Der Prophet von -Harlekin- (Dir en grey) ================================================================================ Prolog: Beginning ----------------- Ja, ich kann den Sinn meiner Existenz immer noch nicht finden, Deshalb ritze ich mir den Sinn mehr, mehr, mehr und immer mehr in den Körper ein. Lacht mich nur aus und trampelt auf mir rum! Immer noch ertönen die unheilvollen Stimmen des Verrates, die mich durchstießen. Eines Tages wird sich ihr Widerhall vielleicht, vielleicht, vielleicht in meiner Seele einkerben. Lacht nur und schlagt mich in Stücke! hurry up! hurry up! wrist-cutter show hurry up! hurry up! wrist-cutter show Immer noch besser, als nichts zu merken… (Machiavellism, Kyo) --Einstieg-- Die U-Bahn ist wie immer voll, doch ich bekomme noch einen Sitzplatz und hole die Zeitung, die ich gerade beim Kiosk gekauft habe, heraus. Das Titelblatt ist mir sofort ins Auge gesprungen…ein Bericht über uns…unserer Band. Interessiert lese ich mir den übertriebenen Artikel durch und schaue auf die großen Bilder. Bilder…die ich eigentlich nicht sehen will…auf dem ersten Bild kann man unseren Sänger auf der Bühne sehen…wie er sich selber verletzt…auf dem zweiten Bild ist er mit einem „Rape me“-Eimer auf dem Kopf zu se-hen…und das letzte…ja das letzte überflieg ich…und ich spüre wie in mir ein wütender Zorn aufsteigt. In dem Artikel reduzieren sie ihn…den Propheten…als einen Psychopathen…als jemand der krank im Kopf ist…Wie können sie das von ihm behaupten? Nur weil er eine unglaubliche Show geleistet hat? Nur weil er seinen tiefsitzenden Schmerz zum Ausdruck bringen wollte…? Nur weil er…depressiv war…? Sie kennen ihn doch gar nicht…kein bisschen…kein bisschen…kennen sie ihn… Kapitel 1: Besuch ----------------- Ding Dong Ich klingele an die Tür, aber es macht niemand auf. Nicht verwunderlich…So ist das ja immer…Also hole ich die Schlüssel raus und öffne die Tür. Zum Glück hat er jedem in der Band einen Schlüssel für seine Wohnung anfertigen lassen. Denn er macht nur selten die Tür auf… „Hallo??“ Keine Reaktion…leise schließe ich die Tür hinter mir. „Ich bins, Toshi!“ Immer noch keine Reaktion…unheimlich…diese Stille. Der laute Lärm draußen und dann diese erschreckende Stille hier…so…als würde man in eine andere Welt eintauchen…Er ist aber da…sonst würden seine Schuhe und seine Jacke hier nicht hängen. Aber so ist das ja auch immer und obwohl das immer so ist…habe ich jedes Mal ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn ich seine dunkle Wohnung betrete… Zielstrebig gehe ich in sein Wohnzimmer und finde ihn dort vor, wie er in seinem bequemen Sessel sitzt und nachdenklich einen Punkt an der Wand anstarrt. In mir breitet sich Erleichte-rung aus…keinen Grund zur Sorge…alles gut. Wieso sollte ich mir auch Sorgen machen? Er ist doch meistens im Wohnzimmer in seinem Sessel und denkt über seltsames Zeug nach oder sitzt hinter seinem Schreibtisch und schreibt wie wild Liedtexte und Wortfetzen auf… „Ich war in der Sushibar und habe dir dein Lieblingssushi mitgebracht!“ Wieder keine Reaktion…er ist wie schon so oft in seiner eigenen Welt versunken…wie er immer alles um sich herum vergisst…es ist unerklärlich und teilweise auch ziemlich schräg…Über was er wohl immer so nachdenkt…? Wahrscheinlich denkt er sich neue düstere Songtexte aus…doch woher nimmt er nur diese Vielfalt an Ideen her? Wir können hinter seinen schmerzenden Texten nichts herausinterpretieren…und von seiner Vergangenheit will er uns auch nichts erzählen… Plötzlich schließt er die Augen…und verzehrt das Gesicht zu einer leidenden Grimasse… „Kyo? Alles ok???“ Erschrocken öffnet er wieder seine Augen und schaut mich etwas verdutzt an. „Seit wann bist du da, Toshi?“ „Seit gerade eben.“ „Achso…“ Tut er nur so…oder hat er wirklich meine Anwesenheit nicht bemerkt? „An…was hast du gerade gedacht? Du hast so verletzt ausgesehen…“ „Ach über nichts Bestimmtes. Ich mache mir nur Gedanken über neue Songtexte.“ „Und was für Ideen hast du schon?“ „Schmerz, Leid, Trauer, Zorn, Hass, Tod…“ „Ähm…ich weiß…das gehört nicht zu unserem Image, aber wie wärs wenn du mal zur Abwechslung Texte mit positiven Inhalten schreiben würdest, wie Hoffnung, Glück, Liebe…?“ „Nein. Wie kommst du auf so einen Schwachsinn? Du weißt das ich so was hasse! Hass…ich werde einen Text schreiben, der über puren Hass handelt…Die Menschen sollen den Hass und den damit verbunden Schmerz spüren…fühlen…ihn selbst empfinden!“ „Kyo…es gibt auch positive Seiten im Leben…“ Doch er hört mir schon gar nicht mehr zu und ist wieder in seiner kleinen dunklen Welt…Wie kann ein Mensch soviel Deprimierendes verkraften? Soviel Hass…soviel Leid…Das würde ich nicht aushalten…Wieso bist du nur so, Kyo? Wieso…? Um das verstehen zu können…müsste ich bestimmt mit in deine Welt…doch was ich da sehen würde…würde ich höchstwahrscheinlich nicht überstehen und wahnsinnig werden… „Ich stelle dir das Sushi in die Küche, ja?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, die sowieso nicht kommt, gehe ich sofort in Richtung Küche. Doch was ich da sehe, bringt mich fast zum Umfallen! Überall ist dreckiges Geschirr und Müll…Es ist alles so vollgestellt, das ich nirgendwo das Sushi abstellen kann. Kyo…was ist nur los mit dir? Ich stelle das Mitbringsl auf den Boden und mache mich daran zu schaffen, das viele Geschirr zu waschen. Irgendwie muss ich doch meinen Freund helfen… …Kyo…ich mache mir Sorgen um dich… Ich habe schon die Hälfte des Geschirrs gesäubert als auf einmal ein erschrockenes Aufkeuchen vom Türrahmen her ertönt. „Was…was…machst du da??“ „Ich…wasche dein Geschirr, du Dreckschleuder!“ „HAST DU SIE NOCH ALLE?????“ Beleidigt drehe ich mich zu ihm um. Wieso ist er denn so wütend?? „Das alles ist so beabsichtigt!! Das soll mich inspirieren!! Verstehst du denn nicht??? Der Prophet braucht Inspiration!!“ „Ich…ich wollte dir doch nur helfen…“ „RAUS HIER!!“ Kyo…was ist los mit dir? Was nur? Habe ich dir was getan? „Ich habe gesagt…RAUS HIER!!“ … „…Ich hoffe dir schmeckt dein Sushi. Erstick dran!!“ Wütend gehe ich an ihm vorbei und verlasse seine Wohnung. Wie kann er mit mir nur so umspringen?? Mir…seinem besten Freund…Wieso…müssen wir uns immer streiten? Ich verste-he dich nicht Kyo…ich werde dich nie verstehen…Verstehst du denn nicht, dass ich dir nur helfen will…? Kapitel 2: Besorgte Blicke -------------------------- Am nächsten Tag treffen wir uns alle im Bandraum und Kyo stellt uns seine neuen Songtext-Entwürfe vor. Er trägt sie mit so viel Gefühl und Wucht vor, das uns anderen wie immer die Spucke wegbleibt…er setzt all seine Kraft in diese Texte…in diese Werke…es ist unglaublich…Am Schluss rundet er sie mit einem lauten schmerzvollen Schrei ab, woraufhin alle begeistert klatschen…alle außer mir… „Ja! Das ist unser Prophet! Yeah!“ Ja…er ist wahrlich ein Prophet…und was für einer…aber…ich habe die Nase voll. Diese hoffnungslosen Hilfeschreie…langsam…wird mir das zuviel. Ich mache mir Sorgen…Bin ich denn der einzige, der sich Sorgen macht…? „Die Texte werden wir auf alle Fälle für die neuen Songs verwenden! Doch uns stehen noch drei Konzerte bevor, die wir erstmal hinter uns bringen müssen.“ Der Manager hat Recht. Nächste Woche haben wir wieder einen Auftritt. Wir sind nämlich mit unserer Tour noch nicht ganz fertig…wenn ich an die uns bevorstehenden Bühnenauftritte denke, wird mir schon schwindlig…Ich muss nur daran denken, was Kyo wieder veranstalten wird…was er…mit sich veranstalten wird…und eine große mir sehr gut bekannte Besorgnis steigt in mir auf… „Toshi…was ist mir dir zurzeit nur los? Irgendwas bedrückt dich doch?“ Die…Es tut mir Leid…aber ich kann es dir nicht sagen…du würdest meine Sorgen nicht verstehen…Keiner würde meine Sorgen verstehen…denn…wir hatten uns nie Sorgen gemacht…Es…gab nie einen Grund dazu… „Es ist nichts.“ … Doch meine Besorgnis bestätigt sich…als wir auf die Bühne gehen und im Jubeln der Fans anfangen zu spielen…denn er fängt schon nach kurzer Zeit an…sich selbst zu verletzen…Selbstverständlicherweise zieht er sein Messer und ritzt sich demonstrierend in den Arm und fügt sich dann Schnittwunden auf den nackten Oberkörper zu…dieser schmerzvolle Gesichtsausdruck…das viele Blut…wie er seine Arme ausbreitet…seinen Kopf zum Himmel neigt und nach Gott schreit…wie er andeutet, dass wir ihn verletzen oder vergewaltigen sollen…wie er sich leidend den Magen hält und kotzen will…wie er sich die Seele aus dem Leibe schreit…Ich kann es jedes Mal nicht ertragen und schaue woanders hin…Wieso macht er das? Reicht es denn nicht wenn er seinen Schmerz und sein Leid mit der Stimme zum Ausdruck bringt…? Wieso quält er sich so? Ist es nicht sogar schlimmer geworden? Und was ist…wenn das alles irgendwann außer Kontrolle gerät? Und er sich ernsthaft verletzt…? Bitte…hör auf…hör auf…wenn du dich so quälst…quälst du auch mich…Das kann doch nicht nur Show sein…oder? „DIE, MAGGOTS!!!! DIE!!!!!!!!! ICH, ICH BIN EUER PROPHET!!!!!!!“ Im Gegensatz zu mir, freuen sich die Fans über Kyos Andeutungen und Selbstverstümmelung. Sie kreischen nach ihm und vergöttern ihn…Sie wollen mehr sehen…mehr Schmerz…mehr Qualen…mehr Blut…was ich nicht verstehen kann. Geht es wirklich nur mir so? Ich habe so viele Fragen an dich… …kannst du sie mir…überhaupt beantworten? Was hast du mit dem Kyo gemacht, den ich so gut kannte…? Und sag mir…wann…wann hast du das letzte Mal so richtig gelächelt…? Kapitel 3: Ein schöner Herbsttag -------------------------------- Zwitscher Gemütlich schlendern wir durch den Park…Ich liebe den Park…Besonders jetzt im Herbst, wo alle Blätter in den prächtigsten Farben leuchten…Ein wirklich schöner Herbsttag…und du? An was denkst du gerade? Mit einem traurigen Blick in den Augen schaue ich zu dir rüber…doch du hast dich von mir abgewendet… Es war meine Idee gewesen, ihn zu einem kleinen Spaziergang im Park einzuladen…Ich wollte mit ihm reden…doch statt jetzt zu reden sind wir stumm…Ich weiß, dass er nicht gerne über unser Streitthema Nr. 1 redet aber…ich will nicht mehr, dass er sich verletzt… „Kyo? Wann hast du das letzte Mal gelächelt oder gar gelacht…?“ „Was interessiert dich das?“ Hm…lange…sehr lange her, nicht wahr? Hab ich es mir doch gedacht…Wo bist du Kyo? Wo ist der Kyo, denn ich mal gekannt habe?? Der kleine Kyo, der immer so gern gelacht hat und Späße gemacht hatte…den jeder „süß“ fand…der kleine Kyo mit diesem verträumten Blick…und diesem sympathischen Grinsen auf dem Gesicht…Wo…wo bist du nur hin…? Und…wer ist das? Wer ist diese Person, die neben mir geht…? Wer ist das, der zwar dein Aussehen hat…aber trotzdem nicht du ist…? Wir kennen uns schon so lange…und…du hast dich so sehr verändert… „Spuck es doch endlich aus!! Über was wolltest du so dringend mit mir reden?? Diese Stille treibt mich noch in den Wahnsinn!“ „Du bist doch schon des Wahnsinns...“ Schmunzelnd schaue ich ihn an…netter Versuch…doch deine Miene verändert sich kein biss-chen…Ich vermisse dein Lachen… „Freak!“ „Sagt genau der Richtige!“ Oh…was war das? War das ein kurzes fröhliches Aufleuchten von deinerseits…oder war das nur ein Wunschdenken meinerseits…? „Wolltest du mit mir nur streiten??“ Wahrscheinlich nur ein Wunschdenken… „Nein…Ich wollte dich nur fragen, ob du es nicht sein lassen würdest…?“ „Was?“ „Du weißt schon…das Ritzen auf der Bühne und so…“ „…“ Er antwortet mir nicht, sondern schaut nur genervt in die andere Richtung…Wir hatten schon oft Konflikte wegen diesem Thema gehabt…und er hasste es wenn ich seine Show, wenn man das überhaupt noch eine Show nennen konnte, anzweifle… „Ich mache mir nur…Sorgen um dich…“ „Das will ich aber nicht…“ „Du warst früher…immer so fröhlich. Was ist denn passiert?“ „Das war früher. Doch wir leben im jetzt!“ „Du willst darüber nicht reden…ich weiß aber…ich will, dass du wieder so wie früher wirst! Ich will nicht, dass irgendwas…Schlimmes passieren könnte…ich meine…naja…“ Zum ersten Mal schaut er mir direkt in die Augen und ich kann seine Verblüffung spüren… „Was redest du nur immer?? Vertraust du mir nicht…?“ „Doch natürlich, aber es gibt verdammt noch mal auch positive Seiten im Leben! Und ich kann deine Depressionen nicht mehr ertragen!!“ „Was??? Hör auf mich mit deinem sinnlosen Gerede zu nerven!!“ „Du hörst mir ja nicht mal zu!!!“ „Doch!! Und wie ich das tue! Und jedes Mal wenn ich deine Stimme höre, muss ich bemerken, wie du versuchst mich umzukrempeln!! Akzeptiere mich doch so wie bin!! Wieso kannst du es nicht…?? Wieso???“ „Weil es in dieser Welt auch Gutes gibt!!“ Enttäuscht schmunzelnd läuft er ein paar Schritte vor und dreht sich zu mir um. „Du…verstehst nicht…Du willst mich wohl nicht verstehen, was?? Wie oft müssen wir uns mit diesem Thema noch auseinandersetzen, Toshi?? Wie oft noch???“ „Kyo, in dieser Welt…!“ Wütend starrt er mich an und ich muss mir die übliche schmerzende Rede von ihm anhören… „Na gut wie du willst!! Dann erkläre ich es dir noch mal: In dieser Welt gibt es nichts Gutes!!! Alles ist verdorben und unrein! Wir leben in einer verseuchten Welt! Alles ist voller Gier, Neid, Hintergedanken und Perversion in dieser zerbrochenen Welt! Armut! Krieg! Rassismus! Depressionen! Die Erde wird zerstört! Kinder werden auf der Straße vergewaltigt! In vielen Gegenden verhungern Menschen und sterben wie Fliegen! Hörst du nicht die hilflosen Schreie der Menschen in dieser endlosen Dunkelheit??? Hörst du…hörst du sie nicht…?? Siehst du die blutenden Tränen nicht? Siehst du…siehst du sie denn nicht??“ Mitfühlend schaue ich ihn an…das…das ist mal wieder typisch für unseren Propheten… „Niemand…NIEMAND ist richtig glücklich, Toshi…merk dir das…merk dir das doch end-lich…“ Der letzte Satz ist nur noch ein Flüstern…und ich muss zusehen, wie sich der Prophet von mir abwendet und schnellen Schrittes nach Hause geht…Hilflos schaue ich ihm hinterher…ich würde ihm gerne hinterherlaufen, ihm zu gerne helfen, aber…wie würde das denn aussehen?? … Wie…Wie kann ich dir nur helfen…? Wie…? Kapitel 4: Einfach müde... -------------------------- Müde und erschöpft schließe ich die Tür auf. Zuerst schalte ich das Licht an und ziehe mir mühselig die Schuhe aus… Nach dem Spaziergang war ich noch mit Freunden einen Trinken gegangen…Ich habe es wohl etwas übertrieben und schwanke etwas leicht hin und her. Ich war etwas frustriert wegen dem erfolglosem Gespräch mit Kyo gewesen…doch ich schaffe es nicht meine Sorgen weg zutrinken…Immer wieder taucht sein grimmiges Gesicht in meinem Kopf auf oder…wie er sich auf der Bühne verletzt…Habe ich etwa Vorahnungen…? Leicht stolpernd erreiche ich mein Schlafzimmer und schalte das Licht wieder aus. Im Dunkeln taste ich mich etwas unsicher zum Bett vor, während ich mich unbeholfen bis auf die Boxershorts ausziehe. Ich will nur noch eines…Schlafen! Wenigstens im Schlaf…muss ich nicht mehr an ihn denken…nur dort bin ich vor meinen Sorgen sicher… Ausgelaugt lass ich mich ins Bett fallen und verkrieche mich unter der Decke…endlich Schlafen… Plötzlich spüre ich wie sich jemand an mich schmiegt und eine fremde Hand über meinem nackten Oberkörper streicht. Erschrocken reiß ich die Augen auf, doch im Dunkeln kann ich nichts erkennen… „…Kyo??