Vorbei von PinkLady18 ================================================================================ Prolog: -------- Hey, freut mich, dass ihr "Vorbei" angeklickt habt, in der Kurzbeschreibung steht ja schon, worum es im Prolog geht und ich freu mich sehr, wenn ihr mir schreibt, ob euch dieses Kapitel gefällt. Ideen habe ich schon für eine ff aber erstmal möchte ich eure Meinung dazu hören.^^ Ach ja, für alle meine "Der Trank der wahren Gefühle"-Leser, diesmal sage ich deutlich, es wird das pair SasuXSaku ^^ Allerdings nur, wenn ich weiterschreibe ;-) Bis dann *Kekse hinstell* Prolog Vorbei. Es ist vorbei. Am Ende ist es doch vorbei. Vorbei… Die Kerze in meiner Hand fühlt sich kühl an, das Wachs gleitet durch meine Finger, während ich gebannt auf das dunkle Rot starre. Dieses Rot…dich werde ich immer damit verbinden, fürchtete ich. Doch nein. Nicht mehr. Es ist vorbei. Hättest du jemals gedacht, dass ich einmal frei sein werde, frei von dir? Mein Blick wandert wieder auf den Weg vor mir. Symbolisch. Vergangen. Nur noch eine blasse Erinnerung. Und heute werde ich sie beenden, vergessen, für die Ewigkeit. Ich bleibe stehen, die Steinbank neben mir, eine simple Konstruktion, sie hat nichts Besonderes an sich, gar nichts, sie ist unscheinbar, so wie ich es war. Wegen dir. Glaubst du, ich schaffe es nicht? Glaubst du, ich komme nicht los? Beinah bringt mich das zum Lachen, nur beinah aber doch, ein kleines Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Ich sehe auf den Boden vor meinen Füßen, Steine, die aus dem Dorf herausführen, aneinandergereiht und dicht nebeneinander. Der Weg ist nicht zu verfehlen, hier bin ich richtig. Noch ein Blick auf die Bank. Du hast es hier beenden wollen, oder? Das hättest du sagen können, deutlich, klar, einfach nur aussprechen. Aber du sprichst nicht viel, das hast du nie und vermutlich wirst du es auch niemals. Ein klägliches Ende für die klägliche Vergangenheit, bewusstlos, ohne dass ich etwas tun konnte, denn du wolltest es nicht. Hätte ich das nur schon damals akzeptiert aber ich war zu schwach, zu jung, zu…naiv? Vorbei. Endlich für immer vorbei. Ich bin nicht mehr so aber eigentlich sollst du das gar nicht wissen, das willst du nicht und seltsamerweise ich auch nicht. Ich will weder deine Anerkennung, noch dass du mich akzeptierst, ich will frei sein und heute ist es soweit, denn diesmal beende ich es, für immer und ewig, so wie es von Anfang an vorbestimmt war. Es war genau so, ganz deutlich, warum konnte ich es nicht sehen? Wollte ich es nicht sehen? Ich wollte es nicht…aber heute, heute will ich es, ich will, dass es vorbei ist und ich werde dafür sorgen, allein, ich selbst, nur ich. Du wirst es nicht einmal erfahren, nicht dass du irgendein Interesse daran hättest aber ich tue es für mich, für dich…tue ich überhaupt nichts mehr, zwar erlöse ich dich von deiner Last, dem Klotz an deinem Bein, doch wann hast du das zuletzt zu mir gesagt? Es ist Jahre her, Jahre…was wirst du tun, wenn du spürst, wie ich dich freigebe? Wie ich uns trenne, uns, die wir immer verbunden waren, weil ich dich dazu gezwungen habe? Wieder muss ich lächeln und setze meinen Weg fort. Ja, ich habe dich zu etwas gezwungen, ich. Nicht alles hattest du unter Kontrolle, nicht alles konntest du selbst entscheiden und bestimmen. Aber das Spiel ist aus, ich entlasse dich aus meinen Fängen, meinem Netz, das dich zwingen wollte, glücklich zu werden, das dich dazu bringen wollte, ein Leben zu leben, wie ich es tue, das dich überzeugen wollte, jemand anderes zu sein. Du wirst niemals der sein, der glücklich sein kann oder liebevoll, nicht einmal eine Freundschaft kannst du zulassen, denn du bist kalt, so kalt. Ich gebe dir nicht die Schuld, nein, das darf mir niemand vorwerfen und wenn doch, so weiß ich es besser. Du bist nicht schuld. Und darum hast du mein Mitleid. Du kannst keine Hilfe annehmen, du kannst es nicht, selbst wenn du wolltest. Du gehörst mir nicht, bist nicht mein, warum ich mich also um dich kümmere, warum es mich schert, was mit dir passiert? Tut es das noch? Nein Sasuke, nein. Es ist mir egal. Ja, ich habe Mitleid aber deshalb will ich trotzdem nicht wissen, wo du bist, was du tust, Hauptsache, du bist weit weg von hier, weit, weit weg. So weit, es nur geht, über den Horizont hinaus. Ich hasse dich nicht, ich liebe dich nicht. Ich fühle nichts. Bist du tot? Lebst du? Kommst du wieder? Bleibst du weg? Was auch immer, all das tust du selbst, allein, ohne mich. Diesmal ist es aus. Vollkommen. Weiter gehen, zähle nicht die Schritte, darauf kommt es nicht an, nur auf den einen Moment, den Moment, in dem ich es beende. Da bin ich. An meinem Ziel. Ein alter Baum, so groß und breit, das sein Blätterdach mehrere Häuser überdecken könnte. Aber dieser tut es nicht, denn wir sind am Dorfrand, kurz vor dem Tor, nur ein paar Meter von der Steinbank entfernt, den Weg kann ich von hier noch sehen. Er windet sich wie eine Schlange, sucht sich gemütlich Platz in der Welt. Schlange…du hast ihn gewählt, Orochimaru, natürlich weiß ich, dass er auch nur ein Mittel zum Zweck ist, wie wir alle es sind, wie jeder es ist, der dir nahe kommt oder Stärke hat, die dich anzieht. Jeder ist nur ein Objekt, bis auf Itachi. Aber was tust du, wenn er nicht mehr da ist? Wenn du ihn besiegt hast, irgendwann, vielleicht noch sehr weit entfernt, wenn du alt bist und dein Ziel erreicht hast? Was tust du dann, Sasuke? Wenn er tot ist, bist du vollkommen allein auf der Welt. Vielleicht hast du noch Naruto, vielleicht ein paar andere unserer Freunde aber sonst niemanden. Brauchst du keinen Freund? Keinen Vertrauten? Keine Liebe? Willst du allein sein? Dann ist es der richtige Weg, gehe ihn bis zum Ende und finde deinen Frieden. Aber das wirst du nicht können. Niemals wirst du Frieden finden, niemals. Nicht so. Du denkst, dass ich dich nicht kenne. Du denkst, ich bin dir hinterhergelaufen wegen deinem Äußeren, deiner Unnahbarkeit. Nein. Glaubst du, ich bin so oberflächlich? Vielleicht war ich früher weltfremd oder einfach nicht ernst aber ich wollte immer nur dein Inneres, deine Seele, deine verletzte Seele und dein gebrochenes Herz. Ich wollte es heilen, doch es war nicht der richtige Weg. Jetzt kann ich heilen, ich bin stark, unabhängig, erfahren. Wenn ich dich nicht aufgeben wollte, ich hätte Angst, deine Seele und dein Herz seien mittlerweile vollkommen zerstört und nicht mehr zu retten, selbst nach langer Zeit nicht. Ich bin nicht die Richtige dafür. Ich kann es nicht, das habe ich endlich verstanden und damit für deinen Geschmack mal wieder viel zu lange gebraucht. Das - und nur das – tut mir leid. Es tut mir leid, Sasuke. Ich hätte dir so gern, wirklich gern geholfen. Verzeih mir, dass ich dich nicht zu uns zurückholen, dich nicht aus der Dunkelheit befreien konnte. Das werde ich nicht vergessen, nur das nicht. Wenn du all das wüsstest, wenn du mich wirklich verstehen könntest, mir zuhören würdest – würde es etwas ändern? Nein. Nein, es würde gar nichts ändern. Ich verstehe, ich verstehe… Ein Blick hoch in die riesige Baumkrone, ein Netz aus Blättern, ein Schleier, der sich herabsenkt. Hier beende ich es nun. Genau hier. Meine Hand senkt sich, setzt die Kerze ab, direkt vor seinen Wurzeln. Ich richte mich wieder auf, drehe mich um, lasse meinen Blick schweifen. Konoha, meine, deine, unsere Heimat und doch bin nur ich noch hier. Du wirst niemals zurückkehren. Es ist vorbei, ich weiß es. Ich greife in meine Jackentasche, taste etwas herum, ergreife das kühle Material. Mit geschlossenen Lidern wandern meine Finger darüber, über den kleinen Fetzen, so groß wie ein Shuriken, fühlen viel mehr, als sie berühren. Erinnerungen, Gefühle, Geräusche, die an mein Ohr dringen, schwach, als wären sie schon zu alt, um noch deutlich etwas heraushören zu können. Das waren wir, das warst du, das war ich. Aber die Zeit vergeht. Dinge ändern sich. Meine Hand schließt sich fest darum, zerknittert es leicht, zieht es langsam aus der Tasche um es dem Tageslicht preiszugeben. Darf ich meinen Augen ein letztes Mal, ein allerletztes Mal, den Blick darauf erlauben? Vermögen sie es zu ertragen, dich zu sehen, deine dunklen Haare, die dir ins Gesicht fallen, deine schwarzen Augen, so tiefgründig, so verschlossen, genau das, was es mir immer wieder so schwer gemacht hat, loszulassen? Erdulden sie es, zu sehen wie du dort festgehalten bist, dich gerade damit abfindest, zu einem Team zu gehören, dich abweisend dazu stellst, die Gedanken bei jemand ganz anderem? Müssen sie sich abwenden, wenn sie sehen, was einst war und nie wieder sein wird? Ich nehme ihnen die Entscheidung ab, ich erhebe das Foto, halte es genau vor mein Gesicht und…lasse sie geschlossen, ich bin bereit, die Dinge ruhen zu lassen und vielleicht werde ich dein Bild eines Tages sogar vollkommen aus meinem Gedächtnis verbannt haben. Das wird der letzte Schritt in meine Freiheit aber jetzt, jetzt mache ich erstmal den Sprung dazu, jetzt lege ich meine Hand auf den Docht der Kerze, jetzt erschaffe ich eine Flamme, noch klein und zierlich, schwächlich, bedroht durch den leichten Wind, der durch meine Haare streicht, jetzt wird sie größer, lodernder, frisst an dem Docht und erhellt