Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 30: The journey must go on ---------------------------------- Die Sonne neigte sich dem Horizont zu und die Männer hatten sich auf einen Preis geeinigt. Zehn goldene Münzen, sowie ein Pferd aus des Königs Stall ging in den Besitz der beiden „Händler“ über. Anschließend hatte man noch gespeist und getrunken. „Sie werden nun in ein Zimmer gebracht, was sie diese Nacht gerne bewohnen dürfen.“, schlug der König ihnen vor. „Sehr freundlich. Danke. Aber wir möchten wieder weiter reisen. Es hält uns nie lange an einem Ort.“, erklärte Silver. „Wie Ihr möchtet.“, nickte der Herrscher. Dann erhoben sie sich und gingen zurück in den Saal. Dort verabschiedete und bedankte man sich. Die Pferde standen bereit, ebenso wie das Vierte aus dem königlichen Stall. Zufrieden saßen die beiden Männer auf und verließen den Hof. Jetzt lag es an Mireille, dass sie ihre Sache richtig machte. Die Schatzjägerin war von den Frauen mit frischen Sachen eingekleidet worden, nachdem ihre Haut mit einer wohlriechenden Creme eingerieben worden war. Anschließend hatten sie ihr Haar gekämmt und zu einer Hochsteckfrisur aufgesteckt. „Sehr schön. Jetzt bist du fertig.“, erklärte eine der Frauen zufrieden. „Danke.“, sagte Mireille höflich, auch wenn sie sich in ihren neuen Sachen nicht sehr wohl fühlte. Sie waren ihr eindeutig zu zugig. Eine der Türen ging auf und eine Wache erschien. „Der König will dich sehen.“, sagte er an Mireille gewandt. Jetzt schien es los zugehen. Hoffentlich lief alles wie am Schnürchen. „Viel Glück.“, sagte eine der Frauen. Die Schwarzhaarige bedankte sich und verschwand durch die ihr offen gehaltene Tür. Im Flur war es etwas kühler und sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Durch eine geschickte Gesprächstaktik hatte sie bei den Frauen schnell herausgefunden, wo die Prinzessin war. Jetzt musste sie nur noch an den Wachen und dem König vorbei. Die Wachen gingen neben ihr her und führten sie schließlich in ein prunkvolles Gemach. Sie schlossen die Tür wieder hinter sich und ließen Mireille alleine zurück. Das große Bett war mit einem Seiden – Baldachin behängt worden, unter dem sie eine Person ausmachen konnte. „Komm näher.“, sprach er und Mireille gehorchte, während sie die Fingerknöchel einmal knacken ließ. Jetzt ging es also wirklich los. Die junge Frau ging anmutig um das Bett herum und blieb vor dem König stehen. Wiederum musterte er sie von oben bis unten. Mit einem Wink seiner Hand ließ er sie näher kommen. Zu überrascht, als das er hätte schreien können, war er, als Mireille sich auf ihn stürzte. Sie drückte mit ihren Fingerkuppen bestimmte Stellen an seinem Hals, sodass er augenblicklich in sich zusammen sackte. „Schlaf schön.“, hauchte sie ihm ins Ohr und trat vom Bett zurück. Schnell kletterte sie an einem der Fenster hinaus und balancierte auf einem schmalen Sims, während sie sich kurz orientierte. In einiger Entfernung im nächsten Stock sah sie den beschriebenen Balkon, der in das Gemach der Prinzessin führen sollte. Eine Spieluhr spielte auf einer edlen Kommode. Zu dem Lied tanzte eine Miniatur - Ballerina immer und immer wieder im Kreis herum. Das Zimmer war dunkel. Leise Atemgeräusche drangen an Mireille‘ s Ohr, als sie durch die Balkontür wie ein Schatten in den Raum huschte. Dieses Gemach war eindeutig das einer Prinzessin. Behutsam näherte sie sich dem Schlafplatz. Als die Spieluhr verstummte, hielt sie kurz inne, doch die Gestalt in dem Bett rührte sich nicht. Dann ging alles blitzschnell. Mireille knebelte und fesselte die Königstochter, bevor diese sich versehen hatte. Dann legte die Schwarzhaarige sie sich über die Schulter wie einen nassen Sack und trat erneut an das Fenster. Das Bettlaken hatte sie umfunktioniert und ließ es, zusammengeknotet mit einem weiteren Laken, aus dem Fenster hinaus hängen. So schwang sie sich hinab auf den sicheren Erdboden, um sogleich mit ihrem Anhängsel im Schatten der fast