Mein Unfall von abgemeldet (J.D. babysittet Jack ♥) ================================================================================ Kapitel 1: Babysitten ist keine Leichtigkeit -------------------------------------------- „Er wird mich umbringen. Er wird mich killen! Ermordern, erstechen... ich sterbe heute…“, flüstere ich, einen heulenden Jack auf meinem rechten Arm, während ich Richtung Krankenhaus renne. Mein Mentor wird mich umbringen und dieses Mal ist es mein voller Ernst. Wie konnte mir das nur passieren? Ich bin Arzt! Mediziner! Die Panik schnürt mir den Hals zu. Noch ein Block… Jack schreit so laut. Ich halte seinen Kopf fester und sprinte die letzten Meter. Das Krankenhaus. Nicht mehr weit, gleich bin ich da. Ich renne durch den Hintereingang, springe fast ins Treppenhaus und renne nach oben zur Kinderabteilung. „Ich brauche einen Arzt, sofort!“, schreie ich. Ein Arzt kommt gerade aus einem Untersuchungszimmer, ein kleines Mädchen an der Hand. „Helfen Sie mir, bitte, er hat von Putzmittel getrunken und ich weiß nicht, was ich tun soll und - oh mein Gott…“, spule ich herunter, meine Stimme vor Panik eine Oktave höher. „Ganz ruhig. Kommen Sie mit mir!“, sagt der Arzt und zieht mich am Ärmel in das nächste Untersuchungszimmer. Ich setze Jack auf der Liege ab und versuche, tief durchzuatmen. Wir sind im Krankenhaus. Alles wird gut. „Was war das für ein Putzmittel und wie viel hat er getrunken?“, fragt der Arzt, während er eine Nuckelflasche füllt und Jack vorsichtig Flüssigkeit einflößt. „Ähm.... ähm... ich weiß nicht, es war etwas verschüttet und… ich habe das Etikett mitgenommen.“ Ich krame in meiner Jackentasche und drücke dem Arzt zitternd das zerknitterte Papier in die Hand. Er begutachtet es, während Jack, ein paar Tränen auf der Wange, trinkt. „Was – was trinkt er?“, frage ich besorgt. „Verdünnter Saft, das hilft dem Magen. Sie haben ihm keine Milch gegeben, oder? Das greift den Magen weiter an.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich habe gar nichts gemacht, ich bin… ich… mein Gott, ich bin Doktor und weiß nicht, was zu tun ist!“ Ich starre Jack besorgt an und meine Wangen prickeln in Scham. „Keine Sorge, so geht das jedem Arzt mit seinen Kindern“, sagt der Arzt in einem versöhnlichen Ton, das Etikett zusammenfaltend. „Oh, er ist nicht… Ich babysitte nur…“, sage ich leise, aber der Mediziner redet weiter. „So wie es aussieht, war nichts wirklich schwer Schädigendes in dem Putzmittel. Schauen Sie, dass er genug trinkt. Nur Wasser oder Saft, eventuell Tee. Und geben Sie ihm keine schweren Speisen. Falls er sich übergibt, reizt das die Schleimhäute erneut.“ Ich nicke. Ich sollte das alles wissen, verdammt! Oh mein Gott, mein Herz rast von der Aufregung. Ich atme dreimal tief durch, als mein Pager zu vibrieren beginnt. Ich löse die Klemme von meinen Hosen und schaue auf das Display. Oh mein Gott, es ist Dr. Cox! Ich schlucke schwer. Ich soll ihn sofort anrufen. Er wird mich umbringen, ja, das wird er. Als er mich heute morgen nach meiner Nachtschicht gebeten hat, auf Jack aufzupassen, weil Jordan überraschend zu ihrer Mutter gefahren ist, habe ich gerne eingewilligt, auf ihn aufzupassen, auch wenn ich todmüde war. Schließlich war es Dr. Cox, der mich um etwas bat. Und jetzt… oh mein Gott, ich habe Jack beinahe umgebracht. „Okay, Sie können gehen! Ihr kleiner Mann wird den ganzen Tag etwas Bauchweh haben, aber das ist normal“, lächelt der Doktor und ich nicke. Ich hebe Jack vorsichtig hoch. Dieser lässt die Flasche fallen und babbelt schlecht gelaunt vor sich hin. Ich verlasse den Raum und stehe im Gang der Kinderabteilung. Mein Pager geht erneut an. Dr. Cox wird ungeduldig. Ich muss… ich muss mich ihm stellen. Ich schlucke. Angst kriecht in mir hoch, prickelt auf meinen Armen, meinem Rücken. Noch nie war ich so ängstlich. Ich gehe Richtung Aufzüge, Grummel-Jack auf meinem Arm. Ich streichele ihm geistesabwesend über den Kopf. Ich gehe zur Schwesternstation. Ich werde Carla fragen, wo Dr. Cox ist und… oh mein Gott, mein Magen zieht sich vor Angst zusammen. Ich fühle mich, als hätte ich gerade eine halbe Flasche Putzmittel verschluckt. Ich schleiche mich zum Tresen. „Hey, Bambi!