Trinkgeld von Vampire-Hero ================================================================================ Kapitel 6: (Un-) Erfreuliche Nachrichten ---------------------------------------- (Un-) Erfreuliche Nachrichten Schön. So unglaublich schön waren sie, genau wie Morgan. William musste Schmunzeln als er an seinen Roomboy dachte. Ja das Besitzpronomen hatte er im Laufe der Nacht drangehangen und er musste zugeben, dass es ihm ziemlich gut gefiel. Hanks Idee gestern hatte sich gut angehörte. Eigentlich Idiotensicher. Also genau das was er brauchte, damit Morgan bei ihm blieb. Verträumt blickte William auf die Schachtel, die immer noch auf seiner Kommode stand. Die zwei Engelsflügel lagen auf dem Samtkissen gebettet. Unbenutzt und unberührt. Es hatte ihn erst traurig gestimmt, dass Morgan sie nicht angenommen hatte. Aber vielleicht war jetzt noch kein günstiger Zeitpunkt. Dafür hatte die Rose gefehlt, was William mal als eine Art gutes Zeichen sah. Denn er schätzte den Kleineren nicht unbedingt so ein, dass er eine noch nicht voll erblühte Rose einfach wegwarf. Also bestand noch Hoffnung, an die er sich gerne klammerte. Entschlossen griff William nach dem Telefonhörer um den nächsten Schritt einzuleiten. ~~~ Irgendwie war heute nicht sein Tag, dachte Samuel betrübt. Erst war er zweimal gegen die Kante eines Schranks gelaufen, dann gab es nur noch kaltes Wasser zum Duschen und kurz darauf verpasste er knapp seine Bahn, die heute früher kam. Als hätte man sich gegen ihn verschworen. Na da konnte der Tag doch nur besser werden, überlegte Samuel trocken. Wie um das zu bestätigen, stürmte Luke aufgeregt ins Zimmer. Als er Samuel sah strahlte sein Gesicht vor Erleichterung und meinte zu ihm: „Samuel, der Chef möchte dich sprechen.“ „Okay, ich zieh mich bloß schnell um“, erwiderte Samuel und wollte sich aus seinen Klamotten schälen. „Nein. Er möchte dich jetzt sprechen. Er hat extra betont dass du sofort bei ihm antanzen sollst.“ „Na gut“, meinte Samuel schulterzuckend und ging dann. Ein wenig unwohl fühlte er sich schon. Was für einen Grund sollte es geben, dass er persönlich zum Chef vorgeladen wurde? Hatte er irgendetwas falsch gemacht und sollte nun dafür gerade stehen? Samuel konnte sich jedenfalls nicht erinnern, einen Verstoß begangen zu haben. Selbst zu Roger war er nett gewesen, auch wenn er ihm am Anfang eine Abfuhr erteilt hatte. Doch dafür wurde er jetzt bestimmt nicht vorgeladen... oder? Etwas unsicher trat Samuel in die Vorhalle der obersten Etage und musste schwer schlucken. Vor der Bürotür des Chefs standen zwei Bodyguards, woraufhin Samuel scheu den Kopf senkte. Respekt vor diesen Kraftpaketen hatte er allemal. Und wenn nicht ihr Aussehen ihn eingeschüchtert hätte, so taten es spätestens die Waffen, welche gut unter den Schwarzen Anzügen zu erkennen waren. Kein Wunder, dass sich hier niemand rein zufällig hinverirren konnte. Diese Gorillas würden bestimmt dafür sorgen, dass man sofort wieder umkehrte. So ganz in der Betrachtung der Bodyguards versunken, bemerke Samuel nicht, wie sich die Sekretärin neben ihn gestellt hatte. „Mr. Morgan richtig? Der Boss erwartet sie bereits.“ Damit führte sie ihn in das angrenzende Zimmer. Mr. Hudson saß in seinem Schreibtischstuhl und tippte noch die letzten Daten in das System ein. Als er die Besucher wahrnahm, speicherte er das Projekt und wandte sich dann aufmerksam seinen Angestellten zu. Dass er neben seiner eigentlichen Arbeit noch etwas nebenbei tätigte, wusste niemand aus seinem Unternehmen. Und das sollte auch weiterhin so bleiben. Denn er konnte es nicht gebrauchen, dass sich gewisse Sachen rumsprechen würden. Nicht nur, weil man an seiner Position zweifeln könnte, was ihm aber eigentlich egal war. Mit seinem Geld was er in den letzten Jahren erwirtschaftet hatte, zuzüglich zu seinem Erbe, könnte er auch sehr gut ohne diesen Job auskommen. Aber im laufe der Zeit war ihm die Firma sehr ans Herz gewachsen. Besonders eins faszinierte ihn hier, weshalb er alles tun würde, um weiterhin hier die Kontrolle zu haben. Um seinem stillen Verlangen Abhilfe zu verschaffen, indem er sein begehrtes Objekt mindestens einmal am Tag sah. All die alten und neuen Merkmale von ihm aufsog und dadurch seinem schmerzhaften Herzrasen Einhalt gebieten konnte. Zumindestens teilweise und auch nur für die Zeit wo er sich hier aufhielt. Wo er ihm nahe sein und heimlich einen Blick von ihm erhaschen konnte. Und so gern er weiter in seine Gedanken abgedriftet wäre, riss sich Hudson zusammen und konzentrierte sich auf die Momentane Situation und darauf, dass er Morgan etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. „Sie wollten mich sprechen Sir?