wie oft hatte er das jetzt schon gehört? „Hm… vielleicht liegt es einfach daran, dass ich euch noch nicht so gut kenne. Ich meine… Wir proben erst seit einem Monat zusammen und davor kannte ich euch… naja, einfach nur aus dem Fernsehen.“

Der Bassist nickte leicht und blieb schließlich vor einem Haus am Straßenrand stehen. „Gut, was hältst du dann davon, wenn wir morgen was trinken gehen?“ Takuya blickte den Schwarzhaarigen mit unverständlichem Ausdruck an. „Ich frage die anderen, ob sie auch mitkommen wollen“, ergänzte dieser noch. „Aber…“ Der Gitarrist blickte auf den Boden. Wie sollte er Kanon erzählen, dass es ihm noch gar nicht erlaubt war, zu trinken? Natürlich musste es dieser wissen, doch es war ihm unangenehm, das noch einmal zu erwähnen. Alle anderen Bandmitglieder konnten tun und lassen, was sie wollten. Nur er nicht! „Keine Lust?“ Der Bassist legte den Kopf leicht schief. Er wirkte ein wenig enttäuscht, doch vielleicht bildete es sich Takuya auch nur ein. „Doch doch!“, antwortete dieser schnell. „Es ist nur… ich bin erst 19.“ Kanon winkte jedoch schnell ab. „Ach, das ist kein Problem. Das kriegen wir auf jeden Fall hin. Also, morgen Abend? Komm einfach hier her. Du weißt ja jetzt, wo ich wohne.“ Grinsend deutete er auf das Haus, vor dem sie standen. Takuya warf einen Blick darauf und konnte ein sechsstöckiges Haus erkennen, in dem in zwei Etagen Lichter brannten. „Der dritte Stock gehört mir. Bis morgen dann!“ Ohne dem Jüngeren auch nur Zeit für einen Widerspruch zu lassen, drehte er sich um und verschwand im Hauseingang.

Warum es Altersbegrenzungen gibt...

„Abend!“, grummelte Takuya vor sich hin, während er nun schon minutenlang in seinen Kleiderschrank starrte. „Was heißt ‚Abend’?“ Doch dies war nicht die einzige Frage, die den Gitarristen beschäftigte. Was zog man denn an, wenn man etwas trinken gehen wollte? Kanon hätte sich ruhig auch etwas genauer ausdrücken können. Natürlich hätte Takuya ihn anrufen können, doch irgendetwas in ihm hatte sich dagegen gesträubt. Er wollte nicht so klein und unwissend erscheinen. Er war zwar der Jüngste in der Band, aber doch auch kein Kleinkind mehr, das wegen jeder Kleinigkeit einen Rat brauchte. Anziehen konnte er sich wohl gerade noch allein! Mit einem Seufzer zog er eine schlichte schwarze Jeans aus einem der Fächer und dazu ein schwarzweißes Shirt. Damit konnte er jedenfalls nicht viel falsch machen. Eine halbe Stunde später blickte er unruhig auf die Uhr. Vielleicht sollte er sich einfach auf den Weg machen. Lieber kam er zu früh, als zu spät.

Der Weg zu Kanon war jedoch länger, als er gedacht hatte. Vielleicht lag es einfach daran, dass Takuya sich in Tokyo noch nicht richtig auskannte und sich erst einmal ziemlich verlief. Zwar war der Weg am vorigen Abend derselbe gewesen, allerdings war es da noch einigermaßen hell gewesen und in der Dunkelheit, die nun herrschte, sah doch irgendwie alles anders aus. Gegen 19 Uhr stand er dann endlich vor dem Wohnhaus, vor dem sich der Bassist gestern von ihm verabschiedet hatte. Die Briefkästen verrieten, dass nicht sehr viele Menschen in diesem Haus wohnen konnten. Wahrscheinlich war pro Stockwerk nur eine Wohnung vorhanden, anders als in seinem Wohnhaus. Nur wenige Sekunden, nachdem er den Knopf mit dem Namen Sano gedrückt hatte, surrte der Türöffner, sodass er eintreten konnte. Das Erdgeschoss des Wohnhauses sah nicht anders aus als die Übrigen, in denen er bis jetzt gewesen war, deshalb hielt er sich auch nicht länger als nötig dort auf, sondern stieg gleich in den Aufzug, der ihn in den 3. Stock brachte. Als er ausstieg, blickte er direkt auf eine geöffnete Tür. Zögerlich klopfte er daran und öffnete sie, als er ein unverständliches Gemurmel als Antwort bekam. „Ähm… Kanon?“ „Ja, ich bin hier! Komm rein!“, hörte der Gitarrist die Stimme Kanons aus einem anderen Teil der Wohnung. Er schloss die Tür hinter sich und zog die Schuhe aus, ehe er die Wohnung betrat. Ein wenig schüchtern blickte er sich um und fand sich schließlich im Wohnzimmer wieder. Es war groß, wahrscheinlich der größte Raum der Wohnung. Zu seiner Rechten stand ein Tisch, zu seiner Linken ein dunkelbraunes Sofa gegenüber eines Fernsehers. „Hi! Ähm… ich brauch noch ein paar Minuten.“ Takuya fuhr herum, als er hinter sich eine Stimme hörte. Erleichtert bemerkte er, dass Kanon ähnlich wie er gekleidet war. Ganz in schwarz, jedoch noch mit völlig zerzausten Haaren. Irgendwie niedlich. So hatte er den Schwarzhaarigen noch nie gesehen. „Hi…“, begrüßte er den Bassisten ebenfalls und nickte dann nur kurz. „Kein Problem. Tut mir Leid, dass ich so früh bin. Ich wusste nicht, wann…“ „Nein, das ist schon in Ordnung. Setz dich! Ich beeil mich.“ Mit diesen Worten verschwand Kanon durch eine Tür, die wahrscheinlich ins Badezimmer führte, denn kurz darauf hörte Takuya Wasser rauschen.

Das Zimmer musternd ging er zum Sofa hinüber, legte seine Jacke über die Lehne und wollte sich gerade hinsetzen, als ihm im letzten Moment auffiel, dass Kanons Bass darauf lag. Er hob das Instrument hoch und setzte sich anschließend damit auf die Polster, um es zu begutachten. Gedankenverloren zupfte er an den Saiten und entlockte ihnen für ihn so fremde Klänge. Ein Bass war schon irgendwie völlig anders als eine Gitarre. Natürlich liebte er diese über alles, aber vielleicht hätte er es auch einmal mit dem Bass versuchen sollen. „So, ich ruf nur noch schnell…“ Takuya fuhr zusammen und ließ das Instrument fast von seinen Beinen rutschen, als er Kanons Stimme vernahm. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, als er einfach angefangen hatte, an dem Bass herumzuzupfen? Er wusste doch selbst genau, wie ungern er jemanden an seiner Gitarre sah. Kanon konnte es nicht anders gehen. „Tut mir Leid!“ Der Jüngere stand auf, legte das Instrument zurück und verbeugte sich kurz. „Ähm… wofür?“ Als er wieder aufsah, blickte er direkt in das verwirrte Gesicht des Bassisten. Er hatte seine Haare mittlerweile mit Gel in Form gebracht. Ein wenig anders, als er sie sonst bei Konzerten trug, doch nicht weniger kompliziert. Nun sah ihn Takuya ebenfalls ein wenig verwirrt an. „Naja, ich hab einfach deinen Bass genommen und…“ Kanon lachte jedoch nur kurz auf und winkte ab. „Ach was. Hör auf dich wegen jeder Kleinigkeit zu entschuldigen!“ Takuya kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn ein schrilles Geräusch ließ ihn zusammenzucken. „Ah, das wird Miku sein. Mal wieder viel zu ungeduldig. Eigentlich wollte ich ihn ja anrufen, aber gut.“ Kanon ging in den Flur und winkte dem Jüngeren ein paar Sekunden später zu. „Lass uns gehen! Die anderen warten unten.“

Laute Musik schlug ihnen entgegen, als sie den Club betraten. Für Takuya war es ein seltsames Gefühl. Er war noch nie in einem richtigen Club gewesen, doch auch jetzt fragte er sich, wie die Band es geschafft hatte, ihn hineinzuschmuggeln. Bekanntermaßen war es nur Volljährigen erlaubt, solche Lokalitäten zu betreten, doch nachdem Teruki ein paar Worte mit dem Türsteher gewechselt hatte, war das wohl kein Problem mehr gewesen. Sie suchten sich einen kleinen Tisch ziemlich weit abseits der Tanzfläche, die sie dennoch im Blick hatten. Wenn sie alle zusammen auftauchten, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie irgendjemand erkannte, deshalb hatten sie sich in eine Ecke verzogen. Aus den Augenwinkeln musterte Takuya Yuuki, der so ganz anders aussah als sonst. Er hätte ihn wahrscheinlich nicht wieder erkannt, hätte er nicht mit Miku und Teruki vor Kanons Haustür gestanden. Heute trug er weder eine Sonnenbrille, noch seine Perücke. Bis auf die Tatsache, dass seine Haare blond waren, sah er aus wie ein ganz normaler Japaner. Er würde heute wohl der letzte sein, der von Fans erkannt werden würde. Als sie eine Weile dem Treiben auf der Tanzfläche zugesehen hatten und Takuyas Anspannung verflog, was wohl auch mit dem Alkohol zu tun hatte, den Miku für ihn bestellt hatte, lehnte er sich zu Teruki hinüber, der neben ihm saß. „Wie habt ihr es eigentlich geschafft, mich hier reinzuschmuggeln?“ Obwohl er nur wenige Zentimeter von Terukis Ohr entfernt war, musste er schreien. „Wir sind öfters hier“, schrie der Drummer zurück. „Außerdem bist du ja schon 20. Das eine Jahr macht keinen zu großen Unterschied.“ Takuya nickte nur kurz und nippte wieder an seinem Getränk, das einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Eine zeitlang beobachtete er die tanzende Menge, als er plötzlich spürte, wie jemand an seinem Ärmel zupfte. Er verstand zwar nicht, was Miku ihm zurief, doch dieser deutete auf die Tanzfläche. Nein, danach war ihm irgendwie gar nicht. Er genoss den Abend, aber er war nicht der Typ, der gerne tanzen ging. Sollten die anderen doch so ihren Spaß haben. Ihm genügte es, ihnen dabei zuzusehen. Mit einem Lächeln schüttelte er den Kopf, sodass der Sänger kurz mit den Schultern zuckte und dann, gefolgt von Yuuki, zwischen den Menschen verschwand. Wie Takuya die Menge so beobachtete, glaubte er plötzlich eine ihm bekannte Person zu erkennen. Ein blonder Schopf bahnte sich einen Weg zu ihrem Tisch und ließ sich dann grinsend neben Kanon nieder, der zu Takuyas Linken saß. Was machte der denn hier? Als der Jüngste sah, wie Kanon den Kopf schüttelte und sich der Blonde dann zu ihm hinüberbeugte, hätte er ihn am liebsten ignoriert. Doch er hatte sich vorgenommen, so gut wie möglich mit dem Ex-Gitarristen auszukommen. Immerhin war dieser noch immer mit der Band befreundet und es würde nur Probleme aufbringen, wenn er sich ihn nun zum Feind machen würde. Außerdem war es vielleicht sogar ein bisschen ungerecht, ihn zu verurteilen, nur weil er die Entscheidung gefasst hatte, die Band zu verlassen. Also versuchte er geduldig zuzuhören, was Bou ihm zu sagen hatte. Ungläubig blickte er ihn an. Er wollte tanzen? Wer wollte ihn denn heute eigentlich noch fragen? Doch Takuya hatte kaum eine Chance, etwas dagegen zu unternehmen, als der Blonde nach seinem Arm griff und ihn zu sich, oder eher zu Kanon zog, der noch immer zwischen ihnen saß. „Sorry!“, rief der Jüngere, als er nun halb auf dem Bassisten lag. Was sollte das denn jetzt? Wütend rappelte sich Takuya auf, doch bevor er sich zurück auf seinen Platz setzen konnte, machte ihm Kanon Platz, indem er aufstand. Verwirrt blickte ihn der Gitarrist an, doch viel Zeit hatte er dazu nicht, denn nun hatte Bou freie Bahn und diese nutzte er auch. Er griff Takuya erneut am Arm und zog ihn einfach so mitten auf die Tanzfläche. Wahrscheinlich hätte er mehr Widerstand geleistet, wenn er in normalem Zustand gewesen wäre, doch der Alkohol verlangsamte seine Reaktionsfähigkeit. Jetzt, wo er stand, merkte er erst, wie das ungewohnte Getränk ihm doch zu Kopf gestiegen war. Ihm wurde leicht schwindlig, als er in die Flut aus Lichtern und Menschen eintauchte, die sich so nah an ihn drängten, dass er keine Chance zur Flucht hatte. Er nahm Bou vor sich wahr, der sich im Takt der Musik bewegte. Was er selbst tat, wusste er nicht recht. Irgendwie versuchte er, sich nach einem Fluchtweg umzusehen, doch auf der anderen Seite war es ihm auch egal. Wieso nicht ein wenig Spaß haben?

Takuya wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er plötzlich nicht nur Bou, sondern auch Miku vor sich sah. Und dieser sah alles andere als zufrieden aus. Mit wütendem Gesichtsausdruck schrie er Bou an. Was er sagte, konnte Takuya nicht verstehen, doch er hörte auf zu tanzen und beobachtete die beiden nur stumm. Bou ließ das Geschrei wohl ruhig über sich ergehen, doch plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und er schrie zurück. Die Musik drang nur noch gedämpft zu Takuya durch und das Licht machte ihn vollkommen benommen, sodass er nach kurzer Zeit zwar noch sah, was sich vor ihm abspielte, es aber nicht mehr wahrnahm.

Kälte holte ihn zurück aus seiner Trance. Die letzten Minuten - oder waren es eher Stunden gewesen? – kamen ihm wie ein Traum vor. Sein Kopf schmerzte und noch immer benebelte der Alkohol seine Sinne, sodass ein dümmliches, breites Grinsen auf sein Gesicht trat, als er Yuuki und Kanon vor sich sah. „Takuya?“ Er hörte Yuukis Stimme und nickte kurz. „Ich bin hier!“, antwortete er, obwohl er direkt vor Yuuki stand. „Du hast aber ganz schön getrunken.“ Der Blonde lachte, als er den Gitarristen anstupste. „Du auch nicht weniger…“ Trotzig blickte Takuya ihn an. „Naja, aber so wies aussieht, vertrag ich ein bisschen mehr als du. Ich glaube, wir gehen lieber nach hause. Nach der Aktion von Bou wird heute Abend sowieso nicht mehr viel los sein.“ Kanon nickte auf Yuukis Vorschlag hin. „Ich geh noch ein Stück mit Takuya. Den kann man ja so nicht alleine heim lassen.“ Beleidigt verschränkte dieser die Arme vor der Brust, erwiderte jedoch nichts.

In fremden Betten

Ein paar Minuten später fand sich Takuya neben Kanon wieder, der ihn besorgt ansah. „Was?“, fragte der Jüngere nur. Er verstand nicht, warum ihn der Bassist so musterte. Er hatte doch nur ein wenig Alkohol getrunken und seinen Spaß gehabt.

„Ich glaube, nächstes Mal bestellen wir nicht so viel für dich…“ Wieso behandelten die anderen ihn nur wie ein Kind? Er war fast schon volljährig! Naja… zumindest in zwei Jahren! Langsam kam Wut in ihm auf. Kanon hatte sich nicht weniger getrunken als er selbst und da waren auch nur drei Jahre Altersunterschied zwischen ihnen.

„Aber du hast doch…“ Bevor Takuya seinen Satz aber beenden konnte, drehte sich alles um ihn herum. „Wart mal kurz… Ich muss nur…“ Er lehnte sich an eine Hauswand und atmete ein paar Mal tief durch.

Vielleicht hatte Kanon Recht. Er trank selten. Zu selten, um heute, nachdem er sicher nicht nur ein Glas hinuntergestürzt hatte, so ungeschoren davonzukommen. „Takuya? Alles klar?“ Er spürte eine Hand auf seinem Rücken und als er aufblickte, sah er Kanons Gesicht direkt vor sich. Er sah die Sorge in dessen Augen, aber da war auch noch etwas anderes. Vielleicht ein Anflug von schlechtem Gewissen, weil er ihn mit in diesen Club geschleppt hatte? Vielleicht Mitleid, weil es ihm jetzt so schlecht ging? Aber, wenn Takuya ehrlich war, gefiel ihm dieser Ausdruck sogar. Es gefiel ihm, dass es jemanden gab, den es interessiert, wie es ihm ging.

„Jaja… mir war nur kurz…“ Doch in dem Moment entleerte sich das, was in den letzten Stunden in seinen Magen gefunden hatte, nun ebenso schnell wieder auf der Straße. Kanon trat sofort einen Schritt zu Seite – keine Sekunde zu früh. Hustend sank der Jüngere auf dem Boden zusammen als wollten ihn seine Beine nicht mehr tragen. Kanon kniete sich ebenfalls neben ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern.

Am liebsten hätte Takuya laut losgelacht. Es musste jämmerlich aussehen, wie er dort auf der Straße saß und sich erbrach. Wie ein Teenager, der sich beim Trinken einfach nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Doch war er nicht genau das? Er hatte getrunken ohne darauf zu achten, wie viel er vertrug. Solche Folgen waren also nicht auszuschließen gewesen – und es geschah ihm auch irgendwie recht.

Als er sich schließlich nur noch keuchend und seine eigene Galle schmeckend mit geschlossenen Augen gegen die Wand lehnte, wünschte er sich, jetzt einfach nur zu hause zu sein. Irgendwo, wo ihn niemand sah. Es war ihm so unendlich peinlich vor Kanon so schwach zu wirken. Wäre er doch nie mitgegangen!

„Takuya?“ Dieser konnte jedoch nur ein Grummeln von sich geben. Am liebsten würde er sich einfach hier hinlegen und schlafen. Er war so müde und erschöpft, dass er alles dafür gegeben hätte, jetzt nicht noch weiter durch die Gegend laufen zu müssen. Ihm war es sogar egal, dass sein Mittagessen mittlerweile so stechend stank, dass er sich allein davon noch einmal übergeben könnte.

„Takuya? Kannst du aufstehen?“ Der Angesprochene brachte ein schwaches Nicken zustande, jedoch wusste er nicht, ob er es wirklich schaffte, auch nur noch einen Schritt zu machen. Kalter Schweiß rann ihm den Nacken hinunter, als er einen Arm um seinen Oberkörper spürte, der ihn nach oben hievte. „Wir gehen zu mir, okay? Das ist näher. Oder willst du nach Hause?“ Nach Hause? Ja, er wollte nach Hause. Doch das war, soweit er in seinem Zustand beurteilen konnte, noch ein ganzes Stück entfernt und so kümmerte er sich nicht um eine Reaktion. Er wollte nur weg von der Straße. Irgendwohin, wo es warm und ruhig war.

Langsam öffnete er die Augen, als Kanon ihn ein Stück mit sich zog. Es kostete ihn unheimlich große Anstrengung, ein Bein vor das andere zu setzen, doch irgendwie schafften sie es zu Kanons Wohnung, denn Takuya fand sich plötzlich in dem Aufzug wieder, in dem er vor einigen Stunden schon gestanden hatte. Nur stand er diesmal nicht darin, sondern sank kraftlos auf dem Boden zusammen, während Kanon den Knopf für den 3. Stock drückte. „Hey, Takuya! Nicht einschlafen! Wir haben’s gleich geschafft. Nur noch ein kleines Stück.“ Nur am Rande nahm dieser war, wie es dem Bassisten gelang, ihn wieder hochzuhieven und in sein Bett zu bringen.

Als Takuya die Augen öffnete und den Kopf zur Seite wandte, erblickte er ihm unbekannte Schränke und Möbel. Er musste also wirklich bei Kanon sein. Zwar drehte sich mittlerweile nicht mehr alles um ihn herum, doch das Gefühl der Übelkeit war nicht verschwunden.

„Gehts wieder?“ Kanon hatte das Zimmer betreten und stand nun neben dem Bett. Takuya sah nur zu ihm hinauf. Hatte er ihn den ganzen Weg bis zu sich nach hause gebracht? Er musste in Kanons Armen wie ein Sack gehangen haben. Na super. Aber sein Gedächtnis wollte nicht ganz so, wie er wollte. Er erinnerte sich noch an den Gestank von Erbrochenem und an den kalten Boden. Ach ja… und an Kanon.

Der Weg bis sie endlich im Haus waren, war ihm unendlich lang vorgekommen. „Seit… seit wann sind wir denn hier?“, wollte der Jüngere wissen. Sein Zeitgefühl konnte er ja wohl auch abschreiben. Auf die Antwort achtete er jedoch nicht richtig, denn ein eiskaltes Gefühl auf seiner Stirn ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, sodass er stark die Luft einsog und ein gequältes Stöhnen von sich gab.