mein Gesicht in der Abenddämmerung. Einige Minuten starre ich wie gebannt in dieses kleine Feuer, mache mich damit vertraut, schenke ihm meine größten Geheimnisse. Dann schließe ich noch einmal meine Augen und als ich sie öffne, bin ich bereit. Dies ist das Ende. In meiner anderen Hand das Foto, knittrig und alt, beinah schon vergilbt und mit abgeschwächten Farben – wie genau und wie oft habe ich es mir eigentlich angesehen? Unwillig schüttele ich den Kopf. Ich beende es, ich weiß, dass dies der richtige Weg ist. Vorbei. Und so senke ich diese Hand, wie in Zeitlupe, sauge alle Details in mich auf, während du dich den Flammen näherst, die gierig auf neue Nahrung warten, bereit, alles in sich aufzunehmen, egal was es ist. Egal was es ist. Ein kurzes Zögern gestatte ich mir, ich habe Gefühle, ich lasse sie zu aber sie verschwinden wieder, denn diesmal bin ich diejenige, die geht. Ich drehe mich nicht mehr um, ich verabschiede mich nicht, das wolltest du nicht, das hast du für uns beide entschieden und ich stimme dir zu. Es benötigt keine Verabschiedung, hat es gar nicht verdient, es ist nichts, es war nichts – und nichts geht zurück zu nichts. Die erste Ecke wird von den Flammen erfasst, die sofort gierig züngelnd nach mehr suchen. Auch das Feuer ist wie eine Schlange, ist wie du, ist deine geerbte Fähigkeit. Ein gutes Ende, ein Ende, das dir gerecht wird. Ich drehe das Bild nicht um, sehe zu, wie der weiße Hintergrund langsam schwarz wird, Löcher bekommt, sich wellt. Es ist nicht mehr aufzuhalten. Aber das will ja auch niemand. Die Mitte ist erreicht, nicht einmal wende ich meinen Blick ab, denn das hier ist zu wichtig, als das ich auch nur eine Kleinigkeit verpassen wollte. Ein Teil meines Lebens wird ausgelöscht, als wäre er einfach nie da gewesen, so soll es sein, dann bin ich frei. Mach‘s gut Sasuke, pass auf dich auf, gehe deinen Weg. Ich gehe meinen, ohne dich. Frei. Das letzte kleine Stück verbrennt mir die Finger aber ich bin zu verbissen um loszulassen, es soll alles weg sein, einfach alles. Und dann…ist es vorbei. Die helle Flamme windet sich noch etwas, möchte noch mehr aber es gibt nichts mehr, es ist alles fort. Und ich fühle, wie der Stein auf meinem Herzen sich bewegt. Hat das hier endlich gereicht? Bin ich jetzt ein anderer Mensch? Sein volles Gewicht trifft mich unerwartet und ich sacke in mich zusammen, stütze mich an den Baum und ehe ich mich versehe, sind meine Wangen nass. Also nein, zumindest nicht, um den Stein zu zertrümmern, was meine Fäuste mit einem Schlag schaffen würden. Doch sie reichen nicht bis zu meinem Herzen. Ich wehre mich nicht mehr gegen die Tränen, manchmal habe ich einfach nicht die Kraft dazu. Sie werden versiegen. Sie werden wieder verschwinden und sie werden mich zurücklassen, so wie ich sein will, so wie ich bin. Frei, unbelastet, erlöst. Es ist vorbei, endlich. Kapitel 1: ----------- Hey!^^ Hier präsentiere ich euch also meine neueste FF, ich bin noch am Überlegen, ob ich den einzelnen Kapiteln Überschriften gebe, auf jeden Fall bin ich gespannt auf eure Reaktionen dazu. Es wird wieder aus Sakuras Perspektive beschrieben und die Handlung baut sich anfänglich nur langsam auf, allerdings ist das alles beabsichtigt und gewünscht, ihr sollt euch Stück für Stück in Sakuras Leben einfinden können, damit ihr sie besser versteh könnt. Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Kapitel jetzt schon hochstelle oder damit warte, bis ich die FF für mich bereits beendet habe, damit ich nicht solche Fehler wie bei "Der Trank der wahren Gefühle" mache aber ich denke, die Zeit ist reif, ihr dürft sehen, was ich da zustande gebracht habe, immerhin bin ich euch auch noch drei Kapitel im Voraus ;-) Also, lasst es auf euch wirken und sagt mir eure Meinung, ich freue mich riesig.^^ *Pizza und Getränke hinstell* Viel Spaß^^ 1 Müde tastete ich mit einer Hand über meine Bettdecke, zu meinem Nachttisch, griff nach dem Verursacher dieses penetranten Klingelns und sorgte mit einem Knopfdruck für Ruhe. Als wäre nichts geschehen, drehte ich mich wieder auf die andere Seite, klopfte das Kissen zurecht und gab mich wieder dem Schlaf hin. Schlaf… Ein geräuschvolles Poltern vor meiner Zimmertür, wie konnte es anders sein, das machte sie jeden Morgen. Also legte ich mir, auch wie jeden Morgen, das Kissen über den Kopf, bemüht, nicht alles mitzuhören. Es half nicht. Mürrisch zog ich das Kissen fester über die Ohren aber sie war einfach zu laut. Ich hatte schon länger das Gefühl, sie tat das mit Absicht, obwohl sie jedes Mal, wenn ich auch nur einen kleinen Verdacht in diese Richtung äußerte, alles abstritt und mir ein schlechtes Gewissen machte, weil ich ihr so etwas zutraute. Und jetzt fing sie an zu singen, das tat sie regelmäßig wenn sie ihre Zahnbürste in der Hand hatte und nach der Zahnpasta suchte. Wie sie die andauernd verlegen konnte, war mir ein Rätsel, allerdings gehörte sie ja auch zu diesen Menschen, die während sie ihre Zähne putzen mit der Zahnbürste durch die Gegend laufen. Ich kniff die Augen zusammen aber sie hatte schon wieder gewonnen, ich war wach, obwohl ich am liebsten noch drei Stunden geschlafen hätte. Einen Moment blieb ich so liegen, unternahm den hoffnungslosen Versuch, einfach alles zu ignorieren und weiterzuschlafen, dann seufzte ich laut und riss das Kissen vom Kopf. Stärker als nötig, warf ich es auf mein Bett und rieb mir die Augen. Ich war ein Morgenmuffel, durch und durch und dadurch, dass sie so ein furchtbar glücklicher Morgenfreund war, überlegte ich nicht das erste Mal, ob wir vielleicht doch getrennte Wohnungen haben sollten… Meine Tür wurde aufgerissen. Das Grauen. „Guten Morgen, Sakuraaaa-chan!“ Meinen Namen betonte sie besonders gut gelaunt. Oh man. Jetzt blieb sie stehen und legte den Kopf schief. „Was ist denn mit dir los? Du siehst irgendwie…ein bisschen erschöpft aus.“ Meine Augenbrauen senkten sich bedrohlich. „Das, meine liebe Ino, hast du erstaunlich gut erkannt und noch viel besser ausgedrückt, meinen Glückwunsch, wir machen Fortschritte.“ Ohne ein weiteres Wort, ließ ich sie stehen und schlurfte zum Bad, allerdings war sie nach wenigen Schritten schon wieder hinter mir. „Saku, wie oft müssen wir denn noch darüber sprechen, dass du endlich was für dich tun sollst? Du bist total überlastet, arbeitest viel zu viel, du musst mal wieder etwas ausspannen, dich erholen, all diese Dinge.“ Besorgt schwatzte sie mir das alles ins Ohr, ging dabei neben mir her und schaffte es irgendwie, selbst dabei noch munter zu klingen. Ich hasste frühe Morgen… „Ino.“ Irgendwo dazwischen zu kommen war viel zu schwer, also fuhr man bei Ino am besten damit, sie einfach zu unterbrechen, auch wenn das nur bei wenigen Leuten effektiv war. Bei mir war das glücklicherweise der Fall, bei Shikamaru, Inos Freund, ganz und gar nicht. Ich blieb stehen und wendete mich meiner besten Freundin zu. „Hör gut zu, ich weiß, dass du dir Sorgen machst und dass du mich am liebsten irgendwo auf einer einsamen Insel beim Nichtstun sehen würdest aber es geht mir gut. Ich arbeite gern und ich mache nicht zu viel, ich bin ein Morgenmuffel, das weißt du und deine verflucht gute Laune ist dabei einfach nicht besonders hilfreich. In einer Stunde, nach einer Dusche und einem starken Kaffee, bin ich in der Lage, mit deiner Stimmung umzugehen aber nicht jetzt.“ Einen Moment war sie still und ich seufzte noch einmal. Das war nicht mein Tag. Sie holte tief Luft und ich stellte Prognosen auf, dass es sicher noch schlimmer ging. „Ich weiß.“ Nichts weiter? Verwirrt starrte ich sie an und bei ihrem breiten Grinsen kehrte mein mürrischer Gesichtsausdruck zurück. „Na dann.“ Mit einem weiteren Schritt machte ich die Tür hinter mir zu und genoss die friedliche Ruhe. Das war es, was ich benötigte, um in den Tag zu kommen. Nach einer kurzen Dusche, die mich allerdings umso mehr wach machte, zog ich mich an, band meine Haare zusammen und griff nach meinem Kajal. Ein kritischer Blick in den Spiegel zeigte mir, dass meine Haare schon wieder zu lang geworden waren, ich mochte meinen Kurzhaarschnitt aber ich hasste Frisörbesuche. Wenn Ino mich nicht von ihren Fähigkeiten mit einer Schere umzugehen unterrichtet hätte, hätte ich auch darauf verzichten können, allerdings hatte ich mit dieser Frisur, die sie mir als „modern“ verkaufen wollte, wie eine Vogelscheuche ausgesehen und seitdem musste ich wie alle anderen auch dorthin gehen. Tja und weil ich diese Tage hasste, waren meine Haare schon wieder über die Schultern hinaus gewachsen. So konnte ich mir zumindest einen normalen Zopf machen… Nach einer halben Stunde kam ich aus dem Bad und war bereit, mich Ino ein zweites Mal auszusetzen. Langsam ging ich in die Küche und fand sie erstaunlicherweise an einem voll gedeckten Tisch wieder, während sie mich fröhlich anlächelte. Sie war natürlich auch schon wieder fertig angezogen, war ja klar, sie stand immer um Vier auf und weckte mich um Zehn nach Fünf, wenn mein Wecker bereits von mir zum Schweigen gebracht worden war. Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und setzte mich mit hochgezogenen Augenbrauen dazu. Fragend wanderte mein Blick von den frischen Brötchen, über den gepressten Orangensaft zu ihrem strahlenden Gesicht und ich zog die Augenbrauen noch höher. „Äh. Was ist hier los?