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Frühlingsbriese

Winterstern 2
von

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Am Anfang

Eine Frühlingsbrise fegte über die Felder und Wiesen, die Straßen und Gewässer. Grashalme und Baumäste gaben seiner Kraft nach, bogen sich in die Richtungen in die sie die Briese lenkte, ohne Widerstand. Aber brechen würde die Frühlingsbriese sie niemals können…
 

Irgendwo in Japan, Tokio.

Schreie halten durch das, beinahe wie ausgestorbene, Anwesen der Familie Akaj. Ein kleiner Junge, gerade mal 10 Jahre alt, kroch voller Panik unter sein Bett. Das was er gesehen hatte machte ihm Angst. Versetzte ihn in Panik. Sein Herz raste. Drohte zu zerspringen. Alles was er sich jetzt wünschte, war einzig und allein, dass seine Brüder doch endlich kommen und ihn retten würden. So wie sie es immer getan hatten, wie sie es ihm versprochen hatten. Aber er wusste, dass sie nicht kommen würden. Nicht rechtzeitig. Sie waren zu weit weg. Zu weit weg von hier. Diesem Anwesen. Diesem Ort. Dieser Stadt. Und es war seine Schuld. Einzig und allein seine Schuld. Hätte er doch nur etwas mehr Mut bewiesen, dann wäre er nicht in dieser Lage! Hätte er die Wahrheit gesagt, dass sein Kindermädchen einfach weg gegangen war, um ihren Freund zu treffen, und sie daran schuld war, das er eine teure Vase umgeschmissen und sich an den Scherben schwer verletzt hatte, dann hätte sein Vater nicht Tomohiro und Kazuha die Schuld gegeben! Dann müssten die beiden jetzt nicht in ein Internat in die Schweiz! Dann wäre er nicht alleine in diesem Haus! Dann hätte er verhindern können, dass das Kindermädchen wieder weg ging und dann hätte er auch verhindern können, dass das hier passierte!

Aber er hatte keine Zeit mehr, länger nach zu denken, denn plötzlich packte ihn eine Hand am Fußgelenk. Er schrie. Angst. Panik. All den Schrecklichen Gefühlen, die er dank seiner Brüder, vorher nie kannte, musste er nun schmerzhaft begegnen. Und keiner konnte ihn schützen. Verhindern, dass das alles passierte! Keiner konnte ihm jetzt helfen. Vielleicht konnte ihm keiner mehr helfen.

Der einigste Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, als ihm ein Tuch auf Mund und Nase gepresst wurde, nachdem man ihn Gewaltsam unter seinem Bett hervor gezogen hatte, war, dass das nicht Stimmte. Seine Brüder würden alles tun um ihn zu helfen. Auch nachdem er ihnen das Angetan hatte. Auch nachdem er dafür gesorgt hatte, dass das alles passierte!

Denn, war es nicht Tomohiro, der ihm vor seine abreise sagte, das es nicht schlimm war? War es nicht Kazuha, der ihn noch einmal, in einem unbeobachteten Moment, in die Arme genommen hatte, bevor er in die schwarze Limousine stieg?

Dann empfing ihn eine dunkle schwärze. Eine beängstigende schwärze. Eine verhängnisvolle schwärze. Eine schwärze, die ihm Angst machte. Eine schwärze, die sagte, dass das, was noch kommen würde, ihn für immer kennzeichnen würde.
 

Ein Frühlingswind wehte um das Haus. Blumen wiegen sich hin und her. Der Wind sieht alles. Der Wind sagt nichts.

Die Frühlingsbrise wehte um das Haus. Sie sieht alles. Sie schweigt. Sie lenkt die Natur. Schickt die Spur in die richtige Richtung.

