Adventure at Midnight von Pornolicious ================================================================================ Kapitel 4: IV - Der Duft des Blutes ----------------------------------- IV - Der Duft des Blutes Maurice Worte ließen mich nicht gehen. Ich lag im Bett, wollte schlafen, konnte es aber nicht. Mein Gehirn war zu einer einzigen Baustelle geworden. Alles drehte sich. Ich ließ den ganzen Abend noch einmal abspielen und konnte es immer noch nicht fassen. Es ist einfach unglaublich, was da mit mir passieren soll. Was wohl auf mich zukommen würde? All diese Gedanken schwirrten mir immer und immer wieder durch den Kopf. Doch auf einmal erschrak ich. Mir wurde bewusst, dass ich eine Gefahr sein würde. Für alle, die hier leben. Für Elis. Für mich. Wenn ich ihnen etwas antue, könnte ich das nie mehr mit mir vereinbaren. Ich würde mich ewig schuldig fühlen. Ich wäre nicht besser als diese Vampire vor 5 Jahren. “Ich müsste mich selbst hassen.” Mit diesem Satz schlief ich schließlich ein. Ich hatte ein ungutes Gefühl am Morgen, aber ich versuchte, es zu unterdrücken. Elis kam schon vor dem Frühstück, um mir mitzuteilen, dass Madame Troupèt uns sofort in die Innenstadt schicken lässt. Wir sollen für sie ein kleines Päckchen abholen. Sie geht sehr ungern in dieses Viertel, da dort komische Gestalten herumlaufen. Lieber schickt sie dafür eines ‘ihrer’ Kinder. Wir machten uns schließlich sofort auf, um noch vor dem Frühstück wieder anzukommen. Es hatte noch nicht einmal gedämmert und alles war noch sehr dunkel und unheimlich. Elis lachte mich mehrere Male aus, da ich Geräusche vernommen hatte. Dabei weiß ich nur zu gut, dass sie selbst Angst hatte. Sie überspielte es mit aufgesetzter Miene, die ihr jeder geglaubt hätte... nur mich kann sie nicht täuschen. Schon häufiger hörten wir von seltsamen Dingen, die an diesem Ort vor sich gehen. Daher meiden gewöhnliche Leute dieses Viertel. Aber wir hatten Glück. Wir konnten das Päckchen ohne besondere Vorkommnisse abholen. Als wir wieder aus dem Geschäft gingen und nun eigentlich nach Hause wollten, ergriff mich Elis am Arm und zerrte mich durch eine kleine Gasse ins Dunkle. Elis: (flüstert) “Shhh... Sag nichts! Ich habe vorhin, als wir hier eintrafen, etwas sehr Merkwürdiges gesehen. Ein alter Mann schleppte eine Schubkarre hier in die Nähe. Wenn ich mich nicht täusche, war unter dem Lacken ein Mensch. Ich konnte den Arm sehen.” Ich: “Willst du uns in Schwierigkeiten bringen? Ich will kein Zeuge eines Mordes werden. Können wir nicht einfach wieder zurückgehen, bevor etwas passiert?” E.: “Nein, ich will das jetzt wissen. Es ist irgendwie aufregend.” I.: “Ich finde es ganz und gar nicht aufregend, eher furchteinflössend! Lass uns bitte gehen.” E.: “Mach dir nicht ins Hemd... Es ist doch mal etwas ganz Neues!” I.: “Ok, dann gehen wir aber in 5 Minuten, ja? Auch wenn bis dahin nichts geschehen ist?! Madame Troupèt wird sonst sauer, wenn wir später kommen.” E.: “Na gut, auch wenn ich gerne mal wieder etwas erlebt hätte. Aber jetzt sei leise und duck dich!” Mir war ganz und gar nicht wohl bei der Sache. Ich wollte so schnell wie möglich wieder dort weg. Die 5 Minuten vergingen wie eine Stunde. Es war die Hölle. Man konnte kaum etwas sehen und meine Ohren nahmen jedes kleinste Knirschen wahr, was mich noch mehr beunruhigte. Ich war voller Konzentration und angespannt, dass jeden Augenblick etwas passierte. Auf einmal berührte jemand meine Schulter. Ich zuckte zusammen, der Schrei verstummte in meiner Kehle, mein Herz ließ für eine Sekunde den Schlag aus. “Was macht ihr hier?” Durch den Schock konnte ich nicht sprechen. Elis war ebenfalls still. Ich drehte mich langsam um, machte mich schon auf das Schlimmste gefasst, gefesselt oder gar gefoltert zu werden, nur weil wir Zeugen waren. Was ich sehen musste, war kein kräftiger, bärtiger Mann, der schon mit seinem bloßen Anblick Angstschweiß auslösen würde, sondern ein bekanntes Gesicht, das nur Engel haben können: Andrè! A.: “Wieso seid ihr hier?” I.: (wütend) “Andrè! Du hast mir eben den größten Schreck meines Lebens verpasst. Ich dachte, mein Herz bleibt stehen!” A.: “Ich war hier rein zufällig in der Nähe. Musste ebenfalls etwas erledigen.” E.: (zynisch) “Man kann das auch ausspionieren nennen, nicht wahr? Erzähl das jemand anderem. Denkst du, wir haben dich nicht bemerkt? Unmöglich so