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Mitternachtsrose

es war bei Mitternacht...
von

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Eternal Snow

„Meine Lider waren schwer. Es war, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren. Den scharfen Schmerz, der meinen Körper durchzog, nahm ich kaum noch wahr. Mein Leben nahm sein Ende und die Gewissheit, dass ich nichts dagegen tun konnte, nahm mir den Verstand.“
 

Der Tag war kalt, von Nebel durchzogen und feucht. Wie ein weißer Teppich legte sich der Raureif über die Gräber. Es nieselte, nieselte und nieselte…es nahm kein Ende.

In ihren Augen war das Leben schon vorbei. Hass, Wut und Verzweiflung bestimmten ihr Herz. Wie ein unauslöschliches Feuer loderte die Rache in ihr. Die schwarzbraunen Augen zu Schlitzen verengt stand sie an seinem Grab. Nicht in der Lage, seinen Namen zu sprechen, geschweige denn zu verzeihen. Er hatte nicht aufgepasst, hatte sich in Sicherheit gewiegt. Die ständige Gefahr, der sie ausgesetzt waren, in trügerischer Umschwärmung vergessen. Von ihr den karamellfarbenen, als Symbol der Trauer mit schwarzen Strähnen durchzogenen Haaren tropfte das Wasser. Ihre Haut war blass, weiß wie Schnee, ihre Augen zum Zeichen der wachen Nächte mit tiefen Ringen versehen. Die Kleider verschmutzt und zerrissen, an einigen Stellen mit Blut bespritzt. Sie war tagelang durch die Stadt geirrt, nicht in der Lage, die Wahrheit zu fassen, nicht in der Lage, zu seinem letzten wichtigen Tag zu kommen. Es hätte sie zerrissen, für immer und ewig zerstört, ohne Hoffnung auf Heilung.

Nun stand sie hier, mehr tot als lebendig, mehr lebendig als tot. Nun stand sie hier, bat ihm um Verzeihung, dass sie nicht stark genug gewesen war um bei ihm zu sein. Bat ihm um Verzeihung, dass sie nicht stark genug gewesen war um ihn zu retten. Weinen konnte sie nicht mehr. Ihre Augen waren gerötet und brannten, jegliche Quelle auch nur einer einzigen Träne war versiegt. Sie konnte nicht atmen, wollte sterben und wollte es doch nicht. Wollte ihn berühren, seine Lippen spüren und hasste sich dafür.
 

„Annabelle, es wird Zeit.“

Weit, weit entfernt registrierte sie ihren Namen, nicht in der Lage zu antworten oder sich zu bewegen. „Annabelle!“ Die Stimme rief nun lauter. Wer war das? Von wem kam sie, wer sprach? Sie wusste es nicht.

Jegliche Erinnerungen, die vor seinem Tod vorhanden waren, waren vergessen. Vollkommen ausgelöscht, unnötig und schmerzhaft. „Annabelle! Zum letzten Mal komm jetzt!“ Sie hörte Schritte, die schnell auf sie zukamen. Eine Hand umschloss ihr Handgelenk und drückte schmerzhaft zu. Durch ihren Schleier der Trauer nahm sie nicht viel mehr als ein Kitzeln wahr. Plötzlich griff die Hand unter ihr Kind und hob es an. Sie blickte in die grauen Augen des Sprechers, sah das halblange blonde Haar, welches sein Gesicht umrahmte. Sie kannte ihn, aus irgendeiner vergangenen Zeit. „Ann…“, sagte er sanft. „Meine Liebe kleine Ann, es ist nicht deine Schuld.“

Und plötzlich waren sie da, die Tränen. Sie flossen unaufhörlich, wie ein Wasserfall. „Doch!“, krächzte sie. Das Sprechen tat weh. Wahrscheinlich hatte sie seit Tagen weder gegessen noch getrunken. Sie wusste es nicht. „Es ist vollkommen und allein nur meine Schuld! Wenn ich seinen Gefühlen nicht nachgegeben hätte, wäre er nie so unvorsichtig gewesen.“ „Ann“, fuhr die Stimme leicht tadelnd fort: “Es gibt nicht einmal den geringsten Grund für solche Gedanken. Du hast ihn geliebt, schon viel zu lange hast du das unterdrückt, ihn zappeln lassen, dass er dem Wahnsinn nahe war.“ Verständnislos blickte sie ihm in die Augen. „Er hat mich geliebt? Schon so lange?“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihr gegenüber lächelte sie an. „Er wäre für dich gestorben.“ Sie blickte ihn finster an. „Wenn du versuchen willst, mich aufzumuntern, ist das die falsche Möglichkeit.“ Sie bebte vor Wut. Plötzlich war alles wieder da. Ihr Gegenüber war niemand anderes als ich Vorgesetzter, der sie praktisch wie seine eigene Tochter behandelte. Aber auch er war wieder da. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht als die Erinnerungen über sie herein brachen.
 

Ihr Chef zog unwillkürlich seine Mundwinkel nach oben. Sanft griff er nach ihrer Schulter, seine Stimme wäre für einen normalen Menschen kaum hörbar gewesen. „Komm.“

Electrified

Kapitel 1.
 

Die Wochen waren wie Monate vergangen. Das Leben hatte sie schneller eingeholt als sie es für möglich gehalten hätte. Mit festem Blick stand sie vorm Spiegel und musterte ihr Erscheinungsbild. Ihre schulterlangen Haare hatte sie radikal gekürzt. Nun gingen sie ihr nur noch bis kurz über die Ohren, sie waren verstrubbelt und hingen ihr in die Stirn. Die schwarzen Strähnchen waren dabei, sich auszuwaschen und hatten ihrem karamellfarbenen Haar einen seltsamen grauen Ton verliehen. Ein leichtes Lächeln umspielte ihr Gesicht. Heute würde sie ihren ersten neuen Auftrag bekommen. Ihr Chef würde glatt vom Stuhl fallen wenn er ihre Haare sehen würde. Träge griff sie nach einer Jeans und zog sie sich an. Sie legte sich wie eine zweite Haut um ihre schlanke, muskulöse Gestalt. Anschließend schnappte sie sich noch ein Tanktop und verließ im Anziehen die Wohnung. Unterwegs entging ihr der begehrliche Blick einiger Männer keinesfalls, sie wusste dass sie auf viele anziehender und erotischer wirkte, als es ein Model je könnte. Dies war aber durchaus vorteilhaft für ihre Jagd. Sich selbst als Köder anzubieten war die beste Möglichkeit, an sie heran zu kommen. So gehässig wie sie waren sahen sie in ihrer offensichtlichen Verführung keine Gefahr. Wie dumm von ihnen.
 

Langsam bog sie um die Ecke und betrat ein großes gläsernes Gebäude. Ihre eleganten Schritte führten sie zum Fahrstuhl. Von Weitem konnte sie einige Männer pfeifen hören. Abwertend und leicht angeekelt verzog sie das Gesicht und drückte den Knopf zur dritten Etage. Sie kam direkt in einer hellen, großen Wohnung an, deren eine Seite vollkommen von Glas gesäumt war und einen Blick auf die Skyline freigab. Ihr Chef kam ihr entgegen, stoppte aber abrupt, als er ihre neue Frisur registrierte. „Was um Himmels Willen hast du mit deinen Haaren angestellt?“ Sie lächelte keck. „Gefällt es dir?“ Sie ignorierte seinen geschockten Blick und nahm in einen der karamellfarbenen Sessel Platz, die das ganze Wohnzimmer säumten. Er brauchte eine Weile bis er seine Stimme wieder gefunden hatte und nahm ebenfalls Platz. „Ich bin geschockt!“, brach es aus ihm hervor. Ann blickte ihn verletzt an. Tränen standen in ihren Augen. „Es gefällt dir nicht, John?“ Dieser verzog belustigt das Gesicht. „Du kleine Teufelin!“
 

Sie begann, zu lachen. „Was ist nun? Ich hörte du hast einen Auftrag für mich?“

John nickte. „Ja, aber nicht nur das. Jonathan, komm doch mal bitte!“ Ann blickte verwirrt auf, als ein junger Mann in ihrem Alter das Zimmer betrat. Er war ihrem Boss wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein braver Bubenschnitt zähmte sein wildes, blondes Haar und seine grauen Augen blickten gewitzt, ja vielleicht sogar etwas anzüglich auf sie hinab. Sie schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. „Dein Sohn?“, schlussfolgerte sie. Dieser nickte und reichte ihr die Hand. „Ja, mein Name ist Jonathan Newton, es ist mir eine Ehre, dich endlich kennen zu lernen.“ Zögerlich griff sie nach seiner Hand. „Jonathan ja? Ist das ein Scherz? Also bitte John, wie kann man es seinem eigenen Sohn antun, ihn im zwanzigsten Jahrhundert Jonathan zu nennen?“ Dieser blickte sie vollkommen überrumpelt an. „Also wirklich, was soll das den heißen? Jonathan ist ein sehr schöner Name!“ Ann verdrehte die Augen. „Ja vielleicht war er das 1933 mal.“ Jonathan Junior grinste. „Wenn dir mein Name nicht gefällt, dann nenn mich Jo, machen eh alle, oder Joey, oder wie du willst.“ „Jo oder Joey, weiß nicht, entscheide ich operativ“, meinte sie grinsend. „Und was hat er mir meinen Auftrag zu tun?“ „Nun ja“, ihr Chef zögerte. Es war eindeutig zu sehen, dass ihm etwas unangenehm war. „Was? Spuck es aus, John!“ „Jonathan, ist sozusagen dein neuer Partner.“
 

Mit einer Bewegung, die Jonathan noch nicht einmal wahrgenommen hatte, sprang sie auf. Er blickte erschrocken zu ihr hoch. „Bist du wahnsinnig? Du holst deinen Sohn vom Studium um ihn in den Tod zu schicken? Bist du wahnsinnig? Er überlebt da draußen keine Nacht!“ John blickte sie ruhig an. „Annabelle…“ Er zog ihren Namen in die Länge. „Das ist mir durchaus bewusst, aber er lernt schnell und du bist meine Beste. Ich bin sicher, dass du es ohne Probleme schaffst, ihm die Grundlagen beizubringen. Zudem ist euer Opfer sowieso nicht der Stärkste.“ Misstrauisch nahm sie wieder Platz. „Ich höre.“
 

John blickte ihr tief in die Augen und begann. „Er heißt Duncan und wurde um 18. Hundert in England geboren. 1825 wurde er verwandelt. Er ist gutaussehend und harmlos. Ihr sollt ihn auch nicht beseitigen sondern nur beschatten. Ich muss ehrlich sagen, er ist mir ein Rätsel. Er entführt zwar andauernd Frauen, aber sie sind nie länger als 3 Tage verschwunden und zeigen weder Bissspuren noch irgendwelche anderen Einwirkungen von Gewalt, allerdings können sie sich an nichts mehr erinnern. Ich möchte, dass ihr herausfindet, was er mit ihnen macht.“
 

Ann blickte ihn erst verwirrt an, dann schnaubte sie wütend. „Ist das dein Ernst? Warum soll ich das machen? Ich bin Profi, das ist ja eine totale Anfängermission.“ John blickte sie böse an. „Du schon, aber Jonathan nicht. Du wirst ihm alles beibringen und so eine Mission ist für den Anfang genau das Richtige. Geht jetzt und bring ihm alles bei was er wissen muss. Duncan treibt sich oft in der Manisson Street rum.“
 

Das war das Letzte was er sagte bevor er mit einer schon fast unfreundlichen Reaktion auf die Tür deutete. Schnaubend wandte sich Annabelle zum Gehen. Genervt blickte sie zu Jonathan. „Bist du festgewachsen oder was?“ Ihre Stimme bebte vor Wut und ihre Augen sprühten Funken. Jonathan sprang auf wie ein gescheuchtes Reh und schloss zu ihr auf. John lächelte ihnen belustigt nach. Er kannte Annabelle und wusste, dass sie ihm in diesem Moment am liebsten den Hals umdrehen würde. Doch es ging nicht anders und irgendwann würde sie sich schon mit Jonathan anfreunden, oder wer weiß? Vielleicht ja sogar noch mehr?

Natürliche hoffte er dies indirekt. Annabelle war wie eine Tochter für ihn und Jonathan sein über alles geliebter Sohn. Eine solche Beziehung war insgeheim schon immer sein stiller kleiner Traum gewesen.
 

„Damit das klar ist, komm auf keinen Fall auf die Idee, Samariter zu spielen! Das ist das Letzte was ich gebrauchen kann. Komm mir ja nicht in die Quere! Ich glaube nämlich kaum, dass dein Vater glücklich wäre, wenn ich dich morgen früh in Einzelteilen zurück bringe“, zischte sie kühl. Jonathan zuckte zusammen. Er hätte nicht erwartet, dass sie es so schlecht aufnehmen würde. Betreten blickte er zu Boden. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Hör zu, was du dir immer merken musst! Vampire sind unglaublich stark. Sie können dir mir einen einzigen Blick die Sinne vernebeln. Sie sind weiß wie Schnee und sehen meistens ziemlich übernächtigt aus. Aber dennoch“, fuhr sie bei Jonathans verwirrten Blick fort, "wirken sie auf das jeweils andere Geschlecht unglaublich anziehend. Die meisten von ihnen können nicht in die Sonne treten. Es stimmt nicht, dass sie in der Sonne zu Staub zerfallen, alles Hollywoodquatsch. Aber sie haben schreckliche Schmerzen in der Sonne. Ich würde sie mit dem übelsten Kater vergleichen, den du dir vorstellen kannst.“ Jonathan grinste belustigt. „Du meinst, wenn es so schlimm ist, dass du vor Kopfschmerzen aufwachst?“ Sie nickte leicht und auch über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. „Autsch!“ Ann begann zu kichern und blickte ihn sanft an. Er fühlte sich, als hätte man seine Eingeweide in siedendes Öl getaucht, so wie alles plötzlich brannte. Er lief vor Scharm rot an und wandte sich ab. Sie überging diese Reaktion und fuhr unbeirrt fort. „Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass dein erster Kandidat ein männliches Wesen ist. Dennoch musst du auf der Hut sein. Ich werde ihn mir vornehmen. Wenn er wirklich Frauen entführt wird es für mich einfach sein, dafür zu sorgen, dass ich die nächste bin.“

/Da bin ich mir sicher/, zischte es durch seine Gedanken, /immerhin machst du mich ja jetzt schon total verrückt./

„Ich denke, es ist das Beste, wenn du mich gegen Abend von meiner Wohnung abholst. Ich bereite bis dahin alles vor.“ Jonathan kam nicht mal dazu zu nicken, da war sie auch schon verschwunden. „Aber ich weiß doch gar nicht, wo du wohnst“, flüsterte er hilflos, und fast kam es ihm vor, als würde er ein leises Lachen hören.
 

