Eine kleine Geschichte von -Fynnian ((Seth x Atemu x Seto)) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Dorf im Dorf? ---------------------------- Eine kleine Geschichte (Seth x Atemu x Seto) Es ist spät abends, die Dämmerung setzt ein. Das Dorf Valite begibt sich zur Ruhe. Aber nicht alle Bewohner bereiten sich für die Nachtruhe vor. In der Kaiserstraße beginnt das Erwachen. Die Bewohner dieser Straße sind den Dörflern seit jeher unheimlich. Sie sind nicht wie die Anderen. Ihre Ausstrahlung ist dunkel und bedrohlich, bei Nacht will ihnen niemand über den Weg laufen. Aber nicht nur bei Nacht, auch am Tag machen sie lieber einen Bogen um die „verfluchte Straße“, wie sie sie nennen. Niemand wagt es, sein Haus nach Sonnenuntergang zu verlassen. Niemand, der hier lebt... *in der Kaiba-Villa* „Soll ich Ihnen noch eine Tasse Tee bringen, Herr?“, fragte Willbur, der Butler, höflich den Hausherrn. „Nein danke, ich habe noch.“, antwortete dieser. Seto trank nun schon seit drei Stunden an dieser einen Tasse Tee. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. „Und ihr Bruder?“, erkundigte sich Willbur.„Nein danke, auch für mich bitte nicht.“, antwortete Seth, der soeben den Raum betreten hatte. „Sie können dann gehen.“ „Sehr wohl, Sir!“ Willbur verneigte sich und verließ hastig den Raum. Dass die Zwillinge allein sein wollten, war offensichtlich. „Was bedrückt dich, Bruderherz?“, fragte Seth, nachdem er sich in dem gemütlichen Sessel neben dem Fenster niedergelassen hatte. Für gewöhnlich brauchte es keine Worte zwischen ihnen. Das Band zwischen den Zwillingen war so stark, dass sie sich oft ohne ein Wort verständigten. Sie dachten und fühlten wie einer. Der Eine wusste immer, was in dem Anderen vorging. Sie brauchten sich wie der Tag die Nacht, wie die Pflanze Licht und Wasser. Seit frühester Kindheit waren sie unzertrennlich, hatten nur sich und konnten sich auf sonst niemanden verlassen. Ihre Eltern waren von Menschen erkannt und getötet worden. Nur durch Zufall konnten die zwei kleinen Kinder damals entkommen. Auf der Suche nach ihresgleichen stießen sie schließlich auf eine kleine Vampirsiedlung in der Kaiserstraße. Alleine hatten Vampire in dieser Welt keine Chance, soviel stand fest, also blieben sie hier. Die Gemeinschaft hatte sie freundlich aufgenommen. Das war nun schon dreizehn Jahre her. Mittlerweile waren Seth und Seto neunzehn Jahre alt und damit ausgewachsene Vampire. Doch Menschen stellten für sie nach wie vor eine Bedrohung dar, vor der sie Angst hatten. „Ein kleines Mädchen hat mich gesehen.“, flüsterte Seto mit geschlossenen Augen. „Sie hat meine Zähne gesehen. Sie ist schreiend davongerannt.“ Da drückte also der Schuh.Schnell nahm Seth seinen Bruder in die Arme, drückte ihn fest an sich. „Mach dir keine Sorgen! Einem Kind werden sie nicht glauben.“, beruhigte ihn Seth fürsorglich. „Sie werden nicht kommen, um uns zu vernichten.“, fügte er noch rasch hinzu. Er kannte die Ängste seines Bruders, und insgeheim waren es auch die seinen. „Wir müssen lernen, mit den Menschen zu leben. Ihre Angst vor uns ist genauso groß wie unsere Angst vor ihnen. Erinnerst du dich noch an Tante Maddy? Sie hielt sich einen jungen Menschen als Haustier. Wir haben damals gerne mit ihm gespielt. Erinnerst du dich noch?“, erzählte er, seinem Bruder sanft durchs Haar kraulend. „Vielleicht sollten wir uns auch so einen zulegen. Ein liebes kleines Menschlein, mit dem wir spielen können. Wir werden es füttern und baden...mit ihm kuscheln...“ „Wo sollten wir so eins denn herbekommen? Solche Menschen gibt es nicht mehr. Nur noch diese lauten, aggressiven wie da draußen.“ „Aber wir können nicht ewig Angst vor ihnen haben!“ * im Dorf* Es war bereits dunkel, als der hellgrüne Wagen in die Haupstraße des Dorfes einbog und dort kurz hielt. Ein junger Mann im Alter von siebzehn Jahren stieg aus dem Wagen aus, der daraufhin auch sofort wieder wegfuhr. Unschlüssig stand der junge Mann auf dem Bürgersteig und starrte auf den Zettel in seiner Hand. Kaiserstraße 37. Aber wo war hier die Kaiserstraße? Und warum war hier keine Menschenseele zu sehen? In den Häusern brannte ja nichtmal mehr Licht. Dieser Ort war ihm unheimlich. So leer und ausgestorben, fast wie eine Geisterstadt. Wie sollte er hier zu seinem Ziel finden? So ging er einfach drauf los, bis er auf eine belebte Sraße traf. Das war ja seltsam. Hier waren viele Leute unterwegs, Bars und Clubs waren offen, Einkaufsläden schienen gerade erst zu öffnen. ‚Als wäre man in eine andere Welt getreten!’, dachte er bei sich. Auch die Leute hier waren anders. Sie hatten irgendetwas an sich, dass sie ehrfurchtgebietend machte, etwas, dass sie unnatürlich erscheinen ließ. Unnatürlich, aber interessant. Wo war er hier nur gelandet?Ein Wegweiser an einer Kreuzung beantwortete ihm diese Frage. Kaiserstraße. Dann war er hier ja genau richtig! Jetzt musste er nurnoch die Nummer 37 finden. *in der Kaiba-Villa* „Lass uns ein wenig rausgehen.