„Seit fünf Minuten“, hörte er dann aber, sodass er wieder die Augen öffnete, die er unbewusst geschlossen hatte. Kanons besorgter Gesichtsausdruck war nicht gewichen. „Geht es dir nicht schlecht?“, fragte ihn Takuya schließlich. Der andere hatte zwar ein wenig gerötete Wangen, aber sonst war nichts Auffälliges zu erkennen. „Ach, nicht so tragisch.“ Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf und blickte weiter auf den Gitarristen herab, der mit einem Mal grinsen musste. „Ich glaube, ich bin Alkohol nicht gewöhnt.“ Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Bassisten, während er sich neben das Bett kniete. „Ich hätte aufpassen sollen.“ Takuya schüttelte aber sofort den Kopf und ein Anflug von Ärger machte sich erneut in ihm breit. Er brauchte keinen Aufpasser!

„Ich bin doch selber Schuld, wenn ich zu viel trinke. Ich müsste wissen, was ich vertrage und was nicht. Ich hab’s halt einfach übertrieben…“ Die Frage war, warum. Er gelang ihm nur schwer, die Augen offen zu halten, aber irgendwie wollte er jetzt nicht schlafen. Er wollte hier sein. Bei vollem Bewusstsein – wenn man das überhaupt so nennen konnte.

„Kanon?“ „Hm?“ „Tut mir Leid… für die Umstände…“ Takuya fühlte sich mit einem Mal schlecht. Es war nicht das Gefühl der Übelkeit, sondern ein Schuldgefühl. „Ich hab euch den Abend verdorben…“ Wäre er nicht so betrunken gewesen, hätte Kanon ihn nicht heimbringen müssen. Aber hätte Bou ihn nicht auf die Tanzfläche gezerrt, wäre… Moment. Das Bild von Bou und Miku, die heftig miteinander stritten, tauchte vor seinem inneren Auge auf. Miku hatte wütend ausgesehen und immer wieder auf den Gitarristen gedeutet, aber Takuya hatte nicht ein einziges Wort verstehen können.

„Bou und Miku… sie haben gestritten…“ „Ja.. ich weiß.“ „Wieso denn?“ Kanon antwortete nicht. Er sah Takuya einfach nur an, bis dieser den Kopf abwandte und gegen die Decke blickte. Ja richtig. Das ging ihn nichts an. Bou war vor seiner Zeit gewesen. Es war seine und Mikus Sache, wenn sie Probleme hatten. „Ach, was solls. Yuuki weiß es auch, warum du also nicht? Das mit den beiden… das kommt im Moment öfters vor. Weißt du…“, begann Kanon dann plötzlich doch. „Die beiden sind zusammen… aber in den letzten Tagen läuft irgendwas schief.“

Was? Die beiden waren zusammen? Takuyas Kopf schnellte herum, sodass ihm erneut übel wurde. „Kanon!“ Der Jüngere presste die Hand vor den Mund. Er konnte sich doch jetzt nicht hier in Kanons Bett übergeben! Doch der Schwarzhaarige richtete Takuyas Oberkörper schnell auf und half ihm, sich über den Bettrand zu lehnen, wo eine Schüssel das Erbrochene daran hinderte, sich auf dem Fußboden zu verteilen. Ein Wunder, das überhaupt noch etwas in seinem Magen war, was nach draußen wollte. Und während er dort über der Schüssel hing und ihm der Schweiß von der Stirn tropfte, spürte er eine Hand beruhigend über seinen Rücken streichen. Wärme machte sich in seinem Körper breit. Allerdings war sich Takuya nicht sicher, ob sie von der Hitze in diesem Zimmer oder von der Berührung des anderen kam.

Innerlich verfluchte er sich für diese ganze bescheuerte Aktion im Club, doch wäre er nicht mitgegangen, wäre er jetzt nicht hier und er konnte nicht abstreiten, dass es ihm nichts ausmachte, den restlichen Abend bei Kanon zu verbringen. Keuchend ließ er sich zurück in die Kissen fallen und sah Kanon nach, der mit der Schüssel aus dem Zimmer verschwand.

Jetzt erst wurde dem Jüngeren bewusst, was für einen Freund er in seinem Bandmitglied gefunden hatte. Nicht jeder, den er erst seit ein paar Wochen kannte, würde sich so um ihn kümmern, wenn er völlig am Ende war… so wie jetzt. Eigentlich hatte er überhaupt noch keinen solchen Freund gehabt, wenn er mal an die ganzen vergangenen Jahre dachte.

In der Schule war er nicht sonderlich beliebt gewesen, da er sich immer nur für die Musik interessiert hatte und wenig mit anderen weggegangen war. Ein Glück, dass er nach Tokyo gekommen und in der Band aufgenommen worden war. Zum ersten Mal hatte er richtige Freunde. Erneut wanderten seine Gedanken zu dem vergangenen Abend. War die Beziehung zwischen Bou und Miku vielleicht der Grund für den Ausstieg des Blonden gewesen? Aber warum hatte er die Band verlassen, wenn bis zu diesem Zeitpunkt zwischen ihnen alles in Ordnung gewesen war? Und überhaupt – hieß es nicht, Bou und Teruki wären zusammen gewesen? Alles war wirr im Kopf des Gitarristen. Am besten verschob er diese Gedanken auf später, wenn er bei besserem Verstand war.

Erneut ließ ihn ein kaltes Gefühl auf seiner Stirn zusammenfahren, doch er hielt die Augen geschlossen. Irgendwie war es ein angenehmer Gedanke, zu wissen, dass jemand hier war und – wie konnte man es auch anders ausdrücken – auf ihn aufpasste. Im selben Moment ärgerte ihn dieser Gedanke. Hatte er nicht eben noch behauptet, er würde keinen Aufpasser brauchen?

Ein leises Rascheln und der kalte Gegenstand auf seiner Stirn ließ ihn wissen, dass Kanon zurückgekommen war und so öffnete er ein paar Minuten später die Augen und erblickte den Schwarzhaarigen neben seinem Bett kniend und den Kopf auf den verschränkten Armen und diese auf dem Bettrand liegend. Die Augen hatte er geschlossen und sein Atem ging ruhig. Er war eingeschlafen. Schließlich hatte er den Gitarrist den ganzen Weg bis zu sich nach hause geschleppt und außerdem hatte er ja auch einiges getrunken. Kein Wunder also, wenn er müde war.

Der Jüngere drehte sich auf die Seite und beobachtete seinen Gegenüber ein paar Minuten. Er sah so vollkommen friedlich aus… und so unbesorgt. Was wohl passieren würde, wenn… Vom Alkohol noch immer eingenommen kroch er ein Stück vor, stützte sich leicht auf dem Bett auf und näherte sich damit dem Bassisten. Er spürte dessen warmen Atem auf seinem eigenen Gesicht, was ihm einen leichten Schauer über den Rücken laufen ließ. So nah war er schon lange niemandem gewesen.

Vielleicht sollte er einfach einmal aus dem Bauch heraus handeln? Auf keinen Fall hatte er vor, den anderen zu wecken und so waren seine Worte nur ein leises Flüstern. „Danke…“

Bevor er überhaupt verstand, was er gerade tat, lagen seine Lippen schon auf denen seines Gegenübers. Tausend Gefühle explodierten in seinem Körper. Es fühlte sich warm und richtig an und so schloss er die Augen, einen Moment in dieser Situation verharrend, ehe er sich wieder von ihm löste.

Alle Gedanken waren aus seinem Kopf gewichen, bis er realisierte, dass es alles andere als richtig gewesen war. Er konnte nicht einfach einen Freund küssen! Und auch wenn Kanon es nicht mitbekommen hatte, er würde ihm nicht mehr in die Augen sehe können, ohne daran denken zu müssen, was eben passiert war.

Erschrocken und hilflos öffnete er die Augen und hätte er nicht im Bett gelegen, wären seine Beine wohl unter ihm weggesackt. Die dunklen Augen des Bassisten sahen ihn mit einem so durchdringenden Blick an, dass er am liebsten davongelaufen wäre.

Verschwundene Handys und verlorene Jacken

Verschwundene Handys und verlorene Jacken
 

Erschrocken und hilflos öffnete er die Augen und hätte er nicht im Bett gelegen, wären seine Beine wohl unter ihm weggesackt. Die dunklen Augen des Bassisten sahen ihn mit einem so durchdringenden Blick an, dass er am liebsten davongelaufen wäre.
 

„Ich… wollte nicht…“ Takuya versuchte verzweifelt die Situation zu erklären, aber Kanon stand wortlos auf und betrachtete den Jüngeren für einen kurzen Moment. In seiner Miene konnte der Gitarrist absolut nichts über die Gedanken des anderen erfahren. Und dieser ließ ihm auch gar keine Gelegenheit, etwas dazu zu sagen oder sich zu verteidigen. „Du solltest deinen Rausch ausschlafen.“ Damit wandte sich der Bassist um und verschwand aus dem Raum.

Am liebsten hätte Takuya ihn zurückgerufen, doch seine Stimme tat nicht das, was er wollte. All seine Gedanken spielten verrückt. Das beruhigende Gefühl, welches er nur ein paar Augenblicke zuvor verspürt hatte, war mit einem Schlag verschwunden und machte Verzweiflung Platz. Verzweiflung darüber, dass er vielleicht gerade einen seiner besten Freunde verloren hatte.

Er fuhr auf, wollte Kanon hinterher rennen, doch das Schwindelgefühl kam zurück, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als stöhnend wieder in die Kissen zu fallen. Und auch ein zweiter Versuch brachte ihn nicht weiter. Takuya spürte, wie heiße Flüssigkeit seine Wangen hinunter rann. Still und leise bahnten sich die Tränen einen Weg in die Kissen, doch er gab keinen Laut von sich. Sie versiegten erst, als ihn die Müdigkeit schließlich völlig übermannte.
 

Die Kopfschmerzen, die Takuya befürchtet hatte, blieben aus, als er am nächsten Morgen mit einem mulmigen Gefühl die Decke zurückschlug. Ein Funken Hoffnung blieb ihm noch immer, dass er alles nur geträumt hatte, dennoch zog sich alles in ihm zusammen, als er ins Wohnzimmer trat und dort Kanon zusammengekauert auf dem Sofa liegen sah. Nur zögernd näherte er sich dem Älteren. Ob er ihn wecken sollte? Oder war es besser, einfach zu verschwinden? Er sollte sich noch bedanken, aber das konnte er genau so gut noch am Telefon. Außerdem hatte er Kanon ziemlich lange wach gehalten und dieser hatte wahrscheinlich auch nichts dagegen, einmal auszuschlafen.

Apropos anrufen. Wo war eigentlich sein Handy? Er hatte es ganz sicher mit in den Club genommen und in seiner Hosentasche, wo er es eigentlich vermutet hatte, war es nicht. Na toll. Jetzt hatte er es womöglich noch verloren und durfte zurück zum Club!

Langsam drehte er sich zur Wohnzimmertür um. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als den anderen zu wecken und nach seinem Handy zu fragen. Vielleicht wusste dieser ja, wo es abgeblieben war. Oder aber er wartete einfach, bis Kanon von allein wach wurde, was jedoch auch noch Stunden dauern könnte.

Mit einem Seufzer schlich er zurück zur Couch und ging neben Kanon in die Hocke. Wie schon am Abend zuvor, musterte er ihn kurz und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Kein Wunder, dass er gestern so unüberlegt gehandelt hatte. Langsam näherte er sich Kanons Gesicht, als er plötzlich zurückschreckte. Heute Nacht hatte er durch den Alkohol nicht mehr klar denken können, aber das, was er jetzt tat, tat er bei vollem Bewusstsein! Wie konnte er auch nur daran denken, seinen Freund zu küssen?

„Kanon?“ Takuya stupste den Schlafenden leicht an der Schulter an. Es war wohl besser, wenn er nicht so viel Zeit mit einem schlafenden Kanon verbrachte. Irgendwie bekam ihm das wohl nicht. Doch dieser gab nur ein Grummeln von sich und bewegte sich nicht. „Kanon? Ich brauch mein Handy!“ Dem Gitarristen war völlig klar, dass der Schlafende ihn nicht verstehen oder ihm gar antworten konnte, dennoch versuchte er ihn so wach zu bekommen. „Na dann geh doch zu Miku!“, grummelte dieser aber plötzlich in wütend klingendem Ton. Verwirrt zog Takuya seine Hand zurück. Was sollte er denn bei Miku? Ob er sein Handy mitgenommen hatte? Unschlüssig sah er den Schwarzhaarigen an. „Ist mein Handy nicht hier?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen öffnete Kanon die Augen. „Was? Handy?“ Er setzte sich Kopf schüttelnd auf und sah seinen Gegenüber verwirrt an. Takuya hätte fast losgelacht, als er bemerkte, was in Kanons Kopf vorging. „Sag nicht, du hast so viel getrunken, dass du dich nicht mehr an gestern erinnern kannst?“ Der Gitarrist hätte sich im selben Moment selbst ohrfeigen können. Jetzt musste er den Bassisten auch noch an diese unangenehme Situation erinnern! Wie leichtsinnig konnte man eigentlich sein?! So verstummte er und beobachtete Kanon, dessen Zahnräder in seinem Kopf er praktisch rattern hören konnte, bis sein Gesichtsausdruck die Erkenntnis verriet. „Ach… dein Handy!“

Er stand auf und ging mit ein wenig unsicheren Schritten aus dem Zimmer, um kurz darauf mit dem kleinen elektrischen Gerät zurückzukommen. „Ich dachte, es wäre ein bisschen unbequem, damit zu schlafen. Geht’s dir besser?“ Der Jüngere nahm es nickend entgegen. Dabei fiel ihm ein, dass er auch nicht wusste, wo sich sein Geldbeutel momentan befand. Er war in seiner Jacke gewesen, doch die hatte er seit gestern Abend im Club auch nicht mehr gesehen. „Und… weißt du, wo meine Jacke ist?“ Der Schwarzhaarige hob kurz die Augenbrauen, schüttelte dann aber den Kopf. „Du hattest sie nicht an, als wir gestern aus dem Club gegangen sind, glaube ich.“ Naja, wenn sein Handy schon nicht weg war, musste es doch wenigstens der Geldbeutel sein, oder nicht? Dann hatte er seine Jacke also dort vergessen.

Ein paar Augenblicke lang herrschte Schweigen im Raum und eine bedrückende und peinliche Atmosphäre verriet, dass sie beide an die Sache im Schlafzimmer dachten. Das konnte ja noch heiter werden. „Hm.. okay. Ich geh dann.“ Kanon nickte nur kurz, als Takuya an ihm vorbeiging, um seine Schuhe anzuziehen. „Und.. danke!“ Der Gitarrist drehte sich noch einmal kurz um und erblickte Kanon ein paar Meter von ihm entfernt mit verschränkten Armen. Sein Blick wirkte nachdenklich. Sichtlich unwohl wandte sich Takuya ab und verschwand nach draußen.

Erst als er sicher war, dass Kanon ihn nicht mehr sehen konnte, lehnte er sich an eine Mauer und fluchte leise. Was hatte ihn nur zu so etwas geritten? Sicher, er war betrunken gewesen, doch er hatte ja Miku oder Teruki auch nicht einfach… geküsst! Wütend auf sich selbst machte er sich auf den Heimweg.
 

Ärgerlich warf er sein Handy auf das beigefarbene Sofa und setzte sich anschließend daneben. Seine Wohnung war ähnlich eingerichtet wie die von Kanon, allerdings lange nicht so groß. Ihm gehörten nur drei Zimmer, die noch mit Kisten und Kartons voll gestellt waren. Auch wenn er jetzt schon seit gut einem Monat hier wohnte, hatte er nie wirklich die Zeit gehabt, auszupacken und aufzuräumen. Den Kopf in den Nacken gelegt betrachtete Takuya die cremefarbene Decke.

Wie schusselig konnte ein Mensch eigentlich sein? Erst sein Handy, dann seine Jacke und gerade als er die Tür hatte aufschließen wollen, hatte er bemerkt, dass auch noch sein Schlüssel fehlte. Ein Glück, dass er den Nachbarin, einer netten älteren Frau, wegen dem Umzugswagen seinen Zweitschlüssel gegeben hatte, den er sich jetzt hatte abholen können. Bei Gelegenheit würde er Kanon aber trotzdem danach fragen müssen. Immerhin war der Schlüssel, ebenso wie sein Handy, in seiner Hosentasche gewesen. Da war es wahrscheinlich, dass der Bassist diesen ebenfalls zur Seite gelegt hatte.

Und wie sollte das jetzt weitergehen? Er hatte seinen Bandkollegen geküsst, dieser hatte das mitbekommen und jetzt saß er gehörig in der Tinte. Wenn er wenigstens wüsste, was er selbst darüber dachte! Natürlich war es falsch gewesen und, hätte er die Möglichkeit dazu, würde er es ganz sicher wieder rückgängig machen, aber auf der anderen Seite… es hatte sich so gut angefühlt. Oder war das einfach nur der Alkohol gewesen? Oder die Aufregung, einen Mann zu küssen? Takuya hatte noch nie zuvor einen Mann geküsst und bei Frauen hatte er auch nicht sehr viel Erfahrung. Aber… er liebte Kanon doch nicht. Wieso hatte er ihn also geküsst? Natürlich waren sie Freunde und der Bassist bedeutete ihm einiges, doch mit dem, was er getan hatte, hatte er eindeutig die Grenze überschritten.

Erschrocken fuhr er auf, als plötzlich das Sofa vibrierte. Oder eher das Handy, das darauf lag. Er griff danach und blickte auf das Display. Es zeigte eine ihm unbekannte Nummer an. Mit erhobenen Augenbrauen nahm er den Anruf an. „Moshi moshi?“ „Hi Takuya! Ich bins, Bou.“ Nur mühsam unterdrückte der Gitarrist ein Stöhnen, als er die aufgeweckte Stimme des anderen hörte. „Du hast gestern deine Jacke im Club liegenlassen!“ Takuya horchte auf. „Ich dachte, ich nehm sie lieber mal mit. Soll ich kurz vorbeikommen und sie dir bringen?“ „Ähm.. was?“ Vorbeikommen? Jetzt? „Oder soll ich sie dir lieber später bringen?“ „Nein… nein, ist schon okay.“ „Gut, dann bis gleich!“ Noch bevor Takuya sich verabschieden konnte, hörte er das Tuten aus dem Hörer. Bou hatte aufgelegt.

Seufzend legte er den Kopf erneut in den Nacken und schloss die Augen. Jetzt hatte er wahrscheinlich nicht einmal mehr Zeit zum Duschen! Wer wusste, wann der Blonde hier sein würde? Wieso hatte nicht einfach Miku oder Yuuki seine Jacke mitnehmen können? Oder Teruki oder Kanon?

Kanon… schmerzhaft wurde Takuya wieder bewusst, worüber er vor diesem Anruf nachgedacht hatte. Er kannte den Bassisten nun seit vier Wochen. Natürlich hatte sich in diesen vier Wochen eine Freundschaft zwischen ihnen aufgebaut, doch genauso war es mit den anderen Membern. War er mit Kanon stärker befreundet als mit dem Rest der Band? In Gedanken ging er noch einmal die letzten Wochen durch und kam zum Schluss, dass es vielleicht wirklich so war, dass sich Kanon ein wenig mehr um ihn kümmerte als es die anderen taten. Oder bildete er sich das nur ein? Wollte er es etwa so und sah die Dinge deshalb auf diese Weise? Aber auch wenn es so wäre, wieso sollte sich Kanon auch mehr um ihn kümmern? Vielleicht weil er neu in einer bekannten Band eingestiegen war? Irgendjemand musste ihm ja helfen und alles erklären. Natürlich taten das die anderen Member auch, aber im Grunde war sein Ansprechpartner Kanon. Da konnte er sich einbilden, was er wollte.

Die Frage war jetzt nur: Wieso kümmerte sich Kanon um ihn? Wieso Kanon, den er eigentlich viel zurückhaltender eingeschätzt hatte als die anderen. Wahrscheinlich war der Grund einfacher, als Takuya zuerst gedacht hatte: Früher war der Bassist der Jüngste in der Band gewesen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er wusste, wie man sich in dieser Position fühlte. Er wollte ihn eben einfach nur ein wenig unterstützen.

Ein weiteres Seufzen entfuhr Takuya. Das stand heute wohl auf der Tagesordnung! Aber dieses ganze Nachdenken hatte doch gar keinen Sinn. Es war nun einfach so, dass man einen Freund nicht einfach so küsste. Noch dazu, wenn man ihn erst ein paar Wochen kannte! Das war eindeutig zu früh. Viel zu früh! Wenn man überhaupt sagen konnte, dass einmal die richtige Zeit dafür war.

Das schrille Klingeln der Tür ließ ihn auffahren und katapultierte ihn gnadenlos zurück in die Wirklichkeit. Bou! War so viel Zeit vergangen? Hatte er so lange seinen Gedanken nachgehangen? Und... woher wusste der Blonde eigentlich, wo er wohnte?

