Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 7: Die Streitdiskussion ------------------------------- „Wer bist du?“, fragte Mireille plötzlich und alle Aufmerksamkeit galt wieder ihr. Fenrill beobachtete sie aus seinen grünen Augen. „Ich bin Fenrill und jage hier unten. Eigentlich ausschließlich Monster, aber heute seid ihr mir ins Netz gegangen. Wortwörtlich.“, grinste er und sah in ihr verständnisloses Gesicht. Mireille stützte sich auf ihre Ellbogen und fixierte Silver. „Was meint er damit? Was ist passiert, seitdem ich ohnmächtig geworden bin?“, fragte sie mißtrauisch. „Ich habe mir lediglich erlaubt, mich um deine Wunden zu kümmern. Sonst nichts.“, er schickte einen säuerlichen Blick erst zu ihr, dann zu dem Jäger. Mireille besah sich die Verbände und musste zugeben, dass er gute Arbeit geleistet hatte. Nur, warum hatte er sich noch nicht aus dem Staub gemacht? Er hätte schon längst mit der Kette verschwinden können. Silver schien sich im selben Moment die gleiche Frage zu stellen und zog eine säuerliche Grimasse. „Und sonst hast du nichts gesehen?“, fragte sie skeptisch. Silver sah sie fragend an. „Was soll ich denn ges.... Na hör mal! Ich bin doch nicht einer von denen, die so eine Situation ausnutzen würden!“, schimpfte er und wurde rot. „Das wäre auch besser für dich.“, kam prompt die Antwort zurück und Silver drehte sich wieder beleidigt weg. Fenrill fing an aus vollem Halse zu lachen. Mürrisch schickten die beiden Anderen ihm einen finsteren Seitenblick, der ihn verstummen ließ. Doch anstatt sitzen zu bleiben, erhob er sich. „Ich hole ein wenig Feuerholz. Bin gleich wieder da.“, sagte er und machte sich davon. Es entstand eine ungewohnte Stille. Nur das Rauschen des Wassers war zu hören. Das Licht fand seinen Weg durch die Wassermassen und tauchte die Höhle in ein angenehmes blau. „Gib sie mir.“, sagte Mireille in die Stille und setzte sich auf ihren Hosenboden. „Kannst du nicht einmal Ruhe geben? Du warst vorhin noch halb tot und wir waren Gefangene von irgendwelchen Monsterspinnen und du hast nichts als diese Kette im Kopf!“, wetterte der Schatzjäger. Er spürte Mireille‘ s starren Blick auf seinem Rücken und wusste, dass er das noch nicht unbedingt jetzt hätte preisgeben dürfen. „Monsterspinnen?“, fragte sie ungläubig. Wankend stand sie auf und näherte sich Silver. Ihren rechten Unterarm presste sie auf die Wunde. Silver bemerkte unterdessen nichts, da er fieberhaft an einer passenden Ausrede feilte. Er zuckte merklich zusammen, als ihre Stimme direkt neben seinem Ohr ertönte und sie das Gesagte noch ein-mal wiederholte. Ruckartig drehte er sich zu ihr um, doch da war sie schon über ihm und packte seine Hände. „Du hast mich an Monsterspinnen ausgeliefert?“, fuhr sie ihn an, während er sie auf Abstand hielt. „Es war ein Versehen! Tut mir leid!“, versuchte er zu erklären. „Ein Versehen?! Klar, du hattest natürlich nicht die Absicht mich an die Spinnen zu verfüttern und dafür mit der Kette abzuhauen, ist es nicht so?“ Wütend stemmte sie sich gegen seine Hände, doch ihre Knie gaben unter ihr nach und so sackte sie auf den Boden auf die gleiche Höhe wie ihr Wi-dersacher. „Nein, so war es nicht! Du warst verletzt und ich habe mich um deine Wunden gekümmert. Dann bin ich.... ich bin... eingeschlafen.“, gestand er. „Was?“, Mireille war über diese Antwort so überrascht, dass sie einen kurzen Moment nicht aufpasste und Silver sie mit einem gekonnten Griff rücklings auf den Boden beförderte, sich auf sie setzte und festnagelte. „Jetzt beruhig dich doch endlich mal! Du kriegst die Kette nicht wieder! Da kannst du dich auf den Kopf stellen!“, knurrte er. Fenrill betrat die Höhle mit einem Stapel Holz und Silver‘ s Schwert, sah die Beiden und blieb wie angewurzelt stehen. „Ich komm später noch mal wieder.“, grinste er und verschwand wieder. „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, riefen die Beiden gleichzeitig. Silver jedoch war so klug und schnappte sich erneut die Fesseln und legte sie der Widerspenstigen an. „Nein! Lass das! Elender Schweinehund, dafür wirst du büßen.