“, schlug Seth vor. Das würde seinen Bruder sicher ablenken. „Wir waren schon lange nicht mehr im ChildRock.“Seto murmelte verhaltene Zustimmung und stand auf. „Was ziehen wir an?“ „Das Übliche?“ „Wie du meinst.“Nun grinsten sie sich wieder an. Ja, alles schien wieder in Ordnung zu sein. * auf der Straße* Nein wie ärgerlich! Das letzte Gebäude in der Straße war die Nummer 36. Was sollte er denn jetzt tun? Jemanden zu fragen wäre sicherlich am einfachsten. Und doch... Die Leute sahen ihn so seltsam an. Die Einen lächelten nachsichtig, die Anderen grinsten ihn an, einige starrten ihn geradezu gierig an und wieder andere sprühten geradzu vor Zorn. So richtig traute er sich nicht, jemanden anzusprechen.Vielleicht fand er ja jemand Symphatischen in einem der Gebäude? Wenige Meter weiter war ein hübsches kleines Holzhaus, weiß angestrichen. Über der grünen Tür stand in gelber Leuchtschrift geschrieben ‚ChildRock’. Das Häuschen sah nett aus, also fasste er seinen Mut und ging hinein. Die Beleuchtung war nur spärlich, der größte Teil lag im Schatten. Die Atmosphäre war angenehm ruhig, es duftete nach frischem Gebäck und Tee. Im Hintergrund war leise Musik zu hören, in einer Art, wie er sie noch nie zuvor gehört hatte. Die Musik war unheimlich beruhigend, wie er fand. Allerdings konnte er in der Finsternis kaum etwas erkennen. Im schwachen Lichtschein einer Kerze konnte er zwei junge Männer erspähen.Vorsichtig ging er näher ran. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten, während sie genüsslich Tee tranken und kleine Küchlein aßen.Als er nahe genug dran war, konnte er erkennen, dass die beiden sich bis aufs Haar glichen! Nicht das kleinste Detail war unterschiedlich. Als säße Einer der beiden vor einem Spiegel. Die zwei Männer faszinierten ihn irgendwie. Sie waren wunderschön mit ihren leicht abgestuften braunen Haaren, die ihnen ins Gesicht und über die Ohren fielen und schließlich im Nacken endeten. Ihre Haut war blass, aber von einer Farbe, die er noch nie gesehen hatte. Es schien eine Art samtener Pfirsichton zu sein. Von der Gestalt her waren sie lang und schlank, wirkten sehr elegant in ihren flatternden roten, ärmellosen Shirts und den enganliegenden schwarzen Jeans, die ihre langen Beine betonten. Um einen Oberarm trugen sie jeweils einen schmalen Silberreifen, der Eine am rechten und der Andere am linken. Das war das Einzige, was bei ihnen nicht identisch war. „Ähm...Entschuldigung?“, fragte er leise, als er am Tisch angekommen war. Beide Männer drehten sich augenblicklich zu ihm um. Ihre Augen waren faszinierend. Von einem so durchdringenden Blau, dass er für einen Augenblick vergas, was er eigentlich sagen wollte. „W-wo...ist denn hier...die Nummer 37?“, stotterte er. Die beiden Männer sahen ihn misstrauisch an, warfen sich dann einen kurzen Blick zu und sahen wieder zu ihm. „Gibt es nicht.“, antwortete der Linke.„Wurde schon vor Jahren abgerissen.“, ergänzte der Rechte. Das war ein Problem. Er saß mitten in der Nacht in einem seltsamen kleinen Dorf fest, sein neues Zuhause existierte gar nicht und die nächste Stadt war mindestens 90 Kilometer entfernt. Und Geld für ein Hotel hatte er auch keins, geschweigedenn ein Handy oder jemanden, den er hätte anrufen können. Er saß wohl hier fest. „D-danke...!“, murmelte er noch kurz, ehe er sich umwandte und wieder auf die Straße trat. Kapitel 2: Betritt niemals das Haus eines Vampirs ------------------------------------------------- Kapitel 2: Betritt niemals das Haus eines Vampirs Nun irrte er hier schon eine halbe Ewigkeit umher! Das konnte doch alles nicht wahr sein. Dieses Dorf war nicht normal. Nirgendwo ein Hotel oder eine Übernachtungsmöglichkeit und keine normalen Menschen auf der Straße! Waren denn hier alle irre oder so? Atemu hatte sich inzwischen auf die Treppe einer hübschen kleinen Villa gesetzt. Er war die ganze Nacht durch gelaufen und kalt war ihm auch. Wie in einem Horrorfilm, scherzte er in Gedanken. Erst lande ich hier in einem völlig verqueren Dorf, dann existiert meine Unterkunft nicht und als nächstes werde ich wahrscheinlich von einem Werwolf angefallen oder so! Ich will hier weg... *im ChildRock* „War das da gerade nicht ein Mensch?“, empörte sich Seto. „Was hat ein Mensch hier verloren? Ich sags dir, die hecken was aus! Die wissen bescheid!