Missing

Leise klang das Lied ‘Missing’ von Evanescence aus. Vorsichtig wurde der tiefrote Z4 M Coupé in die Einfahrt des Polizeireviers von Tokio gelenkt. Er kam auf einem der Parkplätze zum stehen. Die Fahrertür öffnete sich und eine Schwarzhaarige Frau stieg aus. Die Tür wurde zugeschlagen und der Wagen abgeschlossen. Mit einer Flüchtigen Bewegung nahm die junge Frau die Sonnenbrille, die sie trug, ab, wachsam blickten ihre dunklen Augen umher, nichts entging ihnen, alles wurde bemerkt, von den Blättern der Bäume, mit denen der Wind spielte, über die Blumen am Rande des Parkplatzes, die im Takt einer Frühlingsbrise wippten, bis hin zu der schwarzen Katze, die schnell über den Platz rannte. Aber von ihm, auf den sie wartete, oder besser Gesagt, der auf sie warten sollte, war noch keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich wartete er drinnen auf sie…

Mit Eiligen Schritten betrat sie das Revier.

Überall liefen Polizisten in Uniform oder Zivil herum. Einige verfrachteten Zeugen und Verdächtige in Höhere Stockwerke oder nach draußen, in Polizeiwagen um sie wahrscheinlich ins Gefängnis oder sonst wo hin zu bringen.
 

Kaum hatte die Schwarzhaarige das Gebäude betreten, als auch schon eine Person auf sie zukam. “Hei! Du bist sicher Ryan?” Ein Blonder Mann mit hellbraunen Augen kam vor ihr zum stehen. Ryan nickte. Das verleitete denn Mann dazu weiter zu sprechen: “Mein Name ist Matzuda Baker! Ich arbeite mit deinem Onkel zusammen! Er hat grad keine Zeit, er ist in einer Zeugenvernehmung… Deshalb hat er mich gebeten, mich um dich zu kümmern!” Wieder nickte Ryan. Matzuda drehte sich um und deutete ihr, ihm zu folgen.

Auf dem Weg in den zweiten Stock des Reviers erklärte der Blonde Ryan was es in diesem Gebäude alles gab, erklärte die Räume an denen sie vorbei kamen und stellte ihr ab und an einen Polizeibeamten oder einen anderen Mitarbeiter vor. Am Schluss kamen sie vor einer Tür stehen, neben dem ein Schild hing, mit der Aufschrift: ‘Büro O’Brian, Hirukaze und Nadato’.

“Hier sind wir! Das ist das Büro deines Onkels! Ich hoffe, dass dir das Praktikum hier gefallen wird!” Damit verabschiedete Matzuda sich. Die Schwarzhaarige legte eine Hand auf die Türklinke und drückte sie leicht herunter. Sie hatte die Tür nicht mal einen Spaltbreit geöffnet, als ihr schon die strenge und raue Stimme eines Mannes entgegenschlug, auch war das leise Schluchzen einer Frau zu hören. “Sie sind Inkompetente Idioten! Wie können sie denn noch hier rum sitzen während mein Sohn irgendwo da draußen von Psychopaten gefangen gehalten wird!!!” Eine Frauenstimme mischte sich ein. “Mr. Akaj, bitte beruhigen sie sich! Wir-” Doch diese wurde sogleich wieder von Mr. Akaj unterbrochen: “Ich soll mich Beruhigen? ICH soll mich Beruhigen!!! Mein Sohn wurde ENTFÜHRT! Sie Idioten! Suchen sie ihn gefälligst, anstatt hier rum zu hocken und Löcher in die Luft zu starren!!” Noch einmal schlug der Mann mit seiner Faust auf den Tisch. Dann stand er rasch auf und ging zur Tür, die er sogleich aufriss. Ryan wich einige Schritte zurück, um nicht umgerannt zu werden, aber ihre Vorsicht nützte nichts. Mr. Akaj erblickte Ryan, schritt auf sie zu und stieß sie zur Seite. Durch diesen heftigen Stoß verlor Ryan den Halt und machte unangenehme Bekanntschaft mit dem Flurboden.