“, sagt Carla, als sie mich und Jack erkennt. „Was machst du hier? Ich dachte, du wolltest dir einen schönen Vormittag mit dem jungen Mann hier machen.“ Ich schlucke. Oh mein Gott, heule ich gleich los? Ja, ja, meine Augen werden feucht. Ich versuche, normal zu klingen, als ich sage: „Carla, er… er hat Putzmittel getrunken und… ich war grade oben in der Kinderabteilung und… oh mein Gott!“ Ich merke, wie Panik und Angst erste Tränen rollen lassen. Wie peinlich. Wie erbärmlich. „Bambi, was…?“, sagt Carla verdutzt. Ich schüttele den Kopf, drücke ihr Jack in die Hand und renne davon. Ich rempele jemanden an, aber das ist mir egal. Ich brauche einen ruhigen Ort. Jetzt. 0oOo0 Werde ich alt oder war das gerade Flachzange, der mir gegen die Schulter gerannt ist? Ich schüttele den Kopf und drehe mich um zur Schwesterstation. Carla, meinen Sohn in Händen, steht ein bisschen hilflos da. Was zum Teufel ist hier los? Jack sieht etwas verheult aus. Er quengelt und zappelt in Carlas Armen. „Was… warum hast du meinen Sohn auf dem Arm? Und warum rennt Flachzange gerade den Gang hinunter?“ Carla festigt den Halt um Jack. „Bitte, nicht ausrasten jetzt", sagt sie und lächelt unbeholfen. „Was ist los?“, sage ich alarmiert. Ich habe es gewusst. Wie konnte ich Betty nur meinen Sohn anvertrauen? Ich hätte ihn meine Schicht übernehmen lassen und mich selber um Jack kümmern sollen. Er hat nicht auf meinen Pagerruf geantwortet, das musste ja etwas Schreckliches bedeuten. Carla atmet einmal durch: „Das, was ich von seinem aufgeregten Gestammel verstanden habe ist, dass Jack hier Putzmittel getrunken hat und J.D. gerade oben beim Kinderarzt war.“ Ich starre meine Sohn an für eine volle Minute sprachlos an. Dann: „Oh mein Gott… oh mein Gott, er hat meinen Sohn vergiftet!“ Ich trete an Carla heran und nehme ihr Jack ab. Dieser gurgelt kurz, als er mich erkennt, dann entdeckt er mein Stethoskop und findet es wesentlich interessanter. „Jackyboy, geht’s dir gut? Was hat dieser Bastard mit dir angestellt?“ Carla räuspert sich: „Dr. Cox, J.D. war wirklich aufgelöst. Bitte, rasten Sie nicht aus.“ Ich nicke steif. Sie hat Recht. Ich weiß, dass sie Recht hat. Wieso bin ich dann immer noch so wütend? „Na schön...", presse ich durch zusammengebissene Zähne. "Wenigstens war dieser Schwachkopf schon beim Arzt und, wie es aussieht, stirbt Jack nicht, richtig?“ Ich gebe meinem Sohn einen kurzen Kuss auf die Stirn. „Carla, passt du kurz auf ihn auf? Ich suche diesen elenden..." Ich räuspere mich. "Ich meine - ich gehe Flachzange suchen!“ Carla nimmt meinen Sohn wieder auf ihren Arm. „Seien Sie bitte nicht so hart!“, ruft sie mir hinterher, als ich in die Richtung gehe, in die Flachzange gerannt ist. Während ich den Gang entlang laufe, versuche ich mich zu beruhigen. Jack scheint es gut zu gehen, Flachzange ist sofort zum Arzt gegangen. Ich darf nicht ausrasten. Verdammt, wo ist er hin? Ich erblicke den Hausmeister, der eine lächerliche Show daraus macht, so zu tun als putze er den Flurboden. „Hey, Hausmeister, haben Sie Flachzange gesehen?“ Er schaut mich an, seinen Kopf auf dem oberen Ende des Mopps gestützt. „Wen?“ Ich überwinde mich und knurre: "Dr. Dorian." Der Hausmeister nickt. „Jep. Er ist hier im Bereitschaftsraum. Hat mich angefleht, niemanden zu sagen, das er dort ist, also…“ Er macht eine vage Geste mit seiner freien Hand und ein gemeines Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. Ich nicke ihm zu und trete an die Tür heran. Ich öffne sie leise und trete in den verdunkelten Raum. Das erste, was ich höre, ist ein Schluchzen. Ich schließe leise die Tür und schalte das Licht an. Flachzange sitzt auf einem Bett, das Gesicht in den Händen. Ich stelle mich vor ihn und verschränke die Arme. Er wird meiner Anwesenheit gewahr und sieht auf. Oh mein Gott, er heult. Er heult? Was zum Teufel… In seinen Augen flackert augenblicklich Panik auf, als er mich erkennt. „Dr. Cox!