Ein paar Stunden später stand er schließlich vor ihrer Tür. Aus irgendeinem ihm nicht bekannten Grunde raste sein Herz jetzt schon. Langsam drückte er die Klingel. „Ich komm gleich“, ertönte ihre engelsgleiche Stimme aus der Gegensprechanlage. Schon innerhalb weniger Stunden hatte sie ihn vollkommen verwirrt. Er fühlte sich geradezu hilflos und schutzlos ohne sie. Langsame Schritte ließen ihn aufhorchen und plötzlich stand sie vor ihm.
 

Atemlos betrachtete er ihre Gestalt und war sich plötzlich sicher, dass kein Vampir der Welt ihn so erregen konnte wie sie es tat. Mit ihrem göttlich-verschmitzten Lächeln stand sie vor ihm, ihre Haare noch verwuschelter als vorhin, die Lippen mit einem blass-rosa Lipgloss überzogen, der geradezu zum Küssen einlud. Dieser unglaublich volle, rosafarbene Mund zog ihn in seinen Bann. Am liebsten hätte er sie zu sich gezogen und ihre Lippen mit den seinen versiegelt. Errötend betrachtete er sie weiter und wünschte sich mit jedem Zentimeter, dass er doch nie den Blick von ihrem Mund gerissen hätte. Ihr Körper erregt solch ein Verlangen in ihm, dass es ihm Angst machte. Diesen hatte sie in ein eng anliegendes, kurzes, schwarzes Kleid gesteckt, welches bis kurz über ihre Knie ging und von einer zeitlosen Eleganz war. Ihre langen, makellosen Beine verloren sich in Waden umschmeichelnden Lederstiefeln und ihr freier Rücken, sowie der V-Ausschnitt, der einen tiefen Einblick in ihr Dekolletee gewährte, ließen ihn Höhlenqualen durchleiden. „Das kleine Schwarze?“, brachte er mühsam hervor. Sie nickte sanft und griff nach seinem Arm. Ihre Berührung war wie ein elektrischer Schlag für ihn.
 

Ungefähr zehn Minuten später betraten sie die so genannte Manisson Street. „Was hältst du davon?“, meinte sie und deutete auf ein Lokal, das einen recht passablen Eindruck machte. Ihre Hand lag nach wie vor auf seinen Arm. „Nicht übel“, brachte er heraus. Zu mehr war er nicht in der Lage, denn ihre Berührung raubte ihm nach wie vor alle Sinne. Sie nickte kaum merklich und betrat das Lokal. Sofort spürte sie die Aura. Seine Aura.
 

Wachsam blickte sie sich um. Wo war er? Ein paar Sekunden später hörte sie ein dümmliches Lachen und dann sah sie ihn. Er saß gegenüber einer Blondine, die ihm offensichtlich vollkommen verfallen war. Ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund und zeigte eine Reihe makelloser Zähne.
 

Ann musste schlucken. Sie hatte schon viele Vampire gesehen, doch dieser toppte alles. Er hatte dunkelblaue, fast schwarze Augen, volle Lippen und diese unmenschliche weiße Hautfarbe, die komischerweise nie jemanden zu stören schien. Sein blasses Gesicht wurde von halblangen, welligen, pechschwarzen Haaren umrahmt, was zum einen zwar ein großer Gegensatz war, ihn aber nur noch engelsgleicher erschienen ließ. Wie absurd.
 

Er verströmte eine unglaublich starke Aura, so charismatisch und anziehend, dass es ihr den Atem nahm. Sie fühlte sich nicht nur von ihm angezogen, nein, sie war ihm gnadenlos ausgeliefert!

Er war so erotisch, so elegant so engelsgleich und so unglaublich anziehend, dass es ihr fast so vorkam, als sei er aus ihrer persönlichen Hölle gestiegen, um sie zu Fall zu bringen. Und plötzlich wandte er sich um. Ihr Herz setzte aus als sich ihre Augen trafen. Wenn sie jetzt sterben würde, flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren, wenn sie jetzt sterben würde, durch seine Hand, hätte sie den schönsten Tod, tausend mal schöner als sie ihn je erhofft hätte.

Affection

Kapitel 2.
 

Mit einem sanften, entschuldigenden Lächeln wandte sie sich von ihm ab. Auch über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Ein göttliches Lächeln.

Sie gab Jonathan ein Zeichen sich einen Platz zu suchen, während sie auf die Bar zusteuerte. Sie konnte spüren, dass sein Blick sie verfolgte und dieses Erkenntnis löste ein unbändiges kribbeln in ihr aus. Kaum dass sie Platz genommen hatte, trat ein Kellner auf sie zu. „Verzeihen sie Madam, der Herr dort hinten würde sie gerne auf einen Drink einladen.“ Ann blickte auf und wurde nicht enttäuscht als der Kellner auf Duncan deutete. Er blickte einladend und interessiert zu ihr herüber. Seine schwarzblauen Augen nahmen sie Gefangen. Ihre Augen stellten eine offensichtliche Frage: „Was ist mit ihrer Begleitung?“ Ein verspieltes Lächelnd huschte über sein Gesicht. Abschätzend warf er einen Blick auf die Blondine, welche gerade mit jemand anderem flirtete, da Duncan ihr keine Zuwendung mehr schenkte und wandte sich wieder zu ihr. Seine Körpersprache lies keinen Zweifel zu. „Welche Begleitung?“, schien er zu fragen. Schelmisch blickte er durch seine schwarzen Wimpern zu ihr hinauf und wartete auf ihre Reaktion.

Ann war unschlüssig. Dieser Vampir hatte eine unglaubliche Wirkung auf sie und das machte ihr Angst.
 

Duncan, der ihr Zögern bemerkte, erhob sich und schritt langsam, mit eleganten Schritten auf sie zu. /Wenn das Schaf nicht zum Wolf kommt, kommt der Wolf eben zum Schaf/, schoss es ihr durch den Kopf.

Er trug ein schwarzes Hemd, welches bis zur Brust aufgeknöpft war. Darunter war seine blasse, weiße Haut zu sehen und natürlich, wie ein Kunstwerk, der Ansatz seiner muskulösen Brust. Seine schier endlos langen Beine steckten in einer ausgewaschenen Blue Jeans. Ann schluckte. Warum mussten Vampire immer so verdammt gut aussehen?
 

Lächelnd blieb er vor ihr stehen und reichte ihr die Hand. „Mein Name ist Duncan, es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen, Madam“, flüsterte er sanft. Unentschlossen reichte sie ihm die Hand, doch er ergriff sie und hauchte einen Kuss auf diese. Ann errötete augenblicklich als sie seine kalten Lippen auf ihrer Haut spürte.

„Und wie ist Ihr Name, wenn ich fragen darf?“, fragte er lächelnd und setzte sich. Ann versuchte zu denken. Seine Stimme war wie flüssiger Honig. Er brachte sie vollkommen aus dem Konzept. Wo war ihr genialer Plan geblieben?

„Ich heiße Annabelle“, antwortete sie schüchtern. Was war nur mit ihr los? „Annabelle? Welch ein Zauberhafter Name, darf ich Sie Ann nennen?“, fragte er nachdenklich. Sie nickte leicht. „Das können Sie, fast jeder nennt mich Ann.“ Er brach in ein himmlisches Gelächter aus. „Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen, Ann?“ Sie nickte nur zur Antwort. Sie konnte nicht mehr denken. Die Art wie er ihren Namen aussprach trieb sie in den Wahnsinn. „Sicher“, brachte sie stockend heraus. „Dann“, begann er seinen Satz mit unendlich sanfter Stimme. Es kam ihr vor als würde er sie liebkosen. Mit einer schnellen Bewegung griff er nach ihrer Hand. „Darf ich um die Ehre bitten, Sie duzen zu dürfen?“ Ann errötete wieder und entzog ihm schnell ihre Hand. Es war ihr so peinlich, dass sie schon wieder rot wurde. Das Blut pulsierte in ihren Adern. Wie musste sie ihn in den Wahnsinn treiben? Wie sehr musste er sich danach sehnen, seine scharfen Zähne in ihren Hals zu versenken und das rote Nass, welches sie am Leben erhielt in sich aufzunehmen?
 

Erschrocken schüttelte sie den Kopf. Was dachte sie da?

„Also nicht? Warum?“ Seine Stimme klang traurig und tief verletzt. Erschrocken blickte sie auf. Sein engelsgleiches Gesicht war zu einer Maske der Trauer verzogen. „Ich, nein, ich meine nicht Sie ich…ich“, stammelte sie. „Schon gut“, meinte er kichernd und blickte sie verschmitzt an. Schon wieder schien ihr Herz auszusetzen. Wie machte er das?
 

Doch dann wurde seine Miene wieder finster. „Ich denke“, setzte er an und zögerte kurz als wäre er sich selbst nicht sicher, „es ist das Beste, wenn ich Sie alleine lasse, Madame. Ich habe nicht das Recht, mich in Ihr Leben einzumischen und noch weniger, darüber zu bestimmen. Sicher warten Sie auf jemanden.“ Langsam erhob er sich und wandte sich zum Gehen. Und plötzlich handelte sie ganz instinktiv. Mit einer geschmeidigen Bewegung, die sein Misstrauen erweckte, griff sie nach dem Ärmel seines Hemds.

„Warte Duncan, bitte warte!“
 

Er blickte sie einfach nur an. Er wollte gehen, er sollte es sogar. Es war falsch. Plötzlich war die Gefahr, die für ihn von ihr ausging zum Greifen nah. Er sollte es, doch er konnte es nicht mehr. Ihre traurigen Augen nahmen ihn gefangen, er sah sich nicht in der Lage, sie zu verletzen. Er hatte es von Anfang an gespürt, schon als sie eingetreten war. Von ihr ging eine gewisse Gefahr aus, und das ganz allein nur für ihn. Sie war tausend Mal schöner als jede andere Frau, an der er je Interesse gezeigt hatte und tausend Mal interessanter. Alle anderen waren ihm hoffnungslos verfallen, aber sie, sie zeigte zwar Interesse an ihm, aber dennoch nicht auf diese übertriebene anhimmelnde Art wie die anderen. Und dann war ihm bewusst, warum er nicht gehen konnte.

Er wollte wissen warum.

Warum sie eine Gefahr für ihn darstellte.

Warum sie errötete und wie er sie dazu brachte.

Wissen was sie fühlte, was sie dachte, wenn sie ihn ansah.

Unterschwellig war ihm bewusst, dass sie wusste was er war. Er sah es in ihren Augen und es faszinierte ihn, dass sie keine Angst hatte.

Langsam hob er die Hand und strich über ihre Wange. Er war gefangen, in dieser Zeit, in diesem Lokal und vergaß alles um sich herum.
 

Ann zuckte zusammen. Die unerwartete Berührung und die unnatürliche Kälte seiner Haut erschreckten sie. „Duncan, alles in Ordnung?“ Sie blickte verwirrt zu seiner großen Gestalt hinauf. Er zuckte als hätte sie ihn geschlagen. Schnell zog er seine Hand zurück und nahm wieder Platz. „Verzeih“, setzte er an, „ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“ Ann blickte ihn verschmitzt an. „Schon gut, das ist nicht schlimm. Ich bin solche Reaktionen gewöhnt.“ Duncan blickte sie verwirrt an. „Ach ja? Wie darf man denn das verstehen? Arbeitest du in der Vergnügungsbranche?“ „Gott bewahre, nein!“ Sie brach in schallendes Gelächter aus. „Aber manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich eine äußerst anziehende Wirkung auf Männer.“

Auch er begann zu lachen. „Du meinst also, du wirkst anziehend auf Männer?“, raunte er und blickte ihr tief in die Augen. Ann wandte sich ab. Das hier lief ganz und gar nicht wie sie es geplant hatte. Duncan lehnte sich zurück. „Hatte ich dich nicht eigentlich zu einem Drink eingeladen? Also, was kann ich dir anbieten?“ Sie legte den Kopf schief und dachte nach und dann hatte sie eine Idee, wie er wohl darauf reagieren würde?

„Ich hätte gern eine Bloody Mary.“ „Bloody Mary?“ Verdutzt sah er sie an. „Sicher?“ Sie nickte und blickte aus ihren schwarzbraunen Augen schelmisch zu ihm hinauf. Dieser Blick verfehlte seine erzielte Wirkung nicht. Er spürte ein seltsames Kribbeln in der Bauchgegend als er die Bestellung aufgab.

Langsam lehnte sie sich zurück und nippte an ihrem Getränk. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und ihm ging es nicht anders. Gedankenverloren ließ er seinen Blick durch das Lokal wandern und blieb verdutzt an Jonathan hängen. Dieser musterte ihn als würde er ihm am liebsten den Hals umdrehen. In seinen Augen brodelte die Eifersucht. Er entsann sich. Waren die beiden nicht zusammen gekommen?

Warum war sie dann bei ihm? Schnell drehte er sich zu ihr um. Sie sah ihn unschuldig an. Und plötzlich wurde ihm klar, was hier gespielt wurde. Die beiden waren Hunter und sie war sein Köder. Wütend schnaufte er auf. Wie konnte er nur darauf reinfallen? Er hasste sich selbst dafür, dass sich seine Gedanken tatsächlich um sie gedreht hatten. Verächtlich blickte er zu ihr herab. „Wenn du glaubst, dass ich es so dir einfach mache, hast du dich geschnitten!“ Ann musterte ihn verwirrt. Hatte er etwa begriffen? Aber wie?

Schnaubend erhob er sich, warf etwas Geld auf die Theke und verließ das Lokal.

Ann sprang auf und folgte ihm. „Komm“, flüsterte sie Jonathan zu, „aber bleib im Hintergrund!“
 

„Duncan warte!“ Mit einer Bewegung, die für ihre Augen fast zu schnell waren wandte er sich um und stand plötzlich vor ihr. In seinen Augen loderte der Zorn. „Warum sollte ich auf dich warten? Damit du mir eine Kugel ins Herz jagen kannst?“ Sie blickte ihn erschrocken an und schüttelte den Kopf. „Was willst du dann?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen. Er war immer noch unendlich wütend auf sich. Ann wägte ihre Worte genau ab. „Ich will mit dir reden.“ „Und warum sollte ich dir zuhören? Du willst mich umbringen und ich bin auch noch auf dich reingefallen!“ „Da geht es mir nicht anders, glaub mir“, erwiderte sie mit schmerzhaft verzogenem Gesicht.
 

Verblüfft musterte er sie und wollte gerade etwas entgegnen, als sie tief Luft holte und zu sprechen begann. „Hör zu Duncan, wir haben die Nachricht bekommen, dass du ab und zu Mädchen entführen sollst.“ „Ich entführe sie nicht! Sie kommen freiwillig mit mir!“, kam es trotzig von ihm.