“, fragte ich unsicher. Sie freute sich diebisch über meinen Blick. „Saku. Ich sagte doch schon, du musst dich entspannen und dazu gehört vor allem und an erster Stelle ein gutes Frühstück. Ich habe mir lange genug angesehen, wie du jeden Morgen Reste vom Vortag verschlingst, bloß weil du keine Zeit mehr hast und länger schlafen willst. Also hast du hier jetzt mal was Vernünftiges zum Essen.“ Meine Augenbrauen sanken herab und bildeten eine Falte über meiner Nase. „Die Reste vom Vortag reichen mir vollkommen und es liegt nicht daran, dass ich zu wenig Zeit habe oder länger schlafen will. Gut, sagen wir eher, dass ich es nicht kann, weil eine Freundin von mir, ich nenne besser nicht ihren Namen, mir jeden Morgen, pünktlich um Zehn nach Fünf meine Tür eintritt und mich mit ihrer wundervollen Laune überfällt.“ Sie sah mich an, als ob ich noch nicht fertig war. „Ich mag diese Freundin.“, fügte ich mit einem verständnisvollen, allerdings noch etwas halbherzigen Lächeln hinzu. „Aber-es-ist-einfach-zu-früh.“, betonte ich jede Silbe einzeln. Es schien sie kein bisschen zu kümmern, überhaupt nicht. „Fertig?“ Ich nickte schwach. „Gut, hier vorne steht der O-Saft und ganz nebenbei, den wirst du auch trinken, da ich ihn eine Viertelstunde lang abgeschmeckt und gepresst habe, hier ist Marmelade, hier Käse, hier Wurst…“ Sie unterstrich ihre Worte mit Handbewegungen, die sehr stark denen einer übereifrigen Verkäuferin ähnelten, die ihre Ware bestmöglich präsentieren wollte. „Diese Brötchen…“ Sie nahm eins hoch und wog es in ihrer Hand. „…habe ich um halb Fünf, sechs Straßen von hier gekauft, weil es dort die allerbesten gibt und sie sogar mit Tüchern umwickelt, damit sie warm bleiben. Diesen speziellen Kaffee habe ich auch extra gekauft und dafür Milchschaum gemacht, weil diese widerliche, schwarze Brühe, dir nicht gut tut und außerdem war ich noch kurz im Laden und habe dir einen Zweig Kirschblüten mitgebracht, weil du die so gern hast und jetzt, meine liebe Sakura…“ Ihre Augen funkelten mich herausfordernd an, nach dem Motto: Versuch es nur, du hast keine Chance. „…wirst du all das essen und trinken, damit du nicht mehr so furchtbar ausgemergelt und erschöpft aussiehst. Ich werde daneben sitzen und schön darauf achten, dass auch alles weg kommt, außerdem leiste ich dir Gesellschaft. Lass es dir schmecken.“ Ich hatte echt nicht die Kraft, so früh am Morgen vor allem, gegen ihre furchtbare Autoritätsstimme anzureden und auch nicht, mich ihr zu wiedersetzen, also griff ich nach einem Brötchen und bat sie stumm um das Messer dazu. Mit einem noch viel größeren Lächeln reichte sie es mir und schenkte sich selbst noch etwas Kaffee ein. Warum gewann sie eigentlich jedes Mal? „Also jetzt sag mal Sakura, wie lange warst du gestern wieder im Krankenhaus?“, fragte Ino nach einer Weile und ich schluckte erstmal den Bissen Brötchen herunter. Abwiegeln war die beste Methode um gegen ihre vorwurfsvollen Blicke anzukommen. „Ach, gar nicht so lange, wirklich nicht, Tsunade hat mich früh weggeschickt, ich war danach noch mit ein paar Leuten unterwegs und dann bin ich müde ins Bett gefallen.“, berichtete ich artig. Jetzt runzelte sie die Stirn und obwohl ich nun nicht mehr ihrer wundervollen Laune ausgesetzt war, hatte ich das Gefühl, dass das doch besser war als dieser Moment. „Noch weggegangen also? Mit wem denn?“ Sie beugte sich etwas vor und sah mir direkt in die Augen, das tat sie immer, wenn sie herausfinden wollte, ob ich log und leider bekam ich meine Tarnung bisher noch nicht besonders gut hin. Ich wendete mich wieder meinem Essen zu und trank nebenbei einen Schluck O-Saft, nur um dann beiläufig zu sagen: „Ach, ein paar Leute halt, die kennst du bestimmt noch nicht, wir haben doch gerade wieder einige Anfänger im Krankenhaus, da sind viele dabei, die ich hier noch nie gesehen habe.“ „Lüge.“, sagte sie bloß und ich verschluckte mich halb. „W…was?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Du lügst, Sakura, ich frage mich echt, wieso du das immer wieder bei mir versuchst, ich kenne dich schon ewig, ich weiß, was du gestern gemacht hast.“ Ich ahnte Böses… „Du hast gearbeitet und wenn ich im Halbschlaf richtig auf die Uhr geschaut habe, dann bis um halb Eins.“ Ich sagte ihr besser nicht, dass ich ihre Uhr, bevor ich gegangen war, um eine Stunde zurückgestellt hatte, nur um sie wieder richtig einzustellen, als ich sicher war, dass sie schlief… Ein schwerer Seufzer ihrerseits holte mich aus meinen Gedanken. „Saku, ich will nicht, dass du so viel arbeitest, du machst schon viel mehr, als das Krankenhaus von dir erwarten darf und trotzdem, es scheint dir nie genug zu sein. Ist ja schön und gut, wenn du deine Arbeit so gern machst, ich mag sie ja auch aber du brauchst mehr Schlaf, das kommt nicht nur dir sondern auch deinen Patienten zugute.“ Empört mischte ich mich ein. „Meine Patienten leiden kein bisschen darunter, ich tue alles, was wichtig für sie ist und überprüfe alles mindestens zweimal.“ Sie lächelte halbherzig. „Ich weiß. Das habe ich ja auch nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, dass sie alle dich so gern haben und auch bemerken, wie erschöpft du aussiehst und wie viel Arbeit du hast. Sie machen sich Sorgen und dabei kennen sie dich kaum.“ Was sollte ich dazu sagen? „Okay, lassen wir das für heute Morgen, in einer halben Stunde müssen wir los und du hast noch nicht genug gegessen. Beeil dich, ich sammele währenddessen schon mal unsere Sachen zusammen.“ Sie stand auf und ließ mich am Tisch zurück. Im Flur konnte ich schon wieder hören, wie sie herumtrampelte und keine Rücksicht auf die Nachbarn nahm, die sicher nicht so früh aufstehen mussten wie wir und so oft zwangsweise geweckt wurden… Mit einem Kopfschütteln aß ich den letzten Rest und räumte den Tisch ab. Ohne Ino wäre ich vermutlich niemals pünktlich aber seit wir zusammen wohnten, war ich kein einziges Mal mehr zu spät gekommen. Mit einem Lächeln betrachtete ich den Kirschblütenzweig in der Vase auf dem Tisch. Ino mochte eine furchtbare Frohnatur und viel zu scharfsinnig und dabei genauso nervig sein aber ihre Ideen waren die liebevollsten, die ich kannte… Nach nur zwanzig Minuten waren wir beide schon fertig und standen etwas ratlos im Flur. Wir waren zwar nie zu spät dran aber zu früh eigentlich auch nicht, das war eine Premiere für uns beide und so schenkten wir uns gegenseitig fragende Blicke. „Sollen wir einfach schon los gehen?“, fragte sie mich achselzuckend. Ich nickte nur und so nahmen wir unsere Taschen und ich schloss hinter uns ab. Wir hatten Sommer, es war also schon früh morgens hell aber immer wieder war ich erstaunt, wie wenige Leute uns begegneten, wenn wir uns auf den Weg zur Arbeit machten. Ich hatte immer die Vermutung, dass die meisten ihre Läden bereits um diese Zeit vorbereiteten aber anscheinend nahmen viele das nicht so eng… Ino lachte leise neben mir und ich sah mich fragend zu ihr um. Anscheinend waren wir doch nicht die einzigen, die schon wach waren, denn vor uns, auf einer Mauer, die normalerweise vollkommen in der Sonne und etwas abseits lag, fanden wir Shikamaru, der wie immer abwesend die Wolken betrachtete. Kopfschüttelnd blieben wir vor ihm stehen, er schien uns noch nicht bemerkt zu haben und als Ino mir verschwörerisch zuzwinkerte, konnte ich mir schon denken, was sie vorhatte. Sie lehnte sich zu ihm vor, hielt ihm die Augen zu und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Er erschreckte sich dabei so sehr, dass er beinah von der Mauer gefallen wäre, konnte sich dabei nach einigem Schwanken doch noch halten und schaute nun verwirrt und gleichzeitig leicht verärgert zu uns herauf. Ich konnte mir ein Lachen wirklich nicht mehr verkneifen und während Ino ihn löcherte, warum er so früh morgens auf einer Mauer lag um die Wolken „anzustarren“, wie sie es nannte, stellte er mal wieder auf Durchzug und wartete geduldig, bis er auch mal etwas sagen durfte. Ich gab Ino ein Zeichen, dass ich schon vorgehen wollte und ließ die beiden allein. Auch wenn es den Anschein machte, dass sie sich immer nur stritten und auf die Nerven gingen, waren sie bereits seit drei Jahren zusammen und wenn man sie gut kannte, wusste man, dass sie ein wirklich glückliches Paar waren. Ich gönnte es ihnen von Herzen, sie hatten wirklich lange genug dafür gebraucht und nach einer ganz und gar unschönen Geschichte mit Temari, die gar nichts dafür konnte und bei der Ino angenommen hatte, dass diese einen Verführungsversuch von Shikamaru gestartet hatte, war es tatsächlich die große Überraschung, dass die beiden doch ein Paar geworden waren. Mit einem Lächeln und wesentlich besserer Laune kam ich vor dem Krankenhauseingang an und traf auf eine beinah leere Eingangshalle. Die Cafeteria war noch zu und auch an der Rezeption saß niemand, allerdings stellte ich mal wieder fest, dass Shizune auf den Sitzbänken direkt daneben geschlafen hatte. Die Ärmste hatte in letzter Zeit auch wirklich alle Hände voll zu tun… Vorsichtig setzte ich mich neben sie und betrachtete einen Augenblick ihre Augenringe und ihre verstrubbelten Haare, dann legte ich eine Hand auf ihre Schulter. „Hat Tsunade dich also wieder die ganze Nacht arbeiten lassen.