“ Seth musste über die augenscheinliche Panik seines Bruders lachen. Dieser bemerkte das natürlich sofort und blaffte zurück: „Was?! „Ach Seto! Der Kleine da gerade, der hatte doch mehr Angst als du! Der hat sich bestimmt nur verlaufen.“ „In die Nummer 37 wollte er! Weiß doch jeder, dass es die nicht mehr gibt!“ „Na und?“ Seth zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist er nicht von hier? Aber jetzt wo dus sagst...Jemand muss ihm die Adresse ja gegeben haben, nicht? Vielleicht roch er ja nur wie ein Mensch und war doch ein Vampir?“ Seto schnaubte verächtlich. „Ich kenne doch den Geruch von Menschen!“ „Ja...Wie könnten wir den vergessen?“ Auf Seths Lippen lag ein schwaches Lächeln. Es kam schon äßerst selten vor, dass ein Mensch hierherkam, insbesondere auch noch nachts. Ihn würde schon interessieren, was dahinter steckte. Aber was brachte es, darüber zu grübeln? Sie sollten sich auf den Heimweg machen, die Sonne würde bald aufgehen und die Menschen ihr Tagewerk beginnen. „Lass uns heimgehen...Ich werde langsam müde und hungrig bin ich auch!“ Nickend erhob sich Seto von seinem Platz und winkte noch kurz dem Ober zu, bevor sie gingen. Während sie so dahinschlenderten meinte er nachdenklich: „Ich werde wohl auch noch eine Kleinigkeit zu mir nehmen...Da wird Willbur wiedermal hinhalten müssen.“ „Ach, ich habe die Nase voll von Vampirblut! Ich will endlich Menschenblut trinken! Vampirblut schmeckt einfach nicht.“, murrte sein Bruder. Sie hatten ihr Leben lang ausschließlich das Blut anderer Vampire getrunken, da sie als kleine Kinder noch zu schwach waren, um au Beutejagd zu gehen. Jetzt, wo sie mit Leichtigkeit einen Menschen schnappen könnten, war es ihnen verboten, da es unweigerlich auffallen musste. Die Vampire in den Großstädten hatten es gut! Dort file es weniger auf, wenn nach und nach Leute verschwanden. „Hast du denn noch nie davon geträumt, mal richtiges Blut zu schmecken? Menschenblut soll soviel köstlicher sein...Besonders die seltenen Blutgruppen. Leider gibt es AB so selten...“ Seto kannte diese Gedanken seines Bruders. Sei hatten schon häufig darüber gesprochen. Er hätte auch lieber menschliches Blut als Willburs. Dessen Blut schmeckte wie Fensterkitt, das hatten sie einstimmig festgestellt. Aber an einen Menschen traute er sich nicht. Am Ende würden sie enden wie ihre Eltern... „Lass es uns versuchen!“, Seth blieb abrupt stehen und sah seinen Bruder abwartend an. Seto konnte kaum fassen, was er da hörte! Sein Zwilling war doch sonst immer so vernünftig, also warum jetzt sowas? Und was sollte er darauf erwidern? Eine Zeit lang herrschte Schweigen, dann setzte sich Seto wieder in Bewegung. Seth folgte ihm widerspruchslos. Doch schon nach der nächsten Abbiegung blieben sie wie angewurzelt stehen. Der Mensch war hier! Und er saß auf der Treppe zu ihrer Villa! „Siehst du?! Ich hatte recht! Das Mädchen hat gepetzt!“, flüsterte Seto aufgebracht. Doch Seth winkte schlicht ab. „Erzähl keinen Unsinn! Sieh ihn dir an, der schläft ja schon fast im Sitzen ein!“ Urplötzlich leuchtete etwas in Seths Augen auf, was seinem Spiegelbild gar nicht gefallen wollte. Der heckte doch was aus! Unbehaglich sah Seto wieder zu dem Menschenjungen. Allein seine Anwesenheit wirkte auf ihn bedrohlich genug. Aber da war auch noch etwas Anderes...Er fand ihn...interessant. Seine Neugier war geweckt. Dieser Junge hatte eine ganz andere Ausstrahlung als die Menschen, die er kannte. Und seine Augen...sie waren blutrot! So tief und durchdringend. Ehe er wusste, wie ihm geschah, wurde er von seinem Bruder auch schon am Arm gepackt und mitgezogen. *vor der Villa* Atemu war so furchtbar müde... Er wäre beinahe eingeschlafen, als er plötzlich Schritte vernahm, die sich näherten. Unsicher blickte er auf und sah direkt in vier eisblaue Augen. Die kannte er doch! Erleichtert stellte er fest, dass es sich um die jungen Männer aus dem Club handelte, die er nach dem Weg gefragt hatte. Schnell stand er auf und grüßte. „Ha-hallo!“ Mehr brachte er nicht heraus. Warum grinste ihn der Eine der beiden so komisch an, während der Andere missmutig dreinblickte? Hatte er etwa etwas Lustiges gesagt? „Du bist doch der Junge von vorhin!“, stellte Seth grinsend fest. „Was machst du denn hier so alleine?“ „I-ich...ich weiß nicht...wo ich hinsoll.“, stotterte der Kleine. Seth feixte amüsiert. „Dann übernachte doch bei uns~“ Das seltsame Schnurren in der Stimme des Mannes ließ Atemu erschaudern. Aber er hatte keine andere Wahl, so nahm er dankend an. Seto konnte ihn nur fassungslos anstarren. Seth nahm einen Menschen mit ins Haus? Was hatte er vor? Moment! Er wollte doch nicht etwa...? „Seth! Lass es!“, zischte er und stieß Besagtem den Ellenbogen in die Rippen. Dieser ignorierte ihn aber gänzlich und stieg die Stufen hinauf. „Ach, ihr wohnt hier?