„Das bezweifle ich auch nicht.“ Sie erlaubte sich ein sanftes Lächeln. Sie hatte seine charismatische Wirkung ja am eigenen Leib gespürt. „Was uns interessiert ist die Frage, was du mit ihnen machst. Du beißt sie nicht, deshalb können wir dich auch nicht einfach aus dem Verkehr ziehen. Das wäre gegen das Gesetz.“ Sofort verwandelte sich sein Gesicht in eine wütende Maske. „Es tut mir schrecklich Leid, dass ich dir nicht die Gelegenheit gebe, mich aus dem Verkehr zu ziehen, Ann!“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und er sprach ihren Namen als würde er sich am liebsten übergeben. Ann zuckte zusammen. Irgendetwas schmerzte tief in ihr. Sie schluckte und fuhr fort. „Bitte Duncan, sag mir was du mit ihnen machst. Dann lassen wir dich für immer in Ruhe.“ „Was ich mit ihnen mache? Was ich mit ihnen mache willst du wissen?! Verdammt nochmal! Dasselbe wie ihr Menschen auch, wenn ihr euch zu einem anderen hingezogen fühlt.“ „Du schläfst mit ihnen?“ Sie war irgendwie nicht in der Lage, diesen banalen Grund zu fassen. „Herzlichen Glückwunsch, die Dame hat hundert Punkte und wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gerne von dir verabschieden. Ich habe noch was Besseres zu tun als mit dir zu plaudern.“ „Die arme Blondine in deinem Bett quälen?“, vermutete sie kühl. „Du hast es erfasst! Auf nimmer Wiedersehen, Ann. Es war mir eine Ehre, dich kennen zu lernen!“, fauchte er giftig und verschwand.
 

Ann war kaum in der Lage zu Atmen. Ihr ganzer Körper bebte. Was bildete der sich eigentlich ein? Erst warf er sich an sie rann als sei sie das einzige Interessante in seinem Leben und dann geriet er in Rage nur weil sie war, was sie nun mal war. Das ist ja genauso als würde sie ihn dafür verurteilen, er ein Vampir geworden zu sein. Sie hatte sich das schließlich genauso wenig ausgesucht wie er! Schnaubend schritt sie auf Jonathan zu. „Lass uns hier verschwinden, bevor ich mich übergebe!“ Dieser nickte nur leicht. Es war ihr anzusehen, dass sie kurz vorm Explodieren war.
 

Aber auch Duncan ging es nicht besser, als er wieder zu seiner ursprünglichen Begleitung zurückkehrte. Er blickte sie vor Wut so böse an, dass sie die Flucht ergriff. So viel also zum heutigen Abend. Er könnte sich immer noch dafür erschießen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Insbesondere dafür, dass seine Gedanken trotz alledem immer noch um sie kreisten. Vollkommen außer Kontrolle kickte er auf dem Weg nach Hause zwei Mülltonnen durch die Gegend, welche durch seine übermenschliche Kraft natürlich eine beachtliche Strecke hinter sich brachten. Er wollte sie vergessen, sie auslöschen, doch es ging einfach nicht.

Discover

Kapitel 3.
 

Gedankenverloren saß er auf seinem Bett. Genervt wischte er sich immer und immer wieder eine seiner schwarzen Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht. Über die Jahrhunderte hatte er sich daran gewöhnt. Er holte tief Luft und versuchte zu denken. Es ging einfach nicht. Plötzlich kam ihm sein Leben, mit dem er bis jetzt immer zufrieden war, schrecklich belanglos und langweilig vor. So ganz ohne Aufregung. Es gab einen Ausweg, das spürte er, doch er wollte diesen nicht wahrhaben. Er verabscheute sich für seine Gefühle und er hasste sich dafür, dass sich seine Gedanken immer wieder um eine bestimmte Person drehten. Schwungvoll setzte er sich auf und warf einen Blick auf sein bescheidenes Heim. Er saß auf einem großen, einladenden, blauen Himmelbett. Ansonsten befanden sich in diesem Raum noch ein kleiner Fernseher und ein Schreibtisch. Träge erhob er sich und blickte aus dem Fenster, von wo er einen schönen, langsam verwildernden Park in Aussicht hatte. Es war um die Mittagszeit. Lange hatte er nach einer ruhigen Wohnung an einem Park gesucht. In einer großen Stadt wie Seattle kein leichtes Unterfangen. Er braucht einfach immer etwas Natur um sich herum, immerhin hatte er zu Lebzeiten auf einem großen Landsitz gewohnt. Nun wohnte er also an den Grenzen eines alten Stadtparks. Er bedauerte, dass er verwilderte. Als er hierher gezogen war, war er noch wunderschön gewesen, doch nun verlor er langsam an Schönheit. Dennoch beobachtete er Fasziniert wie sich die Natur Tag für Tag zurückholte, was ihr gehört. Ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund. Alles, was der Mensch schuf verging, genau wie dieser selbst.
 

Langsam lehnte er sich an die Wand und lauschte. Er hörte tausende von Stimmen und konzertierte sich unbewusst auf eine. Es war eine sehr schöne Stimme. Sie gehörte einer Frau. Sie war jung und lebenslustig, aber auch gezeichnet vom Schicksal. Sie war wütend. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie sie den Kopf nach hintern warf und sich anschließend ihre karamellfarbenen Haare aus den Augen wischte. Sie hatte eine göttliche Stimme, die ihn umschmeichelte. Er wollte sie rufen, wollte, dass sie mit ihm sprach.

Nur mir ihm, seine Ann!

Erschrocken zuckte er zusammen. Er hatte es schon wieder getan. Warum kreisten seine Gedanken nur um sie? Es gab so viele Frauen auf der Welt, also warum sie? Was sollte sie schon groß haben, was eine andere nicht hatte?

Sie weiß, was du bist, und es stört sie nicht! , flüsterte eine Stimme in seinem Inneren. „Na und?“ schrie er und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Sie ist ein Hunter! Sie will mich umbringen!“ Will sie nicht und das weißt du, sie könnte es nicht!, zischte die Stimme wieder. Wütend wandte er sich ab. Er hatte in den vergangenen Tagen mit so vielen Frauen geschlafen, immer mit der Hoffnung, dadurch nicht mehr an sie denken zu müssen. Doch der Schuss ging nach Hinten los. Immer, wenn er eine andere berührte, sah er ihr schmerzverzerrtes Gesicht.

„Da geht es mir nicht anders, glaub mir!“

Dieser Satz hatte sich in seinen Kopf eingebrannt und er wurde ihn nicht mehr los. Ihr Blick, der so viel vereinte. Kummer, Glück, Freude…ja vielleicht sogar Zuneigung. Es trieb ihn in den Wahnsinn! Er hatte sie mit seinen Worten verletzt, das hatte er gespürt und in ihren Augen gesehen. Doch seine Zunge war mal wieder schneller gewesen als sein Verstand.
 

Langsam fiel sein Blick auf den Schreibtisch. Darauf lagen zwei Ketten. Die Ketten seiner Eltern, der Beweis ihrer ewigen Liebe. Es waren einfache schlichte Ketten, genau genommen zwei Lederbänder an denen jeweils ein Onyx befestigt war. Der Onyx seines Vaters war vollkommen schwarz, während der seiner Mutter mit einzelnen faszinierenden weißen Flecken besprenkelt war. Sie breiteten sich wie Blumen auf dem gesamten Stein aus.

Es war ihr Wunsch gewesen, das er die seines Vaters behielt und seiner Angebeteten die andere überreichte. Duncan schluckte und griff nach der Kette seiner Mutter. Was immer das zwischen ihm und Ann war, er konnte es nicht im Raum stehen lassen. Mit einigem Zögern legte er sich die Kette seines Vaters um den Hals und steckte die andere in seine Hosentasche. Anschließen verließ er seine Wohnung. Er musste wissen, wer diese Annabelle wirklich war.

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Ann schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. „Das lass ich mir nicht bieten John!“ Er blickte beschwichtigend zu seiner besten Hunterin hinauf. „Meine Liebe Ann. Jonathan ist nun einmal der Meinung, dass diese Mission nicht ganz so gelaufen ist wie vorgesehen.“ „Der Meinung bin ich auch, dennoch lass ich mir nicht von einem blutigen Anfänger sagen, dass es meine Schuld ist!“ „Jonathan meinte, du wärst diesem Vampir vollkommen verfallen!“ Abwartend stellte er diese These in den Raum und wartete auf Anns Reaktion. Diese schluckte, ihr Herz schlug schneller. Sie wusste, dass es stimmte, was Jonathan behauptete hatte. Ja, sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Wenn sie die Augen schloss, hatte sie sofort seinen männlich würzigen Geruch in der Nase und sie spürte immer wieder seine kühle Hand auf ihrer Wange. Dennoch war sie nicht bereit, sich den Schuh anzuziehen, sie wäre an den nicht gerade vorteilhaften Verlauf der Mission schuld gewesen. Sie holte tief Luft und antwortete: „Dann weißt du sicher auch, dass Duncan nie etwas aufgefallen wäre, wenn Jonathan ihn nicht so eifersüchtig angestarrt hätte. Denn so etwas hätte selbst das Misstrauen eines völlig normalen Menschen geweckt!“ Nun war es an John wütend das Gesicht zu verziehen. „Wie bitte? Davon hat er nicht eine Silbe erwähnt!“ Ann Lachte bitter. „Das dachte ich mir!“

„Es tut mir leid, Ann. Unter diesen Umständen muss man die Mission natürlich ganz anders betrachten. Aber dennoch habe ich Emily und Jason hinterher geschickt um zu sehen, ob deine Aussage stimmt. Ich meine in Bezug auf seine Blutenthaltsamkeit.“ „Sie stimmt! Ich weiß es! Ich habe es in seinen Augen gesehen. Er würde niemals einen Menschen beißen!“, brach es wütend aus ihr heraus. Ein sanftes Lächeln umspielte Johns Gesicht. „Ich habe das Gefühl, dass du diesen Duncan sehr gerne hast, oder irre ich mich?“ Ann errötete wider Willen Leicht. „Selbst wenn es stimmen würde, das tut nichts zur Sache. Immerhin ist er ein Vampir und ich bin ein Hunter!“ „Ich kann dich gut verstehen, auch ich hatte damals dieselben bedenken.“ „Damals?“ Ann sah ihn verwundert an.
 

„Nun auch ich habe mich einmal in einen Vampir verliebt. Es war zu einer Zeit, wo es zwischen Jonathans Mutter und mir nicht besonders rosig aussah. Wir haben uns andauernd gestritten und standen kurz vor der Scheidung und dann traf ich sie. Allein ihre Existenz hat mir vollkommen den Boden unter den Füßen weggerissen. Vielleicht weißt du, was ich meine. Ihre Anwesenheit hat mich berauscht, ich konnte nicht mehr klar denken, wenn sie in meiner Nähe war. Ihr ging es genauso. Wir haben uns geliebt, mit einer Intensität, die mir heute noch Angst macht. Ich hatte mich gerade entschlossen, mich endgültig von Jonathans Mutter zu trennen, da erhielt ich die Nachricht, sie wäre von einem anderen Hunter Verband getötet worden. Somit war mein Traum der wahren Liebe aus. Ich bin in ein tiefes Loch gestürzt und habe mich dummerweise dazu überreden lassen, mich nicht von meiner Frau zu trennen, da sie ein Kind von mir erwartete. Und nun lebe ich im ständigen Streit und andauernder Ignoranz mit ihr. Sie hat unzählig viele Liebhaber und ich stürze mich in mein Arbeitsleben. Sie weigert sich, sich scheiden zu lassen, da es schlecht für ihr gesellschaftliches Bild währe. So weit also zu meinem tollen Leben“, endete er sarkastisch.
 

Ann schluckte. „Das wusste ich nicht. Weiß Jonathan von ihrer Existenz?“ John schüttelte den Kopf. „Er würde es nicht verstehen. Er war noch nie wirklich verliebt, denke ich. Er ist ein Weiberheld und hat mehr Frauen an einer Hand als ich Hunter. Außerdem kann er Vampire nicht ausstehen, nach der Sache mit Duncan wohl noch weniger.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Und mir so einem Weiberheld willst du ausgerechnet mich verkuppeln?“ John blickte sie irritiert an, „Wie meinen?“ „Du weißt genau, was ich meine. Normalerweise hättest du einen Neuling nie mit mir in ein Team gesteckt. Es sei denn natürlich, er ist dein Sohn. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass draus nichts werden kann.“ „Warum nicht?“, fragte John unschuldig. Sie lächelte leicht als sie antwortete „Weil er ein Weiberheld ist, wie du schon sagtest. Er sieht mich an wie ein Stück Fleisch. Er ist scharf auf mich, das ist alles. Man kann deutlich in seinem Blick sehen, was er gerne mit mir anstellen würde.“ Er lächelte entschuldigend. „Wie auch immer, das mit der Anschuldigung tut mir leid. Ich werde noch einmal mit ihm darüber sprechen. Ich sag dir bescheid, wenn ein neuer Auftrag für euch reingeht.“ Ann nickte leicht und verlies das Büro.
 

Draußen angekommen stieß sie mit Jonathan zusammen. Erschrocken sah sie ihn an. Ihre Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt. „Na holla, was ist das denn für eine Begrüßung?“, raunte er ihr entgegen. Ann wurde schlecht. Wie konnte man einen Menschen nur so begierig ansehen? Das war widerwärtig! Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und legte seine Stirn auf die ihre. Sie konnte seinen nach Pfefferminz duftenden Atem riechen. Ann schluckte. Sie bekam Panik. „Du bist so süß, wenn du verwirrt bist.“ Seine Stimme war rau. Federleicht verschloss er ihre Lippen mit den seinen. Erschrocken stieß sie ihn weg und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Hast du 'ne Meise?! Was bildest du dir eigentlich ein! Nur weil du auf alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, scharf bist, muss das nicht umgekehrt genauso so sein!“ Wütend schoss sie an ihm vorbei und verließ das Gebäude ohne sich auch nur einmal umzusehen. Sie war noch nie in ihrem Leben so wütend gewesen und ihr war so schlecht, am liebsten würde sie sich hier an Ort und Stelle übergeben!
 