Die Schwarzhaarige atmete zischend ein. Das würde blaue Flecken geben… “Alles okay?” Ein junger Mann mit Magentaroten Haaren stand vor ihr und reichte ihr die Hand. Ryan knurrte leicht, dennoch ergriff sie die Hand, die ihr gereicht wurde. “Ich möchte mich noch vielmals für meinen Vater Entschuldigen.” //Aber er ist nun einmal ein Arsch.//, fügte der Rothaarige noch in Gedanken seinem Satz hinzu. “Ich bitte Sie, sich nicht für einen anderen zu Entschuldigen. Zumindest nicht in meiner Gegenwart. Ich finde, dass jeder Mensch zu seinen Fehlern stehen sollte. Außerdem bezweifle ich, dass es Ihrem Vater Leid tut.” Kühl blickte Ryan den jungen Mann an. Er hatte nicht viel Ähnlichkeit mit seinem Vater… Ryans Meinung nach, ein großer Pluspunkt!

Der Rothaarige trug ein schwarzes Seidenhemd, bei dem die obersten zwei Knöpfe offen waren. Dazu trug er eine dunkelblaue Jeans Hose, um seinen Hals baumelte an einem langen, dünnen Silberkettchen einem, ebenfalls, silbernen Anhänger. Aber das faszinierendste an ihm, das war zumindest Ryans Ansicht, waren seine Augen. Seine Amethyst farbigen Augen, die, wenn das Licht sich in ihnen brach, einen leicht Silbernen Glanz aufwiesen! Aber auch sein Lächeln war etwas für sich… Es war nur ein leichtes lächeln, nicht so überdimensional wie von anderen Jungs in diesem alter, es wirkte eher etwas mysteriös…

Der Rothaarige nickte. “Wahrscheinlich haben sie Recht. Aber man gewöhnt es sich an, immerhin will man die Wut der Leute von sich selber fern halten.” “Mit nicht ernst gemeinten Entschuldigungen helfen sie niemand. Vor allem nicht sich selber.” Wieder nickte der Rothaarige. “Weise Worte… und Mutige… Ich habe bisher kaum jemanden kennen gelernt, der es gewagt hat, so was über meinen Vater zu sagen.” “Ich gehöre nicht gerade zu den Leuten, die ihre Meinung über jemanden, hinter dem Berg halten.” Ruhig blickte Ryan in die Amethystaugen des jungen Mannes. “Dann müssen sie viele Feinde haben…” Diesmal nickte Ryan. “Was mir an Freunden mangelt, mache ich mit Feinden wieder wett.” Der Rothaarige setzte gerade zu einer Antwort an, als auch schon wieder die tiefe, raue und mehr als unangenehme Stimme von Mr. Akaj zu vernehmen war: “Kazuha! Komm endlich du elender Nichtsnutz! Wir müssen nach Hause!”

Manchmal fragte sich die Schwarzhaarige, wieso solche Leute, wie Mr. Akaj, überhaupt Kinder bekamen, wenn sie, sie sowieso nur anschrieen und wie den letzten Dreck behandelten? Ryan schaute dem jungen Mann noch einmal in die Augen. Täuschte sie sich, oder hatten dessen Amethyste einen traurigen und gebrochenen wirkenden Glanz angenommen? Aber sie konnte nicht lange darüber nachdenken, denn Kazuha drehte sich um, wünschte ihr noch einen schönen Tag, und ging mit einem anderen Jungen, der Schwarze Haare hatte und eine Randlose Brille trug, neben einer etwas älteren Frau hinter Mr. Akaj her. Die Schwarzhaarige schaute ihnen noch kurz nach und ging dann in das Büro ihres Onkels. Dieser saß an seinem Schreibtisch, auf seinem Stuhl zurück gelehnt und sah reichlich deprimiert aus. Neben ihm, an einem Zweiten Schreibtisch saß eine Frau, Mitte 30, mit kurzen, schwarzen Haaren, die eine dunkelblaue Bluse mit einem roten Jacked und einem dazu passenden, Knielangen Rock trug. Ryan war klar, dass das die Frau war, die vorhin von Mr. Akaj ziemlich angepflaumt wurde.