“ fragte Samuel höflich und blieb mit einem gebührenden Abstand vor dem Schreibtisch stehen. „Ja Mr. Morgan“, bestätigte sein Chef und winkte dann dankend seine Sekretärin wieder heraus. Als sich die Tür hinter ihr schloss, fuhr er fort: „Sie haben die letzten Tage hervorragende Arbeit geleistet.“ „Ich tue nur meine Pflicht Sir“, erwiderte Samuel sachlich. Schließlich tat er das, was er jeden Tag machte. Zimmer putzen und aufräumen. Nur wurde er dafür nicht zu seinem Chef geholt, um ein Lob dafür zu kassieren. Oder sollte er sich bloß in falsche Sicherheit wiegen, um dann eine unerfreuliche Mitteilung zu bekommen? „Nicht so bescheiden Mr. Morgan“, winkte sein Chef ab und grinste ihn fast väterlich an. „Aber weshalb sie hier sind. Mr. Roger hat verkündet dass er seinen Aufenthalt hier verlängern möchte. Für wie lange steht noch außer Frage. Zudem hat er darum gebeten, dass sie persönlich für ihn da sind.“ „Aha“, gab Samuel langsam zurück und verarbeitete die neuen Informationen. Dabei dämmerte ihm langsam, worauf sein Chef hinaufwollte, weswegen ihm beinahe die Augen rausgefallen wären. Was sollte er tun? Samuel konnte sich nicht wirklich daran erinnern, Mr. Roger eine Freude bereitet zu haben. „Aber Sir, ich bin nur Roomboy“, wiedersprach Samuel mit höflicher Geste. Wollte seine innere Zerrissenheit nur ungern zugeben. „Ich weiß. Es ist ja auch nur solange, wie Mr. Rogers hier ist. Sie müssen ihn ziemlich beeindruckt haben, denn er hat eine extra große Summe hingelegt, nur damit die anderen Hotelangestellten nicht in seine Suite kommen. Dafür verlangt er ihre volle Aufmerksamkeit für die kommenden Tage, wenn nicht sogar Wochen.“ ...für die kommenden Tage, wenn nicht sogar Wochen... Samuel ließ sich den letzten Teil noch einmal durch den Kopf gehen und eine Gänsehaut breitete sich in ihm aus. „Gut, war sonst noch was Sir?“ fragte Samuel tonlos. Er wusste dass er nicht wiedersprechen konnte, wollte er den Job als Roomboy hier behalten. „Nein, das war dann alles. Ihren neuen Job treten sie gleich heute Nachmittag an. Mr. Roger wird dann auch von seinem Meeting zurück sein. Gehen sie jetzt am Besten nach Hause und packen ihre Koffer. Ich erwarte sie pünktlich und erholt gegen 16 Uhr bei Mr. Roger.“ „Ja Sir“ meinte Samuel niedergeschlagen, rang sich aber ein Lächeln ab. Schließlich konnte sein Chef ja nicht wissen, in was für einen Zwiespalt er sich nun befand. Vielleicht wäre es besser gewesen, er wäre heute gar nicht erst aufgestanden. Mit einem höflichen Gruß verabschiedete sich Samuel von ihm und machte sich auf den Heimweg. Ein bitterer Nachgeschmack bildete sich in seinem Mund. Rostfraß und Asche! Wieso musste denn jetzt so etwas kommen? Morgen Abend wäre alles vorbei gewesen. Kein unbekanntes Kribbeln und Magengeschwür, wenn er in Rogers Nähe war, keine abschweifenden und unnötig komplizierten Gedanken mehr. Einfach eine ruhige, heile Welt die ihn erwartet hätte. Und nun? Jetzt sollte er diesem Gast nicht mehr von der Seite weichen. Das war irgendwie unfassbar, wie Samuel fand. Wie sollte er sich denn jetzt gegenüber Roger verhalten? Und was wären überhaupt seine Aufgaben? War er sein persönliches Hausmädchen? Wie es jeder reiche Mann hatte? Die stellten doch auch für ihre Wohnungen schöne Frauen ein, die dann in knappen Anzügen durch die Zimmer herumwuselten. Würde Roger das auch von ihm verlangen? Dass er mit kurzem, schwarzen Top und Stringtanga, sowie einem Staubwedel bewaffnet durch die Suite huschte? Uhhhh... ein grausiger Gedanke, wie Samuel fand. Und hoffentlich phantasierte er sich da nur zu viel herein. Also erst mal packen und dann sehen, wie genau sich das Roger mit ihm vorstellte. So betrat Samuel seine Wohnung und ging rüber zur Küche. Sein trockener Hals verlangte nach ein wenig Flüssigkeit. Weshalb er sich ein Glas herausholte und Multivitaminsaft eingoss. Die Erfrischung tat mehr als gut, wodurch Samuel das Ganze nicht mehr so düster sah. Halb auf dem Küchentischsitzend, kramte er nach seinem Handy und