“ Er robbt sofort ein Stück weg von mir, bis er mit dem Rücken an die Wand hinter sich stößt. Tränen, groß wie Jordans Perlohrringe, rollen nur so über sein Gesicht. Er ist das perfekte Häufchen Elend. „Es… ich…“, stottert er, die Augen geweitet. Er hat… hat wirklich Angst. Ich räuspere mich, lasse die Arme sinken, starre noch einen Augenblick auf Flachzange herunter, bevor ich mich mit einem Seufzer neben ihn setze. Seine Arme fliegen automatisch nach oben, um sich zu schützen. „Bitte, bitte nicht schlagen oder…“ Ich knurre. „Mary, in Gottes Namen, halt die Klappe.“ Er schluckt, fährt sich mit einer Hand über das Gesicht und starrt mich an. „Was ist passiert?“, sage ich so ruhig wie möglich, doch die Finger die die Spitze meiner Nase berühren verraten meinen inneren Tumult. So fertig habe ich den Jungen noch nie gesehen. Bin ich wirklich so furchteinflößend? Glaubt er wirklich, ich würde ihn schlagen? Seine Fantasie geht manchmal wirklich mit ihm durch. Er schluchzt leise auf, dann atmet er durch und spricht mit belegter und verweinter Stimme. „Ich… ich habe mit ihm gespielt, so viel gespielt, mit meinen alten Supermansammelfiguren und… ich war so müde von der Nachschicht, ich bin eingeschlafen. Und Jack… er muss… er ging auf Erkundungstour in der Wohnung. Und er hat den Küchenschrank gefunden… ich… er hat geheult und ich bin aufgewacht und da war das Putzmittel und… er hat was davon getrunken, und ich habe ihn genommen und bin nur gerannt, gerannt bis zum Krankenhaus…“ Seine Stimme bricht und er schluckt nochmals bevor er weitermacht. „Der Arzt sagt, es ist okay, er soll Wasser trinken und… seinen Bauch schonen.“ Ich atme tief durch. Ich bin nicht mal halb so sauer wie ich gedacht hätte. Kein Wunder, ich bin nicht aus Stein. Ich sehe, dass Flachzange sich fürchterliche Vorwürfe macht und, mein Gott, wenn der Arzt sagt, es ist alles gut, dann… Ich verschränke und entschränke meine Arme. Zwei Mal. „Schau, Flachzange, also - ich meine," beginne ich, stocke dann aber. "Moment. Du bist zum Krankenhaus gerannt? Gibt es keine Taxis? Hat dein Gehirn vor Panik ausgesetzt?“ Ich gewähre ihm den Bruchteil eines Lächelns. Komm schon, ein Goofygrinsen, Flachzange! Er findet das nicht witzig. „Sie… Sie haben mir ihren Sohn anvertraut und ich… ich… Sie müssen mich hassen.“ Er vergräbt seinen Kopf in den Knien, die er nahe an sich herangezogen hat. Du musst was tun, Perry, bevor er harakiri begeht. Ich hebe eine Hand und tätschele verhalten seinen Kopf. „Ich – ich hasse dich nicht, Edlyn. Jack lebt noch. Mach dich… mach dich nicht fertig, okay?“ Er schaut auf. „Meinen Sie das ernst?“ Ich nicke und schaffe es sogar, ihn etwas schief anzulächeln. „Okay?“ Er nickt und wischt mit dem Ärmel über sein Gesicht. Ich stehe auf und er schaut mich verquollen an. „Soll ich… soll ich ihn wieder mit nach Hause nehmen?“ Ich starre ihn an, jedewedes Gefühl von Mitleid und Sympathie vergessen. „Flachzange, glaubst du wi-hirklich, ich vertraue ihn dir noch einmal an? Nicht mal, wenn du die letzte Person auf Erden bist!“ Genug der Nettigkeiten! Das werde ich ihm wieder und wieder reinwürgen. Ich drehe mich um und öffne die Tür. Ich höre Flachzange aufspringen und mir hinterherrennen. „Aber Sie haben gesagt, Sie hassen mich nicht… ahrg!“, höre ich ihn rufen. Ich drehe mich um. Der Hausmeister scheint ihn mit dem Mopp zu Fall gebracht zu haben. Prustend liegt er am Boden. „Tu ich nicht, Flachzange", bestätige ich und trete näher heran. "Aber um das wieder gut zu machen braucht es mindestens zwei Jahre Mädchennamen und Seitenhiebe!“ „Verdammt…“ Ich schaue hinab auf ihn und grinse teuflisch. „Übrigens, Caitlin. Du übernimmst den Rest meiner Schicht heute, klar? Ich nehme Jack und gehe nach Hause.“ Flachzange stöhnt und setzt sich langsam auf. „Alles klar...“ Überarbeitet am 14.10.10 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)