Kurz schaute sich die Schwarzhaarige um. Es gab drei Schreibtische in diesem großen Büro, diese standen etwas entfernt von der rechten Wand des Zimmers. Hinter den Schreibtischen standen ein Schrank und mehrere Regale mit Akten und Ordnern, über den Regalen war eine reihe großer Fenster, mit denen man einen Perfekten Blick auf die Straße und die gegenüberliegenden Gebäude hatte. Auf der Linken Seite des Raumes standen ein langes, schwarzes Sofa, zwei dazu passende Sessel und ein Glastisch, auf dem einige Akten lagen. Neben ihr, an der Wand, standen ebenfalls Regale über denen eine große, weiße Notizwand hing, an der einige Bilder angebracht wurden. An der Wand, die Ryan gegenüber war, lehnte ein Mann mit etwas längeren, violetten Haaren und bernsteinfarbenen Augen. Er trug einen weiß-grauen Rollkragenpullover und eine schwarze Jeans. Er war der erste der Ryan bemerkte. Ein lächeln stahl sich auf seine Lippen. “Hey Collin, ich wusste gar nicht das deine Nichte SO attraktiv ausschaut! Hätte ich das vorher gewusst, dann-” Ein lauter knall und das erschrockene aufkeuchen des Violetthaarigen Mannes waren zu hören. Ein großer, braun-gelber Fleck prangte deutlich sichtbar neben dem Bernsteinäugigen und Keramiksplitter lagen direkt darunter. Das rührte daher, dass, als Collin den Mann hatte sprechen hören, seine Kaffeetasse genommen und direkt in seine Richtung geworfen hatte. “Gut gezielt Collin…”, meinte der Violetthaarige zu Collin ohne seinen entsetzten Blick von den Splittern neben ihn zu lassen. “Nein, ich hab mein Ziel verfehlt.”, knurrte der Schwarzhaarige. Der Violetthaarige zuckte leicht zusammen. “Mensch, dass war doch bloß n scherz!” Collin warf dem Mann noch einen letzten, tödlichen Blick zu, bevor er sich an Ryan wandte: “Hie Ryan. Entschuldige das ich dich nicht abgeholt habe, aber es gibt einen neuen Fall bei dem ich dringend-” “Eine Zeugenbefragung durchführen musstest. Ich weiß, ich weiß Onkel Collin. Mr. Baker hat mich bereits informiert.” Locker schaute Ryan sich weiter um. Auch wenn es eigentlich nicht viel Interessantes in diesem Büro gab.

Collin nickte. “Gut, dann stell ich dir am besten erstmal meine Kollegen vor! Das hier-”, der Schwarzhaarige zeigte auf die Frau, die am Schreibtisch neben ihm saß, “- ist Kimiko Nadato. Und das-”, diesmal zeigte er auf den Violetthaarigen, der gerade dabei war die Tassensplitter einzusammeln, “-ist Alex Hirukaze.” “Kannst mich ruhig Alex nennen!”, freundlich blickte der bernsteinäugige kurz zu Ryan, wandte sich dann aber wieder den Splittern zu.

Collin erklärte Ryan dann, was der neue Fall war, an dem er und seine Kollegen arbeiteten. Es ging um die Entführung von Toshi Akaj, dem Zehnjährigen Sohn von Masaru Akaj, der der Besitzer mehrer Elektronikfirmen ist. Toshi soll, den Angaben der Familie nach, Gesternabend verschwunden sein, als die Eltern mit ihren anderen beiden Söhnen auf dem Weg zum Flughafen waren. Bisher vermutete man, dass irgendjemand sich mit dieser Aktion an der Familie rächen wollte. “Warum ist die Familie zum Flughafen gefahren?” Ryan setzte sich auf das Sofa. “Mr. Und Mrs. Akaj wollten Kazuha und Tomohiro, die älteren Söhne von Mrs. Akaj, zum Flughafen fahren, da sie eigentlich in die Schweiz auf ein Jungeninternat sollten, aber bevor die Jungs in den Flieger steigen konnten meldete sich Polizei bei der Familie und berichtete ihnen das ihr Sohn entführt wurde. Dann sind sie sofort zurück gefahren.”, antwortete Mrs. Nadato. Ryan nickte. “War der Junge alleine zuhause?” “Nein. Eigentlich sollte das Kindermädchen auf den Jungen aufpassen, aber diese konnte an dem Abend nicht. Deshalb kümmerte das Hausmädchen sich um ihn… Als der Junge Entführt wurde, haben die Täter auf die arme Frau geschossen. Sie liegt jetzt im Koma auf der Intensivstation der ‘Uniklinik Tokio’.”, meinte Alex, der mittlerweile an seinem Schreibtisch sitzt. Collin lehnte an der Platte seines Schreibtisches und schaute seine Nichte an. Er konnte eindeutig ein Glitzern erkennen, dass er schon einmal gesehen hatte, bei einem anderen Menschen… Ryans Vater…

