Shaman King von Misato-6 (Pleiten,Pech,Pannen und andere Probleme) ================================================================================ Kapitel 9: Ryu auf Abwegen -------------------------- Kapitel 9: Ryu auf Abwegen Tick tack tick tack Es war ein Geräusch, welches Anna fast in den Wahnsinn trieb. Wobei es nicht nur allein das Ticken der Uhr war, sondern viel mehr die Tatsache, dass sie in einer riesigen Halle saßen und darauf warteten, dass es endlich weiter ging. „Warum müssen wir hier noch mal warten?“ „Zum letzten Mal, Ren. Weil die Bühnenbildner vergessen haben die Halle für uns vorzubereiten und unsere werten Regisseure gerade versuchen alle möglichen Gegenstände zusammen zu suchen.“ „Und wieso laufen die dann wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend?“ Bei Ryus Frage sah Anna zu dem derzeitigen Gesprächsthema. Die Frage war durchaus berechtigt, denn sie war sich sicher, dass der Raum zu ihrer rechten schon das dritte Mal durchsucht worden war. Ein System schienen sie beim Suchen auf jeden Fall nicht zu haben, soviel stand fest. „Willst du meine Meinung hören oder Haos?“ „Du kennst Hao Meinung dazu?“ Nun hatte sich Jeanne auch eingemischt, welche das Gespräch scheinbar interessanter fand als das dumpfsinnige herumsitzen. Nicht dass sie es ihr verübeln konnte, aber irgendwie wollte ein Teil von ihr der weißhaarigen einfach nur die Meinung sagen. „Ich kenne Hao schon mein halbes Leben lang. Natürlich weiß ich was er dazu sagen würde. Er würde sagen, dass diese Leute nicht den leisesten Plan davon haben, was sie hier tun.“ „Hao hält sie für Scharlatane?“ Ryu war entsetzt, solche Gedanken hätte er dem langhaarigen niemals zugetan. Anna hingegen verdrehte nur genervt die Augen. So hatte sie das nicht gemeint. „Nein, soweit würde er nicht gehen. Er denkt viel mehr in die Richtung, dass den beiden ihr bisheriger Ruhm zu Kopf gestiegen ist und sie sich mit ihrem Kapital verplant haben und deshalb selber Hand anlegen müssen, damit es vorrangeht. Aber wie soll jemand in etwas gut sein, was er nie gemacht hat, da er immer Assistenten hatte, die er damit beauftragen konnte.“ „Ach so. Und deine Meinung?“ Anna seufzte bei Ryus Frage nur. Sie wusste nicht wirklich was ihre Meinung war. Irgendwie kam ihr das ganze merkwürdig vor. Als ob sie ein einzelnes Teilchen vermisste. Ein Teilchen was es einem erst erlaubte das Komplette Bild zu verstehen. Irritiert schüttelte sie den Kopf. Jetzt war sie doch wieder zu ihren Hausaufgaben abgeschweift. Bildinterpretation. Ein Fachgebiet in dem sie ausnahmsweise besser war als Hao. Bei dem Gedanken schlich sich ein amüsiertes Lächeln auf ihr Gesicht. „Was ist?“ „Nichts. Ich musste nur gerade daran denken, dass sich Hao jetzt wahrscheinlich aus lauter Frust über seine Großeltern an seine Bildinterpretation setzt. Glaubt mir einfach wenn ich sage, dass das ein einmaliger Anblick ist..“ „Jetzt sag nicht er hängt es auf und wartet auf eine Eingebung.“ Ren erntete bei diesem Kommentar nur einen finsteren Blick von Anna. Wobei dieser weniger auf Ren als mehr auf die Worte gerichtet waren. „Das ist nur eine Phase seiner sogenannten Schaffenskrise. Normalerweise hat er keine Probleme sich irgendetwas auszudenken, aber mit Kunst steht er auf Kriegsfuß. Wobei ich euch nicht mal genau sagen kann wieso, so schlecht ist er nämlich nicht.“ „Nein, er braucht nur immer eine Ewigkeit. Jedenfalls in diesem Schwerpunktgebiet. Aber wo wir gerade bei dem Thema Kunst sind, wie hat er das letzte Werk eigentlich rechtzeitig fertig bekommen? Ich meine sooft wie er neu angefangen hatte, weil irgendetwas nicht so geworden ist wie er es sich vorgestellt hatte.“ „Gar nicht, Manta. Das letzte hab ich für ihn gemacht und abgegeben. Sein Original ist vier Wochen später fertig geworden und hängt jetzt bei mir an der Wand.“ „Ernsthaft. Aber das ist doch Betrug.“ „Ach quatsch, Trey. Sowas nennt man Starthilfe. Betrug wäre es, wenn Hao eine Niete in dem Bereich wäre und ich seinen Notenschnitt aufgrund meines Werkes aufgebessert hätte.