Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 19: Alone ----------------- Fenrill‘ s Pferd nahm sie Sattel und Zaumzeug ab und ließ es laufen. Innerhalb der Stadt gab es Rasen und Wasser. Das musste für einige Tage reichen. In die Mähne hatte sie ihm ein kleines Glöckchen gebunden, dass sie mit ihren guten Ohren wahrnehmen konnte. Innerhalb der Mauern sollte das Reittier nicht verloren gehen. Wenn sie wiederkehrte, könnten sie dann schnell wieder weiter reiten. Wer weiß, vielleicht fand sich ja auch auf ihrem Rückweg ein zweites Tier für Silver ein. Sicherlich würde er es nicht lange mit Fenrill aushalten. Sie klopfte ein weiteres Mal, diesmal von innen, an das Tor und wieder schwang eine Hälfte auf, die sie passieren ließ. Hinter ihr schloss es sich und die Stadt blieb totenstill zurück. In Gedanken dachte sie an ihren nächsten Auftrag. Es würde nicht einfach werden, doch sie musste es schaffen. Ansonsten konnte sie John nicht wiedersehen. Sie musste ihn unbedingt befreien. Schon zu lange hatte die Organisation ihre Fähigkeiten als Schätzjägerin ausgenutzt. Es musste endlich Schluss damit sein. Dieser Auftrag war ihr letzter, das schwor sie sich. Mireille ließ ihren treuen Wegbegleiter angaloppieren und war schon bald aus der Sichtweite der Stadt verschwunden. Sie hatte noch einen weiten Weg vor sich. Aber es sollte nicht umsonst gewesen sein, dass sie extra wegen den Männern einen Umweg machen musste. Der Himmel war bedeckt und die Vögel hatten sich in ihren Nestern versteckt. Es herrschte eine erdrückende Atmosphäre. In der ferne zogen schwarze Wolken auf. Ein Gewitter kündigte sich an. Schon bald frischte der Wind auf. Es musste später Nachmittag sein, als die ersten Regentropfen fielen. Durch starke Böen wurde ihr der Regen entgegen gepeitscht. Dennoch durfte sie nicht halt machen. Bis zur nächsten Stadt war es nicht mehr weit. Dort konnte sie Unterschlupf suchen. Hoffentlich stellten ihre Wegbegleiter keinen Unsinn an, während sie nicht da war. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Pferd strauchelte. Zum Glück fiel es nicht und so konnten sie ihren Weg fortsetzen. Immer noch schlug ihr der Regen in‘ s Gesicht, das bald schon taub war. In der Ferne konnte sie einige Lichter erspähen. Ohne wirklich viel zu erkennen, ritt sie darauf zu. Verwundert musste sie jedoch anhalten, als ihr Pferd bis zum Bauch im Wasser stand. Sie ritt das kurze Stück zurück und entdeckte etwa 50 Meter weiter eine stabile Brücke, die über den Fluss führte. Mireille stieg ab und ging vor dem Schimmel her. Dieser folgte ihr ohne Probleme, obwohl er nicht ganz davon überzeugt war, dass diese Brücke sicher war. Sein rechtes Ohr zeigte nach vorne, während das andere nach hinten gerichtet war. Ein Zeichen von Nervosität. Die Reiterin sprach ihm freundlich zu und ging, ohne sich umzudrehen, auf die andere Seite. Ein paar Bürger eilten über die Straßen, um so schnell wie möglich wieder in‘ s Trockene zu kommen. Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen. Mireille hielt auf ein kleines Wirtshaus zu, das Übernachtungsmöglichkeiten und warme Mahlzeiten anbot. Sie klopfte an einer etwas größeren Tür neben dem eigentlich Wirtshaus, die nach ein paar Sekunden geöffnet wurde. „Bitte reibt das Pferd trocken und versorgt es für die Nacht.“, sagte sie, reichte dem Stallburschen eine Münze und übergab ihm die Zügel. Der Junge nickte und verschwand mit dem Schimmel im Inneren des Gebäudes. Mireille hingegen wandte sich um und betrat durch die kleinere Tür das Wirtshaus. Es war nicht viel los und die Anwesenden interessierten sich nicht für Fremde, was der jungen Frau nur recht war. Sie setzte sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke, von der aus sie den ganzen Raum überblicken konnte und hängte ihren Mantel über einen zweiten Stuhl. Die Wirtin hörte auf, an einem der Gläser herum zu putzen und kam zu ihr herüber. „Was kann ich dir bringen?“, fragte sie. „Irgend etwas warmes wäre jetzt gut. Und außerdem brauche ich ein Zimmer für die Nacht.“, gestand die Schwarzhaarige und genoss die Wärme, die von einem Kamin ausging. „Wir haben heute Rindfleisch - Suppe auf der Karte.“, antwortete sie und strich sich einmal über ihre Schürze. „Ja, das wäre gut.“, lächelte sie und die ältere Frau ging. Schon ein paar Minuten später stand eine dampfende Holzschale vor ihr. Die Suppe tat ihr gut und schon bald hatte die Wärme wieder ihren ganzen Körper erfüllt. Zufrieden lehnte sie sich zurück. Silver und Fenrill würden die paar Tage schon aushalten. Immerhin hatten sie den ganzen Proviant, der nicht gerade wenig war. Er würde für eine Woche völlig reichen. Dennoch würde sie sich dem Zorn zumindest von Silver aussetzen müssen, wenn sie die Beiden wieder dort heraus holte. Irgend etwas würde ihr dann schon einfallen. Bis jetzt war sie aus jeder brenzligen Situation gut herausgekommen. Nachdem es etwas später geworden war, machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer, dass sie für eine Nacht gebucht hatte. Das Bett war bequem und so war sie schon bald eingeschlafen. Vorher hatte sie die Wirtin noch gebeten, sie mit dem Morgengrauen zu wecken. Mireille wollte nicht unnötig viel Zeit verschwenden. Sie wusste, dass Silver sich für jede Minute, die er zu lange in seinem Gefängnis saß, eine neue Möglichkeit ausdenken würde, sie umzubringen. Hoffentlich würde alles glatt über die Bühne gehen. So nahm sie im Schankraum ein kleines Frühstück zu sich und ließ sich von der Wirtin noch etwas Proviant einpacken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)