Aramis und die Musketiere von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: gemeinsame Abenteuer ------------------------------- „Habt ihr schon gehört?“ Portos stürmte an den Tisch von Aramis und Athos. „Kardinal Richelieu wurde vom König zum Prinzipalminister ernannt.“ D’Artagnan hatte sich Nachschub geholt und setzte sich zu seinen Freunden. „Gerade erst hat er ihn wieder in den Staatsrat geholt…“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht wahr sein.“ Aramis Augen funkelten vor Zorn. „Wie kann man einem solchen Teufel einen solchen Posten zukommen lassen?“ Er schlang sein Essen runter. „Wer weiß was der König dafür von der Kirche bekommt.“ Grummelte Athos. „Eigentlich hat die Kirche es nicht nötig sich Ämter im Staat zu kaufen.“ Aramis’ Sanftmut war dahin. „Die Kirche sollte allein Gott dienen und nicht dem Staat.“ „Das hat sie doch noch nie gemacht.“ Bemerkte Athos. Aramis warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Bevor wir in theologische Streitgespräche ausufern habe ich Befehl euch zu Treville zu schicken.“ Portos schaute Athos und D’Artagnan ernst an. Athos runzelte die Stirn. „Wir haben doch gar nichts ausgefressen. Jedenfalls ich nicht“ D’Artagnan warf Athos einen entrüsteten Blick zu. „Aber ich wohl?“ Sie standen auf und machten sich auf den Weg. Aramis und Portos blieben grinsend bei ihrem Essen. „Merkwürdig, dass wir allein bestellt sind.“ Athos pflichtete seinem Freund bei. „Irgendwie beunruhigt mich das.“ Bei ihrem Hauptmann angekommen, klopften sie an dessen Tür und wurden hereingeholt. „Gut, dass ihr da seid.“ Treville schaute unsere Freunde ernst an.“ Mit Portos habe ich schon gesprochen.“ Er holte tief Luft. „Es geht um Aramis.“ Erschrocken wechselten die Musketiere einen Blick. „Was ist mit ihm?“ „Mein Spitzel in der Garde des Kardinals sagte mir, Kardinal Richelieu hätte seinen Männern befohlen, seiner habhaft zu werden.“ Athos versteifte sich unwillkürlich. „ Lebendig!“ beschwichtigte Treville ihn. „Aber warum?“ fragte D’Artagnan. „Was hat er getan?“ Sein Kapitän seufzte. „Nichts. Das ist ja das Schlimme. Er läuft einfach nur durch die Gegend und das Volk liebt ihn. Mit solchen Menschen hatte der Kardinal schon immer seine Probleme.“ Irgendwie hatte Athos das Gefühl, dass das nicht alles war. Treville stand auf. „Als Aramis damals mein Zimmer betrat, wurde mir klar, dass der Kampf zwischen Richelieu und den letzten Nachkommen der Valinar in seinen Höhepunkt gipfelt.“ Nun verstanden unsere Freunde gar nichts mehr. Treville war jedoch nicht gewillt, mehr Worte darüber zu verlieren. Er hatte schon zuviel gesagt. „Ich möchte euch bitten, Aramis im Auge zu behalten. Achtet auf verdächtige Personen, die ihm zu Nahe kommen, oder auch nur beobachten. Mein Spitzel ist weiterhin bei der Garde des Kardinals im Dienst.“ Auf Athos fragenden Blick antwortete er „Auf ihn kann ich mich hundertprozentig verlassen.“ Beunruhigt von dem Gespräch verließen unsere tapferen Musketiere ihren Hauptmann. Die Musketiere des Königs wurden auf den Exerzierplatz bestellt. „Es herrscht Krieg. Die Rebellen machen Paris unsicher. Für die Musketiere gilt absolute Ausgangssperre. Jeder übernachtet hier und hält sich kampfbereit.“ Treville drehte sich rum und verschwand. „Na toll.“ Stöhnte D’Artagnan. „Was? Wir hatten wohl eine Verabredung mit einer bezaubernden jungen Dame gehabt.“ Aramis grinste breit. „Du hast ja solche Probleme nicht.