“ „Äh? Sag mal, hast du etwa wieder zu viel getrunken??“ Die Person an meinem Rücken lässt mich ruckartig los und schaltet die Nachtischlampe an. Das Licht ist so grell und ich blinzele angestrengt auf den dunklen Schatten neben mir. „Boah…ist das hell…“ „Wo warst du? Wieso kommst du so spät?“ „Hmpf…“ Langsam gewöhnen sich meine Augen an das grelle Licht und ich sehe in ein bekanntes Gesicht…Oh mein Gott…wie konnte ich ihn nur vergessen?? „Sorry…ich…ich…hab wohl wirklich wieder zu viel getrunken…“ „…mit Kyo?“ „Nein…“ „Weißt du, ich habe nichts dagegen, dass du spät noch weggehst aber…wenn du mir Bescheid geben würdest, wäre das nicht schlecht.“ Ich sehe, dass er versucht sich zu beherrschen…er ist mal wieder sauer… Er würde es mir zwar nicht sagen, aber…er hatte sich wahrscheinlich Sorgen um mich gemacht…Ich Idiot…wie kann man nur seinen Freund vergessen??…Zurzeit…bin ich total neben der Spur… „Es tut mir wirklich Leid…Ich bin irgendwie zurzeit etwas durcheinander…“ Ich nähere mich ihm und streichle tröstend über seine Wange. „…Ist der Grund für deine Verwirrtheit…Kyo?“ Und Sackgasse…Was will er jetzt nur mit Kyo?? Er ist doch jetzt unwichtig! Ich will nicht an ihn denken…Es reicht mir schon wenn ich die restlichen Stunden an ihn denken muss…bitte nicht noch die Stunden, in denen ich mit meinem Freund zusammen war… „Vergiss Kyo…“ Schnell nähere ich mich seinem Gesicht und küsse seine angenehm weichen Lippen…und in mir breitet sich Erleichterung aus, als er meinen Kuss leidenschaftlich erwidert…Hoffentlich ist er nun nicht mehr wütend… „Ich liebe dich, Die…“ Als ich ihm das sage, legt er seine Arme um mich und hält mich fest…Bei ihm fühle ich mich immer so geborgen…nur er kann mir dieses Gefühl geben…Vor Müdigkeit schließe ich die Augen und schmiege mich schnurrend an ihm. Ich höre noch wie er die Lampe ausschaltet, kurz bevor ich erleichtert und zufrieden ins Reich der Träume fliehe…und die Realität weit…weit hinter mir lasse…ohne zu wissen, dass ich schon bald mit dieser hart konfrontiert werden würde… Kapitel 5: Schlimme Befürchtungen --------------------------------- Er hat es doch getan…Meine schlimmen Befürchtungen sind wahr geworden… Realität…harte Realität… Niedergeschlagen gehe ich aus dem Krankenhaus und setze mich kraftlos auf die Treppenstufen…ziehe eine Zigarette und zünde sie an. Meine Hände zittern ein bisschen und es dauert eine Weile bis ich es schaffe die Zigarette anzuzünden. Als ich es dann nach Ewigkeiten doch schaffe, hauche ich langsam den giftigen Qualm aus und lehne mich etwas zurück. Ich muss versuchen mich zu entspannen… „Hahaha!“ Lachende Menschen gehen vorbei und scheinen sich über einen Witz zu amüsieren…Lachen…Was würde ich nicht alles dafür tun, jetzt auch lachen zu können…Ich sehe den fröhlichen Menschen hinterher…fröhlich…fröhlich sein…Was ist das? Wann war ich zuletzt richtig fröhlich oder gar glücklich? Ein weiterer Zug und das Ausatmen von blauem Dunst, der sich langsam in der Luft auflöst… Glücklich…Welcher Mensch ist schon glücklich? Er sagte…niemand wäre glücklich. Niemand…jeder hätte Probleme und viele könnten diese gekonnt verbergen…unterdrücken. Überall wo das Licht hin scheint…gäbe es auch eine Schattenseite… Ich merke, wie sich jemand leise neben mir setzt und sich ebenfalls eine Zigarette anzündet…wie er sein blond gefärbtes Haar und sich eine störende Träne aus dem Gesicht streicht…Es ist Shinya. Er hat es wohl auch nicht mehr länger darin ausgehalten…in diesem hässlichen grauen trostlosen Gebäude… Ich weiß nicht mehr wie lange wir schweigend da saßen und seelenruhig qualmten…jeder in seinen eigenen Gedanken vertieft…als plötzlich mein Bandkollege das Schweigen bricht. „Hättest…hättest…du jemals gedacht, das so was…passieren würde?“ Schockiert…wir sind alle darüber schockiert gewesen… „Ein gewisses…Risiko war immer vorhanden…aber…keiner hätte jemals gedacht, dass wirklich…etwas passieren würde…dass er…irgendwann…“ Ich kann nicht mehr weiterreden…mir bleibt der Rest des Satzes im Halse stecken…während ich innerlich daran ersticke… „…zu weit gehen würde?“ „Ja.“ Ja…das wollte ich sagen…Wir alle waren auf so was nicht vorbereitet gewesen…niemand hätte so was für möglich gehalten und erst jetzt…merke ich, wie naiv wir doch alle gewesen waren…wie oft…wir diesen Fehler wiederholt hatten…ihm…zu vertrauen…immer…und immer wieder… „Die Besuchszeit ist vorbei, doch morgen kann er wieder nach Hause. Eigentlich wäre es besser, er würde noch dort bleiben, aber er wollte nicht.“ Ich und Shinya drehen uns um und sehen in die bedrückten Gesichter unserer Bandkollegen, die gerade aus dem Gebäude kommen und sich nun hinter uns stellen. Die und ich wechseln traurige Blicke…Ich weiß…er will mich trösten…mich umarmen…mich küssen, aber…wir wollen unsere Beziehung vor den Anderen noch Geheim halten… „Und…wie geht’s ihm gerade?“ „Verständlicherweise nicht so gut. Er redet nicht viel und liegt einfach nur im Bett rum. Wenigstens sind wir der verdammten Presse entkommen.“ Die Presse…die, Schaulustige und Fans haben uns mit den Autos ehrgeizig verfolgt, aber wir konnten sie zum Glück abhängen…oh mann…das hätte uns noch gefehlt! „Heute konnten wir ihr entkommen. Aber keine Sorge, die wird uns spätestens morgen aufspüren und uns mit unsinnigen Fragen löchern.“ „Und was sollen wir dann antworten? Das wir das nie für möglich gehalten haben? Das es nur ein Missgeschick war?“ „Nur ein Missgeschick?? Das war doch pure Absicht!“ Ich höre den anderen passiv zu, die sich fragen wie das nur passieren konnte…doch ich muss Kaoru zustimmen…ein Unfall war das alles ganz sicher nicht. Keine Ahnung ob Kyo auf der Bühne einfach die Kontrolle verloren hat…oder…ob es wirklich von ihm geplant war…doch ein „reines aus Versehen“ kann es nicht gewesen sein… Angestrengt versuche ich mich zu erinnern, was da auf der Bühne wirklich vorgefallen war…es ist schmerzhaft…aber ich muss es versuchen… Wir…gingen wie immer auf die Bühne, während uns die Fans schreiend begrüßten…dann nahmen wir routiniert unsere Instrumente und begannen den ersten Song zu spielen…Kyo sang und war ganz in seinem Element…Es schien alles so wie immer…Fans schrieen…und wir spielten…Wie üblich nahm dann unser Prophet nach kurzer Zeit sein Messer, dass er immer auf die Bühne mitnahm und ritzte sich auf seinen Körper…Es verlief alles so wie geplant…Wir rockten die Halle und die Wände bebten…Die Fans und wir waren wie im Rausch und gingen heftig ab…so wie immer eben. Als ich da kurz zu Kyo schaute, war er im Gesicht und am Oberkörper mit Blut überströmt…ich dachte mir nichts dabei und spielte konzentriert weiter. Lief alles soweit gut…bis… …bis…plötzlich alles still war…die ganze Halle war still…Das war so ungewöhnlich und erstaunlich, dass wir aufhörten zu spielen und verwundert ins Publikum blickten… So was war uns vorher noch nie passiert…Wir wussten nicht was los war und wieso Kyo aufhörte zu singen…Kyo…er benahm sich seltsam…Er kniete vor dem schweigenden Publikum und starrte stumm auf den Boden. Etwas stimmte mit ihm nicht…Dann sah ich genauer hin…und…ich sah die entsetzten Blicke der Fans…und das Blut…viel Blut…zu viel Blut…Unter ihm war eine beängstigte Blutpfütze…die immer größer wurde…Er hielt sich schweigend den Arm und blieb unheimlich in der Hocke…Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich lief besorgt zu ihm rüber…und hoffte, dass sich meine schlimmen Befürchtungen nicht bewahrheiten würden… Doch meine Befürchtungen wurden wahr…Kyo hatte es mit der Selbstverletzung übertrieben, heftig übertrieben…Als ich zu ihm kam und auf ihn einredete, dass er mir sagen soll, was schief gelaufen war…hat er mir nüchtern seinen blutenden Arm gezeigt…Er hatte sich wohl zu tief am linken Handgelenk geschnitten und die Pulsadern erwischt…Ich wurde kreidebleich und er flüsterte mir schmunzelnd zu, dass er es wohl diesmal etwas übertrieben hatte…Daraufhin erwachten die anderen aus ihren Schockzuständen und eilten zu uns und informierten schleunigst die Notärzte, die ursprünglich für umkippende Fans gedacht waren…Ja…so war es abgelaufen…naja fast…alles geschah in kürzester Zeit…so schnell…Am schlimmsten war aber der Schock… „Toshi?“ Ich wache aus meinen quälenden Gedanken auf und schaue in die Gesichter der anderen Bandmembers. Wir saßen noch vor dem Krankenhaus, aber ich hatte ihre Gespräche nicht mehr mitverfolgt. „Kyo kann morgen wieder in seine Wohnung, doch jemand sollte auf ihn aufpassen…Er sollte jetzt nicht alleine sein.“ „Und ich soll diese Aufgabe übernehmen?“ „Genau. Du bist eh öfters bei ihm und so können wir anderen, uns um die Presse und Interviews kümmern.“ Ich spüre schon Die´s genervte Blicke…Ihm gefällt das Ganze überhaupt nicht…aber…es ist zum Wohle Kyos… „Er wird das nicht wollen…Er mag es nicht, wenn jemand auf ihn aufpasst.“ „Ach bei dir wird er schon nicht so ein Theater machen. Du bist doch sein bester Freund! Er hat einen Monat Erholungsurlaub. In dieser Zeit kannst du ja zu ihm ziehen…wir wollen doch nicht, dass…er etwas Unüberlegtes macht…verstehst du? Wir werden euch so oft, wie nur möglich anrufen oder besuchen kommen.“ Eindringlich starren die anderen mich an…Sie haben wohl Angst, dass Kyo sich etwas antun könnte…Jetzt auf einmal!…Vorher war das nie ein Thema gewesen…Jetzt erst wird ihnen der ernst der Situation bewusst…genau wie mir. Wir hatten Kyo immer vertraut…doch jetzt… „Ok, ich mache es. Aber nur weil er es ist.“ „Danke…Weißt du, wir wissen nicht wie wir…mit dieser Situation umgehen sollen…“ „Ich auch nicht…“ … Ich auch nicht… Kapitel 6: Und das nur um bei dir zu sein... -------------------------------------------- „Und…wie geht es dir…?“ … „Hast du Schmerzen…?“ … „Wenn du was brauchst, dann sag es mir bitte.“ … Schmollend sitzt der Andere mir Gegenüber und tut so, als wäre ich nicht anwesend. Ich werfe seinem Verband am Handgelenk einen besorgten Blick zu…Mir war klar, dass es nicht einfach werden würde…aber jemand muss doch bei ihm sein…Wir saßen nun schon seit einer halben Stunde schweigend in seinem Wohnzimmer…Soll das den ganzen Tag so ablaufen…? Hm…wenn du es unbedingt so willst… Beleidigt stehe ich auf und gehe zu meiner Reisetasche, um gleich daraufhin wieder mit einem Rockmagazin zum Sofa zurück zu kehren. Ich mache es mir auf meinem Platz bequem und blättere interessiert im Magazin. Ich spüre, dass der andere gerade beginnt wieder vor Wut zu kochen…doch ich achte nicht darauf. „Hau ab!“ Ach…er kann reden? „Nö.“ „Erst kommst du in meine Wohnung mit deiner blöden geblümten Reisetasche, nistest dich in meinem Wohnzimmer ein und fühlst dich jetzt schon wie zu Hause!!!! Und das obwohl ich die ganze Zeit geschrieen hab, dass du verschwinden sollst!!!!!“ „Hör auf dich so aufzuregen. So machst du nur deine schöne Stimme kaputt.“ „Fresse!!!“ Jetzt geht das wieder los…Vorher als ich hier ankam, hatte er doch schon genug gebrüllt. Er kriegt mich aber nicht mehr los, egal was er macht! Seelenruhig blättere ich weiter in meiner Zeitschrift. „Hmpf…Die anderen haben dich geschickt, um mir nach zu spionieren, nicht wahr??“ … Diesmal ist es an der Zeit, dass ich mal schweige… „Du Spion!!“ … „…und auch wenn ich etwas mache!! Das ist doch meine Sache!!“ … „Du...ähm, ich hasse dich!!!“ Mein Blick ist immer noch hartnäckig auf die Zeitschrift gebannt, als ich ihn wütend rausstampfen höre. Ich will dich nicht wütend machen, Kyo…aber du lässt mir wohl keine Wahl…Ich will doch nur das Beste für dich… Es vergingen zwei Tage, in denen wir kein einziges Wort miteinander sprachen…Er ging mir aus dem Weg, so wie ich ihm aus dem Weg ging. Das war zwar in dieser kleinen Wohnung nicht so einfach, aber es war möglich, wenn man sich einfach nicht beachtet…Trotz unserem Streit, behielt ich ein Auge auf ihn. Seltsamerweise war mir aber nie langweilig. Es gab immer etwas zu tun, wie z.B. die Wohnung aufzuräumen oder Gitarre zu spielen. Kyo bemühte sich mich wie Luft zu behandeln, aber ich bemerkte seine schlechte Laune und seine schmollenden Blicke in meiner Gegenwart…worüber ich nur innerlich schmunzeln konnte…Manchmal wenn ich im Wohnzimmer Gitarre spielte und zur Wand saß, spürte ich seine Anwesenheit hinter mir an der Tür und wie er mich mürrisch beobachtete…Er dachte, ich würde ihn nicht bemerken…Er konnte sich manchmal wirklich wie ein Kind benehmen, aber diese Aussage würde ihn natürlich zutiefst beleidigen…Der große Prophet, benahm sich wie ein Kind…? Niemals! Abwesend sauge ich das Wohnzimmer, als er plötzlich wieder am Türrahmen steht. Das ist nichts Ungewöhnliches…scheint wohl seine Lieblingsstelle zu sein, aber heute…bleibt er dort stehen, statt sich wie normalerweise schnell meinem Blick zu entziehen und wie eine ertappte Katze zu verschwinden. Also schalte ich den Staubsauger aus und schaue ihn fragend an. Vielleicht will er mir etwas sagen? … Er hält meinem Blick ungefähr 2 Minuten mutig stand, bevor er sich wie üblich verzieht und in seinen Zimmer verschwindet…Tja…er ist wohl immer noch sauer…und jetzt wird er wieder den ganzen Tag in seinem Arbeitszimmer rumhocken und an Songtexten sitzen oder sonst was machen…Wieso können wir bloß diese blöde Schweigepflicht nicht brechen…? Aber wenn jemand wieder anfängt zu reden, dann soll er es gefälligst tun…was schließlich am darauf folgenden Tag auch eintritt. „…Du…du musst das nicht machen…“ Was?? Er spricht?? Irritiert drehe ich mich zu ihm um, der mal wieder am Türrahmen steht. … „Was glotzt du denn so bescheuert?!“ Als Antwort lächele ich ihm fröhlich zu. Das ist der Kyo, den ich kenne! „Danke, dass du das Schweigen gebrochen hast…“ „Ich…habe gesagt, dass du das nicht machen musst.“ Er deutet auf den Bügeltisch hin. Ich war gerade dabei gewesen, seine Kleidungsstücke zu bügeln. „Aber…ich mache gerne den Haushalt für dich. Ich helfe dir gern, Kyo.