Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 23: Together we make it ------------------------------- Nach einiger Zeit jedoch kamen keine Pfeile mehr. Sie schienen ihre Verfolger abgeschüttelt zu haben. Die Reiter parierten ihre Pferde zum Schritt durch. Die Tiere schwitzten und Schaum stand vor ihrem Maul. Nach einer weiteren Stunde der Vergewisserung unternahmen sie eine kleine Rast. An einem kleinen Quellbach tränkten sie die Pferde und erfrischten sich selbst. Es herrschte Schweigen. Fenrill als auch Silver war klar geworden, dass Mireille sie wirklich nur hatte beschützen wollen. Leicht schmollend setzte der Schatzjäger sich neben sie. „Ok. Du hast gewonnen. Ich glaube dir, dass du uns nur vor den Killern verstecken wolltest. Trotzdem hättest du uns da unten nicht einsperren müssen.“, der leicht grimmige Unterton in seiner Stimme amüsierte Mireille. Sie grinste ihn verwegen an. „Na komm schon. Sag es.“, stichelte sie. Silver rollte genervt mit den Augen. „Danke.“, presste er zwischen den Lippen hervor. „Gern geschehen.“, sagte sie froh und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Doch was meintet ihr jetzt eigentlich mit „Schattenkolleginnen“?“, wollte die junge Frau wissen. Fenrill setzte sich zu ihnen und erzählte erneut die Geschichte, wie sie aus dem Gefängnis heraus gekommen waren. Aufmerksam lauschte Mireille der Geschichte. „... und du, also sie, ist immer wieder aufgetaucht und hat uns auf deine Fährte geführt, wenn wir nicht weiter wussten. So haben wir dich gefunden.“, endete Fenrill. Die Schatzjägerin sah sie ratlos an. „Hmm, ich weiß auch nicht, worum es sich handelt.“ Gedanklich jedoch tobte ein Sturm in ihr. Sie wusste genau, wem sie das zu verdanken hatte. Doch das alles ergab keinen Sinn. Sie würde sich später damit befassen müssen. „Ich bin dafür, dass du uns erst einmal erklärst, was du schon wieder suchst.“, sagte Silver mit festem Blick. „Da ich euch Nervensägen eh nicht los werde, bleibt mir sowieso nichts anderes übrig.“ Mireille kramte in ihrer Manteltasche herum und reichte Fenrill das Pergament. Er entrollte es vorsichtig und begann zu lesen. Zumindest versuchte er es. „Was ist das für eine Schrift?“, fragte er nach kurzer Zeit. „Das, meine Herren, ist moranisch.“, erklärte Mireille und nahm die Schriftrolle wieder in Empfang. Dann las sie den beiden Männern die Verse vor. „Habt ihr schon einmal von dem Argas-Krater gehört?“, fragte sie anschließend in die Runde. Fenrill schien nachzudenken. „Das Ewige Feuer, richtig?“, fragte er und sah in die überraschten Gesichter der Anderen. „Das ist korrekt.“, antwortete Mireille überrascht. „Woher weißt du davon?“, fragte sie ihn und er erwiderte schon einmal davon gehört zu haben. „Warum suchst du es? Heißt es nicht, dass es eine gefährliche Kriegswaffe ist? Da stellt sich mir doch ganz unverblümt die Frage, was du damit zu schaffen hast?“, kam es von Silvers Seite. Das Gesicht der jungen Frau war mit einem Mal verschlossen. „Ich will nicht drüber reden.“, erwiderte sie leise und erhob sich, um zu dem kleinen Bachlauf zurückzukehren. Die Männer sahen sich an. Schließlich erhob Silver sich und folgte ihr. Mireille hockte bereits am Ufer und tauchte ihre zitternden Hände in das kühle Nass. Als sie den Schatzjäger wahrnahm, zog sie diese jedoch aus dem Wasser und verschränkte sie vor dem Brustkorb. „Wir reiten mit dir hin, damit das erstmal klar ist. Aber ich finde, da wir uns allen Gefahren in den Weg stellen, sollten wir auch wissen, was du mit dieser Waffe vorhast, nicht? Immerhin heißt es, sie könnte ganze Länder auslöschen. Ist es eventuell möglich, dass du sie wieder für die Organisation beschaffen musst?“ Silver sah sie prüfend an und beobachtete jede Regung auf dem ebenmäßigen Gesicht. Es war leicht zerkratzt worden, doch das störte ihn nicht. Auf der einen Seite sah es noch leicht blau aus und er fragte sich, was ihr geschehen war. Mireille starrte auf die Wasseroberfläche, die sich kräuselnd und glucksend den sanften Hügel hinab bewegte. Sie war der Erklärungen müde geworden und hatte keine Lust jetzt mit Silver über ihre Vergangenheit, die sie Größtenteils verdrängt hatte, zu reden. Doch anscheinend blieb ihr nichts anderes übrig. Mireille erhob sich. „Da mir nichts anderes übrig bleibt und ihr eh schon auf der Abschussliste steht, macht es jetzt auch nichts mehr aus, ob ihr den Rest auch erfahrt. Also, ja, ich war einst in dem Team, das euch ausschalten will, weil ihr wie schon gesagt zu viel Aufmerksamkeit erregt habt. Nein, ich will das Feuer nicht für mich, sondern für die Organisation, für die ich arbeite. Und zum wiederholten Mal Nein, ich mache diese Arbeit nicht freiwillig, sondern nur, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Ja, ich werde der Organisation die Waffe wieder abluchsen, wenn sie mir das gegeben haben, was ich will und was mir wichtig ist. Und viertens, versucht ihr mich an all dem zu hindern, werde ich euch eigenhändig aus dem Weg räumen!