Mitternachtsrose von kleinYugi5000 (es war bei Mitternacht...) ================================================================================ Kapitel 7: Black Moon rising ---------------------------- Kapitel 7: Black Moon rising Erschrocken hob Ann den Kopf. „Aber warum? Warum sollte es ein Vampir auf uns abgesehen haben? Wir haben nichts Unrechtes getan. Es ist im Gesetzt verankert, dass wir das Recht haben Vampire, die über die Strenge schlagen, aus dem Verkehr zu ziehen. Woher nimmt dieser Vampir das Recht nach unseren Leben zu trachten?“ John zuckte die Schultern und lehnte sich zurück. „Ich gehe davon aus, dass ihr einen oder mehrere Vampire vernichtet habt, die ihm besonders am Herzen lagen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Vampir Blut mit Blut bezahlen will. Das wichtigste ist, dass wir den Auftraggeber ausfindig machen. Solange wir nicht wissen wer der Drahtzieher ist haben wir keine Möglichkeit, die drohende Gefahr abzuwenden.“ „Aber wie sollen wir das machen? Wir sind Menschen, wir können uns nicht einfach in die Unterwelt der Vampire begeben“, wandte Jonathan ein. „Das Stimmt allerdings, aber ich hab da schon eine Idee. Es gibt viele Vampire, die dass Urverhalten ihrer Spezies nicht als legitim betrachten. Sie sind der Meinung, dass es nicht mehr zeitgemäß ist. Theoretisch brauchen wir nur so einen Vampir, einen Vampir, der für uns die Lage checkt und herausfindet, wer der Auftraggeber war.“ „Aber John, so einen Vampir werden wir nicht finden, das würde er niemals überleben. Warum sollte er seine Leben ausgerechnet für mich einsetzen? Es mag sein, dass ich viele dieser Vampire ausgeschaltet hab, aber bin ich nicht auch die Quelle allen Übels? Es gibt absolut keinen Grund für einen Vampir dieses Risiko auf sich zu nehmen!“, wandte Ann bestimmt ein. John schüttelte leicht den Kopf. „Es gibt immer einen Grund, meine Liebe Ann.“ „Und was für ein Grund soll das sein? Warum sollte ein Vampir mein Leben beschützen?“ „Weil du sein Leben bist!“ Die tiefe weibliche Stimmer kam aus dem nichts und ließ Ann das Blut in den Adern gefrieren. Erschrocken wandte sie sich um. Hinter ihr hatte sich eine große, schwarzhaarige Frau in der Tür aufgebaut. Ihre Schönheit war blendend und leuchtend, wie eines der vielen Lichter über dem nächtlichen Seattle. Sie war ohne Zweifel eine der ältesten und schönsten Vampire, die Ann jemals zu Gesicht bekommen hatte. Allein ihr Erscheinen hatte eine Anmut, die ihr den Atem nahm und das als Frau. Schüchtern blickte sie zu Jonathan und erkannte in seinen Augen, dass sie sich nicht geirrt hatte. Die unverhüllte Bewunderung, die in seinen Augen glänzte, konnte kaum mit seinen anderen mehr als deutlichen Signalen des Wohlwollens konkurrieren. Erst als er Anns Blick bemerkte wurde er sich seiner eigenen zur Schaustellung bewusst und wandte sich errötend ab. Nervös lehnte er sich zurück, schien aber trotzdem nicht in der Lage, seinen Blick vollends von der fremden Schönheit abzuwenden. Ein leichtes, spöttisches Lächeln zog sich über Anns Gesicht. Sie war sich von Anfang an sicher gewesen, dass Jonathan einer echten Vampirin nicht viel entgegenzusetzen hatte. Nun sah sie ihre Befürchtungen bestätigt. Die Fremde registrierte Jonathans Bewunderung mit einem genervten, abfälligen Schnauben. Er hätte ihr wohl eher imponiert, wenn er sie links liegen gelassen hätte. „Darf ich euch Tamara vorstellen?“, begann John, um die peinlich Stille, die sich über den Raum gelegt hatte, zu überbrücken. „Das sind Ann und mein Sohn Jonathan. Die beiden sind Partner, allerdings ist mein Sohn erst seit kurzem im Geschäft“, Erklärte er der Vampirin. Anschließend wandte er sich an Ann. „Sie ist die Tochter der Vampirin von der ich dir erzählt habe.“ Ann riss erschrocken die Augen auf und nickte leicht. Jonathan wirkte verwirrt. „Vampire können Kinder bekommen?“ Ann seufzte leicht und verdrehte die Augen. „Nein, Jo. Dass sie ihre Tochter ist bedeutet, dass sie von dieser Vampirin erschaffen wurde. Nur Lamia können Kinder bekommen, aber selbst das nur untereinander.