“ „Du sollst das aber lassen! Ich bin nicht auf deine Hilfe angewiesen! Und…hör auf so verdammt abstoßend nett zu sein!!!“ „Aber…“ „Nichts aber!! Nur weil ich in Lebensgefahr war, behandelst du mich gleich wie ein kleines Kind, du Arsch!! Bist du meine Mutter oder was??!!“ „Na gut!!! Ich wollte dir ja eigentlich nur helfen!!! Dann mach doch deinen Scheiß selber!!!!!!“ Wütend schmiss ich seine zerknüllte Wäsche in seine Richtung, woraufhin er sie hastig aufhebt und zum Bügeltisch rennt. „Weg da!“ Ich spring zur Seite und siehe zu, wie er sich an die Arbeit macht…Wow…also so eine Motivation hatte ich nicht erwartet…Grinsend setze ich mich auf die Coach und sehe ihm beim Bügeln zu. Er blickt kurz zornig zu mir auf, aber ich mache keine Anstalten aus dem Zimmer zu gehen. Wieso sollte ich auch? RingRing Mein Handy klingelt und ich geh ran. Es ist Die…Schnell husche ich aus dem Zimmer. Ich freue mich sehr über seinen Anruf…seit ich bei Kyo einzog, hatten wir uns nicht mehr gesehen oder voneinander gehört…Zwar kam mal der eine oder andere Freund von Kyo uns besuchen, doch unsere Bandmembers waren in den letzten Tagen einfach zu sehr beschäftigt gewesen…Sie konnten wenn, dann nur kurz für ein paar Minuten anrufen… [Wie geht es dir, Honey?] „Soweit ganz gut…besonders jetzt wo ich wieder deine Stimme höre…“ [Mist…Ich vermisse dich so sehr, Toshi…In den letzten Tagen war so viel los…Ich könnte eine Verschnaufpause gebrauchen…Wie geht es denn Kyo?] „Ihm geht es gut. Bisher hat er nichts angestellt oder so was in der Art.“ [Das ist gut…Heißt das du kannst ihn kurz alleine lassen?] „Naja…ich weiß nicht so Recht…“ [Ich vermisse dich…] „Ich dich doch auch…aber…ich sollte besser bei Kyo bleiben…“ [Aber du sagtest doch, dass mit ihm alles in Ordnung sei?] „Ist es ja auch, aber sicher ist sicher, verstehst du? Ich will nicht, dass vielleicht doch etwas passieren könnte…Ich mache mir immer noch große Sorgen um ihm…“ [Kyo, Kyo, Kyo! Immer nur Kyo! Wieso bist du denn nicht mit IHM zusammen, wenn er für dich sooooo wichtig ist??!!] „Was, aber…!“ Nein…zu spät…Er hat schon aufgelegt…War ja klar, dass es zu Streit kommen würde…Immerhin ist Die ziemlich eifersüchtig…Aber Kyo ist für mich wirklich sehr wichtig…Er ist mein bester Freund, Die…versteh mich doch endlich… Kapitel 7: Vertrauen -------------------- Gähn … Müde bemühe ich mich aufzustehen…Wie spät es wohl ist? Bestimmt schon Mittag… Im Wohnzimmer ist es dunkel, da die Vorhänge zugezogen sind, aber seltsamerweise ist die ganze Wohnung im Dunkeln…Ob Kyo wohl noch schläft? Wieder gähnend kratze ich mich am Bauch und mache vorsichtig die Vorhänge auf…Wow…Was für ein schöner sonniger Tag…Hm…heute habe ich Lust auf Rühreier…ja…ein leckeres Frühstück…hm…wohl eher Mittagsfrühstück… Leise gehe ich in den Flur und schleiche zur Toilette…Die anderen Räume sind noch dunkel…Kyo muss wohl wirklich noch schlafen…seltsam…Er ist doch ein Frühaufsteher… Abrupt bleibe ich stehen…Was war das? Die Badezimmertür steht einen kleinen Spalt offen und es brennt Licht…Ist Kyo darin? Verunsichert was ich nun tun soll, warte ich eine Minute und lausche, ob sich jemand im Klo befindet…aber es ist kein einziges Geräusch zu hören…Vielleicht hat er auch einfach nur vergessen das Licht auszuschalten? Kann ja mal vorkommen… Mir gut zuredend gehe ich weiter auf die Tür zu, um kurz vor dieser wieder anzuhalten…Immer noch keine Geräusche…Also schaue ich kurz durch den Türspalt…. Oh…Kyo ist doch darin…aber was macht er da? Wieso steht er reglos vor der Dusche? Ich versuche mehr zu erkennen und gehe einen Schritt vor. Hm…ein nackter Mann vor einer Dusche…toll…Ich Spanner! Was tue ich hier bloß nur?? Leicht rotanlaufend und peinlich berührt wende ich meinen Blick ab und gehe wieder einen Schritt zurück. Gut…aber was macht er da jetzt? Dieses reglose Dastehen…das ist mehr als nur merkwürdig… „Kyo?? Bist du da drin? Ist alles ok??“ Bling Ich höre wie etwas zu Boden fällt…Kyo muss sich erschrocken haben…Aber das Geräusch klang so seltsam…metallisch…Er wird doch nicht…?? „Kyo??!!“ Panisch reiße ich die Tür auf und der Andere dreht sich erschrocken um. „T…Toshi! Ich dachte du schläfst noch??“ Ohne auf seine Worte zu achten, schaue ich auf dem Boden…und den Gegenstand den ich dort sehe…lässt mir das Blut in den Adern erfrieren…nein…bitte nicht… Kyo…sag mir bitte, dass du nur die Rasierklinge auswechseln wolltest…oder im Müll werfen wolltest…bitte…Ich will nichts anderes von dir hören… „Oh…ja…die Rasierklinge ist mir aus der Hand gefallen…Ich…Ich…ähm…“ Und es wird still…Keiner sagt etwas…Meinen Blick immer noch auf die Klinge gerichtet…und er immer noch reglos da stehend… Als ich es schaffe mich wieder zu bewegen, gehe ich auf die Dusche zu, um das Messer aufzuheben…nein…wie ich es befürchtet habe…es…ist Blut dran…Kyo…wieso tust du dir das an?...Wieso…tust du mir das an? „Äh…ich…“ „Nein…ist schon gut. Du brauchst mir nichts zu erklären…“ „Toshi…ich…“ „Wie…Wie, Kyo? Wie soll man dir jetzt noch vertrauen können…?“ „Bitte…sag es den anderen nicht…“ „Und wenn doch?“ „…“ Schweigen von seinerseits…Ich schaue ihm traurig und enttäuscht ins Gesicht, doch er erwidert meinen Blick nicht und starrt ununterbrochen auf den karierten Badezimmerboden. „Wo?“ „Geht dich ein Scheißdreck an! Kümmere dich um deine eigenen Probleme! Lass mich in Ruhe, Ich will duschen!“ Unbeeindruckt gehe ich zu ihm. Er versucht sich zu wehren, aber letztendlich kriege ich seine Hand zu fassen. Die Venen vom Selbstmordversuch sind gut verheilt, auch wenn leichte Narben zu erkennen sind…doch darüber sind frische Schnittwunden, die leicht bluten… „Nur am Arm?“ Als Antwort bekomme ich ein Nicken von ihm. „Ich werde es den anderen nicht sagen, aber nur…wenn du so was nie mehr wieder machst, klar?“ Wieder ein zweideutiges Nicken… „Du weißt, dass wir dir vertrauen?“ Nicken…Klar Kyo…und das soll ich dir glauben? Dir glauben…dass du es nie mehr wieder machen würdest…? „Genau DESWEGEN, will ich nicht dass du so was auf der Bühne tust, verstehst du? Es gibt nämlich immer das Risiko, dass du damit privat auch noch anfängst…“ „Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los war…Normalerweise tue ich das auch nicht…das weißt du doch?“ „Ja…“ „Lässt du mich…nun duschen?“ Ich nicke ihm verstehend zu, schmeiße die Klinge in den Mülleimer und verlasse das Bad. Ich schließe behutsam die Tür…und höre das Wasserrauschen der Dusche… Zum Glück sieht er nicht, wie ich vor der verschlossenen Tür zusammenbreche und mir brennende Tränen hinunterkullern…wie ich mir weinend und besorgt auf die Lippe beiße bis diese blutet…wie ich nachdenklich mein Gesicht in meinen Händen vergrabe…Zum Glück sieht er nicht, wie sehr ich darunter leide…denn wenn er es sehen würde…würde er bestimmt hämisch grinsen…und über mich lachen… Kapitel 8: Fröhliche Fassade... ------------------------------- Seelenruhig brutzeln die Rühreier vor sich hin… Ich hab alle Vorhänge in der Wohnung geöffnet. Die hellen Räume erscheinen einem gleich viel freundlicher und…aufmunternder… Nach dem kurzen Zusammenbruch, geht es mir wieder ziemlich gut…zwar bin ich noch bedrückt, aber das werde ich ihm nicht zeigen…Ich will, dass er fröhlich ist…Er soll an etwas Fröhliches denken…Das was er jetzt braucht, sind Glücksmomente...Aufmunterung…und das Wichtigste: Lebensfreude! „Mittagsfrühstück ist fertisch!!“ Und ein gähnender angezogener Kyo betritt die Küche. Ich lächle ihn fröhlich zu, als ich uns das Essen serviere. Erstaunlicherweise…erwidert er mein Lächeln… „Hm…danke. Schmeckt gut.“ „Hab ich doch gerne gemacht.“ Erleichtert über seine gute Laune bin ich auch zugleich etwas überrascht…So gut gelaunt war er eher selten...und dazu auch noch nach dem…Badezimmervorfall…oder versucht er seine Verzweifelung nur zu überspielen? Wie ich es tue…? „Hey! Was hältst du davon, wenn wir heute irgendwas unternehmen? Wir könnten ja z.B. heute Abend die Clubs unsicher machen und Frauen aufreißen, so wie in alten Zeiten?“ Begeistert schau ich ihn an. Natürlich würde ich nicht weiter als Flirten gehen, bin schließlich vergeben, aber ihm würde das bestimmt gut tun. „Klingt gut, aber ich habe heute schon etwas vor. Gleich gehe ich erstmal in den Supermarkt, um Lebensmittel zu kaufen und vorher wollte ich noch alte Bekannte treffen.“ „Ok. Kein Problem. Nimmst du mir dann eine Packung Gummibärchen mit?“ „Klar.“ Ich bin froh darüber, dass er heute etwas unternimmt…egal was, aber Hauptsache raus hier aus dieser einengenden Wohnung…und…für mich heißt es Freizeit…Hm…was mache ich dann? Nach dem Frühstücken sehe ich zu wie sich Kyo eine Jacke anzieht und die Tür aufschließt. Doch bevor er losgeht bleibt er noch kurz stehen. „D…Danke für alles…Ich weiß…Ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen.“ „Ist schon gut.“ „Nein…es ist nicht schon gut. Das ist nämlich nicht selbstverständlich, was du für mich tust, verstehst du?“ „Du bist mein bester Freund Kyo…beste Freunde tun so was füreinander.“ Fröhlich umarmt er mich…Kyo…woher hast du plötzlich diese gute Laune? Das ist doch nicht derselbe Kyo…der vorher im Badezimmer war…oder der, der sich nie bedankt und mich anschnauzt… „Danke, Kumpel.“ Er löst sich von der Umarmung und ich sehe ihm besorgt hinterher…Kann man ihm jetzt wirklich vertrauen…? Doch als er sich kurz auf seinem Weg umdreht und mir zuzwinkert, zwinkere ich ihm belustigt zurück…Nein…heute würde er nichts anstellen…Ich sehe ihm lächelnd solange nach, bis er nicht mehr zu sehen ist…Hm… Er…ist wie ausgewechselt…Täuscht er…seine Fröhlichkeit vielleicht nur vor…? Leise schließe ich die Tür. Ich verdränge alle negativen Gedanken und stehe nun verlassen im Flur. Tja…und was mach ich jetzt? Ah…ich weiß schon. Pfeifend gehe ich ins Badezimmer und gönne mir erstmal eine warme Dusche. Nachher stehe ich vor dem Spiegel und kämme mir sorgfältig die Haare. Wow…was für ein gut aussehender Typ, steht denn da vorm Spiegel??...So…und jetzt? Nachdenklich gehe ich durch die Wohnung…soll ich…oder nicht? Er hat sich vorgestern so aufgeregt…aber…vielleicht war es wirklich meine Schuld gewesen? Wartet er auf eine Entschuldigung? Vielleicht…sollte ich…ihn und die anderen einfach mal besuchen? Schließlich entfliehe ich dieser einengenden Wohnung…raus…raus in die frische Luft…mit einem bestimmten Ziel vor Augen… Ich erreiche das Ziel, gehe durch die Tür, durch das Treppenhaus, durch die nächste Tür, eine Tür weiter links, eine Tür weiter rechts…und schon befinde ich mich in einem mir all zu gut bekannten Stockwerk. Gelassen schlendere ich durch den Gang und bleibe kurz vor einem geschlossenen Raum stehen. Aus dem Zimmer…unserem Bandzimmer…kann man Männerstimmen hören. Eine Stimme ist mir unbekannt…doch die anderen Stimmen kann ich gut zuordnen… Unentschlossen ob ich den Raum betreten soll oder nicht, kaue ich nachdenklich auf einen Fingernagel. Das tat ich immer wenn ich nervös war…aber schlechte Angewohnheiten verliert man nicht so schnell… Ein Mitarbeiter geht an mir vorbei und dreht sich kurz um. Als er mich erkennt, begrüßen wir uns freundlich. Ich merke, dass er mich irgendwas fragen wollte, wahrscheinlich wegen Kyo... doch er stockt, schluckt schwer und geht weiter…Kyo geht es doch gut…Er hätte mich ruhig fragen können…Wieso fassen mich die Leute seit dem Vorfall mit Samthandschuhen an?? Es geht ihm doch gut… Unerwartet wird die Zimmertür geöffnet und ein Fremder beäugt mich überrascht. „Oh! Toshi…“ Shinya, Kaoru und…Die…sitzen am Tisch und bekommen vor Überraschung keinen Ton heraus. „Guten Tag. Ich bin von der Zeitschrift „Sushi-Rock“. Es tut mir Leid…was passiert ist…“ Der Reporter verbeugt sich kurz und verschwindet dann. Meine Bandmitglieder schauen mich immer noch irritiert an, als ich unseren Raum betrete und die Tür schließe. „…Hey…“ Keine Reaktion… „Sushi-Rock, ne?“ Schmunzelnd schaue ich in die Runde und ein kurzes verkrampftes Lachen erfüllt den Raum… „Schön dich zu sehen, Toshi. Wie…geht es K…Kyo?“ Als mich Kaoru die Frage stellt, verkrampfen sich alle noch mehr und eine unangenehme Stille breitet sich aus. Kaoru…wieso stotterst du bei seinem Namen? „Ihm geht es gut. Heute haben wir zusammen gefrühstückt und er war in super Laune…Gerade geht er Einkaufen und Freunde besuchen. Er benimmt sich normal. Alles im Grünen Bereich.“ Erleichtert atmen die anderen auf und lächeln mir nickend zu. „Das sind gute Nachrichten.“ „Mann…ihr seht ja ganz schön fertig aus, Leute!“ „Kein Wunder! Die letzten Tage hatten wir am laufenden Band Interviews und Fernsehauftritte…doch langsam flaut der Ansturm ab.“ Die…wieso weicht er die ganze Zeit meinen Blicken aus? Ist er noch sauer…? „Toshi? Wie geht es dir?“ Warum fragt mich jeder wie es mir geht? Ist doch alles ok. Um mich braucht man sich keine Sorgen zu machen. „Gut und euch?“ Jeder wirft mir ein „Gut.“ entgegen…aber ob es ihnen wirklich gut geht? „Hauptsache Kyo geht es gut…“ Plötzlich steht Die auf. „Hey! Wie wäre es wenn wir für heute Schluss machen? Heute haben wir eh keine Termine mehr.“ Shinya guckt kurz auf den Terminplaner und bestätigt grinsend Dies Aussage. Zwar wollten Kaoru und Shinya mit uns noch etwas unternehmen…Trinken gehen oder so was in der Art, aber ich und Die verneinten und blieben alleine im Bandzimmer zurück. Ich warte geduldig auf eine Reaktion von Die…doch dieser bleibt regungslos auf seinem Platz sitzen…Also breche ich das Schweigen als Erstes. „…Bist…du noch sauer?“ Doch ehe ich mich versehe, steht er schon auf und nimmt mich seufzend in den Arm. „Nein bin ich nicht…“ Ich schmiege mich näher an ihm, woraufhin er mich fester in seinen Armen schließt. „Ich habe dich so sehr vermisst, Toshi…Ich bin froh, dass du uns besuchen gekommen bist…“ Hat er mich wirklich so sehr vermisst…? Sanft löst er die Umarmung, um mich zu küssen…doch ich weiche seiner Geste aus. „Was ist los?“ „…Nicht hier…Hier rennen mir zu viele Mitarbeiter herum…und du weißt, dass wir…es lieber geheim halten wollen…“ „Hm…wir könnten ja zu mir fahren? Ich hab Alk und ein paar neue Filme da.“ Fröhlich lächelt er mich an und streichelt einfühlsam meine Hand. Und dieser sehnsüchtige Blick erst…naja…Wer kann schon so einem Angebot widerstehen? Kapitel 9: Rennen ----------------- Bei ihm zu Hause wirft er mir erstmal eine Bierdose zu, die ich gekonnt auffange. „Super Fang! Die DVDs stehen bei mir im Wohnzimmer. Such dir einen aus, Honey.