“, fragte der Junge überrascht. Seth lachte nur kurz und öffnete dann die Tür. *in der Villa* Seto hatte seinen Buder zur Seite genommen, während der Junge verwirrt in der Eingangshalle stehen geblieben war. „Seth, was soll das?!“ „Komm schon Seto, dass ist unsere Chance! Du verlierst deine Angst vor Menschen und wir kriegen ein hervorragendes Frühstück!“ „Es ist zu gefährlich!“, flehte Seto vergebens, doch Seth war bereits wieder bei Atemu. Freundlich lächelte er ihn an und bat ihn, im Wohnzimmer platz zu nehmen. Er und Seto setzten sich ihm gegenüber. „Möchtest du einen Tee?“, fragte Seth höflich. Atemu lehnte ab. „Nun gut...Also ich bin Seth und das ist Seto. Wie ist dein Name?“ Der Junge nannte seinen Namen: „Ich heiße Atemu.“ „Ein schöner Name!“, lobte Seth. „Sag doch...“, fragte er wie nebenbei, „Was ist deine Blutgruppe?“ Er konnte die Antwort kaum abwarten und auch Seto musste sich eingestehen, dass es ihn neugierig machte. „AB, warum??“ Atemu war sichtlich verwundert. Diese hübschen Zwillinge waren äußerst sonderbar! „AB! Nein, was für ein herrlicher Zufall!“, Seth stand auf. „Du musst sicher müde sein, Atemu.“ Angesprochener nickte und ließ sich bereitwillig ins Schlafzimmer führen. Dort staunte er nicht schlecht über das riesige Bett, das über und über nur in schwarz gehalten war. Die Tür schloss Seth hinter Seto, der zögerlich gefolgt war, und auch das Fenster war zu. Atemu besah sich den ganzen Raum, ehe er sich wieder zu den beiden umdrehte – und erstarrte. Seth musterte ihn gierig von Kopf bis Fuß. Was war hier nur los? Atemu wurde zunehmend unwohler zumute, als Seth auch noch auf ihn zukam und ihn zum Bett drängte. „Was..was soll das?“, fragte er mit erstickter Stimme. „Sei ganz brav~“, raunte Seth ihm ins Ohr und stieß ihn mit einer kraftvollen Bewegung aufs Bett. Bevor Atemu sich allerdings wieder erheben konnte, kniete er sich über ihn und hielt ihn fest. Unwillkürlich fröstelte Atemu...diese Augen...sie waren so schrecklich bedrohlich! „Nein!“, schrie Atemu und stieß Seth mit aller Kraft von sich, nutzte die Gelegenheit um aufzuspringen. Wie sollte er hier rauskommen? Vor der Tür stand Seto, der die Szene schockiert beobachtete. Sollte er dem Jungen vielleicht helfen? Seth ging zuweit! Aber er konnte nicht gegen seinen eigenen Bruder arbeiten... Atemu wusste nichts von diesen Gedanken und so stand er unschlüssig im Raum, während Seth sich wieder aufrappelte und erneut auf ihn zukam. Ängstlich wich er zurück.Seth nutzte diese Gelegenheit, um Atemu weiter zurück zu drängen, bis er ihn packen und gegen die Wand drücken konnte. Atemus Atem ging vor Angst um ein Vielfaches schneller. Er konnte nicht fliehen, sich nicht wehren... Seth packte Atemus Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick bohrte sich tief in Atemus Augen, machte diesen bewegungsunfähig. Wie praktisch Vampiraugen doch sind!, dachte er siegessciher bei sich. Sein Opfer zitterte zwar ungemein, war ansonsten jedoch völlig gelähmt. So streifte er ihm in aller Ruhe das Shirt über die Schultern. Atemu rechnete inzwischen damit, vergewaltigt zu werden. Doch auf das, was jetzt folgen sollte, war er nicht vorbereitet. Seth leckte mehrmals grinsend über Atemus Hals und Nacken, dann bläckte er seine langen, spitzen Zähne und schlug diese unbarmherzig in Atemus Hals, der aufgrund des unerklärlichen Schmerzes aufschrie. Sofort begann Seth, gierig das frische Blut zu saugen, schloss dabei genüsslich die Augen. Dass Atemu bei jedem Ziehen laut aufschrie, kümmerte ihn herzlich wenig. Seto hingegen zuckte bei jedem Schrei heftig zusammen. So kannte er seinen Bruder nicht, so unbarmherzig und rücksichtslos. Atemu tat ihm so leid! Aber was konnte er tun? Der arme Junge weinte verzweifelt. So stand er weitere Minuten reglos da und starrte den Ärmsten unsicher an. Als Atemus Zittern immer heftiger wurde und sein Gesicht leichenblass geworden war – auch seine Schreie waren mittlerweile nicht mehr als leises Wimmern - , setzte er sich plötzlich in Bewegung. Ohne noch länger zu zögern riss er seinen Bruder an den Haaren zurück. „Genug jetzt!“, sagte er streng und löste so den Bann, der auf Atemu lag. Dieser sackte schwach in sich zusammen, schlug aber nicht auf dem Boden auf, da Seto ihn vorher auffing und vorsichtig an sich drückte. Seth dagegen richtete sich unbeeindruckt wieder auf und leckte sich zufrieden über die Lippen. „Verzeih, ich vergaß, dass du auch noch wolltest! Bedien dich ruhig, es ist noch genug übrig. Ich nehme inzwischen ein Bad.