Mit einem mulmigen Gefühl öffnete Takuya die Tür und wurde gleich von einem überaus fröhlichen Grinsen angestrahlt. „Morgen, Taku-chan!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat Bou den Vorraum der Wohnung und sah sich kurz um. „Nett hast du’s hier.“ „Ähm… danke.“ Naja, nett? Sie standen eben im Vorraum, von dem aus man nur den Flur sehen konnte und außerdem war allein der schon so klein, dass man ihn mit allem beschreiben konnte… nur nicht mit „nett“. Dazu kamen noch die Kartons, die den halben Weg versperrten.

„Sag mal… woher weißt du eigentlich, wo ich wohne?“ „Ich hab Miku gefragt.“ Der Blonde zuckte nur kurz mit den Schultern, ehe Stille im Raum einkehrte. Eine unangenehme Stille. Weshalb es wohl zum Streit zwischen den beiden gekommen war? Plötzlich fühlte sich Takuya unsicher. Er hatte mit Bou getanzt und dann war der Sänger wütend geworden. Es war doch nicht etwa deshalb gewesen? War er etwa der Grund, weshalb Bou und Miku gestritten hatten? Nein, das bildete er sich wahrscheinlich nur wieder ein. Weshalb sollte Miku auf ihn eifersüchtig sein? Er war nicht in Bou verliebt. Ganz und gar nicht!

Obwohl er wusste, dass es ihn nichts anging, beschloss Takuya doch, Bou zu fragen. Wahrscheinlich weniger, weil er es wirklich wissen wollte, sondern eher, weil ihm diese Stille ganz und gar nicht gefiel. „Aber ich dachte, Miku und du… ihre hättet gestritten!?“ Der Angesprochene drehte sich wieder zu dem Jüngeren um und zuckte kurz mit den Schultern. „Ach das… ja, schon. Ich hab auch nicht mehr mit ihm gesprochen seit gestern. Nach deiner Adresse hab ich schon vor ein paar Tagen gefragt.“ Takuya hob eine Augenbraue. Warum interessierte sich Bou für seine Adresse? Das wurde ihm nun doch irgendwie unangenehm.

„Ach, danke, dass du meine Jacke vorbeigebracht hast“, versuchte der Jüngere das Thema zu wechseln. „Kein Problem.“ Der Blonde gab ihm die Jacke, die noch immer über seinem Arm hing und stemmte anschließend die Hände in die Hüften, während Takuya die Taschen nach seinem Geldbeutel absuchte, den er recht schnell fand. Anschließend hängte er die Jacke an die Garderobe und wandte sich wieder seinem „Gast“ zu. Und nun?

Takuya wartete darauf, dass Bou wieder ging, aber dieser machte nicht einmal Anstallten, das Haus verlassen zu wollen. „Sag mal… Takuya?“ „Hm?“ Am liebsten hätte der Jüngere Bou einfach rausgeworfen, aber so offen wollte er diesem nun auch nicht seine Abneigung ihm gegenüber zeigen. Eigentlich hatte er sich ja vorgenommen, zu versuchen, mit ihm auszukommen – und versucht hatte er es- aber irgendwie wollte es nicht so ganz funktionieren.

„Weißt du eigentlich, warum ich mich gestern mit Miku gestritten habe?“ Was sollte das denn nun werden? Die Beziehungsprobleme der beiden gingen Takuya nun wirklich nichts an und wieso sollte gerade er darüber Bescheid wissen? Also schüttelte er einfach nur den Kopf. Bou dagegen nickte und sprach weiter. „Miku und ich waren ein paar Monate lang zusammen.“ Waren? Takuya hatte zwar gewusst, dass es zwischen den beiden kriselte, aber dass Bou jetzt schon in der Vergangenheit sprach, machte ihn doch stutzig. „Naja… seit gestern sind wir es nicht mehr.“ Sollte er jetzt sein Beileid aussprechen? Oder den anderen bemitleiden? Das Problem war, dass er für Bou nicht wirklich Mitleid empfand, da dieser auch nicht gerade danach aussah, als würde ihm diese Trennung viel ausmachen. Er dachte eher an Miku. Dieser hatte im Club nämlich ziemlich fertig ausgesehen.

Aber warum kam der Blonde damit überhaupt zu ihm? „Miku war eifersüchtig… wegen dir!“ Eifersüchtig? Ein seltsames Gefühl schoss durch Takuyas Körper. Das war nicht gut. Wenn Miku eifersüchtig auf einen Bandkollegen war, dann tat das der Band sicher nicht gut. Stumm sah er Bou an und wartete auf eine weitere Reaktion. „Er ist eifersüchtig und er hat allen Grund dazu!“

Überraschungen

Vielen Dank für die lieben Kommis ^^

Und tut mir Leid, dass es irgendwie so lang zum nächsten Chap gedauert hat! >__<

In nächster Zeit stell ich (hoffentlich) schneller mal was on ^^"

viel spaß beim lesn ^^
 

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Der Blonde sah ihn mit durchdringendem Blick an. Und was sollte das nun wieder heißen? Es hörte sich ja fast schon wie ein Liebesgeständnis an. Moment! Das war aber kein Liebesgeständnis gewesen, oder?

„Wie… Wieso? Das muss er doch nicht sein, oder? Ich meine… Wieso… sollte er?“ Takuya begann zu stottern. Das durfte doch nicht wahr sein! „Ich bin nicht nur wegen Miku immer zu den Proben gekommen. Im Grunde war ich es, der die anderen überzeugt hat, dich in die Band aufzunehmen! Es war nicht leicht, aber letztendlich konnte ich mich durchsetzen… weil ich dich von Anfang an mochte.“

Takuya blickte seinen Gegenüber nur entgeistert an. Das war zu viel. Eindeutig zu viel. Wieso passierte plötzlich alles auf einmal? Und wieso passierten solche Sachen überhaupt? „Ich mag dich wirklich gern und deshalb ist es mir auch egal, dass das mit Miku nicht mehr ist.“

Im ersten Moment dachte Takuya, er hätte sich die Worte nur eingebildet. Sie klangen irgendwie grausam. Doch einen Augenblick später realisierte er, dass seine Ohren ihm keinen Streich gespielt hatten. Wie konnte Bou nur so etwas sagen? Hatte er dabei mal an den Sänger gedacht? Und überhaupt… Takuya saß nun ganz schön in der Patsche.

Jetzt stand ihm hier Bou gegenüber, der ihm praktisch seine Liebe gestanden hatte, was der Gitarrist aber niemals erwidern konnte und auch gar nicht wollte. „Ich… ich glaube, du musst gehen. Ich muss noch… duschen und...“ Hilflos suchte Takuya nach Ausreden, um dieses Gespräch nicht führen zu müssen. Er wollte jetzt nicht mit Bou reden. Er wollte allein sein und erst einmal in Ruhe darüber nachdenken. Darüber nachdenken, was das alles für Auswirkungen hatte und wie es dann weitergehen sollte.

„Aber…“ Der Blonde machte einen Schritt auf ihn zu. „Geh, bitte!“ Takuyas Stimme war schärfer als er beabsichtigt hatte, dennoch verfehlte sie ihre Wirkung. Bou griff nach dem Handgelenk des Jüngeren, welcher unwillkürlich einen Schritt zurück machte und mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Es sah nicht danach aus, als wollte der Blonde der Aufforderung nachgehen. Er kam ihm näher, das Handgelenk an die Wand gedrückt, und sah ihn fast schon wütend an.

„Ich habe nicht mit Miku gestritten, um jetzt eine Abfuhr von dir zu kassieren!“ Was sollte das? Bou ging eindeutig zu weit! Und er war ihm auch eindeutig zu nah! „Bou!“ Verzweifelt drehte der Jüngere den Kopf zur Seite. Lange konnte er dieser Situation nicht mehr ausweichen. Wenn er jetzt noch ein paar Sekunden zögerte, dann war er sich sicher, dass Bous Lippen auf den Seinen lagen, so nah wie dieser ihm jetzt schon war.

„Hör auf!“, schrie er den Blonden an und drückte ihn so stark von sich, wie er nur konnte. Dieser stolperte überrascht über die Schuhe, die im Vorraum standen, und konnte sich gerade noch an der anderen Wand abstützen, um nicht zu fallen. Doch statt eines wütenden Ausdrucks, den Takuya eigentlich erwartet hatte, blickte der Blonde kurz in seine Richtung. In dessen Ausdruck war Überraschung, aber auch doch ein Hauch von Wut und ebenfalls Verzweiflung zu erkennen. Zumindest glaubte Takuya das zu erkennen. Denn viel Zeit hatte er nicht, sich darüber Gedanken zu machen. „Glaub nicht, dass ich so leicht aufgebe!“ Mit diesen Worten öffnete Bou die Tür und verschwand nach draußen. Was war das denn nun gewesen?

Das war genau der Augenblick, in dem sich Takuya ein wenig schuldig fühlte. Er hatte sich vielleicht nicht gerecht verhalten. Bou hatte ihm doch eigentlich nur seine Gefühle zeigen wollen. Wer wusste, wie schwer ihm dies gefallen war? Allerdings war er auch unheimlich erleichtert, dass der Ältere verschwunden war, bevor die Situation völlig außer Kontrolle geraten war.

Mit einem Seufzen rutschte Takuya an der Wand nach unten und blieb auf dem kalten Boden des Vorraums sitzen. Wie sollte das nur weitergehen? Er hatte Kanon geküsst, vor Bou musste er nun auch schon fast Angst haben und Miku war wohl auch nicht mehr gut auf ihn zu sprechen.

Schließlich war er der Neue, der die ganze Gruppe nun durcheinander brachte. Vielleicht wären sie ohne ihn besser dran gewesen.

Und überhaupt… Wenn Bou die Band hatte überreden müssen, dass sie ihn aufnahmen, dann hatten sie es wahrscheinlich gar nicht wirklich gewollt! Wahrscheinlich war ein anderer sogar besser gewesen als er.

Er lehnte seinen Kopf gegen die Wand und wäre am liebsten davongelaufen. Nur wegen Bou war er jetzt bei An Cafe und wie dankte er es diesem?
 

Und ein weiteres Mal erinnerte ihn sein Handy daran, dass er noch immer auf dem Boden saß. Das Display zeigte an, dass es Teruki war, der ihn gerade mitten in seinen Gedanken unterbrach. Takuya drückte dennoch ein wenig erleichtert, für einen Moment nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, auf den grünen Hörer und hielt sich das Gerät ans Ohr. Er konnte den anderen schließlich nicht ausweichen. Egal was es war, der Leader würde irgendwann wieder anrufen und wenn Takuya sich nicht meldete, dann würde er den anderen bestimmt demnächst vor seiner Haustür stehen haben – und wenn es nur aus dem Grund war, dass sie nicht ohne ihn proben konnten.

„Moshi moshi?“ „Morgen, Takuya. Wie geht’s dir?“, ertönte Terukis besorgte Stimme aus dem kleinen Gerät. „Gut.“ Naja… körperlich ging es ihm gut. Da hatte er nicht mal gelogen. „Meinst du, du kannst morgen zum Fotoshooting kommen?“ „Ähm… Klar. Mir geht’s wirklich gut.“

Irgendwie war es ja niedlich, dass sich alle Sorgen um ihn machten, doch auf der anderen Seite war er sich nun nicht mehr so sicher, wie viel von dieser Sorge wirklich aufrichtig war. Vielleicht versuchte die Band auch einfach nur mehr oder weniger gut mit ihm auszukommen, wenn sie ihn jetzt schon aufgenommen hatten und dies nicht mehr rückgängig machen konnten.

„Takuya?“ „Was?“ Erschrocken bemerkte der Jüngere, dass er ja immer noch Teruki am anderen Ende der Leitung hatte. „Hast du zugehört?“, kam es ein paar Sekunden später von diesem. „Tut mir Leid, Teruki. Ich bin noch müde… hab nicht viel geschlafen. Was hast du gesagt?“ „Um 9 Uhr im Probenraum, okay?“ Ein kurzes Seufzen kam vom Leader. Takuya konnte sich bildlich vorstellen, wie der Leader gerade am anderen Ende saß und den Kopf über ihn schüttelte. „Dort werden wir dann abgeholt und fahren zusammen zum Fotographen.“ „Ja, alles klar. Dann also bis morgen.“ „Bis morgen.“ „Ach… und danke, dass du angerufen hast!“, fügte Takuya noch schnell dazu. „Kein Problem. Bis dann.“

Der Anruf Terukis hatte ihn nun schon soweit aus seinen Gedanken gerissen, dass er zu dem Schluss kam, dass es vielleicht wirklich besser war, wenn er mal ins Bad gehen würde. Mit Sicherheit stank er vom vergangenen Abend noch völlig nach Schweiß und Alkohol. Ein Wunder, dass ihm Bou überhaupt so nahe gekommen war ohne würgen zu müssen.

Mühsam stand er auf und machte sich auf den Weg ins Bad. Am liebsten hätte er aber sofort wieder kehrt gemacht, als er in den Spiegel blickte. Er sah so bleich wie schon lang nicht mehr aus. Ganz zu schweigen von den Augenringen, die so aussahen, als hätte er eine Woche lang nicht geschlafen. Wenn diese Nacht nicht besser verlief als die vorige, dann konnten einem die Stylisten wirklich Leid tun.
 

„Verdammt!“ Seine Hand hatte zwar den Wecker getroffen, aber dieser klingelte munter weiter vor sich hin. Völlig genervt schlug Takuya die Augen auf und drehte sich in seinem Bett so um, dass er den Wecker sehen konnte. Halb 10? Er hob eine Augenbraue und betrachtete den Sekundenzeiger einen Moment lang. Er bewegte sich. Hm… das sollte ihm wahrscheinlich zu denken geben. Vor allem, da der Wecker nicht aufhörte zu klingeln, egal wie oft er auf den Knopf drückte.

Schließlich verlor Takuya die Geduld, sodass er die Decke beiseite schlug und aufstand, um der Sache auf den Grund zu gehen. Jetzt erst bemerkte er, dass der nervige Ton aus einer anderen Richtung kam. Und es war auch nicht der Wecker, der da klingelte, sondern sein Handy. Wieder einmal. Wer wollte denn jetzt schon wieder was von ihm? Wenn das Bou war, dann fing sein Morgen ja gut an.

So schnell es ihm durch die Kartons auf dem Weg möglich war, rannte er in den Eingangsbereich, um das klingelnde Etwas vom Boden aufzuheben, auf dem er es gestern einfach hatte liegen lassen. Er sollte wohl doch ein bisschen besser auf seine Sachen aufpassen.

Noch bevor Takuya etwas sagen konnte, erkannte er Mikus Stimme am anderen Ende der Leitung, weshalb sich sein Magen zusammenzog. „Takuya? Wo bist du? Wir wollten uns doch um 9 Uhr treffen.“ Die Stimme klang weder vorwurfsvoll, noch besorgt, sondern einfach neutral, als wäre gar nichts passiert. Aber im Grunde war zwischen ihm und Miku ja auch gar nichts vorgefallen. Es war ja nur die Tatsache, dass Bou sich in jemand anderen – in Takuya – verliebt hatte, die zwischen ihnen stand. Nichts Großes also. Eine Kleinigkeit, die morgen mit Sicherheit vergessen war… Schön wärs…

„Tut mir Leid… Ich glaub, ich hab verschlafen.“ Schnell ging er zurück ins Schlafzimmer und kramte ein paar Sachen aus dem Schrank, während er ein Knacken in Leitung vernahm und wie Mikus Stimme leise „verschlafen“ sagte, so als würde er den anderen erklären, was los war. Takuya konnte Kanon im Hintergrund hören, jedoch nicht genau das, was er sagte. Ja, richtig. Er würde ihn ja heute wieder sehen. Wie sollte er sich denn verhalten? So, als wäre nichts passiert? Oder sollte er sich lieber entschuldigen?

„Okay.“ Miku war wieder am Apparat. „Dann holen wir dich in 10 Minuten ab.“ „Ja, gut.“ Nur 10 Minuten! Dann musste er sich wirklich beeilen. „Bis gleich.“ Sofort warf er das Handy auf sein Bett, wo es zwischen den Laken verschwand. Das würde er nachher sicher vergessen mitzunehmen, weil es nicht mehr in seinem Blickfeld lag.

Eilig zog er sich an und richtete sich im Bad notdürftig her, als es auch schon an der Tür klingelte. „Bin gleich da!“, sagte er nur in den Hörer der Fernsprechanlage, die sich an der Haustür befand, ehe er seinen Geldbeutel und Schlüssel von einem der Kartons nahm und zurück zur Tür lief. Moment… sein Handy! Sogar ein wenig stolz auf sich, lief er zurück zum Bett und fischte das kleine Ding aus den Laken.

Ebenso schnell sprintete er zum Aufzug und fuhr hinunter, wo er auch gleich von Miku empfangen wurde. „Morgen!“ Ein wenig wunderte es den Jüngeren schon, dass sich Miku so rein gar nichts anmerken ließ, doch an ihm sollte es nicht liegen. Er würde den Älteren nicht an diese Sache erinnern.

Ebenso freundlich grüßte er zurück. „Tut mir wirklich Leid.“ „Ach was“, winkte der Blonde ab. „Nicht so tragisch. Die Fotographen können auch ein bisschen warten.“

Sie stiegen in den Kleinbus, wo sich Takuya noch einmal bei allen entschuldigte, den Blickkontakt mit dem Bassisten jedoch mied und darum auch nicht herausfinden konnte, wie sich dieser ihm gegenüber verhielt.

Er saß in der hinteren Reihe zwischen Yuuki und Teruki und betrachtete nur nachdenklich Kanons Hinterkopf. Die Haare waren gestylt wie immer und auch sonst war nichts Auffälliges an ihm zu erkennen. Weder an seinem Aussehen, noch an seinem Verhalten. Er sprach zwar so gut wie gar nicht mit Takuya, doch es war noch früh und darum konnte man das auch einfach auf die Müdigkeit schieben. Irgendwie war alles so, als wäre dieser folgenschwere Abend komplett aus dem Gedächtnis der Band gestrichen worden.

„Letzte Nacht zu lang vor dem Fernseher gesessen!?“, neckte Yuuki den Jüngeren. Wenn es doch nur das gewesen wäre! „Und ich hab dich sogar noch extra deshalb angerufen!“ Teruki stupste Takuya lachend in die Seite. Niemand der Bandmitglieder hatte ihm einen Vorwurf gemacht und auch der Fahrer, der zum Management gehörte, hatte nur abgewinkt. Wäre Miku zu spät gekommen, hätte ihm Kanon sicher gehörig die Meinung gesagt.

„Ich hab einfach nur vergessen, mir einen Wecker zu stellen.“ Der Gitarrist blickte mit betretenem Blick auf die Lehne vor sich. „Ach was, ist doch wirklich kein Problem.“ Der Leader wuschelte ihm kurz durch die Haare, weshalb Takuya ein leises Murren von sich gab, und blickte dann wieder aus dem Fenster.

„Oh… wir sind ja so gut wie da!“ Überrascht folgte der Gitarrist seinem Blick und erkannte, dass sie in einem anderen, ein wenig abgelegenen Stadtviertel Tokyos waren. Dann waren hier also die Fotostudios für heute?!

Keine zehn Minuten später standen sie in einem großen Raum, in dem in der Mitte ein einzelner Tisch mit ein paar Stühlen drum herum stand. Davor waren einige Kameras und Schirme für das Licht aufgebaut und dahinter eine große weiße Leinwand.

Sofort kamen die Stylisten und Fotographen wie ein Ameisenschwarm angelaufen und nahmen ihnen Jacken ab, um sie anschließend auf einen Stuhl im Nebenraum zu platzieren und für das Shooting vorzubereiten. Eigentlich sollten sie mit Takuya kein so großes Problem haben, wie er tags zuvor noch befürchtet hatte, denn nun war er ausgeschlafen – auch wenn das auf Kosten der anderen war.

„Also, wir werden zuerst ein paar Einzelfotos und dann die Gruppenfotos machen. Teruki-san fängt an und dann machen wir weiter mit Kanon-san und anschließend Yuuki-san.“

Takuya wurde erst jetzt bewusst, wie aufgeregt er eigentlich war. Aber das war ja auch kein Wunder. Immerhin war das sein erstes Fotoshooting. Unruhig nippte er an seiner Flasche Wasser, während Teruki für die Fotos posierte.

„Wisst ihr, ob’s hier irgendwo einen Kaffeeautomaten gibt?“, meldete sich Yuuki zu Wort. „Ich glaube, ich hab am Eingang irgendwo einen gesehen.“ antwortete ihm Kanon. „Aber ich komme mit. Ich brauch auch einen…“

Einen kurzen Augenblick später saßen Miku und Takuya allein an einem kleinen Tisch in der Ecke des Raumes, wo sie das Shooting nicht störten. „Je weniger aufgeregt du bist, desto besser werden die Fotos.“ Jetzt erst bemerkte Takuya, dass der Sänger beobachtete, wie er an nervös auf einer Salzstange herumknabberte, die aus dem Schälchen auf dem Tisch stammte.