Im Cafe

Dunkelheit.

Stickige Dunkelheit.

Stille.

Beängstigende Stille.

Angst, ja dass war das passende Wort, für das was er fühlte! Angst davor, was diese Männer mit ihm tun würden. Angst davor, dass er seine Brüder nie wieder sehen würde.

Er versuchte seine Augen zu öffnen, es viel ihm schwer, er hatte schmerzen, solche schmerzen. Und das einigste was er erblickte, als er seine Augen öffnete, war eine Wand. Eine graue, schmutzige Wand. Ob er jemals wieder etwas anderes sehen würde?
 

“KAI! Du kannst Ilias einander mal anschmachten, wir haben immer noch Kunden!” Eine weißhaarige junge Frau stand, mit den Händen in den Hüften gestemmt, vor einem Blauschwarzhaarigen Mann, der allerhöchstens ein paar Jahre älter sein konnte als sie. Kai, mit einem Anflug von röte auf seinen Wangen, machte sich gleich wieder an seine arbeit hinter der Theke.

Mit einem leisen klingeln ging die Tür des Cafes auf und ein junges Mädchen mit kurzen, Rotbraunen Haaren und Blauen Augen trat mit einem strahlenden lächeln ein. “Hallo Kai!!!!” Der Blauschwarzhaarige nickte ihr lächelnd zu, und gleich wanderte der Blick des Mädchens zu der Weißhaarigen. “Ceres!!!” Mit wenigen Schritten war sie bei ihr angekommen und umarmte sie stürmisch. “Hey Kathrin! Wie war der Schüleraustausch?” “Super! England ist wirklich toll!” “Was hast du erwartet Kay? Ich ha dir ja gesagt, dass es dir gefallen wird!” Plötzlich stand ein junger Mann, mit weißblauen Haaren, der vor wenigen Augenblicken noch an der Theke saß, hinter Kathrin. “Hey Ilias!” “Wäre die Begrüßung damit abgeschlossen? Wir haben noch Kunden!” “Sofort Chef!” Grinsend machte Ceres sich, mit einem nun vollen Tablett, auf den Weg zu zwei der Gäste, die bereits seit einiger Zeit auf ihre Bestellung warteten.

“Entschuldigt bitte die Verspätung. Der Kaffee geht dafür aufs Haus!” “CERES!” Lachend drehte sich die Weißhaarige Bedienung wieder um, und ging zu ihrem, nun etwas angesäuerten Chef, der immer noch neben seiner Cousine Kathrin stand.
 

Vorsichtig nahm die Schwarzhaarige Frau die heiße Kaffeetasse in die Hand. Mit derselben Vorsicht nippte sie kurz an der heißen, schwarzen Flüssigkeit. Der Rothaarige Mann, der ihr gegenüber saß, schaute ihr dabei zu, wie sie in Gedanken versunken über einer Akte saß, und wie fixiert auf eine Stelle schaute. Zumindest sah es für ihn so aus.

Mit einem leisen ‘Klong’ wurde die Tasse wieder auf den Tisch gestellt. “Ich hab was.” “Und was?” Die Schwarzhaarige blickte auf. “Das hier ist die Akte über eine Anzeige die gegen Herrn Akaj geschaltet wurde. Das ist jetzt ungefähr 4 Jahre her.” “Worum geht es?” Der Rotschopf biss in sein Sandwich. Gerade als die Schwarzhaarige antworten wollte, mischte sich eine Stimme ein, eine ruhige Stimme. “Er hatte einen Autounfall verursacht, bei dem ein kleiner Junge ums Leben kam. Die Eltern haben ihn Angezeigt, aber die Anklage wurde wegen Mangelnder Schuld abgewiesen.”