“ „Lamia sind geborene Vampire“, beantwortete John die unausgesprochene Frage seines Sohnes. Jonathan wirkte immer noch verwirrt, doch keiner hatte im Moment Lust, die näheren Umstände zu erläutern, deshalb wandte sich Ann an Tamara. „Was meinst du damit? Weil ich sein Leben bin?“ Die Angesprochene betrachtete sie lange und es schien, als würde sie an Anns Verstand zweifeln. Anschließend stieß sie einen tiefen Seufzer aus und antwortete: „Das ist nicht weiter wichtig. Wir werden die Hilfe dieses Vampirs nicht benötigen. Falls es jedoch dennoch der Fall sein wird, werdet ihr es kaum bemerken. Er arbeitet schnell und effizient. Es gibt keinen Grund, euch über seine Arbeit zu informieren.“ Ann und Jonathan zuckten überrascht zurück, denn ihre Stimme war kaum gefasst und schneidend kalt gewesen. Hatte Ann etwas Falsches gesagt? Gab es einen Grund für ihre kaum verhüllte Abneigung? „Können wir diesem unbekannten vertrauen?“, fragte John sanft. Scheinbar wollte er die angespannte Situation entschärfen. Tamara wandte sich langsam von Ann ab und drehte sich wieder zu John um. „Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, aber“, sie lächelte leicht und es gelang ihr kaum einen tiefen Schmerz zu verbergen, “ genauso genommen hat er mein Leben schon sehr lange in seiner Hand.“ Die Tiefe dieses unbekannten Schmerzes ließ Ann erzittern. Sie blickte Tamara in die Augen und entdeckte dort denselben Schmerz, den auch sie in jeder Sekunde spürte. Auch wenn es ihr unwirklich vorkam, fühlte sie sich mit dieser Frau verbunden. Im Gegensatz allen anderen Vampiren hatte sie sich ihre Menschlichkeit auf eine unbeschreibliche Art und Weise bewahrt. Sie kannte keinen Vampir, der ihr ähnlich war. Aber nein, das stimmte nicht! Sie kannte einen Vampir der ihr auf absurde Art und Weise ähnlich war: Duncan. Seine offensichtlichen Bemühungen um sie verwirrten Ann. Was hatte er davon? Es war schon ein Frevel, ein Verstoß gegen jegliche Moral für einen Vampir, einen Menschen zu lieben, aber einen Hunter? Eine Verbindung zwischen einem Hunter und einem Vampir kam einem Todesurteil gleich. Beiden Seiten den Rücken zugewandt, hatten weder Hunter noch Vampir einen sicheren Platz auf dieser Welt. Was brachte ihn also zu der kranken Vorstellung, dass aus ihnen etwas werden könnte? Wie konnte er sein eigenes Leben für eine gemeinsame Zukunft hinwerfen? Was hatte er davon? „Ann Liebes, ist alles in Ordnung?“ Johns sanfte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Tamara blickte sie entrüstet an. Währenddessen schien Jonathan die Richtung ihrer Gedanken erraten zu haben und zog wütend eine Augenbraue nach oben. Lediglich John sah über ihre wiederholte geistige Abwesenheit mit einem Lächeln hinweg. Das tat er immer. Er war so viel mehr als nur ein Freund oder eine Vaterfigur. Er war der einzige, der sie wirklich verstand und in die tiefen ihrer Seele blicken konnte. Sie brauchte ihm nicht die Tür vor der Nase zu zuschlagen, denn alles was er sah war bei ihm mehr als sicher. Er war Anns Halt. Seit dem Moment, als er sie im Regen aufgegabelt hatte, hatte er sich hingebungsvoll um sie gekümmert, ohne auch nur ein Wort des Dankes zu verlangen. „Tschuldigung“, flüstere sie leise. „Wo waren wir?“ John lächelte abermals, als er für Ann das bisherige Gespräch zusammenfasste. „Tamara hat uns gerade erklärt wie sie vorgehen möchte. Sie sagte, sie hätte gute Verbindungen zu den unteren Kreisen der Vampir-Loge. Es sollte nicht schwer sein, eine undichte Stelle zu finden.“ „Aber es ist nicht ungefährlich“, warf Ann vorsichtig ein. „Das hat auch niemand behauptet!“, fauchte Tamara wütend als Antwort. „Während ich versuche etwas heraus zu finden, solltest du unseren Unwissenden hier vorbereiten. Sonst ist er innerhalb einer Sekunde tot!“, zischte sie scharf und durchbohrte Ann mit ihrem Blick. Diese seufzte schwer, das konnte ja heiter werden. Tamara erhob sich mit einer schnellen, fließenden Bewegung, die all ihren Zorn zum Ausdruck brachte. „Wenn das alles ist, werde ich jetzt gehen. Ich sollte mich nicht zu lange hier aufhalten.“ John hatte kaum genickt, als sie den Raum auch schon verlassen hatte. „Heftige Frau Dad, wo hast du die aufgegabelt?“, fragte Jonathan atemlos. Sein Vater lachte bei dieser Aussage. „Ich habe Tamara nirgends aufgegabelt. Sie ist eine gute Freundin, die mir schon sehr oft aus der Patsche geholfen hat. Ich kenne sie schon ewig.