“ Sofort schreckte sie hoch, obwohl ich sehr leise gesprochen hatte und sah sich hektisch um. „Tsunade? Wo? Sie hat doch nicht nach mir gerufen, oder?“ Ich nahm meine Hand herunter und schaute sie mitleidig an. Die Hokage hatte sie echt unter ihrer Fuchtel… „Shizune, ich bin die Einzige, die momentan hier ist, Tsunade schläft sicher auch an ihrem Schreibtisch. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe aber ich wollte dich nicht hier liegen lassen. Du solltest nach Hause gehen, dich erstmal richtig ausschlafen und dich von Tsunades Herumgescheuche erholen.“ Langsam beruhigte sie sich wieder und sah mich dann aus müden Augen an. „Ach, tut mir leid, Sakura, ich bin völlig kaputt, Tsunade hatte noch so viele Briefe und Dokumente zu verschicken und dann kommt doch bald der Kazekage, eine Menge muss vorbereitet werden und ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht…“ Sie seufzte schwer. „Nicht, dass ich nicht ohnehin schon genug zu tun hätte.“, zwinkerte sie mir zu. Ich lächelte zurück. „Also los Shizune, ich weiß in etwa Bescheid, was noch alles zu tun ist. Ino ist auch gleich hier und dann regeln wir das schon. Tsunade nimmt es dir sicher nicht übel, wenn du endlich mal wieder nach Hause kommst und außerdem muss ich ohnehin nochmal mit ihr sprechen, weil sie dir immer so viel aufhalst, du bist ihre Assistentin, nicht ihre Dienerin.“ „Tsunade halst eher dir zu viel Arbeit auf, ich sehe dich eigentlich auch nur noch hier, kommst du überhaupt noch zu etwas Privatleben?“ „Genug, mehr als mir lieb ist, Shizune.“, sagte ich lachend und schob sie zur Tür. Eigentlich wollte sie noch protestieren aber als Ino dazu kam und mir lautstark zustimmte, ergab sie sich und machte sich müde auf den Weg zu ihrer Wohnung. „Also echt, Tsunade ist eine Sklaventreiberin, sie jagt dich ständig herum und Shizune sowieso, wie gut, dass ich nicht auf eurer Station bin.“ Ino hatte mal wieder ihr Lieblingsthema gefunden und während ich nach ein paar Akten und Klemmbrettern hinter dem Tresen griff, hackte sie munter noch immer darauf herum. Geistesabwesend drückte ich ihr die Hälfte in die Hand und sie lief schwatzend neben mir her, während ich mich zu den Plänen aufmachte, die die Schwestern schon sehr früh morgens aufhängten, noch wesentlich früher als wir aufstehen mussten. Für heute hatte ich offensichtlich wieder volles Programm und auch Ino musste sich nicht beschweren aber ich konnte es kaum erwarten, anzufangen, denn etwas Besseres als diese Arbeit konnte ich mir schon lange nicht mehr vorstellen. Der enge Kontakt zu den Patienten hier im Krankenhaus, immerzu andere Fälle und jeden Tag neue Dinge, die man lernen konnte – einen schöneren Job konnte ich mir nicht wünschen. Zwar war ich erst seit einem knappen halben Jahr fest angestellt, allerdings hatte ich diesen Moment schon lange herbeigesehnt und mit Aushilfsarbeiten und Praktika die Wartezeit verkürzt. Seit Tsunade mich das erste Mal hierher mitgenommen hatte, wusste ich, dass ich nichts anders wollte, als mit anderen Medical-Ninjas genau hier zu sein und Leben zu retten. Und Ino hatte glücklicherweise eine ähnliche Sichtweise, sodass ich meine beste Freundin nicht nur bei mir in der Wohnung hatte sondern auch sehr oft während der Arbeit traf und deshalb schon oft die Pausen verlängert und mir nur noch mehr Patienten und Akten aufgehalst hatte. Aber wie schon gesagt, ich konnte mir nichts anderes wünschen. „Halloho? Sakura, wo hast du deinen Kopf? Ich habe dich jetzt zum dritten Mal gefragt, wann du zu Tsunade gehen willst, um über eure Arbeitsbedingungen zu sprechen. Ich meine, so langsam sollte sich da mal etwas getan haben, sie hat es ja schon mehrere Male versprochen. Oder soll ich vielleicht zu ihr gehen? Ich bin sicher, ich kann sie dazu bringen, endlich etwas zu ändern…“ Ein eifriges Glitzern zeigte sich in Inos Augen und ich hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut, ich gehe, irgendjemand muss sie ja sowieso wecken…“ Sie brach in lautes Gelächter aus, ehe sie wieder anfing über diese „unfähige Trinkerin“ zu schimpfen. Wie wahr, wie wahr… Vor ihrer Bürotür zögerte ich einen Moment. Seit einiger Zeit hatte sie es umverlegt und hielt sich jetzt nur dann noch im Hokagebüro auf, wenn es wirklich wichtig war. Ansonsten fand man sie überwiegend hier, in ihrem geliebten Krankenhaus, in welchem sie sich wirklich mit Herz und Seele um alles kümmerte. Wenn sie uns hart arbeiten ließ, dann arbeitete sie doppelt so hart, ob sie überhaupt einmal nach Hause ging, bezweifelte ich, denn eigentlich fand man sie zu jeder Tages- und auch Nachtzeit nur in diesem Büro. Wen wunderte es da, wenn sie auf ihrem Tisch lag, die zuletzt gelesenen Akten und Briefe noch vor der Nase und vor Erschöpfung irgendwann eingeschlafen war? Als ich diesmal eintrat, schlief sie tatsächlich. Ich machte ein paar Schritte nach vorn, schloss die Tür leise hinter mir und stellte mich vor ihren Schreibtisch. Mit etwas Geschick zog ich einen Zettel unter ihrem Kopf hervor. Die aktuelle Missionseinteilung für die Genin, kein Wunder, dass sie dabei nicht hatte wach bleiben können… Bevor ich sie weckte, legte ich den Zettel zurück, nahm etwas Abstand ein und richtete meinen Blick auf ihren Kopf, der von ihrem blonden Haar vollkommen verdeckt war. Ich erhob die Stimme ganz leicht und versuchte einen freundlichen Ton anzuschlagen, was sogar ganz gut gelang, obwohl ich doch selbst noch müde war. „Tsunade? Aufstehen?“ Keine Reaktion. Wie immer, ich hatte es ja versucht… „TSUNADE!!! AUFSTEHEN, JIRAYA HAT MIT NARUTO DAS KRANKENHAUS DEMOLIERT!“ Und ja, sie war hellwach. Wie sonst auch kam ihr gleich die Erkenntnis, dass ich das Ganze erfunden hatte, allerdings hatte ich ihr mittlerweile oft genug erklärt, dass sie anders nicht zu sich kam und somit überging sie das wie jedes Mal. „Morgen, Sakura.“, sagte sie grimmig und ich wartete auf den nächsten Satz. „Kaffee, bitte.“ Oder eher Worte. „Schon gut, ich habe schon welchen dabei.“ Sie schaute dankbar auf die Tasse mit dampfendem, schwarzem Kaffee auf ihrem Tisch und seufzte erleichtert. Meine Güte, sie war noch sehr viel abhängiger von dem Zeug als ich. Immerhin besser als der ganze Sake, den sie nun allerdings nur noch am Wochenende trank, mit wenigen Ausnahmen, weil sie ansonsten nicht länger im Krankenhaus arbeiten durfte. Von der Geschichte wollte ich lieber gar nicht anfangen… „Sag mal, Sakura…“ Tsunade sah kurz von ihrer Tasse auf und schaute sich um. „Wo ist Shizune und warum bringst du mir meinen Kaffee?“ Womit wir bei dem eigentlichen Thema waren. „Ich habe sie völlig überarbeitet und total erschöpft in der Eingangshalle gefunden und zusammen mit Ino dazu überredet nach Hause zu gehen. Sie muss sich ernsthaft ausschlafen, Tsunade, sie sah schlimm aus.“ „Ja, den Gedanken hatte ich gestern auch schon. Allerdings bin ich dann wohl eingeschlafen, ehe ich sie fort schicken konnte…“ „Das macht aber auch nichts, ich habe auf dem Plan nachgesehen, für heute war sie nur bei drei OPs eingeteilt, ich kann ihre Arbeit übernehmen. Ansonsten bin ich nur hier um dich zu wecken, dir Bescheid zu sagen, dass sie heute nicht hier ist und zu fragen, ob sonst noch etwas ansteht.“ Tsunade ging das Ganze wohl ein bisschen zu schnell, sie wirkte irgendwie leicht überrumpelt. Dann zeigte sich eine kleine Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen. „Drei OPs? Drei OPs mehr? Hast du nicht schon genug zu tun? Ich meine, der Plan war schon die ganze Woche überfüllt, wie kannst du da noch mehr Platz freischaufeln?“ „Ach…“ Mit einer Handbewegung tat ich ihre Bedenken ab. „Du weißt doch, wie gern ich das alles mache, kein Problem.“ Noch immer nicht wirklich überzeugt, schaute sie mich an. „Überarbeite dich nicht, Sakura.“ Mehr sagte sie dazu nicht, ihr kritischer Blick reichte vollkommen aus. „Also wenn das so ist…mehr gibt es nicht zu tun. Ich muss das Treffen mit dem Kazekage noch zu Ende vorbereiten, weil er jetzt doch schon Morgen anreisen will und ansonsten nur die kleineren Dinge wie die Missionseinteilung für die Genin. Ich nehme an, du hast mein Krankenhaus im Griff?“ Ich erwiderte ihr breites Grinsen. „Aber natürlich.