Sternenhimmel von RenPy (stars above us) ================================================================================ Kapitel 6: Familie ------------------ Hoi ^-^ Danke für die Kommis, hab mich sehr gefreut dieses Kapitel... wie soll ich sagen... der Inhalt war so gar nicht geplant xD nuya~ viel Spaß, ne? Kapitel 6: Familie Ich spürte eine warme Hand an meiner Schulter. Dabei war ich mir allerdings nicht sicher ob ich noch träumte oder bereits wach war. Vielleicht auch irgendwas dazwischen. Als mich dann eine vertraute Stimme darum bat aufzuwachen, musste ich wohl schon in der Realität angekommen sein. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass mich jemand im Traum wecken wollte. Murrend öffnete ich also die Augen. Nicht weil ich darum gebeten worden war oder gar aufstehen wollte. Ich freute mich nur irgendwie darauf Kyo zu sehen. Und er sah gut aus. Was man von mir in diesem Moment wahrscheinlich nicht sagen konnte. Seine feucht schimmernden Haare deuteten darauf hin, dass er wohl gerade geduscht haben musste. „Na, auch mal wach?“, fragte er ein wenig genervt. Meine Antwort darauf war nur ein weiteres verschlafenes Grummeln. Dann rieb ich mir die Augen, sah mich um. Zwar hatte ich im Halbschlaf registriert, dass Kyo bei mir war, doch war mir die Tatsache, dass ich ja bei ihm zu hause war, völlig entfallen. „Warum weckst du mich?“ Der Kleinere sah mich mürrisch an. „Schon mal was von Schule gehört?“ Ich seufzte. Dieses kleine Detail war mir auch entgangen. Am liebsten würde ich noch einen Tag blau machen, zusammen mit Kyo. Aber ich hatte ja gestern schon gefehlt. Was wollte ich da eigentlich für eine Erklärung abgeben? Ach, und dann war da ja noch diese peinliche Situation mit Minako. Sollte ich sie überhaupt darauf ansprechen oder es besser ungeklärt lassen? Eine Reaktion ihrerseits wollte ich gar nicht haben. Zu meinem Glück war sie kein Mädchen, die so etwas rumerzählte. Hauptsache Kyo bekam nichts davon mit. Ich erhob mich, streckte mich. Mein Nacken schmerzte. Ich hatte auch in keiner besonders bequemen Haltung geschlafen. „Das Badezimmer ist gleich gegenüber. Ich hab dir ein paar Sachen zum Anziehen hin gelegt.“ Ich nickte und begab mich in besagtes Bad. Kaum hatte ich die Tür hinter mir verschlossen, entledigte ich mich meiner Kleidung und trat unter die Dusche. Das Wasser war auf lauwarm eingestellt. Kyo duschte also leicht temperiert. Keine besondere Information, aber irgendwie fand ich es doch schön zu wissen. Ich selbst duschte ja immer kalt. Doch heute ließ ich es bei der Voreinstellung. Das Wasser fühlte sich sehr angenehm auf der Haut an. Ob Kyo sich wohl genauso fühlte wenn er duschte? Als ich aus der Dusche auf die weißen, kalten Fliesen trat und mich dabei abtrocknete, stellte ich fest, dass die Sachen die Kyo mir zum Anziehen bereit gelegt hatte, meine waren, die ich ihm geliehen hatte, als er bei mir übernachtet hatte. Ich schmunzelte. Erfrischt verließ ich das Badezimmer, spazierte die zwei Schritte durch den Flur um wieder in Kyos Zimmer zu gelangen. Dort angekommen fiel mein Blick auf eine recht mitgenommene Uhr, die womöglich irgendwo auf einem Flohmarkt erstanden worden war. Ich ging nicht davon aus, dass Kyo sie leiden mochte, eher, dass er zu faul war sich eine Neue zu besorgen. Aber darum ging es mir gar nicht. „Hey, geht die Uhr richtig?“ Jetzt hatte auch mein blonder Freund gemerkt, dass ich wieder Raum war. Nach einem kurzen Blick zu mir, zur Uhr und wieder zurück, nickte er mir zu. Dann schaute er mich nur fragend an. Die Zeiger standen ganz eindeutig auf viertel vor sieben. Die Schule begann erst in über einer Stunde. Und von hier aus brauchte man vielleicht gut zwanzig Minuten. Ich war irritiert. Wir hätten doch noch schlafen können. „Warum hast du mich so früh geweckt?