War es so offensichtlich? „Aber wenn ich mir überlege, dass die Fotos überall in Japan zu sehen sein werden…“ Nein, daran wollte der Gitarrist am besten gar nicht denken. „Überall auf der Welt!“, warf Miku grinsend ein. „Unterschätze das Internet nicht!“ Na toll. Jetzt musste er ihn auch noch noch nervöser machen. „Nein, im Ernst, Takuya. Versuch einfach, ein bisschen lockerer zu werden.“

Der Angesprochene hob eine Augenbraue und musterte den Sänger. Wieso war er so nett zu demjenigen, der seine Beziehung zerstört hatte? Eigentlich hatte er doch allen Grund, sauer auf ihn zu sein.

„Miku?“ „Hm?“ „Darf ich dich was fragen?“ So, jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt musste er über die Sache reden, ob er nun wollte oder nicht. Aber das war ja auch eigentlich seine Absicht gewesen, oder nicht? „Sicher.“ Der Sänger sah ihn wartend an.

Gerade als Takuya ansetzen wollte, gesellte sich Kanon wieder zu ihnen. Keine Sekunde zu früh, denn schon wurde dieser dazu aufgefordert, vor die Kamera zu treten. Einen Seufzer später stand er an der Stelle, an der auch Teruki zuvor gestanden hatte, welcher nun zu den beiden an den Tisch kam.

Miku schnappte sich schnell Kanons halbvollen Kaffeebecher, den dieser auf dem Tisch zurückgelassen hatte, und trank ihn in einem Zug aus, worauf er den Leader angrinste, der wohl eben denselben Einfall gehabt hatte. „Dann hol ich mir eben selbst einen!“ Mit gespielt beleidigter Miene stapfte der Drummer Richtung Ausgang.

„Also… was wolltest du fragen?“ Miku sah den Jüngeren interessiert an. Ach ja, da war ja was gewesen.

Kaffee und Pizza

Eigentlich hatte er ja vorgehabt, Kanon beim Shooting zuzusehen – natürlich nur, um zu lernen, wie es ging – doch dazu würde er jetzt wohl nicht mehr kommen. „Naja…“ Rumstottern half auch nicht mehr viel. Wenn er jetzt noch lange brauchte, dann würden Teruki und Yuuki zurückkommen oder Kanon wäre mit seinen Fotos fertig, noch bevor Takuya ein weiteres Wort über die Lippen brachte. Wann würde er denn das nächste Mal mit dem Sänger allein sein, um über so etwas zu reden? Jetzt oder nie! Einen kleinen Augenblick dachte Takuya über das „nie“ nach, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Er würde ja doch nie Ruhe finden.

„Ich hab von der Sache zwischen Bou und dir gehört.“ Ja, das war ein guter Anfang. Weiter so! Wenn er jetzt jede Minute einen Satz herausbrachte, dann hatte er es bis morgen früh schon geschafft!

Zögernd sah er auf und traf den Blick Mikus. Er hatte sich nicht verändert, sondern schien noch ebenso wartend zu sein, wie zuvor. Nichts in seinem Ausdruck verriet, ob er dieses Thema lieber meiden würde, also entschied Takuya, einfach weiter zu sprechen, senkte den Blick jedoch wieder.

„Bou war gestern bei mir… Er hat mir davon erzählt, dass ihr wegen mit gestritten habt…“ Er fühlte sich schlecht. Nein, er fühlte sich miserabel. Eigentlich hätte er mit diesem Gespräch gar nicht anfangen sollen. Es war doch alles in Ordnung gewesen. Niemand hatte sich anders verhalten. Keine Freundschaft hatte einen Knick bekommen – bis auf die Beziehung von Bou und Miku – und daran konnte er mit diesem Gespräch doch auch nichts mehr ändern!

„Ich hab das nicht gewollt… dass ihr wegen mir…“ Hilfe suchend blickte er auf. Takuya hatte eigentlich erwartet, dass ihn der Sänger wütend anfuhr oder ihn wenigstens abweisend behandelte, doch nichts dergleichen geschah. Dieser senkte nur den Kopf und blickte auf die Tischplatte. „Bou wollte das so und es sollte eher mir Leid tun, dass du da mit rein gezogen wurdest. Denk nicht so viel darüber nach, okay? Wir kommen damit schon irgendwie klar. Ich meine… wir sind in einer Band! Wir können jetzt nicht einfach so streiten.“

Der Blonde legte Takuya eine Hand auf die Schulter, während er kurz aufsah, und drückte diese leicht, doch dem Gitarrist entging nicht, wie schwer es Miku fiel, diese Worte auszusprechen. Der Sänger wollte, dass alles so blieb, wie es gewesen war, damit die Band nicht auseinanderbrach. Takuya beneidete ihn. Wie gelang es Miku nur, seine Gefühle so hinten anzustellen? Er selbst wäre wahrscheinlich aus der Haut gefahren und hätte dem anderen gehörig seine Meinung gesagt. Erst im zweiten Moment hätte er wahrscheinlich an die Band gedacht.

„Aber… wäre ich nicht in die Band gekommen…“ „Dann wäre es eben in ein paar Wochen oder Monaten oder vielleicht auch erst Jahren passiert. Irgendwann bestimmt… Mit irgendjemandem…“ Betrübt senkte Miku wieder den Kopf. Wahrscheinlich überlegte er eben, ob er die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, auch wirklich so meinte. Ob er wirklich daran glaubte, dass irgendwann auf jeden Fall jemand anderes gekommen wäre. Doch ebenso schnell hatte sich seine Laune wieder gebessert. Zumindest brachte er ein Lächeln zustande, in dem die Traurigkeit dennoch deutlich zu erkennen war.

„Also, mach dir keinen Kopf, ja? Vielleicht… brauch ich ein bisschen Zeit, aber du kannst wirklich nichts dafür.“ Takuya nickte nur kurz. Er wusste zwar nicht, ob das, was ihm Miku da erzählte, der völligen Wahrheit entsprach, aber er wollte einfach glauben, dass es so einfach war. Er wollte es nicht unnötig kompliziert machen und darum war er auch froh, dass der Sänger nicht wütend auf ihn war… oder es zumindest nicht danach aussah.

„Mi-kun!“ Die beiden blickten auf und sahen, wie Yuuki auf sie zukam. „Du bist dran.“ Takuya sah den Sänger ein wenig verwirrt an. Hatten sie so lange geredet, dass Kanon und Yuuki schon fertig waren? Und überhaupt… wo war Kanon eigentlich? Der Gitarrist sah sich um und erkannte den Schwarzhaarigen neben einem Fotographen stehen, beide vor einem Bildschirm sitzen. Wahrscheinlich sahen sie sich gerade die Fotos an.

Yuuki setzte sich auf den freien Platz neben Takuya und beobachtete ihn einen Moment. „Erde an Takuya!“ „Hä? Was?“ Jetzt erst bemerkte der Jüngere, dass das Anstarren von anderen Bandmitgliedern wohl nicht so unbemerkt blieb, wie er gehofft hatte. Da galt es, schnell ein Gesprächsthema zu finden, bevor er darauf angesprochen werden konnte! „Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?“ Naja… eigentlich interessierte das den Gitarristen nur mäßig, doch es war das Erstbeste, was ihm eingefallen war. „Der Kaffeeautomat wollte nicht ganz so wie ich. Bestimmt hat Kanon ihn kaputt gemacht. Der hat seinen Kaffee nämlich noch bekommen!“

Wie als hätte dieser seinen Namen durch den ganzen Raum gehört, verabschiedete er sich mit einem Nicken vom Fotographen und schlenderte zum Tisch der Band hinüber. Takuya wurde mulmig zumute. Er hatte heute noch kein einziges Wort mit dem Bassisten gewechselt bis auf das tägliche „Guten Morgen“. „Kanon! Du hast den Kaffeeautomaten kaputt gemacht!“, wurde er sofort von dem Lockenkopf empfangen. Bevor dieser sich aber verteidigen konnte, erschien Teruki mit einem Plastikbecher am Tisch und grinste diesen an. „Also bei mir hat er einwandfrei funktioniert.“ Um seine Worte noch zu unterstreichen nippte er kurz an dem heißen Getränk und stellte es dann auf dem Tisch ab, sodass Yuuki den dampfenden Becher ungläubig anblickte.

Mit einem Grummeln verschränkte dieser die Arme und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Teruki setzte sich neben den Keyboarder, um ihm immer wieder den Kaffee unter die Nase zu halten und Kanon setzte sich auf den Stuhl neben Takuya.

„Sagt mal… wo ist eigentlich mein Kaffee?“ Fragend blickte Kanon in die Runde, nachdem ihm der leere Becher auf dem Tisch aufgefallen war, und folgte Terukis viel versprechendem Blick, der auf Miku ruhte. Dieser war schließlich Schuld daran gewesen, dass sich der Leader selbst einen Becher hatte holen müssen. Rache war bekanntlich süß.

„War ja wieder klar…“, meinte Kanon aber nur und damit war das Thema erledigt. Vorerst zumindest. Einige Zeit lang sagte niemand etwas. Alle sahen Miku bei den Fotos zu als wäre es das erste Mal, dass dieser vor der Kamera posierte.

„Aufgeregt?“ Hörte Takuya plötzlich die Stimme des Bassisten. Im ersten Moment sah der Jüngere ihn nur überrascht an. Kanon hielt den Blick jedoch nur auf Miku, gerichtet, aber es war klar, dass er Takuya meinte. Das erste vernünftige Wort an diesem Tag! Vielleicht konnte sich daraus ja sogar ein richtiges Gespräch entwickeln?! Und was tat der Gitarrist? Er nickte nur mit dem Kopf. Das fing ja wieder gut an. Gut gemacht, Takuya!

„Mein erster Fotoshoot“, fügte er deshalb noch leise hinzu. Etwas Dümmeres hätte ihm auch nicht einfallen können. Dass das sein erster Fotoshoot war, konnte sich Kanon sicher selbst denken, aber zumindest war es ein Anfang. „Hm...“ Allerdings trug Kanon auch nicht viel zum Fortlauf dieses Gespräches bei.

Nervös fuhr sich der Jüngere durch die Haare, als er bemerkte, dass er das lieber hätte bleiben lassen sollen. Er war als nächster dran und hatte gerade seine halbe Frisur ruiniert. „Du bist ja wirklich aufgeregt!“, lachte Kanon plötzlich und stand vom Stuhl auf, um sich hinter Takuya zu stellen und an dessen Haaren herumzuzupfen und sie wieder einigermaßen in die richtige Lage zu bringen.

Teruki und Yuuki hatten aufgehört, sich gegenseitig zu necken und beobachteten die Szene interessiert und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Jetzt guckt doch nicht so! Als ob ihr nicht aufgeregt gewesen wärt…“ Kanons Laune hatte sich gehoben, wogegen Takuya nur leicht rosa anlief und die beiden anderen Bandmitglieder perplex anblickte. Was war denn jetzt passiert? Eben noch hatten sie völlig steif am Tisch gesessen und kaum ein Wort miteinander gesprochen und jetzt nestelte Kanon an seinen Haaren herum! Er verstand ihn einfach nicht. Konnte ihm mal jemand erklären, was im Kopf der Bassisten vorging?

Sofort fuhr Takuya auf, als er seinen Namen hörte, weshalb Kanon überrascht ein paar Schritte zurücktaumelte. Mit einem „Viel Glück!“ drückte er den Gitarristen leicht in die Richtung der Fotographen, von denen sich Miku gerade verabschiedete und zum Tisch herüber kam. „Danke.“ Takuya brachte ein gequältes Lächeln zustande und stellte sich dann vor die Kameras.

„Wir brauchen noch mal jemanden für die Haare!“ Nun war es ihm doch ein wenig peinlich, dass er so unüberlegt seine Frisur ruiniert hatte, aber die Stylisten beherrschten ihren Job und ein paar Augenblicke später blendeten ihn schon die ersten Scheinwerfer.
 

Alles in allem war es gar nicht so schlimm gewesen, wie er erwartet hatte. Nur die Blicke der anderen, die er deutlich auf sich gespürt hatte, waren ihm unangenehm gewesen. Aber was hatte er auch anderes erwartet? Er war der Neue. Das Küken im Nest. Natürlich interessierte es die anderen, wie er sich schlug. Aber ob sie Yuuki auch so angestarrt hatten?

„Takuya-san! Den Blick bitte in die Kamera!“ Er sollte nicht so mit den Gedanken abschweifen, doch es fiel ihm schwer, stillzustehen und sich auf die Fotos zu konzentrieren und gleichzeitig nicht in Gedanken zu versinken. „Gut, wir machen eine halbe Stunde Pause und dann kommen die Gruppenfotos dran“, erklärte einer der Fotographen und entließ so Takuya zu den anderen.

Mit einem Seufzen ließ er sich auf seinen Stuhl sinken. „Und, war’s schlimm?“ Teruki hielt ihm eine Flasche Wasser hin, die der Jüngere dankend annahm. „Hab’s mir schlimmer vorgestellt.“ antwortete dieser nur und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Die Scheinwerfer heizten den Raum doch ganz schön auf.

„Ach ja, ich hab vorhin Pizza bestellt.“ Ein allgemeines Stöhnen war von Teruki und Miku zu hören. „Warum immer Pizza, Kanon? Wieso können wir nicht mal… Chinesisch bestellen?“ „Weil Pizza eben einfach schneller geht!“, versuchte sich der Schwarzhaarige zu verteidigen. „Das weißt du doch gar nicht! Das haben wir noch nie ausprobiert!“, widersprach der Sänger. „Ja und wenn wir es das nächste Mal ausprobieren würden, würde es zu lange dauern und wir hätten kein Mittagessen!“, konterte Kanon. „Dann bestellen wir eben einfach früher!“ Miku wollte sich nicht so einfach überzeugen lassen.

„Ach, jetzt ist es doch eh schon zu spät.“ Es war mal wieder der Leader, der versuchte, die beiden Streithähne zu beruhigen, obwohl er selbst vor einigen Sekunden deutlich gemacht hatte, was er von Pizza hielt. Miku grummelte noch ein Weilchen vor sich hin, fügte sich dann jedoch seinem Schicksal und machte sich hungrig über die italienische Spezialität her, nachdem sie vom Pizzaboten auf den Tisch gestellt worden war.

„Gibt es so oft Pizza bei euch?“, fragte Yuuki, während er auf einem Stück herumkaute. „Es hält sich in Grenzen.“ Miku nahm einen Schluck von seinem Wasser, ehe er weitersprach. „Aber ich kann das Zeug nicht mehr sehen, seit wir ein Photoshooting damit hatten. Das endete in einem Desaster!“ Er biss wieder in ein Stück Pizza als wäre für ihn das Thema damit beendet.

Doch nachdem Teruki den unverständlichen Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Neuen bemerkt hatte, erklärte er anstelle von Miku weiter. „Naja, es war eher eine Essensschlacht, nachdem die Fotos fertig waren. Keine Ahnung, wer auf die Idee kam, aber irgendwie hatten wir plötzlich das ganze Zeug an unseren Klamotten kleben.“ Mit einem scharfen Blick sah er in Kanons Richtung, der den Blick aber entweder wirklich nicht bemerkte, oder einfach nur so tat, als wollte der Leader nicht auf ihn anspielen. „Und es ging eine Ewigkeit nicht mehr raus!“, fügte Miku noch mit vollem Mund hinzu.

„Aber wir hatten trotzdem Spaß!“ Natürlich musste Kanon seinen Senf noch hinzugeben und nahm sich ein weiteres Stück aus dem Pizzakarton. „Denkt doch mal dran, als Bou die Colaflasche…“ Sofort hielt der Bassist inne. Nicht nur er hatte gemerkt, dass das Thema nun in eine falsche Richtung lief. Doch zu spät wurde ihm dies bewusst, denn er hatte schon den Namen ausgesprochen, der nun für gedrückte Stimmung sorgte. Jeder kaute nur noch auf seinem Stück Pizza herum und blickte stumm vor sich hin.
 

Trotzdem verging die halbe Stunde nach Takuyas Geschmack viel zu schnell, doch irgendwie freute er sich auch auf die nächsten Fotos. Jetzt stand er nicht mehr so allein vor der Kamera. Jetzt starrten nicht mehr alle nur ihn an. Interessiert blickte er zum Tisch in der Mitte des Raumes hinüber. Der war bis jetzt noch gar nicht zum Einsatz gekommen. Ob die Gruppenfotos wohl dort stattfanden?

Wie zur Bestätigung schickte der Fotograph die fünf noch einmal in die Maske und wies sie anschließend an, sich an den Tisch zu setzen. Das Fotoshooting machte Takuya wirklich Spaß. Vielleicht lag es daran, dass sie verspielt wirken sollten und er darum zum ersten Mal seit dem Abend im Club so ziemlich alle seine Sorgen vergaß.

Bis zu dem Moment, in dem der Fotograph meinte, Miku, Teruki und Yuuki hätten Pause und Kanon und Takuya sollten ein paar Fotos zusammen machen. Im ersten Moment freute sich der Gitarrist, dass er zusammen mit dem Schwarzhaarigen für einige Fotos posieren sollte, doch als einer der Angestellten dem Bassisten ein Joghurtbecher mit einem Löffel in die Hand drückte, stutzte Takuya. Was sollte das denn jetzt werden? Kanon sah den Becher ebenso fragend an, als der Fotograph ihnen erklärte, dass sie ein wenig damit herumalbern sollten.

Toll. Damit wollte der Fotograph also andeuten, dass sie die ganze Zeit lachen und völlig unbeschwert miteinander umgehen sollten und das auch noch echt aussehen sollte! Gerade er und Kanon! Gerade jetzt! In Takuyas Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Wenn das mal gut ging.

Fotoshooting

Sorry, dass es schon wieda so lang gedauert hat -.-"

Aber hatte heute Abiprüfung.. nja, morgen sind die ganzen arbeiten vorbei un dann gehts (wahrscheinlich xD") auch wieder schneller ^^

viel spaß beim lesen ^^
 

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Sie setzten sich an den Tisch und musterten den Joghurtbecher, den Kanon auf der Platte abgestellt hatte. Und jetzt? Der Ältere schüttelte nur kurz grinsend den Kopf, als würde er sich ebenfalls wundern, was die Fotographen sich da wieder hatten einfallen lassen, ehe er den Becher wieder an sich nahm und ihn öffnete. So, jetzt waren sie einen Schritt weiter, aber das half auch nicht viel. Kanon wusste wahrscheinlich auch nicht wirklich etwas damit anzufangen.

Takuya musste unwillkürlich grinsen, als er an die Geschichte dachte, die ihm die anderen vorhin erzählt hatten. Sollten sie hier jetzt ebenso eine Sauerei veranstalten, wie die Band es früher mit der Pizza getan hatte? Na, Kanon hätte sicher seinen Spaß dabei gehabt. Auf jeden Fall mussten sie in den nächsten Sekunden irgendetwas tun, denn die Fotographen sahen nicht gerade erfreut aus, dass es nicht vorwärts ging, machten aber auch keinerlei Anstalten, ihnen irgendwelche Tipps zu geben, wie sie posieren sollten. Hilfreich wie eh und je!

„Jetzt kommt schon!“, hörte Takuya plötzlich Terukis Stimme von der anderen Seite des Raumes. „Das kann doch nicht so schwer sein. Wir wollen irgendwann nach hause!“ Da hatte der Leader allerdings Recht. Sie saßen nun schon bestimmt sechs Stunden in diesem Raum und irgendwann sollte doch auch mal Schluss sein.

„Na los, Kanon! Mach was!“ Nun meldete sich auch Miku ungeduldig zu Wort. Naja, wenigstens hatte der Sänger nicht den Gitarristen aufgefordert, aktiv zu werden. Dieser hatte nämlich keinen blassen Schimmer, was er tun sollte.

Plötzlich aber spürte er einen Arm auf seiner Schulter und blickte im nächsten Moment auf den Löffel mit Joghurt, der sich auf seiner Augenhöhe befand. Unwillkürlich schreckte er zurück, stieß gegen etwas Hartes und hörte im nächsten Moment einen leisen Aufschrei, sodass er sich nach dem Urheber umdrehte.

Kanon hatte den Becher in der linken Hand und hielt den Löffel in der Rechten. Den rechten Arm hatte er über die Schulter des Gitarristen gelegt und ihn somit in eine halbe Umarmung gezogen. „Autsch…“ Kanon rieb sich mit dem linken Handgelenk die Nase, an die wohl Takuyas Hinterkopf gestoßen war. „Tut… tut mir Leid! Ich hab mich nur erschreckt und hab nicht…“ „Schon gut…“, meinte Kanon nur leise. Ihre Blicke trafen sich nicht, da er nur auf den Joghurt in seiner Hand sah. Wich er ihm aus?