“ Vier Stunden später, also gegen Zehn, machten Ino und ich unsere erste Pause und ich stürzte mich auf meinen zweiten langersehnten Kaffee. Während ich genüsslich die Augen schloss, erzählte Ino von ihrer Lieblingspatientin, die dauernd darauf bestand, alles allein zu machen und überall zuzusehen. Damit konnte man ihre Nerven ausgesprochen gut strapazieren… Willkürlich blätterte ich durch ein paar andere Tagespläne, als ein lauter Knall neben der Eingangstür mich den Kaffee verschütten und Ino zusammenzucken ließ. Wir drehten uns um und suchten nach der Quelle des Lärms, wobei mir der Mund offen stehen blieb. In ihrer Eile hatten die hereinkommenden Ninja eine der großen, mächtigen Pflanzen neben der Tür mitsamt dem schweren Tontopf umgeworfen und waren gerade dabei, einen Kollegen über die Scherben hinweg zu tragen. Einen Moment konnte ich die Situation kaum realisieren. Dann sah ich Blut. Viel Blut. Und plötzlich brach das Chaos aus. Ino rief die anderen Stationen an und bedeutete mir, schnell nach den Verletzten zu sehen, von den Seiten strömten Schwestern und Arzthelfer herbei und die Männer brachen unter ihrer Last zusammen. Ich spürte kaum, wie sich meine Beine bewegten, merkte im nächsten Moment, wie ich bei den am Boden liegenden Ninja kniete und ihre Verletzungen untersuchte, ich unterteilte sie in Gefahrenstufen und ließ die ersten auf ein paar Tragen heben. Dann gab ich das Kommando an einen anderen Medic-Nin ab und folgte den Schwerverletzten in die OP-Räume. Irgendwo hörte ich, dass Ino Tsunade informieren wollte und mir danach nachkommen würde, dann waren wir an unserem Ziel angekommen und ich machte mich steril. Was war da bloß passiert? Und woher kam das ganze Blut? Ich wusste nicht einmal, woher diese Gruppe kam, welche Mission sie hatte aber eins war klar. Es musste etwas Schreckliches passiert sein und einer der Verletzten sah mehr tot als lebendig aus… Stunden war ich hier oder waren es bereits Tage? Ich konnte es nicht sagen, hatte mein Zeitgefühl vollkommen verloren und dabei nur im Kopf, dass noch immer so viel Blut zu sehen war, nach und nach wurden alle behandelt und das Ausmaß dieser Mission immer deutlicher. Viele Verletzte, sehr viele Verletzte und keine Informationen, denn nicht einer vor ihnen war lange bei Bewusstsein geblieben. Ich wusste nicht, wo Ino war, geschweige denn Tsunade, vielleicht war ich noch gar nicht so lange hier aber es wurde immer offensichtlicher, dass dieser Patient vor mir allerschwerste Verletzungen hatte und nahe daran war, zu sterben. Ich tat mein Bestes und doch blutete er immer mehr, er hatte so viele offene Wunden, so viele langegezogene Abschürfungen, Kratzer, Blessuren und einige Frakturen, zunächst wusste ich überhaupt nicht wo ich beginnen sollte, zu viele Informationen auf einmal strömten in meinen Kopf und ohne Tsunade glaubte ich nicht daran, dass ich ihn noch lange am Leben erhalten konnte. Schon seit immenser Zeit hatte er sein Bewusstsein verloren, wie hatte er mit so vielen Wunden noch kämpfen können? Oder hatte sein Gegner etwa nicht… Ich wollte gar nicht weiter daran denken, sah noch immer keine Besserung, obwohl ich bereits die Hälfte meines Chakras eingesetzt hatte um die Blutungen zu stoppen. Die Schwestern und der zweite Medical-Nin neben mir waren noch sehr jung, ebenso wie ich, jedoch längst nicht so lange in der Praxis, wir hatten nicht genug erfahrene Medic-Nin, um sie überall einzusetzen, die Gruppe der Mission war groß, über 20 Leute und die Hälfte davon gehörte scheinbar zu den Anbu… „Verdammt!“ Wieder versanken meine Hände in Blut und ich schaffte es nicht, es aufzuhalten. Jemand betrat den Raum. Ino. „Ich kann seine Blutung nicht stoppen, er stirbt mir unter den Händen weg!“, rief ich ihr sofort entgegen. Sie war vollkommen geschockt von dem Bild, was sich ihr bot, trat dann neben mich, straffte ihre Schultern und schob mich zur Seite. „Spar dir dein Chakra für seine anderen Verletzungen, ich stoppe seine Blutung und du suchst schnell nach Tsunade.“ Hektisch drängte ich mich an den anderen Leuten im Raum vorbei und verließ den OP. Wo war Tsunade?? Ich hastete durch die Gänge, erntete erschrockene Blicke, weil ich voller Blut war und suchte einen OP nach dem anderen ab. Im dritten fand ich sie endlich. „Tsunade, mein Patient ist kurz davor zu sterben, er hat überall Verletzungen, ich kann seine Blutung nicht stoppen!“ Sie gab ihre Arbeit an eine andere Medical-Nin ab und folgte mir sofort. Nach mehr als drei Stunden hatten wir seine Wunden soweit behandelt, dass er nicht mehr blutete, nach weiteren zwei Stunden wurde er auf die Intensivstation gebracht und Tsunade schickte mich schlafen. Ich wollte mich zwar dagegen sträuben aber meine Nerven lagen blank und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Als mein Rücken die Liege berührte, war ich bereits eingeschlafen… Kapitel 2: ----------- :-) Ich bedanke mich ganz herzlich für eure lieben Kommentare, es freut mich wirklich, dass ihr auch das erste Kapitel gelesen habt XDDD Naja, hier kommt also das zweite und nachdem ich eine Weile nichts Neues mehr geschrieben habe, habe ich jetzt nicht mehr so viel Vorsprung, wie ich es mir wünsche aber ich kümmere mich seit heute wieder darum, sowohl bei "Der Trank der wahren Gefühle" als auch bei "Vorbei". Ich bin also nicht von der Bildfläche verschwunden, sondern brauchte bloß wieder mal etwas mehr Zeit, obwohl ich doch sonst die Pünktlichkeit in Person war ;-) Ich gebe mir Mühe, dass das wieder besser wird aber jetzt lest doch erstmal dieses Kapitel und freut euch auf Neuigkeiten, denn diesmal passiert etwas, das Sakura dann doch irgendwie aus der Bahn wirft.... 2 Inos Stimme ließ mich langsam wach werden, anders als sonst weckte sie mich auf eine sehr sanfte Weise und ich brauchte einen Moment, ehe ich mich daran erinnerte, wo ich war und warum. „Sakura, wie geht es dir?“ Ich kniff die Augen zu und sah leicht verschwommen, dann wurde die Sicht besser. „Es geht. Ich glaube, ich habe zu viel Chakra verwendet…“ „Das musst du nicht nur glauben, es ist so, Tsunade hat dich gestern mal angesehen und meinte, das Beste was wir für dich tun können ist dich erstmal schlafen lassen. Allerdings hattest du jetzt 13 Stunden am Stück und wir können deine Hilfe echt gut gebrauchen, wenn du verstehst was ich meine.“ Sofort war ich hellwach. „Wie ist die Lage? Was ist mit dem Patienten und wissen wir schon mehr?“ „Mal schön langsam. Wir wissen nicht besonders viel, allerdings kann ich dir sagen, dass die Mission all dieser Ninja mit einer Gruppe von 20 Mitgliedern gestartet wurde, natürlich in einzelnen Teams aber sie wurde gemeinsam ausgeführt. Auf dem Rückweg gab es offenbar ein Zusammentreffen mit einem gefährlichen Nuke-Nin, ich kann dir dazu nicht mehr sagen, nur dass er scheinbar gefasst wurde und nun in Verwahrung sein soll. Fünf der Ninja sind nur leicht verletzt, die anderen 15 haben schwere bis äußerst schwere Verletzungen und einer von ihnen liegt auf der Intensivstation, das weißt du ja, es war dein Patient.“ „Lebt er noch?“ „Ja, allerdings sollten wir das nicht überbewerten, er ist nicht bei Bewusstsein und Tsunade rechnet zurzeit nicht wirklich damit, dass er in nächster Zeit aufwachen wird. Vielleicht sogar nie und außerdem ist er noch lange nicht außer Lebensgefahr, es ist immer noch möglich, dass er jeden Augenblick stirbt…“ Ich dachte einen Moment über ihre Worte nach. Wie konnte man jemanden bloß so schwer verletzen, selbst wenn er bereits kampfunfähig war? „Sakura, es ist nicht leicht aber du weißt doch, wir dürfen nicht so betroffen sein, dann können wir ihn nicht mehr vernünftig behandeln…“ Schnell nickte ich. „Weiß ich doch aber ich frage mich, wie jemand einen Gegner so sehr verletzen kann, selbst wenn er sich nicht mehr wehrt. Er war schon lange kampfunfähig, bevor ihm diese weiteren Verletzungen zugefügt wurden…Wer ist dieser Nuke-Nin? Von wo kommt er?“ Sie hob die Hände. „Ich weiß es nicht, bisher hat nur Tsunade ein paar Informationen von den beiden Männern, die ihn hergebracht haben, sie hat uns noch gar nichts gesagt, auch nicht über seinen Zustand aber hier im Krankenhaus war und ist er definitiv nicht.“ Wieder nickte ich kaum merklich. Dann richtete ich mich auf und sah sie fragend an. „Haben wir nicht noch eine Menge Patienten zu behandeln?“ „Ja, klar, aber setz nicht zu viel Chakra ein, ja? Du bist selbst nicht gerade erholt…“ „Das wird schon wieder, ich bin froh, dass keiner von ihnen gestorben ist und darum hat das jetzt die höchste Priorität.“ „Bisher…“, sagte Ino nur und ich lächelte grimmig. „Wir tun alles, um dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.“ Bald schon trennten wir uns wieder auf, nachdem Ino mir einen kurzen Überblick und einige Anweisungen zu bestimmten Patienten gegeben hatte. Ich fand mich schnell zurecht, die meisten waren bereits über das Gröbste hinaus und die ersten kamen langsam wieder zu Bewusstsein. Die Fragen sollten wir uns laut Tsunade jedoch für später aufheben, eigentlich wollte sie das alles selbst erledigen aber im Moment hatte sie noch keine Zeit dazu, weil sie einige OPs durchführen musste. Viele der Ninja kannte ich nicht, was aber vermutlich daran lag, dass sie zur Anbu gehörten und deshalb sowieso nur mit ihren Masken agierten oder sich den anderen Dorfbewohnern gar nicht zeigten, also war das nicht verwunderlich. Ein paar von ihnen kamen mir jedoch sehr bekannt vor, viele hatten auch Verletzungen im Gesicht, sodass ich das nicht genau sagen konnte aber bei manchen war ich mir sicher, sie schon öfter im Dorf gesehen zu haben. Sie wurden allgemein als sehr fähige und äußerst präzise Ninja geschätzt, sodass ich mir immer mehr zu diesem Treffen mit dem besagten Nuke-Nin ausmalte… Wer hatte ihnen das angetan? Und warum? Kopfschüttelnd saß ich am Bett einer der weniger verletzten Männer und biss mir auf die Lippe. Er schien ebenfalls noch sehr jung zu sein, das hieß nicht besonders viel im Leben eines Ninja, da das Training schon in sehr früher Kindheit begann, dennoch erschien es mir unendlich grausam, so junge Männer derartig anzugreifen… Ich sah