“ So gehe ich in sein Wohnzimmer und schaue wie gewohnt im Schrank, in der sich seine riesige DVD-Sammlung befindet. Die neuen sind in der vordersten Reihe…hm…Spiderman 3…Fluch der Karibik...Haufen Actionfilme…und…ähm…SpongeBob Schwammkopf – Der Film?! Leise kichere ich vor mich hin. Ok…Die kann manchmal sehr kindisch sein, aber SO kindisch?? Na gut…den Schwammkopf find ich auch cool, doch das muss er ja nicht wissen. Die umarmt mich plötzlich von hinten und haucht in mein Ohr, das anfängt zu kribbeln. „Na, mein Süßer…Hast du schon einen Film ausgesucht?“ „Naja…also eigentlich habe ich keine große Lust auf einen Film…“ „Ja…ich verstehe was du meinst…“ Verlangend knabbert er an meinem Ohr. „Nein, du verstehst nicht ganz…Ich muss dir was erzählen.“ Spätestens als er anfängt mich am Hals zu küssen, entreiße ich mich von ihm. „Ich will dir was erzählen, hörst du mir überhaupt zu??“ „Natürlich…“ Nein…tut er nicht...Hektisch presst er mich an die Wand und küsst mich sehnsüchtig. „Hey!“ „Ich hab dich so sehr vermisst, Toshi…“ Er küsst mich ohne auf meine sichtliche Verweigerung zu achten weiter. Zwar keuche ich kurz auf, als er mir verlangend in den Hintern greift und mir die Hose aufknöpft…aber…das ist nicht das was ich will… „Du hörst mir gar nicht zu!!“ „Nachher können wir immer noch reden, Babe…“ „Verdammt! Lass meine Hose los!“ Panisch schubse ich ihn von mir weg. „Toshi! Was ist denn los mit dir?? Wir hatten schon seit Tagen kein Sex mehr!!“ „Ich will aber jetzt kein Sex! Ich wollte dir doch was erzählen!“ „Wenn du es nicht willst, wieso bist du dann mit zu mir gekommen???“ „Weil ich mit dir re…“ „Ok, Ok! Jetzt bin ich aber mal gespannt, was so wichtig sein kann.“ Grimmig verschränkt er die Arme vor der Brust und wartet ungeduldig auf eine Erklärung. Ich wollte es ihm erzählen…ihm erzählen was Kyo mit sich heute früh angestellt hatte…und von seiner dann plötzlichen beunruhigenden guten Laune…aber…enttäuscht seufzend halte ich inne. Er hört mir doch eh nicht zu… „Ach vergiss es…Ich sollte jetzt besser gehen…“ Doch er hält mich schmerzhaft am Handgelenk fest. „Wo willst du hin, Toshi??? Du bleibst gefälligst hier!“ „Du tust mir weh!“ „Wieso willst du denn unbedingt gehen??“ „Bitte lass mich los…“ Sein Griff ist wirklich schmerzhaft und die ganze Situation ist so…schmerzhaft und mir entweichen langsam Tränen…Als er diese sieht, lässt er mich los und ich rutsche an der Wand zu Boden. „Wieso weinst du denn jetzt aufeinmal??? Sag mal, kann man es dir nie Recht machen??!!“ „Du willst doch nur Sex!! Du hörst mir nie zu und lieben…lieben tust du mich sowieso nicht!!“ „Das sagt genau der Richtige!! Du wolltest mit mir bestimmt wieder wegen Kyo reden, nicht wahr??? In deinem Leben gibt es doch nur noch Kyo!!!“ „Das ist nicht wahr!! Ok…ich wollte mit dir gerade über ihn reden, aber…“ „Aber was?!! Vielleicht solltest du mit ihm zusammen sein??? Du bist ja total verknallt in ihn! IHN lässt du bestimmt ran, du Schwuchtel!!“ „Was…Was redest du da???? Kyo ist mein bester Freund, nicht mehr!!! Und was soll das mit Schwuchtel?? Falls du es noch nicht gemerkt hast, ich bin ein Kerl! Und du auch!“ „Ich bin aber nicht schwul!! Deswegen werde ich mir nun eine Frau suchen!! Wie konnte ich nur so dumm sein und mich mit einer Tunte einlassen???“ Ich kann nicht mehr…Er tut mir so schrecklich weh…Merkt er das denn nicht?? Heulend stehe ich auf und halte mich kraftlos an der Wand fest. „Du bist so ein Arschloch!! Und ich dachte, das zwischen uns wäre etwas Besonderes gewesen…“ Den Blick auf den Boden gehaftet eile ich schleunigst zur Tür, als mir Die noch wütend hinterher ruft. „Jetzt kannst du ja etwas Besonderes mit deinem ach so tollen Kyo haben, Schwuchtel!!!“ … renne… Ich renne… renne…renne immer weiter…Ich renne so weit…es ist kein Ende in Sicht…nur diese Kälte…und dieses unaufhörliche Rennen…Ich keuche schon…Ich kann nicht mehr…doch ich renne trotzdem weiter…ein Rennen das kein Ende mehr findet…meine Lungen…sie platzen…mein Herz…es zerreißt…meine Beine…sie schmerzen…aber…ich renne weiter…Wo ist das Ziel? Renne ich etwa…im Kreis?...aber…ich renne…renne…und renne trotzdem weiter… Kapitel 10: Die Roten schmecken am besten... -------------------------------------------- Keuchend und erschöpft lehne ich sitzend an der Wand…Ich bin vor ein paar Minuten hier angekommen…und meine Lungen brennen wie Feuer…Ich bin den ganzen Weg ohne Zwischenstopp gerannt…das letzte Stück bin ich vor Erschöpfung nur noch gestolpert und die Passanten haben sich irritiert nach mir umgedreht…aber das war mir egal…ich wollte nur weg…so weit wie nur möglich weg…weg von ihm…von ihm und seinen leeren Versprechungen…diese schmerzenden Worte…aber es lief ja schon länger nicht mehr so gut…Die Trennung ist nur eine Frage der Zeit gewesen…Trennung…sind wir jetzt wirklich getrennt…? Wird er sich nun wirklich eine Frau suchen…? Ich kann es nicht glauben… Gerade eben habe ich noch die Wohnungstür eingeschlagen…meine Jacke auf den Boden geschmissen…und mich kraftlos fallen gelassen…am liebsten wäre ich jetzt auf der Stelle verreckt…doch stattdessen lebe ich…und das obwohl ich nicht leben will… Weinend vergrabe ich mein Gesicht in den Händen…Ich will nicht mehr… Plötzlich ertönt ein Laut von der Haustür…Kyo…Er ist wohl von seiner Einkaufstour zurück…Wie kann Die nur auf so eine absurde Idee kommen, dass ich mit Kyo...das ist einfach total unvorstellbar! „Hey, alles klar?“ Als er das Wohnzimmer betritt, drehe ich schnell meinen Kopf zur Seite…Er soll sie nicht sehen…meine Tränen… „Was machst du? Deine…Jacke liegt auf dem Boden.“ „I…ich hab gerade nur etwas auf dem Boden gesucht und ja…die Jacke räume ich gleich weg.“ Ich tue so als würde ich etwas suchen und lass meinen Blick über den Boden schweifen. So kann er auch mein Gesicht nicht sehen… Ich höre wie er seine Einkaufstüten auf den Boden abstellt und ich muss erschreckender Weise feststellen, dass er auf mich zu geht…Wieso kommt er her?? Wieso kann er nicht einfach gehen…? Und außerdem müssen die eingekauften Sachen in den Kühlschrank… Ein Schritt vor mir bleibt er stehen und kniet sich zu mir runter. Hartnäckig halte ich meinen Blick auf den Teppich. „Toshi…du suchst doch gar nichts.“ „Doch, ich s…suche mein äh Plektrum…“ „Schau mich an.“ Doch mein Blick bleibt auf dem Boden haften. Bitte…verschwinde doch… „Toshi? Irgendwas stimmt doch mit dir nicht. Deine Stimme zittert und als ich in den Raum kam, saßt du reglos an der Wand. Was ist los?“ Nein. Lass mich in Ruhe. Geh weg…doch ich bekomme trotz Willen kein einziges Wort heraus…Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen…? Sonst sorgt er sich um mich auch nicht… „Vertraust du mir denn nicht?“ „Doch…“ „Dann sag mir bitte was los ist.“ Soll…ich wirklich? Soll ich ihm von Die und mir erzählen…? Ich weiß nicht… „…“ Auf einmal raschelt etwas in seinen Händen. „Na? Möchtest du?“ Ich blicke auf und sehe in ein grinsendes Gesicht vor mir. Lächelnd hält er mir die Gummibärchentüte entgegen. „Ich hab dir welche gekauft, so wie du es wolltest.“ Süß…Mit seinem Lächeln und den Gummibärchen sieht er richtig süß aus…so muss ich sein Lächeln erwidern. Doch sein Lächeln verschwindet und auf seinem Gesicht breitet sich Besorgnis aus… „Du…hast geweint…“ „…Ich möchte gerne welche.“ Ich sehe ihm zu wie er die Tüte aufreißt und sie mir dann hinhält. In Gedanken nehme ich mir einen roten Bären heraus. „Die Roten habe ich am Liebsten.“ „Also ich finde die Grünen am Besten.“ Angestrengt sucht er nach einem Grünen…schließlich findet er eines. Ich beobachte ihn schmunzelnd… Wir sitzen eine Weile zusammen an der Wand und essen stumm die Gummibärchen. Eigentlich tut er nichts…aber…seine bloße Anwesenheit tröstet mich... „Die…“ „Die?“ „Ja, Die.“ „Ich soll sterben?“ „…Nein. Ich meine Die, unseren Kumpel.“ „Achso…was ist mit ihm?“ „Er…ist der Grund, warum ich Trübsal blase…“ Ruckartig ist Kyo wieder genau vor mir und schaut mich besorgt an. „Hat er dir…wehgetan?“ „…Nein.“ „Nein?“ „Naja…eigentlich schon.“ „Also doch?“ „Äh ja. Aber nicht so wie du es dir vielleicht denkst.“ „Wie jetzt?“ Zwickmühle…aber ich sollte es ihm erzählen…Immerhin ist er mein bester Freund. Er wird mich schon verstehen…hoffe ich mal. „Toshi, was hat Die gemacht? Es muss etwas Schlimmes sein…sonst hättest du nicht geweint.“ „Also…ich…ich und Die…wir…naja…wie soll ich es sagen? Wir…“ Ja…Gute Frage…was…was war das denn zwischen uns genau gewesen…? „Sprich weiter.“ Hektisch nickt er mit dem Kopf. „Ich und Die…Ich und Die…“ „Soweit waren wir schon.“ „Ja also ich und Die sind…haben…waren…“ „Jaaa?“ „Waaah! Ich kann es dir nicht erzählen, Kyo!!“ Schnell verstecke ich mein Gesicht hinter den Händen. „Ach! Jetzt stell dich doch nicht so an!!“ Dominant zieht er meine Hände vom Gesicht und funkelt mich ungeduldig an. „Wenn du es mir nicht sagst wie soll ich dir denn dann helfen??“ „…“ „Du und Die ihr habt Streit, nicht? Habt ihr euch geschlagen? Hast du seine Gitarre kaputt gemacht? Was ist vorgefallen, Toshiya?!“ „…“ „Sag es mir!“ „Wir gehen miteinander.“ „Was?“ „Äh…ich meine wir sind miteinander gegangen…“ „Miteinander gegangen?“ „Ja…“ „Miteinander gegangen…??“ „Genau…“ „So richtig…miteinander gegangen also?“ Vorsichtig und langsam nicke ich ihm zu, woraufhin er eine Hand auf sein Mund wirft und mich schockiert fixiert. … „Und…und…wohin seit ihr gegangen??!!“ „Hä?!“ Perplex schlage ich mir die Hand auf die Stirn. Der…der hat doch gar nichts kapiert!! Tut er nur so oder ist er wirklich so blöd?? „Kyo! Ich und Die sind…waren ein Paar…ein Liebespaar…ein schwules Paar!!!“ Seine Augen weiten sich noch mehr und nun kann man aus seinem Gesicht pures Entsetzen ablesen. „D…D…DIE ist schwuuuul????!!!“ „Und bei mir ist es ja schon von vornherein klar, dass ich schwul bin…“ Ich werfe meinem Gegenüber einen beleidigten Blick zu. „Ja, dir merkt man das an. Aber Die…“ „…Wie, man merkt mir das an??? Man merkt mir das überhaupt nicht an!!“ „Doch…manchmal…“ „Wie…Wie denn??!“ Total irritiert warte ich auf seine Antwort, als plötzlich ein störendes Klingeln ertönt. „Äh…Sorry, ich muss ran.“ Schmollend sehe ich zu wie Kyo eilig zum Telefon rennt. Wieso muss dieses verfluchte Ding immer im falschen Moment klingeln?? „Ah hey! Wie geht’s dir denn so, Kaoru? Was? Oh klar, alles Bestens…“ Na toll…mal wieder ein Bandmitglied, das wissen will, wie es denn unseren Propheten so geht…das heißt mindestens 1 ganze Stunde warten…bis dahin habe ich bestimmt alle Gummibärchen aufgegessen…Ich…könnte zwar theoretisch möglicherweise vielleicht welche für ihn übrig lassen, aber…nein. Rache ist ja so süß…Rache dafür, dass ich nun das gekaufte Zeug einräumen kann! Danke! Kapitel 11: ...doch die Grünen schmecken auch. ---------------------------------------------- „Es war Kaoru. Er wollte wissen wie es mir so geht.“ Gähnend kommt Kyo zurück ins Wohnzimmer. Ich habe es mir währenddessen auf der Couch gemütlich gemacht und schaue fernsehen. „Du…hast es ihm aber nicht erzählt oder?“ „Von dir und Die? Natürlich nicht. Das ist eure Angelegenheit. Wenn es die anderen erfahren sollen, dann erzählt ihr es ihnen selber.“ „Danke.“ „Kein Problem.“ Er setzt sich zu mir auf das Sofa. Ich zappe gelangweilt durch das Programm…aber es läuft nichts Gescheites… „…Wo sind die Gummibärchen?“ „Habe alle aufgegessen.“ „ALLE?“ „Jep.“ „…auch…die Grünen?“ „Jep.“ „…“ Schmollend starrt er mich von der Seite an… „…du…du bist so ein Kind, Kyo!“ Schmunzelnd werfe ich ihm die Tüte entgegen, in der nur noch grüne Bärchen enthalten sind. Wäre doch auch echt fies von mir gewesen oder? Genüsslich und fröhlich vergreift er sich an den Gummibärchen. „Danke!“ Genervt zappe ich immer noch weiter durch das Programm, bis ich auf den Musiksender komme…Dort spielt gerade TheGazettE…eine tolle Band mit guter Musik… „Ach komm! Mach den Scheiß aus!“ Kyo will mir die Fernbedienung wegschnappen, doch er ist zu langsam. „Wie Scheiß??? Gazetto sind cool, du Depp!“ „Die sind gar nicht cool, sondern total bescheuert!“ „Hey! Die gehören zu meinen Lieblingsbands!“ „Aber…nur weil du auf die Typen stehst…“ Rot anlaufend schmeiß ich ihm die Fernbedienung auf den Kopf. „Gar nicht wahr!“ „Ha! Endlich hab ich sie!“ Schnell schaltet er den Fernseher aus. Mist… „Also erzähl weiter. Wieso habt ihr euch beide getrennt?“ Mir entweicht ein bedrückter Seufzer…Wieso ist er nur so neugierig? „Bitte…“ Noch ein Seufzer von meinerseits… „Na gut…Also…Wir waren eine zeitlang zusammen und es war alles in Ordnung gewesen. Er ist sogar quasi schon zu mir gezogen…Es war eine sehr schöne Zeit mit ihm…doch ehe man es sich versieht, gibt es nur noch Streit und Ärger. Alles…kann von einem Moment zum Anderen…verloren gehen…“ „Und das habt ihr alles vor uns verheimlicht?“ „Wir wussten nicht…wie ihr reagieren würdet…und was das dann für unsere Band heißen würde…und außerdem wollte es Die nicht, dass ich irgendwas sage.“ „Aber…was war denn der Grund für eure plötzliche Trennung?“ Du… „…müssen wir darüber reden?“ Traurig wende ich mein Blick von ihm ab. Ich kann ihm doch nicht sagen…dass er der Grund ist… „Ich…bin der Grund, nicht wahr?“ Hä? Überrascht wende ich mein Blick wieder ihm zu. „Wie…kommst du denn darauf??!“ „Ist doch offensichtlich.“ …offensichtlich also…aha…Er ist gar nicht so dumm, wie er manchmal tut… „Du bist fast die ganze Zeit bei mir…All deine Zeit…verbrauchst du nur für mich…Wo soll da denn noch Platz für ein Freund sein…?“ Er hat Recht…Ich…habe Die komplett vernachlässigt…so vernachlässigt, dass ich ihn sogar ab und zu ganz vergessen habe…Für mich gab es nur noch Kyo… „Es ist meine Schuld…Alles ist meine Schuld, Kyo…“ Ich wische mir eine Träne weg…Ich war einfach blind vor Sorge gewesen... „Ist es nicht immer so? Wenn man etwas besitzt…denkt man nicht daran…Es ist einfach selbstverständlich, das man es hat…und…man denkt erst wieder daran, wenn man es verloren hat…und man herausfindet…das es nicht selbstverständlich war, das man es gehabt hat…Es…zerreißt einen…“ Kyo…Während er versucht das Problem auszudrücken…ist…etwas mit seinem Blick…er…ist so leer…so weit weg und leer… „Ich verstehe was du meinst…“ Weinend rücke ich näher zu ihm, um ihn zu umarmen…und…ich muss zu meiner Überraschung feststellen, dass er meine Umarmung erwidert…und das auch bei ihm die Tränen fließen…Hatte er etwa…dieselbe Erfahrung machen müssen…? … „Sag mal…ist alles wirklich so offensichtlich…?“ „Anscheinend schon…“ „Und woher wusstest du eigentlich, dass ich schwul bin?