Jonathan blickte ihr belustigt hinterher. Zwar schmerzte seine Wange ziemlich, aber dennoch, dieser kurze Kuss war es wert gewesen. Oh wie er sie vergötterte! Diese Frau war von einem vollkommen anderen Kaliber als alle anderen Frauen, die er kannte. Sie nahm ihm den Verstand. Immer noch mit der Hand auf der roten Wange betrat er das Büro seines Vaters. Dieser blickte ihn Finster an. „Wie kommst du dazu, Ann einfach zu küssen?“ „Woher?“ John schnaubte „Du hast ihr noch nicht einmal die Zeit gelassen, die Tür richtig zu schließen!“

Er grinste schadenfroh „Ups, tut mir leid.“ John schüttelte bedauernd den Kopf. „Du bist unmöglich Jonathan. Ann ist keine Frau für einen One night stand.“ „Das weiß ich doch. Ich sehe in Ann viel mehr als einen One night stand.“ „Ach ja? Das sieht aber nicht so aus. Du kannst eine Frau nicht einfach so Küssen!“

Jonathan blicke ihn verwirrt an. „Das mache ich immer so, bisher hat sich noch nie eine Frau beschwert.“ „Jonathan!“ Johns stimme bebte. „Du bist hier nicht auf den Campus! In der Großstadt laufen nicht haufenweise süße Mietzen rum, die sich von dir flachlegen lassen wollen!“

Sein Gegenüber hob beschwichtigend die Hände. „Das weiß ich doch, es ist halt einfach mit mir durchgegangen. Echt glaub mir.“ John sah ihn leicht bedauernd an. „Was bedeutet sie dir?“ „Das kann ich dir nicht sagen Dad. Es würde Stunden dauern, die Gefühle, die sie in mir auslöst, in Worte zu fassen.“ „Also bedeutet sie dir viel?“ Jonathan nickte, doch dann trat ein trauriger Blick in seine Augen. „Ich weiß, dass das, was ich getan habe falsch war, aber ich konnte einfach nicht mit dieser plötzlichen, nein eher unerwarteten Nähe umgehen. Sie raubt mir den Verstand. Ich habe mich einfach von meinen Instinkten leiten lassen und sie dabei vollkommen überrumpelt. Das wollte ich nicht, ehrlich.“ „Dann sag ihr das auch, Junge und hör endlich auf dich wie der totale Playboy aufzuführen! Wenn du Anns Aufmerksamkeit gewinnen willst brauchst du weitaus mehr als gutes Aussehen. Denn daran ist sie, wie dir schon aufgefallen sein müsste, durch ihren Job nämlich gewöhnt.“ „Und warum", begann Jonathan plötzlich zornig, "warum fühlt sie sich dann so zu diesem Duncan hingezogen? Zu diesem dreckigen Vampir?“
 

……………………..

Ein heftiges Niesen riss Duncan aus seinen Gedanken. Verwirrt blickte er an sich herab. Normalerweise niesen Vampire nicht. Wie seltsam…

Schulterzuckend setzte er seinen Weg fort. Nach einigen Abbiegungen kam er schließlich genau dort heraus, wo er hinwollte. Grinsend blickte er hinauf. Über ihm befand sich die Harrington, eine kleine Seitenstraße im Bankenviertel von Seattle. Schwerfällig bestieg er die quietschende Leiter. Schon jetzt spürte er die Schmerzen, die die Sonne bei ihm verursachte und sie machten ihm zu schaffen. Lange konnte er sich nicht in der Sonne aufhalten, sonst würde er sozusagen zusammenbrechen. Oben angekommen holte er tief Luft. Gott sei dank war er niemanden aufgefallen. Er befand sich auf einer viel begangenen Straße. Die Luft war schwül und große Menschenmengen schoben sich an ihm vorbei. Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich um. Seine Haut brannte wie Feuer und er konnte kaum etwas sehen. Oh wie sehr er das hasste!

Und der verführerische Blutgeruch der Menschen die ihn umgaben, tat auch sein Übriges und trug nichts zur Besserung dieser Situation bei. Er mochte zwar in Enthaltsamkeit Leben, was aber nicht verhinderte, dass das Blut immer noch sehr verführerisch für ihn war. Grummelnd setzte er seinen Weg fort und betrat ein kleines Wohnhaus, eines der wenigen, die hier noch standen. In der dämmrigen Dunkelheit des Treppenhauses ging es ihm schon viel besser. Zögerlich betrat er den dritten Stock und klingelte bei einer gewissen Tamara Elkanov. Eine Weile tat sich nichts, doch schließlich hörte er, wie sich jemand rumpelnd der Tür näherte. Quietschend öffnete sie sich und eine junge, schlanke Frau mit schulterlangen, tief schwarzen, lockigen Haaren stand vor ihm. Sie trug ein schwarzes, mit Rüschen versetztes Nachthemd, welches kurz über ihren Knien endete. Sie errötete leicht, als sie merkte, wer vor ihr stand. „Duncan, was für eine Überraschung!“, brachte sie mir weicher Stimme und einem starken russischen Akzent heraus. „Ja nicht?“, meinte er grinsend. „Tamara ich brauche deine Hilfe, ich möchte Wissen, ob du mir etwas über eine gewisse Hunterin namens Annabelle sagen kannst!?“

Onyx

Kapitel 4.
 

Seufzend lies er sich auf einem großen, braunen, ledernen Sofa sinken, welches den größten Teil des Wohnzimmers seiner Gastgeberin einnahm. Diese trat kurze Zeit später mit einer großen Kanne Kaffee herein. Ihr Nachthemd hatte sie gegen einen schwarzen Pulli und eine Jeans ausgetauscht. „Kaffee Schwarz, wie immer?“, fragte sie grinsend. Duncan nickte leicht und genoss das wunderbare Aroma des Kaffees. Er schloss genüsslich die Augen und ließ sich in das Sofa sinken. „Du machst immer noch den besten Kaffee, Tami.“ Sie lachte hell. „Irgendwie muss ich dich doch dazu bekommen das du mich mal besuchst Duncan.“ Er musterte sie mit weichem Gesicht. „Scheint wohl so.“

„Du wolltest etwas über Annabelle wissen?“ Duncan stellte den Kaffee beiseite und sah sie ernst an. „Du kennst sie?“ Tamara schnaubte verächtlich „Natürlich kenn ich sie. Annabelle ist legendär. Sie ist ohne Zweifel die beste weit und breit. Es wundert mich ernsthaft, dass du noch nichts von ihr gehört hast. Aber mal was ganz anderes, warum willst du etwas über sie wissen?“ „Ich habe sie vor gut zwei Tagen in der Manisson Street getroffen.“ „Dein Jagdgebiet“, stellte Tamara nüchtern fest. Duncan nickte leicht, er schien in seinen Gedanken zu versinken. „Und weiter?“ stocherte sie nach.

Er schreckte auf, denn er hatte Tamaras Anwesenheit vollkommen vergessen. Er musste sich unbedingt beherrschen. Also holte er tief Luft und fuhr fort. „Es ist genau wie du es sagst. Die Manisson Street ist mein Jagdgebiet. Sie wunderten sich wohl über die Erkenntnis, dass ich meine Opfer nie angriff und wollten kontrollieren, was es damit auf sich hatte. Na ja jedenfalls sollte Ann das herausfinden und…“ „Stopp!“ Tamara fuhr dazwischen. „Warum haben sie Annabelle auf dich angesetzt? Duncan, Annabelle ist ein Profi! Sie hat es bei Gott nicht nötig, dass sie solche Aufträge erledigt, es gibt überhaupt keinen Grund dazu. War sie allein?“ „Nein, sie hatte einen jungen Mann bei sich. Er war groß und hatte blonde Haare, sowie mausgraue Augen, wenn ich mich recht erinnere.“ Tamaras Augen weiteten sich. „Aber ihr Partner hat braune Haare und ist fast ein mexikanischer Typ! Die beiden waren unzertrennlich und unsterblich ineinander verliebt. Schon deswegen hätte sie solche Aufträge nicht annehmen können. Es heißt er hätte jeden sofort getötet der es auch nur wagte sie anzusehen!“ „Aber ich schwöre, dass der Typ blond war. Ich hab ihn doch gesehen, obwohl er mich schon angesehen hat als würde er mich am liebsten umbringen. Dennoch, ich hatte nicht das Gefühl, dass sie einen Freund hatte.“

Tamara verzog gereizt das Gesicht. „Hat sie sich etwa so überzeugend an dich rangeschmissen?“ Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Knurren. Duncan seufzte genervt. „Tamara, du weißt doch, dass ich nichts außer Freundschaft für dich empfinden kann. Wie oft soll ich dir das noch erklären?“ Sie senkte gekränkt den Kopf. „Ich finde es schon schlimm genug dass ich ertragen muss dass du mit all diesen Frauen schläfst und dich mir verweigerst, aber dass du dich jetzt auch nur zu einer Jägerin hingezogen fühlst, das macht mich fertig.“

Duncan hob empört seine Hände. „Ich fühle mich nicht zu ihr hingezogen, ich finde sie nur interessant.“ Sie lächelte traurig. „Das kommt auf dasselbe heraus, mein Lieber. Außerdem ist dein Verhalten so was von offensichtlich, dass es schon fast witzig ist. Ausgerechnet du! Ich muss zugeben ich habe schon oft gehört, dass sich ihr viele meiner Mitstreiter vollkommen ergeben fühlen. Sie beten sie gerade zu an. Aber du, du hast dich nie ernsthaft für eine Frau interessiert. Der einzige Zweck, den sie für dich haben, ist dass ihr Körper dich von deinem Verlangen nach Blut ablenkt. Und jetzt verguckst ausgerechnet du dich in eine Jägerin.“ Wütend sprang er auf. „Ich habe mich nicht in sie verguckt! So ein Blödsinn! Vielleicht finde ich sie anziehend, ja! Vielleicht finde ich sie auch anziehender als andere Frauen, aber ich habe mich nicht in sie verliebt!“ seine Stimme bebte, er zitterte am ganzen Körper und genau in diesem Moment wurden ihm bewusst das er sich selbst belog. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank er auf das Sofa zurück und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
 

Tamara lächelte traurig. „Zumindest muss ich dir die Wahrheit nicht selbst erklären, aber es ist unmöglich, dass du ihr Herz gewinnst. Selbst wenn sie für dich genauso empfindet, sie wäre viel zu stur um sich dies einzugestehen.“

Duncan blickte sein Gegenüber vollkommen verloren an. Er war mit seinem Latein am Ende. Er fühlte sich so verloren ohne seine Ann. Es graute ihm vor sich selbst. „Und was soll ich jetzt machen?“ „Das fragst du ausgerechnet mich? Du weißt, wie sehr ich dich liebe und du fragst mich, wie du ihr Herz gewinnen kannst?“ ihre Stimme brach.

Duncan atmete tief. „Es tut mir leid.“ „Schreib ihr, lass dir was einfallen! Du bist sonst so poetisch, streng deinen Kopf an und verschwinde und komm nicht zurück bevor du es geschafft hast, ihr Herz zu gewinnen!“ Tamara zeigte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Tür. Sie zitterte am ganzen Körper und wenn sie hätte weinen können, wäre sie wohl in einen endlosen Strom von Tränen ausgebrochen. „Tamara ich…“ „Verschwinde! Sofort! Mach, dass du wegkommst!“ Ihre Stimme war schrill und einige Oktaven höher als es normale, menschlich Ohren ertragen hätten. Mit einem letzten Blick auf Tamara verließ Duncan die Wohnung und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

Ann lehnte sich seufzend gegen ihren Spint. Sie war erschöpft und vollkommen ausgemergelt. Die Gedanken an Duncan hielten sie schon seit Nächten wach. Sie konnte sich nicht mehr vormachen, dass sie nichts für ihn empfand, dazu sehnte sie sich viel zu sehr nach ihm. Sie schloss die Augen, sie musste sich konzentrieren, denn sie würde in wenigen Minuten auf einen neuen Karatekurs treffen. Es gab nichts Stressigeres für eine an Fortgeschrittenenkurse gewöhnte Karatelehrerin. Sie streckte sich ein letztes Mal und machte sich auf den Weg.

Kaum in bei ihrem Kurs angekommen hätte sie am liebsten wieder kehrt gemacht. Diese Blondine, die sich nicht weit von ihr entfernt angeregt mit einem jungen Mann unterhielt, hätte sie unter tausenden erkannt. Sie war groß und hatte schier unendlich lange Beine, ihre lange Haarpracht hatte sie mit einem legeren Pferdeschwanz gebändigt. Es war offensichtlich, dass sie am Karatekurs keinesfalls teilnahm, um Selbstverteidigung zu lernen. Ihr pinkfarbenes Top mit großem V-Ausschnitt gewährte mehr als nur einen ziemlich großen Einblick , ihren perfekt geformten Hintern hatte sie in eine hautenge, weiße Trainingshose gezwängt, welche bis kurz über die Knie ging und die Art und Weise, wie sie den Mann ansah, machten den Eindruck eines ausgehungerten Löwen auf Raubzug. Ann seufzte tief und eröffnete den Kurs. Mit ihrer kräftigen Stimme verschaffte sie sich Gehör. „Willkommen zum neuen Karate Crashkurs an der Melling Sportschule. Es freut mich, Sie hier begrüßen zu dürfen. Heute fangen wir mit leichteren Übungen an, also machen Sie sich keine Sorgen.“ Sie lächelte ihre neuen Schüler aufmunternd an und begann die Stunde.
 

Mit einem großen, weißen Handtuch wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Die ersten Stunden waren immer besonders anstrengend, da man alles in Alleinarbeit erstellen und vorführen musste, kaum einer der Schüler hatte Lust, mit zu machen. Was auf eine gewisse Weise auch durchaus verständlich war.
 

Eine Bewegung hinter ihr ließ sie zusammen fahren. Blitzschnell wandte sie sich um. Die Blondine, die nun vor ihr stand, zuckte erschrocken zusammen. Es war Duncans Begleitung ihrer schicksalhaften ersten Begegnung.

„Ähm, meine Name ist Maria“, begann sie zögerlich. Ann nickte und forderte sie zum fortfahren auf. „Ich wollte Sie bitten, Duncan einen schönen Gruß von mir zu bestellen.“ Ann blickte sie perplex an. „Wieso kommen sie damit zu mir? Was soll ich mit Duncan zu tun haben?“

Maria blickte sie verwirrt an. „Ich bin davon ausgegangen, dass Sie beiden ein Paar sind. Nach Ihrer letzten Begegnung hätte das wohl jeder erwarten. Immerhin schien Duncan Verhaltenswandel ein eindeutiges Zeichen dafür.“ „Verhaltenswandel?“ Ann befürchtete Schlimmes und ihre Stimme war schrill. „Nun ja, er trifft sich mit niemand mehr. Wissen Sie, Duncan ist ein richtiger Weiberheld gewesen, es war keinesfalls unnormal, wenn er jeden Tag in der Woche eine andere Frau hatte. Viele Frauen kamen sogar nur in den Club um die Chance zu bekommen, von Duncan eventuell auserwählt zu werden, die Nacht mit ihm zu verbringen. Er soll einfach unglaublich im Bett sein, wenn sie verstehen, was ich meine.“ Sie schenkte Ann einen durchdringenden Blick. Ann schluckte und wies sie mit einem Handzeichen an fortzufahren. „Nun ja, kurz nach Ihren Begegnung, ungefähr eine halbe Woche, hatte er sogar noch mehr Frauen und dann ganz plötzlich traf er sich mit niemanden mehr. Es ist als würde er gar nicht mehr existieren, er war seit über einer Woche nicht mehr im Club, darum nahm ich an, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelt hatte", schloss sie ihren Bericht.