auf, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm, der Mann schien zu sich zu kommen und seine Augenlider flackerten. Zur Sicherheit warf ich einen Blick auf den Monitor, an den er angeschlossen war und hörte ihn ab, allerdings war alles normal und ich ließ ihm Zeit, zu sich zu kommen. Viele Anbu hatten keine oder kaum Angehörige, meistens wussten die wenigen, die sie hatten gar nichts von ihrer Tätigkeit als Eliteninja und somit waren fast alle der Verletzten allein hier im Krankenhaus. Die Vorstellung, nach solch einer Begegnung und solch einem Kampf mit schweren Verletzungen ohne irgendjemanden an seiner Seite aufzuwachen, war für mich einfach nur furchtbar und so hatte ich Tsunade dazu bringen können zu veranlassen, dass wann immer es möglich war, jemand bereitgestellt wurde der anwesend war, wenn die Patienten wieder zu sich kamen. Langsam öffnete er seine Augen und blickte an die Decke, dann wanderte sein Blick und er bemerkte mich. Abgesehen davon, dass er noch einige Wunden hatte und sehr erschöpft wirkte, sah er wieder ganz gut aus und ich schenkte ihm ein leises Lächeln. Umso mehr war ich überrascht, als er ganz plötzlich nach meiner Hand griff und mich näher zu sich heran zog. Ich wartete geduldig, bis er sprechen konnte, reichte ihm ein Glas Wasser, von dem er jedoch nur so viel trank, dass seine Stimme nicht mehr so kratzig wirkte und dann flüsterte er beinah, sodass ich mich noch weiter vorbeugen musste, um ihn verstehen zu können. „Ist er hier?“ Ich war mir nicht sicher, nahm jedoch an, dass er höchstwahrscheinlich den Nuke-Nin meinte. „Wenn Sie von dem Nuke-Nin sprechen, dann kann ich ihnen nur ausrichten, dass er in Gewahrsam genommen wurde und keine Gefahr mehr ist. Ihre Teammitglieder sind auch alle in diesem Krankenhaus in Konoha-gakure und im Moment sind alle am Leben.“ Er nickte schwach und lockerte den Griff seiner Hand. „Ein Wunder, dass niemand dabei draufgegangen ist…“ „Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Die meisten haben allerdings wirklich schwere Verletzungen davon getragen und einer von ihnen…einer ihrer Kameraden liegt im Koma und wir können noch nicht sagen, ob er es schaffen wird…“ Sofort zerdrückte er meine Hand beinah und sah mich aus großen Augen an. „Wer?“, formte er stumm mit den Lippen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß seinen Namen leider noch nicht aber wir haben getan was wir konnten um ihn zu retten. Nun müssen wir abwarten, doch es ist bereits ein kleines Wunder, dass er die Operation überstanden hat, bei seinem Zustand…Vielleicht gibt das ja Anlass zur Hoffnung?“ Langsam schloss er seine Augen und lehnte sich zurück. Meine Hand ließ er dabei nicht los. „Wissen Sie wer sie sind?“ „Ja, sicher…“, sagte er leise. „Kaito Masarame.“ „Das ist ein gutes Zeichen, Masarame-san. Wie fühlen sie sich sonst? Haben Sie Schmerzen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich…“ „Sie sollten noch etwas trinken, damit ihre Stimme sich erholen kann. Ich bin gerade zufällig hier gewesen, mein Name ist Sakura Haruno, ich bin Medical-Nin in diesem Krankenhaus und wenn Sie es wünschen, werde ich mehr Informationen für Sie einholen.“ Ein dankbares Lächeln legte sich auf seine Lippen und ich nickte ihm zu. „Ich werde gleich eine Schwester zu Ihnen schicken, damit Sie noch einmal untersucht werden können, währenddessen mache ich mich auf die Suche nach weiterer ihrer Teammitglieder. Ruhen Sie sich noch etwas aus.“ Er schien bereits wieder einzuschlafen, als ich das Krankenzimmer verließ und ich teilte den diensthabenden Schwestern auf diesem Gang gleich mit, dass er zu Bewusstsein gekommen war. Ein paar Minuten später traf ich wieder auf Ino, die neben einem Türrahmen stand und mich aufgeregt zu sich winkte. Etwas verwirrt stellte ich mich neben sie und wollte gerade fragen, was das hier sollte, als sie einen Finger an die Lippen legte und auf die Tür deutete. Bei genauerem Hinhören erkannte ich Stimmen und fragte mich gleich, was so wichtig sein konnte, dass Ino lauschte… „Hokage-sama, das kann doch nicht euer Ernst sein? Bei allem Respekt aber die Leute wollen doch…“ „Dies ist nicht der richtige Ort und auch nicht der richtige Zeitpunkt um darüber zu sprechen, die Anweisungen sind klar und deutlich und so sollen sie befolgt werden.“ „Hokage-sama…“ „Über diesen Nuke-Nin wird vorerst kein Wort verloren, er bleibt in geheimer Verwahrung. Gerüchte verbreiten sich schnell und dem werden wir somit entgegen wirken, zumindest in nächster Zeit.“ „Hai.“ Das Gespräch schien beendet und Ino zog mich den Gang entlang bis zu einem wenig benutzten Treppenhaus. „Sag mal, wieso belauschst du die Hokage? Sie hat doch deutlich gesagt, dass es absolute Geheimhaltung sein soll und das ist vollkommen nachvollziehbar…“ „Saku, jetzt stell dich hier mal nicht so an! Keiner hat ihn bisher gesehen und es ist uns verboten, mit den Leuten von der Mission über ihn zu sprechen. Ich meine, nicht dass ich es nicht versucht hätte aber sie wollen nicht über ihn…“ „Ino!“ „Was? Willst du nicht auch wissen, was für einen Kriminellen wir hier beherbergen?“ „Schon. Aber im Moment spielt das doch keine große Rolle, wir müssen erstmal all die Verletzten wieder aufpäppeln. Außerdem wird Tsunade es uns schon sagen, wenn wir es wissen dürfen.“ „Na du redest ihr aber auch echt immer mehr nach dem Mund. Denk doch mal nach! Dieser Typ hat 20 Leute einer Anbu-Einheit beinah besiegt, was muss das für einer sein, der gegen so viele scheinbar nicht mal einen Kratzer davon trägt?“ Verwundert sah ich sie an. „Woher weißt du das denn schon wieder?“ Sie seufzte genervt. „Sakura…diese Leute haben es gerade so bis nach Konoha geschafft und sind dann alle zusammen gebrochen. Wir haben hier nur ein Krankenhaus und der Kerl ist mittlerweile längst in Gewahrsam. Wie also soll er verletzt sein, wenn er nicht in dieses Krankenhaus gebracht wurde? Und wenn er es doch ist, so werden sie ihn ja sicher nicht sterben lassen also müsste er hier sein.“ „Das klingt zwar logisch, allerdings kann Tsunade ja auch persönlich zu ihm gekommen sein um ihn zu heilen.“ „Ja, da hast du Recht aber Tsunade hat nicht einmal das Krankenhaus verlassen, seit die Mission beendet wurde und da niemand davon wissen soll, ist sie die Einzige, die nach ihm hätte sehen können…“ Zischend zog ich die Luft ein. „Das kann doch gar nicht sein, gegen so viele unserer besten Ninja hat er nicht eine Verletzung abbekommen?“ Sie nickte vielsagend. „Genau deshalb habe ich versucht, etwas aufzuschnappen aber Tsunade will scheinbar mit allen Mitteln verhindern, dass etwas durchsickert…“ Ich ballte die Fäuste. „Dieser verdammte Mistkerl, wenn ich dem über den Weg laufen würde, ich würde keine Gnade walten lassen und ob ich so einem meine Hilfe anbieten würde, ich kann es echt nicht sagen, Eid hin oder her aber der hat so etwas sicher nicht verdient…“ Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und ich sah auf. „Wir werden ihn sicher noch kennen lernen, dann wirst du es herausfinden…“ Auf dem Weg nach Hause, grübelte ich immer noch, wer so etwas tun konnte, allerdings war ich mittlerweile schon öfter auf Ninja getroffen, die keinerlei Probleme damit hatten, mehrere Leben auf einmal auszulöschen. Es mochte daran liegen, dass ich eine Medic-Nin war, ausgebildet um Leben zu retten und zu schützen, doch trotzdem ging mir nicht in den Kopf wie man besonders bereits besiegte Gegner so sehr verletzen konnte. Was machte das für einen Sinn? Ich verstand es einfach nicht… Zuhause traf ich auf Ino, die allerdings schon wieder weg musste. Sie war nur hergekommen um etwas zu schlafen und zu duschen, dann wurde sie erneut ins Krankenhaus gerufen. Auf ihrer Station gab es scheinbar auch eine ganze Menge zu tun… Ich beschloss, es ihr nachzutun und ließ mir ein Bad ein. Nach einer halben Stunde im Wasser zog ich meinen Schlafanzug an und legte mich einfach nur noch faul auf unser Sofa, der Tag oder eher die beiden Tage, waren einfach zu anstrengend gewesen…Schon davor hatte ich nicht wirklich viel Schlaf bekommen aber heute war ich wirklich absolut kaputt. So langsam fragte ich mich außerdem, wann ich wohl endlich wieder zu meinem Training kommen würde aber außer am Donnerstag, dem festgelegten Trainingstag von Ino und mir, würde ich wohl diese Woche keine Zeit dazu finden… Und so verging der Abend relativ ruhig, ich machte mich gerade auf und wollte die Lichter ausmachen, als es an der Tür klingelte. Ich erstarrte in meiner Bewegung und warf einen Blick auf die Uhr. Halb eins. Wer kam so spät noch zu Besuch? Ino hatte schließlich einen Schlüssel und wollte sowieso bei Shikamaru schlafen, wer also konnte das sein? Meine Augen huschten zu der Kommode im Flur, in der untersten Schublade rechts bewahrte ich immer ein Kunai auf, nur zur Sicherheit. Ein gesundes Misstrauen konnte schließlich nicht schaden… Mit dem Kunai in der Hand hinter dem Rücken und mit konzentriertem Blick trat ich zur Tür und drückte langsam den Griff herunter. Ob das eine so gute Idee war? Ich war hier schließlich ganz allein und völlig erschöpft…Unwillig schüttelte ich den Kopf. Wir waren hier in Konoha, da musste man sich normalerweise keine Sorgen machen. Ich öffnete die Tür trotzdem nur einen Spalt breit, ganz sicher konnte man sich doch nie sein. „Sakura.