“ „…“ „Es…sind meine rosa Hausschuhe, nicht wahr? Du warst ja einmal bei mir und…da hatte ich sie an...“ „Du…hattest rosa Hausschuhe an??“ …Mist. Kommentar von der Autorin: Sry! XD Die nächsten Kapitel werden dann wieder ernster! Versprochen! ^^ Kapitel 12: Eine graue Welt --------------------------- Kennt ihr dieses Gefühl? Dieses trostlose unangenehme Gefühl…das man hat, wenn man morgens aufsteht…an einem Tag, wo alles…wirklich alles einfach grau ist…graues Wetter…graue Gebäude…graue Stimmung…graues Leben. Alles ist einfach trostlos und farblos. So trostlos…dass es beinahe schon wieder tödlich ist… …und diese plagenden Gedanken, die man hat…das…alles so sinnlos ist…so sinnlos…Man wacht in einer grauen Welt auf…in einer Welt ohne jegliche Anzeichen von Freude…in der so was wie Freude, Glück, Farbe nicht existiert…und man fühlt sich…so allein…so alleine gelassen von der Welt…du bist alleine in dieser Welt…ganz allein…und du wirst für immer alleine sein…das Jetzt ist trostlos…und auch die Zukunft wird trostlos sein…einsam in dieser verlassenden Welt… Dieses Gefühl ist so unerträglich…Ich will nicht mehr…Ich halte es nicht aus…diese trostlose Leere…bevor ich das länger ertragen muss…diese hoffnungslose Zukunft erleben muss…für immer mein Leben einsam verbringen muss…nein…ich würde es lieber sofort beenden…mich von diesem Leid erlösen… … Schwach öffne ich die Augen und blinzele ein paar Mal. Ich will versuchen mich von diesem Gefühl zu befreien…also setze ich mich ruckartig auf und ziehe leicht den Vorhang beiseite. Graues…kaltes…Wetter…Am liebsten würde ich auf der Stelle kotzen…die ganzen Sorgen und Gedanken…einfach rauskotzen… Zwingend stehe ich auf und stolpere in den Gang, auf die Badezimmertür zu. Ich halte kurz inne…Das hatten wir doch schon mal? Kyo…werde ich ihn darin wieder sehen…wie…er sich das Leid in den Körper schneidet…? Kann…er denn nicht auch einfach kotzen…? Das ist doch um so viel schmerzfreier… Der Laut von Geschirr…Es kommt von der Küche. Das bedeutet, dass Kyo schon wach ist und in der Küche wahrscheinlich gerade frühstückt… Beruhigt betrete ich das Badezimmer und schließe die Tür hinter mir. Ich muss eigentlich gar nicht kotzen…Besser ich versuche mit einer warmen Dusche mein Leid fortzuspülen…weit, weit wegzuspülen…doch als ich so in der Dusche stehe…merke ich, dass das Leid nicht fortgeht…es bleibt an mir hartnäckig haften…Ich reibe mit der Seife solange auf meiner Haut, bis diese brennt und rot anläuft…aber es hilft nicht…für mich ist diese Welt immer noch grau…so unendlich grau… Klopf, Klopf „Alles in Ordnung da drin?? Lass das Wasser nicht solange laufen, schließlich bezahle ich das Ganze.“ „Ich bin schon fertig!“ Ich drehe das Wasser ab und bleibe reglos in der Dusche stehen. Die…er hat mir doch mehr zugesetzt als ich dachte…werde…ich etwa mit der Trennung nicht fertig? Vor Kyo tat ich gestern so…als wäre alles nur halb so schlimm…bis wir uns schließlich weinend in den Armen lagen…Er muss wohl so eine ähnliche Erfahrung gemacht haben…Ach…alles ist so scheiße. Ausgelaugt ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zur Küche…die mir plötzlich so unglaublich weit entfernt vorkommt... Zielstrebig gehe ich zum Küchenschrank und hole mir eine Flasche Sake heraus. Wenn ich das Leid schon nicht wegspülen kann…dann wenigstens wegtrinken…und schon sitze ich mit einem vollen Glas am Tisch…mit einem Glas, das mit einem Zug leer ist…und ich sofort wieder auffülle… „Was machst du da?“ „Mich betrinken.“ „Um diese Uhrzeit? Und dazu noch auf leerem Magen?“ Und wieder mit einem Zug leer… „Hey! Spinnst du????“ Schnell reißt mir Kyo das Glas aus der Hand. „Ich will hier keinen Besoffenen!“ Kyo…der Grund für unseren Streit? Falsch. Ich…ich alleine bin für unsere Trennung verantwortlich…aber…er wollte doch eh nur Sex von mir…nicht? Oder…hat er das nur gesagt, weil es ihn so fertig gemacht hat…das ich nur noch von Kyo gesprochen habe…aber Die, du vergisst…Kyo ist doch mein bester Freund und er steckt in Problemen…was…hätte ich denn tun sollen?? Ihn in Stich lassen…?? „…Habe…ich dir schon erzählt, was Die zu mir gesagt hat…?“ Ohne auf eine Antwort zu warten rede ich weiter. „Er…er hat…er hat gesagt, dass…“ Nein…das ist nicht wahr…Er hat es nicht gesagt…Ich habe es ihm vorgeworfen…aber er selber hat es nicht gesagt…doch abgestritten hatte er es auch nicht…Verdammt, Die! Hast du mich nun geliebt, oder war es doch nur Sex gewesen?? Wieso ist er nicht hier, um mir diese Frage zu beantworten??? „Was hat er gesagt?“ Mittlerweile hat sich Kyo zu mir gesetzt und hört mir tröstend zu. Seit wann…ist er so nett? Der Kyo vor ein paar Tagen hätte mich wahrscheinlich hochkant aus seiner Wohnung geworfen…und jetzt…jetzt sitzt er am Tisch und macht sich…Sorgen um mich…Haben wir etwa einen Rollentausch? Eigentlich sollte ich doch derjenige sein, der sich um irgendwen kümmert…nicht umgekehrt… „Er…hat gesagt, dass ich eine Schwuchtel wäre!“ „…Das…hat er also gesagt, ja?“ „Ja…“ „Und…deswegen betrinkst du dich, ja?“ Ich stehe aufgebracht auf und torkele ein paar Schritte zurück. „Nein, verdammt!! Ich betrinke mich, weil mich diese Trennung fertig macht und mein Leben so verdammt scheiße ist!! Alles ist so beschissen!! Wir haben nicht mal mehr Gummibärchen da…und außerdem hatte ich jetzt schon seit mehreren Tagen keinen Sex mehr!!“ „Du bist ja schon völlig weg…“ „Weg? Ich bin doch da!“ Ich mache ein paar unsichere Schritte auf ihn zu, woraufhin er mit dem Stuhl etwas wegrückt. „Kyo…er…er hat noch etwas gesagt…“ Gehen funktioniert im Augenblick nicht so gut, deshalb schnappe ich mir meinen Stuhl und rücke zu ihm rüber. „Willst…du wissen was dieser Dreckskerl noch zu mir gesagt hat??“ „…“ „Nicht?“ „Doch erzähl.“ Ich rücke noch etwas näher zu ihm und flüstere ihm in sein Ohr. „Er sagte, dass…ich in dich verknallt wäre…dass ich nicht auf ihn, sondern auf dich stehen würde…Kyo…“ Er zieht sein Gesicht von mir weg und schaut mich verunsichert an. „Das…hat er wirklich gesagt…?“ Ich nähere mich ihm und ich muss meine Aufmerksamkeit auf seine Lippen lenken…seinen sexy Lippen…die so…lecker aussehen…Wieso sind mir diese Lippen vorher nie aufgefallen…? „T…Toshi…?“ Nein nicht reden… Ich beiße mir sanft auf die Unterlippe…Soll…ich es wirklich tun…? Ich kann mich aber nicht mehr länger beherrschen…Sie…sehen…einfach…allzu lecker aus…Genüsslich und vorsichtig vorantastend lecke ich über seine geöffneten geschmackvollen Lippen…doch als ich dann überheblich meine Lippen auf seine presse, springt er erschrocken auf, woraufhin ich ungeschickt auf seinen leeren Stuhl plumpse. „Was soll das?? Nur…nur weil du schwul bist, muss ich…es doch nicht auch sein!“ Ungläubig berührt er seine Lippen…seine Lippen, denen ich gerade so nah war…so nah…aber jetzt doch so fern… Kapitel 13: Sag mir wie... -------------------------- „Entschuldigung…“ Kyo schaut nicht von seinem Schreibtisch auf und schreibt weiter seine Texte. Er ist mal wieder in einem Schreibwahn…überall liegen voll gekritzelte Blätter… „Ich habe ja gestern…den ganzen Küchenboden vollgekotzt…“ „Nicht schlimm. Der musste eh mal wieder gewischt werden.“ Gut…Er ist nicht sauer…Ich dachte er wäre es…weil er schon seit gestern…seit…dem Vorfall nicht mehr mit mir geredet hat… „Und…ich…wollte mich auch entschuldigen wegen…“ Peinlich berührt blicke ich auf den Boden. Ich konnte ihn die ganze Zeit nicht direkt ansehen… „…dem Kuss.“ Knack Ich zucke verblüfft auf. Sein…Bleistift ist wohl gebrochen…Ist…er also doch wütend? Ich werde verlegen und starre stur auf den Holzboden…Mann…ist mir das peinlich… Dann höre ich wie er den Stift spitzt und wieder wie wild auf seinen Blättern kritzelt. Ich traue mich kurz aufzublicken und ihn anzusehen, aber…als ich ihn jetzt so direkt sehe, verkrampft sich mein Magen so sehr, dass mir übel wird…Seine…seine Arme…sie…Blut…alles voller Blut…Schmerzhaft halte ich mir den Bauch, als er aufblickt und mich amüsiert ansieht… „Was ist denn Toshi? Findest du es denn nicht schön…? Kommt bestimmt bald in Mode…Was meinst du?“ Demonstrierend hält er die Arme hoch, damit…seine blutenden Ritzereien noch besser zur Geltung kommen…Aber was mir noch mehr Angst macht, ist sein hämisches Grinsen und seine dunkel geschminkten wahnsinnigen Augen… „Kyo…was…tust du dir nur an…?“ Höhnisch lacht er auf… „Wenn ich mich verletze….verletze ich auch dich.“ „Was? Kyo…“ Sein Grinsen verschwindet und er schlägt mit seinen Fäusten wütend auf den Tisch. „Ich bin nicht Kyo! Ich bin der Prophet!“ „Aber…der Prophet ist doch Kyo!“ Ein leises Kichern von seinerseits… „…wenn du meinst…“ In seiner Welt verschwunden, schreibt er weiter an seinen Texten. Wie…wenn ich meine…? Verständnislos schaue ich in seine Richtung, doch er scheint wieder in seiner Arbeit vertieft zu sein…Mein Blick wandert kurz zu seinen Verletzungen…und mich schmerzt es wieder…Wenn er sich verletzt…fügt er auch mir Schmerzen zu…Ist…das etwa der Grund, wieso er das tut…? Nein…ganz sicher nicht. Wieso würde er das auch wollen? Leise gehe ich aus dem Raum und schließe die Tür. Es hätte jetzt eh kein Sinn mit ihm zu reden…jetzt nicht. Aber ich sollte ihn später auf sein Versprechen aufmerksam machen, dass er mir im Badezimmer gemacht hatte… Ich spüre die Übelkeit in mir hochkommen…und renne schnell ins Badezimmer, um mir meine Qualen rauszukotzen…alles…alle Bemühungen und die ganzen Fortschritte, die ich mit ihm in den letzten Tagen gemacht hatte…alles…ist vergebens…so vergebens…Jetzt benimmt er sich schon wieder so seltsam und unheimlich wie am Anfang…Waren denn wirklich alle meine Bemühungen und…sogar die Trennung von Die ganz umsonst gewesen…?? Er hatte sich doch so normal und fröhlich benommen…und jetzt…scheiße…wenn das so weiter geht, sollte ich ihm wirklich einem Arzt überlassen… Gedankenverloren wasche ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und versuche mich zu beruhigen…doch die Tränen und die Schmerzen…sie lassen sich nicht einfach wegwaschen… Verzweifelt setze ich mich auf dem Boden und schließe kurz gequält die Augen…Was für eine blöde Lage…Wie soll das alles denn nur weitergehen…? Kyo…Wie soll es mit dir noch weitergehen…? Und…wie…soll es mit mir noch weitergehen…? Leicht schüttele ich den Kopf… Dong! Plötzlich durchdringt mich ein starker Schmerz am Kopf und mir wird schwarz vor Augen… Kapitel 14: Düsteres Erwachen ----------------------------- Ah…es tut so weh…Ich spüre starke Kopfschmerzen und öffne geschwächt die Augen…Das Wohnzimmer. Was ist vorher nur passiert? Wieso bin ich auf einmal ohnmächtig geworden…? Und…wieso sitze ich hier auf diesem Stuhl…? Ich versuche aufzustehen, doch ich…ich…bin gefesselt??!! Mit letzter Kraft versuche ich mich zu befreien, aber meine Hände sind zu fest an meinem Rücken gebunden…War…das etwa Kyo?? Nein…so etwas würde er doch nicht tun…oder? „Na? Bist du endlich wach?“ Doch…würde er… Ich drehe meinen Kopf zur Tür und sehe ihn dort stehen und mich ausdruckslos anstarren. Er sieht so düster aus…mit seinen schwarz umrandeten verbitterten Augen…und seinem Pokerface…Und was hatte er da an? Freier Oberkörper…nur ne schwarze Hose mit Nietengürtel und…Springerstiefel…? Sein jetziges Aussehen erinnert mich an unserer Zeit…wo wir das Vulgar-Album herausbrachten… „Wieso hast du dich so gestylt…? So…habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen…“ „Mir war einfach danach…zu einer düsteren Stimmung, gehört ein düsteres Outfit…“ Langsam kommt er auf mich zu und leckt sich kurz über die Lippen. Am liebsten hätte ich ihm ein „Geh weg!“ entgegen geworfen…aber…nur er kann meine Fesseln lösen… „Wieso hast du mich gefesselt? Bind mich los, Kyo!“ „Wie oft…soll ich es dir denn noch sagen?? Ich bin nicht Kyo!“ „Ah stimmt…Du bist ja der Weihnachtsmann!“ Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Was will er mit diesem lächerlichen Spielchen nur immer bezwecken?? „Du willst es wohl nicht verstehen, was…?“ „Was denn verstehen?“ „Das ich der Prophet bin…“ Er bleibt vor mir stehen. „…Bindest du mich jetzt bitte los?“ „Nein. Ich habe…mit dir noch etwas vor…“ „Hä?“ Keine Antwort…stattdessen lässt er mich nicht aus den Augen und holt aus seinem Rücken ein Messer hervor, das er sich wohl in den Gürtel gesteckt hatte. „W…Was…hast du vor??!“ Verängstigt wandert mein Blick zwischen ihm und dem Messer. Er will mir doch nur Angst machen…Ja nur Angst machen…Mit dem Messer schneidet er bestimmt die Fesseln durch…Klar…was denn sonst?? Ein breites unheimliches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er mir meine Angst und Unsicherheit anmerkt…Bitte…lass das Ganze nur eine Verarschung sein…Bitte… Völlig unerwartet streckt er seinen Arm aus und lässt das Messer auf diesem zuwandern… „Kyo!! Nicht!“ Will er sich etwa vor mir umbringen…??!! Aber ich kann nichts machen und muss mir mit ansehen, wie er das Messer sanft auf seine Haut ansetzt und…wie in Zeitlupe qualvoll einen langen Schnitt wagt…Nein…Ich will nicht hinsehen, aber ich muss…Ich…muss ihn aufhalten! „Hör auf!! Bitte!!“ …länger und länger wird der Schnitt…und so langsam und schmerzvoll, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft…Wieso tut er sich so was nur an??? Das muss höllisch wehtun…doch er versucht seine Qual zu verbergen und schaut mir stumm und leidend ins Gesicht. Ihm entrinnt nur ein leises Keuchen des Schmerzes…Nein…Wieso quält er mich…ihn…uns so sehr…?? Reicht es ihm denn nicht, dass ich seine Wunden sehe??? Muss ich jetzt auch noch sehen, wie er sich diese zufügt…??? Ich kann…will nicht mehr… „Ach…sag bloß du brichst jetzt schon heulend zusammen…? Ich habe doch…mit dir noch etwas viel Lustigeres vor…Es wird dir bestimmt Spaß machen, Toshi…“ Verdattert schau ich weinend in sein Grins-Gesicht. Lustig…Spaß…?? Das ist hier ganz sicher kein Spaß mehr!! Es ist pure Qual… Mit dem Messer in der Hand haltend, setzt er sich mit seinem widerwärtigen Lächeln auf meinem Schoß und fängt an mir zuzuflüstern. „Habe ich dir schon erzählt, dass…mir Blut echt gut schmeckt…?“ Genüsslich leckt er über das Messer, das mit seinem eigenen Blut befleckt ist… Mich schaudert es…und ich muss schluchzen… „…und…habe ich dir auch schon…erzählt, dass…ich auch gerne dein Blut mal kosten würde…?“ Nein…nein…nein….NEIN!! Das ist alles nur ein beschissener Traum…Oh bitte Gott…Lass das alles nicht wahr sein…Kyo…mein bester Freund…Er würde mich niemals im Leben umbringen wollen! Mein bester Freund fängt an zu lachen…Wie…kann er jetzt nur lachen?? „Was schaust du mich denn so erschrocken an?? Denkst du etwa ich würde dich jetzt sofort umbringen, oder was? Wo bleibt denn…bei einem schnellen Tod…der Spaß?