Allerdings konnte Takuya ihm das auch nicht übel nehmen. Wie würde er sich wohl verhalten, wenn ein Freund ihn einfach so küsste? Was würde er dann denken? Dass der andere in ihn verliebt war? Oder dass er sich einfach nur einen Scherz mit ihm hatte erlauben wollen? Doch bevor Takuya darüber nachdachte, was Kanon von all dem hielt, sollte er sich vielleicht erst mal darüber klar werden, was er selbst darüber dachte.

„Keine Ahnung, was die Fotographen wieder für Vorstellungen haben, aber lass es uns einfach mal so versuchen, okay?“ Der Jüngere nickte leicht auf Kanons Vorschlag hin. Es war ungewohnt, den anderen so nah bei sich zu haben. Als sie sich das letzte Mal so nah gewesen waren, waren nur Probleme entstanden – und das war erst gerade mal zwei Tage her. Was ihm aber vertraut war, war den warmen Atem des Bassisten auf seiner Haut zu spüren, wenn dieser sich leicht über die Schulter des Gitarristen beugte. Genau dieser sanfte Lufthauch erinnerte ihn an die Nacht bei Kanon. Daran, wie er nur ein paar Zentimeter neben dem Bassisten gelegen und wie er dessen Atem auf seinen Lippen gespürt hatte. Und daran, wie wohl er sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte. Wie sehr er sich gewünscht hatte, dass er nie vergehen würde.

„Schlaf deinen Rausch aus.“ hatte Kanon zu ihm gesagt. Vielleicht ging der Ältere auch einfach davon aus, dass Takuya zu betrunken gewesen war, um sich überhaupt noch daran zu erinnern. Und vielleicht wäre es auch besser so gewesen. Doch wenn er jetzt, zwei Tage später, darüber nachdachte, konnte er auch nicht behaupten, dass er sich wünschte, er hätte Kanon nicht geküsst, auch wenn ihm nicht wirklich bewusst gewesen war, was er da getan hatte. Es war ein angenehmes Gefühl gewesen. Ähnlich angenehm, wie die momentane Situation. Sicher war die jetzige Atmosphäre nicht gerade die beste, doch es fühlte sich gut an. Wann würde er dem Bassisten das nächste Mal wieder so nah sein?

Noch im selben Augenblick, in dem er das dachte, hätte er sich am liebsten selbst dafür geschlagen. Sie waren Freunde. Nur Freunde! Er war betrunken gewesen, sodass er Dinge getan hatte, an die er in normalem Zustand nicht einmal zu denken gewagt hätte. Oder konnte es doch sein, dass er mehr für den Schwarzhaarigen empfand, als er bisher geglaubt hatte? Dass es für ihn mehr als nur bloße Freundschaft war?

Der Gitarrist blickte auf die schwarz lackierten Fingernägel, die nun erneut vor seinem Gesicht aufgetaucht war. Kanon positionierte den Löffel vor Takuya, worauf dieser kurzerhand den Mund öffnete und versuchte, einen fröhlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen, was ihm in diesem Moment schwerer fiel als je zuvor.

Als ihn jedoch auch nach einigen Sekunden kein Fotoblitz geblendet hatte, schloss er den Mund wieder und wandte den Blick dem Fotographen zu. Er stand neben einer der Kameras und betrachtete nachdenklich die Szene. Irgendetwas schien ihm nicht zu gefallen und Takuya konnte sich schon denken was: Es sah nicht gerade so aus, als würde es ihm Spaß machen. Vielleicht sollte er einfach aufhören, so viel nachzudenken! Er saß hier - mit einem seiner besten Freunde – und machte ein paar harmlose Fotos! Was war schon so schlimm daran?

„Gut… Versuchen wir es einfach noch mal!“, hörte er von dem ratlosen Fotograph, woraufhin er wieder dieselbe Position einnahm, wie ein paar Sekunden zuvor. Es war nichts passiert. Kanon war nur ein guter Freund und sie würden Spaß bei diesem Fotoshoot haben! Auch wenn Takuya wusste, dass er nur versuchte, die Situation zu verdrängen, entspannte er sich ein wenig, als er erneut Kanons warmen, angenehmen Atem in seinem Nacken spürte.

Und als der Fotograph sie nach einigen weiteren Posen und Fotoblitzen mit einem zufriedenen Nicken zurück zu den anderen schickte, hätte der Gitarrist am liebsten protestiert, ließ es dann aber doch bleiben. Er war überrascht, wie sehr es ihm doch gelungen war, die angespannte Atmosphäre zu vergessen. „Kanon-san und Miku-san, bitte!“, hörte er den Fotographen hinter sich rufen.

Ein Seufzer entwich Takuya, als er sich neben Yuuki setzte. „Keine Sorge. Das war dein erster Shoot. Da ist das normal, wenn alles nicht so schnell geht.“ Teruki lächelte aufmunternd zu ihm hinüber. Ja, wenn es bloß das gewesen wäre! Hätte er Fotos mit dem Leader machen sollen, wäre es sicher um einiges schneller gegangen. Zumindest hätte er sich dann nicht mit verwirrenden Gedanken herumschlagen müssen.

Mit einem Nicken wandte er sich Kanon und Miku zu und beobachtete, wie die beiden ihre Fotos schossen. Irgendwie sah es bei ihnen viel leichter aus. Viel natürlicher. So, als würden sie jetzt nicht vor einer Kamera sitzen und alle Welt würde ihre Albereien zu sehen bekommen. „Die haben’s gut…“ Sie hatten zwar oft kleine Meinungsverschiedenheiten und stritten ab und zu, doch im Grunde sah man, dass sie Freunde waren – wirklich gute Freunde!

„Wieso?“ Erst Yuukis Stimme ließ ihn wissen, dass er soeben seine Gedanken ausgesprochen hatte. Jetzt musste eine Antwort her. Aber schnell! „Naja… Es sieht einfach so leicht aus. Als würden sie das jeden Tag machen.“ Takuya wischte sich mental den Schweiß von der Stirn. Immerhin hatte er sogar die Wahrheit gesagt.

„Das war aber auch nicht immer so…“ Bei Terukis Worten hob der Gitarrist eine Augenbraue und sah ihn an. Der Leader schien ebenso in Gedanken versunken gewesen zu sein, wie er selbst eben noch, denn sein Ausdruck verriet Überraschung, als er merkte, dass auch er seine Worte laut ausgesprochen hatte. „Waren sie denn nicht immer so gute Freunde?“, fragte Yuuki nach. Vielleicht war dies wieder ein Thema, das ihn nichts anging, doch es hatte Takuyas Interesse nun mal geweckt, was für eine Vergangenheit seine Freunde hatten, und darum war er froh, dass nicht er es war, der immer zu neuen Informationen drängte, sondern dass der Keyboarder ihm zuvorgekommen war.

Teruki blickte wieder zu den beiden vor der Kamera hinüber und zuckte kurz mit den Schultern. „Ach, wir sind in einer Band. Warum solltet ihr es nicht wissen? Früher oder später würdet ihr es sowieso mitbekommen. Ihr wisst ja, dass Miku und Bou zusammen… waren.“ Einstimmiges Nicken von beiden Seiten. Ja, das wussten sie, aber was hatte diese Beziehung mit Kanon zu tun? „Kanon war auch mal in Bou verliebt… oder ist es noch. Wer weiß… Jedenfalls hat sich Bou für Miku entschieden, was zum Streit zwischen Miku und Kanon geführt hat. War eine Zeit lang ziemlich heftig. Das war kurz bevor Bou gegangen ist und vielleicht war das auch einer der Gründe. Ich meine… dass er sozusagen zum Wohle der Band ausgestiegen ist.“

Jetzt erst merkte Takuya, dass er die Luft angehalten hatte. Kanon und Bou? Das hatte er am wenigsten erwartet. Es hatte doch absolut keine Ansätze dafür gegeben. Oder doch? „Ich weiß selbst nicht genau, was passiert ist, aber Miku und Kanon müssen wohl miteinander gesprochen haben oder es war wohl wirklich gut, dass Bou ausgestiegen ist. Jedenfalls scheinen sie jetzt bessere Freunde zu sein als vorher.“ erklärte der Leader weiter.

Takuya sah wieder zu den beiden hinüber und beobachtete sie dabei, wie Miku Kanon den Löffel in den Mund schob. Sie gingen wirklich miteinander um, als hätte es nie einen solchen Streit zwischen ihnen gegeben – oder sie konnten einfach nur gut verbergen, was sie wirklich fühlten. Er konnte irgendwie nicht verstehen, wie aus so einer Krise wieder solch eine Freundschaft entstehen konnte. Immerhin hatte der eine dem anderen sozusagen seine Liebe vor der Nase weggeschnappt. Das konnte doch nicht einfach so vergessen sein. Irgendwo musste da doch ein Knick entstanden sein.

Takuya stellte sich vor, wie es wäre, wenn Miku und Kanon zusammen wären. Wenn das, was die beiden da eben taten, nicht nur Freundschaft und für die Kamera war, sondern aus Liebe geschah. Wahrscheinlich wäre er unheimlich wütend. Auf wen genau, wusste er nicht, doch er würde das nicht einfach so wegstecken können. So musste sich wohl Kanon auch gefühlt haben…

Moment… Wieso stellte er sich überhaupt so eine Situation vor? Er war nicht in dieser Situation, also hatte er auch gar keinen Grund über so etwas nachzudenken.

Takuya hatte allerdings auch keine Möglichkeit mehr nachzufragen, was Miku und Kanon anging, denn diese waren ebenfalls fertig mit den Fotos und die drei anderen hatten wohl alle denselben Gedanken, dass sie nicht unbedingt über das Thema sprechen mussten, wenn die beiden anwesend waren, um die es ging.

Kanon hielt noch immer den Joghurt in der Hand, weshalb ihn Miku mit erhobener Augenbraue beobachtete. Ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Bassisten, als er den Becher betrachtete. „Wag es ja nicht!“ Der Sänger hatte wohl die Gedanken des anderen erraten und so hielt dieser Yuuki ein wenig enttäuscht den Becher entgegen. „Ihr sollt auch noch mal.“ meinte er an den Keyboarder und Teruki gerichtet.

Bei diesen wurden die Fotos aber auch ziemlich schnell geschossen, sodass Takuya nicht sehr lange mit Miku und Kanon allein war und darum dieser unangenehm bedrückenden Stimmung schnell entkommen konnte. Außerdem war das lange Warten für den Gitaristen doch ermüdender gewesen als er gedacht hatte und er war darum froh, endlich nach hause zu kommen. Im Umkleideraum waren die Shootingsachen schnell abgelegt und die Alltagskleidung wieder angezogen, ehe die fünf das Fotostudio verließen.
 

„Ich hätte ja nicht gedacht, dass wir das Ganze ohne eine größere Sauerei hinter uns bringen würden.“ Teruki, der mit Miku in der vorderen Reihe des Kleinbusses saß, drehte sich grinsend zu Kanon um, der hinten in der Mitte saß. „Ach, kommt schon. Jetzt zieht mich doch nicht die ganze Zeit damit auf! Ihr habt damals doch sogar mitgemacht!“ „Ja, weil wir das nicht auf uns sitzen lassen wollten!“, warf Miku, den Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet, ein. Müde lehnte Takuya den Kopf an die Lehne und beobachtete ebenfalls die vorbeiziehenden Häuser.
 

„Takuya!“ Grummelnd klammerte sich der Gitarist noch mehr in seine Kissen. Er wollte jetzt nicht aufstehen. Dafür hatte er viel zu wenig geschlafen. Und wieso weckte man ihn eigentlich? Und wieso war jemand in seiner Wohnung? Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, dass er dem Wecker seinen Namen beigebracht hatte, geschweige denn, dass dieser ihn aussprechen konnte.

„Takuya!“ Ein sanftes Stupsen an seiner Schulter ließ ihn dann doch die Augen aufschlagen. Blinzelnd betrachtete er seine Umgebung. Ja richtig, er saß noch immer im Kleinbus an Kanon geklammert. An Kanon geklammert? Schlagartig fuhr er hoch und bemerkte, dass er an der Schulter des Bassisten eingeschlafen war und dass es auch eben dessen sanfte Stimme gewesen war, die ihn geweckt hatte.

Hitze schoss ihm in die Wangen, als er sich dieser Situation bewusst wurde. „Wir sind da. Lass uns aussteigen, ja?“ Wie der Jüngere bemerkte, saßen Yuuki, Teruki und Miku noch immer im Wagen, jedoch waren ihre Blicke auf ihn gerichtet. Konnte man eigentlich noch röter werden?

Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Kleinbus in der Seitenstraße stand, die zu seiner Wohnung führte. Sicher, warum sollten sie ihn auch nicht dort aussteigen lassen, wenn seine Wohnung direkt auf dem Weg lag? Ohne lang zu überlegen stand Takuya auf und stieg aus dem Bus.

Gerade wollte er sich umdrehen, um sich zu verabschieden und die Tür des Busses zu schließen, als er jedoch einen Schritt zur Seite treten musste, um dem Bassisten ebenfalls Platz zu machen, da dieser auch gerade den Bus verließ. Wieso stieg er denn hier aus? „Also, bis morgen dann!“ Kanon drehte sich um und schloss die Tür, bevor der Bus wieder losfuhr.

Jetzt waren sie alleine. Takuya schluckte hart, als ihm das bewusst wurde. Kanon sah ihn mit einem unsicheren Ausdruck an. Wollte er ihn etwa auf den Kuss ansprechen? Jetzt? Takuya wusste, dass sie irgendwann darüber reden mussten. So konnte es einfach nicht weitergehen, aber er wollte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Nicht nach einem so anstrengenden Tag. Ja, er war sich durchaus bewusst, dass er nur nach Ausreden suchte, doch das war ihm im Grunde egal. Er würde Kanon darauf ansprechen, wenn sie sich das nächste Mal trafen. Ganz sicher!

Dieser öffnete gerade den Mund, doch Takuya ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Ach… was ich dich fragen wollte! Ich glaube, ich habe meinen Schlüssel bei dir liegen lassen.“ Fast hätte er es wieder vergessen. Kanon blickte ihn einen Moment lang perplex an, nickte dann aber kurz. „Ja… ich hab ihn gefunden. Ich bring ihn dir später vorbei, okay?“, antwortete er. „Ich kann ihn auch holen. Ist schließlich meine Schuld, wenn ich so vergesslich bin.“ Es wäre nun mal nicht fair, Kanon in der Gegend herumzuscheuchen. Das würde er schon selbst ausbaden.

„Aber… ich bin Schuld daran, dass er überhaupt bei mir ist. Ich hab ihn zusammen mit deinem Handy beiseite gelegt. Ich bring ihn dir nachher, ja?“ Also war es doch so, wie Takuya gedacht hatte. Er nickte kurz, bevor wieder Stille einkehrte.

„Also… Ich geh dann.“ Überrascht sah der Gitarrist Kanon an. Er verabschiedete sich einfach so? Gerade hatte er doch noch so ausgesehen, als würde er ihn jetzt in ein unangenehmes Gespräch verwickeln wollen! Jetzt hob er aber nur die Hand, drehte sich um und war hinter der nächsten Ecke verschwunden.

Verwirrt drehte sich Takuya ebenfalls um und ging zum Hauseingang hinüber. Wieso hatte ihn der Bassist eigentlich nicht einfach geweckt? Und wie lange hatte er auf dessen Schulter geschlafen? Der Hinweg hatte etwa eine Viertelstunde gebraucht und auf dem Rückweg war er ziemlich früh eingeschlafen. Das war wirklich mehr als peinlich… Die anderen waren sicher nicht so erschöpft gewesen. Nur er. Und nur, weil er den ganzen Stress nicht gewohnt war… weil er halt doch nur der Neue war.

Ignoranz

Dankeschön für alle kommis ^___^

Weiter gehts mit dem 8. Kapitel ^^
 

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Während Takuya auf den Aufzug wartete, lehnte er die Stirn gegen dessen kalte Tür. Er war doch so ein Idiot! Wieso lief er vor diesem Gespräch davon? Das wäre die beste Möglichkeit gewesen! Und irgendwann würde er es führen müssen. Je früher, desto besser. Warum fürchtete er sich so davor? Wenn sie Freunde waren, dann musste das doch ihre Freundschaft aushalten können. Miku, Bou und Kanon hatten es doch auch geschafft. Sicher, die drei waren schon länger befreundet gewesen, bevor sie in diese Lage geraten waren, doch…

Takuya hielt inne. Wieso verglich er seine Situation eigentlich mit Miku, Bou und Kanon? Langsam aber sicher wurde ihm bewusst, dass er im Moment gar nicht mehr davon ausging, dass das zwischen Kanon und ihm nur bloße Freundschaft war! Er nannte es zwar so, aber wenn er darüber nachdachte, dann stellte er unbewusst seine Situation mit der von Kanon und Bou gleich und damals war eindeutig Liebe im Spiel gewesen! Damals war es darum gegangen, dass die Liebe des einen nicht erwidert wurde…

Takuya überlegte in Wirklichkeit also gar nicht mehr, ob Kanon von ihm dachte, er hätte ihn aus Liebe geküsst. Er dachte darüber nach, was Kanon dachte, weil er ihn aus Liebe geküsst hatte!

Konnte es wirklich sein, dass er in Wahrheit einfach nur Angst davor hatte, Kanon würde ihn zurückweisen, weil er diesen… liebte? Takuya wurde klar, dass es die Angst vor dem „nein“ war, die ihn immer wieder dazu brachte, dem Gespräch auszuweichen. Vor dem „nein“, das der Jüngere würde aussprechen müssen, wenn der Bassist ihn fragte, ob der Kuss aus Liebe passiert war. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass seine Gefühle für Kanon wohl doch über die der bloßen Freundschaft hinausgingen. Er wollte nicht, dass die Freundschaft daran zu Bruch ging. Und darum hätte er nämlich vor ihm gestanden und hätte Kanons Frage verneint – eine Lüge aus Angst vor dem Kommenden - und es wäre endgültig gewesen.
 

Das leise Klingen des Aufzugs ließ ihn aufschrecken. Gedankenversunken stieg er ein und drückte auf den Knopf für den fünften Stock. Den Rücken gegen die Wand gelehnt, betrachtete er die Anzeige, die ihm verriet, in welchem Stockwerk er sich gerade befand.

Vielleicht hatte er vor zwei Tagen noch nicht diese Art von Gefühlen gehabt, über die er nun die ganze Zeit nachdachte, oder zumindest hatte er sie nie richtig deuten können, doch gerade der Kuss war es, der ihm bewusst gemacht hatte, dass es sie gab. Dieser Kuss hatte etwas in ihm ausgelöst, über das er zuvor nie nachgedacht hatte. Und gerade die Tatsache, dass er jetzt so schrecklich viel darüber nachdachte, zeigte Takuya schon, dass es nicht nur der Alkohol gewesen sein konnte, sonst hätte er dieses Thema ziemlich schnell abgehakt.

Jetzt war es doch eigentlich noch viel wichtiger, dass er mit Kanon sprach! Er musste das klarstellen! Erneut keimte die Angst in ihm auf. Jetzt musste er dem anderen sagen, dass er sich verliebt hatte. In ihn! Und was hatte Teruki gesagt? Kanon hatte Bou geliebt… oder liebte ihn immer noch… Bou aber hatte ihn zurückgewiesen.

Unwillkürlich kam ihm die Szene am Morgen nach dem Kuss in Erinnerung. Kanon hatte zwar geschlafen, aber er hatte unmissverständlich gemurmelt, Takuya solle doch zu Miku gehen. Der Jüngere hatte damals gedacht, sein Handy wäre bei dem Blonden, doch was, wenn Kanon einfach nur geträumt hatte? Wenn er von einem Gespräch mit Bou geträumt und gar nicht Takuya gemeint hatte? Von diesem Gespräch, in dem der Ex-Gitarrist dem Schwarzhaarigen erklärt hatte, dass er diesen nicht liebte?
 

Der Aufzug hielt im fünften Stockwerk an, weshalb Takuya ausstieg und, während er den Schlüssel aus der Hosentasche zog, in den langen Gang nach rechts einbog, der zu seiner Wohnung führte. Kurz vor seiner Tür hob er den Kopf und hätte fast vor Schreck aufgeschrieen, denn dort, neben eben jener Tür, saß zusammengekauert auf den Boden eine zierliche Gestalt. Die Beine hatte sie angezogen und die Arme wie als Schutz vor der Kälte um den Körper gelegt. Ja, es war mittlerweile kühl geworden und deshalb konnte Takuya auch nicht verstehen, weshalb da eine Gestalt vor seiner Tür saß, die zu schlafen schien.

Nachdem er die erste Überraschung überwunden hatte, bemerkte er schnell, dass es Bou war, der dort schlief. Obwohl… Er urteilte mittlerweile nicht mehr so schnell darüber, ob eine Person schlief oder nicht. Man hatte ja schließlich gesehen, was es ihm bei Kanon eingebracht hatte. Dennoch machte er einen Schritt auf Bou zu und ging neben ihm in die Hocke.

Irgendwie sah er ja schon niedlich aus, wie er da auf dem Boden kauerte und schlief. Aber warum um Himmels Willen saß er denn eigentlich hier? Und was sollte er jetzt tun? Er hatte eigentlich keine Lust mit dem Blonden zu reden – ja, er wich mal wieder aus – aber hier sitzen lassen konnte er ihn ja auch nicht einfach!

