Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 26: Erwischt -------------------- Nach einiger Zeit erreichten sie einen See, in den sie mitsamt der Pferde hinein ritten. Die Tiere freuten sich über die willkommene Abwechslung und die Reiter konnten sich das Blut und den Schmutz der vergangenen Tage abwaschen. Völlig erledigt lagen letztere nach dem Bad am Ufer und nahmen ein Sonnenbad. Die Sonne glitzerte auf der Wasseroberfläche. Einige Enten badeten etwas entfernt in dem kühlen Nass. „Wir sollten bald weiter.“, sagte Mireille mit immer noch geschlossenen Augen. Der Wind ließ sie leicht frösteln. „Immerhin müssen wir eine Prinzessin entführen.“, grinste sie. „Du willst sie entführen? Warum? Machen wir es wie bei dem Vampir.“, schlug Silver vor. Mireille sah ihn an. „Das geht nicht. Füllen wir ihr Blut in eine Ampulle stirbt es ab. Das Blut des Vampirs ist bereits tot. Deshalb macht es nichts aus. Aber wir brauchen auch Blut des Lebens.“, erklärte ihm die Schatzjägerin bereitwillig. Sie rückte ihren Kragen zurecht und holte etwas zu essen aus den trocken gebliebenen Satteltaschen. So nahmen die Reiter eine kurze Mahlzeit ein und machten sich dann wieder auf den Weg. Sie wussten, wo sie eine Prinzessin in der Nähe des Argas - Kraters finden würden. So war es einfacher, sie von dort aus gleich mitzunehmen (wie einen Schnellimbiss ^,^). Etwas schwieriger würde es werden eine verwöhnte Prinzessin mit lauter Stimme aus einem Schloss voller Wachen unentdeckt zu befördern. Doch auch das sollte hinzukriegen sein. Die Pferde liefen leicht voran. Sie merkten, dass ihren Reitern bereits ein Teil ihrer Aufgabe gelungen war und deshalb wieder frohen Mutes waren. Silver jedoch warf Mireille unauffällig einen aufmerksamen Blick zu. Ein musternder und prüfender Blick. Die Schatzjägerin nahm es zur Kenntnis; ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, er könnte etwas bemerkt haben. So trieb sie ihr Pferd kurzerhand an und ritt neben ihm her. Die beiden schwiegen und sahen sich nicht an, während sie Fenrill zuhörten, was ihm in der Burg geschehen war. Ihm war es ähnlich ergangen wie Silver, doch er musste nicht knietief in Blut waten. Er musste sich durch eine Art kleines Labyrinth kämpfen. Hier und da hatten Fal- len auf ihn gewartet. Doch da er sich mit solchen Hindernissen auskannte, wie er es selbst nannte, war er schnell draußen und hatte sich auf die Suche nach ihnen gemacht. Am Abend schlugen sie eine längere Rast ein. Am Lagerfeuer brieten sie etwas Fisch, den sie in dem See gefangen hatten. Es schmeckte köstlich. Als sie fertig mit dem Essen waren, schau- ten sie noch einmal nach den Pferden. Anschließend wollten sie schlafen gehen. Mireille wollte mit der ersten Wache anfangen. Fenrill wollte protestieren, doch Silver nickte ihm nur zu. „Wenn sie will, dann lass sie.“, entgegnete er. Der Jäger als auch Mireille sahen ihn überrascht an, da Silver bis jetzt immer der letzte gewesen war, der ihr in irgend etwas zugestimmt hatte. Zufrieden trollten sich die beiden Männer in ihre Decken. Als Kissen hatten sie den Sattel ihres Reittiers genommen. Mireille schauderte einmal, als ein Windzug sie streifte und hielt die Hände schnell an das Feuer. Erst nach einiger Zeit kroch die wohlige Wärme ihre Arme hinauf. Doch ein Schmerz brannte in ihr auf wie das Feuer selbst und sie zog die Hände von der Feuerstelle weg. Sie nahm einen der Wasserbeutel und verschwand mit ihm in der Dunkelheit. Fenrill und Silver schliefen unterdessen bereits. Nicht weit von ihrem Lager entfernt, fiel Mireille auf die Knie. Sie keuchte. Dann füllte sie etwas von dem Wasser in ihre bebende Handfläche und bedeckte mit dem kühlen Nass ihre Wunde. Es brannte und ihr Gesicht verzog sich schmerzerfüllt. Ihre Hände zitterten, als sie diese vor sich hielt. Hinter ihr raschelte etwas. Erschrocken drehte sie sich um und es war Silver, der vor ihr in dem Dunkel erschien. „Was machst du?