Grief von Vinushka ((Kaoru x Toshiya)) ================================================================================ Kapitel 1: I live without feeling the truth ------------------------------------------- GRIEF (Toshiya x Kaoru) 1. I live without feeling the truth Kaoru kam von einem langen Arbeitstag –er ist natürlich als letzter gegangen- zurück ins Hotel. Er schloss die Tür auf und betrat das bereits dunkle Zimmer. Er zog seine Schuhe aus und ging geradewegs in Richtung Bett. Er tastete sich durch die weichen Federn bis hin zur Bettkante zum Lichtschalter der Nachttischlampe, den er betätigte. Durch den Lampenschirm drang gedämpftes Licht in den Raum und gab Kaoru Ausblick darauf, dass sein Bett nicht leer war. In ihm lag ein schmaler junger Mann, dessen Gesicht von seinem schwarz-braunem Haar gänzlich verdeckt war. Kaoru drehte ihn auf den Rücken und streifte ihm sanft seine dunklen Strähnen aus dem Gesicht. „Wach auf, Toshiya“, säuselte der Leader, während er sich sein schwarzes Hemd aufknöpfte. Besagter Bassist regte sich nicht, sondern atmete ruhig weiter. Kaoru zog sich das Hemd von den Schultern und hang es über die Bettkante. Er stupste Toshiya an, doch dieser murrte nur. Milde lächelnd beugte er sich über ihn und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Toshiyas Augen öffneten sich und sahen nun den Gitarristen verklärt an. „Weißt du eigentlich wie spät es ist? Ich bin müde…“, flüsterte Toshiya und schloss die Augen wieder, „mach die Funzel aus!“ Kaoru grinste. „Ist es schon zu spät für ein bisschen Liebe?“ „Du meinst wohl Sex?“, entgegnete Toshiya und zog die Augenbrauen hoch. Kaoru begann mit seiner Hand über Toshiyas nackte Brust zu fahren und kreiste um seinen Nippel. Er zog sich zusammen und wurde steif und Toshiya schreckte nach oben. „Verdammt noch mal, lass das!“ Kaoru zog eine zuckersüße Schnute und sah Toshiya aus Hundeaugen an, ein Blick, den man sich aneignete, wenn man ein Jahr lang der feste Freund von Toshimasa Hara war. „Jetzt bereit für Liebe?“ Toshiya lächelte ihn an. „Okay, überzeugt.“ Er wand sich aus der Bettdecke und richtete sich vor Kaoru auf. Der Leader legte seine Arme besinnlich um Toshimasas Taille und zog ihn willig zu sich heran. Er drückte seine sinnlichen Lippen auf Totchis Mund und fuhr mit seinen Händen den Rücken seines Geliebten auf und ab. „Toshiya“, keuchte er dazwischen als er sich kurz von ihm löste, „bleib für immer bei mir.“ „Ich liebe dich auch, Kaoru.“ Toshimasa war es gewohnt, dass Kaoru nie >Ich liebe dich< sagte. Stattdessen sagte er Dinge wie >Bleib bei mir< oder >Verlass mich nie<. Wahrscheinlich schämte er sich sonst. Toshiya konnte es sich selbst nicht erklären. Kaoru war nun mal ein typisch japanischer Mann. Der junge Bassist öffnete den metallenen Hosenknopf seines Freundes und öffnete dessen Hosenschlitz. „Schwein“, flüsterte er Kaoru liebevoll zu, als er feststellte, dass dieser keine Unterhose trug. Der Leader zuckte nur erregt zusammen und warf den Kopf in den Nacken, als Toshiya begann ihn mit der Hand zu befriedigen. Kaoru biss sich lustvoll auf die Unterlippe damit ihm kein erregtes Stöhnen entwich. Toshiya lächelte verschmitzt und packte härter zu. Vor Schmerz und gleichzeitiger Erregtheit musste der Leader nun doch herzhaft aufstöhnen. Der junge Bassist, den dieses Geräusch ziemlich geil gemacht hatte, drückt seinen Liebsten nun auf das Bett. Er zog Kaorus Hose nach unten und streichelte über Kaorus Beckenknochen. Allerdings war der Ältere dort kitzelig und so wand er sich leicht genervt unter Toshiya. „Was soll das werden? Wir wissen doch hoffentlich beide, wer von uns der Aktive ist!“, sagte Kaoru, der von Beruf wohl Seme war. Toshiya lächelte. „Dafür bin ich doch viel zu faul, das weißt du doch!“, entgegnete Toshiya und zog seine enge Unterhose über den Po. Kaoru erwiderte sein Lächeln und schlang seine schlanken Arme um Toshiyas Hals. Toshiya ließ sich auf Kaorus Bauch ziehen und verteilte kleine Küsse auf dessen Brust. „Hör auf mit der Kinderkacke und lass mich ran!“, meckerte der Ältere und murrte. „Niikura, du bist so doof!“, zischte Totchi beleidigt, „ich wollt doch nur schöne Stimmung machen. Kann ja nicht jeder so rattig sein wie du!“ „Ich bin nicht rattig!“ „Ich bitte dich! Wenn du noch härter wärst, wäre deine Hose geplatzt!“ Toshiya war ziemlich sauer, Kao schien das allerdings nicht zu beeindrucken. Stattdessen zog er Toshiya wieder zu sich und wollte, dass er sich rittlings auf ihn setzte. Der Bassist aber, drückte sich von ihm weg und zog seine Unterhose wieder nach oben. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?!“, maulte der Leader, „macht dein Süßigkeitenladen heute noch mal auf?!“ „Für dich bestimmt nicht!“ „Ach bitte, Toshimasa, jetzt lass doch nicht die sexgeile Schlampe raushängen. Wir wissen beide, dass ich der Einzige bin, der dich besteigt!“ Toshiya schenkte Kaoru einen eisigen Blick. „Hast du mich ‚Schlampe’ genannt? Verdammt, du weißt genau, dass ich das nicht bin! Das Image-„ „-hat nichts mit deiner echten Persönlichkeit zu tun, bla bla. Oh bitte…“, vervollständigte Kaoru den Satz. „Was ist los mit dir? Hast du zu viel gearbeitet oder gesoffen?“ Toshiyas Stimme klang gebrochen. Er war verletzt, von dem was Kaoru von sich gab, obwohl er es doch am besten wusste. „Verdammt noch mal ja! Ich hab gearbeitet und nicht zu wenig! Und wenn ich jetzt ins Hotel komme und weiß, dass wir morgen Abend ein Konzert geben, will ich, dass du ohne zu Maulen bereit bist, es mit mir zu tun. Ich hab nen verspannten Rücken und will morgen möglichst locker sein, also komm her und- Was zum Teufel tust du da?“ Kaorus Erklärung wurde von Toshiya unterbrochen. Der Bassist war vom Bett aufgestanden und hatte ein weißes Shirt aus seiner Reisetasche gezogen. Verwirrt schaute Kaoru ihn an, als Toshiya sich dann auch noch eine etwas weitere, kurze schwarze Hose anzog, die ihm wohl als Schlafanzug diente. „Ich schlaf bei Shinya. Du kotzt mich grad echt an, ehrlich.“ Kaoru sprang ebenfalls vom Bett hoch und rannte zu Toshimasa, der gerade die Zimmertür öffnen wollte. Er packte den Jüngeren bei der Hand und hielt ihn grob fest. Allerdings nur um ihn dann sanft in seine Arme zu ziehen. „Kaoru… Bitte lass das, du machst es nur schlimmer… Ich hoffe, dass du nur überarbeitet bist… Aber ich will heute lieber nicht bei dir schlafen.“ Phlegmatisch, wie in Zeitlupe, ließ Kaoru den Bassisten los. Seine Arme hingen träge links und rechts an ihm herunter. Toshiya starrte eine kurze Zeit lang auf den Boden vor Kaos Füßen, dann drehte er sich um und drehte den Türknauf um das Zimmer zu verlassen. Kaoru ging zurück zum Bett und legte sich hinein. Sein Blick harrte noch auf dem Kissen, wo die Stelle auf der Toshiya lag, noch immer eingedrückt war. Er schaltete die Nachttischlampe aus uns versuchte zu Schlafen. Sein Rücken war verspannt und schmerzte sehr… Derweil war Toshimasa zum Hotelzimmer des jungen Drummers gegangen. Vor der hölzernen Türe blieb er stehen und klopfte zaghaft dagegen. Als niemand öffnete haute er härter mit seinen Handknöcheln gegen das Holz. Die Tür öffnete sich und Shinya sah vorsichtig hindurch. Sein rötlich-blondes Haar war völlig verwuschelt und seine Augen waren zu kleinen Schlitzen zusammengekniffen, die das Licht vom Zimmerflur nicht durchdringen lassen wollten. „Toshimasa, was willst du noch um die Zeit?“ Der Bassist druckste herum. Er atmete kurz ein, als ob er zu sprechen beginnen wollte, atmete dann aber wieder aus, ohne dass ein Wort seine Lippen verließ. Shinya schob die Tür weiter auf, sodass Toshiya eintreten konnte. Toshiya ging an Shinya vorbei, den Blick durchs Zimmer schweifend. Shinya hatte nichts in seinem Hotelzimmer angerührt, so schien es zumindest. Die Blumen standen noch genauso auf der Mitte des Tisches, wie beim Einzug. Fein säuberlich mittig auf dem weißen runden Tischdeckchen. Die roten Vorhänge waren noch immer aufgezogen, nicht wie in ihrem Zimmer, wo Toshiya gleich als erstes die Gardinen zuzog, damit niemand sah, was die beiden trieben. Der junge Schlagzeuger setzte sich auf sein Bett und klopfte neben sich auf die Matratze. „Setz dich doch bitte.“ Toshiya kam der Bitte nach und setzte sich vorsichtig neben Shinya nieder. „Was gibt’s? Stimmt was nicht?“, fragte Shinya und legte sich selbst und Toshiya seine Bettdecke über die Schultern. „Nichts von Bedeutung.“ „Gab’s Ärger mit Kaoru?“ Toshiya schwieg. Shinya, Die und Kyo hatten keine Ahnung, was sich nachts zwischen ihrem Leader und dem Bassisten abspielte. „Hattet ihr Streit?“ Toshiya schüttelte den Kopf. „Darf ich dich mal was ganz anderes fragen? Nur so, unter Freunden…“ Shinya nickte lächelnd. Toshiya erwiderte das Lächeln für kurze Zeit und begann: „Hattest du schon jemals das Gefühl, dass du jemanden nicht mehr liebst, obwohl du ihn lieben willst?“ Shinyas Antwort war kurz und knapp: „Nein.“ Er bemerkte aber, dass Toshimasa das nicht hören wollte und so fuhr er fort: „Ich glaube, dass das normal ist. Es gibt halt Zeiten, wo man völlig verliebt ist und dann gibt es Zeiten in denen die Liebe nachlässt. Aber trotzdem ist und bleibt man verliebt. Warte einfach ab.“ „Und wenn er mich betrügt, während ich warte?“ „Er?!“ Toshiya verstummte und starrte auf seine Knie. „Toshiya“, fing Shinya an und legte seine Hand auf den Oberschenkel des Älteren, „es ist egal ob Mann oder Frau. Ich war bloß ein bisschen überrascht… Warum sollte er dich betrügen? Vertraust du ihm nicht?“ „Ich weiß einfach nicht… Es geht ihm manchmal mehr um Sex als um mich…“ „Ist er gewalttätig wenn er Sex will?“, fragte Shinya und sah ernst drein. „Nein, überhaupt nicht. Noch nie.“ „Hat er dir gesagt, dass er dich liebt?“ „Noch nie.“ „Hast du es ihm gesagt?“ „Ein Dutzend mal…“ Shinya legte behutsam seinen Arm um Toshiyas Schulter und legte seinen Kopf auf dessen Seite. „Wie lange kennt ihr euch schon?