„Ich muss Sie enttäuschen, zwischen mir und Duncan ist nichts, tatsächlich habe ich ihn seit diesem einen mal im Club nicht mehr gesehen.“ „Hoffentlich geht es ihm gut, ich werde ihn einfach mal in seiner Wohnung besuchen. Ich machte mir wirklich Sorgen!“ Mit diesem Worten verließ sie den Raum. Ann blickte ihr verwirrt hinterher. Diese Frau hatte angenommen, dass sie und Duncan ein Paar wären! Sie spürte ein starkes Kribbeln in der Magengegend, als sie diese Möglichkeit in Betracht zog. Energisch schüttelte sie den Kopf, an so etwas durfte sie nicht einmal denken.
 

Sie wollte ihren Arbeitsplatz gerade verlassen, als eine der Empfangsdamen auf sie zukam. „Ann warte, es wurden Blumen für dich abgegeben.“ Erschrocken blickte Ann auf den mächtigen Rosenstrauß in ihren Händen. „Der ist für mich?“ Die Empfangsdame nickte und Ann nahm ihn entgegen. Es war ein unglaublich schöner Strauß und der Duft, der von ihm ausging, war exquisit. Ann sog ihn in sich auf und schloss die Augen. Er erinnerte sie an etwas, nur an was?

Erst jetzt fiel ihr ein kleiner, goldener Umschlag inmitten von Rot auf. Neugierig zog sie ihn heraus und öffnetet ihn erwartungsvoll. Sie zog ein beigefarbenes, sehr teuer wirkendes Pergament daraus. Es war mit Rosen in allen erdenklichen Rot-Tönen verziert. Was ihre Aufmerksamkeit aber am meisten fesselte, war die schwungvollen Handschrift, mit der eine Nachricht für sie auf das Pergament gebracht war.
 

„Diese Rosen sind für dich, Ann,

denn auch du bist eine Rose,

noch wunderbarer als diese hier.

So unbeschreiblich schön,

so unbeschreiblich gefährlich…

Unbeschreiblich in Bezug auf alle Dinge.
 

Wärst du doch meine Rose.

Meine ganz allein.

Meine atemberaubende Rose.
 

Mein, für immer mein……

……Onyx“
 

Verblüfft blickte sie auf die Nachricht, ihre Wangen glühten und ihr Herz schlug schnell. Sie schluckte schwer und betrachtete sich den Brief erneut. Onyx, wer sollte das sein?

Sie kannte keinen Onyx. Ihrer Meinung nach war ein Onyx ein Schmuckstein. Der Onyx stand im Tierkreis für den Steinbock. Sollte sie durch diesen Namen auf eine bestimmte Person kommen? Oder sollte der Text sie zu dieser führen? Sie hatte keine Ahnung. Nur eins war ihr klar, wenn es ein Mann war, der ihr dies geschrieben hatte, und davon ging sie aus, dann war dieser Mann wohl der Traum alle Frauen. Er weckte bei Ann die Gedanken an einen unglaublichen Romantiker, der sie Liebe in all ihren Farben schillern sah. Ein Mann, der den Starken beschützter spielte und ebenso starke Besitzergefühle ausstrahlte, ein Mann der eine Frau auf Händen tragen würde, der für sie ins Feuer sprang, ein Mann der immer für sie da war.

Ann schnaubte. So einen Mann gab es nicht, nicht mehr im jetzigen Jahrhundert.
 

Wie zur Bestätigung trat Jonathan herein, ebenfalls einen Strauß rote Rosen in der Hand. Erschrocken blickte er sie an als er sah dass sie schon einen in der Hand hielt. Einen der nicht nur weitaus mächtiger war, sondern auch weitaus schöner!

Emotions

Kapitel 5

Emotions
 

Unsicher sah ihr Jonathan in die Augen, sie warf einen Abschätzenden Blick zurück. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ begann er „Und dich zum Essen einladen, wenn ich darf?“

„Warum sollte ich mit dir Essen gehen?“ fragte Ann misstrauisch. Jonathan seufzte auf. „Was ich getan hab war falsch und vollkommen unangebracht, das weiß ich, aber ich möchte dir gerne erklären warum ich es getan hab.“ „Na gut, ich gehe mit dir Essen, aber nur, wenn du mir schwörst deine Finger von mir zu lassen und wenn wir vorher an meiner Wohnung anhalten. Ich muss die Rosen ins Wasser tun.“ „Ach ja, die sind für dich. Du kannst sie ja zusammen tun.“ „Nein Jonathan, dass kann ich nicht, es sind zwei vollkommen verschiedene Rosensträuße, von zwei vollkommen verschiedenen Menschen. Man kann sie nicht einfach mischen, das würde sie aus dem Gleichgewicht werfen.“ Sie lächelte sanft, aber bestimmt. „ Trotzdem danke.“

Langsam verließen sie beide das Gebäude und Ann steckte sich, als Jonathan sie nicht ansah, den kleinen goldenen Briefumschlag in die Hosentasche.
 

Eine gute halbe Stunde später betraten sie Anns Wohnung und traten in eine große, gemütliche Wohnküche. Gleich neben der Tür befand sich eine teuer anmutende, weiße Ledersitzecke, mit einem kleinen Couchtisch. Ann führte Jonathan in die gelb angestrichene Küche. „So etwas hätte ich von dir nicht erwartet.“ meinte Jonathan verblüfft. Ann lachte. „Was? Eine gelbe Küche? Was ist daran so ungewöhnlich? Ich treffe fast jeden Abend auf den Tod. Gelb ist ein glückliche Lebensfrohe Farbe und da ich mich hier den größten teil des Tages aufhalte ist mein Aufenthaltsraum halt in hellen fröhlichen Farben gestrichen. Was ist daran nicht zu verstehen?“ Jonathan senkte peinlich berührt den Kopf. „So hab ich das nicht gesehen.“

„Das dachte ich mir.“ flüsterte sie leise und widmete sich den Blumen.
 

Sobald die Blumen versorgt waren machten sie sich auf den Weg. Jonathan lud Ann in ein teuer anmutendes Restaurant ein. Kaum das sie bestellt hatten eröffnetet Ann das Gespräch. „Du wolltest mir etwas erklären?“

„Ich…hör zu Ann es tut mir leid. Ich habe mich wie ein schwanzgesteuerter Volltrottel aufgeführt, aber so bin ich wirklich nicht!“ Ann legte den Kopf schief und betrachtet ihn lange. „Wenn du meinst. Eigentlich müsste ich dich ja erschlagen, aber in Anbetracht dessen, dass du deine Fehler eingesehen hast verzeihe ich dir.“ Jonathan mustere sie verwirrt. „Wie? Das war's? Mehr nicht? Ich muss mich entschuldigen und danach verzeihst du mir?“

Ann zuckte mit den Schultern. „Ich bin der Meinung, dass man einen Menschen, wenn er seine Fehler eingesehen hat nicht mehr länger böse sein muss.“

Jonathan suchte nach Worten, das einzige was er herausbrachte war ein: „Ich bin verwirrt.“

Ann seufzte lange. „Hör mal Jo, das was du getan hast, war ohne Zweifel falsch, aber du hast deinen Fehler eingesehen und deine Tat augenscheinlich bereut. Also ist somit dieses Problem aus der Welt geschafft.“

„Wie du meinst, aber von wem waren eigentlich diese Blumen heute?“ Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, ich kenne den Absender nicht. Er nannte sich Onyx.“

Jonathan legte den Kopf schief und begann zu lachen. „Onyx, was ist denn das für ein komischer Name? Ich meine selbst als Spitzname ist der total peinlich.“ „Ich finde ihn nicht peinlich. Onyx ist ein sehr schöner Name, er ist sehr inspirierend.“ Jonathan prustete los. „Was ist inspirierend der Typ oder der Name? Und inwiefern?“

Anns Blick verdunkelte sich, wütend sprang sie auf. „Jonathan, du bist so ein Heuchler! Wenn du auch nur halb so viel Romantik im Blut hättest wie dieser Typ dann wärst du vielleicht sogar interessant für mich.“

Zorn schnaubend verlies sie das Lokal, noch ehe Jonathan ihren Ausbruch richtig realisieren konnte.
 

Gereizt, mit Tränen in den Augen durchquerte sie die Straßen. Warum musste eigentlich immer alles auf einmal kommen? Da waren einmal die Gefühle für Duncan, die sie nicht definieren konnte und der Blick in Jonathans Augen, der ihr unausweichlich sagte, dass er mehr für sie empfand.

Was war aus ihrer kleinen, friedlichen Welt geworden?

Erschöpft lehnte sie sich gegen eine Hauswand und blickte auf. Sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand.

Gerade als sie ihren Blick gegen den Himmel richtete begann es zu regnen. Hasste sie heute auch Gott?

Unaufhörlich rannten die Tränen ihre Wangen herab und vermischten sich mir dem Regen.

Hoffnungslos sank sie auf die Knie und schlang ihre Arme darum.

Sie wollte, dass dies alles ein Ende hatte, am besten jetzt sofort und für immer.

Sie wollte bei ihm sein, sie wollte nicht nur an seinem Grab stehen. Sie wollte mit ihm Himmel und Hölle teilen.

„Ann?“ Eine sanfte, männliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

Verwundert hob sie den Blick und versuchte, durch ihren Tränenschleier etwas zu erkennen. Vor ihr stand ein großer, anmutiger Mann. Seine Kleidung war genauso durchnässt wie die ihre und seine langen, schwarzen Haare sahen aus wie ein nasser Hund. Ann stockte der Atem als sie sein Gesicht erkannte. „Duncan?“

Ein Lächeln erhellte sein blasses Gesicht. „Ich glaube, so nannte man mich, ja“, meinte er glucksend.

Seine Stimme war wie Feuer in ihrem kalten Herzen für sie. „Was machst du hier?“

„Ich wohne hier gleich um die Ecke und als ich etwas schluchzen hörte wollte ich nachschauen was da los ist. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dich zu finden. Was zum Teufel machst du hier?“

Verwirrt blickte sie ihn an. Was machte sie eigentlich hier?

„Keine Ahnung“, antwortet sie prompt. Duncan begann zu lachen. „Du weißt nicht was du hier machst?“

„Komm steh auf Ann“, meinte er sanft und reichte ihr einladend seine Hand. Ann lief abermals rot an und wandte sich ab. „Was? Willst du da sitzen bleiben?“

„Es tut mir leid", nuschelte sie leise. Duncan musterte sie verwirrt. „Was tut dir leid?“

Plötzlich zuckte Ann zusammen als hätte er sie geschlagen und sprang, seine Hand ignorierend auf. Mit schnellen Schritten bahnte sie sich den Weg an ihm vorbei und betrat die Straße. „Ann warte! Was soll das?“ Duncan ignorierend hielt sie nach einem Taxi Ausschau. Wütend griff Duncan nach ihrer Hand. „Ann, verdammt nochmal! Ich rede mir dir!“, schrie er sie an. Ann wandte sich um. „Lass mich in Ruhe Duncan, ich will dich nicht…“

Mit einem erschrockenen Schrei zog Duncan sie von der Straße um sie vor einen hupenden, schnell herankommenden Bus zu retten. Ann landete verblüfft in seinem Armen als sich ein großer Schwall von dreckigem Regenwasser über sie ergoss.
 

Blinzelnd blickte sie ihm ins Gesicht. „Was?“, brachte sie verwirrt heraus. Duncan sah sie schwer atmend an. „Wir sind klitschnass“, stellte er nüchtern fest. Sie blickte ihn unverwandt an. „Komm“, meinte er sanft du zog sie hinter sich her. Erst als sie vor einem kleinen Mietshaus standen erwachte sie aus ihrer Starre. „Wo sind wir?“ „Das ist meine Wohnung.“ Ann stutze. „Wieso sind wir bei deiner Wohnung?“

Duncan seufzte genervt. „Ann du bist total durchnässt, du musst eine heiße Dusche nehmen und einen Tee trinken, sonst erkältest du dich.“ Die Angesprochene wandte sich um. „Dann geh ich mal nach Hause.“ Wütend griff Duncan nach ihrer Hand. „Ann!“, donnerte er. „Du wirst jetzt mit zu mir kommen und dich aufwärmen.“

Ann zuckte zurück als hätte er ihr angeboten, mit ihr Schnecken essen zu gehen. Sie schüttelte erbost den Kopf. „Ich gehe nicht in die Wohnung eines Mannes, der sich die Zeit damit vertreibt, möglichst viele Frauen abzuschleppen.“ „Ann!“ Duncans Augenbraue zuckte gefährlich. „Du wirst mich jetzt in meine Wohnung begleiten! Keine Widerrede!“ Als Ann den Mund öffnete um genau dies zu tun fand sie sich plötzlich auf seiner Schulter wieder. Verwirrt betrachtete sie wie Duncan seine Wohnung aufschloss und sie anschließend auf einem blauen Sofa absetzte. „Ich lass schon mal das Badewasser einlaufen.“
 

Immer noch verwirrt ließ sich Ann in das heiße Wasser sinken. Es war wirklich angenehm, ein genussvoller Seufzer bahnte sich den Weg aus ihrer Kehle. Jetzt lag sie doch tatsächlich in seiner Badewanne!

Benommen schüttelte sie den Kopf, das konnte ja heiter werden. Ein sanftes Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. „Ann, ich leg dir ein paar trockene Sachen hier hin. Du kannst sie anziehen wenn du fertig bist.“

Seine Stimme klang eigenartig dumpf durch die Tür. Ob etwas mit ihm nicht stimmte?
 

Und ob etwas nicht stimmte! Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl in seiner Haut. Noch nie hatte er eine Frau so begehrt wie Ann und das sie nun vollkommen nackt in seiner Badewanne lag half ihm im Moment überhaupt nicht. Seufzend lehnte er sich gegen die Wand. Als er sie vorhin gefunden hatte… allein der Gedanke ihr könnte ernsthaft etwas zu gestoßen sein ließ ihn tausend Tode sterben. Sträubend schüttelte er sich. Er sollte lieber hier verschwinden, allein die Vorstellung, Ann aus Versehen nackt zu sehen ließ in steif werden. Keuchend wandte er sich ab und begab sich schleunigst ins Wohnzimmer.
 