Die Schwarzhaarige drehte sich um und blickte direkt in das Gesicht von Kazuha Akaj, und dem Gesicht seines Bruders Tomohiro Akaj.

Der Rothaarige musste husten, die beiden hatten ihn ziemlich erschreckt… Vor allem aber Schwarzhaarige, mit den dunklen Augen…

“Entschuldigt bitte, wenn wir euch erschreckt haben.” Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht von Kazuha ab. “Aber als wir an diesem Cafe vorbeikamen und ich sie hier sitzen sah, Mrs. O’Brian, konnte ich nicht anders und musste mit meinem Bruder zu ihnen.” “Ach sie ‘mussten’ zu mir?” Leicht hob Ryan eine Augenbraue an. “Ja, denn eigentlich wollte ich ihnen von meiner Vermutung erzählen, wer meinen Bruder entführt haben könnte, aber wie ich sehe haben sie bereits selber die Akte gefunden.” Kazuha setzte sich auf einen der beiden freien Stühle, neben Ryan, während sein Bruder es sich ihm gegenüber neben dem Rothaarigen gemütlich machte. “Wer ist eigentlich ihr Begleiter? Ihr Freund?” Interesse schwang in Kazuha’s Stimme mit. Ryan schüttelte leicht den Kopf. “Nein, das ist Sotaru Kira. Er ist ein sehr guter Freund von mir.” “Ich bin ihr BESTER Freund.” Bekräftigend nickte Sotaru. Kazuha nickte verstehend, während sein Bruder ihn verstehend anschaute. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen des Brillenträgers. Er wusste genau, warum sein Bruder solches Interesse an diesem Mädchen hatte.

“Aber sagen sie, Mr. Akaj, woher kennen sie meinen Namen?” Skeptisch musterte Ryan den jungen Mann vor sich. “Ich weiß vieles… Aber nennen sie mich bitte nicht ‘Mr. Akaj. Das ist der Name meines ‘Vaters*. Nennen sie mich Ka-” “Kazuha. Ich kenne ihren Namen.” “Anscheinend bin nicht nur ich gut Informiert.” Charmant blickte er in Ryans Augen. Diese widmete sich aber lieber ihrem Kaffee. “Sie vermuten also, dass die Eltern des toten Kindes dahinter stecken?” Fragend schaute Sotaru die Akaj Brüder an. Tomohiro nickte. “Sie haben das beste Motiv. Außerdem hatten sie eine Gelegenheit.” “Die Eltern des toten Jungen besitzen eine Kateringfirma und haben am Tattag bei unseren Nachbarn geliefert.” Kazuha beendete die Ausführung seines Bruders, während er sich die Speisekarte aus den Händen seines Bruders angelte und sich die Namen der Getränke und Gerichte anschaute. Ryan blätterte wieder in der Akte. “Ihr übernehmt die arbeit der Polizei.” “Ja und?” Tomohiro schaute sie an. “Ihr riskiert euer Leben.” Immer noch waren Ryans Augen an den Zeilen der Aktenblätter geheftet. Sie verzog bei diesen Worten nicht eine Mine. In Sotarus Gesicht dagegen spiegelten sich gerade einige Emotionen. Die nähe des Schwarzhaarigen Brillenträgers neben ihn, machte den Rothaarigen mehr als nervös. Und er hatte keine Ahnung warum…

“Wollen sie bestellen?” Plötzlich stand das junge Mädchen mit den Roten Haaren, was sich noch soeben mit dem Besitzer des Cafes, der zugleich ihr Cousin war, unterhalten hatte, neben ihnen am Tisch. Und hätte Sotaru noch mal in sein Sandwich gebissen, hätte er sich wohl wieder verschluckt. Aber hatte es ja seit dem Auftauchen der Beiden Akajs nicht mehr angerührt, also nichts mit verschlucken und Erstickungstod.