“ „…heißt das…du…willst mir…einen langsamen qualvollen Tod bereiten…?“ Wieder ein entzücktes Lachen von ihm…Ich fange an vor Angst leicht zu zittern… „Naja…ich würde es eher so formulieren: Wir werden zusammen richtig viel Spaß haben!“ Spaß haben…DAS HIER heißt also für ihn Spaß haben... „Nein!! Kyo würde so was nie tun!! NIE!!!“ „Der Prophet…aber schon.“ Der Prophet…der Prophet…Wieso nennt er sich auf einmal der Prophet?? Das ist doch nur sein Titel als Sänger…Wieso will er nicht, dass ich ihn bei seinem Namen nenne?? Kyo…der Prophet…Kyo…und der Prophet…Kyo…und der Prophet…Hm…Während ich versuche sein Verhalten zu verstehen, öffnet er mir langsam das Hemd und kichert vor Vorfreude… „Dein Blut…wird bestimmt köstlich sein…“ Mir laufen schon Schweißperlen hinunter und ich muss schlucken. Er…wird mich zerstückeln…zerstückeln…und dann aufessen…Nein! Nein…denk nach…Kyo würde das alles nicht tun…doch er meinte, dass der Prophet es aber schon tun würde…Das heißt…dass er im Augenblick der Prophet sein muss…obwohl ja Kyo und der Prophet doch dieselbe Person ist! Ja klar…klar! Plötzlich fällt mir die Lösung wie Schuppen vor den Augen…Er…Er… RingRingRing Wartend was jetzt passieren würde, halte ich den Atem an. Mein Quäler hat mir das Hemd ganz aufgeknöpft und stöhnt genervt auf. Hoffentlich geht er ran…aber normalerweise muss er ran gehen! Er will doch nicht Verdacht schöpfen…? „Ich komme gleich wieder…und dann…dann wird es richtig lecker…“ Verächtlich grinsend gibt er mir einen Luftkuss und huscht mit dem Messer zum Telefon. … …Wenn…meine Vermutung wahr ist würde es alles…alles was bisher passiert ist…erklären… Kapitel 15: Psycho Killer ! --------------------------- Natürlich…meine Vermutung muss wahr sein…Sie würde seine laufenden Stimmungsschwankungen und seine seltsamen Eigenschaften erklären...Dann…könnte man ihn endlich helfen! Er muss einfach schizophren sein! Seine Persönlichkeit ist gespalten! Einmal wäre seine gute Seite…der nette, fröhliche und verträumte Kyo…mein bester Freund…und auf der anderen Seite wäre sein dunkles Ich…der depressive, brutale und selbstzerstörerische Künstler…unser Prophet…unser wahnsinniger Prophet, den seine Fans so schätzen und lieben…Ich bin zwar kein Therapeut, aber…vielleicht versucht Kyo mit dieser dunklen Seite seine Vergangenheit oder Probleme zu verarbeiten…? „Da bin ich wieder!“ Fröhlich hopst Kyo ins Wohnzimmer…Oh nein…Selbst überrascht, diese Erkenntnis nun endlich entdeckt zu haben, hatte ich total vergessen mir zu überlegen, wie ich aus der jetzigen Situation entkommen könnte… „Willst du denn nicht wissen, wer angerufen hat…?“ Fragend wartet er auf eine Antwort und fährt mit dem Finger an der Wand ein Bild nach. „Wer…wer hat angerufen…?“ Abrupt fängt er wieder an lauthals zu kichern… „…Er wollte wissen, ob du da bist…Er wollte mit dir reden…aber…ich sagte zu ihm…Du wärst nicht hier…“ „…D…Die…?“ „Ja…dein…ach so geliebter Die…Die…der sich von der getrennt hat…Die…der dich nie geliebt hat…der…dich nur ficken wollte…“ „Halt die Fresse, du Arschloch!!! Du weißt nichts!!! NICHTS weißt du!!!!!“ Wütend versuche ich an den Fesseln zu zerren und aufzustehen…Ich hätte ihm jetzt all zu gerne dieses ekelhafte Grinsen aus dem Gesicht geschlagen!! Lächelnd lässt er vom Bilderrahmen ab und geht auf mich zu. „Ach komm schon, Toshi! Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Die nichts für Männer übrig hat…besonders nicht für so eine Schwuchtel wie dich…“ Er soll gefälligst aufhören, mir ins Herz zu stechen!!! „FRESSE hab ich gesagt!!!“ Angewidert spucke ich ihm ins Gesicht, doch dieser…wischt sich die Spucke unbeeindruckt aus dem Gesicht… „Und…? Wie ist die Trennung von ihm…? Schmerzhaft…? Qualvoll…? Unerträglich…vielleicht?“ Er setzt sich wieder auf meinem Schoß und mir entrinnen wieder heiße Tränen…einerseits aus seelischem Schmerz…und andererseits aus kochender Wut…die es schaffen meine Angst vollständig zu verdrängen… „Du…wirst deinen Freund nie mehr wieder zurückbekommen…Besonders jetzt…Was denkst du würde er wohl sagen, wenn er wüsste was wir hier so…treiben…?“ Lüstern mich anblickend…streichelt er über meinen nackten Oberkörper… „Lass…Lass deine dreckigen Finger von mir!!!! Wo ist Kyo???!!! Wo hast du meinen Freund gelassen, du Monster!!!!!“ Ein irres krankhaftes Auflachen seinerseits… „Du hast es also nun endlich begriffen, was?? Wurde auch langsam Zeit!“ „Gib…mir…Kyo wieder!“ Er beugt sich zu mir vor und haucht in mein Ohr… „Kyo?...Kyo siehst du nie mehr wieder…“ Genüsslich knabbert er an meinem Ohrläppchen und mir gefriert das Blut in den Adern…Nein…Nein!! Der Prophet…darf auf keinen Fall die Oberhand gewinnen!! Was…mache ich jetzt nur?? Er lehnt sich wieder zurück. „So…genug geredet. Lassen wir nun endlich Taten sprechen…“ Meine…Angst kehrt zurück und ich presse mich mehr rücklings an den Stuhl…weg von ihm. Was…hat er denn nur vor?? Er streicht über sein Messer und schaut auf meinem Oberkörper…Will…er…mich jetzt erstechen? Vorsichtig setzt er das Messer auf meiner Brust an…woraufhin ich leise zu wimmern beginne… „…bitte…bitte nicht…“ Doch mein Wimmern hilft nicht…Ich spüre sein scharfes Messer auf meiner Haut…wie…es sich langsam…fester auf diese drückt…sich in diese allmählich einschneidet und mir dann einen schmerzvollen blutenden Schnitt versetzt… „Nein!“ Ich kneife meine Augen fest zusammen und keuche vor Schmerz auf…und spüre plötzlich seine gefühlvollen Küsse an meinem Hals…so als wolle er mich von den Schmerzen ablenken… „…Ich will dein Blut…Ich will deinen Körper…Ich will dich, Toshi…“ Der schmerzende Schnitt vollzieht sich quer über meinem Oberkörper und ich seufze erleichtert auf, als sein Messer sich von mir löst. Ich schau an mir runter und muss glücklicherweise feststellen das der Schnitt gar nicht so tief ist, wie ich dachte…aber er ist tief genug, dass es ausreichend blutet… Er beugt sich wieder vor und leckt mir sehnsüchtig über den Oberkörper, woraufhin ich vor Schmerz und Erregung aufstöhnen muss. „Hng…H…Hör auf!“ „…dein Blut schmeckt einfach zu gut, Toshi…“ Aber statt aufzuhören…macht er alles nur noch schlimmer und fügt sich sogar selber die gleiche Wunde zu und ritzt sich Zähne zusammenbeißend einen langen Schnitt über seinen Körper…Ich kann nicht hinsehen und kneife wieder die Augen zu…Bitte! Er soll doch aufhören mit dem Ganzen! Was soll das alles denn für einen Sinn haben??!! Das ist einfach nur krank!! Krank und Pervers!! Plötzlich spüre ich weiche Lippen auf meinen. Er…er küsst mich?? Überrascht öffne ich die Augen und sehe wie er genießerisch seine schließt…Ich erwidere seinen Kuss…aber nur weil mir nichts anderes übrig bleibt…oder…begrüße ich seinen Kuss etwa…? Gestern…da war ich doch betrunken!…Aber…was kann ich schon tun…? Ich kann mich sowieso nicht wehren…so geschwächt wie ich bin…Wenigstens hat er das Messer weggelegt… Sein Kuss wird immer verlangender…doch seine Lippen sind feucht…feucht von Blut…und ich kann unser Blut schmecken…Dann spüre ich auf einmal seinen heißen Körper an meinem und wie er sich an mich reibt…wie sich seine Bauchmuskeln an meinem Bauch reiben…wie sich unsere Wunden schmerzhaft berühren und sich unser Blut vermischt… Ich schäme mich dafür, aber…es erregt mich was er da tut und wir beide stöhnen verlangend und zugleich vor Schmerzen in unseren wilden Kuss hinein… Er reibt sich immer brutaler an meinem Körper und meine Wunde brennt wie Feuer…Es tut so weh…Schmerzt es ihm denn kein bisschen…?? Er löst sich keuchend vom Kuss… „Spürst du es, Toshi??? Spürst du es???? Diese Schmerzen??? Diese qualvollen schönen Schmerzen???“ „J…ja…“ „Jetzt weißt du es Toshi…Jetzt weißt du, wie ich mich jede…jede…einzelne Sekunde meines Lebens fühle…Was…für schmerzvolle Qualen ich erleiden muss…Und weißt du was…? Ich erleide sie schon lange…und…nach und nach…werden sie so normal für mich…so normal…dass es mir sogar schon Spaß macht…diese Schmerzen zu spüren…Ich…nicht mehr ohne sie sein kann…“ Was er da sagt…es zerreißt mich…Ist das…ist das etwa seine Welt? Seine düstere Welt…die ich unbedingt sehen wollte…Die Welt…die mich so neugierig gemacht hatte… „…spürt…sie Kyo auch…?“ „Nein…sie sind nur mir vorbehalten…Nur ich alleine muss diese Bürde tragen! Und dafür hasse ich ihn!! Diesen Schwächling!!“ Ich schau ihn mir besorgt an, aber er scheint sich wieder zu fassen… „Egal…das ist jetzt nicht der Rede wert…Wir werden jetzt etwas anderes machen…etwas ganz anderes…etwas…Dreckiges…“ Entzückt kichert er auf und saugt an meiner Brustwarze, während er seine Hände über meinen Körper gleiten lässt. Ich unterdrücke angestrengt ein Stöhnen und beiß mir auf die Unterlippe. Er will mich doch nicht…vergewaltigen?? „Ich will das nicht…“ Seine Hand wandert nach unten zu meiner Hose und ich spüre wie er qualvoll fast zaghaft über die gewölbte Stelle streicht, wodurch ich mir noch fester auf die Lippe beißen muss. „Hm…fühlt sich aber gar nicht so an…also ob du es nicht willst? Du wolltest mich doch schon gestern…Gib es doch endlich zu…“ „Nein, bitte…“ „Keine Angst…du wirst schon noch das bekommen, was du willst…Wer werden es richtig miteinander treiben…aber…für dich…hm…wie soll ich das am besten formulieren…? Für dich…wird es mit ein paar Schmerzen verbunden sein…genau…“ Lachend packt er fest zu und ich kann ein lautes Aufstöhnen nicht mehr verhindern…Mit ein paar Schmerzen verbunden sein…?? Ich spüre den Angstschweiß und das viele Blut auf meinem Körper und mir fließen erneut Tränen über die Wange…Ich…Ich werde doch hier nicht mehr lebendig rauskommen! Ding Dong ? Wir zucken beide gleichzeitig erschrocken auf…damit…hat keiner gerechnet… „Verdammter Mist! Können einen die Leute heute nicht einfach in Ruhe lassen, oder was??!! Immer dasselbe!!!“ Aufgebracht steht er auf und geht in den Flur. Ich höre wie er sich seine Jacke schnappt…Logisch. Er will nicht, dass man das Blut sieht…Dann macht er die Tür auf...Das könnte meine Rettung sein!! Ich versuche laut um Hilfe zu schreien, aber…meine Stimme versagt…Mir ist gar nicht aufgefallen…wie sehr geschwächt ich doch schon war…Und die Wunde…sie hört nicht auf zu bluten… …Stimmen…Ich höre Stimmen…aber…ich kann nicht verstehen, was sie sagen…Mit wem redet Kyo da bloß…? Wer hat an seiner Tür geklingelt…?? Meine letzte Rettung…steht gerade an dieser Tür! Ich darf nicht aufgeben!! Panik breitet sich in mir aus…Angestrengt mit letzter Kraft versuche ich noch mal zu schreien…und…ja…es klappt! „Hilfe!!!!! Ich brauche Hilfe!!!!“ Überangestrengt muss ich husten… Klirr Krach! Was…was ist da los?? Was ist das für ein Lärm…?? Kyo…Kyo hat doch nicht den Besucher ermordet…?? Schwach fallen meine Augen zu, doch ich versuche sie offen zu halten und blicke nervös in Richtung Haustür…Ich sehe noch eine verschwommene schwarze Gestalt auf mich zu laufen, bis…mir zum 2. Mal wieder schwarz vor Augen wird… Ah, I can't sleep again tonight Because you exist Because I was raped by you Why do you believe their voices? Ah, I won't be able to sleep again tomorrow I threw away, even my slightest hope Deep down And I go mad again tonight - And again tonight I go mad The world is full of psychos In your mind Psycho killer! Psycho killer! Psycho killer! (Disabled Complexes, Kyo) Kapitel 16: Helles Licht... --------------------------- … Schwach blinzele ich…in dieses helle Licht…Bin…ich etwa tot…? … „Na…bist du wach?“ Hä?...nein…ich kann noch gar nicht tot sein…Wer flüstert denn da…? Oh…so schön weich hier…Liege ich hier in einem Bett? Ich spüre wie mir jemand sachte über die Wange streicht…Nein…nein! Kyo!! Kyo!!! „Nein!! Geh weg!!!“ Wild schlage ich um mich und kralle mich in die Bettdecke ein. Er soll mich bloß in Ruhe lassen!!! Ich will nicht mit ihm schlafen!!! Schmerzend keuche ich auf…nein…die Wunde…sie schmerzt so! „Hey, hey! Sachte! Ich bin es doch: Die!!“ D…Die…?? Jetzt öffne ich die Augen ganz und blicke in…Dies Gesicht…So fröhlich wie noch nie muss ich ihn gleich umarmen und erleichtert aufatmen…In Sicherheit…in seiner Wohnung in Sicherheit…Halt…Die…er…er wollte mich doch auch vergewaltigen oder?? Ich lasse ihn los und schaue traurig auf die Decke…Wir…haben uns doch…gerade getrennt…und…wir hatten Streit…da ist so eine stürmische Umarmung echt nicht angemessen…Verlegen bleibe ich liegen und schaue rotleuchtend aus dem Fenster… Er sieht mir meine Verunsicherung an und wird unerwartet auch rötlich im Gesicht, das ich entdecke, als ich kurz einen Blick erhasche. „Äh…Ähm…Das…was ich beim letzten Mal zu dir gesagt habe…habe ich nicht so gemeint. Und das ich dich bedrängt habe…Es tut mir wirklich Leid…Ich war ein echtes Arschloch!“ Verwirrt schaue ich ihn nun an. Er…er entschuldigt sich?? Krampfhaft blickt er auf seine Beine, während sich seine Hände an seinen Knien festhalten… „Ich…wollte mich schon früher…bei dir entschuldigen, aber…ich war irgendwie zu feige gewesen. Also habe ich erst gestern versucht dich zu erreichen. Aber dein Handy war ausgeschaltet…und Kyo kam mir am Haustelefon so seltsam vor…Er meinte du wärst den ganzen Tag nicht da…und das obwohl ich doch weiß, dass du ihn in seinem derzeitigen Zustand nie alleine lassen würdest…Also bin ich dann sofort zu euch gefahren…und…habe dich…dort…entdeckt…blutverschmiert…Ich…Ich dachte schon du wärst…“ Er muss stocken…Die letzten Worte fallen ihm schwer und ich sehe, wie er krampfhaft versucht seine Tränen zurückzuhalten. Doch ich bin schwächer als er…und mir fließen heiße Tränen über die Wangen…Nein…Ich kann meine Gefühle nicht mehr vor ihm verbergen! „Die!“ Ich richte mich schnell auf…zu schnell. Die Wunde fängt wieder an höllisch zu brennen und ich muss mich wieder Zähne zusammenbeißend zurücklegen. Beunruhigend beugt er sich vor und schaut besorgniserregend auf meinem Verband, auf dem sich etwas Blut abzeichnet… „Du darfst dich nicht so schnell bewegen, Toshi! Du musst liegen bleiben! Hier war vorher ein Arzt, der deine Wunde begutachtet hat. Sie musste vernäht werden und sie darf auf keinen Fall wieder aufreißen!“ „Tut mir Leid, Die…“ Er seufzt kurz auf und setzt sich wieder hin. „Nein…Es tut mir Leid…Ich hätte viel früher zu dir kommen sollen…dann wäre das alles nicht passiert…“ „Doch. Es wäre so oder so passiert, weil ich bei ihm geblieben wäre…Mach dir bitte keine Vorwürfe!