“ „Aber das hast du doch, immerhin hätte er die Leistung, die er hätte erbringen müssen, nicht erreicht.“ Anna seufzte bei diesen Worten nur. Insgeheim fragte sie sich, wieso sie das Thema überhaupt angesprochen hatte, immerhin war es doch vorhersehbar, dass die anderen das Ganze nicht verstehen konnten. Doch bevor sie noch mal ansetzen konnte, kam ein deprimierter Hirota zu ihnen und lenkte sie vom Thema ab. „Ich sag es ungern, aber heute kommen wir nicht weiter. Deshalb habe ich keine andere Wahl als die Probe für heute abzubrechen. Also genießt das Wochenende.“ Für einen kurzen Moment saßen sich die Anwesenden nur verwundert an. Erst saßen sie seit einer geschlagenen Stunde hier und warteten geduldig nur um das zu erfahren, dass die ganzen Proben abgebrochen wurden. Das war die reinste Zeitverschwendung. Dennoch brauchte die Gruppe weitere 10 Minuten um diese Tatsache zu akzeptieren und zum Ausgang zu gehen. „Was für eine Zeitverschwendung.“ „Du sagst es, Ren. Und dafür habe ich meine Motorradtour abgesagt.“ Das war so ziemlich was Ryu am meisten ärgerte. Er hatte erst vor einigen Wochen seinen Führerschein gemacht und sich von dem restlichen gesparten Geld ein altes klappriges Motorrad angeschafft. In seiner Freizeit hatte er öfters daran rumgebastelt und es soweit hinbekommen, dass es einwandfrei lief. Ursprünglich wollte er heute mit seinen Kumpels eine Probefahrt machen, doch dank der Probe fiel sie flach und dass für nichts und wieder nichts. „Zu Schade.“ Anna verdrehte bei diesen Worten die Augen. Sie konnte einfach nicht verstehen, was an einem Motorrad so toll war, aber wahrscheinlich war das so ein Jungending. Mit dieses Worten ging sie weiter ohne auf den Weg zu achten und auch die anderen schienen durch ihre Diskussion nicht wirklich an einem Ziel interessiert zu sein, weshalb sie wenige Minuten später an einen breiten Fluss ankamen. „Toll, jetzt sind wir auch noch in die falsche Richtung gelaufen.“ „Na und. Zumindest passt es zur Stimmung.“ „Du meinst die, die besagt dass das ganze Leben beschissen ist?“ „Genau die, Hao. Warte….Hao?...Was hast du hier verloren…ich dachte….“ „Dann denk nicht Ryu. Außerdem könnte ich euch dasselbe Fragen. War nicht eigentlich Probe angesagt.“ „Wir wurden rausgeschmissen. Ein Fall von chronischer Inkompetenz.“ Annas Worte brachte Hao zum Schmunzeln, doch das leichte Lächeln verschwand schneller als es gekommen war. Ein Zeichen dass irgendetwas nicht stimmte, soviel konnte sie sagen, doch sie versuchte sich zurückzuhalten. Wenn Hao ihr was erzählen wollte, würde er es tun. „Eure oder die der selbsternannten Regisseure.“ „Letzteres natürlich. Sie haben die nötigen Equipments selbst nach einer 1stündigen Suche nicht zusammengekriegt.“ „Erstaunlich. In der Zeit hätte sogar Yo seine Sachen gefunden.“ „Du meinst wie das eine Mal, wo du dich im Baumhaus verschanzt hast und er dir aus Wut seine Lieblingskopfhörer entgegengeworfen hat, nur um sie dann am nächsten Tag zu suchen.“ „Genau. Kennst du eigentlich die ganze Geschichte?“ „Du meist den Teil wo er in einer halben Stunde das ganze Haus auf den Kopfgestellt hat und sich dann vor die Leiter des Baumhauses gestellt hat und nach oben gesehen hat.“ Hao antwortete nicht, doch Anna wusste, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Yo und das Baumhaus war nun mal eine einmalige Sache auch wenn der Hintergrund alles andere als witzig war. „Warum hat Yo nach oben gesehen? Er hätte doch einfach hochklettern können und die Kopfhörer wiederholen können, oder nicht!“ „Sagen wir es so, Trey. Das Baumhaus ist seit Jahren schon Haos Territorium und dass nur aus einem speziellen Grund. Mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen. Da musst du schon Yo fragen.“ „Aber du weißt es?“ „Ja ich weiß wieso, aber wie gesagt, es ist nicht fair Yo gegenüber wenn wir es euch sagen!