“ Toshiya schwieg zuerst. Shinya war nicht blöd. Würde er die Wahrheit sagen, würde er wohl sofort Bescheid wissen. „Ich weiß nicht, ein paar Jahre sicher…“, antwortete er stattdessen. „Und wie lange seid ihr zusammen?“, fragte er weiter und rieb sich kurz sein linkes Auge, was sich nicht recht an das Licht im Zimmer gewöhnen wollte. Toshiya seufzte. „Ein Jahr, fünf Monate und 16 Tage.“ Der Schlagzeuger lächelte bitter. So sehr liebte Toshiya ihn also… Toshiyas Augen verengten sich und er sprach weiter: „Er war heute unglaublich gemein zu mir. Vielleicht lag es auch nur an der Arbeit, vielleicht war er ja auch nur gestresst oder so…“ Shinya nickte ihm zu und sah dann zu Boden. Seine dünnen Beine baumelten leicht vom Bett herunter, daneben Toshiyas, fest auf der Erde. „Geh zurück zu Kaoru und stell ihn zur Rede“, sagte der blonde Schlagzeuger dann und zog seine Arme an seinen Körper zurück. Toshimasa riss die Augen weit auf. Hatte er sich doch verplappert?! Verdammt, warum war Shinya nur so intelligent? (Anm.: Das Gegenteil wäre doch schlimmer! (^.^)°) Shinya zog die Decke von Toshiya herunter und schlang sie fast schon selbstsüchtig um sich selbst. Dann ließ er sich auf das weiche Hotelbett nach hinten fallen und richtete seinen Blick an die Decke. „Ich hab keine Sekunde daran gezweifelt, dass es Kaoru ist“, sagte er dann ruhig. Aus dem Augenwinkel betrachtete er Toshiyas Rücken, der sich außer leichten Atembewegungen nicht bewegte. Er fragte sich, was gerade in seinem Freund vorging… „Du warst zwar oft mit mir zusammen. Und hast dir sonst das Zimmer mit mir geteilt… Aber du hast mich immer anders angesehen als Kaoru. Ich weiß nicht, als was du mich ansiehst, aber ihn siehst du an, als wäre er für dich ein Gott.“ Toshiya sah über seine Schulter zu Shinya und fragte leise: „Wissen Kyo und Die es auch?“ Shinya besah sich wieder die Zimmerdecke und streckte sich kurz. „Wenn du mich fragst“, begann er dann, „Die hat deine Blicke zu unsrem Leader längst bemerkt und Kyo steht sowieso über den Dingen. Er wusste es sicher schon bevor du es selbst wusstest.“ Der junge Bassist erhob sich vom Bett und verschränkte, sich wärmend, die Arme vor der Brust. „Bin ich wirklich so ein offenes Buch für alle?“ Shinya setzte sich auf. Er richtete sein zerstrubbeltes Haar und setzte sich im Schneidersitz. Er schüttelte den Kopf, obwohl er genau wusste, dass Toshiya das sowieso nicht sehen konnte. „Nur für die Menschen, die dich lieben“, antwortete Shinya. Gutmütigkeit und Wärme lag in seiner Stimme. Toshiya seufzte lang und gedehnt. „Ich kann da nicht wieder zu Kaoru rein spazieren. Jetzt lass mich schon bei dir schlafen!“ Shinya lachte kurz auf. „Was soll das denn? Willst du ihn eifersüchtig machen?“, fragte Shinya und zog an Toshiyas T-Shirt, sodass der Bassist wieder aufs Bett plumpste. „Ich hab keinen Bock heute noch mit ihm zu reden. Als Kumpel und Leader ist er vielleicht unübertrefflich, aber als fester Freund…“, zischte Toshiya zwischen seinen Zähnen hervor. „Ein ungeschliffener Diamant, vielleicht?“, fragte Shinya um Toshiyas Satz zu komplettieren. „Nee, eher ein Fels aus dem der Diamant rausgekloppt werden muss, um ihn dann zuschleifen…“ Toshiya lächelte Shinya leicht an und der Drummer lachte los. Toshiya mochte es wenn Shinya so lachte und so lachte er mit. Sie kriegten sich schnell wieder ein und Shinya rutschte vom Bett herunter und stand auf. Die weiße Bettdecke feuerte er hinter sich aufs Bett und er streckte sich herzhaft. Sein Gesicht nahm dabei die Züge einer Katze an, die eben erst gegähnt hatte. Toshiya lächelte seinen Freund verschämt an. Wie wäre es wohl, wenn Shinya sein Freund wäre? Er schüttelte sofort seinen Kopf um diesen verwirrenden und gleichzeitig unfairen Gedanken, gegenüber Kaoru, loszuwerden. Er musste sich auch schnell wieder fassen, denn Shinya hatte ihm seine schlanke Hand hingehalten. Toshiya sah ihn an wie ein Schaf, dass einen Rückwärtssalto vollführen sollte und fragte unsicher blinzelnd: „Was willst du?“ Shinya drehte genervt den Kopf und rollte dabei mit den Augen. „Gib mir deine Hand, Mann!“ Toshiya legte seine Hand in die des Drummers. Sie war genauso zart, warm und weich wie er sie in Erinnerung hatte. Schon wieder dachte er daran seinen Kaoru zu hintergehen… Shinya marschierte los in Richtung Tür. Toshiya bekam davon wenig mit. Er überlegte, warum er plötzlich solche Gedanken hegte. Fühlte er sich einsam? Warum – Kaoru war immer für ihn da, wenn er ihn brauchte. Wollte er es Kaoru heimzahlen? Was bitteschön heimzahlen – Kaoru war nur ein Mensch, auch er hatte mal schlechte Laune und machte Fehler, auch wenn sie verletzend waren. Und selbst wenn, Shinya für seine selbsternannte Rache zu missbrauchen war nun wirklich unterste Schublade. Schließlich tat Shinya alles um Toshiya zu helfen, selbst jetzt. Der Bassist merkte plötzlich ein unangenehmes Stechen in seiner rechten Wange, ausgelöst von Shinya, der ihn gerade mit seinem Zeigefinger piekste. „Erde an Hara Toshiya, bist du noch da?“ Der Drummer zeigte auf Toshimasas Kopf, also auf sein Hirn. „Lass den Scheiß“, zischte Toshiya und lachte leise. Erst jetzt bemerkte er, wohin Shinya ihn gezerrt hatte: Vor sein, Toshiyas, Hotelzimmer in dem er Kaoru zurückgelassen hatte. Hinter der Tür schien alles ruhig zu sein. Wahrscheinlich schlief sein geliebter Leader schon. „Was wird das?“, fragte Toshiya ungläubig und lehnte sich an die Wand neben der Tür. Shinya zog eine lächelnde Schnute. „Menno, jetzt geh schon zu Kaoru und klär das mit ihm!“ „Ich soll was?!“ Toshiya fuhr zusammen. „Frag ihn ob er dich liebt und stell ihm ein Ultimatum!“ Schon wieder erinnerte Toshiyas Blick an den des wolligen Tieres auf der Weide. „Ultimatum?! Was willst du von mir?!“ „Gott, jetzt stell dich nicht doof! Sag ihm, dass er die Wahrheit sagen soll oder das du ihn sonst verlässt!“ Toshiyas Augen verengten sich. „Was is’n das für ’ne Schnapsidee? Entweder er sagt nichts oder er wird mir sagen, dass er mich nicht liebt; in beiden Fällen wär es das Aus!“ Shinya sah bedrückt zur Seite. Daran hatte er gar nicht gedacht. Er fasste sich schnell wieder und antwortete: „Wäre es dir denn lieber mit ihm zusammen zu bleiben obwohl er dich nicht liebt?“ Toshiya schwieg kurz; er räusperte sich und sprach sehr leise. „Lieber leb ich mit der Lüge als allein zu sein…“ Shinya stockte der Atem. Toshiya stand vor ihm an der Wand, haute diesen Satz mit einer solchen Gleichgültigkeit raus, wie es Shinya noch nie erlebt hatte. Er konnte sich so keinen Reim darauf machen, was der Bassist meinte und ob es sein Ernst war. „Bist du denn alleine?“ Toshiya grinste spöttisch auf den Boden, schaute Shinya nicht ins Gesicht. „Ich war mein ganzes Leben allein, jeder wollte mich nur besteigen, nie war es ihr ernst. Selbst wenn Kaoru es nicht ernst meint; er ist länger als nur eine Nacht bei mir geblieben. Er hat mich gebeten für immer bei ihm zu bleiben. Würde er das fragen wenn er mich nicht wenigstens etwas liebt? Oder zumindest…gern hat? Er war eigentlich immer gegen mein Image als Schlampe.“ Der letzte Satz war nur ein Flüstern, wenn nicht gar ein Hauchen. Shinya tat es weh Toshiya so angreifbar zu erleben. Nie hatte er so offen über seine Gefühle gesprochen. Er hatte auch nie erwähnt, wie er sich mit dem Titel ‚Schlampe’ fühlte. Nie hätten sie angenommen, dass Toshiya tatsächlich der Typ war, der viele Liebhaber hatte… Er war immer der, der lachte und alles hinnahm ohne sich zu beschweren. Für Shinya war es nun schwer eine Antwort zu finden. Alles was Toshiya sagte, klang so seltsam aus seinem Mund. Toshimasa bestückte Shinya mit einem Blick, der ihm zeigte, dass es keine Antwort gab, auf das, was Toshiya gesagt hatte. „Es tut mir leid“, murmelte der Schlagzeuger, dem Blick seines Freundes ausweichend. „Für was entschuldigst du dich? Das macht meine Situation auch nicht besser!“ Shinya schrak zurück. Toshiya stieß sich mit den Händen von der Wand ab und ging, Shinya auffällig anrempelnd, zu seiner und Kaos Hotelzimmertüre. Er drehte den Knauf, ohne Shinya auch nur anzusehen und ging in das dunkle Zimmer, schlug die Tür laut hinter sich zu. Shinya schaute ihm betrübt hinterher, dann machte er kehrt um wieder in sein Zimmer ins Bett zu gehen. Toshiya stand nun im Finstren. Er konnte die Hand vor Augen nicht erkennen und so blieb er eine Weile stehen, bis sich seine Pupillen an die Dunkelheit einigermaßen gewöhnt hatten. Er erkannte gerade mal so ihr Bett und taumelte darauf zu, dabei sich seines T-Shirts entledigend, was er vorhin erst angezogen hatte. „Sorry, Kao, dass ich so einen Lärm gemacht hab. Hab ich dich geweckt?“ Er war am Bett angekommen; Kaoru antwortete nicht; sicher war er sauer. Toshiya tastete auf der Matratze herum und konnte Kaoru auf der linken Seite nicht fühlen und so kroch er unter die Decke und legte sich hin. Er legte sich mit dem Blick zur Tür, drehte Kaoru so den Rücken zu. „Wenn du immer noch mit mir schlafen willst, können wir jetzt. Oder soll ich dir den Rücken massieren?“ Stille. „Bist du sauer? Tut mir leid… Oder schläfst du schon halb?