“ Damit verließ er das Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen. Schnell wendete sich Seto wieder dem wimmernden Häufchen Elend in seinen Armen zu, drückte Atemu etwas fester um sich und schlang eine Decke um sie beide. Der Jüngere war inzwischen bedänklich kühl geworden und atmete nur noch flach. In seinen Augen stand die pure Angst, als er Seto in die Augen sah. „Shhhh! Keine Angst, ich tue dir nichts.“, versuchte dieser, den aufgebrachten Jungen zu beruhigen. Was hatte Seth nur getan? Und viel wichtiger: Was sollte er jetzt tun? Seto war ratlos, so wärmte er Atemu stumm. _________________________________________________________________________________ Ich weiß, Werbung ist iiih, aber schaut doch vielleicht trotzdem mal vorbei, wenn ihr wollt... http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=29391 Kapitel 3: Was nun? ------------------- Kapitel 3: Was nun? Tja, nun hatte er den Salat. Was sollte er mit Atemu anfangen? Vorsichtig ließ er seinen Blick über die schlafende Gestalt auf seinem Bett gleiten. Er würde ja schon gerne...Nur ein, zwei Schlucke...Nein! Das durfte er nicht. Damit würde er den Menschenjungen umbringen. Warum nur zögerte er so? Atemu konnte sich nicht wehren und er war doch eh nur ein Mensch! Ein dreckiger kleiner Mensch, der das Leben gar nicht verdient hatte! Warum hatte er ihn beschützt? Sein Bruder hatte sicher recht, er wollte sich bestimmt nur das Blut sichern. Oder etwa nicht? Wenn Atemu am Leben bliebe, könnten sie sein Blut sooft genießen, wie sie wollten! Er musste sich nur gedulden... Er warf noch einen letzten Blick auf den Schlafenden, dann verließ er sein Zimmer, vergaß aber nicht, die Tür von außen zu verriegeln. Er hatte eindeutig zu wenig Schlaf bekommen, dass er einem Menschen half. Aber was geschehen war, war geschehen. So ging er gemächlichen Schrittes in das geräumige Bad, in welchem sein Bruder sich gerade die Haare trocknete. Wortlos setzte er sich auf den Wannenrand und beobachtete Seth. Sein Blutrausch schien vorbei zu sein. „Und, wie war es?“, fragte er neugierig. Nun endlich wandte Seth ihm das Gesicht zu, in seinen Augen lag begeistertes Funkeln. „Einfach unglaublich! Dieses Blut...Du musst es unbedingt auch probieren! Es ist fantastisch!“, schwelgte er schon beinahe fanatisch. Seth konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ja, so war sein Bruder. Aber was war mit ihm los? Warum war er nicht wie Seth dem Blutrausch anheim gefallen? Warum hatte er den Menschen nicht getötet? „Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte er deshalb unsicher. Seth starrte ihn an, als wäre er ein Alien. „Wie...ist er nicht tot?“ Tja, wie sollte er das jetzt erklären?Unbehaglich rutschte er auf dem kalten Wannenrand hin und her, den Blick gen Boden gerichtet. „Naja, weißt du...ich...also...“, setzte er an, stoppte aber unwillkürlich, als Seth ihm unerwartet eine Hand auf die Stirn legte. „Hm...krank bist du nicht. Was war los?“ Seth konnte einfach nicht verstehen, wie sein kleiner Zwillingsbruder dieser ungeheuren Versuchung hatte widerstehen können. Er selbst würde es jedenfalls immer wieder tun, soviel stand fest! „Ich...hatte Angst.“, gab Seto schließlich niedergeschlagen zu. „Ach Seto!“, Seth legte das Handtuch beiseite, mit dem er sich die Haare trocken rieb, und legte die Arme um seinen Bruder, „Wovor denn? Er kann uns nichts anhaben.“ Das wusste Seto ja auch, aber trotzdem...Irgendetwas hatte ihn zurückgehalten, ihn gelähmt und erschreckt. Er konnte es nicht benennen, aber es war da gewesen. „Dachtest du an unsere Eltern?“, fragte Seth mitleidig. Diese wurden schließlich für ihre Menschenmorde getötet. „Es ist unsere Natur, unsere Bestimmung!“, belehrte er weiter. Doch was jetzt mit ihrer Beute geschehen sollte, wusste auch er nicht. Nach Minuten des Schweigens und des Überlegens meinte er plötzlich: „Behalten wir ihn! Wir können ihn per Hypnose vergessen lassen, was vorgefallen ist! Er könnte putzen und uns regelmäßig als Blutquelle dienen! Was hälst du davon? Dann merkst du auch endlich, dass Menschen nicht zum Fürchten sind. Im Gegenteil, der Kleine ist doch geradezu niedlich, findest du nicht? Wir könnten ihn ja abrichten.“, witzelte er dazu. „Ach ja, sag mal, wo ist er jetzt?“ „In meinem Zimmer...Er schläft. Danach muss ich meine Bettwäsche verbrennen!