Eine gute halbe Stunde später trat Ann in sein Wohnzimmer. Schüchtern sah sie sich um. Wo war er?

Seufzend setzte sie sich wieder auf das blaue Sofa, auf dem er sie vor geraumer Zeit abgesetzt hatte. Als sich eine Tür öffnete blickte sie auf und sah Duncan in die Augen.

Dieser balancierte ein Tablett, auf welchem sich eine dampfende Tasse Tee und diverse kleine Küchlein befanden. Lächelnd stellte er dies vor ihr ab. „Ich hoffe du magst Earl Grey. Denn hab ich früher auch immer gerne getrunken.“ Verblüfft blickte sie zu ihm auf. „Wieso hast du so viel menschliches Essen im Haus?“ Duncan blickte sie charmant an. „Ich war einkaufen während du in der Wanne warst. Ich dachte mir, du hättest Hunger.“ Ann errötete. „Danke.“ „Keine Ursache, aber jetzt iss. Ich hab schon seit einer Ewigkeit kein menschliches Essen mehr gekauft. Ich will wissen ob es dir schmeckt.“ Erwartungsvoll blickte er sie an.

Sie nickte leicht und nahm einen Happen eines edel aussehenden Gebäckstücks in den Mund. Nachdenklich begann sie zu kauen und musste, kaum das sie geschluckt hatte, über Duncans ernstes Gesicht lachen.

„Duncan ich habe lediglich ein Stück Kuchen gegessen. Es gibt keinen Grund, dass du dich deswegen aufführst als hätte ich gerade über Krieg und Frieden entschieden.“ Duncan schmunzelte über ihre Aussage. „Aber ist das nicht so? Mal angenommen der Kuchen hätte dir nicht geschmeckt, wer weiß vielleicht hättest du es wieder in Betracht gezogen mich zu erschießen.“

Ann zuckte zusammen. „Es tut mir leid. Ich habe mich damals schrecklich unprofessionell verhalten. Ich fühle mich schrecklich deswegen.“ Duncan griff nach ihrer Hand. „Bitte Ann hör' auf, du musst dir deswegen keine Sorgen machen. Ich habe dich provoziert, jeder hätte da so reagiert.“

„Aber“, begann sie und blickte ihm unsicher in die Augen. „Ich habe dich beleidigt.“ Duncan musterte sie verwirrt. Er konnte ihr nicht folgen. „In wie fern?“ Ann wollte ihre Hand aus der seinen nehmen, doch er hielt sie zurück. „Ann?“

Sie errötete und zwang sich ihn nicht in die Augen zu sehen. „Ich habe behauptet, dass du die Frauen quälen würdest. Aber das stimmt nicht oder? Ich bin mir sicher das du ihnen niemals weh tun würdest.“ Betreten blickte sie zu Boden. Duncan sah sie verständnislos an. „Du glaubst du hast mich beleidigt als du sagtest ich würde die Frauen in meinem Bett quälen?“ Er griff nach ihrem Gesicht und zwang sie ihm in die Auge zu sehen.

„Ann, das war keine Beleidigung.“ Er lächelte sanft und zog sie in seine Arme. „Ann es ist die Wahrheit, denn es ist die süßeste Qual, die du dir vorstellen kannst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr du mich allein mit deiner Anwesenheit quälst. In meinen viel zu großen Sachen und deinem feuchten Haar bist du schöner las alles andere was ich je in meinem Leben gesehen hab!“

Schnell überbrückt er die Entfernung zwischen ihnen und legte seine eisigen Lippen auf die ihren.

Ein Strudel aus Gefühlen die sie nie für möglich gehalten hätte, explodierte in ihr. Und die Erkenntnis, dass er genauso fühlte wie sie nahm ihr den Atem. Gierig schlag sie ihre Arme um ihn und vergrub ihre Hände in seinem langen Haar. Ohne über die Folgen nachzudenken intensivierte sie den Kuss und stupste mit ihrer Zunge, sanft um Einlass bittend, an seinen Lippen. Er musste lächeln, sie bat ihn gerade um etwas, was er ihr niemals verwehren könnte. Quälend langsam öffnete er seinen Mund und ließ ihre Zunge ihn erobern, bevor er sie herrisch in ihren eigenen zurück drängte. Langsam ließ er seine Hände unter ihr T-Shirt gleiten und begann, über ihren nackten Rücken zu streichen. Das Prickeln, welches dadurch in Ann ausgelöst wurde, brachte sie um den Verstand, jede seiner Berührungen war wie ein Stromschlag. Sie stand komplett in Flammen.

Und auch Duncan könnte ein Stöhnen nicht unterdrücken als der den sanften Duft ihrer Erregung wahrnahm, welcher sich wie Gift durch seinen Körper fraß. Bei Gott er konnte nicht in Worte fassen wie sehr er sie wollte, wie sehr er sie begehrte. Sie sollte ihm gehören für immer und ewig nur ihm!

Big Problems?

Kapitel 6:

Big Problems
 

viel spaß damit...eure Sophie^^
 

Langsam begann er an ihren Hals zu knabbern. „Duncan, du machst mich wahnsinnig!“ Dieser antwortete mit einem kehligen Lachen. „Das will ich doch wohl hoffen, Ann.“

Grinsend begann er wieder sie in einem leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln und begann gerade, ihr das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, als ihm das Erklingen von Beethovens Mondscheinsonate vom Fortfahren seiner Tat abhielt. Ann blickte ihn erschrocken an. Ihr Haar war verwuschelt und stand in allen Richtungen ab, ihre Lippen waren durch seine Küsse rosa und leicht angeschwollen. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn sie hatte noch nie schöner ausgesehen.

Immer noch leicht benommen tapste Ann zu ihrer Handtasche um nach ihrem Handy zu greifen. Nervös nahm sie den Anruf entgegen.

„Ja?“

„Ann? Hast du ne Meise? Wo steckst du, verdammt noch mal ich hab mir tierische Sorgen um dich gemacht! Du kannst doch nicht einfach weg rennen. Dir hätte sonst was passieren können!“

Duncan zuckte zusammen. Er kannte diese Stimme. War das nicht dieser blonde Typ aus dem Lokal?

Augenblicklich beunruhigt wandte er sich wieder Ann zu, welche immer noch versuchte, ihren Gesprächspartner zu beruhigen.

„Mensch Jo, jetzt mach mal halblang. Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ich bin noch nicht mal ein normaler Mensch! Also was ist los?“

Ihr Gegenüber schwieg und schien eingeschnappt. „Mein Vater will uns sehen. Er sagte er hätte etwas ganz Großes für uns. Er meinte, es hätte etwas mit dem Mord an ihm zu tun.“ Ann zuckte zusammen, ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich komme, bin schon unterwegs. Ich beeil mich.“ Sie schluckte schwer und legte auf. Nur Sekunden später fiel ihr das Handy aus der Hand und schlug mit einem dumpfen Ton auf dem Boden auf.
 

Duncan war ratlos. Er wusste nicht, was mit ihr los war. Er hatte sie noch nie so gesehen.

Zögerlich kam er auf sie zu. „Ann, ist alles in Ordnung mit dir?“, hauchte er besorgt. Diese blickte erschrocken zu ihm auf. Ihre Augen waren so leer, so leer als hätte sie plötzlich jeden Sinn zum Leben verloren. Sie sah ihn an wie einen Fremden, es hatte den Anschein als hätte sie seine Anwesenheit, ja seine bloße Existenz vollkommen vergessen.

Sie betrachtete ihn mit den Augen einer Fremden und diese Augen waren mit einem schier unendlichen Tränenfluss versehen. „Ann, kann ich dir irgendwie helfen?“

Ihr Zustand lies sein Herz brechen. Die Frau, die er so vergötterte so zu sehen, brachte ihn um den Verstand. „Ann. Ann sag doch was!“, flüsterte er panisch, ihr Zustand machte ihm mehr Angst als alles andere.

Doch Ann antwortet nicht, sie wandte sich ab und vergrub ihr tränenüberströmtes Gesicht in den Händen. Langsam, aber bestimmt zog Duncan sie in seine Arme. Er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte, aber er musste irgendetwas tun. Anders als erwartet stieß sie ihn nicht von sich, sondern vergrub ihre Hände tief und Hilfe suchend in seinem nachtblauen Hemd. Duncan strich ihr beruhigend über den Rücken. „Es wird alles gut“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich sanft eine Träne aus ihrem Gesicht. „Es wird alles gut", flüsterte er abermals und legte seine Lippen auf die ihren.

Doch Ann versteifte sich unter seiner Berührung und schob ihn zögerlich, aber dennoch bestimmt zur Seite.

„Es tut mir leid Duncan, aber das mir uns beiden wird nicht funktionieren. Egal wie viel ich für dich empfinde, wir werden uns immer gegenseitig im Weg stehen. Du bist ein Vampir und ich bin ein Hunter und selbst wenn das nicht so wäre würde es nicht funktionieren. Selbst wenn wir uns nicht bekämpfen, stellen wir ein Gefahr füreinander dar.“ Sie stocke und wandte sich nun vollends von ihm ab. „Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“

Sie schritt zu Tür und als sie die Klinke runter drückte drehte sie sich noch ein letztes Mal zu ihm um. „Es tut mir leid.“ Ihre Augen schwammen in Tränen und Duncan wurde bewusst dass sie sie dieses Mal wegen ihm vergoss.
 

Verwirrt und geschockt blickte Duncan auf die Tür, die sie nun schon seit geraumer Zeit hinter sich geschlossen hatte. Er konnte die Gefühle die ihn durchströmten nicht in Worte fassen, doch eins war klar, sie zerrissen, ja sie zerstörten ihn. Er zuckte zusammen. Er konnte Ann nicht gehen lassen! Er würde sie niemals gehen lassen! Er liebte sie so sehr das ihm die Worte fehlten um seine Gefühle auszudrücken, ja sogar um dich über ihre tiefe wahrlich bewusst zu werden!

Er konnte und wollte sie nicht einfach so gehen lassen!
 

Ann rannte mit schnellen Schritten durch die Straßen und überbrückte den Weg bis zu John innerhalb weniger als einer halben Stunde. Gedankenverloren blickte sie durch den Regen an dem großen Glasgebäude hinauf. Ihre Augen brannten voll Tränen, welche sich mit dem schmutzigen Regenwasser mischten. Sie war nicht in der Lage sich vorwärts zu bewegen, aber sie konnte auch nicht zurückgehen. Tief in ihrem Inneren hatte sie das Gefühl, Duncan für immer die Tür vor der Nase zuzuschlagen, sollte sie jetzt zu ihrem Boss gehen und diesen Auftrag annehmen. Doch sie wusste auch, dass dieser Auftrag wahrscheinlich die einzige Möglichkeit wäre um endlich mit seinem Tod abzuschließen und ihr Gewissen zu beruhigen. Doch wollte sie das überhaupt?

Der Gedanke Aleandro, den ersten Mann, den sie jemals geliebt hatte, aus ihren Gedanken zu verbannen, gefiel ihr nicht. Sie seufzte tief und machte einen Schritt nach vorne. Egal was zwischen ihr und Duncan war, es war ihre Pflicht, den Mord an Aleandro aufzuklären. Immerhin war er ihre erste große Liebe und ihr treuer Gefährte gewesen.
 

Seufzend schritt sie aus dem gläsernen Fahrstuhl und betrat Johns Wohnung. Dieser hatte es sich mit seinen Sohn in einen der zahlreichen ledernen Sessel bequem gemacht, die quer an der Fensterfront verteilt waren. Als Ann eintrat, blickten sie auf. „Ach Ann, da bist du ja. Komm, du bist ja ganz nass, du solltest dich ein wenig aufwärmen. Ich werde dir einen Tee bestellen“, meinte John lächeln und kam auf sie zu. Ann folgte seiner Einladung und ließ sich in einen der Sessel sinken. Sie seufzte zufrieden als er ihr eine Tasse Tee reichte. „Willst du Sahne und Zucker?“ Ann schüttelte den Kopf. „Nur Sahne bitte.“

Langsam setzte sie den Tee an ihre Lippen und genoss die Wirkung des heißen Getränks auf ihren unterkühlten Körper. Kaum dass sie sich entspannt hatte, wurde sie von Jonathan spontan aus den Gedanken gerissen. „Wo warst du zum Teufel? Ich habe dich überall gesucht!“

Ann seufzte genervt auf und wandte sich an ihn. „Jo, ich bin ein großes Mädchen. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen und das wahrscheinlich besser als du.“ „Aber Ann, du bist klitschnass. Bist du etwa die ganze Zeit durch die Stadt gelaufen?“ John betrachtete sie besorgt. „Ann, wir machen uns nur sorgen um dich. Jonathan mag es nicht wissen, aber ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern als du aufgelöst durch die Stadt gelaufen bist und das möchte ich bei Gott nicht wieder erleben.“

Die Angesprochene blickte lächelnd zu ihm hinauf. „Das wird nicht wieder passieren, keine Sorge. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen um mich gemacht hat.“ „Ich habe mir auch Sorgen gemacht!“, grummelte Jonathan dazwischen, doch Ann fuhr ungerührt fort. „Ich werde mein Bestes tun damit du mich so nicht wieder erleben musst, John. Ich gehe hoffnungsvoll davon aus, dass ich einen solchen Schicksalsschlag nie wieder verarbeiten muss.“

John griff lächelnd nach ihren Händen. „Das freut mich Ann, doch ich hoffe, dass du diese Geschehnisse nicht als Anlass nimmst um einer neuen Liebe aus dem Weg zu gehen.“ Er betrachtete sie lang. „Und nun sag mir bitte warum du geweint hast?“

Ann blickte ihn erschrocken an. „Ich habe nicht geweint", protestierte sie schnell. John lächelte leicht. „Gut, dann willst du mir vielleicht erklären, warum du Männerkleidung trägst?“

Ann errötete heftig und Jonathan sprang wütend auf. „Wie bitte? Was soll das heißen sie trägt Männerkleidung?“ Sein Vater lächelte gnädig. „Das was es nun einmal heißt. Erzähl schon Ann, was ist passiert?“

Ann blickte ihrem Mentor lange in sein lächelndes Gesicht, ehe sie seufzte und zu erklären begann.

