Ich habe Ja gesagt von _miku-kun_ ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich habe Ja gesagt Traurig sitze ich hier unter dem Baum und blicke auf die Straße. Tränen steigen mir in die Augen. Dabei will ich doch gar nicht weinen. Das hättest Du bestimmt nicht gewollt. Du mochtest es nicht, wenn ich weinte. Durch den Schleier aus Tränen sehe ich plötzlich, wie Du lachend und fröhlich die Straße herunterkommst – wie bei unserer ersten Begegnung. Ich blinzele, Du bist wieder fort. Ich erinnere mich noch genau an unsere erste Begegnung. Damals saß ich genau hier. An diesen Baum gelehnt. Du kamst lachend und fröhlich die Straße herunter und zu mir. Du warst neu hier und hast mich gefragt, ob ich Dein neuer Freund sein möchte. Ich habe Ja gesagt. Ich bereue diese Antwort nicht und doch frage ich mich in letzter Zeit oft, wie ein Wort ein ganzes Leben verändern kann. Für Dich waren wir nur beste Freunde, doch für mich war es anders. Ich bewunderte Dich, weil Du immer so fröhlich sein konntest, egal, was passiert war. Du warst die meiste Zeit bei mir. Du hast mich immer getröstet, wenn ich wieder einmal geschlagen worden bin. Weine nicht, hattest Du dann immer gesagt, das mag ich nicht. Ich weiß bis heute nicht, wann ich angefangen habe, so für Dich zu empfinden. Ich habe versucht, meine Gefühle zu leugnen, doch das ging nicht. Wenn Du nicht bei mir warst, konnte ich nicht essen. Ich konnte nicht schlafen. Ich musste immerzu an Dich denken. Doch es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Eines Tages konnte ich deine Gegenwart nicht mehr ertragen. Ich habe Dich von da an oft angelogen, wenn Du mich treffen wolltest. Erst nach einer Weile wurde mir klar, dass ich Dich nicht weiter anlügen konnte. Ich stehe auf und gehe. Wohin, weiß ich nicht. Es ist mir egal. War es für Dich etwa auch egal, was ich empfinde? An jenem Tag habe ich es Dir gesagt. Dass ich Dich liebe. Doch du hast nur gelacht. Du hast gesagt, dass so eine Liebe zwischen zwei Jungen verboten sei. Doch wenn diese Liebe zwischen Dir und mir verboten ist, wieso, frage ich dich jetzt, hat Gott es dann erst zugelassen, dass ich mich in Dich – einen Jungen – verliebt habe? Ich bin weggerannt, nachdem du das zu mir gesagt hast. Ich konnte deinen Anblick nicht mehr ertragen. Du hast mich sehr verletzt, weißt Du das? Im Gehen fasse ich mit einer Hand auf mein Herz. Es schmerzt. Es schmerzt so sehr, wenn ich an Dich denke. Ich ertrage es nicht mehr. Denn ich habe Dich getötet. Du bist mir nachgelaufen. Hast mich immer und immer wieder gerufen. Doch ich bin nicht stehen geblieben. Ich wollte damals nicht stehen bleiben. Du hättest dich sonst für Deine Worte entschuldigen wollen. Ich kenne Dich doch. Doch Deine Entschuldigung wollte ich nicht. Das Einzige, was ich von Dir wollte, war Dein Herz. Mehr wollte ich doch nicht. Dann kam ein Auto. Du hast es nicht gesehen. Du hattest nur Augen für mich. Du hast geschrieen, doch es war zu spät. Ich bleibe stehen. Wo bin ich? Ich sehe mich um. Ich stehe auf einer Brücke. Ich schließe meine Augen. Der Schmerz geht einfach nicht weg, denke ich. Egal was ich mache, er wird für immer bei mir bleiben. Das ist meine gerechte Strafe. Ich lege meinen Kopf auf meine Hände, aufgelegt auf dem Brückengeländer. Was soll ich nur tun? Was hättest Du getan? Du hättest mich in Deine warmen Arme genommen und mich getröstet. Wie immer. Ich lächle. Was für eine dämliche Frage. Doch schlagartig wird mir klar, dass mich nie wieder jemand so in die Arme nimmt wie Du mich. Nun beginnen meine Tränen unaufhaltsam mein Gesicht hinunterzufließen. Ich blicke durch meine Tränen nach unten. Eine Schlucht. Eine tiefe Schlucht. Mein Herz schlägt wild in meiner Brust. Ich stelle mich auf das Brückengeländer. Ich will nicht, dass es schlägt. Es sollte doch nur für einen Menschen schlagen. Doch Du bist fort und kommst nie wieder. Ich blicke nach oben in den Himmel. Schau genau zu, sage ich leise, schau genau zu, wie ich es für immer beende. Denn Du hast mich getötet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)