Nach langem Hin und Her tippte Takuya den anderen leicht an. „Bou?“ Sofort schlug der Blonde die Augen auf und sah sich um. Wenn er denn wirklich geschlafen hatte, dann wohl nicht besonders tief. „Hm? Takuya?“ Verschlafen rappelte sich der Ältere auf und auch Takuya stand auf. „Ähm… was machst du vor meiner Wohnung?“ Bou brauchte einen Moment, ehe er sich wieder gesammelt hatte, sah ihn dann jedoch ernst an. „Kann ich mit dir reden?“

Takuya zuckte innerlich zusammen. Wie war das eben doch gewesen? Er hatte doch keine Lust zum Reden gehabt. Aber diesmal würde er wohl nicht drum herum kommen. Er würde Bou sagen müssen, dass er nichts für ihn empfand. Aber musste er auch über Kanon sprechen? Nein… das ging den Blonden nichts an.

„Komm rein…“ Takuya steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür, bevor beide eintraten. Der Jüngere bahnte sich einen Weg durch die Kartons, ehe er sich umdrehte und auf das Sofa im Wohnzimmer deutete. „Ich mach uns einen Tee, ja? Setz dich doch…“ Er sah noch, wie Bou nur kurz nickte, bevor er selbst in die Küche verschwand.

Dort setzte er sofort Tee auf und lehnte sich anschließend mit geschlossenen Augen an die nächst beste Schranktür. Nicht, dass er nun schon genug Probleme mit seinen Gefühlen Kanon gegenüber hatte, nein, jetzt musste er auch noch Bou irgendwie beibringen, dass er keine Gefühle für ihn hatte, sondern jemand anderen gern hatte… sehr gern hatte. Und dieser jemand war gerade die Person, die Bou damals abgewiesen hatte. Wieso musste alles nur so kompliziert sein?

Das war das erste Mal, dass Takuya so etwas wie Mitleid für den Ex-Gitarristen empfand. Vielleicht fühlte sich dieser nun wie Kanon damals. Verliebt in eine Person, von der er wusste, dass er keine Liebe erwarten konnte. Wie sollte er es Bou nur am besten beibringen?
 

Mit zwei Teetassen in der Hand betrat Takuya ein paar Minuten später das Wohnzimmer. Er setzte sich neben Bou auf das Sofa und nippte kurz an dem Getränk, ehe er merkte, dass es noch viel zu heiß war. Resignierend stellte er es auf dem kleinen Tisch vor sich ab und lehnte sich dann zurück. Der Blonde sagte nicht ein Wort und trank auch nicht von seinem Tee, sondern betrachtete nur den aufsteigenden Dampf, der von dem Getränk ausging.

„Wie lang hast du denn da draußen gesessen?“ Takuya war derjenige, der den ersten Schritt machte. Ein wenig Entgegenkommen war wohl nicht verkehrt. „Ich weiß nicht.“ Bou blickte auf und sah den Jüngeren an. Sein Ausdruck verriet Entschlossenheit, obwohl seine Stimme vom Gegenteil zeugte. „Ich bin irgendwann gegen Nachmittag hergekommen, aber weil du nicht da warst, dachte ich, ich könnte ja warten…“ Warten… Wie lange er wohl noch gewartet hätte?

Stille trat ein, in der Takuya erneut zu seiner Tasse griff und kurz daran nippte, sie jedoch nicht wieder zurück auf den Tisch stellte, sondern seine Hände darum schloss, als wolle er sich wärmen… oder daran Schutz suchen. Er hatte Angst vor dem, was Bou nun zu ihm sagen würde. Ja, er hatte Angst, den anderen zu verletzen, selbst wenn er ihn nicht sonderlich gut leiden konnte. Takuya konnte sich irgendwie zu gut vorstellen, wie der Blonde sich gerade fühlen musste. Er selbst würde bald in derselben Situation sein, wenn er mit Kanon reden würde.

„Als ich hier war vor zwei Tagen… Alles was ich da gesagt habe, war mein Ernst.“ Takuya merkte, wie Bou seinen Blick suchte, doch er mied ihn. Erst als der anderen seinen Namen rief, sah er ihn an. Hatte der Blonde je schon einmal richtig seinen Namen ausgesprochen, ohne irgendwelche Abkürzungen zu verwenden? „Takuya! Ich hab mit Miku Schluss gemacht, weil ich mit dir zusammen sein will!“ Der Angesprochene hatte gewusst, dass er es hören würde, dennoch trafen ihn die Worte völlig unvorbereitet. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Wie er Bou erklären sollte, was in ihm vorging.

„Bou… ich…“ Nach Worten suchend sah er in die klare Flüssigkeit in seiner Tasse. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“, gab er schließlich kleinlaut zu. „Sag doch einfach, dass wir es versuchen könnten!“ Mittlerweile war es nicht nur Bous Ausdruck, der Entschlossenheit verriet, sondern auch seine Stimme.

„Das sagst du so leicht, aber…“ Takuya stellte die Tasse auf dem Tisch ab. „Es ist leicht!“, warf der Blonde ein und griff nach der Hand des Jüngeren, welche vom Tee völlig gewärmt worden war. Jedoch wurde ihm die Hand sofort wieder entzogen.

„Es ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst.“ „Aber warum denn nicht? Was hindert dich denn daran, es zu versuchen?“ Bou verstand es wirklich nicht. Er verstand wohl einfach nicht, dass Takuya nichts für ihn empfand. Dieser wandte den Blick wieder ab. Er wollte es ihm nicht direkt ins Gesicht sagen, doch was blieb ihm schon anderes übrig? Wenn er jetzt nicht die Wahrheit sagte, würden ewig Missverständnisse bestehen und Bou würde niemals aufgeben.

„Als du Kanon damals abgewiesen hast… Kannst du dir vorstellen, wie er sich da gefühlt hat?“ Takuya sah ihn an und musterte seine Gesichtszüge, die sich in eine unausgesprochene Frage verwandelten. Der Blonde verstand wohl nicht, worauf Takuya hinauswollte, antwortete dann jedoch nach kurzer Überlegung. „Ich denke, er war wütend auf Miku. Die beiden haben danach ständig gestritten…“ „Und meinst du, er liebt dich immer noch?“, hakte Takuya nach. Halt, darauf wollte er doch eigentlich gar nicht hinaus! Die Frage war ihm einfach rausgerutscht, obwohl er doch eigentlich ein ganz anderes Ziel gehabt hatte. Er wollte Bou doch eigentlich sagen, dass aus ihnen nichts werden konnte! Dass er ebenso darüber hinwegkommen musste, wie es Kanon auch gemusst hatte. Nur deshalb hatte er die Situation damals angesprochen. Wieso war er also abgewichen?

Erneut sah ihn Bou fragend an, öffnete dann jedoch den Mund. „Kann schon sein… Ich weiß es nicht, ich habe seitdem nicht mehr mit ihm darüber gesprochen. Aber… ich liebe ihn nun mal nicht und er wird es verstehen und es irgendwann vergessen…“ Takuya traute seinen Ohren nicht. Bou glaubte, Kanon war noch immer in ihn verliebt und das sagte er einfach so in diesem völlig gleichgültigen Ton? Hatte er eigentlich eine Ahnung, wie sehr man unter Liebeskummer leiden konnte? Takuya hatte selbst noch nie solche Gefühle gehabt – bis jetzt zumindest – doch diese Gleichgültigkeit, die Bou hier zeigte, konnte er nicht verstehen… und sie machte ihn wütend.

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr Kanon gerade leidet, wenn er wirklich noch immer in dich verliebt ist? Du warst mit Miku zusammen, jetzt kommst du zu mir… und Kanon muss sich das alles mit ansehen!“ Im Moment war es Takuya egal, dass er davon ausging, Kanon wäre noch immer in Bou verliebt. Er verspürte nur den Drang, den Bassisten zu verteidigen. Wie konnte sich dieser nur in eine so verantwortungslose Person verlieben? Das hatte er einfach nicht verdient.

Perplex sah Bou Takuya an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass der Jüngere auch mal wütend werden konnte. Ebenso schnell änderte sich aber auch die Stimmung des Blonden. „Was zwischen Kanon und mir war und ist, ist allein unsere Sache! Hier geht es darum, wie es zwischen uns weitergeht!“ Takuya fuhr vom Sofa auf. Das ging ihn also nichts an?! Zufälliger Weise war Kanon sein Freund und er konnte nicht einfach mit ansehen, wie dieser so in sein Verderben lief! Selbst wenn er Bou nicht mehr liebte, sollte irgendjemand diesem Mal erklären, dass man nicht einfach so mit Gefühlen spielte!

„Uns?“, rief der Jüngere schließlich fassungslos. „Es gibt kein „uns“! Versteh doch, dass nicht alles immer so läuft, wie du es gern hättest.“ Nun stand auch der Blonde vom Sofa auf. „Was willst du damit sagen?“ War das nicht eindeutig? Musste er wirklich diese Worte aussprechen, die er eigentlich vorgehabt hatte, zu umgehen? Aber gut, irgendwie hatte es Bou auch nicht anders verdient, oder? „Ich liebe dich nicht, Bou!“

Fassungslos starrte der Ältere Takuya an, bis dieser plötzlich herumgerissen wurde und sich auf dem Sofa sitzend wiederfand. Die Schultern waren grob von Bou in die Lehne gedrückt, sodass er sich nicht richtig bewegen konnte. Der Blonde war über ihn gebeugt und sah ihn entschlossen an. Was sollte das werden?

„Du willst mir also wirklich sagen, dass du lieber Kanon nachstellst, der in dir nur einen Ersatz sieht, weil ich mich nicht für ihn entschieden habe und er deshalb jemand anderen zum Zeitvertreib gesucht hat?!“ Was? Was erzählte Bou da? Das war doch absurd! Gerade wollte Takuya widersprechen, als es an der Tür klingelte.

Keiner der beiden sagte ein Wort. Bou nicht und auch Takuya nicht, weil er so durchdringend von dem Blonden angesehen wurde, dass er es nicht gewagt hätte, sich bemerkbar zu machen. An die Tür gehen konnte er ja sowieso nicht, denn der Ältere war stärker, als er geglaubt hatte. Es klingelte ein zweites Mal, worauf ein Klopfen an der Tür folgte, doch dann regte sich nichts mehr.

„Ich… ich bin kein Ersatz…“, gab Takuya schließlich leise von sich, nachdem er einige Zeit kein Geräusch mehr von der Tür vernommen hatte. Seine Worte aber waren voller Zweifel und Unsicherheit. Bou lachte nur kurz auf. „So? Dann überleg doch mal! Du bist schließlich derjenige, der meinen Part in der Band spielt. Schon allein in der Rolle des Gitarristen bist du ein Ersatz! Und Kanon… Glaubst du wirklich, er sieht in dir etwas anderes als das kleine Küken, das ein wenig Hilfe braucht? Er brauchte jemand anderen, weil ich nicht mehr da war. Sieh es doch einfach ein!“ Bou kam seinem Gesicht ein Stück näher und flüsterte nur leise: „Du bist nur ein Ersatz! Für ihn zumindest…“

Der Jüngere schluckte hart. Nein, das konnte nicht sein. Kanon war sein Freund! Er hatte ihm geholfen, wann immer er Hilfe benötigt hatte. Er hatte sich um ihn gekümmert und war für ihn da gewesen. Zählte das alles denn plötzlich nichts mehr?

„Oh!“ Takuya verstand erst, dass nicht er oder Bou überrascht ausgerufen hatte, sondern dass die Stimme jemandem gehörte, der sich hinter ihm befand. Jemand, der zu seinem Rücken und damit in Bous Blickfeld stand. Der Blonde blickte über die Lehne hinweg, woraufhin seine Augen sich weiteten. Diesen Moment der Überraschung nutzte Takuya, um sich aus dem Griff des Älteren zu befreien und vom Sofa aufzuspringen. Schnell drehte er sich um und erkannte Kanon im Flur stehen.

Missverständnisse

Dankeschön für die lieben Kommentare ^^

Hier kommt jetz das vorletzte kapitel
 

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Da stand er also… der schwarzhaarige Bassist… als hätte er gewusst, dass in diesem Moment in diesem Zimmer über ihn gesprochen wurde. Er blickte die beiden überrascht und ungläubig an. Diese sahen Kanon ihrerseits stumm an. Was machte er hier? Warum stand er plötzlich mitten in Takuyas Wohnung? Und wieso gerade jetzt?

„Es hat niemand aufgemacht und ich dachte… ich… wegen dem Schlüssel.“ Takuya erkannte einen Schlüssel in der Hand des Schwarzhaarigen – wahrscheinlich seinen Hausschlüssel mit dem er eben die Tür geöffnet hatte. Richtig! Kanon hatte ihn ja vorbeibringen wollen. Dann war er es auch gewesen, der geklingelt hatte. Wahrscheinlich hatte er nur schnell den Schlüssel irgendwohin legen und dann wieder verschwinden wollen. Eigentlich nur verständlich und auch natürlich, doch weniger natürlich war, dass er sie jetzt dabei gesehen hatte, wie sich Bou über Takuya gebeugt auf dem Sofa abstützte. „Tut… tut mir Leid!“ Damit drehte sich Kanon um und eilte Richtung Tür. Den Schlüssel ließ er einfach fallen.

Für Takuya ging alles viel zu schnell. Wieso musste der Schwarzhaarige gerade jetzt hier erscheinen? Und war dies nicht eigentlich der Moment, in dem er Kanon hinterher rennen sollte, um ihn aufzuhalten? Um ihm zu sagen, was hier vor sich ging und um mit ihm zu reden? Das war zumindest das, was sein Kopf und auch sein Bauch ihm sagten. Warum verdammt noch mal hörte er dann nicht auf sie? Warum stand er hier wie eine Statue und sah zu, wie der Schwarzhaarige nun zur Tür eilte, um in seine Schuhe zu schlüpfen, die er dort ausgezogen hatte, und zu verschwinden?

Er wollte diese Situation erklären und ja, er wollte mit Kanon sprechen! Wenn nicht jetzt, dann würde es mehr Schaden auslösen als er sich vorstellen konnte. Endlich löste sich sein Körper aus der Starre und Takuya wollte das tun, wozu ihm jede Faser seines Körpers drängte, doch eine Hand an seinem Arm hielt ihn auf. Als er sich umdrehte, sah er Bou vor sich. Einen wütenden Bou. Doch das war ihm egal. Der Blonde konnte noch so wütend oder verzweifelt sein. Dies war der Moment, in dem Takuya das tun wollte, was er selbst für richtig hielt!

Er riss sich los und eilte Kanon nach, der mittlerweile die Tür geöffnet hatte. „Kanon! Warte!“ Ebenso wie Bou es bei ihm getan hatte, griff er nun nach dem Arm des Schwarzhaarigen, welcher in seiner Bewegung innehielt, sich jedoch nicht zu ihm umdrehte. Wieso sah er ihn nicht an?

„Kanon…“ Takuyas Stimme war zu einem Flüstern geworden und er hatte den Blick starr auf den Hinterkopf vor sich gerichtet. Seine Hand hielt den Bassisten noch immer fest. Er hatte Angst, dieser würde gehen, wenn er ihn losließ. Fast schon flehend sah er ihn an, doch wie sollte es dieser auch bemerken? Er hatte sich von ihm abgewandt.

„Willst du nicht wieder zurückgehen? Bou wartet sicher.“ Kanons Stimme war kalt. Ebenso kalt und schneidend wie die Nachtluft, die sie wegen der geöffneten Tür umgab. Kanon interpretierte die Szene völlig falsch! Doch wie sollte Takuya glaubhaft erklären, dass das alles nur ein Missverständnis war? „Es ist nicht so, wie du denkst!“ Nein, das war es wirklich ganz und gar nicht.

Natürlich musste es für Kanon so ausgesehen haben, als wären sich Takuya und Bou ziemlich nahe gekommen. Was sollte er auch anderes denken? Er wusste, dass der Blonde in den Jüngeren verliebt war. Kanon musste denken, sie hätten sich ausgesprochen und jetzt…

„Du meinst also, du weißt, was ich denke?“ In der Stimme des Schwarzhaarigen schwang ein Hauch von Ironie mit. Ironie und Vorwurf, aber Takuya konnte wohl auch ein wenig Enttäuschung heraushören. „Wir haben nur… geredet.“ versuchte er die Situation zu erklären. „Dafür ward ihr euch aber ziemlich nah.“ widersprach der andere. Sein Ton war noch immer bissig und kalt. Es sah nicht danach aus, als würde er gerade in der Lage sein, irgendwelche Erklärungen aufzunehmen oder zu akzeptieren, doch was sollte Takuya machen? Er konnte den Bassisten jetzt nicht einfach gehen lassen. Wenn er das tat, dann würde es nie mehr so werden wie früher.

„Ich wollte das nicht! Bou hat mich einfach…“ Ja, was hatte er denn eigentlich getan? Es war nichts weiter passiert… noch nichts. Aber was wohl passiert wäre, wenn Kanon nicht aufgetaucht wäre? Wie weit wäre Bou gegangen?

„Bou hat was?“ Schlagartig drehte sich der Bassist um, sodass der Jüngere überrascht seinen Arm losließ und einen Schritt zurückwich. So hatte er Kanon noch nie gesehen. Wut und Enttäuschung. Das war das, was er in den Augen des Älteren erkennen konnte. Aber Wut auf wen und Enttäuschung weshalb?

„Er war mir plötzlich einfach so nah…“ Takuya war es, der dem Blickkontakt nicht länger standhalten konnte und zur Seite blickte, wofür er sich noch im selben Moment verfluchte. Doch Kanons wütende Stimme ließ ihn sofort wieder aufblicken. „Wo ist er?“ Der Schwarzhaarige blickte über die Schulter des Gitarristen, welcher gerade den Mund öffnen wollte, um zu antworten.

„Ich bin ja schon weg!“, hörte Takuya Bou hinter sich und sah dann, wie dieser an ihm vorbeiging, neben dem Bassisten jedoch stehen blieb. „Hör lieber auf mit ihm rumzuspielen und lass ihn in Ruhe!“, flüsterte der Blonde noch in scharfem Ton in Kanons Ohr, jedoch gerade so laut, dass Takuya jedes Wort verstehen konnte. Damit verschwand der Älteste in den Flur hinaus und ließ die beiden allein, nachdem er die Tür ins Schloss geworfen hatte.

Spielen… Für Kanon war vielleicht wirklich alles nur ein Spiel. Woher sollte Takuya es auch wissen? Entweder log Bou oder Kanon konnte gut verstecken, für wen er wirklich noch Gefühle hegte.

Die Stille, die nun entstand, kam Takuya wie eine Ewigkeit vor. Sie standen da. Regungslos und ohne Blickkontakt. Der Jüngere schaffte es einfach nicht, Kanon anzusehen, obwohl er sich doch fest vorgenommen hatte, sich diesem Gespräch zu stellen und über alles zu reden. Aber die kalte Stimme des anderen hatte ihn abgeschreckt und all den angesammelten Mut in Luft aufgelöst.

Wie sollte er es denn jetzt schaffen, Kanon seine Gefühle zu erklären? Vor allem, wenn er sie selbst noch gar nicht richtig begriff! Von heute auf morgen musste er feststellen, dass er sich in seinen Bandkollegen verliebt hatte. Dabei hatte doch alles eigentlich nur damit angefangen, dass Kanon Takuya mehr in die Gruppe eingliedern wollte und sie darum alle zusammen einen schönen Abend hatten verbringen wollen. In gewisser Weise war der Abend schön gewesen, doch wenn er darüber nachdachte, was alles schief gelaufen war, dann würde er am liebsten die Zeit zurückdrehen. Dann stände er jetzt nicht hier und würde vielleicht gleich einen seiner besten Freunde verlieren.

Einen Moment überlegte er, ob er wirklich mit Kanon darüber sprechen musste, aber diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Jetzt gab es sowieso keinen anderen Ausweg mehr, wenn er Kanon nicht ganz verlieren wollte. Vielleicht verstand der andere ja. Natürlich wusste Takuya, dass es nicht mehr wie früher sein konnte, doch das war es schon seit zwei Tagen nicht mehr und viel schlimmer als diese zwei Tage konnte es doch kaum mehr werden.

Aber was war eigentlich, wenn Kanon ihn wirklich nur als Ersatz sah? Dann waren die letzten Wochen nichts mehr wert. Dann hatte sich Kanon nur um ihn gekümmert, weil er dadurch ein wenig an Bou erinnert werden konnte. Nein, wahrscheinlich war es besser, gar nicht darüber nachzudenken. Lieber genoss er so die Zuneigung und Freundschaft Kanons als wenn er sie gar nicht hätte.

Er würde es nicht ertragen, weiter in so einer Situation leben zu müssen, wie sie die letzten Tage gewesen war. Ja, er würde Kanon erzählen, was in ihm vorging, und dann konnte dieser selbst darüber entscheiden, wie es nun weitergehen sollte.