“ „Dafür hat sich die Gute aber gut gehalten. Jedenfalls besser als du“, meinte Jonathan grinsend. Sein Vater lachte wieder. „Da hast du wohl Recht. Ann, was hältst du von ihr?“ Ann blickte ihren Chef lange an und dachte nach. „Ich weiß es nicht John, ich kenne sie kaum. Und mal davon abgesehen, dass sie offensichtlich einen Groll gegen mich hegt, kann ich sie nicht einschätzen“, erklärte sie schulterzuckend. „Da ist allerdings was dran“, bestätigte nun auch Jonathan. „Weißt du was sie gegen Ann hatte?“, fragte dieser seinen Vater. Doch John schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Normalerweise ist Tamara sehr freundlich und recht umgänglich. Ich weiß wirklich nicht was sie hatte. Aber sie dennoch damit recht, dass wir meinen Sohn besser vorbeireiten müssen.“ Ann nickte leicht. „Ich weißt, tut mir leid. Aber ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun. Der neue Karatekurs in der Schule macht mich total fertig“ John lächelte verständnisvoll. „Das verstehe ich, dennoch müsst ihr unbedingt mit den Grundlagen anfangen.“ „Ist gut. Passt es dir morgen, Jo?“ Jonathan lächelte als er antwortete. „Es passt mir immer wenn ich mit dir zusammen sein kann.“ Trotz der gespannten Situation konnte sich Ann ein Lächeln nicht verkneifen. „Ganz wie der Herr wünscht. Dann sehen wir uns morgen um elf vor der Sportschule?“ Jonathan wirkte verwirrt. „Vor der Sportschule?“ Ann musste wieder lächeln. „Natürlich, es gehört auch körperliches Training zur Ausbildung. Die Theorie kann man doch ganz nebenbei lernen.“ „Natürlich“, meinte Jonathan trocken und schien leicht beunruhigt. Ann erhob sich lachend. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich bin todmüde und würde gerne aus diesen nassen Klamotten kommen.“ Nach einer kurzen Abschiedsfloskel verließ Ann Johns Wohnung in Richtung Heimat. Es war schon sehr spät als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Langsam schritt sie in den dunklen Raum und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Was wäre das wohl für ein Gefühl, wenn man von jemandem erwartet wird, wenn man die Tür öffnet? Wenn man von warmem Licht und dem Geruch fertiger Speisen begrüßt wird? Doch so war es nicht. Immer wenn Ann die Tür öffnete, wurde sie von Finsternis und Einsamkeit begrüßt. Im Vorbeigehen schaltete sie das Licht und ihr Radio an. Ein Zeichen für Anns Anwesenheit war das dauernd plappernde Radio. Seufzend untersuchte sie ihren Kühlschrank und stellte nach kurzer Zeit fest, dass es wohl mal wider Tiefkühlkost geben würde. So wie immer nach einer langen Nacht. Träge machte sie sich an der Verpackung irgendeines Gerichtes zu schaffen und lauschte dem Radio. Nachdem sie ihr Essen in der Mikrowelle drapiert hatte, lehnte sie sich erschöpft gegen die Wand. Sie fühlte sie so zerrissen, so ein einsam und irgendwie unvollständig. Als das Lied „In pieces“ im Radio ertönte wurde dieses Gefühl nur noch brennender. Telling me to go but hands beg me to stay Your lips say that you love your eyes say that you hate There's truth in your lies, doubt in your faith What you build you lay to waste There's truth in your lies doubt in your faith All I've gots what you didn't take So I... I won't be the one Be the one to leave this, in pieces And you... You will be alone... Alone with all your secrets, and regrets Don't lie You promised me the sky then toss me like a stone You wrap me in your arms and chill me to the bone There's truth in your lies doubt in your faith All I've got' s what you didn't take So I... I won't be the one Be the one to leave this, in pieces And you... You will be alone... Alone with all your secrets, and regrets Don't lie So I... I won't be the one Be the one to leave this, in pieces And you... You will be alone... Alone with all your secrets, and regrets Don't lie Langsam sank Ann auf die Knie. Die Tränen, die sie schon die ganze Zeit bei John unterdrückt hatte, ließen sich nun nicht mehr zurückhalten. Sie fühlte sich so schwach. Nein, sie war schwach! Schwach und einsam, zerfressen vom Kummer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)