“ Er schaut mich kurz prüfend an und nickt mir dann schließlich zu. „Also…das was du beim letzten Mal gesagt hast…meintest du nicht so?“ Schüchtern blicke ich ihn an…und warte gespannt auf eine Antwort… Lächelnd beugt er sich wieder zu mir vor und streichelt mir über das Gesicht. „Nein…“ „Hast du mich nun mit einer Frau betrogen, wie du es tun wolltest…?“ „Nein…“ „Mit…einem Mann?“ „Niemals…“ „Mit…irgendwas anderem??“ „Aber nein! Ich hab dich überhaupt nicht betrogen…Ich liebe dich doch, Toshiya…Ver…zeihst du mir?“ Als Antwort ziehe ich ihn zurücklächelnd näher an mich heran und küsse ihn dankend…dankend dafür…dass er mich liebt und meine Liebe erwidert, trotz der Vernachlässigung…und dankend dafür… dass er mich gerettet hatte… Unser Kuss ist lang…sehr lang…Er ist nicht so wie der Kuss mit Kyo…nein…er ist unendlich mal besser…und ich genieße jede Sekunde dieses Kusses voller Sehnsucht…selbstverständlich, dass ich dann enttäuscht aufseufzen muss, als sich Die von mir löst. „Willst…du denn gar nicht wissen was…mit ihm ist?“ Nachdenklich nimmt er meine Hand und schaut mich fragend an…Doch, Die…natürlich…Diese Frage brannte schon die ganze Zeit auf meiner Zunge, aber…ich hatte Angst, dass wir uns bei der Erwähnung seines Namens dann wieder streiten würden…gerade jetzt, wo wir uns wieder gefunden hatten…Ich…hatte zwar ganz kurz…Zweifel, als mich Kyo geküsst hatte…aber mein Herz…hat schon immer dir gehört, Die…und daran wird sich nie etwas ändern… Doch er braucht keine Antwort von mir und fängt an zu erzählen…zu erzählen, wie Kyo ihm die Tür aufgemacht hatte…wie er meinen Hilfeschrei gehört hatte…wie er dann Kyo gegen die Wand geklatscht hatte…wie er mich ohnmächtig fand…wie er dann schließlich den Hausarzt geholt hatte…und, dass Kyo gerade im Krankenhaus ist, versorgt wird und unter Aufsicht eines Therapeuten erschöpft schläft… Er wird bestimmt geheilt…Das Monster wird ausgelöscht…und dann werde ich meinen besten Freund wieder sehen… Kapitel 17: Wir packen das! --------------------------- Ehe man es sich versieht ist Kyos Beurlaubung zu Ende. In der restlichen Zeit war ich zu Die gezogen und Kyo musste regelmäßig zu einem Therapeuten. Schließlich wurde bei ihm wirklich Schizophrenie festgestellt…Ich wollte ihn sogar mal besuchen…doch Die und der Therapeut meinten, dass es keine so…gute Idee wäre…Also blieb ich bei meinem Freund und ließ die Wunde verheilen, doch bald mussten Kyo und ich wieder zur Arbeit… An diesem Tag…werden wir uns dann wieder sehen… … Ich spüre die Anspannung in der Luft, als wir alle stumm im Bandraum sitzen und wartend auf die Tür starren…Er ist nämlich noch nicht da… Jedem kann man seine Nervosität ansehen…Kaoru raucht schon die 3. Zigarette…Shinya trommelt mit den Fingern auf den Tisch herum…und Die wirft mir unberuhigende Blicke zu…doch ich bleibe äußerlich ruhig und starre hartnäckig auf die Tür…Ich verkrafte es schon…denn ich habe keine Angst vor ihm…Der Prophet sagte zwar…dass ich Kyo nie mehr wieder sehen würde…aber ich bin mir sicher, dass der Therapeut gute Arbeit leistet. Plötzlich geht die Tür auf und unser Ehrengast tritt ein… „Hey, Leute! Na, habt ihr mich vermisst??“ Lächelnd schaut er in die Runde…Kyo…Es ist Kyo! Shinya und Kaoru stehen lachend auf, um ihn willkommen zu heißen und zu umarmen. Ich und Die zögern noch etwas…Eigentlich zögert nur Die…Er ist skeptisch…Besser ich warte noch etwas und versuche ihn zu überzeugen. „Die…Es ist Kyo…nicht der Prophet!“ So ein strahlendes Lächeln und so eine gute Laune kann nur Kyo haben, da bin ich mir sicher. Gerade ich müsste das wohl am besten wissen! Die vertraut mir und letztendlich stehen auch wir auf um ihn gebührlich zu begrüßen. Er benimmt sich total normal…Der Arzt hat wahrhaftig gute Arbeit geleistet…aber seine Therapie ist noch lange nicht beendet, doch wenn er jetzt schon solche Fortschritte macht…Sind doch sehr gute Aussichten! In der Besprechung fragen wir Kyo, ob er sich wieder fit fühlt und ob wir vielleicht noch das letzte abgesagte Konzert wieder aufnehmen sollen…doch natürlich mit der Bedingung, dass er kein Messer mit auf die Bühne mitnehmen darf. Wir sind uns nicht wirklich sicher, ob wir es wirklich tun sollten…ihn…wieder auf die Bühne zu lassen…aber ohne ihn, können wir einfach nicht auftreten. Wie kann denn eine Band ohne einen Sänger existieren?? Wie…?? „Natürlich ziehen wir das letzte Konzert noch durch!! Ich lass mir doch so einen Spaß nicht entgehen!“ Fröhlich und mit leuchtenden Augen schaut er uns an…Hm…Noch mal den Fehler begehen und ihn vertrauen…? Na…ich weiß nicht… „Und ich nehme kein Messer oder ähnliches mit auf die Bühne! Ich werde mich nicht verletzen!“ Hibbelig und hoffnungsvoll wartet er auf unsere Zustimmung…Wir schauen uns etwas unsicher an…aber…Er…mit seinen funkelnden Augen…Er will unbedingt…und es besteht ja dann auch keine Gefahr…Außerdem sind wir selber auch schon länger nicht mehr auf einer Bühne gewesen und selber so erpicht darauf…Konzertauftritte sind nämlich…wie eine Sucht… „Na gut! Packen wir es!!“ Wir stehen lachend auf und klatschen uns gegenseitig in die Hände. Endlich wieder zusammen auf der Bühne! Das wird ein Heiden Spaß!! Nach dem Gespräch geht jedoch jeder wieder seine eigenen Wege, da man dem Manager noch Bescheid geben muss wegen den Vorbereitungen und die anderen noch etwas zu erledigen hatten. Doch morgen wollen wir uns alle zusammen treffen, einen Trinken gehen und feiern. So als ne Art Willkommensfeier für Kyo. „Toshi! Ich…will mit dir noch kurz reden…“ Ich wollte gerade aus dem Raum zu Die, als mich unser Sänger aufhält. „Ok, Kyo. Wir gehen dann schon mal vor.“ Shinya und Kaoru verlassen den Raum und ich bin nun alleine mit Kyo…Ich drehe mich etwas verunsichert um und sehe Die an der Tür, der auf mich wartet und…mir wieder einen skeptischen Blick zuwirft. Er vertraut Kyo noch nicht ganz...doch er wird dort an der Tür stehen bleiben und auf mich warten…warten und aufpassen… Beruhigt atme ich durch und gehe zu meinem besten Freund. „Was gibt’s?“ „Ähm…ähm…ich…wollte mich für alles entschuldigen! Ich weiß nicht…genau was vorgefallen war…aber…es muss schlimm gewesen sein…und ich hoffe es geht dir gut?“ Er weiß nicht, was…er…angestellt hatte? Gut…gut so…Das weiß wahrscheinlich nur der Prophet…Kyo würde es auch nicht verstehen… „Ja mir geht’s gut. Du brauchst dir keine Gedanken um mich zu machen. Wichtiger ist jetzt, dass es dir wieder besser geht.“ „Hm…also ich habe keine Beschwerden oder so, doch der Therapeut meinte, dass ich zwei Persönlichkeiten hätte. Das ist auch der Grund, warum ich mich oft nicht immer an alles erinnern kann…doch seit kurzem sind diese Blackouts viel weniger geworden.“ „Das freut mich, Kyo.“ Wir lächeln uns fröhlich an. Dann wird seine Stimme leiser…so leise, dass nur ich es verstehen kann…und seine Augen fangen kurz an wahnsinnig aufzufunkeln… „Beim nächsten Mal, Toshi…wird Die nicht mehr rechtzeitig zu deiner Rettung kommen…“ Er lacht kurz auf und ich stimme gespielt seinem Lachen zu. Die soll davon nichts wissen…Besser er denkt, es wäre nur ein Witz zwischen uns beiden gewesen…doch mir wird etwas unbehaglich…aber normalerweise müsste ich mir keine Sorgen machen. Sein Zustand kann jetzt nur noch besser werden! Immerhin taucht der Prophet immer seltener auf! „Na dann sehen wir uns morgen!“ Wir verabschieden uns und ich eile zu Die, der mich fragend anschaut. „Was hat er dir denn so Lustiges zugeflüstert?“ „Ach nicht der Rede Wert! Ein Insider, verstehst du.“ … Bei Die zu Hause macht er für uns erstmal einen schönen warmen Tee, zum Aufwärmen. Ich schmiege mich zufrieden an ihm, als das Wasser fertig gekocht ist und er uns einschenkt. „Ich vertrau dir.“ „Hm?“ Überrascht über seine Äußerung lasse ich ihn los und siehe zu wie er unsere Tassen auf den Tisch abstellt und sich hinsetzt. Ich setze mich sofort zu ihm und schlürfe leise meinen Tee, als er endlich antwortet. „Das was er mit dir angestellt hat…werde ich ihm nie verzeihen…doch du vertraust Kyo und ich vertraue dir.“ Vor Entzückung und Freude streichele ich über seine Hand. „Die…das bedeutet mir wirklich viel…“ Dann schaut er mir ganz tief in die Augen…lange…sehr lange…zu lange! „Hab…hab ich etwas im Gesicht oder auf den Zähnen??“ Irritiert streiche ich mir über das Gesicht. Vielleicht ist mir auch vom Essen etwas noch zwischen den Zähnen hängen geblieben?? Doch er achtet nicht auf meine Frage, sondern schaut mich immer noch fasziniert an… „Deine Wunde…ist sie vollständig verheilt?“ Ich nicke ihm lächelnd zu. „Ja! Es ist nicht mal eine Narbe übrig geblieben!“ Beinahe zaghaft nimmt er meine Hand zu sich und küsst sie kurz verträumt, woraufhin ich etwas verlegen werde. So zärtlich…kenn ich ihn gar nicht…ok…Er ist schon oft zärtlich…aber… „Ähm…Die…“ Plötzlich lässt er meine Hand wieder sinken und schaut mit einem rötlichen Schimmer auf den Backen aus dem Fenster… „Die?“ „Es tut mir Leid…Ich kann mich langsam nicht mehr beherrschen…Ich meine, wir hatten schon lange nicht mehr…naja…und…ich will nicht, dass du wieder denkst, dass…ich mit dir nur wegen…du weißt schon…“ Als ich begreife, was er meint, muss ich schmunzeln. Wie er stottert…allzu süß… „Aber, Die…Das denke ich doch gar nicht…“ Sehnsüchtig schaue ich ihm in die Augen…und er erwidert meinen Blick… Nach 5 Minuten landen wir im Bett und leben endlich unser Verlangen hemmungslos aus…Wir hatten wirklich schon lange nicht mehr…und das merkt man auch…so viel Sehnsucht…so viel Leidenschaft…so viel Liebe. Keuchend schmiegt sich Die an mir, während auch ich erstmal wieder zu Atem kommen muss… „Hey…vielleicht…sollten…wir öfters…Sexentzug machen?“ Lachend schüttelt er den Kopf. „Nö! Ab heute brauch ich es wieder täglich!“ Schmunzelnd boxe ich ihn leicht in den Arm, aber er hat ja Recht… „Ich liebe dich, Die…“ Er küsst mich kurz auf den Oberkörper. „Ich liebe dich auch.“ … Dann schwebt mir eine interessante Frage durch den Kopf… „Wollen…wir mal Fesselspiele ausprobieren?“ „…“ Was denn? Ist doch nur ein Vorschlag gewesen… Kapitel 18: Ein Teil seiner Vergangenheit ----------------------------------------- Lachen…unbeschwertes Lachen…erfüllt die Luft… … Wir albern herum und Die springt mir lachend in den Rücken und umarmt mich fröhlich, um mir dann kurz daraufhin einen Schmatzer auf die Wange zu verpassen. Glücklich lache ich auf. Uns geht es gut…so gut… Die anderen schauen uns lächelnd zu. In unserer Band weiß es nun jeder und wir haben kein Grund mehr unsere Liebe zu verheimlichen! Es fühlt sich so gut an…frei…so befreit… Heute haben wir alle eine super Laune, denn heute in ein paar Stunden fängt unser großes Konzert an! Im Augenblick werden unsere Instrumente aufgebaut und ein riesiges Dir en grey – Plakat aufgehängt...Das Konzert wird eine Wucht werden! Hibbelig springe ich umher und klatsche in die Hände. Ich kann es kaum erwarten auf mein Bass einzuschlagen! Auch die anderen können es kaum erwarten. Shinya z.B. trommelt schon grinsend auf seinen Schoß herum. In uns steigt jetzt schon langsam das Adrenalin hoch! Und natürlich etwas Lampenfieber, aber das ist normal. „Toshi! Wollen wir wieder die schöne Aussicht genießen??“ Ich lächle Kyo nickend zu. Wenn wir in großen Konzerthallen sind, genießen wir immer die schöne Aussicht. Das heißt, wir gehen zu den höchsten Plätzen und schauen nachdenklich hinab auf die Bühne und genießen die atemberaubende Atmosphäre…Das ist so ne Art Tradition zwischen uns Freunden. Nur er und ich…vor dem großen Countdown…Zwei Freunde, die auf den großen Sturm warten… Die schaut mich besorgt an, doch ich zeige ihm, dass alles in Ordnung ist. Er vertraut mir und so lässt er mich und Kyo gehen. Ich habe in den letzten Tagen kein einziges Anzeichen von dem Propheten gesehen und wie schon gesagt, ich vertraue Kyo…ich vertraue ihn… Er läuft voraus nach oben und geht rasch die Treppen hinauf. Ich folge ihm und nach ein paar Minuten sind wir endlich oben! Keuchend stürzt er sich auf das Geländer und starrt lachend hinab, auch ich renne zum Geländer und bestaune begeistert die Sicht. Diese Halle ist wahrlich riesig…mit ihren vielen Plätzen…ihrem offenen Dach…ihrer tollen Atmosphäre, aber am Beeindrucktesten ist wohl die scheinbar kleine Bühne…die Bühne auf der wir dann stehen und die ganze Halle zum Beben bringen werden! Aber…was mich auch immer in den Bann zieht sind seine leuchtenden Augen…wie er begeistert in die Halle blickt…seine Augen…sie sind wie die von Kindern…von Kindern, die ihre Weihnachtsgeschenke unter dem Weihnachtsbaum sehen…sie funkeln wie kleine Sterne… „Ach! Diese Aussicht ist doch fantastisch findest du nicht??“ „Ja…so wie jedes Mal…Sie raubt einem den Atem…“ Verträumt blicken wir auf die Bühne…und genießen die kleine erfrischende Brise…die unsere Haare zum Wehen bringt…Es ist wärmer geworden und ich zieh mir den Pulli aus. Kyo hat das schon getan und steht nun in einem T-Shirt rum. Ich bin froh, dass die Kälte allmählich wieder verschwindet… „Diese Halle begeistert mich immer wieder von Neuem…“ Ja…mich auch…In dieser Halle spielten wir immer als Letztes, wenn wir eine Japan-Tour machten…Ein gebührender Abschluss…Diese Halle ist etwas…Einzigartiges…Hier spielen nur wahre Größen… „Kyo? Brauch…ich mir um dich wirklich keine Sorgen mehr zu machen…?“ Er lässt sein Blick von der Aussicht hab und schaut mich nachdenklich an. „Nein…Du hättest dir nie Sorgen um mich machen zu brauchen…“ „Zeig mir bitte deine Arme.“ Er zeigt sie mir und sie sind unverletzt. „Und…dein Oberkörper?“ Er zieht sich das T-Shirt hoch und auch dort ist er unverletzt. Auch bei ihm ist keine Narbe davon geblieben…Gut…Er scheint sich wirklich gebessert zu haben… Erleichtert atme ich aus und grinse ihn an, als er mich auf einmal umarmt. „Toshi…ohne dich hätte ich es nie geschafft…“ Er kann sich wahrscheinlich kaum vorstellen, wie glücklich ich bin ihn wieder zu haben…Der Prophet hatte zwar versucht unsere Freundschaft zu zerstören und uns auseinander zu bringen, aber das hätte er niemals geschafft! Dafür ist unser Band…unsere Freundschaft viel zu stark… Wir lösen unsere Umarmung und lehnen uns wieder ans Geländer. „Ich bin froh, dass du und Die euch wieder vertragen habt.“ „Ja…das bin ich auch, Kyo.“ Dann höre ich einen kurzen nachdenklichen Seufzer. „Du…du fragst mich fast nie nach meiner Vergangenheit…“ Überrascht schaue ich in sein gedankenverlorenes Gesicht…Kyo… „Nein das tue ich nicht…“ „Warum? Die anderen fragen mich oft…aber du…du fragst mich nie…“ „Weil es von dir aus kommt. Wenn du etwas von deiner Vergangenheit erzählen willst, dann tust du es einfach. Wenn nicht, dann tust du es eben nicht. Es ist allein deine Entscheidung.