eine Art! Komm Louisa, wir gehen!” Auf dem ganzen Rückweg sprachen wir kein einziges Wort miteinander. Es war mir fast unheimlicher als der Weg hinzu, da ich Elis noch nie so sauer erlebt habe. Sie kochte innerlich vor Wut. Während des Frühstücks erschien sie nicht, zudem kam sie die ganze Zeit nicht aus ihrem Zimmer heraus. Klopfen und Rufen waren vergeblich. Später am Nachmittag fing es zu regnen an. Ich verkroch mich daher in mein Zimmer, um ein Buch zu lesen. Dazu konnte ich mich allerdings nicht konzentrieren. Meine Gedanken überfluteten mich wieder einmal wie ein Tsunami. Es ließ mir alles keine Ruhe. Ich hatte noch so viele Fragen. Außerdem machte sich meine Unsicherheit breit. Mein ganzes Leben würde sich komplett verändern. Aber dagegen wehren, könnte ich mich schließlich auch nicht. Ich muss mich wohl meinem Schicksal fügen. Das war für mich momentan die einfachste Art, die Dinge zu betrachten, bevor ich mich noch in Wut, Trauer oder Verzweiflung verlieren würde. Die Nacht war sehr unruhig. Keiner konnte richtig schlafen, da sich der Regen zu einem Gewitter entwickelte. Die kleinen Kinder versteckten sich unter Tischen oder fingen an zu weinen. Wir, die Größeren, hatten jede Menge Arbeit, sie zu beruhigen. Völlig erschöpft, fiel ich endlich in mein Bett. Ich fragte mich, was wohl Maurice den ganzen Tag über gemacht hatte. Vor allem: was sie als Vampire überhaupt am Tag machen können. Von Fragen geplagt beschloss ich, Maurice noch einen Nachtbesuch zu erstatten, obwohl unsere letzte Unterhaltung alles andere als gut verlief und ich ihn eigentlich meiden sollte. Dennoch musste ich zu ihm. *klopf klopf* I.: (flüstert) “Maurice? Bist du noch wach?” M.: “Was machen Vampire bei Nacht? Schlafen auf jeden Fall nicht! Komm rein, Louisa!” I.: “Ach, ich vergaß es schon wieder. Ich muss mich erst einmal umstellen. Das ist alles sehr neu für mich.” M.: “Das ist ja kein Problem. Ich verstehe nur nicht, weshalb du nachts schlafen kannst.” I.: “Na ja, siehst du, dass ich schlafe? Gerade aus diesem Grund bin ich zu dir gekommen. Es fällt mir immer schwerer nachts schlafen zu können und mich am Tag wach zu halten.” M.: “Daran gewöhnst du dich noch. Mit der Zeit wirst du nur noch nachts wach sein.” I.: “Hm... Ja, das kann sein...” M.: “Was ist los?” I.: “Ich habe Angst.” M.: “Wovor?” I.: “Vor der Verwandlung?! ...Davor, dass ich andere womöglich verletze. Einfach vor mir selbst!” M.: “Ich weiß, dass du dich jetzt schlecht fühlst. Aber das ist alles nur, weil deine Gefühle so aufgewühlt sind. Wenn sich dein Körper an die Umstellung gewöhnt hat, dann wird es auch dir leichter fallen. Glaub mir!” I.: “Ja, aber... (fängt an zu weinen) ... Ich will niemanden verletzen.” M.: “Das musst du auch nicht. Ich bin für dich da, deshalb wird auch nichts passieren. Ach... komm mal her.” Es war so schön in seinen Armen. Ich vergaß in diesem Moment, dass er ein Vampir war. Meine Angst vor Vampiren war wie weggeblasen, obwohl ich wusste, dass er mich jeden Moment in Stücke reißen oder leer trinken konnte. Dennoch hätte ich die ganze Nacht so verbringen können. Doch es war nur ein kurzer Augenblick, aber er gehörte uns. M.: “Du musst nun gehen!” I.: “Wieso? Kann ich nicht noch bleiben?” M.: “Nein! Du musst sofort gehen! Ich halte es nicht aus!” I.: “Was ist los? Mache ich irgendetwas falsch?” M.: “Nein, an dir liegt es nicht... es liegt nur an mir! Dein Blut riecht so gut und es fällt mir daher schwer, dem zu widerstehen. Wenn du nicht gehst, werde ich womöglich an dir kosten. Das darf ich nicht!” I.: (verstutzt) “Ehm... Ok, dann belassen wir es dabei. Ich werde nun ins Bett gehen.” M.: “Habe ich dich nun erschreckt? Es tut mir leid.” I.: (mit leicht enttäuschter Stimme) “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, es liegt nun mal in deiner Natur. Du bist ein Vampir!” Mit diesem Satz schloss ich die Tür hinter mir und ging in mein Zimmer. Ich musste es mir selbst eingestehen. Er war ein Vampir und aus unerfindlichen Gründen glaubte ich ihm, glaubte ich ihm sogar alles! Ich würde ein Vampir werden. Ich kann es nicht verleugnen, da ich selbst bemerkt habe, dass ich mich anders fühle. Es ist einfach unfassbar, was in dieser kurzen Zeit passiert war. Genau vor diesem fürchte ich mich so sehr und nun fühlt sich meine Angst noch mehr bestätigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)