untergehenden Sonne zu verschwinden. Einige Wachen gingen vorüber, ohne etwas von dem Vorgehen im Palast zu merken. Erst als Mireille sich sicher war, dass sie nicht entdeckt wurde, stieß sie einen kurzen, hohen Pfiff aus. Dieser wurde auf der anderen Seite der Festungsmauer erwidert. Mit einigen, wenigen Sätzen war sie oben auf dem Wehrgang und ließ die Prinzessin auf der anderen Seite der Mauer an dem Laken hinab. Silver und Fenrill nahmen sie in Empfang und warteten noch auf Mireille, die sich elegant, wie eh und je, an dem improvisierten Seil herab gleiten ließ. Im Schutz der Schatten ritten sie unbemerkt davon. Erst als sie etliche Dünen hinter sich gelassen hatten, jubelten sie freudig auf. Sie hatten es geschafft. Der Adrenalinpegel sank wieder. Silver ritt dicht an Mireille heran und schnupperte. „Hmm, das riecht gut.“, grinste er. Demonstrativ ging die junge Frau auf Abstand. Sie wusste nichts mit dem Verhalten des Schatzjägers anzufangen. Mal war er ihr sehr nahe, dann ging er wieder auf Abstand. Was das nur immer sollte? Neugierig beäugten sie die Prinzessin, die aufrecht und ohne einen Mucks von sich zu geben im Sattel saß. Mireille ritt näher zu ihr. „Keine Bange, wir wollen dir nichts tun. Wir haben auch nicht vor Lösegeld mit dir zu erpressen.“, sagte sie freundlich. Sie erhielt einen nicht sehr überzeugten Blick zurück. Ein anerkennender Pfeifton erklang neben Mireille. Diese wandte den Kopf und sah Silver und Fenrill, die sich ein Grinsen nicht verkneifen konnten. „Nettes Outfit.“, sagte Fenrill und ließ seinen Blick über Mireille‘ s schlanken Körper streifen, der immer noch in der, ihrer Meinung nach, zu knappen Kleidung steckte. „Danke.“, zischte sie halb verärgert zu ihm rüber. , stöhnte sie innerlich. Hoffentlich konnte sie bald wieder ihre normalen Kleidungsstücke anziehen. Es musste ungefähr Mitternacht sein, als sie eine kleine Rast einlegten. Sie stiegen von den Pferden und setzten die Prinzessin auf den Hosenboden. „Nicht schreien, ok? Das hört hier draußen eh keiner, außer uns.“, bat sie die ungefähr ein Jahr jüngere freundlich. Nach kurzem Zögern nickte diese. Mireille nahm ihr den Knebel aus dem Mund und setzte ihr einen der Wasserbeutel, die Silver und Fenrill in dem Palast hatten auffüllen können, an den Mund. Gierig trank sie einige Schlucke. „Danke.“, sagte sie leise. Ihre Stimme war belegt und klang mutlos. Mireille nahm ebenfalls ein paar Züge und setzte den Beutel dann ab. Fest geschlossen legte sie ihn in die Satteltasche zurück. „Wie heißt du?“, fragte Mireille die Prinzessin. „Luna.“, antwortete sie brav. „Ok, das da ist Silver, der da drüben bei den Pferden ist Fenrill und ich bin Mireille.“ Silver sah sie erschrocken an. Dann packte er sie am Arm und flüsterte ihr in‘ s Ohr, dass es nicht ratsam war, ihr die richtige Namen zu verraten. „Wenn sie uns vertrauen soll, kann sie auch unsere richtigen Namen wissen.“, fauchte Mireille ihn an. Dann wandte sie sich wieder an die junge Prinzessin. „Mach dir nichts aus ihm, der ist immer so drauf. Worauf ich eigentlich hinaus will, ist, dass wir eigentlich nur deine Hilfe benötigen.“, erklärte ihr die junge Frau behutsam. Die Prinzessin hörte ihr aufmerksam zu. „Wofür?“, fragte sie neugierig. „Wir wollen mit deiner Hilfe das Tor im Argas – Krater öffnen.“ Die anfängliche Skepsis der jungen Herrscherstochter war verflogen. „Also wollt ihr mich nicht umbringen, verkaufen, als Druckmittel benutzen, oder sonstige böse Sachen anstellen?“ Mireille schüttelte belustigt den Kopf. Ihr Gegenüber schien nicht sehr viel Welterfahrung zu besitzen und war zudem noch etwas naiv. Aber es war höchstwahrscheinlich nicht ihre Schuld, dass dem so war. Das arme Ding hatte die Welt außerhalb der Palastmauern bestimmt noch nicht betreten. Da konnte sie sich schön bei ihrem Herrn Vater bedanken. Schon bald ritten sie weiter. In der Ferne konnte man den Argas – Krater bereits sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)