“ Seth lachte amüsiert. Dann war das also beschlossene Sache. --------------------- Ein Kurzkapitel...sehr kurz, ich weiß. Davon wird es auch sicherlich noch mehrere geben. Tut mir leid^-^’ Kapitel 4: Hilfe, ich muss unter Menschen! ------------------------------------------ Kapitel 4: Hilfe, ich muss unter Menschen! Sie hatten also abgemacht, Atemu, sobald der erwacht war, mit einem magischen Bann zu belegen und ihn dann ganz einfach zu behalten. So wie’s aussah würde ihn ohnehin niemand vermissen. Menschen gingen hierzulande schnell mal verloren. Und einer, der nachts gekommen war und seitdem verschwunden blieb, war noch lange kein Gesprächsthema. Das war das Praktische an der Mentalität der Menschen; ein Vampir musste sich nur ein Opfer aussuchen, dass entweder schon älter oder alleinstehend war, dann klagte ihn dafür keiner an. Im Gegenteil. Seth hatte sogar schon Aushänge an Laternen und Plakatwänden gesehen, die ’die geheimnissvollen Killer’ aufriefen, unerwünschte Familienmitglieder oder die alte Dame von nebenan des Nachts zu rauben. Erst, wenn es um junge, schöne und beliebte Personen oder Kinder ging, raffte sich die Meute hoch und machte Jagd auf die Täter. Seth war sich nie sicher, ob er das nun unterhaltsam finden oder als widerlich abtun sollte. Er entriegelte die Tür zum Zimmer seines Bruders, sah sich prüfend um und schlüpfte hinein. Das blasse Menschenkind lag da, halb in die schwarze Decke geschlungen. Durch das dunkel gehaltene Zimmer und die schwarze Bettwäsche wirkte das blasse Ding fast wie ein Geist. Die Tür hinter sich zur Vorbeugung eventueller Unvorhergesehenheiten absperrend schob er zusätzlich eine schwere Pflanze davor. Er wusste nicht wieso, aber er wollte ungestört sein. Langsam ging er auf das zittrig atmende Häufchen Blässe zu, setzte sich auf den Bettrand und musterte seine Beute ausgiebig. Die Haare waren zerzaust, auf dem Gesicht lag ein unverkennbarer Ausdruck des Schmerzes. Seth nickte unbewusst. ‚So hat es auszusehen.’, dachte er sich hämisch grinsend. Vorsichtig berührte er die tiefen und deutlich sichtbaren Bisswunden in Atemus Nacken. Er fuhr sie mit den Fingern nach, übte sanften Druck darauf aus, und wohlige Genugtuung machte sich in ihm breit. Einem Impuls nicht widerstehen können beugte er sich vor und glitt mit der Spitze seiner Zunge über die wunde Haut. Geradezu sanft liebkoste seine Zunge die blutigen Risse in Atemus Fleisch. Seine Hände streichelten dabei liebevoll, gar tröstlich, über die bibbernde Schulter. Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn die genießerisch geschlossenen Augen öffnen und hochfahren. Er musste sich erst umsehen, um zu erkennen, wo er war. Er sah auf den noch immer schlafenden Atemu neben sich herab und musste lächeln. Ihm wurde mit einem Mal bewusst, wie ruhig und entspannt er war. Ein letztesmal strich er über die bleiche Schulter, bevor er die Decke darüber zog und sich vom Bett erhob. Ein Blick auf die zugezogenen Vorhänge verriet ihm, dass er sich mindestens eine Stunde hier aufgehalten haben musste, denn deutlich zu erkennendes Tageslicht schien an den Rändern herein. In seinem Zustand der Selenruhe schenkte er dem inzwischen zu einem regelrechten Getrommel angeschwollenen Klopfen keine weitere Beachtung und verblieb mit seinen Augen auf der sich leicht im durch das angekippte Fenster ziehenden Wind wiegenden Stoffbahn, die durch ihre Bewegung mal mehr ma weniger und hin und wieder auch gar kein Licht hereinließ. Als der Lärm an der Tür zu aufdringlich wurde und die Gestalt im Bett sich zu rühren begann, wandte Seth sich um und klopfte seinerseits gegen die Tür. Verdutztes Schweigen folgte, welches er dazu nutzte, flink die Angora-Palme mit dem Fuß wegzuschieben und den Schlüssel im Schloss herum zu drehen. Er lief direkt in die Arme seines aufgeregten Bruders, der wohl für das Trommelkonzert an der Tür verantwortlich war. Mit einem Finger auf den Lippen bedeutete er Seto zu schweigen und schloss hinter sich die Tür wieder ab. Erst nachdem sie sich einige Meter entfernt hatten, blieb er stehen und ließ seinen Bruder sprechen. Seto war deutlich anzusehen, dass es ihm missfiel, dass Seth ohne ihm ein Wort zu sagen zu dem Menschen gegangen war. „Was machst du denn? Du arst so lange weg. Ich dachte schon, er hätte...“ „Mich gefressen?“, bendete Seth belustigt grinsend den Satz. „Mich überrumpelt, erschlagen und verbrannt?“ Seto zog einen Flunsch. „Das ist mein voller Ernst! Was wolltest du denn da drinnen? Ohne mir etwas zu sagen...Kein Wort hast du gesagt!“, regte sich der Jüngere weiter auf. ‚Hach ja’, ging es Seth durch den Kopf, ‚Manchmal könnte man meinen, er sei nicht mein Bruder sondern meine Mutter.’ Liebevoll wuschelte er seinem Schützling durch die braune Mähne und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. „Komm schon, Seto. Er ist geschwächt und verängstigt. Ein Stückchen Toilettenpapier könnte mir gefährlicher werden als er.