Es laden die Vampire zum Tanz von -Krone- ================================================================================ Kapitel 2: Zwischenspiel mit eisblauen Augen -------------------------------------------- Herbert führte Alfred durch einen schmalen Gang um ihn in den dahinter liegenden Raum zu geleiten, in dem ein paar Öllichter brannten. Der Raum war wunderschön eingerichtet und die kleinen Flammen spiegelten sich in einer aufwändig verzierten bunten Glasfront und tauchten es in ein seltsames Licht. In der Mitte des Zimmers stand ein großes Bett aus Mahagoni, auch die wenigen anderen Möbel waren aus dem dunklen, edlen Holz. Alfred blieb der Mund offen stehen. „Es ist einfach… wunderschön…“, wisperte er, als er in den ungewohnt warmen Raum eintrat. „Das hier ist mein Reich“, erklärte Herbert und machte eine einladende Bewegung, „Du bist der erste, dem ich es zeige, normalerweise halte ich mich hier nur auf, wenn ich alleine sein möchte.“ Er folgte Alfred, stand auf einmal wieder ganz nah hinter ihm und Alfred fragte sich zum wiederholten Mal, was ihn so nervös werden ließ. "Setz dich doch, mein Freund", raunte Herbert und grinste dabei verschmitzt. Alfred ging zwei, drei unsichere Schritte auf das Bett zu, denn einen Stuhl konnte er nicht entdecken. Zaghaft ließ er sich auf die schöne gewebte Tagesdecke sinken, mit der das Bett abgedeckt war. Sein Blick fiel auf ein kleines schwarzes Buch, das auf der Höhe der Kopfkissen lag. Und er erkannte es. Es hatte am Rand zwei kleine Löcher und in graziler Goldschrift stand "Wie man ein Herz gewinnt" auf der vorderen Umschlagseite. Kaum konnte er ein schüchternes Lächeln unterdrücken. Herbert durchmaß in großen Schritten das schöne Gemach und setzte sich neben Alfred auf sein eigenes Bett. Fast zu nah kam Herbert. ihm dabei, er konnte den nasskalten Atem auf seiner Wange spüren. „Du hast es also noch?“, fragte Alfred um irgendetwas zu tun und nickte zu dem Buch hinüber. „Natürlich. Es ist so schön.“ Herbert sah dem anderen tief in die Augen und Alfred beschlich das leise Gefühl, dass nicht das kleine schwarze Buch, sondern er selber damit gemeint war. „Ich habe es immer gelesen, wenn ich mich nach deiner Gesellschaft sehnte.“ Alfred war wieder kurz davor, in den Augen des Anderen zu versinken, doch als er sich dessen bewusst wurde, lief er rot an und rutschte ein Stück von Herbert weg. Dessen Lächeln wurde sanfter und er strich mit einer unbewussten Geste den Bettbezug glatt, ehe er aufstand und auf einen kleinen Tisch zutrat. Dort standen eine Kristallkaraffe und mehrere schlanken Stielgläser. Mit einer Hand griff er zwei der Gläser und mit der anderen schenkte er sie halbvoll mit einer verführerisch glitzernden roten Flüssigkeit. Alfred leckte sich über die Lippen, als ihm der süßliche Duft des frischen Blutes in die Nase stieg. Herbert reichte ihm eines der Gläser und sie stießen an. Alfred nahm einen tiefen Schluck, doch Herbert hielt ihn zurück, indem er sanft aber entschlossen seine Hand berührte. „Nicht so gierig“, schalt er ihn mit süßlicher Stimme. Er wand Alfred das Glas aus der Hand und nahm seinerseits einen Schluck daraus. Ein Tropfen lief ihm über die bleichen Lippen und mit dem Anflug eines Grinsens leckte Herbert ihn weg. Dann hielt er dem anderen sein Glas wieder hin. „Langsam“, befahl er mit hauchender Stimme und setzte Alfred das Glas an die Lippen, kippte es leicht an und zog es sogleich wieder weg. Alfred spürte den Atem des Anderen auf seiner Wange und wurde sich bewusst, was das für eine seltsame Situation war, hier mit Herbert zu sitzen und mit ihm anzustoßen, wo er ihn doch vor nicht allzu langer Zeit noch gefürchtet hatte. In der Luft lag eine gewisse Spannung, die sich in Worte nicht fassen lassen konnte. Wenn es nicht so abwegig wäre, könnte man sie fast erotisch nennen. Alfred fühlte ein leichtes Drücken in der Magengegend und konnte nicht sagen, ob es von der Aufregung oder einer Art Angst kam. Um seine immer größer werdende Unsicherheit zu überspielen, nippte er erneut an dem Kristallglas. Herbert rückte noch ein Stückchen näher und versuchte, Alfreds Blick zu erhaschen, der sich vehement dagegen wehrte. Er wollte nicht Gefahr laufen ein weiteres Mal in den hellen Augen zu versinken. Schließlich hatte er doch Sarah... Sarah, die wild und unentschlossen war. Sarah, die zu viel auf ihren eigenen Vorteil gab. Sarah. Er wischte den Gedanken weg. Herbert rückte immer näher und an den Stellen, wo ein Atem Alfreds Wangen und Hals berührte, bekam dieser eine leichte Gänsehaut. Fast verzweifelt versuchte Alfred nicht in die Augen des anderen zu schauen, dem einnehmenden Blick auszuweichen, doch dann spürte er plötzlich Herbert Hand unter seinem Kinn, die ihn zwang, ihm in die Augen zu sehen. "Bitte...", hauchte Alfred. Es sollte flehend klingen, doch er biss sich auf die Zunge. Es versteckte sich noch ein anderer Ton darin. Plötzlich klang ein heller Ruf "Alfred!" durch das Schloss und dieser war froh, sich aus der bedrückenden Situation winden zu können. Fast panisch sprang er auf und hastete aus dem Zimmer. Zurück ließ er einen Herbert, der in sich hineingrinsend auf seinem Bett saß, das Glas zum Mund führte und wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)