“ Wieder keine Antwort. Toshiya schluckte und griff nach dem kleinen schwarzen Schalter für die Nachttischlampe. Nach einem kurzen Knipsen wurde der Raum von gedämpftem Licht durchströmt und wieder mussten sich Toshiyas Augen daran anpassen. Geblendet, denn er lag ja direkt neben der Glühbirne, richtete er sich auf und blickte hinüber auf Kaorus rechte Seite. Toshiyas Augenlider flackerten verstört; er blickte sich um doch er war nicht da. Kaoru war weg. Deprimiert seufzte Toshimasa und zog seine Beine an den Körper. Er schlang die Arme darum und vergrub stöhnend seinen Kopf in den Knien. Klar war Kaoru gegangen. Er war ja schließlich so fies zu ihm gewesen. Geistesabwesend zog Toshiya seine Arme fester um sich selbst. Er wusste weder wo Kaoru hingegangen war, noch wann er wieder kommen würde. Eine Weile verharrte er in dieser Position. Dann kam ihm wieder Shinya in seine Gedanken und wie er ihn behandelt hatte. Der Tag war einfach nur beschissen. Er griff zum hölzernen Nachttisch neben ihm und tastete auf dem glatt lackierten Holz herum, bis er sein kleines schwarzes Handy unter seinen Fingern spürte. Er zog es an dem kleinen Astro-Boy-Anhänger (Anm.: Totchi steht halt drauf…) vom Tisch herunter in seinen Schoß. Er begann darauf herumzutippen, ziemlich schnell, denn er hatte schon verdammt viel Übung. >Sorry, dass ich so gemein war, Shin! Falls du noch nicht schläfst, gute Nacht ♥< Er hämmerte Shinyas Nummer, die er auswendig kannte, in die silbernen Tasten und sendete sie ab. Zwar nur ins gegenüberliegende Zimmer, aber so erschien es Toshiya nun mal sinnvoller. Er dachte darüber nach Kaoru zu schreiben, aber das ließ er dann doch bleiben. Er selbst hatte keine neuen Nachrichten, nur zwei entgangene Anrufe; von Kyo, der ihn sicherlich nur angeklingelt hatte, um zu testen, ob sein neues Mobiltelefon auch seinen Soll erfüllte, und von Die, der es wohl einfach aus Spaß an der Freude Kyo gleichgetan hatte. Seit sie in China waren hingen die beiden nur aufeinander. Toshiya schmunzelte in sich hinein, als er an gestern dachte; die beiden riefen Kaoru völlig verstört an, da sie sich verlaufen hatten und die chinesische Schrift für sie einfach keinen Sinn ergab. Vier geschlagene Stunden später fand Kaoru sie dann, etwa 200 Meter von ihrem Hotel entfernt… Die Standpauke beanspruchte dann noch mal eine Stunde. Trotzdem konnte Toshiya keinen ruhigen Gedanken über Kaoru fassen und so wählte er unsicher die Nummer des Leaders. Das Freizeichen erschien und Toshiya wartete. Kaoru hatte sein Handy auf stumm geschaltet. Allerdings vibrierte es jetzt penetrant in der Gesäßtasche seiner schwarzen Jeans, die am Boden lag. Neben dem Bett in dem er lag. Er wusste, dass er in dieses Bett nicht gehörte und trotzdem konnte er nicht erahnen wer dieses unangenehme Vibrieren verursachte. Er zog sein Handy aus der Hose; sein Blick wanderte zu der Person neben ihm. Er kannte sie nicht wirklich, sprach nicht mal ihre Sprache. Sie wusste nicht mal, dass Kaoru eine Berühmtheit war. Er hatte sie an der Hotelbar getroffen, sie hatte ihn angesprochen. Erst in Chinesisch, dann in Englisch. Kaoru fand sie niedlich, allerdings war sie keine Frau in die er sich verlieben hätte können. Das war ihm von Anfang an klar. Er schaute auf das Display seines Handys und sah Toshiyas Namen. Er seufzte und nahm ab. „Was ist?“, fragte Kaoru in seinem neutralen Leader-Tonfall, emotionslos. „Kaoru, wo bist du denn? Geht es dir gut?“ „Warum fragst du? Woher weißt du eigentlich, dass ich nicht im Zimmer bin? Bist du nicht mehr bei Shinya?“ „Nein… Es tut mir leid. Ich war nur müde und sauer. Ich meinte alles nicht so.“ Toshiya schniefte kaum merklich in die Telefonleitung hinein. „Krieg dich ein! Ist doch nun auch egal!“ „Ist es nicht!“, rief Toshiya aufgebracht, „Bitte komm wieder her. Du fehlst mir.“ „Was soll der Scheiß? Ich bin erst seit ein paar Stunden weg. Warum gehst du nicht wieder zu Shinya?“ „Kaoru, was ist denn los?“, fragte Toshimasa kleinlaut am anderen Ende der Leitung. „Frag nicht so dämlich!“, zischte Kaoru, da er die junge Frau neben ihm nicht wecken wollte und legte auf. Sein Groll auf Toshiya wurde immer größer. Für Sex war er zu gebrauchen, aber eine Beziehung mit ihm war einfach die Hölle. So sehr Kaoru sich ein Jahr lang bemüht hatte, war es doch eigentlich nur gute Miene zum bösen Spiel. Jedes Lächeln war nur noch gequält, jeder Kuss war ihm, Kaoru, unwichtig geworden. Er tat es nur noch, weil er es als Pflicht empfand. Niemals hätte er ihm >Ich liebe dich< sagen können. Für das, was er mit der Chinesin getan hatte, empfand er nicht die geringste Reue. Toshiya hockte auf seinem Bett. Seine Hand, die sein Handy fest umklammerte, zitterte. Sein Blick ging leer ins Zimmer. Er schluckte ab und zu schwer, verschlang so die Tränen, die andauernd in seine Augen wollten. Er hatte Angst. Angst vor Kaoru, wie er sich verhalten würde wenn er wieder da wäre. Vielleicht würde er so sein wie immer, vielleicht würde er ihn auch anschreien. Vielleicht würde er sogar Schluss machen. Noch immer wusste er nicht, wo Kaoru gerade war. Vielleicht hatte er kein Geld bei sich und musste zum Hotel laufen. Vielleicht war ihm was passiert und deshalb hatte er schlechte Laune. Neben ihm sah er Kaorus T-Shirt, in dem er schlief. Es war weiß und knittrig auf die Bettdecke geworfen worden. Kaoru hatte es wohl eilig, sonst hätte er es wohl ordentlicher hingelegt. Toshiya griff danach und wollte es zusammenlegen, als er plötzlich feststellte wie feucht seine Wangen geworden waren und wie seine Nase lief. Seine Hände bebten auf einmal so sehr, dass er es nicht fertig brachte das Shirt zu falten. Wie versteinert hielt er das weiße Stück Stoff fest in seiner Hand umschlossen. Er bekam eine Gänsehaut; ihm war schlagartig eiskalt und das Zittern der Hände breitete in seinem kompletten Körper aus. Um der Kälte zu entgehen zog er Kaos T-Shirt an. In diesem Moment hielt er es für wärmer als sein eigenes. Und tatsächlich, ihm wurde warm. Das Kleidungsstück roch nach Kaoru, nach seinem Rasierwasser und seinem Deo. Er schlüpfte unter die weiche Bettdecke und rollte sich auf Kaorus Seite. Er glaubte noch etwas von dessen Wärme spüren zu können, zumindest stellte er sich das vor. Ziemlich unruhig versuchte er zu schlafen. Er drehte sich erst auf die eine Seite, dann auf die andere, zuletzt auf den Rücken. Sein Herz pochte so schwer und laut, dass es in seinen Ohren donnerte. Er versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch es klappte einfach nicht. Irgendwann, als er einfach dalag und an die Decke starrte, überkam ihn dann doch der Schlaf und seine Augen fielen ganz einfach zu. Als Toshimasa am nächsten Morgen erwachte, war er unglaublich fertig. Seine Augen wollten einfach nicht offen bleiben, doch die Sonne drängte sie dazu. Toshiyas erste Handlung war der Griff zum Mobiltelefon. Er drückte eine Taste, damit das Display leuchtete und er die Zeit besser erkennen konnte. Es war elf Uhr morgens. Der Bassist legte sein Handy wieder neben sich und wollte sich gerade wieder umdrehen und weiterschlafen, als ihm die Zeit erstmals richtig bewusst wurde. Er schreckte hoch, zerrte sich dabei halb den Rücken und stolperte halb aus dem Bett. Er plumpste auf seine Knie und krabbelte am Boden durchs Zimmer und sammelte seine Kleidung ein. Er schlüpfte gerade recht ungeschickt in seine Jeans, als ihm die Veränderung im Zimmer auffiel. Es wirkte irgendwie leerer als sonst. Was fehlte, fiel ihm erst ein als er an gestern dachte. Kaorus komplette Sachen waren weg. Wie leer gefegt, war sein Nachtschrank, auf dem vor einiger Zeit noch seine Brille und diverser anderer Nippes von ihm herumlag. Das einzige was noch an Kaorus Anwesenheit erinnerte, war das T-Shirt, was Toshiya trug. Toshiya erwachte aus seiner Starre und rannte ins Bad. Über dem blitzenden Waschbecken standen nur noch seine eigene Zahnbürste und seine eigenen Kontaktlinsen mit der dazugehörigen Salzlösung. Kaoru war gegangen. Er hatte Toshiya zurück gelassen, hatte klammheimlich seine Sachen gepackt und war gegangen. Toshiya stand unschlüssig in seinem Hotelzimmer. Er hatte doch damit gerechnet, oder? Hatte er es denn nicht gestern erst vorausgesehen? Aber das es so plötzlich war, versetzte ihm doch einen Stich ins Herz. Eigentlich hätten sie jetzt schon längst Proben für ihr Konzert heute Abend gehabt, aber Toshiya hatte keine Lust seinen Bass auch nur anzusehen. Er hatte zwar noch Hoffnung, da Kaoru ja nicht wirklich Schluss gemacht hatte, obwohl es doch ziemlich eindeutig war… Toshiya verbannte diesen Gedanken so schnell wie möglich aus seinem Kopf. Kaoru war nur stinkig, nichts weiter. Heute Abend würde er sicher wieder in ihrem Bett schlafen. Es klopfte sachte an der Tür. Toshiya drehte seinen Kopf zu der hölzernen Türe und murmelte ein gedehntes „Herein“. Er ließ sich grazil auf das eben erst verlassene Bett fallen und schlug die Beine übereinander. Er wusste wer hereinkommen würde; das sachte Klopfen konnte nur zu Shinya passen, Die, Kyo und Kao würden um die Zeit die Türe halb eintreten. Und tatsächlich: Der blonde Drummer betrat die Tür durch den schmalen Spalt und lächelte seinen Freund an. „Guten Morgen!“ „Morgen“, murmelte Toshiya leise. Shinya kam in kurzen schnellen Schritten zu ihm gelaufen und setzte sich ebenfalls aufs Bett. Er schaute Toshiya aus Engelsaugen an und grinste. „Was geht denn bei dir ab?“, murrte Toshiya, „wie kannst du zum frühen Morgen so ne Laune haben?“ „Wie kannst du nach so viel Schlaf so schlechte Laune haben?“, raunte Shinya und lächelte. Toshiya deutete hinter die beiden auf Kaorus Schlafplatz, auf dem noch die zerknietschte Decke lag, in die Toshiya letzte Nacht, wie der rohe Fisch im Reis, eingewickelt war. „Leader-sama hat sich aus dem Staub gemacht“, zischte Toshiya genervt. Shinya legte den Kopf schief. „War es doch etwas Ernsteres? Ich meine hat er dich etwa…verlassen?“ „Nee, das nicht. Aber er ist angepisst gewesen, gestern am Telefon. Und jetzt isser weg!“ Toshiya schob seine Unterlippe nach vorne und zog eine kindliche Schmollschnute. „Am Telefon?“ Toshiya nickte. „Jepp, war gestern nich mehr hier. Da hab ich ihn angerufen, nachdem ich dir geschrieben hatte.“ „Aah, und wo war er?“ „Keine Ahnung. Er war so stinkig, da hatte ich keine Gelegenheit zum Fragen.“ „Naja, er ist ja heute Morgen so früh los und das bei diesem Sauwetter. Er hatte also nicht mal Gelegenheit mit dir zu reden.“ „Sauwetter?“ „Hast du noch nicht raus gesehen? Draußen tobt ein Monsun übelster Sorte! Unser Konzert wurde sogar abgeblasen. Deshalb gammeln wir heute im Hotel rum. Die macht dieses Wetter voll ga-ga und Kyo steckt er damit an…“ Toshiya lachte. „Wie meinst du das?