“ Doch Seto wollte sich nicht so einfach beschwichtigen lassen. Seth mochte noch so recht haben, Seto bestand auf seinen Prinzipien! Sein Bruder hatte nichts hinter seinem Rücken zu schaffen, das ließ er nicht zu. Er wollte jetzt sofort wissen, warum Seth sein Zimmer betreten hatte, warum es von innen verriegelt war und was er da mit Atemu gemacht hatte. Ehe er das nicht alles wusste, würde er sich keinen Millimeter von der Stelle rühren. Er hatte sich von der Stelle gerührt. Und das, obwohl Seth ihn mit nichts weiter als einem Schulterzucken und einem gemurmelten „Vielleicht später“ abgespeist hatte. Ihm war schleierhaft, wie er schonwieder hatte nachgeben können. Fakt war, er tat es jedesmal. Das musste er dringend ändern! Aber vorher war da ein anderes Problem, dass es zu lösen galt. Seine Finger krampften sich um die Henkel seines Korbes zusammen. Sein Blick war auf die Straße geheftet. „>Ach Seto, wir haben nichts da um einen Menschen durchzufüttern. Übernimm du das doch bitte.< Wie konnte ich nur so blöd sein und mir das andrehen lassen?“, murmelte er frustriert vor sich hin. Da hatte ihn sein Bruder doch tatsächlich zum Einkaufen abbeordert. Einkaufen, für einen dahergelaufenen Homo Sapiens, der jetzt sein Bett in Beschlag nahm. Gut, das war an sich nicht dessen Schuld, aber es war ein Faktum! Einkaufen...am hellichten Tag...in einem Supermarkt gefüllt mit...Menschen. Seto lief es eiskalt den Rücken herunter. Warum musste er das machen? Sein Bruder hatte sich mit der einfallsreichen Ausrede, er müsse noch etwas erledigen, aus der Affäre gezogen, aber sie hatten einen Butler. Warum machte der das nicht? Immerhin bezahlten sie ihn dafür. Oh...warte, sie bezahlten Willbur ja überhaupt nicht. Er diente ihnen ihres Blutes wegen. Es war seine Bestimmung. Aber natürlich gehörten deratige Angelegenheiten nicht dazu. Wie wunderbar. Seto seufzte schwer. Er war unfair. Willbur tat vieles für sie. Er war ihm sehr dankbar dafür. Er sah von der Straße wieder auf. Er stand direkt an der Kreuzung. Wenn er hier um die Ecke bog, betrat er Warmblütergebiet. Ihm schauderte. ‚Ich habe keine Wahl...und irgendwie bin ich es ihm doch auch schuldig.’, sprach Seto sich selbst Mut zu.Wenn er an die letzte Nacht dachte, an die ängstlichen amethystenen Augen, die kalte, zitternde Gestalt in seinen Armen...dann spürte er in sich wieder dieses mysteriöse Etwas, dass ihn schon dazu veranlasst hatte, Atemu vor seinem Bruder in Schutz zu nehmen. Der Junge hatte viel Blut verloren. Wie wenn nicht durch anständiges Essen sollte er das wieder ausgleichen und sich erholen? Augen zu und durch, sagte er sich. Also schloss er die Augen und machte den ersten Schritt. Dann noch einen und noch einen. Als er die Augen wieder aufschlug, stand er mitten auf der sonnenbeschienen, hellen Straße. Vor sich sah er das rege Treiben der menschlichen Zivilisation. Vor seinen Augen boten Straßenhändler ihre Waren feil, Paare schlenderten Hand in Hand vorbei, Passanten eilten mit vollen Taschen umher. Und das Schlimmste: Um ihn herum rannte eine Horde kreischender Kinder! Er wäre am liebsten kreischend zurückgerannt, aber diese Peinlichkeit ersparte er sich lieber. Da kam plötzlich einer dieser kleinen Teufel direkt auf ihn zugelaufen. Seto machte einen Schritt zurück. Seine Augen wurden immer größer. Das Ding kam immer näher! In rasender Geschwindigkeit wirbelte er herum und rannte davon, zurück ins schützende Halbdunkel. Da blieb er auch dicht an die Wand gedrängt stehen und vergewisserte sich, dass dieses Ding ihm nicht nachlief. Sein Herz raste und sein Atem ging schnell. Er wollte einfach nur weg. So drehte er sich um und lief schnellen Schrittes heim. An der Tür erwartete ihn auch schon sein Zwillingsbruder. „Seth!“, rief er überglücklich und stürzte sich Besagtem in die Arme. „Seth! Es war so furchtbar! Da waren Menschen und Kinder und das Eine, das kam auf mich zu und ich...“, schluchzte er. Seth schlang sogleich schützend die Arme um ihn und strich ihm mit einer Hand über den Rücken. Er hatte mit so einer Reaktion seitens seines Bruders gerechnet und deshalb vor dem Haus Stellung bezogen. Aber er war nicht allein hier. Nachdem sich Seto einigermaßen gefangen hatte, entließ er ihn aus seiner Umarmung und trat ein Stück zur Seite. Zum Vorschein kam ihr neues blasses Haustier. Seth hatte ihn in einen Kragenpullover gesteckt, damit man die Bissspuren nicht sah. Als Seto dem Kleinen in die Augen sah bemerkte er, dass Seth ihn auch schon hypnotsiert haben musste. Sein Blick war noch etwas verwirrt, doch wach und aufmerksam. An die gestrige Nacht konnte er sich nicht mehr erinnern. Zögerlich lächelte er den für ihn noch völlig Fremden an und gab ihm die Hand. „Hallo“, grüßtr er. Seto erwiderte den Gruß zurückhaltend und wartete, bis Seth ihm erklärte, was er jetzt vorhatte. Er kannte ihn immerhin gut genug um zu wissen, dass er etwas vorhatte. Er musste auch nicht lange warten. „Ich dachte mir, du möchtest unseren Gast vielleicht mitnehmen. Er weiß jawohl am besten, was er gerne isst, nicht wahr?