Frei wie der Wind aber dennoch gefangen von -Bastet- ================================================================================ Kapitel 5: Fluchtversuch und seine Folgen ----------------------------------------- Im selben Moment schoss seine Faust nach vorne und traf ihre Magengegend. Mireille klappte keuchend nach vorne. Ihr Schwert fiel klirrend zu Boden. Silver hielt sie, als sie zu Boden ging, damit sie nicht zu stark aufprallte und ließ sie vorsichtig auf die Erde gleiten. Mireille fühlte sich kalt an und die Adern zeichneten sich bläulich von ihrer Haut ab. Die Wunde war doch tiefer gewesen, als er gedacht hatte. Und anscheinend hatte auch sie nicht damit gerechnet, dass die Verletzung sie so schnell bezwingen würde. Seufzend hob er die junge Frau auf und trug sie zurück. Schlaff lag sie in seinen kräftigen Armen. In der Haupthöhle angelangt, breitete er seinen eigenen Mantel aus und bettete die Ohnmächtige darauf. Anschließend zog er ihr den Mantel aus und kümmerte sich um ihre Wunden, indem er sie säuberte und verband. Wo hatte sie bloß die Kette gelassen? Er durchsuchte ihren Mantel, konnte das Gesuchte jedoch nicht in den Taschen finden. Sie hatte die Kette doch wohl nicht irgendwo fallen gelassen? Nein, sicher nicht. Dieses Artefakt hätte sie nicht zurückgelassen. Jedoch bemerkte er eine kleine Unregelmäßigkeit. Es war die Art, wie sie dalag. Ihre Hüfte schien nicht auf der selben Höhe zu liegen, wie der Rest des Körpers. Ja, es schien wirklich, als läge gerade der Körperteil auf etwas drauf. Vorsichtig fasste Silver Mireille an einer Schulter und zog sie zu sich herüber. Und tatsächlich. An ihrem Gürtel war hinten noch eine kleine Tasche befestigt, in der sich ein fester Gegenstand zu befinden schien. Mit nur einer Hand öffnete er den Verschluss und zog die Kette der Göttin Celest heraus. Grinsend legte er die junge Frau wieder ab und verstaute die Kette seinerseits. Nur was sollte er nun mit der widerspenstigen Kratzbürste anfangen? Er konnte sie nicht einfach so hier liegen lassen. Nachts trieben sich hier nicht gerade sehr freundliche Wesen herum... nun zumindest waren sie unfreundlicher als er. Und so etwas Schönes sollte man nicht einfach dem Tod überlassen, wie er erneut feststellen musste. Auch wenn er es später bereuen könnte. Seufzend machte der junge Mann sich daran ein paar Meter neben der Schlafenden eine Fackel aufzustellen und sie anzuzünden. Draußen dämmerte es, doch in der Höhle war es schon fast komplett dunkel. Das Licht malte gespenstische Schatten an die Wände, die sich unregelmäßig bewegten und sich immer wieder neu formten. Der Schatzjäger lehnte sich sitzend mit dem Rücken an eine Wand und legte sein Schwert griffbereit neben sich. Na das würde ja noch eine lange Nacht werden. Wäre es nach ihm gegangen, würde er jetzt schon in einer kleinen, gemütlichen Kabine auf einem Schiff in Richtung Morescent sitzen. Doch das Schicksal hatte mal wieder anderes für ihn vorgesehen. Seufzend beobachtete er die rot flackernde Flamme und lauschte in die Stille der Nacht hinein. , rief er sich in Gedanken immer wieder durch den Kopf. Das wäre das letzte, was ihm passieren durfte. Andernfalls könnte es sein, dass sie am anderen Morgen nicht wieder aufwachen würden. Etwas Licht dämmerte durch eines der Löcher in der Decke. Silver öffnete die Augen und blinzelte gegen das Licht an. Mit einem Satz war er hell wach und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt war er doch tatsächlich eingeschlafen. Er blickte auf den Schlafplatz, auf den er Mireille gelegt hatte. Zu seinem Entsetzen war sie nicht mehr da. „Mist, verdammter!“, fluchte er wütend und griff an die Stelle, an der die Kette noch sein sollte. Zu seiner Verwunderung war sie jedoch immer noch da. Verwirrt hielt Silver inne. Warum war sie weg, die Kette aber immer noch da? Das ergab doch keinen Sinn! Da bemerkte er Schleifspuren, die von ihrem Lager wegführten. Andere Spuren waren dabei. Kleinere... Sie hatten die Größe einer Hundepfote, aber die Form einer kompletten Rundung ohne Unterbrechungen. Wie, als wenn viele Stäbe in die Erde gedrückt worden wären. Was waren das nur für Kreaturen gewesen, die die Schatzjägerin vor seinen (wenn auch schlafenden) Augen entführt hatten? Er musste irgend etwas unternehmen. Immerhin konnte er sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Hoffentlich lebte sie überhaupt noch. Wütend machte er sich daran, seine Sachen einzusammeln und den Spuren zu folgen; tiefer in das Höhlengewölbe hinein, was ihm gar nicht behagte. Solche Höhlen konnten ungeahnte Ausmaße annehmen und sogar ein ganzes Land untertunneln. In Gedanken fluchend ging er sämtliche Tierarten durch, die er bisher kannte und verglich deren Spuren mit denen, die er im Moment verfolgte. Doch es behagte ihm erst recht nicht, als er zu keinem schlüssigen Resultat kam. Was für Wesen hatten sie nur entführt? Nun ja, er würde es bald herausfinden. Da war er sich sicher, doch wie bald, dass konnte auch er nicht ahnen. Silver hielt die Fackel in der rechten Hand und war schon gut vorangekommen. Nach seiner Rechnung zufolge musste es schon bald Mittag sein. Immer noch sah er die seltsamen Abdrücke in der Erde und die Schleifspuren. Wie weit würde er wohl noch gehen müssen, um an sein Ziel zu gelangen? In einiger Entfernung hörte er vor sich etwas rascheln. Jedoch schien es sich nicht auf ihn zu zu bewegen. Silver hatte sein Schwert gezückt und war nun wachsamer unterwegs. Etwas bewegte sich über ihn hinweg, doch als der junge Mann nach oben sah, konnte er nichts erkennen. Auf seinem Weg hatte sich die Decke unmerklich immer weiter nach oben gewölbt. Nun konnte er sie mit seiner Fackel kaum noch erkennen. Vor ihm nahm das Rascheln zu. Doch jetzt ertönte es auch hinter ihm. Silver drehte sich um, genau in dem Moment, wo ihn etwas Großes ansprang. Die Fackel erlosch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)