Wie Erdbeeren im Schnee von -Kirjava- (NejiTen) ================================================================================ Kapitel 5 --------- „Träumst du gerade?“ Tenten guckte etwas erschrocken auf um in ein neugieriges Gesicht zu blicken, dann lächelte sie. Sie hatte schon wieder vergessen, dass sie im Moment nicht alleine war. „Ich habe gerade an die Vergangenheit gedacht“, antwortete sie ausweichend, aber das schien ihrem Reisepartner nicht zu genügen. „Ich glaube du hast an deinen Freund gedacht“, sagte er mit einem Grinsen. „Du sahst so glücklich aus.“ Tenten merkte, wie sie errötete. War sie so leicht zu durchschauen? „Er ist schon lange nicht mehr mein Freund“, widersprach sie ihm, um im gleichen Augenblick zu bemerken, dass sie mit dieser Äußerung mehr verraten hatte, als sie wollte. „Habt ihr euch aus den Augen verloren, als du weggezogen bist?“, hakte der Blonde nun nach. Tenten seufzte und überlegte sich ihre Worte. Sie und Neji hatten nur ein halbes Jahr zusammen gehabt, dann hatten ihre Eltern erfahren, dass ihr Vater in eine andere Stadt versetzt wurde und sie umziehen mussten. Sie musste natürlich mit, schließlich war sie erst 16 Jahre alt gewesen. Genauer gesagt, sie war an dem Tag 16 geworden, als sie es Neji gesagt hatte. Sie hatte geweint, nicht als sie es ihm gesagt hatte, aber vorher. Tenten warf einen Blick auf die silberne Uhr an ihrem Handgelenk, es war sein Geschenk gewesen, sein Geschenk, welches er ihr damals überreicht hatte. Für sie beide war es nicht einfach gewesen, trotzdem hatten sie es geschafft mit der Entfernung umzugehen. Für die nächsten zwei Jahre war Tenten so gut wie jedes Wochenende zu Neji gefahren und hatte in der Stadt bei Lee übernachtet. Ihre Eltern wussten, dass sie davon nicht abzubringen war und hatten sie gelassen. Nein, die Ferne war nicht Schuld daran, dass er nun nicht neben ihr saß, zumindest versuchte sie sich das einzureden. Auch wenn die zwei Jahre vielleicht nicht so waren, wie sie es sich beide vorgestellt hatten, so waren sie doch eigentlich recht glücklich gewesen. ~~~~ „Morgen Tenten, du bist ja mal wieder pünktlich auf die Minute“, kam eine muntere Begrüßung von einer jungen Frau, die ihre blonden Haare zu mehreren Zöpfen zusammengebunden hatte. Die Angesprochene lächelte. „Du bist ja doch hier Temari, ich dachte du hättest dir dieses Wochenende freigenommen.“ „Daraus ist nichts geworden. Mein Freund muss schon wieder arbeiten, ich habe keine Ahnung, wie er immer wieder schafft sich überreden zu lassen. Na ja vielleicht wollte er ja auch von mir fliehen“, plauderte sich lachend, während sie mit Tenten zu ihren üblichen Platz schlenderte. Kopfschüttelnd schaute Tenten sie an. „Auf welche Gedanken du immer kommst Temari.“ „Ach du kennst ihn halt nicht, sonst würdest du auch so denken“, entgegnete diese ihr lachend. „Soll ich das Übliche bringen, wie immer?“ Tenten nickte. „Einen Tasse Kaffee mit vier Stück Zucker, ohne Milch und eine Tasse Tee, aber vielleicht solltest du dir noch etwas Zeit lassen“, bemerkte sie dann schmunzelnd. „Heute ist schließlich schlechtes Wetter, vielleicht verspätet er sich etwas.“ Die Blonde nickte ihr grinsend zu und ging dann um die Bestellung an dem nächsten Tisch aufzunehmen, während Tenten ihren Blick zum Fenster wandte und Ausschau hielt. Sie musste auch nicht allzu lange warten, da kam schon ein tropfnasser Neji den Weg draußen entlanggeeilt. Auf Tentens Gesicht zeichnete sich sofort ein Lächeln ab und ihr Blick folgte nun ihm. „Er scheint ja doch Recht pünktlich zu sein“, bemerkte Temari mit einem verschmitzten Lächeln, als sie die Getränke auf den Tisch stellte. Tenten nickte und strich sich noch einmal kurz über ihr Haar um dann einen leicht empörten Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Du bist zu spät Neji. Ich habe die Getränke schon bestellt“, sagte sie, als er endlich den Tisch erreicht hatte und beobachtete wie seine pitschnasse Jacke auszog und über die Stuhllehne hängte. Neji nickte ihr nur zu und griff gleich nach seiner Tasse um einen großen Schluck zu nehmen. „Er ist noch heiß“, stellte er mit sichtlicher Genugtuung fest. „Hast du dir schon überlegt, wo du heute hingehen möchtest?“, fragte er sie. Tenten lächelte. „Ich dachte eigentlich wir wollten heute zum See, aber irgendwie spielt das Wetter wohl nicht mit. Was hältst du davon, wenn wir zu Lee gehen. Ich habe ja den Schlüssel, er wollte bis heute Abend bei Meister Gai trainieren.