“, fragte er und smilte. Shinya seufzte und lief wieder zur Zimmertüre und stieß sie auf. Zum Vorschein kam Daisuke, der durch die Türe gelugt hatte. Auf seinem Rücken klebte Kyo, ebenfalls Spanner. „Menno Shin! Nich mehr alle Latten am Zaun?!“, maulte Die und stand auf, Kyo immer noch auf ihm hängend. „Moin Toshiya, alles klar?“, fragte Kyo und winkte dem Bassisten leicht zu. Toshiya nickte zaghaft. Kyo lächelte, gähnte herzhaft und grub seine Hände in Dies kurze rote Haare. „Was machst du da oben?!“, zischte der Gitarrist und wedelte mit den Armen nach oben, als ob er eine Fliege –in diesem Falle wohl eine kleine Kyo-Fliege- verscheuchen wollte. Der kleine Vocal sprang von seinem Fortbewegungsmittel ab und ließ sich auf den Boden plumpsen, wo er auf dem roten Teppich sitzen blieb. „Mir is’ so langweilig. Wir können nich’ mal rausgehen, ohne dass wir uns verlaufen…“, murmelte Kyo genervt und fing an den Teppich zu zerlegen, indem er an einzelnen roten Fäden herumzerrte, bis sie lose wurden, dann schmiss er sie Die entgegen. Dieser hatte sich ebenfalls auf den Boden vor die Tür gepflanzt, bekam aber von Kyos Rockstar-Zimmerzerlegungskünsten nicht viel mit, da er ekstatisch auf die Tasten seines dunkelblauen Gameboy-Advance einhämmerte. „Toshiya und ich haben uns nicht verlaufen“, meinte Shinya und schnaubte, bekam aber sofort den ‚Deathglance’ von Kyo entgegengeschleudert. „Du hast dich zwölf Mal verlaufen und hast dann noch mit mir rumgestritten, dass es ’ne Abkürzung war!“, sagte Toshiya, der zu ihnen an die Tür gekommen war und sich neben Kyo hockte. Shinya schwieg und drehte gespielt beleidigt den Kopf zur Seite. „Dramaqueen!“, kam es von Die, der kurz vom Display aufgesehen hatte und nun breit grinste. Ein völlig empörter Blick Shinyas und Kyo kugelte sich auf dem Boden vor Lachen. Die Augen des Drummers verengten sich und er wollte gerade dazu ausholen Die ins Schienbein zu treten, als er eine junge Frau an der Tür bemerkte. Sie sah ihn an und lächelte freundlich. „Ei sörch se blond gai, hu tscheckt in sis ruum ä fju deis ägo“ (Ich suche den blonden Mann, der vor ein paar Tagen in dieses Zimmer eingezogen ist), sagte sie auf Englisch und lächelte weiter, diesmal schüchtern. Shinya glotzte sie mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. „Kän not äh spiek Inglüsch…?“, murmelte Shinya gedehnt. Wie von der Tarantel gestochen sprang Kyo auf, zerrte Die ebenfalls auf die Beine und sah ihn eindringlich an. Die drehte sich zu der Dame um, nickte und reichte dann seinen Gameboy strahlend an Toshiya weiter. „Zock’ für mich kurz weiter.“ Toshiya nahm ihn entgegen und sah die Frau noch einmal kurz an. Sie war hübsch, sehr niedlich durch die Grübchen in ihrem Gesicht. Ihre langen Haare fielen ihr leicht über die Schulter. Sie trug eine silberne enge Bluse aus Satin, einen schwarzen Rock, der ihr über die Knie reichte und dazu passende schwarze Pumps. Toshiya fand sie sehr attraktiv, allerdings nur objektiv betrachtet, da er nicht der Typ war, der anderen Frauen hinterher schaute. Die und Kyo waren mit ihr hinaus auf den Gang gegangen und der Bassist blieb mit dem Englisch-Ass Shinya zurück. „Wie weit es Fans heutzutage bringen…“, meinte Shinya und verschränkte die Arme. „Was denn?“, entgegnete Toshiya grinsend, „wärst du damals für Yoshiki-san nicht so weit gegangen bevor du ihn persönlich kanntest?“ Und schon wieder pulsierte die Ader an Shinyas Schläfe, die wohl seinen Wutpegel anzeigte. „Natürlich nicht! So was würd ICH nie tun! Das passt eher zu dir! Hast wohl früher ständig versucht in J-sans Hotelzimmer einzubrechen!“ (Anm.: Yoshiki, trommelte bei X, Shinyas Vorbild – J, spielte bei Luna Sea Bassgitarre, Toshiyas Idol) „Geht dich nen Dreck an“, zischte Toshimasa und streckte Shinya verspielt die Zunge entgegen. Shinya lachte und lehnte sich leicht an die Wand neben sich. „Aber sag mal“, begann er dann, „kanntest du das Mädchen?“ Toshiya schüttelte den Kopf. „Sie suchte, so wie ich das mitgekriegt hat, einen blonden Mann. Ist wahrscheinlich ein Fan von Kao.“ Shinya sah Toshiya eindringlich von der Seite an, der bemerkte das aber nicht sondern hackte auf Daisukes Gameboy ein. Der Drummer war stutzig geworden. Wäre sie wirklich wegen Kaoru hier, hätte sie seinen Namen genannt und den hatte er aus dem Englisch beim besten Willen nicht heraushören können. Und wäre sie ein Fan gewesen hätte sie auch die anderen Namen der vier gekannt, aber sie schien keinen von ihnen jemals vorher gesehen zu haben. Toshiya hatte soweit wohl nicht gedacht, denn er saß immer noch unbekümmert auf dem Teppich und spielte. Shinya wusste aber nicht, dass Toshiya doch bemerkt hatte, dass das Mädchen Kaoru nicht beim Namen genannt hatte. Er ließ es sich nicht anmerken. Er hatte keine Lust über Kaoru weiter nachzudenken. Vielleicht fand sie ihn ja nur scharf und suchte ihn deshalb. Und so hämmerte er weiter auf die weißen Knöpfe und das Steuerkreuz. Kyo und Die standen draußen vor Toshiyas Hotelzimmertüre dem chinesischen Mädchen gegenüber. Der Gang war dunkel, die Lampen waren ausgeschaltet und durch die Fenster konnte ebenfalls kein Sonnenstrahl dringen, da der Himmel von schwarzen Wolken verdeckt war. Kyos Blick war finster, sein blonder fransiger Pony hing ihm ins Gesicht, sodass er noch unfreundlicher wirkte. Daisuke daneben sah ebenfalls ernst drein, er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick ging gen Boden, die junge Frau vor sich wollte er nicht ansehen. Sie hingegen stand ruhig vor ihnen und fragte erneut auf Englisch, ob der blonde Mann in der Tür hinter ihnen wohnen würde. Die beiden ignorierten die Frage. „Wir wissen was Sie mit >dem blonden Mann< getan haben“, begann Kyo ebenfalls auf Englisch. Seine Stimme war ruhig, trotzdem war herauszuhören, dass viel Beherrschung dahinter steckte. „Wir haben Sie mit ihm gesehen“, fuhr er fort, dann wandte er sich an den rothaarigen Gitarristen neben sich, „sag der Schlampe, dass er vergeben ist und dass ich sie im Hotelgarten vergraben werde, wenn sie Kaoru noch einmal ansieht!“ „Ich werde keine Morddrohungen übersetzten!“, zischte Die zurück. „Hat die ein Glück, dass mein Englisch dafür nicht ausreicht…“, grummelte Kyo wütend; diesmal versteckte er seine Wut nicht. Die seufzte. „Der Mann ist in festen Händen“, dolmetschte er, „wir wollen nicht, dass Sie jemals wieder mit ihm…“ Er stockte, wollte es aus irgendeinem Grund nicht aussprechen. „Ficken!“, knurrte Kyo, das englische Wort, dass er bereits gekannt hatte bevor er überhaupt Englischunterricht hatte. Der Blick der jungen Frau verdunkelte sich schlagartig. Ihre Augen verengten sich und funkelten schwarz und hinterlistig. Spätestens jetzt zeigte sie ihr wahres Gesicht, das des Biestes. „Sie beide geht es einen feuchten Scheißdreck an, was ich in meiner Freizeit tue. Und wenn dazu mit Ihrem Freund schlafen zählt, dann kann ich Ihnen nur sagen, dass Sie sich um ihren eigenen Scheiß kümmern sollten. Wenn er wirklich schon vergeben ist, dann ist er ziemlich unbefriedigt. Seine Freundin ist wohl ne totale Niete. Sie ist ihm egal, sonst wäre er ja nicht gleich mit mir mitgekommen. Oh, sag ihr von mir, dass er sooo gut war!“ Sie hatte kaum ausgesprochen, da war Die auch schon einen Schritt auf sie zugegangen und hatte ausgeholt – hielt sich jedoch zurück. Sein Arm zitterte. Zu gern hätte er zugeschlagen, erinnerte sich dann aber trotzdem daran, dass sie körperlich unterlegen war und beherrschte sich. Seine Hand sank wieder und er sah sie hasserfüllt an. „Stirb, Miststück!“, fauchte er sie auf Japanisch an. Der kleine Vocal, dem diese Bemerkung nicht entgangen war, staunte nicht schlecht. Es war ja schon ungewöhnlich, dass Mr. Fun ausholte um jemanden ernsthaft zu verletzten, aber Todesflüche aussprechen? Das sah ihm nicht ähnlich… „Was hat sie gesagt, Die?! Sag schon!“ Die sagte es ihm nicht, stattdessen drehte er sich zu Kyo um. „Wie wärs: Ich fang an mit graben und du killst sie.“ „Was hat sie gesagt?!“ „Du bist kleiner als sie. Wenn du sie zusammenschlägst wär das nicht so schlimm.“ „Verdammte scheiße, soll ich mir ’n Wörterbuch kaufen oder würdest du mir endlich sagen, was sie gelabert hat!“ Kyos Englisch war zu schlecht, als das er alles richtig hätte verstehen können. Die sah ihn kurz an, ein Blick, der sich förmlich in Kyo hineinbohrte, dann wiederholte er, Wort für Wort, was sie gesagt hatte. Mit jedem Wort, das Daisukes Mund verließ, weiteten sich die Augen des Blonden und er biss blindwütig auf seinem metallenen Lippenpiercing herum. Als der Gitarrist ausgesprochen hatte, wandte sich Kyo dem Mädchen zu. Sie sah ihn überheblich von oben an, da sie ein paar Zentimeter mehr an der Messlatte aufwies als er. Er schrie sie an, stieß sie an die Wand und brüllte weiter. Kein Schimpfwort, kein Fluch blieb unbenutzt. Die stand daneben, tat nichts, sah nur zu. Er dachte dabei an Toshiya, den adoptierten Bassisten, der seit er Kaoru hatte so überglücklich war, dass er selbst Shinya damit ansteckte. Toshiya hatte große Stücke dazu beigetragen, dass sie jetzt das waren, was sie sind. Er spielte für sie Bass, ließ sich aus Nagano wegschleppen ohne zu meckern. Entwarf Kostüme und blieb nie zu Hause, wenn er krank war, da es ihm so bei ihnen gefiel. Kyo musste wohl dieselben Gedanken haben, da er nicht den Anschein machte, in nächster Zeit mit seinem Wutausbruch aufzuhören. Toshiya und Shinya, die dieses Geschrei nicht ignorieren konnten, saßen im Hotelzimmer und sahen sich fragend an. „Was machen die da? Klingt, als hätte Kyo irgend nen Anfall…“, murmelte Toshiya und schaltete den Gameboy aus. Shinya zuckte mit den Schultern und reichte Toshiya die Hand um ihm von Boden aufzuhelfen. Der Bassist ließ sich nach oben ziehen und drückte mit der anderen Hand bereits die Türklinke hinunter. Zusammen traten sie dann hinaus in den