“ Hitzig warf sie den Pferdeschwanz nach hinten und wandte sich wieder ab. Sie ging ein kleines Stück den Hügel auf und setzte sich dann auf einen flachen Stein. Ihre vermehrt zitternden Hände hielt sie erneut in das Wasser und begann ihre Unterarme damit einzureiben. „Es ist der letzte Auftrag.“, flüsterte sie. Fenrill und Silver unterhielten sich leise. Anscheinend diskutierten sie das weitere Vorgehen. Mireille konnte sie mit ihren guten Ohren hören, doch sie wollte nicht hinhören. Zu sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Sie hoffte, dass es John gut ging. Wut kochte in ihrem Magen auf, als sie daran dachte, dass die Organisation ihn umbringen könnte. Einfach so. Und sie saß hier, mitten im Wald von Nirgendwo mit zwei Männern, die sie nicht einmal annähernd so gut kannte, wie ihr lieb war und von denen unter anderem das Leben ihres geliebten Bruders abhing. Life is unfair. Die ersten Regentropfen fielen. Mireille merkte es erst, als ein besonders dicker sie in den Nacken traf und ihren Rücken hinunter lief. Schaudernd zog sie den Mantel enger um sich und sah nach hinten. Die Männer hatten ein Lagerfeuer gemacht und wärmten sich daran auf. Die junge Frau setzte sich zu ihnen. „Das einzige Problem ist“, begann sie „dass noch niemand das Tor geöffnet hat, hinter dem das Feuer sich befindet. Es ist von einer Art Bann geschützt. Deshalb hat mir ein guter Freund die Schriftrolle gegeben. Ich denke, dass es eine Art Rätsel beinhaltet, das als Lösung die Öffnung beinhaltet.“ Leise wiederholte Mireille die Verse, die aus moranischer Schrift bestanden. „Oh, Hochwohlgeborener, der du es erachtest dich des Schatzes zu bemächtigen, das Tor, du kannst es nicht öffnen, ohne dein eigen Blut des Todes und des Lebens. Dann du wirst erhalten, das, was dein Herz verlangt nach, so wird sich öffnen das Tore, und du kannst ihn entreißen, aus der Schlangen Zähne. Doch so seiest du gewarnt, dein Herz soll sein voll Reinheit und frohen Mutes, dann wirst nicht verschlungen du, von des Schlangen Schlundes.“ Es entstand Stille, in der die Beteiligten nachdachten über die Worte. „Oh, Hochwohlgeborener...“ begann Mireille. „Ich denke, das steht für eine Person. Jetzt müssen wir nur wissen, wer dieser Hochwohlgeborene ist.“ Fenrill nickte. „Meiner Meinung nach ist damit keine bestimmte Person gemeint, sondern jemand mit adliger Abstammung. Ein König, Königin, Prinz, oder so etwas in der Art. Doch das heißt für uns, dass nur jemand mit solch einer Abstammung das Tor öffnen kann.“ Silver zog eine krause Stirn. „Aber was meinen die mit dem Blut des Lebens und des Todes? Sollen wir dem Adligen erst Blut abzapfen und ihn dann ins Nirwana schicken? Ich finde nicht, dass das sehr nett ist.“ Mireille‘ s Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Es musste eine andere Erklärung für Blut des Todes geben, oder? „Mein Vater erzählte mir einst eine Geschichte.“, begann sie zögerlich. „Es handelte von einem Wesen, dass in der Region von Anupii lebt. Eine Art Dämon, ja, jetzt weiß ich es wieder. Es passt auch zusammen. Ein Vampir! Sie sind adliger Abstammung, zumindest die Meisten von ihnen. Und obwohl sie Tod sind, fließt Blut durch ihre Adern!“, Mireille fühlte sich beflügelt, da sie wesentlich dazu beigetragen hatte dem Rätsel weiter auf die Spur zu gehen. Die beiden Männer sahen sie mit Respekt an. „Nicht schlecht, nur wie sollen wir Graf Zahl dazu überreden freiwillig an einer Blutspende teilzunehmen?“, brachte Silver den Einwand. Entmutigt ließ Mireille den Kopf wieder sinken und ein weiterer Tropfen fand seinen Weg auf ihren Nacken den Rücken hinunter. Sie schauderte. „Ich denke, wir sollten ihn nicht um seine Erlaubnis bitten.“, sagte sie mit veränderter Stimme. Ein gefährliches Glitzern lag in ihren Augen, das von dem Schein des Feuers reflektiert wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)