“ Seths warmes Lächeln trieb Atemu eine leichte Röte ins Gesicht. Seth hatte es wohl nicht gesehen, aber Seto fiel es auf. Das war ungewöhlich. Seth lächelte niemals jemanden außer ihm so an. Das war sein Lächeln! Bestimmt war es auch an ihn gerichtet und dieser Junge interpretierte es nur falsch. Ja, so musste es sein. „Also los, woeauf wartet ihr noch?“, kam es unbekümmert von Seth. Also nahm Seto ihr Hausmenschlein kurzerhand mit. Jetzt stand er wieder hier. Wieder an dieser verdammten Ecke. Ob die Kinder wohl noch da waren? Vielleicht lauerten sie auf ihn. Atemu beäugte den sich an die Wand drückenden und um die Ecke linsenden Vampir eine Weile neugierig, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und fragte: „Was machst du da?“ Seto, der so beschäftigt mit der Kinderfrage war, dass er Atemu darüber vollkommen vergessen hatte, fuhr zusammen und wirbelte erschrocken herum. „Ich? Äh...nichts! Was soll ich schon machen?“ Atemu lächelte ihn belustigt an. „Ich weiß nicht, aber es sieht ganz schön komisch aus.“ Das leise Kichern, dass auf diese Worte folgte, ließ nun Seto rosa anlaufen. Hatte er sich gerade lächerlich gemacht? Das war doch nicht zu fassen! Aber irgendwie sah Atemu in diesem Augenblick...niedlich aus. Als er merkte, was er da gerade im Begriff war zu denken, schüttelte Seto heftig den Kopf, packte sich die warme Hand des Kleineren und zog ihn Richtung Licht. Wieder machte er einige Schritte und blieb dann stehn. Atemu sah sich derweil neugierig um. Die Kinder schienen weg zu sein. Es fiel Seto reichlich schwer, weiter zu gehen. Er krallte sich mit solcher Kraft an Atemus Hand fest, dass dieser schmerzhaft das Gesicht verzog und sich leise beschwerte. Seto hielt sich den ganzen Weg über dicht bei Atemu. Als sie dann vor dem Supermarkt standen, schien er jedoch wie am Boden festgemauert. Atemu tippte ihn besorgt an, rief seinen Namen. Aber Seto starrte nur auf das Gebäude, das da vor ihm stand. Sein absoluter Alptraum. Er musste da rein. Alleine. Zu all diesen Menschen. Sein Herz schlug quälend langsam. Auf offener Straße umherzugehen kostete ihn schon Überwindung, doch in einen geschlossenen Raum gehen, das konnte er nicht. Er fühlte sich so hilflos, wie er da vor diesem großen Glashaus stand. Er konnte es nicht, er war unfähig! Seine Hand, die noch immer Atemus Hand umschlungen hielt, verkrampfte sich total und er begann zu zittern. Es konnte jede Sekunde zu spät sein! In wilder Panik zuckten seine Augen über die Umgebung. Doch er sah nicht mehr den hell beschienen Platz, die parkenden Kleinwagen und die kleinen Imbisstände zwischen den Parkplätzen. Vor seinen Augen begann es bereits zu dämmern. Er sah an sich herunter, doch er sah nicht sich,wie er da stand, in seiner langen, weiten Jeans und dem schwarzen enganliegenden Pulli, sondern zwei kurze Kinderbeinchen in einer abgeschürften Hose, darunter nackte Füße. Er hob den Kopf an und erblickte eine blasse Hand. Sein Blick glitt darüber hinweg und kam schließlich an einem unförmigen Holzkeil an, der aus der Brust eines jungen Mannes ragte. Er wollte das Gesicht des Mannes sehen und riss vor Schock die dunklen blauen Augen auf. Da lag er. Er wa tod. Tod wie seine Eltern... „...to...“ „...to!“ „Seto!“ Er riss den Kopf herum und blickte direkt in zwei klare, violette Augen. Er spürte etwas Warmes in seinem Geicht. Blitzschnell schlug er die Hand auf die Wange. Da lag eine andere Hand... Er sah herunter. Atemus Hand. Er ließ seine Hand auf ihr liegen. Sein Blick wanderte zurück zu Atemus Augen. Sein Atem beruhigte sich. „Geht es dir gut?“, hörte er Atemus leise Stimme sachte fragen. Er schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die wärmende Hand. Er musste ersteinmal tief durchatmen. Seit drei Jahren hatte er keine dieser Horrorvisionen mehr gehabt. Bis heute... Hilfesuchend klammerte er sich an diesen sanften Blick, ließ ihn auf sich wirken und beruhigte sich. Nocheinmal fragte Atemu nach: „Ist alles in Ordnung?“ Setos benommenes Nicken überzeugte Atemu nicht wirklich. Aber er wollte ihm nicht widersprechen. So hielt er weiterhin Setos Hand und strich diesem beruhigend über die Wange. Seth saß gerade mit übergeschlagenen Beinen im Wohnzimmer auf der Couch und trank Tee, als er die Tür ins Schloss fallen hörte. Er legte sein Buch weg und stand auf, ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Dieses erstarb jedoch sofort beim Anbklick seines aufgelösten Bruders mit dem leeren Korb in der Hand. „Seto...was ist passiert?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)