„Ist schon okay…“ Takuya schreckte auf, als er die Stimme des anderen hörte. Unwillkürlich sah er ihn an, musste jedoch erkennen, dass der Bassist den Blick von ihm abgewandt hatte und zur Seite sah. „Tut mir Leid, dass ich so abweisend reagiert habe. Du musst das nicht erklären, aber…“ Trotz des Lächelns, welches auf den Lippen des Bassisten erschien, war sein Ausdruck von einer Traurigkeit gezeichnet, die Takuya fast zerriss. „Warum hast du nie etwas gesagt? Wieso konntest du nicht einfach mit mir darüber reden?“ Nun sah Kanon den Jüngeren an. Dieser hielt seinem Blick zwar entschlossen stand, doch innerlich spielte alles verrückt.

Woher konnte Kanon wissen, was er für ihn empfand? Hatte er je irgendwelche Andeutungen gemacht – wenn man den Kuss ausschloss? Nein… wahrscheinlich nicht, denn Takuya war ja selbst erst vor ein paar Minuten klar geworden, dass er mehr für den Schwarzhaarigen empfand als er früher gedacht hatte. Oder ging Kanon wirklich einfach davon aus, dass dieser Kuss vor zwei Tagen alles sagte? Dass Takuya damals schon gewusst hatte, das er ihn liebte, und diese Situation hatte ausnützen wollen, um ihn zu küssen?

„Ich… ich hatte Angst.“ Hilflos unterbrach der Jüngere den Blickkontakt. Er hatte Angst gehabt und hatte sie noch immer! Denn diese Worte waren praktisch ein Geständnis. Nun wusste Kanon sicher, was er vermutet hatte. Takuya hatte nicht widersprochen. Doch warum hätte er es auch tun sollen? Er wollte nicht weiter davongelaufen.

Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er eine Hand an seiner Schulter spürte, die ihn sanft aber bestimmt einen Schritt nach vorne zog, wo er auf den Körper Kanons traf. Eine Sekunde später spürte er dessen Hände auf seinem Rücken.

Eine Umarmung? Hieß das, Kanon hatte nichts dagegen? Es machte ihm nichts aus, wenn einer seiner Freunde in ihn verliebt war? Und… vor allem… er würde ihn nicht zurückweisen?

„Aber warum? Wieso sollte ich es denn nicht verstehen? Wir sind Freunde…“, hörte Takuya Kanons Stimme an seinem Ohr. Freunde… Er schluckte hart und hob seine Arme, um sie ebenfalls auf den Rücken des anderen zu legen, während er den Kopf auf dessen Schulter sinken ließ und die Augen schloss. Wie sehr hatte er sich nach einer solchen Umarmung gesehnt. Und wie oft hatte er nach dieser Wärme verlangt… Seit dem Zeitpunkt, an dem er Kanon diesen flüchtigen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. Nein… schon viel früher!

„Ich dachte nur, du wärst noch in Bou verliebt… Also hätte es sowieso keinen Sinn, wenn ich etwas sagen würde. Es hätte doch nur Probleme gemacht…“ Takuyas Antwort war leise, doch Kanon musste sie gehört haben. „Nein… Ich habe Bou schon lange aufgegeben. Und wenn ihr beide glücklich seid, dann ist das wirklich okay…“ Takuya riss die Augen auf. Was? Wer war hier glücklich? Er tat einen Schritt zurück, weshalb der andere die Arme von seinem Rücken nahm. Kanons fragender und Takuyas entsetzter Blick trafen sich. Der Bassist glaubte, er wäre mit Bou zusammen!
 

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Soo.. ich fahr jetz für ne Woche auf Studienfahrt und kann deshalb nix on stellen >__<

Sorry... aufs letzte Kapitel müsst ihr bis nächsten samstag warten >__<

bis dann ^^

Angst und Mut

So, viel Spaß mit dem letzten Kapitel ^^
 

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Der Bassist glaubte, er wäre mit Bou zusammen! Und wenn er das glaubte, dann hatten sie die ganzen letzten Minuten völlig aneinander vorbeigeredet. Takuya hatte geglaubt, er hätte sein Geständnis hinter sich gebracht und alles war gut, doch jetzt musste er erkennen, dass alles nur irgendwie noch schlimmer geworden war.

„Takuya?“ Kanon sah ihn noch immer verwirrt an. Es war offensichtlich, dass er eine Antwort für das Verhalten des anderen verlangte, doch was sollte dieser sagen? Er wusste nicht, wo er anfangen sollte – und wie er anfangen sollte.

Die letzten Worte des Bassisten kamen ihm wieder in den Sinn. Er hatte Bou aufgegeben und darum hatte es ihm nichts ausgemacht, als er gedacht hatte, Takuya und der Ex-Gitarrist wären jetzt ein Paar.

Eigentlich müsste sich der Jüngere freuen. Kanon war nicht mehr in Bou verliebt oder malte sich zumindest keine Chancen mehr bei ihm aus. Das war doch eigentlich das, was Takuya erhofft hatte. So wusste er jetzt zumindest, dass der, den er liebte, keinem anderen nachstellte. Denn selbst wenn aus ihm und Kanon nichts werden würde, könnte der Jüngere es wahrscheinlich nicht ertragen, wie der Bassist immer noch Bou nachtrauerte. Aber die Freude über die Erkenntnis wurde von der bitteren Realität verdrängt.

„Takuya? Was ist los?“ Sorge machte sich auf dem Anblick des anderen breit. Was sollte er antworten? Einfach, dass Kanon ihn falsch verstanden hatte?

Endlich fand der Angesprochene seine Stimme wieder – auch wenn sie unsicher klang. „Ich... ich bin nicht mit Bou zusammen“, brachte er über die Lippen. Kanon zog die Augenbrauen zusammen und starrte ihn einige Sekunden lang nur mit offenem Mund an. „Was? Aber was habt ihr dann gerade…“ „Ich hab ihm erklärt, dass ich nicht mit ihm zusammen sein kann.“ ‚Weil ich mit dir zusammen sein will’ war das, was er am liebsten angehängt hätte, doch er biss sich auf die Unterlippe, damit diese Worte nicht einfach so unüberlegt ausgesprochen werden konnten.

„Aber ich dachte, er liebt dich und du… Du hast mit ihm getanzt und ihr habt so viel Zeit miteinander verbracht!“ Völlig verwirrt sah Kanon den anderen an, woraufhin Takuya heftig den Kopf schüttelte. „Wenn wir miteinander Zeit verbracht haben, dann war doch immer noch jemand dabei und außerdem war das nur, weil Bou mir mit der Gitarre helfen wollte. Er hat mir von den Live-Auftritten erzählt und ein paar Dinge beigebracht. Unsere Gespräche gingen eigentlich auch nie über die Musik hinaus. Bis gestern hatte ich ja noch nicht einmal eine Ahnung, dass er überhaupt… mehr von mir will als Freundschaft. Und das mit dem Tanzen…“

Takuya sah zu Boden. „An dem Abend ist viel passiert, was lieber nicht hätte passieren sollen.“ Er hob den Kopf wieder und suchte Kanons Blick, der noch immer von Unverständlichkeit zeugte. „Aber ich bin froh, dass du mich mit zu dir nach hause genommen hast… dass du dich um mich gekümmert hast… und ich bin auch froh, dass der Alkohol mich zu Dingen gebracht hat, die ich mich sonst niemals getraut hätte.“ Er hielt einen Moment inne und nahm all seinen Mut zusammen, ehe er weitersprach. „Zu Dingen, die ich jederzeit wieder tun würde, wenn ich den Mut dazu hätte…“

Takuyas Blick war unsicher und voller Angst davor, wie der andere reagieren würde. Er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen und falsch zu verstehen war es wohl auch nicht mehr. Nun lag es an Kanon, den nächsten Schritt zu tun.

Dieser sah ihn nur ungläubig an, doch bevor Takuya realisierte, was gerade passierte, spürte er im nächsten Moment sanfte Lippen, die sich auf seine legten. Die Augen des Gitarristen waren weit aufgerissen.

War das gerade real? Nein, hier spielte ihm seine Fantasie keinen Streich. Dies war die Wirklichkeit! Auch wenn er sie noch nicht begriff. Wie sollte er auch? Er hatte nicht damit gerechnet, dass Kanons Lippen noch einmal auf den Seinen liegen würden.

Als er jedoch dessen warme Hände an seinen Wangen spürte, schloss er die Augen. Wieso sollte er den Moment nicht genießen? Warum sich Gedanken machen und darüber rätseln, warum der andere das tat, wenn er doch einfach so tun könnte, als wäre diese Reaktion völlig normal gewesen? Als wäre es nur natürlich, dass sie hier standen und sich küssten…

Takuya hoffte einfach, dieser Moment würde nie vergehen. Kanon hatte ihn nicht von sich gestoßen. Er war sogar auf ihn zugegangen! Und dieses Gefühl, das der Jüngere jetzt empfand, war um Weiten besser als das, welches er bei Kanon gespürt hatte – und damals war er schon überwältigt gewesen.

Die Wärme an seinen Wangen und die schüchterne Zunge, die leicht an seine Lippen stieß und somit um Einlass bat, ließen ihn vergessen, wie ungewöhnlich diese Situation doch war. Es war egal, dass er und Kanon eigentlich nur Freunde waren. Und es war auch egal, dass es Bou sicher nicht einfach so hinnehmen würde, von ihm zurückgewiesen zu werden.

Bereitwillig öffnete er die Lippen einen Spalt, um Kanon Zugang zu gewähren. Dieses angenehme Gefühl würde der Jüngere wohl nie vergessen. Wie die Hitze durch seinen Körper schoss und sein Herz viel schneller schlug, als er es je erlebt hatte. Und wie Kanon ihn mit der Zunge in ein sanftes Spiel verwickelte, das er nur zu gern mitspielte.

Davon ermutigt suchten seine Hände den Weg in den Nacken des Schwarzhaarigen, um ihn noch ein Stück näher an sich zu ziehen. Er war fast schon selbst überrascht über so viel Aktivität von seiner Seite, doch vielleicht lag es auch daran, dass er spürte, wie seine Knie weich wurden, und er darum ein wenig Halt an dem Bassisten suchte.

Seine Traumwelt brach jedoch in sich zusammen, als er nach einigen Sekunden, die ihm wie Stunden vorgekommen waren – und trotzdem viel zu kurz -, wieder die kalte Wirklichkeit spürte, die entstand, nachdem sich Kanon von ihm gelöst hatte. Langsam und zögernd, als hätte er Angst, der Wirklichkeit entgegen zu treten, öffnete er die Augen und entfernte gleichzeitig die Hände vom Nacken Kanons.

„Solche Dinge?“, fragte sein Gegenüber so sachlich, als hätte er ihm eben gezeigt, wie man am besten die Gitarrenriffs eines neuen Lieds spielte. Der Jüngere sah ihn einen Moment verständnislos an. Er begriff im ersten Augenblick nicht, dass es nur die Frage auf seinen letzten Satz gewesen war, die ihm Kanon da gestellt hatte.

Dann nickte er jedoch kurz, als er verstand, was dieser meinte, und antwortete ihm. „Mit dem Unterschied, dass ich es damals noch nicht verstanden habe… Meine Gefühle… Aber jetzt…“ Takuya schluckte, sprach aber weiter. „Kanon… Ich will nicht mit Bou zusammen sein, weil… weil ich dich liebe!“

Mit diesen Worten spürte der Jüngere, wie all die Last von ihm abfiel, die er die letzte Zeit mit sich herumgetragen hatte. Und zu seiner Verwunderung merkte er, wie leicht ihm diese Worte letztendlich doch über die Lippen gekommen waren. Vielleicht lag es daran, dass Kanon ihm mit diesem Kuss Mut gemacht hatte?! Ja, dadurch hatte er ihm die Angst genommen, zurückgewiesen zu werden. Aber… warum hatte er ihn überhaupt geküsst? Konnte es sein? Konnte das, was er gerade hoffte, wirklich wahr sein?

„Du bist nicht der einzige, der Angst hatte. Ich hatte auch Angst. Davor, dass ich dich verlieren würde, wie ich Bou verloren habe. Deshalb dachte ich, es wäre besser, wenn du gar nicht davon wüsstest.“ Kanons sprach mit einem Lächeln auf den Lippen und seine Worte brannten sich in Takuyas Gedächtnis ein.

„Wovon?“ Er ahnte, was der Ältere damit sagen wollte, doch er wollte es aus seinem Mund hören. Er wollte die Worte hören, die er nie zu hören gewagt hatte.

Kanon beugte sich kurzerhand zu ihm vor und hielt nahe an seinem Ohr inne. „Ich liebe dich doch auch, Taku-chan!“ Takuyas Herz setzte einen Schlag aus. Oder zumindest kam es ihm so vor. Am liebsten hätte er den anderen gleich noch einmal geküsst, doch er war viel zu überwältigt, als dass er sich rühren konnte.

Dieses Flüstern ließ ihm einen wohligen Schauer über den Rücken wandern. Oder vielleicht kam dieser Schauer auch einfach von den Händen, die sich erneut auf seinen Rücken gelegt hatten und an den anderen Körper drückten. Ohne lange zu überlegen, erwiderte er die Umarmung und hätte vor Glück am liebsten geweint. Doch er schloss nur die Augen und genoss die Wärme, die ihn durchströmte.

Als kühle Hände unter sein Shirt wanderten, spürte er ein so starkes Kribbeln in seinem Bauch, dass er dachte, er würde im nächsten Moment in Kanons Armen zusammensinken.

„Kanon…“ Ein Seufzen entfuhr seinen Lippen, während sich seine Hände in den Stoff von Kanons Shirt klammerten.

Doch so schön es sich auch anfühlte und so sehr er die Berührungen des anderen auch genoss, irgendetwas in ihm wehrte sich dagegen. Alles war noch so unwirklich und überraschend, als das er jetzt sofort noch einen Schritt weiter gehen könnte. Er hatte doch gerade erst realisiert, wie sehr er den anderen brauchte! Jetzt musste er erst einmal mit diesen Gefühlen umgehen können, ehe er sich da Hals über Kopf in etwas hineinstürzte, was er später doch viel bewusster würde genießen können.

„Lass uns noch warten… bitte…“, flüsterte er nahe am Ohr Kanons. Irgendwie fühlte er sich im gleichen Moment schuldig. Er wusste zwar, dass er lieber auf sein Gefühl hören sollte, doch er hatte so nach dieser Zärtlichkeit verlangt… sich danach gesehnt… und nun wies er sie einfach ab?!

Kanon aber entfernte seine Hände von der Haut des anderen und strich wieder langsam über das Shirt des Jüngeren. „Solange du willst…“, flüsterte er ebenso leise.

Takuya entspannte sich wieder. Es sah nicht danach aus, als würde Kanon ihm übel nehmen, dass er im Moment noch nicht weiter gehen wollte. Und diesmal würde nichts und niemand diese Atmosphäre zerstören. Keine Missverständnisse standen nun noch zwischen ihnen.

Bis auf dieses eine. Es ließ Takuya nicht los, obwohl er so sehr versuchte, es zu verdrängen. Er wusste doch eigentlich selbst, wie dumm es war. Vor allem nach diesen Worten, die Kanon ihm zugeflüstert hatte. Dennoch wollte er eine Bestätigung. „Kanon?“, flüsterte er darum nach einiger Zeit, in der sie so verharrt waren. „Hm?“

Der Jüngere löste sich von Kanon, der ihn nur fragend ansah, und nahm dessen Hand, um ihn hinter sich her ins Wohnzimmer zu ziehen. Sie mussten ja nicht ewig dort im Flur stehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen blickte er auf die zwei Teetassen, die dort noch auf dem Tisch standen. Die eine noch bis zum Rand gefüllt.

Es war so unwirklich, dass er noch vor ein paar Minuten mit Bou auf diesem Sofa gesessen hatte. Da hatte die Situation noch ganz anders ausgesehen. Da war noch alles so verwirrend und kompliziert gewesen. Aber Takuya wurde klar, dass sich jetzt zwar einige Dinge geändert hatten, doch dass es nun auch nicht weniger kompliziert war.

Er setzte sich auf das Sofa und drehte sich Kanon zu, der sich ebenfalls darauf gesetzt hatte. „Bou wird das nicht einfach so hinnehmen…“, begann der Gitarrist. „Er hat selbst gesagt, er würde nicht so schnell aufgeben.“

Kanon nickte, zuckte dann aber nur kurz mit den Schultern. „Aber er wird es müssen.“ Damit legte er einen Arm um die Schulter des Jüngeren und zog ihn vorsichtig ein Stück an sich, so als wolle er dem anderen trotzdem noch Raum geben, falls er das, was er hier tat, nicht wollte. Dieser aber dachte ganz und gar nicht daran, zurückzuweichen oder gar zu protestieren. Er legte den Kopf auf die Schulter Kanons, ehe er weiter sprach.

„Und… Bou hat mir erzählt… ihr hättet mich nur in der Band aufgenommen, weil er euch dazu überredet hat… Ihr hättet wahrscheinlich lieber jemand anderen genommen.“

Takuya hörte eine Erwiderung nah an seinem Ohr. „Er hat wohl wirklich mit allen Mitteln versucht, dich zu überzeugen.“

„Aber… ist es wahr?“ Auf Takuyas Frage hin schüttelte Kanon nur leicht den Kopf. „Es ist wahr, dass er dich am liebsten von allen in der Band sehen wollte, das haben wir alle gemerkt. Aber das war kein Argument. Bou war schließlich nicht derjenige, der weiter in der Band geblieben war und damit hatte er eigentlich auch nicht das Recht, mitzubestimmen, wer unser neuer Gitarrist werden sollte. Wir haben uns als Band für dich entschieden und nicht, weil uns jemand dazu überredet hat.“ Takuya atmete erleichtert auf. Kanon würde ihn nicht anlügen. Nicht so wie Bou. Jetzt gab es nur noch eine Sache, die den Jüngeren bedrückte.

„Aber… du sieht in mir nicht einfach nur einen Ersatz für… Bou, oder?“ Zögernd hob er den Kopf ein wenig, um den Älteren anzusehen. „Lass dir nie wieder von irgendjemandem so etwas einreden!“ Mit diesen Worten suchten Kanons Lippen erneut die von Takuya, um ihn sanft zu küssen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

So... das wars..

zumindest is das das ende der hauptgeschichte xD

nächste woche kommt noch n zusatzkapitel über bou.

Wär ja bissl doof, wenn man nich wüsste, wies mit ihm weitergeht ^^

ich möcht mich trotzdem schon mal hier bei allen kommischreiber bedanken und auch bei denen, die diese ff einfach nur still und heimlich gelesen haben xD

dankeschöööö~n >_____<

is wirklich toll zu sehen, dass meine ff gelesen wird ^^

dann sieht man sich hoffentlich nächste woche beim wirklich letzten kapitel

bis dann, Kei ^^

Reue

gomeeeeen.. >___<

Ich weiß, es hat lang gedauert.. tut mir echt leid!

Aber wünsch euch jetz (endlich) viel Spaß mit dem letzten kapitel ^^

Die Szene fängt übrigens an der Stelle an, an der Bou die Wohnung von Taku verlassen hat, nachdem Kanon reinkam..
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Bou stand mit dem Rücken an die Tür gelehnt, die er gerade hinter sich ins Schloss geworfen hatte. Vor Wut auf Takuya, da dieser seine Gefühle nicht erwiderte. Vor Wut auf Kanon, da dieser genau im falschen Moment aufgetaucht war. Und vor Wut auf sich selbst.

Er atmete tief durch, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es war die Angst gewesen, die ihn dazu getrieben hatte, heute zu Takuya zu kommen. Angst davor, dass Kanon ihm zuvorkommen würde.

Und jetzt? Jetzt hatte er es verdorben. Kanon und Takuya allein in einem Raum und noch dazu war das Thema schon praktisch auf dem Tisch, sodass sie gar nicht mehr drum herum kamen, nun über ihre Gefühle zu sprechen. Und diese Gefühle waren eindeutig.

Vor einigen Tagen hatte Bou ein Gespräch zwischen Kanon und Miku mitbekommen. Es war im Proberaum gewesen, irgendwann nach der Probe. Eigentlich hatte Bou vorgehabt, bei der Probe zuzusehen, hatte es aber wohl nicht mehr rechtzeitig geschafft. Die anderen waren schon gegangen und hatten die Tür nicht richtig geschlossen – eine so kleine, unbedeutende Handlung, die aber so viel ausgelöst hatte. Wäre sie nämlich keinen Spalt offen gewesen, hätten die schalldichten Wände sicher keinen Laut von dem preisgegeben, was hinter ihnen gesprochen wurde.

Trotzdem hatte der blonde Gitarrist die Stimmen erst gehört, als er schon fast an der Tür angekommen war, so leise hatten sich Bassist und Sänger unterhalten.

