Behind the Face von its-me ================================================================================ Kapitel 2: ~ faster than your thoughts ~ ---------------------------------------- Viele Jahre waren seit jener entscheidenden Nacht vergangen, Zero hatte ein vollkommen neues Leben geschenkt bekommen das voraussichtlich noch sehr lange andauern würde. Auch wenn es ihm schwerfiel, so hatte er sich doch an die mit Kaname getroffene Vereinbarung gehalten, einige Zeit nach seiner Genesung hatte er die Academy verlassen und war zu dem geworden, was auch sein Vater gewesen war, einer der besten Vampirjäger, jedoch weitaus effektiver, gefährlicher und – dies brachte ihm nicht nur den Respekt, sondern auch eine gewisse Furcht unter seinesgleichen ein – einer der skrupellosesten. Zero tötete mit einer Präzision die seinesgleichen suchte, vielmehr noch, er jagte nicht nur Vampire, sondern auch Menschen, die mit dem einen oder anderen Gesetz in Konflikt geraten waren, was ihn jedoch auszeichnete, waren nicht seine Erfolgsquote – er hatte den Ruf niemanden entrinnen zu lassen – sondern seine Unbestechlichkeit. Sagte ihm ein Auftrag aus Gründen, die nur er selbst kannte, nicht zu, lehnte er ab, war die Belohnung auch noch so hoch. Zero war wieder einmal durchs Land gestreift, als er zufällig in eine abgelegene Gegend an der Grenze zum Nachbarland vorbeigekommen war, als sich ihm jenes schreckliche Bild darbot, was ihn nicht so schnell wieder verlassen würde, zu sehr ähnelte der Anblick doch jenem, den er mit aller Macht versucht hatte aus seiner Erinnerung zu tilgen. Die Bevölkerung einer ganzen Siedlung schien eliminiert worden zu sein – bis auf ein junges Mädchen, was er unter den Trümmern eines Hauses geborgen hatte – seine überscharfen Sinne hatten ihn auf sie aufmerksam gemacht. Sie saß zusammengekauert da und schien so reglos, daß man beinahe den Eindruck gewinnen konnte, das Leben hätte sie schon längst verlassen. Auch als Zeros Schatten über sie fiel, regte sie sich nicht, auch nicht, als er vor ihr in die Hocke ging. Erst als er die Hand ausstreckte, um sie zu berühren, erschauerte sie leicht. Leise sprach er sie an, doch sie antwortete nicht, deshalb versuchte er es mit einem anderen Dialekt noch einmal, diesmal reagierte sie, indem sie den Kopf drehte und ihm in die Augen sah. Ihr Blick traf ihn wie ein Schlag, er konnte jedoch nicht sagen, weshalb, er wußte nur, daß er noch nie in solche Augen geblickt hatte, noch dazu bei einem Kind. Er hielt ihr die offene Hand hin und nach einigem Zögern legte sie ihre kleine Hand in seine. Er umschloß sie sanft, verwundert darüber, wie dieses Kind bei ihm ein solches Gefühl der Vertrautheit und der Zugehörigkeit auslösen konnte, war sie doch eine völlig Unbekannte für ihn. Sie war klein für ihr Alter, zumindest jenes, auf das er sie schätzte und einen Augenblick überlegte er, ob er sie nicht einfach hochheben und tragen sollte, doch irgendwie hatte er das Gefühl, daß das ihr Vertrauen verringern würde und so schritten sie langsam durch das zerstörte Dorf bis zu einer kleinen Baumgruppe, bei der er sein Pferd gelassen hatte. Dort angekommen ging er erneut in die Knie, um sich auf derselben Augenhöhe mit ihr zu befinden. „Warte hier bitte auf mich, in Ordnung?“ Sie nickte, offensichtlich hatte sie ihn verstanden. Er ging zurück ins Dorf um sich zu vergewissern, das sie wirklich die einzige Überlebende war, beinahe alles war zerstört worden, die Überreste der ehemaligen Bewohner lagen alle zusammen an einer Stelle seitlich des Dorfes – viel war nicht von ihnen übrig geblieben. Zero schüttelte den Kopf, um die Vorstellung los zu werden, was sich hier abgespielt haben mußte. Als er zu seinem Pferd zurückkehrte, saß das Mädchen unter dem Baum und streichelte den Kopf des Pferdes, was diesen bereit willig gesenkt hatte. Als er auf sie zuging hob sie den Kopf und sah