“ Für Kyo schien das ja eine normale Zeit zu sein. „Ich dachte wir gehen noch Frühstücken.“ Ein wenig verdutzt sah ich ihn weiter an. „Ich esse nur ungern hier zu hause. Wenn man hier gegenüber in die Seitenstraße einbiegt, ist da so ein kleines Café, da frühstücke ich vor der Schule.“ Deswegen konnte er sich womöglich auch keine neue Uhr leisten. Das war mein erster Gedanke, welcher mir im nachhinein doch etwas leid tat. Aber ich fragte mich wirklich wie er sich das jeden Tag leisten konnte. Sowieso fragte ich mich wie er und sein Vater sich ein Haus leisten konnten. Dieser schien ja nicht zu arbeiten und da ich ihn bisher nur betrunken erlebt hatte, musste er auch einen hohen Verschleiß an Alkohol haben. Doch ich traute mich in diesem Moment einfach nicht Kyo danach zu fragen. Das war doch etwas unhöflich. „Wir müssen da nicht hingehen, wenn du nicht willst.“ Ich erschrak, er hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Sofort schüttelte ich energisch den Kopf. „Nein, das ist schon okay.“ Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden. Ich mochte dieses Lächeln. Es hielt nur nie lange an. Zumindest nach meiner Empfindung nicht lang genug. Kyo kam auf mich zu, mit einem Handtuch bewaffnet, welches er mir auf den Kopf legte. „Deine Haare sind noch nass.“ Schmunzelnd nickte ich und machte von dem Handtuch gebrauch. Natürlich bekam ich sie nicht richtig trocken, aber trocken genug um damit das Haus zu verlassen. Ich kämmte sie mir noch einmal zurecht, ehe wir Kyos Zimmer verließen, die Treppen in den Eingangsbereich des Hauses hinabstiegen und uns dort die Schuhe anzogen. Schon nach den ersten Stufen war mir bereits dieser Geruch von Tabak und Alkohol aufgefallen. Wir verließen das Haus, Kyo schloss die Tür hinter sich ab. Es war noch recht frisch, sodass ich fröstelte. Ich zog die Arme eng an meinen Körper, verschränkte sie vor der Brust. „Ich hätte dir auch eine Jacke geben können.“ Ich schüttelte nur den Kopf. So ein bisschen frieren brachte mich ja nun nicht gleich um. Kyo zuckte mit den Schultern, als wollte er ganz trotzig sagen: „Na dann eben nicht!“ Er lief voraus, ich folgte. Das Café, welches wir betraten war wirklich irgendwie süß. Klein, aber mit angenehmer, gemütlicher Atmosphäre. Ich kannte es gar nicht, obwohl es ja nun von mir aus auch nicht weit bis hier her war. Aber wie gesagt, es war klein und auch ein wenig versteckt. Viele Leute kamen hier bestimmt nicht her, eben genau aus diesen Gründen. Doch mir gefiel es. Es war, als hätte Kyo mit diesem Café einen kleinen Schatz gefunden. Es war recht rustikal und europäisch, vielleicht auch amerikanisch aufgebaut. Trotz der hauptsächlich verwendeten Brauntöne und vielem Holz, wirkte es einladend und freundlich. Von der moderne verschont, fühlte man sich in der Zeit zurückversetzt. Und das, obwohl diese Zeit in der ich mich zu befinden schien, noch vor meiner eigenen gewesen sein könnte. Sofort beim Eintreten stieg einem der angenehme Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase, den man geradezu gierig einsog. Hinter der Theke begrüßte uns freundlich eine ältere Dame. Sie war keine Japanerin, was so einiges erklärte. Doch sie sprach perfekt japanisch. Ich wunderte mich etwas, dass ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Eine Ausländerin wäre mir doch sicher aufgefallen. Wir ließen uns in einer Sitzecke nieder, so dass wir uns gegenüber saßen. Ohne das wir irgendetwas sagten, brachte uns die ältere Dame zwei Tassen Kaffee. Sie lächelte mich an, wandte sich dann Kyo zu. „Es ist schön mal einen Freund von dir kennen zu lernen. Das ist dann wohl Kaoru, hab ich Recht?