dunklen Gang, sahen wie Kyo das Mädchen schüttelte, hörten die eindeutigen Wörter >Schlampe, Flittchen, Hure<… Die sah hinüber zu den beiden, versuchte dabei Toshiyas Blick auszuweichen. Shinya nickte unmerklich zu Toshiya hinüber und Daisuke nickte, dabei den Kopf hängend lassen. Toshiyas Kopf war leicht zum Boden geneigt, er starrte ins Leere. Er vernahm Shinyas warme Hand nicht wirklich, die seine fest umschlossen hatte. Sie war weit weg, genauso wie das Pling-Geräusch am Ende des Ganges. Er vernahm nicht, wie der >blonde Mann< aus dem Fahrstuhl trat, entsetzt die Tasche fallen ließ und auf Kyo zustürmte. Kaoru packte Kyo an der Schulter und stieß ihn von sich und der Frau weg, sodass der kleine Prophet gegen Die flog, der ihn abfing. Die Frau lächelte kaum merklich und lehnte sich an seine Schulter. Schlagartig hob sich Toshiyas Kopf und starrte die Beiden an. Sein Blick war jedoch ausdruckslos. Wie hätte er auch so viele Gefühle in nur einen Blick packen können? Schmerz, Wut, Einsicht, Eifersucht und unendlichen Hass. Er hasste sich selbst. Wie konnte er nur so dumm sein? Es war immer das gleiche. Jegliche Liebe in seinem Leben war Lüge, er war so dumm, hatte sich immer täuschen lassen. War wie ein treuer kleiner Hund gewesen, den man dann doch mit einem gezielten Tritt vor die Tür setzte. Der sich dann an den Straßenrand setzte und sich von jemand anderem mitnehmen ließ, solange bis ihn Kaoru mitnahm. Der brauchte aber nur ein Hündchen zum spielen, nicht zum lieben. Wie konnte er nur behaupten mit der Lüge leben zu wollen? Er drückte Shinyas Hand, klammerte sich daran fest. Shinya hatte bereits zwei Hunde, aber er war wohl bereit noch einen dritten aufzunehmen. Einen verletzten, zerfledderten Hund, den er wieder aufpäppeln musste. „Wir sind bei dir“, flüsterte Shinya und nickte dabei zu Daisuke und Kyo. „Danke“, wisperte Toshiya und begann zu weinen. Kapitel 2: With your righteous words ------------------------------------ 2. With your righteous words Die dunklen Wolken waren aufgebrochen. Die Sonne schien durch sie hindurch und erhellte die schrecklich graue Welt unter ihr. Kaoru stand mit den anderen im Flur. Auf seinem Gesicht zeichneten sich schwarze Schatten ab, sodass seine Mimik nicht zu erkennen war. Die Fremde stand an seiner Seite, tat so als ob sie zu ihm gehöre. Kyo und Die standen vorm Fenster durch das einzelne Sonnenstrahlen fielen. Shinya stand fest neben Toshiya, der schluchzend und zusammengekauert am Boden hockte, den Kopf auf die Knie gelegt, der sich vor Weinkrämpfen stetig schüttelte, der seinen linken Arm so fest es ihm möglich war um sich selbst schlang. Der rechte Arm hing oben an Shinyas Hand, der ihn nicht loslassen wollte. „Kaoru, was hast du dir dabei nur gedacht?“, fragte Die und senkte seinen Blick, da er es nicht fertig brachte den Leader anzusehen. Er konnte auch Toshimasa nicht ansehen, er wirkte so elend. Kaoru schob abweisend die Chinesin bei Seite und machte einen Schritt auf Toshiya und Shinya zu. „Es hat mir nichts bedeutet. Es war ne Kurzschlussreaktion.“ Kyo sah ihn ungläubig an; er war wütend, weil Kaoru ihn einfach so weggestoßen hatte. Kaoru ignorierte dies und ging weiter, hinüber zu den anderen beiden. Die Chinesin wollte wieder zu Kaoru, als Kyo sie an den langen schwarzen Haaren festhielt. Sie schrie kurz auf und sah den kleineren verhasst an. Sie schimpfte ein paar chinesische Flüche und riss sich los, blieb aber stehen. Shinya ließ Toshimasas Hand los –sie schlang sich sofort um seine Knie- und stellte sich schützend vor seinen Freund. „Lass ihn bitte. Du siehst, dass es ihm an Kraft fehlt.“ Kaoru seufzte, packte den körperlich unterlegenen Shinya an der Schulter und drückte ihn sanft, sanfter als zuvor Kyo, zur Seite weg. Er ging vor dem Wrack auf die Knie. Toshiya verbarg sein Gesicht, das von den Tränen, seiner Meinung nach, so entstellt war. Er wusste, ohne aufzusehen, dass Kaoru vor ihm hockte. Der Geruch und die weichen Hände, die sich um die verkrampften Arme legten um sie dann grob auseinander zuzerren… Kaoru umklammerte die Handgelenke des Jüngeren so fest er konnte. Er wusste, dass ihm das Schmerzen bereitete und trotzdem ließ er nicht los. Toshiya hatte seinen Kopf weggedreht. Sein komplettes Gesicht war von Tränen und Rotz verschmiert. Er fühlte sich furchtbar und wollte sich in diesem Moment am liebsten ein Grab schaufeln um sich hineinzulegen und für immer zu verschwinden. Der Leader legte die steifen Arme um seinen eigenen Hals und schloss Toshiya in seine Arme. Toshiyas zittrigen Finger griffen nach Kaorus Hals und bohrten sich in ihn. Er liebte ihn und verachtete ihn. „Ich hoffe du weißt, dass es jetzt vorbei mit uns ist. Ich hätte es dir wohl nicht so krass mitteilen sollen aber sicher verstehst du es so besser“, flüsterte Kaoru dem Häufchen Elend zu. „Was…verstehen?“ „Das mir deine Liebe nichts bedeutet hat. Schon in dem Moment als du es mir gesagt hast. Du bist nur ein Mann, ich kann mein Leben einfach nicht mit dir an meiner Seite leben. Du bist nur ein Freund, ein guter, aber mehr auch nicht.“ Toshiya hatte still zugehört, damit er auch jedes Wort verstand. Er ließ Kaoru aussprechen, vernahm seine Worte aufmerksam, ließ sie zu sich durchdringen. Als er die Bedeutung der Worte verstand, bohrten sich seine Finger tiefer in das Fleisch Kaorus. Dann kratzte er den Hals entlang, hinterließ blutige Spuren. Er wiederholte dies, so oft, bis er spürte, wie es unter seinen Fingern feucht wurde und wie sich kleine Bahnen einer dicken Flüssigkeit den Weg nach unten, über den Rücken bahnten. „Dein über alles geliebter Nacken blutet“, wisperte Toshiya und begann zu leise zu kichern, „spürst du jetzt ein Hundertstel von dem Schmerz den ich gerade spüre?“ Kaoru nahm die Arme wieder von sich, strich sich kurz über den Rücken um zu prüfen, ob die Wärme wirklich von Blut ausging. Seine Hand war blutverschmiert, er lächelte. „Du kannst nichts mehr tun, du bist Schuld! Du hast es nie bemerkt, die Lügen die ich dir erzählt habe, als du auf mich gewartet hast und durch die Hölle gegangen bist! Hör auf, bevor ich dich ernsthaft nicht mehr leiden kann.“ „Warum hast du dich überhaupt auf mich eingelassen? Warum hast du mich überhaupt erst genommen?“, fragte Toshiya, Verzweiflung und Wut lag in seiner Stimme. „Willst du das wirklich wissen?“ Toshiya sah Kaoru ernst ins Gesicht, dann nickte er. „Weil du immer für Sex zu haben warst. Es ist mir zu anstrengend ständig jemand neues zu suchen. Du warst immer da, da musste ich mir keine große Mühe machen.“ Shinya Augen weiteten sich entsetzt. Die und Kyo sahen betrübt zu Boden. „Wie konntest du-“, begann Toshiya wütend doch Kaoru verschloss die Lippen des Bassisten mit seiner Hand. „Wie konnte ich was? Dich verarschen etwa?! Denk doch mal nach! Du hast bekommen was du wolltest und ich hab das bekommen was ich wollte. Was hab ich also falsch gemacht?“ Toshiya schüttelte geistesabwesend den Kopf. „Nichts, du hast recht“, sagte er und strich sich ein paar seiner braunen Strähnen zur Seite. „Na dann wär das ja geklärt“, entgegnete Kaoru und stand auf, dann fuhr er in seinem Leader-Tonfall, emotionslos und ruhig, fort, „das Konzert wurde auf übermorgen verschoben. Für die Zeit haben wir frei, keine Interviews oder ähnliches. Den Rest klären wir unten beim Essen.“ Er drehte sich um und holte seine Tasche, die noch immer vorm Fahrstuhl lag, nachdem er sie so entsetzt fallen gelassen hatte. Die Chinesin versuchte Kaorus Arm zu ergreifen, scheiterte jedoch kläglich, da der Gitarrist sich die schwarze Tasche schützend vor den Körper hielt. In perfektem Englisch wies er sie zum Gehen an. Die Chinesin sah ihn entsetzt an, fluchte einmal mehr und stampfte wütend in den Fahrstuhl. Kaoru verdrehte genervt die Augen und steuerte auf sein neues Hotelzimmer zu. Es lag gegenüber von dem Toshiyas. Seine vier Bandkollegen sahen ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Sie waren Freunde, klar, aber wie würde sich Toshiya verhalten und wie sollten sich Shinya, Kyo und Die verhalten, wo sie doch eigentlich nichts damit zu tun hatten. Toshiya erhob sich, wischte sich das Gesicht mit seinem Jackenärmel und verschwand in sein Zimmer. Shinya, der ihm hinterher gehen wollte, knallte er die Tür vor der Nase zu. Er ließ es sich nicht anmerken, aber der junge Drummer war verärgert, sowohl über Toshiya, als auch über Kaoru. „Shin, lass ihn“, meinte Die und kam mit Kyo an seiner Seite angeschlurft. Shinya gab einen verächtlichen Ton von sich. „Tss, was sollte der Scheiß denn? >Ich fick dich wann immer ich will und tu dafür so, als würde ich dich lieben.< >Okay, so machen wir’s<“, äffte der Schlagzeuger seine beiden Bandkollegen nach. „Hat einer ne Idee wie’s weitergeht? Gehen sich die beiden für den Rest unserer Bandgeschichte aus dem Weg?“, fragte Kyo und schnaubte. „Kaoru wird so tun als sei nichts gewesen und Toshiya tut’s ihm gleich“, sagte Die und seufzte, „Kaoru macht das nichts aus, aber Toshiya wird wohl alleine abends heulen und morgens aussehen wie ausgekotzt.“ „Klingt ja ganz toll“, zischte Kyo. Shinya zuckte mit den Schultern. „Das hat nichts mit uns zu tun!“ Dann drehte er sich um und ging in sein Zimmer. „Was geht denn mit dem ab?