Sicher war es nicht fair und auch nicht richtig, seine Freunde so zu belauschen, aber es hatte ihn einfach zu sehr interessiert, was sein Freund und Kanon zu besprechen gehabt hatten, vor allem… warum sie dies alleine taten…

Und da hatte er es mitbekommen: Kanon hatte Miku erzählt, dass er Angst hatte, es würden wieder solche Dinge passieren, wie damals zwischen ihm und Bou. Schließlich war es offensichtlich, dass dieser ein Auge auf den Gitarristen geworfen hatte.

Miku hatte lange geschwiegen. Wahrscheinlich hatte er in diesem Moment darüber nachgedacht, ob das, was ihm Kanon da erzählte, wirklich so offensichtlich war... Oder ob er einfach nur die Augen davor verschlossen hatte. Vielleicht hatte der Sänger gar nicht sehen wollen, dass sein Freund Takuya nachstellte.

Doch wenn Bou darüber nachdachte, dann war es seit genau diesem Tag, seit dem irgendetwas an ihrer Beziehung falsch lief. Kanon hatte Miku wohl unbewusst darauf hingewiesen, dass Bous volle Aufmerksamkeit nicht mehr dem Sänger gewidmet war.
 

Und was die Gefühle anging… Takuya… Nach der Reaktion von eben in dessen Wohnung sah doch ein Blinder mit Krückstock, dass er Kanons Gefühle erwiderte. Er hatte schließlich nicht widersprochen, als ihm Bou unterstellt hatte, er würde Kanon nachstellen.

Mit Tränen in den Augen löste sich Bou von Kanons Tür, durch die kein Laut drang. Zu gern hätte er sie aufgerissen, um zu erfahren, was sich gerade dahinter abspielte, doch vielleicht war es besser, es nicht zu wissen. Zu schmerzhaft wäre es zu erfahren, dass sich die Beiden gerade ihre Gefühle gestanden und in den Armen lagen.

Seine eigenen Worte schwirrten ihm noch im Kopf herum, als er die Treppe nach unten lief. „Hör lieber auf mit ihm rumzuspielen und lass ihn in Ruhe!“ Es war ein letzter verzweifelter Versuch gewesen, Kanon von Takuya fernzuhalten, doch er war ebenso hinterhältig wie sinnlos.

Die beiden waren seine Freunde! Wieso tat er ihnen so etwas an? Wieso wollte er sie gegeneinander aufspielen? Eigentlich war doch alles so gewesen, wie er wollte. Er hatte einen Freund gehabt, der ihm wichtiger als alles andere gewesen war. Das hatte er zumindest gedacht, bis er Takuya getroffen hatte.

Doch waren seine Gefühle für den Gitarristen wirklich so stark, wie sie für Miku gewesen waren? Verdammt, wieso hatte er nur alles zerstören müssen?

Seine Beine trugen Bou zu dem einzigen Ort, an dem er jetzt nicht allein sein würde. Allein mit seinem Elend und seiner Trauer. Er wollte nicht allein sein, obwohl er doch wusste, dass er es in Wirklichkeit war.

Er hatte Kanon verloren. Ebenso wie Takuya. Und Miku… Ja, auch Miku hatte er von sich gestoßen, doch etwas zog ihn noch immer zu dem Sänger. Jetzt erst bemerkte er nämlich, wie dringend er diesen doch eigentlich noch brauchte! Wie sehr er sich nach dessen Wärme und Geborgenheit sehnte. Wie sehr dieser ihm immer geholfen hatte – allein mit seiner Anwesenheit.

Also kam er eine halbe Stunde später völlig fertig – sowohl körperlich als auch mit den Nerven – bei Mikus Apartment an. Unschlüssig stand er an der Eingangstüre und blickte auf vier Namensschilder. Zum ersten Mal kamen in ihm Zweifel auf, ob es wirklich richtig war, was er hier tat. Er war Schuld, dass die Beziehung zu Bruch gegangen war und nun stand er hier und wollte, dass Miku ihn einfach zurücknahm?

Eine Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken. „Möchtest du hinein, junge Dame?“ Bou hob eine Augenbraue und drehte den Kopf, sodass er eine freundliche ältere Frau erkennen konnte, die die Eingangstür offen hielt.

Bou nickte nur kurz und trat dann mit einem „Arigatô“ an der nun verwirrt blickenden Frau vorbei zum Aufzug. Dass sie sich über die männliche Stimme der „jungen Dame“ wunderte, fiel Bou gar nicht auf, da er mit seinen Gedanken ganz wo anders war. Außerdem war er solche Blicke gewohnt, sodass er sie schon kaum mehr wahrnahm.

Während er in den Aufzug stieg und den Knopf für den ersten Stock drückte, breiteten sich die Zweifel weiter in ihm aus. Was sollte er denn sagen? Dass es ihm Leid tat? Dass er jetzt, wo er Takuya nicht haben konnte, zu Miku zurückwollte? Unwillkürlich musste Bou lachen. Das war einfach jämmerlich… Er war jämmerlich!

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stieg er aus und blieb vor Mikus Tür stehen. Er sollte nicht hier sein… Es war egoistisch von ihm, sich nun von dem Blonden trösten lassen zu wollen, nur weil etwas nicht so lief, wie der Gitarrist wollte, doch seine Traurigkeit und Einsamkeit überwogen und so klingelte er an der Tür.

Die Sekunden, in denen er nun wartete, kamen ihm unendlich lang vor, doch auch sie endeten, als die Tür geöffnet wurde. Das vertraute und plötzlich doch so fremde Gesicht zeugte von Überraschung, nachdem es den Gitarristen erblickt hatte.

Bou war so froh darüber, dass ihm überhaupt die Tür geöffnet wurde, dass Tränen den Weg über seine Wangen fanden. Zugleich waren es die Tränen, die er schon seit er Takuyas Wohnung verlassen hatte, weinen wollte. Tränen der Enttäuschung und der Einsamkeit. Als Miku dann aber auch noch einen Schritt auf ihn zutrat und die Arme um ihn legte, ließ er ihnen freien Lauf und versuchte gar nicht mehr, sie zu unterdrücken.

Dass der Sänger ihn langsam in die Wohnung zog und die Tür mit einem Fußtritt schloss, nahm Bou gar nicht wirklich wahr. Zu sehr hatte er dieses Gefühl vermisst, von Mikus Armen gehalten zu werden.

Er spürte, wie eine Hand zärtlich über seinen Kopf strich und ihn so dazu brachte, sich zu beruhigen. Auch nachdem die Tränen versiegt waren, regten sich die beiden noch einige Zeit lang nicht, bevor Miku den anderen sanft von sich schob und ihn ansah.

„Komm mit!“ Bou nicke nur kurz und folgte Miku dann ins Wohnzimmer, wo sie sich auf das Sofa setzten. Wieder verging eine halbe Ewigkeit in der sie nur stumm nebeneinander saßen und vor sich hinstarrten.

Und wie sollte das jetzt weitergehen? Bou hatte nicht darüber nachgedacht, wie er es eigentlich anstellen wollte, Miku zu sagen, dass er ihn wieder zurück wollte. Er wusste nur, dass er ihn brauchte und nicht mehr allein sein wollte.

„Willst du es erzählen?“, fragte der Sänger schließlich leise. Bou zögerte. Sollte er Miku wirklich erzählen, dass er so traurig war, weil er Takuya verloren hatte? Konnte er Miku so etwas erzählen? War es nicht herzlos von seinem Liebeskummer zu erzählen, nachdem er den Sänger so verletzt hatte?

Doch da war es wieder. Eines der Dinge, die er so an Miku liebte: Er fragte nicht, was passiert war, sondern ob er es überhaupt erzählen wollte.

„Takuya und Kanon…“, sagte er einfach nur leise, woraufhin der andere nickte. Er verstand, was passiert war. „Es kann nicht alles so laufen, wie du willst, Bou…“ Der Angesprochene senkte den Kopf. Das Gleiche hatte ihm Takuya auch gesagt. „Aber… es läuft einfach so verdammt schief!“, gab er schließlich von sich und unterdrückte einen Schluchzer. „Was hast du denn erwartet? Hat Takuya je irgendwelche Anstalten gemacht, dass er in dich verliebt ist? Ich glaube nicht…“ Miku sah den Blonden an, der nur leicht den Kopf schüttelte. Eher aus Ratlosigkeit als dass es eine Antwort auf die Frage war.

Er hätte nicht herkommen sollen. Erneut wurde ihm klar, dass er hier nicht mehr erwünscht war. Miku nahm Takuya und Kanon in Schutz und warum sollte er es auch nicht tun? Bou hatte ihn verletzt. Er hatte sie alle verletzt. Warum sollte Miku also noch zu dem Menschen stehen, der ihn einfach so für einen anderen sitzen gelassen hatte?

„Bou… Warum bist du hier?“, fragte der Sänger plötzlich. Der Angesprochene blickte erschrocken auf und sah somit direkt in die Augen seines Gegenübers, die so von Entschlossenheit zeugten. Er kannte die Antwort doch schon. Warum zwang er Bou dazu, sie auszusprechen? Wollte er es ihm zurückzahlen?

Doch wenn das die einzige Möglichkeit war, damit Bou wieder normal mit Miku reden konnte, dann war es ihm das Wert. „Es tut mir Leid…“ Sein eigenes Flüstern hallte dem Gitarristen in den Ohren wider. „Ich… ich liebe dich doch, Miku.“ Er liebte ihn, wie er ihn immer geliebt hatte, doch leider hatte er das in den letzten Tagen vergessen. Es war einfach zur Gewohnheit geworden.

Mit dem Auftauchen Takuyas war etwas Neues in sein Leben getreten, doch es hatte ihn nur abgelenkt. Abgelenkt von seiner Liebe zu Miku. Aber wenn er sie so schnell vergessen konnte, war sie dann wirklich so echt, wie er es sich einredete? Oder brauchte er gerade einfach nur jemanden, an dem er sich halten konnte?

„Ich glaube, du weißt im Moment nicht, was du wirklich willst.“ Miku durchbrach die Stille. Doch gerade dieser Satz brachte Bou dazu, sofort zu widersprechen – wenn auch nur innerlich. Vielleicht war es nur eine Trotzreaktion, aber genau jetzt, in diesem Augenblick, wusste er, was er wollte. Er wollte, dass es so war wie früher. Wieso brachte er diese Worte dann nicht über die Lippen?

„Ich kann das nicht mehr, Bou…“

Es war nur ein Satz, der dem Gitarristen signalisierte, dass es vorbei war. Es war zu spät und er hatte es verdorben. Das war nun die Strafe dafür, dass er vergessen hatte, wie wichtig ihm Miku doch eigentlich war.

Bou war nur mit einem Gedanken hergekommen: Entweder Miku nahm ihn zurück, was nur ein kleiner Teil erwartet, jedoch ein unendlich großer Teil in ihm gehofft hatte, oder er würde alles verlieren – Mikus Liebe und zugleich dessen Freundschaft.

„Vielleicht kannst du ja jetzt verstehen, wie Kanon sich damals gefühlt haben musste, als du ihm eiskalt ins Gesicht gesagt hast, dass du ihn nicht liebst.“

Ja, das konnte er. Wahrscheinlich besser als jeder andere. Nun wurde er nämlich zweimal abgewiesen. Er hatte zweimal dieses Gefühl erleben müssen.

„Ich kann und will nicht mehr mit dir zusammen sein…“ Alles in Bou zog sich bei diesem Satz zusammen. Dann war es das also wirklich gewesen. Er hatte seinen Freund und noch dazu all seine anderen Freunde verloren. Sicher, da gab es noch Teruki, doch wie würde er dazu stehen? Er würde wohl eher zu Kanon und Miku halten… seiner Band.

Umso mehr erstaunte es Bou, als Miku weiter sprach. Und mit diesem Satz sah er plötzlich wieder ein wenig Hoffnung. Hoffnung in Form eines unsicheren Lächelns, das sich auf das Gesicht des Sängers schlich.

„Aber… vielleicht können wir Freunde bleiben… wenn du willst…“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

So, das is jetz wirklich das Ende ^^

Vielen vielen Dank nochmal bei jedem, der irgendwas mit der ff zu tun hatte!

Und ein großes Dankeschön an korai-chan, die mich dazu gebracht hat, diese ff überhaupt on zu stellen xD

Wahrscheinlich wird hier in nächster Zeit nich so viel on kommen (ich bemüh nich natürlich trotzdem!), weil ich grad wirklich total mit ner anderen fanfic beschäftigt bin, die wohl auch noch n ganzes weilchen laufen wird.

Wär toll, wenn ihr da mal reinschaut ^^ An Cafe kommt auch vor xD

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/407122/192835/
 

Ansonsten.. danke fürs lesen!!

*ne runde kuchen ausgeb*

Und hoffentlich bis bald ^^

Grüßle, Kei



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Kommentare zu dieser Fanfic (43)
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Von:  Len_Kagamine_
2011-03-03T15:58:13+00:00 03.03.2011 16:58
so und jetzt habe ich auch diese ff duch und sie ist meine 2 liblings ff ^^
mal wider finde ich deine schreib still einfach nur kalsse ^^
so das ich dies ff auch in einem durch gelessen habe ^^
weil ich einfach nicht auf hören konnte XD
aber jetzt schreibe ich liebe mal über die ff um das geht es hir ja XD

und ich bin von Bou's verhalten echt geschokt weil er so egoistich gedacht hatt und alles versucht hat damit die beiden nicht zusammen kommen und was ich am schlimsten fand ist das er am ende echt noch zu Miku gegangen ist und gehöfft hat das er ihn nach dem alem zurück haben wiel
Bou tut mir zwar ledie aber es leuft wirklich im leben nicht alles so wie man will voralem nicht mit solchen miteln ^^
und er kann sich freuen das Miku noch mit ihm breufreundet sein will ^^

so und jetzt zu Kanon und Takuya
ich bin froh das Kanon Takuya's gefühle erwidert hat den ich hatte auch angst das er noch Bou lieben würde aber was zum glück nicht so ist *smile*
und ich bin auch froh das sie noch zusammen gekommen sind und das es nicht stimmt das er nur ein Bou ersatz ist und voralem erleichtert es mich das die anderen auch wollten das Takuya in die bänd kommt und es nicht wieklich nur Bou zu verdanken hatt das es es ist ^^
und ich würde am liebsten jetzt noch weiter lessen aber das geht hat nicht weil sie zu ende ist XD
aber wäre toll wen du noch eine ff machen würdest wo man die beszihung von den beiden sieht *smile* was aber warscheins nicht passieren wirt

und was ich auch noch sagen wollte ist ich lieb Bou eingenlich ^^ aber nur in der ff kann ich ihn nicht so mögen ich kann ihn ja verstehen aber häte er es auf erliche art gemacht wäre das für alle besser gewessen und schade das er auch je vergessen hatt was er an miku hatte und das er sie liebe zu ihn vergessen hate aber sie beliebn ja freunde und ich glaueb ich wider holle mich schon aber ich finde die ff einfach toll <3<3<3<3<3

hast du auf jeden fall super hin bekommen ^^

Dat nessy
Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:03:43+00:00 21.07.2010 23:03
reue – der titel gefällt mir schon mal :D
ach, damit wäre auch mein gedanke geklärt, ob die ganze zeit die wohnungstür offen stand^^
wart mal – wieso löst sich bou von kanons tür? das ging aber schnell, das die beiden zusammengezogen sind :DD
ach bou, sei doch nicht so faul, in den ersten stock kann man auch laufen! der ff ist voll mit aufzügen :D armer kanon, als er bei aoi ankam und es keinen aufzug gab *kicher*
miku ist richtig gut im fragen stellen! aber der arme bou *schnief* verstehen kann ich miku gut… danke das es nicht traurig endet :D sonst müsste ich die ganze zeit „armer bou“ denken… ja ich weiß, erst für bou, dann dagegen, dann wieder dafür… :D du machst es mir au so schwer ..!

Der ff gefällt mir richtig gut, er ist spannend (viiel zu sehr :D) und halt einfach guuut ^___^ na, dann werde ich mal weiterlesen *la la la –kanon und taku- la la la*
[das wird echt was wenn es weitergeht mit learning by doing xD]
~und sry das ich jez soviel schreibe! habs mal neben dem lesen her versucht, weil ich sonst immer vergesse, was ich dazu sagen wollte @.@
aber iwie schreiben die anderen noch mehr ! ich werde sie noch überbieten *muaha* XD
Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:02:50+00:00 21.07.2010 23:02
KYAAA~~~wie süüß!! ach Kanon<3
wie süßß *dahinschmacht* taku-chan! *entzückt bin* x3
*bou trett* nein, mir ist egal wie es mit ihm weitergeht! schließlich bin ich noch feuer und flamme für kanon und taku (um in kyoosha wieder bei aoi und kanon mitzuschwärmen *kicher* das wird was^^) :D das war echt zu niedlich… ich bin dahingeschmolzen.. trotzdem wars net kitschig oder so … es war einfach… süüß x3

Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:02:29+00:00 21.07.2010 23:02
mir ist eingefallen, dafür das bou so Begriffsstutzig war, als es darum ging, zu verstehen, dass taku ihn nicht will, hat er schnell gecheckt, das kanon ihm in seinem Liebesglück im Weg steht :D
nun zum kapitel:
renn doch taku, RENN!! ~danke das du gerannt bist
ah! bou ist bööse TT___TT
jez haste net soviel zum lesen, denn ich war gebannt beim lesen und konnte meinen senf nicht abgeben :D Kanon, was denkst du denn! Taku will nur dich ;)

Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:01:49+00:00 21.07.2010 23:01
uh, ein logischer gedankengang! ist dir gut gelungen=)
ach, ich finde bou süß, wie er da auf dem boden hockt.. der arme! ich verstehe nur nicht ganz, wie bou sich nur durch sehen und ein paar kurzen gesprächen mit taku sich so in ihn verlieben könnte, das er miku aufgibt…
gut taku, du hast es gelernt! *strahl* man bietet seinem gast tee an :D
nein!! (das ist wirklich mein lieblingswort wenn ich deine story lese :D) wieso klingelst du gerade in diesem moment, kanon? (weil es du so wolltest xD)
wah – ich bin stolz auf mich :D ein satz, bevor es so weit ist, dachte ich, gleich kommt kanon reingedappt xD langsam kann ich deine gedankengänge voraussehen *waha*

ein sehr ereignisreiches chap … spannend, logisch und vorallem hast du mich vor der Last befreit, traurig zu sein, dass taku bou ein korb geben muss *danke danke ~verbeug~*

Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:01:23+00:00 21.07.2010 23:01
jaaa… jogurt-schlacht!!:D
jez wird’s ja richtig kompliziert :D miku-bou-kanon-takuya :D
aah.. taku :D nicht immer einschlafen..!
och, pat pat takuya! gleich kommt der liebe kanon und bringt dir deinen schlüssel ;D

Von:  _t_e_m_a_
2010-07-21T21:01:02+00:00 21.07.2010 23:01
er würde „nie“ ruhe finden, nachdem er über das „nie“ nachdenkt sind zuviele nies :D er würde keine ruhe finden wäre eine alternative ;)  ich bin nur so stolz, zum ersten mal hab ich etwas gefunden *waha* mal das mit den geöffneten türen vergessen;)

ach, die Ironie ist toll xD

Nein! Ende.. *arg* weiterlesen… jogurt, kanon & taku, was das wohl gibt? ^^

Von:  _t_e_m_a_
2010-07-20T11:51:35+00:00 20.07.2010 13:51
ich werde dich umbringen!!
wie kannst du mir das nur antuen!!
ich wollte jeden tag einen chap lesen - und jez hab ich 6 am stück gelesen! und ich MUSS aufhören, weil sonst meine mutter mich umbringt (kein so schöner tod...)
bei jedem kapitel dachte ich mir-- danach mach ich schluss ^^ was war: aaahh!! ich muss weiterlesen!!

und wegen deiner blöden spannung muss ich voller erwarten auf heut abend warten um weiterlesen zu können!!
(mir tun die leser leid, die darauf warten mussten, dass das nächste chap geschrieben wird - solange könnte ich nicht warten :D)
Von:  _t_e_m_a_
2010-07-20T11:49:14+00:00 20.07.2010 13:49
taku, freu dich ein bisschen mehr, du hast deine jacke und musst nicht zurück in den club und sie holen, da könntest du doch bou eine tasse tee anbieten :D naja, vlt wars ja die bessere idee, bou nicht soweit in die wohnung kommen zu lassen *kicher*

wiedermal toll geschrieben! und spannungsbögen liegen dir viiel zu gut *weiterlesen*
Von:  _t_e_m_a_
2010-07-20T11:46:58+00:00 20.07.2010 13:46
waaaaaaaaaahhh
takuya!!!
aber kanon ist wirklich lieb<3

bei der ausgangsitu - taku fühlt ich unwohl und kanon ist freundlich - könnte man eeewig schreiben, bis da mal iwas ist. aber du hast ganz toll einen aufregenden, guten und realistisch/nachvollziehbaren bogen hinbekommen um das nicht in die länge ziehen zu müssen!
toll!!


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