„Nachdem ich mich mit deinem Sohn gestritten hatte bin ich aus dem Restaurant gerannt und plötzlich kam es alles wieder hoch. Der Schmerz, den Aleandros Tod mir bereitet hatte und diese seltsame Sache mit Duncan, die Gefühle deines Sohnes. Ich konnte einfach nicht mehr und habe mich einfach in irgendeine Gasse gesetzt und geweint, es hat angefangen zu Regnen… und dann stand plötzlich Duncan vor mir.“

Jonathan zog scharf Luft ein. „Er wollte wissen was ich hier machte, warum ich weinte. Ich glaube er wollte mir helfen“, meinte sie schulterzuckend. „Aber ich wollte nicht mit ihn reden und bin weggerannt und dabei hätte mich fast ein Auto überfahren. Er hat mich gerettet, aber dadurch sind wir nur noch nässer geworden.“

„Aber ja wie toll du auf dich selbst aufpassen kannst“, meinte Jonathan sarkastisch. John bedachte ihn dafür mit einem bösen Blick bevor er sich wieder Ann zuwandte. „Erzähl weiter.“

Ann seufzte und setzte ihre Erklärungen fort. „Duncan hat darauf bestanden, dass sich zu ihm kommen um mich aufzuwärmen soll. Also hab ich das getan. Ich hab ein heißes Bad genommen und er hat mir Klamotten von sich zum Anziehen gegeben. Danach hatten wir, wie schon zu erwarten, Streit und ich bin gegangen“, meinte sie schulterzuckend. John betrachtete sie lächelnd und sie konnte in seinen Augen lesen, dass er wusste, dass sie ihnen nicht alles erzählt hatte, doch er sah wie immer sanftmütig darüber hinweg.

„Wie auch immer, wir sind nicht wegen diesem Blutsauger hier oder?“, grummelte Jonathan gereizt.

„Das ist wahr Jonathan.“ Er wandte sich lächelnd wieder an Ann. „Es sieht so aus, als wäre der Mord an Aleandro kein Zufall gewesen. Nach unseren neusten Ermittlungen handelte es sich dabei um einen Auftragsmord. Ihr solltet eigentlich beide sterben, doch dadurch, dass Aleandro in den letzten Minuten seines Lebens Verstärkung angefordert hatte wurde dies vereitelt. Aber es sieht ganz danach aus der Auftraggeber noch lange nicht zufrieden ist. Wir müssen ihn ausfindig machen und zerstören, ansonsten schwebst du in aller höchster Gefahr Ann!“

Black Moon rising

Kapitel 7:

Black Moon rising
 

Erschrocken hob Ann den Kopf. „Aber warum? Warum sollte es ein Vampir auf uns abgesehen haben? Wir haben nichts Unrechtes getan. Es ist im Gesetzt verankert, dass wir das Recht haben Vampire, die über die Strenge schlagen, aus dem Verkehr zu ziehen. Woher nimmt dieser Vampir das Recht nach unseren Leben zu trachten?“

John zuckte die Schultern und lehnte sich zurück. „Ich gehe davon aus, dass ihr einen oder mehrere Vampire vernichtet habt, die ihm besonders am Herzen lagen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Vampir Blut mit Blut bezahlen will. Das wichtigste ist, dass wir den Auftraggeber ausfindig machen. Solange wir nicht wissen wer der Drahtzieher ist haben wir keine Möglichkeit, die drohende Gefahr abzuwenden.“

„Aber wie sollen wir das machen? Wir sind Menschen, wir können uns nicht einfach in die Unterwelt der Vampire begeben“, wandte Jonathan ein. „Das Stimmt allerdings, aber ich hab da schon eine Idee. Es gibt viele Vampire, die dass Urverhalten ihrer Spezies nicht als legitim betrachten. Sie sind der Meinung, dass es nicht mehr zeitgemäß ist. Theoretisch brauchen wir nur so einen Vampir, einen Vampir, der für uns die Lage checkt und herausfindet, wer der Auftraggeber war.“

„Aber John, so einen Vampir werden wir nicht finden, das würde er niemals überleben. Warum sollte er seine Leben ausgerechnet für mich einsetzen? Es mag sein, dass ich viele dieser Vampire ausgeschaltet hab, aber bin ich nicht auch die Quelle allen Übels? Es gibt absolut keinen Grund für einen Vampir dieses Risiko auf sich zu nehmen!“, wandte Ann bestimmt ein. John schüttelte leicht den Kopf. „Es gibt immer einen Grund, meine Liebe Ann.“ „Und was für ein Grund soll das sein? Warum sollte ein Vampir mein Leben beschützen?“

„Weil du sein Leben bist!“ Die tiefe weibliche Stimmer kam aus dem nichts und ließ Ann das Blut in den Adern gefrieren. Erschrocken wandte sie sich um. Hinter ihr hatte sich eine große, schwarzhaarige Frau in der Tür aufgebaut. Ihre Schönheit war blendend und leuchtend, wie eines der vielen Lichter über dem nächtlichen Seattle. Sie war ohne Zweifel eine der ältesten und schönsten Vampire, die Ann jemals zu Gesicht bekommen hatte. Allein ihr Erscheinen hatte eine Anmut, die ihr den Atem nahm und das als Frau. Schüchtern blickte sie zu Jonathan und erkannte in seinen Augen, dass sie sich nicht geirrt hatte. Die unverhüllte Bewunderung, die in seinen Augen glänzte, konnte kaum mit seinen anderen mehr als deutlichen Signalen des Wohlwollens konkurrieren. Erst als er Anns Blick bemerkte wurde er sich seiner eigenen zur Schaustellung bewusst und wandte sich errötend ab. Nervös lehnte er sich zurück, schien aber trotzdem nicht in der Lage, seinen Blick vollends von der fremden Schönheit abzuwenden.

Ein leichtes, spöttisches Lächeln zog sich über Anns Gesicht. Sie war sich von Anfang an sicher gewesen, dass Jonathan einer echten Vampirin nicht viel entgegenzusetzen hatte. Nun sah sie ihre Befürchtungen bestätigt.
 

Die Fremde registrierte Jonathans Bewunderung mit einem genervten, abfälligen Schnauben. Er hätte ihr wohl eher imponiert, wenn er sie links liegen gelassen hätte.

„Darf ich euch Tamara vorstellen?“, begann John, um die peinlich Stille, die sich über den Raum gelegt hatte, zu überbrücken. „Das sind Ann und mein Sohn Jonathan. Die beiden sind Partner, allerdings ist mein Sohn erst seit kurzem im Geschäft“, Erklärte er der Vampirin. Anschließend wandte er sich an Ann. „Sie ist die Tochter der Vampirin von der ich dir erzählt habe.“ Ann riss erschrocken die Augen auf und nickte leicht. Jonathan wirkte verwirrt. „Vampire können Kinder bekommen?“ Ann seufzte leicht und verdrehte die Augen. „Nein, Jo. Dass sie ihre Tochter ist bedeutet, dass sie von dieser Vampirin erschaffen wurde. Nur Lamia können Kinder bekommen, aber selbst das nur untereinander.“ „Lamia sind geborene Vampire“, beantwortete John die unausgesprochene Frage seines Sohnes. Jonathan wirkte immer noch verwirrt, doch keiner hatte im Moment Lust, die näheren Umstände zu erläutern, deshalb wandte sich Ann an Tamara.

„Was meinst du damit? Weil ich sein Leben bin?“ Die Angesprochene betrachtete sie lange und es schien, als würde sie an Anns Verstand zweifeln. Anschließend stieß sie einen tiefen Seufzer aus und antwortete: „Das ist nicht weiter wichtig. Wir werden die Hilfe dieses Vampirs nicht benötigen. Falls es jedoch dennoch der Fall sein wird, werdet ihr es kaum bemerken. Er arbeitet schnell und effizient. Es gibt keinen Grund, euch über seine Arbeit zu informieren.“ Ann und Jonathan zuckten überrascht zurück, denn ihre Stimme war kaum gefasst und schneidend kalt gewesen.

Hatte Ann etwas Falsches gesagt?

Gab es einen Grund für ihre kaum verhüllte Abneigung?

„Können wir diesem unbekannten vertrauen?“, fragte John sanft. Scheinbar wollte er die angespannte Situation entschärfen. Tamara wandte sich langsam von Ann ab und drehte sich wieder zu John um. „Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, aber“, sie lächelte leicht und es gelang ihr kaum einen tiefen Schmerz zu verbergen, “ genauso genommen hat er mein Leben schon sehr lange in seiner Hand.“

Die Tiefe dieses unbekannten Schmerzes ließ Ann erzittern. Sie blickte Tamara in die Augen und entdeckte dort denselben Schmerz, den auch sie in jeder Sekunde spürte. Auch wenn es ihr unwirklich vorkam, fühlte sie sich mit dieser Frau verbunden. Im Gegensatz allen anderen Vampiren hatte sie sich ihre Menschlichkeit auf eine unbeschreibliche Art und Weise bewahrt. Sie kannte keinen Vampir, der ihr ähnlich war.
 

Aber nein, das stimmte nicht!
 

Sie kannte einen Vampir der ihr auf absurde Art und Weise ähnlich war: Duncan.

Seine offensichtlichen Bemühungen um sie verwirrten Ann. Was hatte er davon?

Es war schon ein Frevel, ein Verstoß gegen jegliche Moral für einen Vampir, einen Menschen zu lieben, aber einen Hunter?

Eine Verbindung zwischen einem Hunter und einem Vampir kam einem Todesurteil gleich. Beiden Seiten den Rücken zugewandt, hatten weder Hunter noch Vampir einen sicheren Platz auf dieser Welt. Was brachte ihn also zu der kranken Vorstellung, dass aus ihnen etwas werden könnte? Wie konnte er sein eigenes Leben für eine gemeinsame Zukunft hinwerfen? Was hatte er davon?
 

„Ann Liebes, ist alles in Ordnung?“ Johns sanfte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Tamara blickte sie entrüstet an. Währenddessen schien Jonathan die Richtung ihrer Gedanken erraten zu haben und zog wütend eine Augenbraue nach oben.

Lediglich John sah über ihre wiederholte geistige Abwesenheit mit einem Lächeln hinweg. Das tat er immer.

Er war so viel mehr als nur ein Freund oder eine Vaterfigur. Er war der einzige, der sie wirklich verstand und in die tiefen ihrer Seele blicken konnte. Sie brauchte ihm nicht die Tür vor der Nase zu zuschlagen, denn alles was er sah war bei ihm mehr als sicher. Er war Anns Halt. Seit dem Moment, als er sie im Regen aufgegabelt hatte, hatte er sich hingebungsvoll um sie gekümmert, ohne auch nur ein Wort des Dankes zu verlangen.

„Tschuldigung“, flüstere sie leise. „Wo waren wir?“ John lächelte abermals, als er für Ann das bisherige Gespräch zusammenfasste.

„Tamara hat uns gerade erklärt wie sie vorgehen möchte. Sie sagte, sie hätte gute Verbindungen zu den unteren Kreisen der Vampir-Loge. Es sollte nicht schwer sein, eine undichte Stelle zu finden.“ „Aber es ist nicht ungefährlich“, warf Ann vorsichtig ein. „Das hat auch niemand behauptet!“, fauchte Tamara wütend als Antwort. „Während ich versuche etwas heraus zu finden, solltest du unseren Unwissenden hier vorbereiten. Sonst ist er innerhalb einer Sekunde tot!“, zischte sie scharf und durchbohrte Ann mit ihrem Blick.

Diese seufzte schwer, das konnte ja heiter werden.

Tamara erhob sich mit einer schnellen, fließenden Bewegung, die all ihren Zorn zum Ausdruck brachte. „Wenn das alles ist, werde ich jetzt gehen. Ich sollte mich nicht zu lange hier aufhalten.“ John hatte kaum genickt, als sie den Raum auch schon verlassen hatte.

„Heftige Frau Dad, wo hast du die aufgegabelt?“, fragte Jonathan atemlos. Sein Vater lachte bei dieser Aussage. „Ich habe Tamara nirgends aufgegabelt. Sie ist eine gute Freundin, die mir schon sehr oft aus der Patsche geholfen hat. Ich kenne sie schon ewig.“ „Dafür hat sich die Gute aber gut gehalten. Jedenfalls besser als du“, meinte Jonathan grinsend. Sein Vater lachte wieder. „Da hast du wohl Recht. Ann, was hältst du von ihr?“

Ann blickte ihren Chef lange an und dachte nach. „Ich weiß es nicht John, ich kenne sie kaum. Und mal davon abgesehen, dass sie offensichtlich einen Groll gegen mich hegt, kann ich sie nicht einschätzen“, erklärte sie schulterzuckend. „Da ist allerdings was dran“, bestätigte nun auch Jonathan. „Weißt du was sie gegen Ann hatte?“, fragte dieser seinen Vater. Doch John schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Normalerweise ist Tamara sehr freundlich und recht umgänglich. Ich weiß wirklich nicht was sie hatte.

Aber sie dennoch damit recht, dass wir meinen Sohn besser vorbeireiten müssen.“

Ann nickte leicht. „Ich weißt, tut mir leid. Aber ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun. Der neue Karatekurs in der Schule macht mich total fertig“
 

John lächelte verständnisvoll. „Das verstehe ich, dennoch müsst ihr unbedingt mit den Grundlagen anfangen.“

„Ist gut. Passt es dir morgen, Jo?“

Jonathan lächelte als er antwortete. „Es passt mir immer wenn ich mit dir zusammen sein kann.“ Trotz der gespannten Situation konnte sich Ann ein Lächeln nicht verkneifen. „Ganz wie der Herr wünscht. Dann sehen wir uns morgen um elf vor der Sportschule?“ Jonathan wirkte verwirrt. „Vor der Sportschule?“

Ann musste wieder lächeln. „Natürlich, es gehört auch körperliches Training zur Ausbildung. Die Theorie kann man doch ganz nebenbei lernen.“ „Natürlich“, meinte Jonathan trocken und schien leicht beunruhigt.

Ann erhob sich lachend. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich bin todmüde und würde gerne aus diesen nassen Klamotten kommen.“

Nach einer kurzen Abschiedsfloskel verließ Ann Johns Wohnung in Richtung Heimat.

Es war schon sehr spät als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Langsam schritt sie in den dunklen Raum und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Was wäre das wohl für ein Gefühl, wenn man von jemandem erwartet wird, wenn man die Tür öffnet? Wenn man von warmem Licht und dem Geruch fertiger Speisen begrüßt wird?

Doch so war es nicht.

Immer wenn Ann die Tür öffnete, wurde sie von Finsternis und Einsamkeit begrüßt. Im Vorbeigehen schaltete sie das Licht und ihr Radio an. Ein Zeichen für Anns Anwesenheit war das dauernd plappernde Radio. Seufzend untersuchte sie ihren Kühlschrank und stellte nach kurzer Zeit fest, dass es wohl mal wider Tiefkühlkost geben würde. So wie immer nach einer langen Nacht.

Träge machte sie sich an der Verpackung irgendeines Gerichtes zu schaffen und lauschte dem Radio. Nachdem sie ihr Essen in der Mikrowelle drapiert hatte, lehnte sie sich erschöpft gegen die Wand.

Sie fühlte sie so zerrissen, so ein einsam und irgendwie unvollständig.