Tomohiro und Kazuha nickten beinahe synchron und gaben ihre Bestellungen auf: Für den Magentarothaarigen einen Kaffe und für den Brillenträger ein Gurkensalat.

Ryan währenddessen fischte nach ihrem Handy um ihren Onkel ihre Vermutungen zu schicken.

Gesagt, Getan.

Nach Minuten des eisernen Schweigens, räusperte sich Sotaru, der bis dahin unruhiger den je auf seinem Platz hin und her gerutscht ist, und fragte gerade heraus:

“Was sagt man wenn ein Spanner gestorben ist?”

Er wurde von fast allen Seiten angestarrt, als währe er ein Verrückter. “Was denn? Mir ist dieses Schweigen zu blöd… Wir sind ja nicht in ‘Schweigen der Lämmer’. Also? Wer kann mir diese Frage beantworten?” Nach weiteren Minuten des Schweigens und den verdutzten Blicken der anderen, seufzte Sotaru gequält auf. “Na das ist doch ganz einfach! ‘Der ist weg vom Fenster’!” Wieder Schweigen.

Bis Ryan auf einmal losprustete und in Gelächter ausbrach.

Eine der wenigen Momente in denen sie mal so ganz ‘normal’ war, wie andere Frauen in ihrem Alter auch. Sotaru musste lächeln. Er mochte diese Augenblicke, auch, oder gerade weil, sie so selten waren.

Nachdem die Schwarzhaarige sich beruhigt hatte, nahm sie einen schluck von ihrem Kaffee. “Das ist jetzt so typisch du, Sotaru!” “Wieso denn? Ich hatte einfach keine Lust auf dieses eisige Schweigen! Hätte ich ja ne Grippe riskiert.” Meinte der Rothaarige mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Plötzlich durchbrach das klingeln eines Handys die, diesmal etwas aufgelockerte, Stille. Kazuha griff seufzend nach seinem Handy. “Kazuha Akaj?… Ja Vater… Nein… Ja ich weiß wie spät es ist… Wir treiben uns nirgends rum. Wir… … Jetzt lass mich doch endlich aussprechen!… Ich rede in dem Tonfall in dem es-… Ja Vater…” Verbissen starrte der Amethystäugige in die Schwarze Flüssigkeit, die die Kellnerin ihm vor wenigen Minuten gebracht hatte. “Wir haben uns mit der Polizei unterhalten… Vater. … Nein, wir wissen nicht wer das getan hat… Weil wir uns nach dem stand der Dinge erkundigt haben, deshalb… Ja Vater.” Kazuha legte auf. Sein Blick wanderte zu seinem Bruder. Dieser seufzte leise, nahm noch einige bissen von seinem Salat und nickte dann in die Richtung des Magentahaarigen. Dieser stand auf und blickte Ryan leicht entschuldigend an. “Es tut mir Leid, aber wir müssen jetzt gehen.” Ryan nickte. “Aber wir würden es begrüßen, wenn sie beide,”, er warf einen kurzen Blick zu Sotaru, “morgen Abend bei uns essen würden.”

Ryan überlegte ob sie annehmen sollte.

Sotaru fühlte sich unwohl, die Blicke die der Schwarzhaarige ihm zuwarf, gefielen ihm nicht, denn sie sorgen bei ihm für ein merkwürdiges kribbeln in der Magengegend, das er nicht einschätzen konnte.

Ryan nickte. “Dann werden wir sie beide morgen Abend gegen 6 Uhr erwarten. Die Adresse ist ihnen bestimmt schon bekannt.” Mit diesen Worten, und einem charmanten Lächeln der der beiden Brüder, drehten diese sich um und verschwanden durch die Tür.

Sotaru schaute zu Ryan. Sein Gesicht zeigte einen Hauch von Missbilligung. Auf Ryans fragenden Blick hin, antwortete er:

“… Wir müssen jetzt für die beiden mit Zahlen!”



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