“ Neji nickte daraufhin etwas gedankenverloren um sich dann seiner Tasse Kaffee zu widmen. Er schien selbst für ihn heute besonders schweigsam zu sein. Tenten trank nun ebenfalls Schluck für Schluck aus ihrer Tasse, bis diese vollständig geleert war und beobachtete dann Neji, bis auch dieser seine Tasse wieder leer an den Platz stellte. „Wenn du möchtest können wir gleich gehen. Ich gehe nur kurz zu Temari zum Bezahlen, in Ordnung?“ Erneut nickte ihr Neji mit seinem Kopf zu, aber sein Blick war nun zum Fenster gerichtet, als ob seine Gedanken im Moment weit entfernt wären. Nachdem Tenten wiederkam, stand er wortlos auf und ging dann auf sie zu, um ihr in die Jacke zu helfen. Sie lächelte ihn an und drückte ihm dann ihren Regenschirm in die Hand. „Hier, du bist vorhin schon ganz nass geworden. Du wirst dich noch erkälten, wenn du so weiter machst.“ Zum ersten Mal seit er das Cafe betreten hatte war nun ein Lächeln auf Nejis Gesicht zu sehen, welches auch Tenten sofort zum Schmunzeln brachte, als sie es bemerkte. Er lächelte selten, und sie war die Einzige, der er es so offen zeigte. Dicht beieinander, aber dennoch ohne sich zu berühren verließen die beiden das Cafe und traten nach draußen in die ungemütliche Regenlandschaft. Schweigend legten sie den kurzen Weg bis zu Lee Wohnung zusammen unter einem Schirm zurück, wobei sie es sogar schafften halbwegs trocken dort anzukommen. Tenten suchte sofort den kleinen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Eingangstür. „Komm rein“, sagte sie zu Neji, der noch an der Tür stand. „Pass aber besser auf, ich wette Lee hat es mal wieder geschafft seit dem letzten Wochenende die ganze Ordnung zu vernichten. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich jedes Mal wieder versuche hier aufzuräumen“, seufzte sie tief. „Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob er das mit Absicht macht, oder…“ „Tenten“, unterbrach Neji ihren Redefluss plötzlich. „Ich muss mit dir reden.“ Sie warf ihm einen ernsten Blick zu und nickte dann. „Lass uns in die Küche gehen.“ In der Küche holte sie dann zwei Gläser und suchte in den Schränken, bis sie das Wasser gefunden hatte, welches sie vorsichtig in die Gefäße füllte. „Über was möchtest du reden Neji?“, fragte sie ihn und reichte ihm das Glas. „Es ist jetzt fast zwei Jahre her, Tenten.“ „Hmm“, antwortete sie ihm nur und wartete ab bis er fortfuhr. „Das geht nicht immer so weiter. Du fährst jedes Wochenende fast 400 Kilometer mit dem Zug. Ist es das, was du dir vorstellst?“, stellte er die Frage in den Raum. Sie sah ihn entsetzt an. „Meinst du die Frage ernst? Du kennst doch meine Antwort. Es ist mir egal Neji, es ist mir egal ob ich 400, oder 800 Kilometer fahren muss, oder möchtest du mich nicht mehr sehen?“, antwortete sie ihm sofort, wobei ihre Stimme einen leicht besorgten Klang hatte. Neji schaute sie eindringlich an, aber sie wandte ihren Kopf nicht ab. Dann sah sie, wie sich auf seinem ernsten Gesicht ein Lächeln abzeichnete. „Denkst du das wirklich?“, fragte er sie sanft und drückte ihre Hand, was ihr jetzt auch ein leichtes Lächeln entlockte. „Du wirst in einem Monat volljährig und ich im Sommer“, fuhr er dann fort. „Das würde bedeuten, dass du nicht mehr pendeln müsstest, wenn wir zusammen wohnen würden.“ Tenten blickte ihn erstaunt an, unfähig jetzt noch einen Ton zu sagen. „Wir müssen auch keine große Feier veranstalten, wenn du nicht möchtest“, fügte er dann noch leise hinzu. Jetzt konnte Tenten nicht anders als ihn anzustarren. „Meinst du das ernst Neji. Du weißt, was das bedeuten würde.“ Er nickte und erst in diesem Moment wurde Tenten richtig klar, was ihr Freund sie da gerade gefragt hatte. „Ich möchte es, ich wünsche es mir Neji“, antwortete sie ihm fast tonlos, aber das Lächeln auf seinen Gesicht zeigte, dass er sie verstanden hatte. Tenten war jetzt kurz davor ihrem Freund in die Arme zu fallen, aber etwas hielt sie noch davon ab. „Und was ist mit deiner Familie?“, fragte sie besorgt. Sein Lächeln verschwand sofort wieder von seinem Gesicht. „Sie werden es akzeptieren müssen. Ich bin erwachsen und ich lasse nicht mehr über mein Leben bestimmen. Das habe ich lange genug mitgemacht.“ Tenten schüttelte mit dem Kopf. „Ich möchte das nicht Neji, ich möchte keinen Keil zwischen dir und deine Familie treiben.“ Er drückte nun nochmals ihre Hand. „Wir werden das schon schaffen, wir beide zusammen“, versicherte er ihr, woraufhin sie ihm einen Kuss auf den Mund drückte, den er gerne zu erwidern schien. ~~~~ Die zwei Jahre waren wirklich eine schöne Zeit gewesen und der Tag, an dem Neji sie in seiner eigenen, seltsamen Art gefragt hatte, ob sie mit ihm ihr Leben verbringen würde, war der glücklichste von ihnen gewesen. Wenn ihr Leben ein Film gewesen wäre, hätte er sicher mit diesem Tag geendet, nur leider war es das nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)