“ Mit diesen Worten beendete Anna das Thema und sah Hao für einen Moment eindringlich an. Dieser Seufzte daraufhin nur bevor er ihre unausgesprochene Frage beantwortet. „Du kennst mich. Ich kann einfach meinen Mund nicht halten. Und bevor das ganze eskalieren konnte bin ich gegangen.“ „Brauchst du Asyl?“ „Wäre schon nett. Aber ich bezweifle, dass meine Eltern das so toll finden würden.“ „Als wenn sie es besser fänden wenn du im Baumhaus oder auf der Straße übernachtest….aber zurück zum Thema. Was hast du gesagt?“ „Das ich in der Zukunft lebe und nicht an völlig veraltete Traditionen festhalten, dessen Erfinder schon längst zu Staub zerfallen sind.“ Nun war es um die Gruppe geschehen. Keiner von ihnen kannte Haos Großeltern, doch von Yo wussten sie, dass diese recht altmodisch waren und die Entwicklung der Welt ablehnten. Demnach konnten sie sich durchaus vorstellen, wie die Situation ausgefallen war. Insgeheim stellten sie sich alte Greise vor deren Gesichter bei diesen Worten total entgleisten. Grund genug um herzlich zu lachen und in diesem Moment tat das verdammt gut. Auch Anna konnte sich ein lautes Lachen nicht verkneifen, dann jedoch wurde sie schlagartig wieder ernst und blickte Hao kopfschüttelnd an. „So wird das nie etwas zwischen dir und deinen Großeltern.“ „Da ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Ich bin immerhin die Inkarnation des Bösen, die die gesamte Familie ins Verderben führen wird.“ „Sag mal spinnst du?“ Ryu konnte diesen Kommentar bei Haos Worten nicht mehr zurückhalten. Er konnte nicht glauben, dass der ältere Asakurazwilling das wirklich von sich gesagt hatte. Allerdings stellte er anhand von Haos und Annas folgenden Lachanfall fest, dass er das scheinbar nur als Witz gemeint hatte. „Kannst du auch mal nicht Sarkastisch sein?“ „Dir ist schon klar dass Sarkasmus eine übertriebene Form der Wahrheit ist.“ „Ernsthaft…warte…du verarscht mich doch schon wieder.“ Nun brachen alle in schallendes Gelächter aus. Lediglich Ryu fühlte sich leicht veralbert. Die Denkweise seines Gegenübers war ihm einfach zu hoch. Er konnte diesen einfach nicht einschätzen und dabei war dieser um einiges jünger. „Wisst ihr. Ich glaube das wäre die perfekte Kulisse für Ryus Trainingsscene.“ Mit diesen Worten sah Tamara zu dem zugefrorenen Fluss. Als sie die Passage durchgelesen hatte sie sich die Umgebung genauso vorgestellt. Es passte einfach alles und insgeheim würde sie gerne sehen, wie die Szene hier gedreht wurde. „Du meinst mit Yamata no Orochi.“ „Tammy hat gar nicht so unrecht. Das meiste sind ehe Computeranimationen. Und das wird bei dieser Scene nicht anders sein. Dennoch eine echte Kulisse im Hintergrund würde dem ganzen die Krone aufsetzen.“ „Willkommen zurück du Perfektionist.“ Noch ehe Hao auf Annas Kommentar etwas erwidern konnte, mischte sich Ryu ein und überraschte die gesamte Gruppe mit einem ungewöhnlichen Vorschlag. „Wie wäre es dann mit einer Probe?“ „Einer Probe?“ „Ja, wenn wir die Szene hier richtig gut hinkriegen, dann schlagen wir den Regisseuren diesen Ort vor.“ „Also ich wäre lieber für Schlittschuhlaufen, aber ok. Bin dabei!“ „Du bist doch nicht mal in der Szene dabei, Jeanne!“ „Mach dir darüber mal keine Sorgen Hao. Ich spiel einfach mal deinen Vater oder Großvater, je nachdem wer noch frei ist.“ Bei diesen Worten konnte Hao nicht anders als laut aufzulachen. Jeanne wurde ihm von Mal zu Mal sympathischer. Und allein die Vorstellung, dass sie einen alten selbstgefälligen Mann spielen wollte war ihm die Sache wert. Um genau zu sein war er gespannt wie gut sie sich verstellen konnte. „Gut. Dann übernimm du Großvätterchen und Anna kriegt den maskierten Kundschafter. Manta ist Milly…“ „Was?“ Auf Mantas Ausruf reagierte keiner, stattdessen übernahm nun Anna die weitere Verteilung der Rollen, ohne auf irgendwen Rücksicht zu nehmen. „…Tamara ist glaube ich eine gute Elli?...Sharona, Sally und Lilly müssen wir halten außen vor lassen, genauso wie Mr…wie hast dieser komische Typ, der Ryu so ähnlich sieht.