“, fluchte sie. „Heute muss echt mein Glückstag sein.“, grinste er, während er sich bückte, sie an der Hüfte fasste und bäuchlings, wie einen nassen Sack, über seinen Rücken warf. „Lass mich so-fort runter!“ „Dein Wunsch ist mir Befehl.“, schmunzelte er und ließ sie nahe des Wasserfalls auf die Erde plumpsen. „Au! Geht‘ s vielleicht noch sanfter?!“, fauchte sie, erntete jedoch nur ein mitleidiges Lächeln, was sie nur noch wütender machte. „Ach ja, und damit du keine Dummheiten anstellen kannst....“, er verband ihre Hand- und Fußfesseln so miteinander, dass sie nicht mehr aufstehen konnte und begann ihren Mantel und den Rest von ihr nach irgendwelchen Waffen zu untersuchen. „Finger weg!“, grollte Mireille und versuchte vergeblich sich zu wehren. Nach einer Weile war er fertig mit seiner Leibesvisite und betrachtete den beachtlichen Haufen an Messern, Dolchen und Wurfsternen. Auch dabei war ein Schwert, das er schon kennengelernt hatte, ein Enterhaken, sowie ein Köcher mit Pfeilen und einem Bogen. Diese Sachen packte er, außer den Köcher und den Bogen, da sie zu groß waren, in einen Sack und schnürte diesen fest zu. Dann schulterte er ihn und ging in Richtung Wasserfall. „Was hast du vor?!“, ihre Stimme klang aufeinmal einige Oktaven höher. Alarmiert beobachtete sie jede seiner Bewegungen. Doch Silver ließ sich nichts anmerken. Schließlich kam er an dem donnernden Wasser an. „Das brauchst du ja jetzt nicht mehr.“, sagte er und warf den Sack mit Köcher und Bogen in die nassen Fluten. „Nicht!“, entsetzt und fassungslos starrte sie auf die Stelle, an der eben noch ihre Waffen gewesen waren. Diese Sachen hatten einen unvorstellbaren Wert für sie. Nicht nur, dass die meisten von ihnen sehr teuer gewesen waren, nein, das Schwert war ein Familienerbstück gewesen. Einige der Waffen hatte sie auch von Verbündeten geschenkt bekommen, worauf sie sehr stolz gewesen war. Etwas tief in der Schatzjägerin rumorte, es schien aus ihr herausplatzen und alles im Umkreis von 20 Metern töten zu wollen. „Du widerwärtige, verabscheu-enswerte Kreatur!“, verfluchte sie ihn und der pure Hass zeichnete sich auf ihren Gesichtszügen ab. „Tut mir ja leid, Schätzchen, aber ich muss auf Nummer sicher gehen, dass du mir keine Dummheiten mehr anstellen kannst.“ Mireille riss an ihren Fesseln, sodass tiefe Scheuerstellen an ihren Gelenken entstanden. Doch er hatte gute Arbeit bei den Knoten geleistet. Zu ihrem Unglück konnte sie sich in ihrem momentanen Zustand nicht verwandeln, sonst hätte sie diesem Scheusal schon längst die Gedärme raus gerissen; und zwar einzeln. Fenrill tauchte wieder auf und lugte vorsichtig in die Höhle rein. „Oh, ihr seid fertig. Fesselspielchen?“, er sah Silver schräg von der Seite an, doch mit einem eisigen Blick seinerseits verschwand das feiste Grinsen ganz schnell aus seinem Gesicht. Mit einem Seitenblick auf Mireille bemerkte er, dass ganz dicke Luft herrschte. Die junge Frau bebte innerlich wie ein Vulkan, der nur darauf wartete auszubrechen. Der Jäger bewegte sich in die Mitte der Höhle, gab Silver sein Schwert, das er dankend annahm und legte das Holz auf den Boden. Schließlich zückte er zwei Feuersteine und schlug sie gegeneinander. Ein wenig später züngelte ein warmes Feuer in der Höhle. „Ich geh mal kurz austreten.“, sagte Silver und verließ die Höhle. Mireille sah Fenrill an, er sah sie an. „Bitte hilf mir. Silver hat nur Spaß gemacht. Er wollte mich gleich wieder los schneiden, aber das ist hier so ungemütlich auf dem Boden. Kannst du das nicht jetzt schon für ihn erledigen?“, sie warf ihm einen flammenden Blick zu. Wie konnte er da nur widerstehen? Schnell hatte er ihre Fesseln durchgeschnitten. „Danke. Du rettest mich nun zum wiederholten Male.“ Mit diesen Worten ging sie zu Silver‘ s Mantel, kramte kurz darin rum und hatte dann die Kette in der Hand. Schnell verstaute sie diese und ging zum Ausgang durch den Silver verschwunden war. „Was hast du vor?“, fragte Fenrill, doch Mireille legte ihren Finger auf den Mund. Dann duckte sie sich in das Dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)