Mitternachtsrose von kleinYugi5000 (es war bei Mitternacht...) ================================================================================ Prolog: Eternal Snow -------------------- „Meine Lider waren schwer. Es war, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren. Den scharfen Schmerz, der meinen Körper durchzog, nahm ich kaum noch wahr. Mein Leben nahm sein Ende und die Gewissheit, dass ich nichts dagegen tun konnte, nahm mir den Verstand.“ Der Tag war kalt, von Nebel durchzogen und feucht. Wie ein weißer Teppich legte sich der Raureif über die Gräber. Es nieselte, nieselte und nieselte…es nahm kein Ende. In ihren Augen war das Leben schon vorbei. Hass, Wut und Verzweiflung bestimmten ihr Herz. Wie ein unauslöschliches Feuer loderte die Rache in ihr. Die schwarzbraunen Augen zu Schlitzen verengt stand sie an seinem Grab. Nicht in der Lage, seinen Namen zu sprechen, geschweige denn zu verzeihen. Er hatte nicht aufgepasst, hatte sich in Sicherheit gewiegt. Die ständige Gefahr, der sie ausgesetzt waren, in trügerischer Umschwärmung vergessen. Von ihr den karamellfarbenen, als Symbol der Trauer mit schwarzen Strähnen durchzogenen Haaren tropfte das Wasser. Ihre Haut war blass, weiß wie Schnee, ihre Augen zum Zeichen der wachen Nächte mit tiefen Ringen versehen. Die Kleider verschmutzt und zerrissen, an einigen Stellen mit Blut bespritzt. Sie war tagelang durch die Stadt geirrt, nicht in der Lage, die Wahrheit zu fassen, nicht in der Lage, zu seinem letzten wichtigen Tag zu kommen. Es hätte sie zerrissen, für immer und ewig zerstört, ohne Hoffnung auf Heilung. Nun stand sie hier, mehr tot als lebendig, mehr lebendig als tot. Nun stand sie hier, bat ihm um Verzeihung, dass sie nicht stark genug gewesen war um bei ihm zu sein. Bat ihm um Verzeihung, dass sie nicht stark genug gewesen war um ihn zu retten. Weinen konnte sie nicht mehr. Ihre Augen waren gerötet und brannten, jegliche Quelle auch nur einer einzigen Träne war versiegt. Sie konnte nicht atmen, wollte sterben und wollte es doch nicht. Wollte ihn berühren, seine Lippen spüren und hasste sich dafür. „Annabelle, es wird Zeit.“ Weit, weit entfernt registrierte sie ihren Namen, nicht in der Lage zu antworten oder sich zu bewegen. „Annabelle!“ Die Stimme rief nun lauter. Wer war das? Von wem kam sie, wer sprach? Sie wusste es nicht. Jegliche Erinnerungen, die vor seinem Tod vorhanden waren, waren vergessen. Vollkommen ausgelöscht, unnötig und schmerzhaft. „Annabelle! Zum letzten Mal komm jetzt!“ Sie hörte Schritte, die schnell auf sie zukamen. Eine Hand umschloss ihr Handgelenk und drückte schmerzhaft zu. Durch ihren Schleier der Trauer nahm sie nicht viel mehr als ein Kitzeln wahr. Plötzlich griff die Hand unter ihr Kind und hob es an. Sie blickte in die grauen Augen des Sprechers, sah das halblange blonde Haar, welches sein Gesicht umrahmte. Sie kannte ihn, aus irgendeiner vergangenen Zeit. „Ann…“, sagte er sanft. „Meine Liebe kleine Ann, es ist nicht deine Schuld.“ Und plötzlich waren sie da, die Tränen. Sie flossen unaufhörlich, wie ein Wasserfall. „Doch!“, krächzte sie. Das Sprechen tat weh. Wahrscheinlich hatte sie seit Tagen weder gegessen noch getrunken. Sie wusste es nicht. „Es ist vollkommen und allein nur meine Schuld! Wenn ich seinen Gefühlen nicht nachgegeben hätte, wäre er nie so unvorsichtig gewesen.“ „Ann“, fuhr die Stimme leicht tadelnd fort: “Es gibt nicht einmal den geringsten Grund für solche Gedanken. Du hast ihn geliebt, schon viel zu lange hast du das unterdrückt, ihn zappeln lassen, dass er dem Wahnsinn nahe war.“ Verständnislos blickte sie ihm in die Augen. „Er hat mich geliebt? Schon so lange?“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihr gegenüber lächelte sie an. „Er wäre für dich gestorben.“ Sie blickte ihn finster an. „Wenn du versuchen willst, mich aufzumuntern, ist das die falsche Möglichkeit.“ Sie bebte vor Wut. Plötzlich war alles wieder da. Ihr Gegenüber war niemand anderes als ich Vorgesetzter, der sie praktisch wie seine eigene Tochter behandelte. Aber auch er war wieder da. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht als die Erinnerungen über sie herein brachen. Ihr Chef zog unwillkürlich seine Mundwinkel nach oben. Sanft griff er nach ihrer Schulter, seine Stimme wäre für einen normalen Menschen kaum hörbar gewesen. „Komm.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)