ihn direkt an, ihr intensiver Blick verwirrte ihn. Nachdenklich betrachtete er sie, wieso kam sie ihm so vertraut vor? Er war sich sicher, nie in dieser Gegend gewesen zu sein, geschweige denn, je solch einem Kind begegnet zu sein. Wie dem auch sei, er würde die Kleine vorerst mit sich nehmen müssen, außerdem hatte er etwas entdeckt, was ihn zutiefst beunruhigt hatte, er mußte unbedingt darüber nachdenken und sich mit jemandem beraten, auch wenn er diese Person nicht unbedingt treffen wollte, so fiel ihm doch niemand sonst ein, der das nötige Wissen besitzen würde und der zudem vertrauenswürdig war. Kaname lebte seit dem Vorfall sehr zurückgezogen in den Bergen, natürlich stieg er noch manches mal hinab ins Tal oder reiste durchs Land, doch die meiste Zeit verbrachte er fern ab jedweder Zivilisation, nur in der Weite und - auf den ersten Blick – Leere der Berge ertrug er die innere Leere, die von ihm Besitz ergriffen hatte, seit er sein kostbares Gut verloren hatte. Einige Zeit nachdem Zero die Academy verlassen hatte, war die ganze Situation eskaliert, Kurosu mußte mit ansehen, wie sein Lebenstraum und sein Lebenswerk zerstört wurde und Kaname konnte nichts unternehmen, um Yukis Leben zu retten. Sie war zwischen die Fronten geraten und – sozusagen aus Versehen – ums Leben gekommen, was Kaname keineswegs tröstete. Als Zero davon erfuhr, hatte er sich auf die Suche nach Kaname gemacht und ihm den Mut gegeben, weiter zu leben. ‚Sie würde nicht wollen, daß du dich kampflos geschlagen gibst’, hatte er gesagt, und wahrscheinlich stimmte das sogar. Wenn sie denn noch leben würde… Kanames Leidenschaft war die Aufzucht und Ausbildung von einer speziellen Vogelart geworden, die nur in den Bergen zu finden war und die äußerst selten und äußerst scheu waren. Die Vögel waren jedoch auch ausgesprochen klug, so daß er ihnen beibringen konnte, bestimmte Nachrichten zu überbringen und zwar nur zu bestimmten Personen. Da die Vögel nachtaktiv waren, blieben sie so den meisten Bürgern verborgen und jene, die sie dennoch erblickten hüteten sich zumeist davor, ihnen zu nahe zu kommen, haftete ihnen doch das Gerücht an, sie könnten jedem, der ihnen zu nahe kam, den Tod bringen. Während ihrer gesamten Reise, die immerhin mehrere Wochen dauerte, sprach die Kleine kein einziges Wort und manchmal fragte sich Zero, ob sie vielleicht stumm war. Verstehen konnte sie ihn anscheinend. Da sie nie etwas sagte, wußte er auch nicht, wie er sie ansprechen sollte, zuerst nannte er sie deshalb immer nur ‚Kleine’ auch wenn die Bezeichnung auf Dauer natürlich keinen richtigen Namen ersetzen konnte. Als Zero bei Kaname eintraf, wirkte dieser weniger überrascht, als Zero angenommen hatte, als er jedoch das Kind erblickte, was an Zero gelehnt schlafend im Sattel saß, stahl sich ein eigenartiger Gesichtsausdruck auf seine Züge und er blieb einige Sekunden lang wie angewurzelt stehen, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Du scheinst Besuch mitgebracht zu haben, Zero.“ Als er nun zu ihnen trat, schien es, als wären kaum so viele Jahre vergangen, und als wären sie immer noch die Jugendlichen von damals, doch nur einen kurzen Moment lang, dann wurde wieder deutlich, wieviel sich inzwischen verändert hatte. Kaname betrachtete das schlafende Kind. „Wo hast du sie gefunden?“ Er sagte dies mit einer Selbstverständlichkeit, die Zero überraschte. „Das erzähle ich die alles später – ausführlich – das ist einer der Gründe, weshalb ich dich aufgesucht habe…“ Kaname nickte verstehend und strich dann dem Pferd über den Hals. „Willst du sie nicht nehmen?“, fragte Zero ihn, doch als Kaname nur mit dem Kopf schüttelte, zog er die Kleine in seine Arme und stieg dann vom Pferd ab, er konnte sich wirklich nicht erklären, weshalb Kaname sie nicht tragen wollte, aber er war so rätselhaft wie eh und je. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)