Als das Lied „In pieces“ im Radio ertönte wurde dieses Gefühl nur noch brennender.
 

Telling me to go

but hands beg me to stay

Your lips say that you love

your eyes say that you hate

There's truth in your lies,

doubt in your faith

What you build you lay to waste

There's truth in your lies

doubt in your faith

All I've gots what you didn't take
 

So I...

I won't be the one

Be the one to leave this, in pieces

And you...

You will be alone...

Alone with all your secrets, and regrets

Don't lie

You promised me the sky

then toss me like a stone

You wrap me in your arms

and chill me to the bone

There's truth in your lies

doubt in your faith

All I've got' s what you didn't take

So I...

I won't be the one

Be the one to leave this, in pieces

And you...

You will be alone...

Alone with all your secrets, and regrets

Don't lie

So I...

I won't be the one

Be the one to leave this, in pieces

And you...

You will be alone...

Alone with all your secrets, and regrets

Don't lie
 

Langsam sank Ann auf die Knie. Die Tränen, die sie schon die ganze Zeit bei John unterdrückt hatte, ließen sich nun nicht mehr zurückhalten. Sie fühlte sich so schwach. Nein, sie war schwach!

Schwach und einsam, zerfressen vom Kummer.

A little Angel in the Morning

Kapitel 8.
 

A little Angel in the Morning
 

Sanfte Sonnenstrahlen weckten Ann am nächsten Morgen. Verträumt blinzelte sie in die Morgensonne. Das Radio tönte ungewöhnlich laut und ihr Kopf donnerte schrecklich. Sie fühlte sich vollkommen gerädert.

Ann war nach wie vor an den Kühlschrank gelehnt, ihr Essen war mittlerweile aufgetaut und stieß einen abstoßenden Geruch aus. Ein plötzlich aufkommender Würgreiz trieb sie ins Bad. Erschöpft lehnte sie sich über das Waschbecken und spülte den schlechten Geschmack mit einigem Wasser weg. Anschließend schlüpfte sie aus Duncans Sachen, die sie immer noch trug, und nahm ein Bad.

Erfrischt und wie neu belebt wickelte sie ihren nassen Körper in ein riesiges, blaues Handtuch. Zögernd blickte sie auf Duncans Kleidung hinab. Sollte sie sie waschen? Und vor allem wann und wie sollte sie sie ihm wieder zurückgeben? Konnte sie ihm nach allen überhaupt noch in die Augen sehen?

Was war nur aus ihrer kleinen, hübschen Welt geworden?

Bevor sie Aleandro getroffen hatte war ihr Leben in geordneten Bahnen geregelt. Doch dann hatten ihre Gefühle verrückt gespielt und nun war Aleandro tot. Sie hatte sein und vor allen Dingen ihr Leben zerstört.

Liebe war keine Option mehr in ihrem Leben. Warum also fühlte sie sich so?

Mit welchem Recht brachte Duncan sie dazu, sich in seine Arme zu wünschen? Sie verstand seine Beweggründe nicht. Genauso wenig wie sie ihn verstand. Er war ein Vampir und anscheinen auch nicht irgendeiner. Alleine seine überdimensionale Ausstrahlung verriet, dass er ein ganz besonderer Vampir sein musste.

Er brachte Anns Gefühle dazu, Achterbahn zu fahren und sie schämte sich dafür. Aleandro war erst vor wenigen Monaten gestorben, mit welchem Recht maßte sie sich an, je wieder so über einen Mann zu denken?

Aber nein, das stimmte nicht ganz. Sie dachte nicht genau so über Duncan. Er löste neue, ihr vollkommen unbekannte Gefühle in ihr aus, verbunden mit einer Leidenschaft, die alles überstieg, was sie jemals für möglich gehalten hätte.
 

Seufzend griff sie nach Duncan Sachen. Ohne etwas dagegen tun zu können führte sie sie zu ihrer Nase und zog seinen Duft tief in sich ein. Es war als sei sie plötzlich zu ersten Mal wirklich zu Hause. Langsam ließ sie die Kleider wieder sinken und legte sie auf einen Korbkoffer in ihrem Bad.

Würde sie diese Sachen waschen würden sie seinen Geruch verlieren und auch wenn sie dieser Gedanke ärgerte konnte sie nicht anders.

In diesem Zusammenhang fiel ihr auch wieder ein, dass Duncan auch noch Kleidung von ihr hatte.

Mist, das war ihr Lieblingsoberteil gewesen. Ob sie es je wieder sehen würde?

Ein Klingeln ließ sie aufschrecken. Schnell schlüpfte sie in ihren Morgenmantel und lief zur Tür.

Mit polternden Schritten kam sie an der Tür an und riss sie auf. Der Postmann, der vor ihr stand, betrachtete sie überrumpelt. Nachdem er sich beruhigt hatte, ließ er es sich aber nicht nehmen, einen anerkennen Blick über sie streifen zu lassen. Trotz aller Gewohnheiten errötete sie deswegen. Natürlich, sie stand fast nackt vor diesem Mann, aber dennoch, so etwas hatte sie vorher noch nie gestört. Aber das war bevor sie Duncan getroffen hatte. Die Veränderung, die wegen ihm in ihr vorging, gefiel ihr nicht, doch sie konnte nichts dagegen tun.

„Ich habe Blumen für Sie", meinte ihr Gegenüber schmeichelnd. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er versuchte mit ihr zu flirten ohne seine beruflichen Einschränkungen zu überschreiten. Diese Tatsache entlockte ihr ein Lächeln.

Er reichte ihr eine einzelne, langstielige, weinrote Rose. Anschließend reichte er ihr einen kleinen, goldenen Briefumschlag. Sie drehte sich um und schloss die Tür. Nun hatte sie also wieder einen goldenen Briefumschlag. Ob es derselbe Absender war? Onyx?

Trotz dessen das sie nichts über diesen Mann wusste lief ein unbändiges Prickeln über ihren Körper.

Sie schnupperte an der Rose. Es war ein betörender Duft der sie einlullte und in Sicherheit wog. Sie fühlte sich als würden sich die Arme eines starken Mannes um sie schließen. Sie seufzte und öffnete den Briefumschlag. Auch in diesem war ein Gedicht, mit schwingender, leidenschaftlicher Handschrift auf ein Rosenpapier geschrieben.
 

„Hallo mein Engel.

Hat dich die Morgensonne schon geweckt?

Wie wünscht ich mir nun bei dir zu sein,

in deine Augen zu sehen.
 

Denn Augen lügen nicht.

Sie sehen dich und mich

und Wahrheit, überall.
 

Sie sehen Schmerz und Freud,

Leid und Liebe

und den Kummer deiner Welt.
 

Wie wünscht ich mir,

dich mit deinen Augen zu sehen.

In die Tiefe deiner Seele vorzudringen

und deine Tränen zu trocknen.
 

Ach, mein holder Engel.

Du selbst,

deine Schönheit,

deine Anmut,

blendet mich.
 

Deine Anwesenheit umhüllt mich,

gibt mir Sicherheit und Friede.
 

Ach, mein holder Engel.

Dein gesamtes Sein blendet mich,

oh währst du doch mein…

…Dein Onyx“
 

Ann errötete und ihr Herz schlug schnell. Wer immer dieser Onyx war, er hatte das Talent, immer dann einen Brief zu schicken wenn sie eine Schulter zum Anlehnen dringend benötigte. Ihr Onyx?

Wer war er? Dieser Frage durchbohrte Ann mehr und mehr. Sie wollte, nein, sie musste es wissen!

Er gab ihr Halt und das einfach nur mit seinen Worten. Wie konnte er das?

Ann lies den Umschlag auf dem Couchtisch sinken und suchte für die Rose eine schlanke, gläserne Vase heraus.

Sie brachte die Rose in ihr Schlafzimmer. Es war ein kleiner, hellblau gestrichener Raum mit einem großen Himmelbett aus Buchenholz und einem marineblauen Himmel. Die Wand gegenüber wurde von einigen kreisförmigen Spiegeln gesäumt unter denen sich ein antiker Schminktisch befand. Sie platzierte die Rose auf einem gläsernen Beistelltisch und zog sich an.

Sie griff nach einer ausgewaschenen Bluejeans und kombinierte diese mit einem schwarzen T-Shirt mit einem runden Ausschnitt. Anschließend ging sie zurück in die Küche. Nach kurzer Entscheidungsfindung entsorgte sie ihr gestriges Abendessen und griff nach einem Apfel.

Den Apfel essend ging sie wieder in ihr Schlafzimmer und ließ sich auf ihr Bett sinken und nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen.
 

Das schrille Klingeln des Telefons riss sie aus dem Schlaf. Sie schreckte auf und fiel dabei fast aus dem Bett. Schnell griff Ann nach dem Telefon. „Ann verdammt wo bist du? Ich warte schon seit über zwei Stunden auf dich!“ Jonathan, natürlich. Sie stöhnte. „Tut mir leid, ich bin eingeschlafen. Wollen wir noch trainieren oder nicht?“ Jonathan seufzte. „Tut mir leid aber ich muss zu meinem Vater, das müssen wir dann wohl verschieben.“ Er schien genervt. „Ist gut dann ein anderes Mal.“ Jonathan seufzte ein letztes Mal und legte auf.

Ann war perplex. Sie hatte noch nie verschlafen.

Vampirjäger verschlafen nicht. Das war einfach total untypisch und gefährlich dazu. Sie ließ einen kleinen Wutschrei ertönen und warf eines ihrer Kissen an die Wand. Daran war nur dieser dämlich Vampir schuld.



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von:  Severinam
2009-03-09T18:58:16+00:00 09.03.2009 19:58
Hey du, ich hab dir ja versprochen auch mal ein Kommi zu schreiben.
Also ich kann Ann durchaus verstehen, das sie sich zu Duncan hingezogen fühlt, Auch wenn er er ein 'schlafi' unter den Vampiren ist.>>auf beisswütige Vamps steht<<
Aber das die Taffe Hunterin auch sehr mit sich und ihrer einsamkeit(?)zu Kämpfen hat macht sie sehr menschlich und symphatisch.

Schade finde ich das du das Kap nicht doch noch länger gemacht hast.

Aber wenn du nicht wieder so lange für das nächste brauchst kann ich dir verzeien^^

Gruß
S.

Von: abgemeldet
2009-03-07T21:03:25+00:00 07.03.2009 22:03
und hier is mein versprochener Kommi... tut mir Leid, dass er erst so spät kommt
Also ich bin immer noch gespannt, wer der Onyx ist. also ich hab da ja meine Theorien^^
1. Es is Duncan
2. Es is der Aleandro, der aus unerfindlichen Gründen noch lebt... und garnet tod ist.
3. Es is jemand ganz anderes, der bisher noch net erwähnt wurde.
Also was ich aber überhaupt net glaube ist,dass es Johnathan ist... weiß net wieso, aber ich hab da so en Gefühl.Hoffe, es bewahrheitet sich :D
Von:  Scissors
2009-03-05T14:14:01+00:00 05.03.2009 15:14
Hey hooo ^^

Soo, hier is auch mal wieder ein Kommi von mir! xD
Sry, dass er so spät kommt...
Na ja, also zum Kappi:

Jaap, das Kappi war zwar ein bissl kurz, aber dafür sehr schön geschrieben; mir gefällt dein Schreibstil ja sowieso ^____________^
Und dass mit der Rose und dem Gedicht fand ich auch voll toll =D
Aaaber es würde mich natürlich noch viiiel meeeeeeeeeeehr freuen, wenn jetzt ma endlich was zwischen den beiden passieren würde!
Also mach mal was --> Befehl xD
Jaaa, oke, das wärs dann auch ~
Oke, also bis denne, bye bye, hdgdmmdl :)
Mach schön weiter so und beeil dich!!! ^______________________^

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von: abgemeldet
2009-03-04T19:03:37+00:00 04.03.2009 20:03
Hey,
freu mich wieder was von dir zu hören...^^
Duncan bringt Ann also durcheinander ;) Find ich gut, um ehrlich zu sein...
jaja.. Onyx.. wir wissen ja wer's ist *ätsch* ^^
So jemanden wünscht sich doch jede Frau..rote Rosen, Gedichte <3
Bin auch der Meinung, dass das Kapitel die Story nich unbedingt vorwärts treibt, aber ich denke es ist wichtig, um die Gefühle Anns gegenüber Duncan näher zu erläutern.
Hat mir gut gefallen. Weiter so ;)
Lg
Von:  myrys84
2009-03-04T18:20:16+00:00 04.03.2009 19:20
Schönes Kapi, aber etwas kurz. Außerdem bringt es die Handlung nicht wirklich vorwärts, aber das hab ich dir ja schon gesagt. ^^
Klar, man weiß wer Onyx ist, aber welche Frau möchte nicht mit roten Rosen und Poesie verwöhnt werden? Ann ist zu beneiden, in jeglicher Hinsicht.
Immer schön weiter so.
Von: abgemeldet
2008-10-29T13:06:32+00:00 29.10.2008 14:06
schönes lied,
ich hoffe mal Duncan und sie kommen sich wieder näher
Von: abgemeldet
2008-10-29T12:30:20+00:00 29.10.2008 13:30
Ein wunderschönes Kapitel.
richtig schön und sinnlich geschrieben

die story gefällt mir super gut
Von: abgemeldet
2008-10-29T11:45:07+00:00 29.10.2008 12:45
Wow,
das ist echt ein schönes Kapitel.
Die Story gefällt mir bisher, ehrlich gesagt, besser als die andere die ich gelesen habe.. weiß nicht, die hier ist einfach schöner geschrieben.
Von:  Scissors
2008-10-18T18:56:24+00:00 18.10.2008 20:56
Hach, wie dramatisch *schniefz*
Aber das gefällt mir xDD
Joo, das Kappi war wieder sehr toll und dein Schreibstil ist echt coolig!
Jetzt musst du gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell weiterschreiben, jaaaa???????
Okey, also bis denne, hab disch ganz dollig lieb \(^__^)/
Bye bye *winkz und Kekse schenkz*

LG
Deine Undyingangel -^~^-
Von:  Scissors
2008-10-18T18:33:44+00:00 18.10.2008 20:33
Hey ^^

Sry, dass ich so lange nix mehr von mir sehen lassen habe, aber ich hatte in letzter Zeit voll viel Stress wegen meiner neuen Schule und so >.<
Tut mir wirklich seeeeeeeeeehr leid *verbeugz*
Nun ja, das Kappi hat mir, bis auf diese Sache mit dem Handy, sehr gut gefallen xD
Jo jooo, aber jetzt soll die Ann wieder mit dem Duncan zusammenkommen!
Okeeey, ich geh jetzt ma das nächste kappi lesen ^^
Also bis denne, baba hdgdmmdl \(^__^)/

LG
Deine Undyingangel -^~^-


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