“, fragte Die mehr zu sich selbst als zu Kyo. „Er versteht nicht, warum Toshiya das auf sich sitzen lässt und warum Kaoru Toshiya so verletzt, obwohl sie Freunde sind“, sagte Kyo mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er das Einmaleins ansagen. „Woher weißt du-“ „Frag nicht“, unterbrach ihn der Vocal und sah kurz betrübt drein. Dann packte er Die am Arm und schleifte ihn grinsend in ihr Doppelzimmer. Zur Mittagszeit versammelte sich die komplette Tour-Crew, inklusive den fünf Hauptattraktionen, im Erdgeschoss des Hotels. Der Essbereich des Hotels war riesig. An den Wänden standen eckige Holztische, neben denen links und rechts gepolsterte Bänke ruhten. In der Mitte bildeten viele runde Tische zwei Reihen, die alle geschützt vor Blicken, hinter Holzpaneelen aufgestellt waren. Um die Tische standen Stühle, die aus demselben hellen Holz gemacht waren, wie die Tafeln und Sitzbänke an den Seiten. An der Decke hangen rundliche Lampen, die trotz dass es Tag war, angeschaltet waren und den Saal in sanftes Licht hüllten. An den Wänden befanden sich Blumengestecke und Gemälde, ironischerweise, wie Kyo feststellte, von Blumen. Die Crew hielt sich weites gehend im vorderen Teil des Zimmers auf, sodass so gut wie alle Plätze belegt waren. In den hinteren Reihen hielten sich andere Hotelgäste auf. Kyo und Daisuke, die gemeinsam ankamen, staunten nicht schlecht, wie gerappelt voll dort alles war. Der Vox wartete, bis sein um einiges größere Bandkollege freie Plätze erspäht hatte, und lief ihm dann hinterher. Die setzte sich zu drei von ihren >Ausrüstungspackeseln<, wie Kyo sie oft scherzhaft betitelte und zog Kyo auf den Platz neben sich. „Mahlzeit“, riefen beide in die Runde. Die anderen drei, die den Mund voller Essen hatten nickten freundlich und mit gefüllten Hamsterbacken zurück. „Hat einer schon Shinya, Kaoru oder Toshiya gesehen?“, fragte Die und sah sich im Raum um. „Kaoru-san war schon zeitig hier. Er sitzt dahinten mit Shinya-kun, Tadashi und Masanobu am Tisch“ (Anm.: Tadashi Sound, Masanobu Crew-Mitglied [sun-krad], die Namen sind alle original, aber ob sie noch aktuell sind weiß ich nicht. Sie stammen halt aus dem Jahr 2002, wo Diru in China rumwuselten zur Japanese F**ker Family-Tour), entgegnete ein Tischgenosse. „Klar, wenn Kaoru Essen riecht, isser sofort zur Stelle“, grinste Kyo, „wie stehts um Toshiya?“ Diesmal meldete sich Atsushi Yamaguchi, der sich gerade zu ihnen setzte, zu Wort. „Den hab ich vorhin bei Inoue-san am Tisch gesehen“, sagte er und winkte die Kellnerin heran. (Anm.: Atsushi Inoue Artist Management) „Er kommt doch nicht auf dumme Gedanken und macht alles für seinen Ausstieg klar?“, fragte Kyo und schlug mit der Faust auf die Tischplatte, sodass die Schüsseln der andern drei nach oben sprangen. „Ausstieg?“, harkte Atsushi nach und auch die anderen sahen Die und Kyo entsetzt an. „Ach, es gab da nur was mit Kaoru und na ja…“, stotterte Die. „Also in nächster Zeit wird er nicht abspringen. Er war erst vorhin bei mir und hat mich gebeten, ihm die Haare für die nächsten Konzerte kürzer zu schneiden“, meinte Atsushi und gab nebenbei seine Bestellung auf. Daisuke und Kyo taten es ihm gleich. „Noch kürzer? Er hat doch jetzt schon einen Bubi-Haarschnitt“, lachte Die. Kyo schwieg. Draußen tobte noch immer das Unwetter. Der Regen klatschte gegen das Fenster und floss in klaren Bahnen die Scheibe hinab. Toshiya saß auf der Treppe neben dem Fahrstuhl. Er hatte die Zeit vergessen. Nach dem Essen hatte er sich von allen Tischgenossen verabschiedet und war hierher gegangen. Er wollte eigentlich mit Shinya reden, doch dieser ging ihm aus dem Weg. Toshimasa hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf auf seine Handflächen gebettet. Er starrte zu Boden. Er wollte am liebsten alles vergessen. „♪Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du glücklich bist Es gibt Glück hinter den Tränen Aber du bist nicht hinter den Tränen♪“ Der kleine blonde Vocal schlappte den Gang zum Fahrstuhl entlang, abwesend sang er dabei ein Lied. Daisuke hatte er am Fress-Buffet zurückgelassen, da der Gitarrist meinte, dass könne noch lange dauern. Also machte sich Kyo auf zum Fahrstuhl, denn er hatte keine Lust, sich die kurzen Beine noch mehr an den Treppen abzulaufen. (Anm.: Uuh, ganz böser Witz…>-< gomen ne, Kyo-sama) Er bog gerade zum Aufzug ab, als ihm die Gestalt auf der Treppe auffiel. Da kein Licht angeschaltet war, konnte Kyo sich unbemerkt hinter der Wand verstecken. Er konnte Toshiya so nicht sehen, dafür aber hören. Zu seiner Verwunderung hörte er gar nichts. Kein Schluchzen, kein Wimmern, keine Flüche. Der Blonde atmete kurz tief durch, legte sich ein paar Worte zurecht und wirbelte dann um die Ecke zu seinem Bandkollegen herum. Sicheren Schrittes stampfte er auf ihn zu, bekam aber kein Wort aus seiner Kehle, als er den Bassisten ansah. Toshiyas Gesicht war rot, das konnte Kyo selbst in der Dunkelheit erkennen. Der Bereich unter seinen Augen war geschwollen und überall waren Kratzspuren seiner eigenen Fingernägel zu sehen, die er sich selbst ins Fleisch gebohrt hatte, um die Tränen einzudämmen. Er wirkte elend, dass war Kyos erster Gedanke. „Hey Kyo, was geht ab?“, fragte Toshiya und grinste verschroben. Kyos Blick war trübe und wich dem Toshiyas aus. „Nicht viel, und bei dir?“ Bereits in dem Moment seiner Antwort verfluchte er sich selbst, dass ihm nur dieses dämliche Gesülze eingefallen war. Welche Worte hatte er sich vorhin noch zurecht gelegt? „Och, ich sitz hier nur rum und warte auf’s Abendessen.“ „Hast du noch Hunger? Das Buffet ist noch aufgebaut, wenn Die noch was übrig gelassen hat…“, lachte Kyo schief und trat sich innerlich selbst in den Arsch, wo er doch ahnte, warum Toshiya hier saß. „Du musst nicht versuchen mich irgendwie abzulenken. Es geht mir gut, ehrlich“, sagte Toshiya dann gefasst. „Das ist es nicht. Mann, wie soll ich’s sagen ohne dich irgendwie…“ „Sag’s ruhig!“ „So beschissen sahst du noch nie aus. Wie durchn Arsch gezogen… Richtig scheiße.“ Beide schwiegen. Dann lachten sie los. Kyo setzte sich zu Toshiya auf die Treppe und streckte seine Beine aus. „Sag mal“, begann er dann, „du hast Atsushi gebeten dir die Haare kürzer zu machen?“ Toshiya nickte. „Warum?“, fragte Kyo. „Keine Ahnung, kam mir so in den Sinn. Ich brauch Abwechslung.“ „Un (Anm.: zustimmender Laut)“, machte Kyo und lehnte sich zurück, an die Decke starrend. „Ich lass sie abschneiden damit ich mich wieder selber im Spiegel ansehen kann. Wenn ich jetzt rein sehe“, er schluchzte leise und lächelte dann verloren, „erkenne ich die Person im Spiegel nicht mehr.“ Er vergrub das Gesicht in den Handflächen und weinte lauter. Kyo beugte sich zu ihm vor und legte einem Arm um seinen Freund. „Es ist mir so egal“, wimmerte Toshiya immer wieder, „er ist mir so was von egal…“ Der Sänger nickte. „Das weiß ich doch“, sagte er und festigte seinen Druck, als es neben ihnen >PLING< machte und die Fahrstuhltür aufschwang. Kyo sah auf und blickte in das Gesicht Kaorus, der sich gerade eine Zigarette ansteckte und sich zwischen die schmalen Lippen klemmte. Der Leader sah erst zu Kyo, dann zu Toshiya und blickte dann wieder den Sänger, diesmal fragend, an. „Er ist auf der Treppe ausgerutscht und aufs Gesicht gefallen“, log der Vox um zu erklären, warum Toshiya sein Gesicht in den Händen vergrub. Kaoru machte ein paar Schritte auf die beiden zu und zog genüsslich an seiner Zigarette. „Ist sein Gesicht beschädigt?“ Toshiya zuckte kaum merklich zusammen. >Gesicht beschädigt<, wie wenn eine Puppe auf den Boden gefallen wäre. „Ansonsten muss er übermorgen mit dem Rücken zu seinen Fans stehen“, sagte Kaoru und lachte. Allerdings lachten die anderen beiden nicht mit. Kaoru tätschelte dem noch immer zusammengekauerten Toshiya den Kopf und ging dann wieder in Richtung Speisesaal. >Er tut tatsächlich so, als sei nichts gewesen<, dachte Kyo sich und besah sich wieder Toshiya. Einige Zeit schwiegen beide vor sich hin. „Alles klar?“ Toshiya hob das verheulte Gesicht und rieb sich die Augen. „Dabei hab ich so lange nicht mehr geheult… Jetzt bin ich wieder die Heulsuse…“ Kyo grinste, seufzte aber innerlich. „Red keinen Scheiß!“ „Aber Kyo weint auch nie vor anderen!“, protestierte Toshiya kindlich. „Dafür heult Kyo ganz gerne mal auf der Bühne vor ein paar 1000 Leuten los… Außerdem ist Kyo in letzter Zeit gut drauf und hat keinen Grund zum Weinen!“, entgegnete der Sänger ebenfalls kindisch. „Oh, was gibt’s denn im Kyo-Land erfreuliches?“ Kyo schmunzelte verschmitzt vor sich hin. „Erzähl ich dir wenn du älter bist, hehe.“ „KYO!!“ „Kann ich euch mal unterbrechen?“ Kyos und Toshiyas Kopf drehten sich zeitgleich zum Gang, aus dem zuvor Kyo gekommen war. Kaoru war wieder zurückgekommen und lief nun auf die beiden zu, in der Hand ein weißes Geschirrtuch. „Haben wir Budget-Probleme und müssen jetzt den Abwasch machen?“, fragte Kyo ernst, da er es wirklich befürchtete. „Keine schlechte Idee, so könnten wir sparen“, sagte Kaoru ruhig und kniete sich dann vor den anderen beiden Bandmitgliedern vor die Treppe, das Tuch vor sich hinlegend. Er breitete es aus und zum Vorschein kamen Eiswürfel. „Ich war in der Küche und hab um Eiswürfel gebeten. Sag mir wo’s wehtut“, sagte er dann zu Toshiya gewand und nahm einen Eiswürfel zwischen Daumen und Zeigefinger. Kyo sah den Leader leicht ungläubig an. Dies unbeachtend begann Kaoru mit dem Eiswürfel die Partie unter Toshiyas Augen entlang zu fahren. Toshiya fuhr kurz zusammen, als das Eis sein Gesicht berührte. Kaoru hielt den Kopf des Bassisten ruhig in seiner Hand, mit der anderen kühlte er die geröteten Augen. Langsam und sanft streifte er mit dem Eis die Haut des Jüngeren. Toshiya krallte seine Hände in Knie, bemühte sich Kaoru nicht anzusehen. „Die hat sich überfressen. Er hat gesagt ich soll dich rüberschicken, damit du ihn in euer Zimmer rollen kannst“, sagte Kaoru dann zu Kyo, da dieser nicht aufhörte ihn anzustarren. Kyo sah kurz zu Toshiya. „Warum rollst du ihn nicht?“ „Weil er wollte, dass du ihn rollst!“ (Anm.: Im nachhinein hab ich erst gemerkt, wie hohl dieser Dialog ist, verurteilt mich nicht, es war spät, als ich das schrieb…) Kyo schnaubte und erhob sich von der Treppe. Er murmelte ein paar Flüche und stieg die zwei Treppen hinunter um dann in Richtung Die zu verschwinden. Kaoru strich weiter über Toshiyas Gesicht und lächelte den Bassisten warm an. „Warum tust du das…?“ fragte er dann den Älteren, doch Kaoru zuckte nur mit den Achseln. „Weiß nicht, warum nicht?