“ Eine abwartende Frauenstimme und ich erkannte augenblicklich, dass Tsunade vor meiner Tür stand. „Tsunade-sama! Was machst du denn so spät hier?“ Ich öffnete sie weit und wartete, dass sie einen Schritt vormachte, allerdings blieb sie dort stehen. „Tsunade?“ „Ino kann ganz schön schwer sein, wenn sie schläft…“ Mein Blick wanderte herunter auf ihre Arme und erst jetzt bemerkte ich, dass Ino dort in ihren Armen lag und sich nicht rührte. „Entschuldige, dass ich so spät mit ihr hier aukreuze aber sie scheint wirklich nicht aufwachen zu wollen und meine Mitarbeiter sollten langsam mal wieder anfangen, bei sich zuhause zu schlafen, wenn du verstehst was ich meine…“ Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. „Gib sie schon her, ich bringe sie ins Bett.“ Etwas umständlich schafften wir es, Ino in die Wohnung zu schleppen und begaben uns dann wieder zur Tür. „Ach Tsunade?“ Sie drehte sich noch einmal um. „Wirst du uns noch über die ganzen Dinge bezüglich dieser fehlgeschlagenen Mission informieren?“, fragte ich ernst. „Sie ist gar nicht fehlgeschlagen, würde ich behaupten und vielleicht mache ich das in nächster Zeit wirklich aber momentan weiß ich selbst noch viel zu wenig, ihr werdet euch ebenso gedulden müssen wie ich.“ „Natürlich.“ Sie nickte mir kurz zu, dann verließ sie das Haus. Ich dagegen fand mich der Aufgabe gegenüber, Ino allein in ihr Zimmer zu tragen aber auch das hatte ich nach ein paar Minuten geschafft und so konnte ich endlich schlafen gehen. Shikamaru würde wohl vergeblich auf Ino warten müssen... Der nächste Tag begann natürlich viel zu früh und doch musste ich wieder ins Krankenhaus. Ino war ein Tag Urlaub zugestanden worden, sie wäre ohnehin nicht aufgewacht, denn wenn sie einmal schlief und sich ausruhen musste, dann tat sie dies gründlich ohne Rücksicht auf andere. Also machte ich mich diesmal allein auf den Weg und aß allen Vorwürfen Inos zum Trotz, doch wieder nur ein paar Reste vom Tag zuvor. Für mehr blieb einfach keine Zeit… Als ich so durch die Straßen Konohas lief und bemerkte, dass ich wirklich spät dran war, fiel mir Narutos blonder Haarschopf ins Auge. Hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und dem Wunsch, endlich mal wieder etwas von meinem besten Freund zu hören, entschied ich mich zumindest kurz Hallo zu sagen. „Naruto!“ Er drehte sich suchend um und entdeckte mich nicht sofort, dann kam ich auf die große Straße gelaufen und er bemerkte mich. Mit einem breiten Grinsen winkte er herüber und wartete, bis ich vor ihm angekommen war. „Hey, Sakura-chan! Bist du auf dem Weg ins Krankenhaus?“ Ich nickte. „Ja, ich bin ziemlich spät aber ich wollte dich zumindest mal kurz fragen, wo du die ganze Zeit warst, du hast dich ja ewig nicht blicken lassen.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und zog eine Schnute. „Wo ich war?! Du bist doch die ganze Zeit bei Tsunade, du bist nie Zuhause, jedes Mal wenn ich vorbeikomme ist entweder gar keiner da oder nur Ino, die mich total übermüdet wieder wegschickt. Macht ihr beide auch noch andere Sachen außer Arbeiten?“ Sein Anblick war wirklich zum Lachen. „Entschuldige, Naruto, momentan ist einfach eine Menge los…Hast du schon von der Mission gehört, die gestern bei uns im Krankenhaus endete? Ich habe noch nie so viele schwer verletzte Ninja auf einmal gesehen, es war ein schrecklicher Anblick…“ Noch jetzt lief mir ein Schauer über den Rücken. Sein Blick verdunkelte sich. „Jaah…die Leute reden viel aber keiner weiß was Handfestes…Unfassbar, dass sich so viele Anbu von einem einzigen Nuke-Nin besiegen haben lassen…“ „Weißt du es noch nicht? Sie haben nicht verloren, er ist hier, in unserem Dorf und wurde in die Sicherheitsverwahrung übergeben…“ Narutos Augen weiteten sich. „Er ist hier?“ „Niemand weiß so wirklich wo, denke ich, außer Tsunade aber…“ Er packte meinen Arm und zog mich mit sich. „Dann fragen wir sie doch, ich muss wissen, wer dieser Kerl ist!“ Erschrocken folgte ich ihm einfach, bis bei mir ankam, was er vorhatte. Augenblicklich stoppte ich und brachte ihn somit beinah dazu, zu stolpern. Verwirrt drehte er sich zu mir um. „Naruto.“ „Ja?“ „Hast du nicht zugehört? Ich sagte, nur Tsunade weiß wo er ist und außerdem geht uns das überhaupt nichts an. Ich habe sie gefragt, ob sie uns mehr Informationen geben wird aber im Moment hat sie das nicht vor, also werden wir nicht zu ihr gehen. Du tust, was auch immer du eben noch vorhattest und ich gehe jetzt zur Arbeit, da ist noch immer genug zu tun.“ „Sakura-chan!“ Ich drehte mich um und ließ ihn dort stehen, mir ganz genau bewusst, dass er sich wohl kaum daran halten würde aber ich würde sicher nicht mit ihm zu Tsunade gehen, zu gut erinnerte ich mich an all die anderen hoffnungslosen Versuche, etwas aus ihr heraus zu bekommen… „Ach, na gut!“, kam es ärgerlich von Naruto. Er hasste es, wenn ich ihn einfach so stehen ließ. Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich wieder zu ihm um und winkte ihm zum Abschied. „Sehr gute Einsicht, Naruto.“ Offensichtlich schmollte er jetzt und hatte nur einen kurzen Wink für mich übrig aber immerhin hatte ich gewonnen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich jetzt definitiv zu spät dran war, selbst wenn ich rannte würde ich es nicht rechtzeitig schaffen. Da konnte ich nur hoffen, dass niemand das mitbekommen würde… Leider wurden meine Hoffnungen enttäuscht, Shizune war in der Eingangshalle und ich zog leicht den Kopf ein, als ich eintrat. Entgegen all meiner Erwartungen hatte sie allerdings nur ein kurzes Nicken für mich übrig und konzentrierte sich dann wieder auf ihre verschiedenen Stapel voller Akten und Hefter, die für mein Auge vollkommen unsortiert, für sie jedoch systematisch geordnet aussahen. Ich stellte mich direkt vor den Tresen, mein Blick wanderte noch immer über die Berge von Arbeit und dann zu Shizune selbst. Gerade wühlte sie sich durch den nächsten Stapel, versunken in ihre eigene Gedankenwelt, während aus dem Hintergrund mehrmals nach ihr gerufen wurde. Ich fragte mich, ob sie das überhaupt bemerkte, ansehen konnte man es ihr auf jeden Fall nicht und so langsam wurden die Rufe wirklich drängend. „Ja, gleich!“, rief sie ganz plötzlich, ohne aufzusehen und ich schrak dabei leicht zusammen. „Sakura!“, kam es dann von ihr und ich schaute sie erwartungsvoll an. „Tut mir leid, ich habe eine Menge zu tun und ich mache mich bei dir jetzt sicher nicht beliebt aber ich habe einen Auftrag für dich.“ Sie pustete sich genervt ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und wirkte schon wieder etwas abwesend. „Im Gefängnis klagen einige Häftlinge über Bauchschmerzen und Atemnot, wir vermuten eine leichte Vergiftung aber momentan haben wir weder genug Fachkräfte, um das zu überprüfen, noch genug Ärzte, also dachte ich, ich schicke eine ausgebildete Medic-Nin dorthin um sich das mal anzusehen. Du warst doch schon einmal da?“ Ich nickte. „Gut, du bist sicher auch am besten geeignet um mit den Männern dort umzugehen, entschuldige bitte die Umstände…“ Sie seufzte leise und schon wieder wurde nach ihr gerufen. „Tut mir leid, ich muss mal nachsehen, was da hinten los ist, ist der Auftrag in Ordnung für dich?“ „Na klar. Kein Problem.“ Sie schenkte mir ein dankbares Lächeln und als sie sich umdrehte, hatte sie meine Anwesenheit scheinbar schon vollkommen vergessen, denn mehrere Leute scharten sich um sie und sie versuchte mit Leibeskräften jedem eine Antwort zu geben. Mit einem mitleidigen Blick für die arme Assistentin der Hokage, drehte ich mich um und verließ das Krankenhaus erneut, nicht jedoch ohne vorher noch meinen Kittel und meine Tasche zu holen. Der Weg zu unserem provisorischen Gefängnis war nicht besonders weit, da das Krankenhaus bereits am Dorfrand lag, das richtige Gefängnis war viel weiter entfernt, abgekapselt von unserem Dorf und jeder anderen Zivilisation. All die Gefangenen hier waren früher oder später höchstwahrscheinlich auch Kandidaten für eben dieses… Ich kam zum Haupteingang und grüßte die beiden Wächter davor mit einem Nicken. Danach stellte ich mich an den Glaskasten der Anmeldung und berichtete von meinem Auftrag, woraufhin ich durchsucht und zu einer Treppe nach unten geleitet wurde. Obwohl dieses Gefängnis nur zu Verwahrungszwecken diente, war es deshalb noch lange nicht schöner und jedes Mal wenn ich hierher musste, dann tat ich das bloß mit Widerwillen und dem Gedanken daran, dass ich nach ein paar Stunden wieder heraus konnte… Die Wände und der Boden, genauso wie die Decke waren aus grobem Stein, es gab nur wenig Licht und die Zellen waren reale Zellen, mit festen Gitterstäben und einfachen Pritschen, sowie simplen Waschbecken…alles in allem kam ich mir hier unten immer vor, wie in einem wirklich schlechten Film. Allerdings schien diese Art von „Aufbewahrung" die von den anderen Dorfbewohnern einzig und allein für richtig befundene Art zu sein, jene Kriminellen zu behandeln. Und ich als Medic-Nin musste jedes Mal dafür sorgen, dass ihre schlechte gesundheitliche Verfassung sich nicht zu sehr bemerkbar machte… Nicht, dass ich ihre Taten gutheißen würde oder sie verwöhnen wollte, das ganz und gar nicht aber gerade dieser Fall, der mit Sicherheit nicht erfunden war, zeigte mal wieder, dass die Gesundheit der Gefangenen mit Füßen getreten wurde. Wann immer ich Untersuchungen durchführte zeigte sich, dass eigentlich keiner wirklich gesund war. Tsunade dachte wohl genauso über dieses Problem wie ich, allerdings lag die Aufsicht über das Gefängnis nicht in unseren Händen und somit außerhalb unseres Einflussbereichs. Folglich wurden wir immer dann gerufen, wenn einer von den Insassen krank wurde, so krank, dass es nicht verheimlicht werden konnte. Kopfschüttelnd folgte ich dem Mitarbeiter, der mich zu dem Trakt der vergifteten Gefangenen bringen sollte. Ob er von den ganzen Dingen wusste, die sich hier abspielten? Er blieb stehen und wies auf den Gang vor sich. „Ich schließe die Tür hinter Ihnen, Sie müssen klingeln, wenn Sie Ihre Arbeit beendet haben.