“ „Frag mich nicht. Ich glaub im Skript stand unwichtige Nebenperson. Die taucht auf und ist dann irgendwann wieder weg. Keine Ahnung was aus der anschließend geworden ist.“ „Gut, dachte schon ich hätte das irgendwie überlesen…da stand echt unwichtige Nebenperson?“ „Sie doch nach wenn du mir nicht glaubst.“ „Okay okay ich glaub dir…Ryu wo willst du denn jetzt hin.“ „Runter an den Fluss. Wohin den sonst.“ „Pass auf, da ist es…glatt.“ Noch ehe Hao seinen Satz beenden konnte hörten sie auch schon einen lauten schrei gefolgte von einem dumpfen Schlag. Ryu war gerade ausgerutscht und schmerzhaft auf dem Uferrand angekommen. Ansonsten fehlte ihm jedoch nichts. Bei dieser Erkenntnis entscheiden sich auch die anderen Ryu zu folgen, wobei sie weniger schmerzhaft auf dem Boden des Flussbettes aufkamen. Lediglich Hao und Anna standen noch oberhalb und blickte auf die Gruppe herunter. Erst als die Gruppe sich in Position gebracht hatte kam Hao ein Gedanke, den er vor wenigen Minuten noch nicht bedacht hatte. „Ich will ja die allgemeine Laune nicht senken, aber wie wollt ihr da wieder rauskommen.“ „Wie wir….“ Für einen Moment war Jeanne verwirrt. Die Antwort war eindeutig, sie würden raufklettern, doch dann fiel ihr auf dass die Ränder vereist waren und auch wenn die Wände des Flussbettes gerade mal zweieinhalb Meter betrugen war das Eis an den Wänden so rutschig um wieder hinaufzuklettern. „…konntest du das nicht sagen, bevor wir alle nach unten gerutscht sind?“ „Ist doch egal. Wir können nachher über einen Weg aus dem Flussbett nachdenken. Jetzt lasst uns Yamata no Orochi heraufbeschwören.“ „Wie ihr wollt. Part eins von Ryu auf Abwegen. Seit ihr bereit, dann lasst uns beginnen. Und Action.“ Eigentlich wollte Hao die Scene damit starten, doch alles was er bei seinem Kommentar bekam war lautes Gelächter. Selbst Anna neben ihm schmunzelte amüsiert. Manchmal hatte Hao wirklich die besten Sprüche drauf und gerade jetzt konnten sie etwas gute Laune vertragen. Und Ryu hatte Recht sie konnten sich auch später Gedanken machen wie sie die Anderen aus dem Flussbett kriegten. Und sie hoffte inständig, dass Hao etwas einfiel, denn sie hatte keinen Schimmer wie sie das bewerkstelligen sollten ohne zu riskieren selbst dort unten zu landen. Allerdings konnte sie nicht weiter darüber grübeln, da die Gruppe derweil doch angefangen hatte ihren Part zu spielen und so ungern sie es auch zugab, sie machten ihre Sache trotz der Situation richtig gut. Besonders Jeanne, die wirklich eine eigenwillige aber zugleich amüsante Art hatte den alten Mann zu spielen. „Sie ist nicht schlecht!“ „Wenn man von der krüppelhaften Haltung absieht, dann hast du wahrscheinlich Recht. Ich könnte diese Verrenkungen gar nicht hinkriegen.“ „Naja du bist auch eher jemand, der aufgerichtet herumläuft. Jeanne hingegen versucht sich gerade kleiner zu machen als sie ist.“ „Ja und dadurch sieht sie aus als hätte sie einen extremen Buckel und knotenarme. Gott…ich kann da einfach nicht hinsehen.“ „Dann tu es nicht…hey Jeanne, kannst du etwas tiefer und vor allem lauter sprechen? Man versteht dich hier oben kaum.“ „Dann komm doch runter!“ Für einen Moment schien Hao wirklich mit dem Gedanken zu spielen ihrer Aufforderung zu folgen, doch dann stieß Anna ihm unsanft in die Rippen. „Untersteh dich, sonst erzähl ich deinen Eltern dass du den Verstand verloren hast.“ „Was denn so in Sorge, dass ich nicht mehr lebend aus dem Flussbett herauskomme?“ „Träum weiter. Obwohl wir haben noch ein Referat zu bearbeiten, also….“ Anna beendete diesen Satz nicht, was auch nicht nötig war da Hao sie sehr genau verstanden hatte. Doch alles was er ihr entgegen brachte war ein lautes Lachen. Oh ja, er verstand sie auch ohne klare Worte und machte nicht mal ein Geheimnis daraus. Mit diesen Gedanken schüttelte sie den Kopf und sah zurück zu den anderen. Sie würde diese Situation genießen solange sie anhielt so viel stand fest, alles andere kam später. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)