“ Muffelte der Gascogner. „Das stimmt. Meine Verabredungen sind auch nicht verheiratet, so dass sie heimlich stattfinden müssen. Daher habe ich gewisse Handlungsfreiheiten.“ Schmunzelte Aramis. Die Anderen mussten ebenfalls schmunzeln. „Tja, unser Aramis ist gewiefter, als man denkt.“ Witzelte Athos, um sich kurz darauf mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen. Mitten in der Nacht ertönte das Horn. Vor Schreck fiel Portos aus dem Bett, von dessen Krach Athos; D’Artagnan uns Aramis senkrecht im Bett saßen. „Es geht los.“ Mit einer für Portos untypischen Wendigkeit war er aufgesprungen, hatte sich angezogen, seinen Degen geschnappt und rannte los. Die Anderen folgten ihm. „Verteilt euch in den Straßen und greift die Rebellen an. Jedoch nicht in kleineren Gruppen als vier Mann.“ Treville wünschte seinen Musketieren Glück. „Ihr wisst, dass es hier um Leben und Tod geht. Die Rebellen kämpfen ums Überleben und töten jeden, der es wagt sich ihnen in den Weg zu stellen.“ Die Musketiere zogen mit mulmigen Gefühlen los. Auch unseren vier Freunden war unwohl. „Auf in den Kampf.“ Portos eilte voran. „Es sind doch Menschen aus dem einfachen Volk.“ Warf Aramis ein. „Wir sollen unerfahrene, wahrscheinlich schlecht bewaffnete Menschen angreifen? Sie haben doch keine Chance.“ Athos wusste, in welch einem Gewissenskonflikt sein Freund sich befand. „Wir werden uns nur gegen bewaffnete uns angreifende Rebellen verteidigen.“ Versuchte er seinem Kameraden die auf ihn zu kommende Situation zu erleichtern. Dieser wusste, dass es nicht dabei bleiben würde, sagte aber nichts. Schon bald kamen ihnen die ersten Rebellen entgegen. „Seht, der König kann gegen uns nichts mehr ausrichten. Also holt er sich seine Soldaten zu Hilfe.“ Grölten sie. „Greift sie an!“ Unsere Freunde stellten sich auf einen Kampf ein, als einer von ihnen rief. „Wartet, das sind Musketiere. Sie kämpfen nur, wenn wir sie angreifen. Lassen wir sie in Ruhe, tun sie uns auch nichts.“ Ein Anderer pflichtete ihm bei. „Er hat Recht. Das sind nicht die Teufelshunde vom Kardinal.“ Erleichtert steckte Athos seinen Degen wieder in die Scheide. Die Rebellen gingen an ihnen vorbei. Leise flüsterte einer der Rebellen „Aramis war dabei. Er würde nie ohne Grund angreifen.“ Dieser lächelte in sich hinein. Bei den Nächsten hatten sie nicht so viel Glück. Ohne Vorwarnung griffen sie mit Stöcken an. Manche führten auch Degen, die wahrscheinlich geraubt waren. „Ah, wir haben die Ehre gegen die vier berühmten Musketiere zu kämpfen.“ Tönte es. „Zeigen wir ihnen, dass wir kämpfen können.“ Gleich zwei sprangen Portos an, der Einen mit seiner Faust niederstreckte, den Anderen den Degenknauf gegen den Kopf rammte, dass dieser bewusstlos umfiel. Wütend über diesen leichten Sieg des Gegners wollten die anderen Rebellen ihre Freunde verteidigen. Ehe er sich versah hatte Athos einen Schlag gegen den Arm bekommen. Fluchend zischte er auf und entledigte sich des Angreifers, indem er ihn mit einer Hand festhielt und mit der Anderen in den Bauch hieb. Sein Gegner krümmte sich zusammen. Trotzdem griff er noch mal an. Diesmal schlug Athos ihm ins Gesicht und zuckte selbst zusammen, als er dessen Nase brechen hörte. D’Artagnan kämpfte mit einem Rebellen, der zwar einen Degen in der Hand hatte, sich aber durch seine eigene Ungeschicklichkeit selbst im Weg stand. Schließlich konnte ihm er ihm den Degen entnehmen