“ Kyo lächelte zustimmend, während ich verdutzt die Frau anstarrte. Sie wirkte auf mich wie eine Großmutter. Seine Großmutter? Ich erschrak als sie sich wieder zu mir drehte. „Was möchtest du essen?“ Ja, gute Frage. Als ich auch nach einiger Zeit keine Antwort gegeben hatte und sie immer noch ratlos ansah, nickte sie verständnisvoll. „Ich versteh schon. Ich bring euch beiden einfach was, in Ordnung?“ Und schon war sie auf den Weg in ein Hinterzimmer. Wir waren die einzigen Gäste, viel passieren konnte also nicht. Ich durchbohrte Kyo förmlich mit fragenden Blicken. Dieser versuchte das allerdings gekonnt zu ignorieren. Er nippte an seinem Kaffee, der ganz offensichtlich noch zu heiß zum trinken war. „Hey, irgendwas stimmt hier doch nicht.“ Kyo hob den Kopf, ließ von seinem Getränk ab. „Was soll denn nicht stimmen?“ Ich kniff die Augen leicht zusammen, sah ihn scharf an. Er hatte mich hier her geschleppt. Da musste ihm doch klar gewesen sein, dass mir was auffallen würde. Und da wir hier sitzen, dürfte ihn diese Tatsache ja nicht gestört haben. Also was sollte jetzt dieses Getue, als wüsste er von nichts? „Na hör mal. Du wohnst noch nicht lange hier und bist total vertraut mit dieser Frau. Und wie kannst du es dir überhaupt leisten hier jeden morgen zu essen und wie bezahlt dein Alkoholiker-Vater das Haus? Könntest du mich jetzt bitte mal aufklären?“ Kyo sah mich stumm an, ehe er sich nach vorne auf den Tisch lehnte. „Ich hab dir doch erzählt, dass meine Mutter kürzlich gestorben ist.“ Es war ihm anzusehen, dass er diese Tatsache einfach noch nicht verkraftet hatte. „Sie war Halbjapanerin.“ Also doch. „Dann ist diese freundliche ältere Dame...“ Kyo nickte. „Ja, meine Großmutter. Sie ist vor ungefähr 45 Jahren nach Japan gekommen, wegen meinem Großvater. Zusammen haben sie hier diesen Laden eröffnet. Er ist jetzt auch schon seit 7 Jahren tot. Jedenfalls, als meine Mutter starb, sollte ich wegen meines Vaters zu ihr ziehen. Aber du weißt ja wie er ist. Er hat sich völlig aufgegeben und er könnte alleine gar nicht überleben. Darum wollte ich bei ihm bleiben. Wir sind hier her gezogen, damit sie zumindest ein Auge auf mich hat. Sie finanziert das Haus und eben alles was so an Kosten anfällt. Sie hat das Geld, und auch wenn sie meinen Vater nicht leiden kann, mir zu liebe unterhält sie uns. Nur darf sie nie erfahren wie es wirklich bei mir zu hause aussieht. Sie würde mich sofort zu sich nehmen. Das kann ich nicht verantworten. Darum weiß sie nichts von dem erheblichen Alkoholproblem von meinem Vater und auch nichts von den Schnitten an meinem Arm.“ Ich hatte ihm aufmerksam zugehört. In den letzten Stunden hatte ich so viel von ihm erfahren. Schockierendes. Und vor allem Persönliches und ich bekam das Gefühl Kyos Gefühle besser zu verstehen. Schließlich brachte uns seine Großmutter ein Tablett mit Croissants, Butter und mehreren Varianten an Marmelade. Typisch europäisch, dachte ich und überlegte wo sie wohl ursprünglich her kam. Während wir aßen, herrschte Stille. Obwohl Kyo Japaner war, hatte er in meinen Augen auf einmal etwas exotischen an sich. Dabei war seine Mutter ja nur halbeuropäisch gewesen. Er hatte nichts an sich, was auf diese Abstammung hinwies. Er sah aus wie ein Japaner. Aber er schien trotzdem ein paar westliche Gewohnheiten zu haben. Wie dieses Frühstück. Das war schon irgendwie interessant. Kyo nahm einen letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse und setzte sie behutsam ab. „Wir sollten dann auch langsam los, oder?