“, fragte er mit seiner samtenen Stimme, wie sie sie nur selten bei ihm hörte. „Ich, ähm... wollte nur mal kurz, na du weißt schon... austreten...“, erklärte sie ihm beklommen. Geschmeidig wie eine Raubkatze ging er auf sie zu und kniete sich vor sie hin. Mireille nahm seinen Geruch wahr, den sie als nicht unangenehm empfand. Verwirrt sah sie ihn an. Er streckte eine Hand vor und berührte ihre Wange. „Was machst du?“, fragte sie verdutzt, genoss seine Berührung jedoch. Er schwieg. Seine Hand war warm und sie erschauerte. Ihre Wunde brannte auf, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Silver registrierte allerdings, dass sie sich anspannte. Er kam ihr ganz nah, sodass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Seine Hand glitt nach unten und noch bevor sich Mireille ihm mit einem erschreckten Quieken entziehen konnte, hatte er sie schon zu Boden gedrückt. „Ich wusste es doch.“, sein Gesicht hatte sich verfinstert. „Warum hast du uns nichts gesagt?“ Die Schatzjägerin wimmerte. Die Schmerzen waren unerträglich. Silver sprang auf und zerrte sie grob zurück zum Lager. „Fenrill, wach auf!“, herrschte er den Schlafenden an, der alsbald hellwach war und die beiden verwundert ansah. „Was is’n los?“, fragte er schlaftrunken und sah auf Mireille, die sehr bleich in dem Schein des Feuers aussah. „Das ist los!“, sagte er und riss ihr den Mantel von den Schultern. Der hohe Kragen hatte es gut verdeckt, doch nun sah man die Bissmale an ihrem Hals deutlich. Sie waren gerötet und schienen ihr Schmerzen zu bereiten. „Warum hast du es uns nicht gesagt?“, fragte nun auch Fenrill. Es zeichnete sich ein leicht enttäuschter Gesichtsausdruck auf seiner Mimik ab. „Ich... es.... es sollte euch nicht belasten.“, presste sie zwischen ihren Lippen hervor. „Gut.“, herrschte Silver sie an. „Gibt es sonst noch irgend etwas, dass uns nicht belasten sollte?“ Mireille nickte zögerlich. „Er... er ruft nach mir.... er sucht mich.... ich kann es spüren!“, ihre Stimme versagte und sie schnappte nach Luft. Fenrill war aufgesprungen. Mireille war auf den Boden gesunken und gab würgende Laute von sich, als wenn eine unsicht- bare Hand ihr die Kehle zuschnüren würde. Hilflos beugten sich die Beiden über sie. Es sah aus, als würde sie mit einem unsichtbaren Feind um ihre Atemluft ringen. Fenrill schüttelte sie an den Schultern. „Mireille! Hey!“, er klang verunsichert und ängstlich zugleich. Silver schlug ihr einen Schwall Wasser in das Gesicht. Mit einem Schlag hörte ihr Keuchen auf und ihr Kopf sackte zur Seite. Sofort prüfte Silver, ob sie noch lebte. Beruhigt konnte er feststellen, dass ihr Herz schlug und sie wieder normal atmete. Erleichtert setzten sich die Männer an das Feuer, nachdem sie Mireille, in eine Decke gehüllt, schlafen gelegt hatten. „Wird sie sich verwandeln?“, fragte Fenrill schließlich. „Ich denke nicht. Zumindest müsste sie dafür auch sein Blut trinken. Deshalb sucht er sie wahrscheinlich. Hätte sie von seinem Blut getrunken, wäre die Verwand- lung schon weit voran geschritten. Wahrscheinlich hätte sie Verbrennungen in der Sonne er- litten, oder so. Deshalb denke ich, dass sein Biss ihr lediglich zu schaffen macht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)