“ Toshiya schwieg. „Da könnte ich dich genauso gut fragen“, begann Kaoru, „warum du hier rumheulst und es nicht mal zugibst!“ „Kannst du dir das nicht denken?!!, schrie Toshiya dem Leader dann aufgebracht entgegen, schlug seine Hand mit dem Eiswürfel von sich. „Du bist so nachtragend.“ „Nachtragend?! Du hast mir das erst vor ein paar Stunden angetan!“ „Pff!“, Kao kicherte, „’angetan’… Sonst noch was? Vorhin hast du nicht so überreagiert. Was ist denn jetzt bitteschön mit dir los? Ich dachte, es war dir klar.“ Toshiya wich betrübt Kaorus Blick aus. „Nichts war mir klar“, flüsterte er, „ich dachte du liebst mich wirklich.“ Kaoru erhob sich und setzte sich auf Kyos Platz, neben Toshiya. Er schob sich genüsslich einen Eiswürfel in den Mund. Toshiya hörte, wie Kaorus Backenzähne das Stück Eis zerbröckeln ließen, als er darauf biss. „Ich hab dich doch geliebt“, sagt er tonlos. „Nur körperlich. Das war nicht das was ich wollte“, entgegnete der Jüngere heiser. Kaoru lachte auf. „Mach dich nicht lächerlich! Jeder will es!“ Toshiya starrte ihn entsetzt an. „Was redest du da?“, fragte Toshiya ungläubig. Kaoru lächelte, sein Blick verfinsterte sich bevor er seine Augen schloss und durchatmete. Sein Blick jagte Toshiya einen eiskalten Schauder über den Rücken. Kaorus Lächeln verzog sich zu einem psychotischen Grinsen. „Jeder will doch nur vögeln“, meinte Kaoru abschätzend, „als du dich in mich ‚verliebt’ hast, hast du da nicht eine Sekunde daran gedacht, wie sich mein Schwanz in deinem Arsch anfühlt? Das was du Liebe nennst ist doch nur ein beschissener Sexualtrieb! Du bist nur so naiv und denkst, dass Liebe etwas anderes wäre!“ Von Wort zu Wort klang seine Stimme aggressiver und gefährlicher. Toshiya schreckte leicht zurück. Kaoru war Angst einflößend. Das was er sagte war Angst einflößend. Toshiya verstummte. Er sah Kaoru fassungslos an. War das seine wirkliche Meinung? „Das…stimmt nicht“, brachte Toshiya nur mühevoll hervor. „Wieso? Wärst du mit mir zusammen geblieben wenn ich keinen hoch gekriegt hätte? Oder wenn ich keinen Sex hätte haben wollen?!“ Er schrie Toshiya an. Dieser zuckte zusammen und krallte erneut seine Fingernägel in seine Jeans. „Natürlich…“, antwortete Toshiya ehrlich. Kaorus Grinsen verschwand. Er blickte Toshiya ernst in die Augen. Toshiya entgegnete seinen Blick hoffnungsvoll. Kaoru legte liebevoll seine Hand an Toshiyas Wange. „Wirklich?“ Toshiya nickte entschlossen. Kaoru lächelte ihn an und strich das Gesicht seines Gegenübers sanft entlang. „Toshiya…“ Er griff Toshiya unters Kinn. „Wirklich?“ Erneutes Nicken. Urplötzlich packte Kaoru grob zu und riss Toshiya am Kinn brutal an sich heran. „Was fällt dir ein mir ins Gesicht zu lügen?!“, brüllte der Leader, „du kleines mieses Arschloch! Du bist doch genau wie alle anderen! Genauso ein beschissener sexgeiler Sack!!“ Er stieß Toshiya wütend von sich und sprang auf. In seinen Augen war blanker Hass. Toshiyas Augen waren weit aufgerissen vor Schock. Er wusste nicht, was schlimmer war: Die Beleidigung oder die Gewalt, die Kao ihm entgegengebracht hatte. Kaoru drehte sich um und wollte gerade die Treppen hinaufgehen, als Toshiya ihn am Handgelenk festhielt. „Kaoru, was ist denn los?“, fragte Toshiya ängstlich vor Kaorus Reaktion. Anm.: Boah, Kao freakt voll ab >.< war gar nicht geplant... Naja ob Toshiya das wieder hinbiegen kann? Und ob es Kyo geschafft hat, Die wegzurollen? xD das alles beim nächsten Mal :D Kapitel 3: Always in denial with that face ------------------------------------------ 3. Always in denial with that face „Kaoru, was ist denn los?“, fragte Toshiya ängstlich vor Kaorus Reaktion. Er war sich sicher, dass Kaoru bereits auf 180 war, und dass es lebensbedrohlich war, ihn jetzt zurückzuhalten. Zu Toshiyas Überraschung passierte gar nichts. Kaoru stoppte einfach und tat gar nichts. Weder antworten, noch sich von dem Jüngeren losreißen. Er stand einfach da, wie angewurzelt. Toshiya erhob sich ebenfalls und stellte sich auf dieselbe Treppenstufe wie Kaoru, dessen Hand nicht loslassend. „Kaoru?“, fragte er und versuchte Kaoru ins Gesicht zu sehen, aber dieser drehte seinen Kopf hastig zur Seite. „Was ist?“, zischte der Bandleader nur leise zurück. „Warum denkst du so darüber?“ „Was zum Teufel meinst du?“, brachte der Blonde angestrengt zwischen seinen Zähnen hervor. „Warum denkst du, dass ich nur mit dir schlafen wollte, oder warum denkst du, dass es in der Liebe nur um Sex geht?“, fragte Toshiya offen und direkt und packte Kaoru bei den Schultern. Kaoru richtete seinen Blick nun wieder auf Toshiya. Er sah ihn gerade zu überheblich an. „Weil es so ist.“ „Als du gestern Nacht in unser Zimmer gekommen bist, wollte ich keinen Sex. Heißt das ich liebe dich nicht mehr?“, fragte Toshiya weiter. „Vielleicht“, begann Kaoru, „aber letztendlich hättest du es doch mit mir getan.“ „Ja, weil du es wolltest. Und weil ich dich liebe, war ich bereit, es mit dir zu tun.“ „Dann bist du zickig geworden und gegangen“, sagte Kaoru tonlos und grinste. „Ja, weil du mich beleidigt hast! Du hast mich oft beleidigt und immer hab ich so getan, als ob mir das nichts ausmacht, aber in Wirklichkeit-“ „Langweilst du mich zu Tode!“, warf Kaoru ein, „es geht immer nur um dich!“ Toshiya verstummte und zog seine Arme zurück. „Und weil mir mal nach jemandem war, der mir nicht auf den Sack geht, hab ich mir das Mädel gesucht. Beziehungsweise gefunden, sie war so rattig auf mich…“ Kaoru plapperte weiter, erzählte Toshiya rücksichtslos jede Einzelheit seines Techtelmechtels und bemerkte dabei nicht, dass Toshiya verstummte. Der junge Bassist hörte, was Kaoru sagte, auch wenn er es nicht wollte. Er wusste, dass er oft mehr von sich redete als von Kaoru, aber Kaoru sprach auch nicht viel von sich selbst. Er wusste nicht, dass er Kaoru so nervte. War er vielleicht der Grund, warum Kaoru so krass über Liebe dachte? Toshiya fühlte sich in diesem Moment unglaublich schwach. Er wollte nicht weinen, aber in ihm schmerzte alles, sodass seine Umwelt immer mehr in den Hintergrund rückte. So bekam er auch nicht mit, dass Kaoru seinen Redefluss beendet hatte und seinen Freund vor ihm nun anstarrte. Erst als Kaoru ihn direkt ansprach, schreckte Toshiya auf. „Weinst du?“, fragte der Leader mit einer merkwürdigen Stimme. Toshiya schüttelte den Kopf. „Warum siehst du mich dann nicht an?“ „Kann nicht“, flüsterte Toshiya. Kaoru seufzte. Es war dasselbe Seufzen wie früher, als sie ihre ersten Proben als Dir en grey bestritten und Toshiya und Kyo nie pünktlich kamen. Kao seufzte dann immer vor Erleichterung, dass den beiden nichts zugestoßen war. Später seufzte er dann nur noch weil er davon genervt war. Toshiya entging nicht dieser erleichterte Ton und wollte gerade aufsehen, als er spürte, wie er von zwei Armen an Kaoru gedrückt wurde. Der junge Bassist riss die Augen weit auf. Was ging denn jetzt bittschön ab? Wollte Kaoru ihn komplett verarschen? „Was machst du?!“ Toshiya rührte sich nicht. Er wartete ganz einfach auf eine Antwort Kaorus. Doch der strich ihm nur noch einmal über die weichen, schwarz-braunen Haare und drückte Toshiya dann sanft von sich. „Frag nicht so dämlich. Du tust grade so als würden wir uns jetzt hassen.“ Kaoru wurde von Wort zu Wort leiser. Er sah zu Toshiya, der ihn schwach anlächelte und den Kopf schüttelte. „Ich bin enttäuscht, aber für Hass reicht es noch lange nicht.“ „Tut mir leid.“ Das war das letzte, was Toshiya diesbezüglich zu hören bekam. Die nächste Zeit, die darauf folgenden Tage und Wochen verhielt sich Kaoru wie bei ihrem allerersten Treffen. Höflich, zurückhaltend und auf diese Weise geradezu kühl. Auf Wunsch von Toshiya, und zum Wohle der gesamten Band, sprachen auch Shinya, Die und Kyo nicht weiter über den Vorfall. Die Auftritte in China verliefen so wie immer – schlichtweg perfekt. Die Konzerte waren Riesenerfolge, bei denen alle fünf ihre persönlichen Gedanken hinter der Bühne ließen und so abschalteten. Bei Pressekonferenzen redete sich Kaoru wie immer den Mund fusselig, während die anderen sich interessiert im Raum umsahen oder –wenn es denn nötig war- zustimmend nickten (mit Ausnahme von Kyo, der lieber schlief). Mitte April war es dann Zeit die Volksrepublik zu verlassen und für Toshiya und Kaoru Zeit, ihre Beziehung zurück zu lassen. Jahre vergingen, Jahre in denen Kaoru und Toshiya nur der Gitarrist und Bassist waren, Arbeitskollegen, nicht mehr nicht weniger. Sowohl äußerlich, als auch innerlich fanden Veränderungen statt. Kaoru vergrub sich in Arbeit, führte selten Gespräche in denen es nicht um selbige ging. Nachts traf er sich mit alten Freunden aus Hyougo und betrank sich, ging ins Tattoowierstudio oder blieb einfach zu Hause. Toshiya verabredete sich mit verschieden Frauen, beendete jedoch jede Beziehung als idiotische Verlobungsgerüchte aufkamen. Sonderlichen Spaß hatte er dabei allerdings nicht, mit Männern hätte er genauso wenig Spaß gehabt. Er liebte Kaoru keineswegs mehr, zumindest war er selbst felsenfest davon überzeugt, nachdem er es sich sechs Jahre lang eingeredet hatte. Kaoru, der pflichtbewusst wie immer, mit Arbeit beschäftigt war, ließ seinen Blick zu Uhr schweifen. Sieben Uhr morgens. Selbst für seine Verhältnisse war diese Uhrzeit bestialisch früh, normalerweise würde er noch zu Hause in seinem Bett liegen und überlegen ob er sich noch einmal umdreht oder doch schon mal aufs Klo geht. Allerdings konnte er in dieser Nacht einfach keinen Schlaf finden. Am gestrigen Abend hatte er sein Tattoo am linken Arm vervollständigen lassen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er solche Schmerzen haben würde, dass er nicht zum Schlafen kam. Deshalb entschied Kaoru sein warmes Bett zu verlassen um zur Arbeit zu gehen. Er hatte zwar keine Ahnung was er dort mutterseelenallein tun sollte aber das störte ihn wenig. Frustriert stütze er seinen Kopf auf seiner Handfläche ab. Er gähnte herzhaft und schaute sich im Zimmer um. Auf dem Stuhl am anderen Ende hing seine schwarze Lederjacke. Kaoru trug sie zu einem Photoshoot, behielt sie aber, weil sie ihm einfach gefiel und seinen Geschmack traf. Sie war aus schwarzen Leder, das matt glänzte, hüftkurz und um den Bereich des Bauches befanden sich silberne Schnallen. Außerdem passte sie ihm perfekt, ein weiterer Pluspunkt dafür, die Jacke zu behalten. Er blickte erneut zur Uhr: Zehn nach Sieben. Er hatte sich tatsächlich zehn Minuten über seine Jacke Gedanken gemacht. Zeit für weitere zehn Minuten Jacken-Gedankengut blieb aber nicht. Die weiße Zimmertür schwang geräuschvoll auf und hindurch schlurfte der zum Gitarristen passende Bassist. Toshiya stand eine Weile perplex im Raum, starrte verwirrt von Kaoru zur Uhr und wieder zu Kaoru. Kaoru zog die Augenbrauen kurz hoch und sah ihn an, schaute in der nächsten Sekunde aber wieder auf den weißen Tisch vor ihm. „Morgen“, murmelte er kaum verständlich und zupfte an einem Blatt der Topfpflanze herum, die in der Mitte des Tisches stand. „Morgen“, entgegnete Toshiya genauso schwach zog seine Jacke aus. Er setzte sich schräg gegenüber von Kaoru an den Tisch, auf den Stuhl, der am weitesten von ihm entfernt war. „Schon so früh hier?