Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 15: Das Zusammentreffen ------------------------------- Der Horizont zeigte bereits einen hellen Streifen, also war der Sonnenaufgang nicht mehr fern. Ein Hahn begann zu krähen und in den Häusern fing sich das Leben an zu regen. Einige Fensterläden wurden aufgestoßen und die ersten Bettlaken nach draußen gehängt. Hin und wieder hörte man einen Hund bellen, wenn die Reiter einem der Häuser zu nahe kamen. Die ersten Bauern verließen das Haus, um sich um ihre Tiere zu kümmern. Ein leichter Wind wehte durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. „Wartet hier. Ich besorge uns etwas zu essen.“, sagte Mireille und ließ die Beiden an einer Eiche zurück. Die Männer saßen ab und banden die Zügel locker an einem Koppelzaun fest. Silver ging wie ein Cowboy, der einen zu langen Ritt hinter sich gebracht hatte und rieb sich hin und wieder unauffällig sein schmerzendes Hinterteil. Fenrill hatte es hingegen nicht viel ausgemacht. Er hatte das Reiten immer sehr gemocht, da es eine schnelle Fortbewegungs- möglichkeit war. Zudem war sie bequem. Die beiden Reiter setzten sich an den Stamm der Eiche und sahen zu, wie die Sonne begann, langsam aufzugehen. Einige Vögel fingen an zu zwitschern und sausten über die Felder hinweg. Sie hatten ihre Nester in den Ställen und Scheunen, wo sie geduldet wurden. Immerhin profitierte jeder von der Anwesenheit des Anderen. Die Schwalben hatten immer genügend Nahrung und die Bauern waren froh darüber, wenn die Vögel ihnen die Schädlinge von der Ernte fernhielten. Einige Katzen waren auch froh, wenn sie hin und wieder einen der Vögel erwischten, doch das kam eher selten vor, da die kleinen Tierchen ziemlich flink waren. Nach kurzer Zeit kam Mireille wieder. Sie hatte einen kleinen Korb von einer Bäuerin mitbekommen, in dem sich allerlei Köstlichkeiten befanden. Fenrill stand auf und nahm ihr diesen ab, damit sie absteigen und das Pferd festbinden konnte. Dann setzte sie sich. Das Brot wurde gerecht aufgeteilt, genauso wie die Äpfel und die gekochten Eier. Einiges bewahrten sie jedoch in einem Beutel auf, um für ihren weiteren Weg noch etwas zu haben. Immerhin wussten sie nicht, wohin es sie verschlagen würde. Nun, zumindest wussten Silver und Fenrill es nicht. Schweigend aßen sie und sahen dem Sonnenaufgang zu. Manche Bauern waren bereits auf dem Feld und pflügten mit Hilfe eines Ochsen die Erde. Mireille hatte sich etwas abseits hingesetzt und sah gedankenverloren in den Himmel. Die Pferde hatten die Köpfe gesenkt und grasten. Einige Kühe rannten über die Weide und genossen ihre neu gewonnene Freiheit außerhalb des Stalles. Es war ein friedvolles Bild. Die Reisenden fröstelten leicht in der Morgenkühle und zogen ihre Mäntel enger an sich. Bodennebel waberte auf sie zu und umschloss sie. Die Sonne verdunkelte sich schlagartig und als Mireille aufsprang und ihr Schwert zog, waren sie bereits da. Fünf dunkel gekleidete Reiter standen vor ihnen. Ihre Pferde schnaubten nervös und hatten Schaum vor dem Maul. Silver und Fenrill sprangen ebenfalls auf und zückten ihre Schwerter. Der Reiter in der Mitte ritt ein Stück nach vorne und hielt dann wieder an. Er zog seine Kapuze zurück. „Hallo, Mireille. Schön, dich wiederzusehen.“, grinste er. „Du? Haben sie euch auf uns gehetzt? Was soll der Quatsch? Die Beiden wissen von nichts. Ich habe ihnen nichts verraten! Also lasst uns gehen! Du weißt, ich will nicht gegen euch kämpfen.“, sagte Mireille. „Du kennst die?“, fragte Silver misstrauisch, doch die junge Frau beachtete ihn nicht. Der Reiter sah sie spöttisch an. „Auftrag ist Auftrag, also geh aus dem Weg.“ Die Schatzjägerin schüttelte langsam den Kopf. Die Reiter stiegen ab und zückten ihre Schwerter. „Verschwindet und ich verspreche, dass...“ Der Anführer ließ sein Schwert auf sie niedersausen. Metall klirrte. Mireille musste ihre gesamte Kraft aufwenden, um den Druck standzuhalten, der auf die Klinge einwirkte. Er stand ganz nah vor ihr. „Überlass die Verräterin mir und ich werde dich nicht enttäu- schen.“, säuselte eine Stimme hinter ihm. Die beiden Kontrahenten gingen wieder auf Abstand. Die Schatzjägerin entdeckte eine Frau, die sich nun ebenfalls die Kapuze heruntergezogen hatte. „Das war ja klar. Ich wusste doch, dass du dabei bist. Die Chance mich fertig zu machen, kannst du dir ja nicht entgehen lassen.“, giftete die Schwarzhaarige. „Du bist doch nur neidisch, weil ich deinen Platz im Team gekriegt habe. Aber weißt du was? Damals hast du die richtige Entscheidung getroffen, denn ich bin wesentlich besser für den Job geeignet, als du.“, entgegnete die Frau. „Das wollen wir ja mal sehen.“, zischte Mireille und die beiden Kontrahentinnen gingen aufeinander los. Die anderen Reiter kümmerten sich unterdessen um Silver und Fenrill. „Hey, zwei auf einen ist unfair!“, protestierte der Jäger, als sich zwei Reiter auf ihn stürzten. Sein Partner musste sich derweil mit den übrigen Zweien beschäftigen. Die Kämpfenden lieferten sich wilde Verfolgungsjagden über ein Feld, harte Kampfszenen und überboten sich gegenseitig mit akrobatischen Höchstleistungen. Mireille und ihre Erzfeindin ließen ihrer Wut auf die jeweils andere freien lauf. „Was sagst du dazu, dass ich jetzt mit Jack zusammen bin?“, grinste die Blonde. Die Beiden hielten inne. „Zwei Dinge.“, begann die Schwarzhaarige und hob zwei Finger an ihrer rechten Hand. „Erstens: Du hast Regel Nummer eins gebrochen; im Einsatz keine Namen.“ Ihr Gegenüber errötete vor Wut. „Und zweitens: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du dich mit dem zufrieden geben würdest, was ich vor dir hatte.“, spöttisch zog Mireille die Augenbrauen hoch. Jetzt hatte sie ihre Kontrahentin aus der Fassung gebracht. Schon schnellte die Schatzjägerin wie ein schwarzer Blitz nach vorne und entledigte die Andere ihres Schwertes. Die Klinge ihrer Waffe drückte sie an die Kehle der Blonden. „Aufhören! Sofort! Oder sie stirbt!“, rief sie den übrigen Kämpfenden zu, die sie augenblicklich ansahen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)