“ „Danke…“ „Das ist doch selbstverständlich.“ Ich werfe ein Kiesel hinunter und versuche irgendwas von einem Aufprall zu hören…Und ja…ein leichtes Bling ertönt…mit einem kleinen Echo mit sich reißend…Ich liebe es…Ich könnte den ganzen Tag hier stehen und Kieselchen runterwerfen… „Ich…ich liebe dich, Toshi.“ … Hä?!! Schockiert schaue ich ihn an…Er…er liebt mich??? „A…aber Kyo! Ich…äh…Die!“ Belustigt muss Kyo auflachen, während ich entgeistert mit meinen Armen wuchtel… „Nein! Doch nicht so! Sondern so als besten Freund!“ „A…achso!!“ Verlegen und knallrot kratze ich mich am Nacken und blicke in den Himmel. Wie konnte ich auch nur einen Augenblick lang denken, dass er es…anders gemeint hätte?? Ich schaue ihn wieder an und er erwidert zuckersüß lächelnd und erwartungsvoll meinen Blick…Kyo…das passt doch so gar nicht zu dem großen Propheten von Dir en grey…Deswegen bin ich froh, dass ich deine echte Seite kenne…und ich muss ihm fröhlich über die Schulter streichen. „Ich…liebe dich auch, Kyo…“ Wir müssen beide lächeln…und widmen uns wieder der beeindruckenden Aussicht…Unsere Freundschaft ist so stark…Sie ist so viel wert...und weißt du auch warum? Weil wahre Freundschaft ewig ist… „Ich…möchte dir gerne jetzt etwas von meiner Vergangenheit erzählen…“ Was…Er…möchte mir etwas von seiner Vergangenheit erzählen??? Das…ist so unvorstellbar…Ich fühle mich geehrt, Kyo…aber willst du das wirklich tun…? Deine schmerzenden Erinnerungen ausgraben und alte Wunden wieder aufreißen…? Bin ich es denn wirklich wert…? „…Kyo…ich…“ „Nein ist schon gut! Ich will dir einen Teil von mir erzählen.“ „…aber…“ „Ich will es, Toshi. Du bist mein bester Freund und ich finde du hast das Recht, etwas mehr über mich zu erfahren…“ Ich halte meinen Mund geschlossen und deute ihm an, dass ich aufmerksam zuhöre… „Kannst…du dir vorstellen, dass ich…ich so ein kleiner hässlicher Mann…mal verlobt war?“ Er legt eine kurze Pause ein, in der ich protestieren und ihm ein „Ja.“ entgegen werfen will…doch…das ist mehr als nur ungünstig…Gerade jetzt wo er seine Gedankengänge sammelt…Ich will ihn nicht stören oder gar unterbrechen…Jetzt…bin ich einfach nur Zuhörer. „Man kann es sich zwar nicht so gut vorstellen, aber ja…ja ich war es…und ich war glücklich…richtig glücklich, Toshi. Denn die Frau mit der ich mich verlobt hatte, liebte mich aus ganzen Herzen…genauso wie ich sie aus ganzen Herzen liebte…noch liebe…“ Er stockt kurz und ich sehe wie ihm Wasser in die Augen tritt… „…doch…dieses Glück…diese Zeit des echten wahren Glücklichseins…war nur von kurzer Dauer…Das Paradies auf Erden habe ich nur für einen kurzen Moment berührt…nur für einen kurzen Augenblick habe ich gesehen…was das Leben so lebenswert macht…für einen einzigen kurzen Augenlidschlag…und schon…ehe man es sich versieht…ist dieses Glück verschwunden…für immer verloren…und nie mehr wieder auffindbar…denn die Frau meines Lebens…ist kurz nach der Verlobung…verunglückt…durch einen Unfall…einem Autounfall…einem Unfall…den Gott offensichtlich nicht verhindern konnte…oder wollte.“ Wieder ein Stocken…Ihm entrinnt eine Träne und er schaut gedankenverloren in den Himmel…in die scheinende Sonne…in das warme angenehme Licht…und auch mir kommen die Tränen… „Aber weißt du was…? Ich trauere nicht mehr…ich habe diesen Schmerz schon lange überwunden…Die Jahre…des Schmerzes…habe ich hinter mir gelassen…Ich konnte einfach eines Tages nicht mehr…zu schmerzhaft…waren die Erinnerungen an sie…Also widmete ich mich nur noch meiner zweiten großen Liebe…der Musik. Meine Musik…meine Texte…in der ich mich verwirklichen konnte…meine Trauer verarbeiten…meinen Schmerz vergessen konnte…“ Nach diesen zerreißenden Worten blickt er mich an…und lächelt…Er lächelt...ein aufrichtiges Lächeln… „Und weißt du auch warum ich es so gut überstanden habe…es so gut überstehe…? Diese Erinnerungen so gut verkrafte?“ Ich schüttele verneinend den Kopf. „…weil…ich weiß…dass sie…auf der anderen Seite auf mich warten wird. Lächelnd…Lächelnd in ihrem schönen weißen Brautkleid… Ich erwidere sein Lächeln und wische mir die Tränen weg. „Ich habe sie so sehr geliebt, Toshi…so sehr…Ich habe nie mehr wieder eine andere Frau so geliebt…Sie war…ist meine große Liebe…meine einzige Liebe…und ich hoffe…du und Die…Ich hoffe ihr wisst was ihr da habt. Was für ein Glück ihr da habt…“ Ich nicke ihm verstehend zu. „Ja…ja das weiß ich, Kyo.“ Er schließt die Augen und genießt die Sonnenstrahlen… „Kyo…danke. Danke, dass du mir einen Teil deiner Vergangenheit erzählt hast…“ Mir bricht es das Herz, wenn ich noch daran denken muss, dass es nur ein Teil seiner schmerzenden Vergangenheit sein soll…was wird er denn noch so erlebt haben…? Nein…besser ich weiß es nicht. Kyo hat Recht, mir nur einen Teil zu erzählen… „Hey ihr beiden! Es wird Zeit für eine kurze Probe!“ Wir beide drehen uns zu Die um und lächeln ihm zu. Die…Ich will dich nie verlieren… Grinsend lassen wir vom Geländer ab und folgen Die nach unten. „Toshi? Hast du etwa geweint?“ „Nein, ich hatte nur etwas im Auge…“ Kapitel 19: Ein Moment des Glückes ---------------------------------- Das Konzert beginnt… Guter Laune gehen wir auf die Bühne und werden kreischend von den Fans begrüßt. Sofort preschen wir auf unsere Instrumente ein und Kyos gewaltige Stimme erfüllt die Halle. Was für ein Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen und dazu noch so…unbeschwert, denn unser Sänger hat sein Versprechen gehalten und kein einziger Kratzer ziert seinen Körper. Unser Konzert ist noch immer ausverkauft, trotz des letzten Vorfalls. Die Fans haben sich nicht zurückschrecken lassen. Gut so! Denn was wären wir ohne unsere Fans?? Nichts…nur eine Band, die in einem leeren Raum spielt…eine Band, deren Botschaft die Menschen nie erreichen würde… …und sie schreien! Die Fans schreien sich wie Kyo die Seele aus dem Leib und gehen wie wir heftig ab. Einige weinen sogar in den ersten Reihen…Viele verehren uns wie Götter, obwohl wir genauso wie sie ganz normale Menschen sind, aber das macht uns auf der Bühne nichts aus. Auf der Bühne sind wir nicht nur irgendeine Band…nein…Wir sind Dir en grey! Und ich bin nicht einfach nur Toshiya…nein…Ich bin der Toshiya! Und Kyo…er ist nicht einfach nur Kyo…nein…Er ist der Prophet! Auf der Bühne fühlen wir uns…als…wären wir etwas Besonderes! Dieses beflügelnde Glücksgefühl ist wohl ein Grund von vielen Gründen, wieso wir es so sehr lieben auf der Bühne zu stehen…Ein Gefühl…der uns in diesem Augenblick niemand…aber auch wirklich niemand, nehmen kann! Es ist einfach…unbeschreiblich… Ich lache Die glücklich an, der mein Lachen erwidert. Ich bin so glücklich…Alle sind so glücklich...deswegen ist dieses Konzert auch etwas Besonderes! So glücklich waren wir alle zusammen schon lange nicht mehr gewesen…und besonders ich, ich habe wirklich allen Grund glücklich zu sein! Hier…mit meinem besten Freund und meinen Freund…meiner Liebe zusammen zu stehen und dieses Glück zu erleben… Meine zwei wichtigsten Menschen umgeben mich…Was will man im Leben noch mehr?? Was?? Ich und die anderen müssen wieder kurz auflachen, als Die seine Gitarre geschrottet hat…also die Saiten gerissen sind. Kurze Pause! Wir trinken alle einen Schluck Wasser, bevor es wieder weitergeht. Kyo lächelt uns begeistert an. Seit wann lächelt er auf der Bühne? Selten…Heute ist echt ein unvergessliches Konzert! So glücklich, habe ich ihn noch nie gesehen…und das macht mich nur noch fröhlicher… …und schon bringen wir die Halle wieder zum Beben! Dieses Konzert…Ich glaube, so eines wird es von uns kein zweites Mal mehr geben. So eines…mit…so viel Freude…So ein Dir en grey – Konzert gab es noch nie! Und wird es auch nicht mehr geben! Dieses Konzert wird in den Gedächtnissen der Besucher für immer enthalten bleiben…Schon dieser Gedanke erfüllt mich schon wieder mit unglaublicher Freude…Wie schon gesagt…dieses Konzert ist etwas Besonderes! Heute ist unser Tag!! Dann wird der letzte Song der Zugabe eingespielt…Schade…bald ist es zu Ende, aber es wird mir für ewig in Erinnerung bleiben! Der Song ist vorbei und wir wollten gerade gehen, als wir auf einmal Kyos unvergessliche Stimme a Capella in der großen stumm gewordenen Halle widerhallen hören…Was für eine Wucht…und das ohne Mikrofon oder Instrumente…Es lässt uns…und die ganze Halle den Atem rauben…Begeistert sehen wir Kyo, unseren Propheten, zu wie er in der Mitte der Bühne seine Arme ausstreckt und seinen Kopf in Richtung Himmel streckt und schmerzvolle Zeilen singt…Unser Prophet…Was für ein Auftritt… Plötzlich fangen die Fans ganz vorne an zu schreien…zu laut…zu weinend…zu anders, als sie normalerweise schreien…Es sind keine Jubelschreie…Es sind Schreie…voller Entsetzen… Ist Kyo der Grund?? Ist er etwa wieder der Grund??? Panisch blicke ich mir ihn genauer an und sehe, dass er stumm in seiner Position bleibt und die Augen geschlossen hat…Als ich dann sehe, wie literweise Blut aus seinen aufgeschnittenen Pulsadern zu Boden fließt…bricht in mir eine Welt zusammen…Nein…nicht schon wieder…Er…hat sein Versprechen gebrochen…und unser Vertrauen wieder missachtet…Er hat eine Rasierklinge mit auf die Bühne geschmuggelt, obwohl…er uns versprochen hat…es nicht zu tun… Er fällt zu Boden…und als ich dann auf ihn zurenne…weiß ich schon, dass es keinen Sinn mehr hat…Ich…wie beim letzten Mal nicht mehr so viel Glück haben werde…er…schon tot ist…ich…ihn nie…mehr wieder…lebendig sehen werde… Heulend beuge ich mich über ihn und sehe wir er mit einem befreiten Lächeln im Gesicht reglos daliegt…lächelnd…Wenigstens ist er lächelnd von dieser grässlichen Welt gegangen…Ich halte ihn in meinen Händen und muss weinend vor Schmerzen schreien…schreien…immer wieder schreien…so laut wie ich kann… Die anderen wollen mir helfen und ihn mir weg nehmen…aber ich halte ihn hartnäckig in meinen Armen und schreie sie an, dass sie weggehen sollen…Ich sehe zwar auch in ihren Augen Tränen und tiefer Schmerz aber…er war mein bester Freund gewesen…nicht ihrer… Seine Handgelenke…Er hat sie mehrmals durchgeschnitten, um ganz sicher zu sein…aber mir fällt die Faust auf…Was hält er denn da in der Hand? Ich öffne sie und entdecke ein Zettel…Sie ist von beiden Seiten beschriftet…Kyo…Die letzte Botschaft von ihm…? Gott hat mich nie geliebt… Der Prophet …und als ich den Zettel umdrehe… Es ist nicht deine Schuld, Toshi… Kyo Epilog: Der nächste Halt ------------------------ [Nächster Halt: ****-Friedhof!] … Die Meldung reißt mich aus meinen Gedanken…Ich muss gleich aussteigen. Ich schaue noch mal kurz auf die Zeitung, die ich immer noch in meinen Händen halte und sehe auf das dritte Bild…Auf das Bild, in der ich weinend und schreiend Kyo in meinen Händen hielt…Schnell schaue ich wieder auf. … [Bitte zusteigen!] Die Türen gehen auf…Hastig stehe ich auf und hinterlasse die Zeitung auf meinen Platz, für den Nächsten der kommt…aber den Nächsten wird die Titelseite nicht so viel Schmerz bereiten wie mir…der Nächste wird sogar sehr wahrscheinlich eher über diesen Artikel lachen und sich denken, dass es doch klar war…dass…es doch einmal so kommen musste mit so einem kranken Psychopathen…und weiterblättern zum Kreuzworträtsel…oder der Nächste legt die Zeitung desinteressiert zur Seite…Dir en grey gibt es sowieso nicht mehr…Dir en grey ohne Kyo…Das kann es auch nicht geben…Jeder wird jetzt nun seinen eigenen Weg gehen und eigene Bands gründen oder sich anders verwirklichen…Die und ich…wir werden möglicherweise wieder eine neue Band gründen… In Gedanken versunken gehe ich geradewegs zum Friedhof…zu seinem…Grab. Das Grab befindet sich unter einer riesigen Trauerweide…ein schöner Platz…ein schöner Platz für einen Propheten… Vor dem mit Blumen besetzten Grab bleibe ich stehen und wische mir die Tränen weg, die jetzt schon kaum zu bändigen sind… „Sorry…das ich gestern nicht bei deiner Beerdigung war…Ich…habe es einfach noch nicht…geschafft, verstehst du?“ Ich seufze traurig auf… „Kyo…ich weiß…du hast geschrieben, dass es mich keine Schuld trifft…aber…bist du dir da wirklich sicher? Ja…jetzt würdest du protestieren und mir sagen, dass es sowieso so gekommen wäre, ob nun mit oder ohne mich…aber…Kyo…Ich…ich weiß nicht ob ich dein Tod verkrafte…“ Ich wische mir erneut die Tränen weg und hole etwas aus meiner Tasche. Ich muss kurz schmunzeln… „Hier…die Grünen hast du ja immer am Liebsten gemocht…Ich habe dir extra eines übrig gelassen…“ Lächelnd setze ich ein grünes Gummibärchen auf sein Grab. Ja…es ist vielleicht etwas lächerlich, aber…mir bedeutet das verdammt viel… Dann berühre ich sanft den kalten Grabstein… „Kyo…Ich habe so schöne Erinnerungen von dir…wie wir immer rumgealbert haben…Wir haben doch wirklich jeden Scheiß zusammen gemacht!“ Ich lache auf. „Ja…Wir hatten tolle Zeiten…und weißt du was? Ich weiß jetzt nun, warum du wusstest, dass ich schwul bin! Es ist einfach meine ganze Art, nicht wahr…? Dass ich gerne koche und putze und auch gerne…deine süßen gepunkteten Boxershorts gewaschen habe…nicht wahr?“ Wieder ein kurzes Auflachen von mir…Nun weiß ich, dass man wirklich gleichzeitig Lachen und Weinen kann… „Ach, Kyo…Ich vermisse dich so sehr…Wir waren doch fast immer zusammen gewesen…und nun…fühle ich mich so alleine…ohne dich…“ Traurig schnäuze ich in mein Taschentuch. „Ja…ich weiß, Kyo…Ich soll aufhören zu weinen…aber…ich kann es nicht...“ Ich bleibe noch eine Weile bei dem Grab und schwelge in Erinnerungen…bis ich mich letztendlich wieder auf den Weg machen will…und mir schmerzhaft bewusst wird, dass…man lernen muss loszulassen…egal wie schwer es auch sein wird… „Kyo? Ich hoffe…dass du deine Verlobte getroffen hast…Ich hoffe, dass sie in dem wundervollen Brautkleid auf der anderen Seite auf dich gewartet hat…Ich hoffe, dass…du nun endlich…glücklich bist.“ Lächelnd verabschiede ich mich und verlasse sein Grab. Ja…er ist bestimmt glücklich…Sein Leben war voller Schmerz und Leid...Er hat es einfach nicht mehr ertragen…Er…war zu schwach…zu gut für diese Welt gewesen…doch jetzt…jetzt hat er bestimmt endlich sein Glück gefunden… … Für viele Leute war er einfach nur ein kranker gestörter Sänger, der sich auf der Bühne selbst verstümmelte…für seine Fans war er ein Gott…für Hasser eine Plage…für Bewunderer Der Prophet gewesen…doch für mich…für mich war…ist…er mein bester Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)