“ Er zeigte mir einen roten Knopf neben der Tür und verabschiedete sich. Dann war ich allein in diesem dunklen Gang, hinter dem Gitter. Noch einmal atmete ich tief durch und machte dann den ersten Schritt nach vorn. Eigentlich rechnete ich wie immer gleich mit dem nächsten Spruch, doch es war unglaublich still in diesem Gang, ganz anders als sonst… Vorsichtig ging ich weiter, ließ meinen Blick mal nach links, mal nach rechts schweifen und wieder kamen mir die seltsamen und fragenden Blicke der Wächter in den Sinn. Hielten sie mich ausnahmsweise nicht für qualifiziert genug? Normalerweise beschwerte sich keiner von ihnen, sie akzeptierten mich als Medic-Nin aber heute…als wunderten sie sich, dass Tsunade ausgerechnet mich geschickt hatte. Missbilligend ging ich weiter, sollten sie doch denken was sie wollten, hierher ging ich sowieso nur äußerst selten und wenn niemand anders kommen konnte. Aber diese Stille… Ich kam zu der ersten Zelle, die belegt war und fand einen Mann in der Ecke am Boden liegend, vollkommen bewegungslos, beinah hätte ich ihn übersehen. Rasch trat ich an das Gitter und sprach ihn an, mehrere Sekunden erfolgte überhaupt keine Reaktion und ich befürchtete bereits das schlimmste, als er sich leicht aufrichtete und mit trüben Augen herüber sah. Ich erstarrte. Er sah furchtbar aus, allerdings kam er mir nicht bekannt vor. Mit gestrafften Schultern öffnete ich das Gitter und betrat die Zelle. „Hallo, mein Name ist Sakura Haruno, ich bin Medic-Nin und wurde gerufen, weil es hier angeblich zu Vergiftungen gekommen ist. Sagen Sie mir ihren Namen?“ Die meisten Insassen waren einfache Diebe oder hatten jemanden auf harmlose Art angegriffen, ich hatte eigentlich recht selten Angst, wenn ich einem von ihnen gegenüber stand, ihr geschwächter Zustand spielte dabei natürlich auch eine Rolle. Er schüttelte nur den Kopf und deutete auf seinen Bauch. Vielleicht konnte er auch nicht mehr sprechen, auf jeden Fall ging das immer so weiter, bereits fünf von den Ninja wiesen dieselben Symptome auf und alle musste ich auf dieselbe Art und Weise heilen. Die letzten zwei ließ ich ins Krankenhaus bringen. Noch immer hatte ich einige Zellen vor mir und ich schritt weiter durch den kalten Trakt auf der Suche nach belegten Zellen. Nachdem ich einen weiteren Mann geheilt hatte und die Gitterstäbe hinter mir schloss, mit dem Gedanken schon beim nächsten Patienten, hörte ich eine Stimme. Und blieb stehen. „Du bist also noch immer hier. Das war zu erwarten…“ Die kleine Flasche fiel aus meiner Hand und zersprang auf dem harten Steinboden in viele glitzernde Scherben. Das war unmöglich… Langsam drehte ich mich zu der Stimme um, rang um meine Beherrschung, fühlte gar nicht, wie mein Herzschlag sich verdoppelte, wie ich die Luft anhielt. Das musste eine böse Täuschung sein… Ich erblickte eine Zelle, genauso wie jede andere auch, kalt, nass, dunkel, ein Gefängnis wie in einem Bilderbuch. Wenn man so etwas darin abbilden würde… Sie war kaum erhellt, scheinbar fehlte hier die provisorische Fackel, die sonst überall an der Wand hing und ich konnte vorerst nichts erkennen. Sollte ich den Schritt vor machen? Meine Beine schienen nicht auf einen Befehl zu warten, sie bewegten sich wie von selbst, allerdings zögerlich und langsam. Mit etwas Abstand blieb ich stehen und suchte den kleinen Raum mit den Augen ab. Woher kam diese Stimme…? Und warum hörte ich sie jetzt nicht mehr? Es durfte nichts anderes als eine Einbildung sein. Da sah ich ihn, er saß weit hinten in einer Ecke, kaum zu erfassen, doch ich konnte seine Umrisse ausmachen. Er lag nicht wie die anderen am Boden, er saß an die Wand gelehnt und schien in meine Richtung zu blicken, nach einem weiteren Schritt stand ich direkt vor den Gitterstäben. „Wer bist du?“ Ich flüsterte bloß, aber ich war mir sicher, dass er mich verstanden hatte, er lachte leise und ich fühlte, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Das durfte nicht sein… Er war es, auf einmal war ich mir ganz sicher, selbst wenn ich seine dunklen Augen eigentlich gar nicht sehen konnte, ich hatte das Gefühl, direkt hinein zu sehen und es fühlte sich an, als ob mein Herz stehen geblieben war. Warum jetzt? Meine Hände zitterten und ich verschränkte sie hinter meinem Rücken, krallte meine Nägel hinein, versuchte, mich zu beruhigen. Langsam beugte ich mich herab und sammelte die Scherben zusammen, sehr, sehr langsam, äußerst vorsichtig, bedacht, konzentriert, so als wäre jede von ihnen ein kleiner Schatz. Als ich auch die letzte aufhob, schnitt ich mir in den Finger, versehentlich, trotzdem überraschte es mich nicht. Das Blut quoll langsam hervor, erst nur aus einem Schnitt, so groß wie ein Stecknadelkopf, dann wurde er breiter, größer, das rote Rinnsal verließ in größeren Mengen meinen Finger und als ich die Hand hob, um den Schnitt genauer zu betrachten, lief es langsam über meinen Handrücken, mein Handgelenk, meinen Arm… Fasziniert beobachtete ich es dabei und war doch mit den Gedanken weit entfernt. Ich dachte an den Tag zurück, den Tag vor fast einem Jahr, es waren viele Tage und Nächte vergangen, viele Stunden und Minuten. Würde es reichen? Musste ich mir diese Frage stellen? Natürlich nicht. Meine eigenen Worte: Es ist vorbei. War es das? Ich hörte tief in mich hinein…War es vorbei? Bekräftigend nickte ich und wachte erst jetzt wieder aus der Erinnerung auf. Ich stand noch immer direkt vor den Eisenstangen, mein Arm mit der dünnen Blutspur direkt vor meinem Gesicht und so drehte ich mich um, wendete mich ab und sagte kein Wort mehr. Denn für all das, was er damit beschwor, gab es keine Worte. Das hatte er nicht verdient und nie gewollt und ich zeigte jetzt, ganz für mich allein, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Meine Schritte waren schwer wie Blei aber sie traten den Weg an, gehorchten meinen Befehlen und ich wurde endlich wieder vollkommen ruhig. Warum auch immer er hier war, es kümmerte mich nicht, sollte er dort bleiben und mir nicht noch einmal über den Weg laufen. Ich musste noch einmal an ihm vorbei, nachdem ich mehrere Lecks in einer Gasleitung am Ende des Traktes entdeckt hatte, doch diesmal sagte er nichts und auch ich verließ den Gang, als wäre nichts geschehen. Denn so war es. Als ich an der Tür auf den roten Knopf drückte, dauerte es nicht lange, bevor der Mann mich wieder abholte und ich nach oben ins helle Licht trat. Ich war leicht geblendet, bedingt durch die Dunkelheit, an die ich mich gewöhnt hatte, allerdings war ich dem Ganzen schon länger entronnen, als dieser Aufenthalt dort gedauert hatte. Ich gehörte ins Licht. Ruhig und mit leicht vorwurfsvoller Stimme erläuterte ich den Sachverhalt, gab Informationen über die Kranken und erwähnte ihn mit keinem Wort. Er sah nicht krank aus, außerdem hatten sie einen Gefängnisarzt, ich hatte nicht vor, ihn zu behandeln. Schließlich erklärte ich, dass die Gasleitung repariert werden musste, ich hatte sie nur notdürftig geflickt und anschließend verließ ich das Gefängnis so schnell wie möglich, mit gefassten Schritten und doch wollte ich am liebsten rennen. Selbstbeherrschung, das hatte ich auch von ihm, allerdings war ich mir beinah sicher, ich war mittlerweile besser darin, als er. Ich war wieder ich selbst, konnte klar denken und verbannte ihn aus meinen Gedanken, es fiel mir nicht schwer, denn mit der Zeit, lernt man damit umzugehen und mittlerweile musste ich mich nicht einmal mehr groß dazu anstrengen, es fiel mir so unglaublich leicht, dass es mich selbst beinah wunderte. Aber das war so viele Jahre mein Ziel gewesen, warum machte mich das nicht glücklich? Natürlich hatte ich nicht mit vollkommenem, strahlendem, reinem Glück gerechnet, dafür saß doch alles viel zu tief aber zumindest hatte ich auf eine innere Zufriedenheit gehofft… Nun, ein wenig spürte ich davon, doch es war traurig, es brachte nicht die versprochene Genugtuung. Aber das lag sicher daran, dass ich selbst mir diese versprochen hatte, niemand sonst, nur ich, ganz einfach und bloß ich. Ich erreichte das Krankenhaus und achtete kaum darauf, wo ich hintrat, folgte einfach dem gewohnten Weg und verarbeitete langsam die Information, dass er tatsächlich hier war. Sasuke… Na mal sehen, wie ihr es findet, schreibt mir, ich freu mich ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)