“ Ich nickte einverstanden. Er räumte alle Teller, Tassen und den entstandenen Müll auf das Tablett und brachte es seiner Großmutter. Danach verließen wir, ohne auch nur einen Yen für die Bewirtung zu bezahlen das Café. Ich fühlte mich etwas mies dabei, auch wenn Kyo meinte, dass es okay war. „Sag mal, möchtest du immer noch in der Band singen?“ Der Kleinere schaute zu mir auf. Wir schlenderten nebeneinander die Straßen entlang. „Warum hätte ich meine Meinung ändern sollen?“ Man konnte ja nie wissen. „Weißt du, es findet da so ein Bandwettbewerb statt. Und mit deiner Stimme haben wir schon so gut wie gewonnen.“ Kyo hob eine Augenbraue. Ich gab zu, das klang doch sehr geschleimt. „Wann und wo soll der denn sein?“ Mehr schlecht als recht setzte ich ein optimistisches Lächeln auf. „Diesen Samstag in Shibuya.“ Mein blonder Freund starrte mich entsetzt an. „Ich hab doch aber noch nie bei euch gesungen.“ Immer noch versuchte ich meinen Optimismus durchzusetzen. „Das kriegen wir schon hin.“ Doch ihn überzeugte das wohl nicht. Eher skeptisch verzog er das Gesicht. Für mich war es zwar nicht üblich, aber wir kamen überpünktlich zum Unterricht. Während Kyo sich direkt zu seinem Platz begab, machte ich einen Zwischenstop bei Minako. „Tut mir Leid wegen gestern. Das ist mir echt unangenehm.“ Sie sah mich für einen Bruchteil einer Sekunde an, lenkte ihren Blick dann schnellstmöglich ab. Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie mich nicht direkt ansehen konnte. Ihr war es sicher auch unangenehm. „Ist schon okay. Kann ja mal passieren.“ Sie setzte ein Lächeln auf. Ich fragte mich nur warum. Vielleicht weil sie gemerkt hatte, dass es Schwachsinn war, was sie gerade gesagt hatte oder sie wollte nur nett sein. Jedenfalls wusste ich auch nichts mehr zu sagen und gesellte mich zu Kyo in die letzte Tischreihe. Dieser sah mich fragend an. Klar das ihn interessierte, worüber wir gesprochen hatten, immerhin war er ja in sie verliebt. Ich seufzte. Das war auch so eine Tatsache von der ich nicht wusste, was genau ich davon zu halten hatte. Einerseits fand ich Kyo so verliebt unheimlich niedlich, aber andererseits schien mir diese Liebe überhaupt nicht zu passen. Kyo starrte mich immer noch an. Plötzlich zuckte er zusammen und zog hektisch den Blazer seiner Schuluniform aus und schmiss ihn mir auf den Tisch. „Zieh den an!“ Irritiert sah ich meinen Tischnachbarn ins Gesicht. Dann fiel es mir auch wie Schuppen von den Augen. Ich war in meiner Alltagskleidung in der Schule. Genau in diesem Moment betrat unser Lehrer den Raum und so schnell es eben ging, warf ich mir den Blazer über. Er hatte zwar nicht direkt meine Größe, aber es war ja auch nur als Schadensbegrenzung gedacht. Kyo hingegen konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Die zu kurzen Ärmel sahen wohl doch ein wenig albern aus. Also hielt ich die Arme lieber unten. Es war schon irgendwie peinlich, dass uns das beiden wirklich erst jetzt aufgefallen war. Ich trug weder eine Uniform noch hatte ich Material dabei. Alles musste ich mir von Kyo borgen. „Vielen Dank!“, flüsterte ich ihm zu. Er lächelte nur kurz. Ich hatte das Gefühl, seit Gestern lächelte er mehr als sonst. Das war ein angenehmes Gefühl. Wir waren ein gutes Team. Ich wollte gerne an ein Schicksal glauben, welches uns zusammen gebracht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)