schaltete es wieder ein. Während der Arbeitszeit stellte er es immer auf Lautlos, da er sonst ärger mit dem Chef bekommen würde. Hier allerdings war er der Herr im Haus und so stellte er es wieder auf normal. In seiner Abwesenheit gab es zwei neue Nachrichten für ihn, die auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wurden. Lustlos hörte er sie sich an und griff dabei wieder nach dem halbvollen Glas. ’Nachricht 1, heute um 08:45’, ertönte die freundliche, aber monotone Frauenstimme. ’Zur Erinnerung, ihr Handyvertrag läuft in der nächsten Woche ab’, erklang eine männliche Stimme. ’Bitte verlängern sie diesen rechtzeitig oder ihr Handy wird gesperrt.’ Natürlich. Und dafür durfte er auch einiges an Geld bezahlen. Es war nicht so, dass Samuel keine Kohle besaß und arm wie eine Kirchenmaus war. Dennoch warf er nicht damit um sich. Denn er sparte sein eigenes Geld, seit er neu in diese Stadt gezogen war und hier sozusagen einen Neuanfang gemacht hatte. Mit seinem Leben, seiner Vergangenheit und seinen Erinnerungen. Immer fünf Doller die Woche, die er sich zur Seite legte. Das war nicht die Welt, aber für Samuel selbst hatte es etwas befriedigendes, zu wissen, dass er nicht auf andere angewiesen war, um sein Leben zu meistern. ’Nachricht 2, heute um 09:10’, sprach wieder die Frauenstimme. ’Hey Honey’, hörte er nun eine dunkle, aber für Samuel nicht unbekannte Stimme. Dabei hätte er sich fast an seinem Glas verschluck, woran er kurz genippt hatte. Hatte er sich eben verhört? Samuel hoffte es, während sich seine Nackenhärchen aufstellten. Unsicher stellte er das Trinken auf der Anrichte ab und rückte etwas vom Handy weg. ’Ich habe dich vermisst Honey, all die Zeit über. Unsere gemeinsamen Stunden und nächtlichen Abende. Erinnerst du dich noch? Wie schön die Zeit damals war? Als du nur mir gehört hast?’ Kein Zweifel. Samuel hatte sich nicht verhört und ausgerechnet er musste bei ihm anrufen. Warum? Konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Unbewusst hatte Samuel seine Arme um sich geschlungen. Manövrierte sich selbst dabei unbewusst in eine Ecke und brachte sich immer mehr in eine Abwehrposition. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper und all die Wärme ist aus dem Raum gewichen. ’Und es wird wieder so sein. Ich habe eine gute Nachricht für dich. Bin vor zwei Stunden entlassen worden, wegen guter Führung. Ist mir nicht gerade leicht gefallen, aber ich würde alles tun um wieder bei dir zu sein. Die Zeit des Wartens ist nun vorbei.’ „Was?“, quiekte Samuel erschrocken auf. „Nein! Nein. Nein…“ Wie ein Mantra sprach Samuel diese Worte zu sich. Schüttelte ungläubig seinen Kopf und versuchte die Dämonen der Vergangenheit aus seinem Kopf zu verbannen. Auch wenn es nie wirklich ging, hatte Samuel die letzten Jahre versucht, diesen Mann zu vergessen. Ihn und die Erinnerungen die mit ihm zusammenhingen. Die er nicht noch einmal durchmachen wollte. Samuel hatte es genossen frei zu sein und seine Angst gegenüber Menschen war auch weniger geworden. Wenn ihm jemand zu nahe kam, ohne dass Samuel es selbst wollte, wies er denjenigen zuerst höflich ab, ehe er etwas deutlicher wurde. Aber bei ihm war es anders. Selbst heute, nach all den Jahren kroch Angst in ihm hoch. Panik dass sein neues Leben nur ein Traum war, aus dem er bald wieder aufwachen müsste. ’Ich war ein wenig enttäuscht dass du mich nie besucht hast. Aber deswegen bin ich dir nicht böse Honey. Im Gegenteil, dafür freue ich mich zu sehr, wieder bei dir sein zu können.’ „Nein, nicht“, flehte Samuel leise und Tränen stahlen sich aus seinen Augen, liefen unbemerkt über seine Wangen. Einzig sein Handy erhielt seine Aufmerksamkeit. Es war ihm beinahe so, als wäre er wirklich hier anwesend. So als würde er jeden Moment durch diese Tür kommen und ihn wieder… „Nein!“, rief Samuel verzweifelt aus. Unterbrach dabei seinen Gedankengang. ’Ich werde mal sehen, wo du zurzeit wohnst Honey. Lauf nicht weg, ich möchte mein geliebtes Häschen wieder holen. Also, bis dann… tut… tut… tut…’ „Bitte, nicht schon wieder“, schluchzte Samuel und starrte weiterhin wie paralysiert auf das Telefon. „Ich... schnief... ich hab jetzt mein eigenes Leben. Bitte lass mich endlich in Ruhe. Gott, wieso kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen? „ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)