“, fragte Toshiya dann, sah Kaoru aber nicht an. „Konnte nicht schlafen“, bekam er als Antwort. ‚Wieso?’, hätte Toshiya früher gefragt, vor China. Jetzt war er aber kein Teil von Kaorus Leben mehr, zumindest nicht der Teil, der danach fragen durfte. Deshalb nickte er nur leicht. „Achso.“ „Ja.“ „Verstehe.“ „Ja.“ ‚Das war grad einer der sinnvollsten Dialoge meines Lebens’, dachte Kaoru sich und riss dabei das grüne Pflanzenblatt ab, steckte es aber sofort zwischen die anderen, weil er zu faul war es in den Papierkorb zu werfen. Toshiya schaute verstohlen zu Kaoru, nur um seine derzeitige Stimmung auszumachen. Als Kaoru den Kopf hob, blickte er sogleich in eine andere Richtung. „Kaffee?“, fragte Toshiya nach weiteren fünf Minuten peinlicher Stille. „Ja, bitte.“ Toshiya erhob sich wieder um den Kaffeeautomaten, der in einem kleinen Raum nebenan stand, anzuschalten. Der Raum, der als Küche für Snacks zwischendurch fungierte, lag direkt hinter Kaorus Stuhl, sodass Toshiya einen guten Blick auf die Rückseite des Leaders hatte, während er die Pads raussortierte. Es war nicht so, dass beide nicht mehr miteinander redeten, in Gesellschaft verstanden sich beide prima, nur von Angesicht zu Angesicht haperte es. Toshiya für seinen Teil sah in Kaoru selbst nach der langen Zeit noch immer den Mann, der ihn so verletzt hatte. Jedes Mal wenn er ihm ins Gesicht sah, kamen die Erinnerungen von früher wieder hoch. Kaoru jedoch hatte selbst während der Beziehung nur wenig mit Toshiya gesprochen, deshalb war sein Schweigen nicht sonderbar verwunderlich. Das Wasser lief langsam durch die Maschine in die Becher am Ende. Das braun-schwarze Gemisch tropfte in die Tassen. Beide tranken ihren Kaffee schwarz. Toshiya trank früher überhaupt keinen Kaffee, nur mit Kaoru trank er ab und zu, deshalb hatten sie dieselben Vorlieben, allerdings hatte Toshiya auch nie etwas anderes ausprobiert. Mit jeweils einer Tasse in jeder Hand ging er zurück zu Kaoru und stellte ihm eine Tasse vor die Nase. „Danke“, sagte er knapp und griff nach dem Henkel um die Tasse an seinen Mund zu heben und sachte zu pusten. Toshiya setzte sich diesmal, gewillt mit Kaoru ein sinnvolles Gespräch zu führen, ihm direkt gegenüber. Kaoru schielte über seinen Tassenrand hinweg zu dem Bassisten und trank einen Schluck, setzte den Becher aber sogleich wieder ab. „Zu heiß?“, fragte Toshiya und sah ihn an. „Ich mag den Kaffee aus diesen Pad-Dingern nicht.“ „Oh, tut mir leid. Das wusste ich nicht.“ „Woher auch?“ Toshiya starrte kurz auf seinen Kaffee, dann sagte er: „Du sagst mir ja nie was.“ „Was? Soll ich dich anrufen und sagen ‚hey, Toshiya, der Kaffee aus Pads schmeckt widerlich’?“ Kaoru lächelte Toshiya belustigt an. „E-Mail oder SMS hätt’s auch getan“, murmelte Toshiya und grinste. „Ich merks mir für später.“ Beide kicherten dumm los. „Sag, mal, warum bist du schon hier?“, fragte Kaoru dann. „Weiß nicht, bin aufgewacht, weil die Katze Hunger hatte. Dann konnt ich nicht mehr schlafen.“ „Deine Probleme will ich haben!“, meinte Kaoru und lächelte wieder. „Tja!“ Toshiya zuckte mit den Schultern. „Wie spät ist es?“, fragte Kaoru nach einer kurzen Weile, der seinen Kopf wieder mit der Hand stützte und über seinem Kaffee hing. „Schau doch selber!“ „Bin zu faul den Kopf zu drehen.“ Toshiya gab einen gespielt genervten Laut von sich und sah selbst auf die Uhr. „Fünf vor Halb“, sagte er kurz. Sein Blick war auf die Jacke gefallen, die Kaoru so achtlos über den Stuhl geworfen hatte. „Halb was?“, fragte Kaoru. „Na was schon! Halb Acht!“ „Ach so, ja.“ „Sag mal…Die Jacke…“ Kaoru hob interessiert den Kopf und sah zu besagtem Kleidungsstück. „Ach so, ja“, sagte er dann knapp, „ich mag die halt.“ Toshiya nickte. „Passt sie dir?“ „Ja“, meinte Kaoru. Toshiya nickte erneut. Irgendwas in ihm freute sich, dass Kaoru die Jacke so sehr mochte, denn kein anderer als Toshiya selbst hatte sie für das Photoshoot ausgesucht. Ursprünglich wollte er sie tragen, allerdings passte sie ihm nicht recht und so schmiss er sie beiseite um sich eine andere Größe heraus zu suchen. Kaoru griff dann jedoch zu genau der aussortierten Jacke, weil sie ihm so gefiel. Und als Produkt standen Toshiya und Kaoru in ein und derselben Jacke auf ein und demselben Foto. Zu allem Überfluss noch mit ähnlichen Haarfrisuren und Sonnenbrillen… (Wir alle kennen & lieben dieses Zwillings-Foto…XD) Die Jacke hang mittlerweile auch in Toshiyas privatem Kleiderschrank, nur trug er sie nie. Sie hang da nur aus Erinnerungszwecken. Umso mehr freute es den Bassisten, dass Kaoru sie auch noch hatte. „Ich hab mein Tattoo fertig stechen lassen.“ Toshiya sah auf. Dem Anschein nach war schon wieder eine unangenehme Stille entstanden, die Kaoru beenden wollte. „Wirklich? Zeig mal.“ „Hab noch nen Verband drum, tat gestern verflucht weh…“ Toshiya zuckte die Schultern. „Das ist der Grund warum ich keine Riesendinger hab.“ Kaoru schaute ihn überrascht an. „Keine Riesendinger? Das heißt du hast Tattoos?“ „Ich habs auf jeden Fall nicht weglasern lassen.“ Toshiya sah Kaoru eindringlich an. Kaoru verstand sofort, was er meinte und fragte nicht weiter nach. Toshiya redete über das Schriftzeichen auf seinem Beckenknochen, das circa zehn Zentimeter große 薫. „Und du Schuft hast mir versprochen dir meinen Namen auch eintätowieren zu lassen…“, beklagte sich Toshiya ohne weiter darüber nachzudenken. Als Kaoru ihn entsetzt anstarrte, wusste er aber, dass er etwas Falsches gesagt hatte. „Ich…vergiss was ich gesagt hab“, murmelte er und starrte auf die Tischplatte vor ihm. Kaoru winkte nur ab. Er trank noch einen Schluck des mittlerweile lauwarmen Kaffees. Nervös schaute er im Raum umher, immer wieder zur Uhr, dann zur Tür, aber nichts geschah. „Sag mal…“, begann Kaoru dann, „Ja?“ Toshiya sah auf. „Wegen damals… Das nimmst du mir noch übel, nicht wahr?“ Toshiya seufzte lang und gedehnt, seine Augen blickten direkt in die Kaorus. „Nein, ich war dir nie wirklich böse. Dafür mag ich dich viel zu sehr. Ich war enttäuscht, schwer enttäuscht. Aber im nachhinein dankbar, dass du mir nicht einfach weiterhin etwas vorgespielt hast.“ Kaoru nickte resigniert. Er wollte Toshiya sagen, dass es ihm nicht gefiel, wie distanziert ihre Beziehung zueinander jetzt war, dass er wieder mehr mit ihm zusammen unternehmen wollte. Allerdings blieb im jedes Wort im Halse stecken und so schwieg er. Toshiya lächelte ihn an. „Die anderen müssten langsam mal eintrudeln!“ Kaoru antwortete nicht, sondern sah Toshiya von der Seite her an. Es lag ihm auf der Zunge und trotzdem brachte er es nicht über sich, den Mund aufzumachen. Toshiya drehte seinen Kopf zu ihm, er wartete auf eine Antwort. „Alles okay? Du siehst aus als hättest du Verstopfung“, meinte Toshiya und grinste ihn knabenhaft an. Kaoru fixierte die Tischplatte. Er war nicht mehr in der Lage den Bassisten anzusehen. Toshiya legte den Kopf schief, sein Blick war fragend, dann legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Ist Leader-sama müde?“, fragte er kindlich und stand langsam auf. Er lief um den Tisch herum, geradewegs an Kaorus Platz und setzte sich neben ihn auf die Tischplatte. Gitarristen und Bassisten trennten nur wenige Zentimeter. „Was ist wenn es so wäre?“ nuschelte Kaoru in seinen Ziegenbart. Seine neu wieder gefundene Stimme war kaum hörbar. „Dann solltest du dich hinlegen und eine Runde schlafen“, sagte der Jüngere lächelnd, allerdings gefror sein Lächeln als er ein Gewicht auf seinem Oberschenkel spürte, genauer genommen den Kopf Kaorus. Toshiya schaute von oben auf ihn herab, seine Hände auf den Tisch gestützt. Kaorus hatte seine Arme leicht um die Tallie des Bassisten gelegt, den Kopf in seinen Schoß gebettet. Toshiya, der sichtlich an sich selber zweifelte und überlegte, ob die morgendlich Zigarette nicht doch ein Joint war, starrte perplex auf Kaorus Kopf. Alles klar, er lag noch im Bett und schlief, die Freak-Show hier träumend. Um die Uhrzeit war er ja noch nie zur Arbeit gegangen… Er hatte gerade vor, sich prüfend in die Wange zu kneifend, als er Kaorus Stimme hörte. „Du riechst gut…“ Wer bitteschön versenkt seinen Kopf im Schoß seines Ex-Freundes und lässt so einen Spruch vom Stapel?! Toshiya saß wie gelähmt auf dem Tisch. „Riech nicht an meinem Schoß…“, stammelte er verlegen. Hundert Punkte für diese Aussage, Hara-san. Toshiya ohrfeigte sich in Gedanken. Er hörte Kaoru leise lachen. „Entschuldigung“, nuschelte Kaoru und seufzte, „du fehlst mir, Toshiya.“ Dem schwarzhaarigen Bassisten klappte die Kinnlade nach unten. Es bedurfte harter Drogen sich so etwas einzubilden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)