und warf diesen im hohen Bogen weg, so dass sein ehemaliger Besitzer hinterher rannte. Auch Aramis wurde angegriffen. Allerdings mit Fäusten, so dass er seinem Gegner hin und wieder mal eine langte, dass dieser sich immer wieder aufrappeln musste. Auf einmal kamen den schon anwesenden Rebellen noch Andere zu Hilfe. Athos sah sich wieder einem unbeholfenen Kollegen gegenüber, D’Artagnan ebenfalls, Aramis’ Gegner bekam Hilfe von einem Mann, der mit einem Stock bewaffnet war. Portos sah gleich drei Rebellen auf ihn zustürmen. Unsere Freunde kämpften nicht härter als nötig, da keiner seinen Gegner töten wollte, was den Kampf allerdings unnötig hinausschob. Irgendwann wurde es Portos zu bunt, er holte mit seinem Degen aus und verletzte einen seiner Angreifer an der Schulter. Jetzt wurden auch die Rebellen aggressiver. Aramis’ Gegner hatten jetzt beide einen Stock und versuchten auf ihn ein zu schlagen. Aramis wehrte sich, wollte aber nicht zum Angriff mit dem Degen übergehen. Er konnte einem Rebellen dessen Stock abnehmen, wodurch der Andere freie Bahn bekam. Mit voller Wucht traf er Aramis in die Rippen. Dieser keuchte und verlor das Gleichgewicht. D’Artagnan bemerkte die Situation und konnte seinen Freund noch festhalten, bevor dieser stolperte. Dieser hielt sich nach Luft schnappend die Seite. „Alles in Ordnung?“ Portos hatte sich seiner Angreifer entledigt. Aramis nickte „Es geht schon wieder.“ „Sie wissen gar nicht, was sie anrichten. Wir würden gar nicht gegen sie kämpfen, wenn sie einfach abgehauen wären.“ Schimpfte Athos ungehalten und schlug seinem Gegner mit dem Degen ins Genick. Dieser kippte lautlos nach vorn. „Mein Gott, seht nur!“ Portos zeigte nach hinten. „Sie haben sogar Musketen.“ Ungläubig drehten sich die Musketiere um. „Tatsächlich. Sind die verrückt? Die wissen doch gar nicht, wie man mit den Waffen umgeht.“ Athos wich zurück. „Wenn da auf einmal ein Schuss losgeht…“ Aramis war entsetzt. „Sie können sich gegenseitig umbringen, so wie sie die Waffen halten.“ Athos blieb plötzlich stehen und zielte auf die Rebellen. „Bleibt stehen und werft die Musketen weg.“ „Das hättet ihr wohl gerne.“ Schrieen diese. „Ihr legt eure weg und wir lassen euch am Leben.“ Zwei der Rebellen zielten nun ebenfalls. Athos schoss einem die Muskete aus der Hand. Dieser fluchte und wimmerte. Da erscholl ein zweiter Schuss. D’Artagnan schaute genau hin, aber er konnte nicht erkennen, wer den zweiten Schuss abgegeben hatte. „Wir haben Sie erwischt!“ Die Rebellen jubelten. Erschrocken bemerkte D’Artagnan aus dem Augenwinkel wie Athos zu Boden ging. Dieser spürte nur den stechenden Schmerz in seinem linken Bein, welches unter ihm weg knickte. Portos kniete sich neben Athos. „Mein Gott.“ Aramis rannte zu seinem Freund, während D’Artagnan mit seiner Muskete den Schützen tötete. Dadurch verängstigt flohen die übrigen Rebellen. Athos stand mit Portos Hilfe schon wieder auf den Beinen. Vor Schmerz aufstöhnend versuchte er zu laufen. Er stolperte immer wieder, oder rutschte mit dem verletzten Bein weg. „Das wird nichts.“ Athos musste sich setzen. „Ich schaffe das nicht.“ Er war kreidebleich und schien mit der Bewusstlosigkeit zu kämpfen. Der Blutverlust machte sich bemerkbar. „Geht allein. Ich komme nach.“ Portos winkte ab. „Nichts da. Ich bleibe bei dir. Aramis und D’Artagnan sollen vorgehen und Treville bescheid geben.“ Die beiden Angesprochenen nickten. „In Ordnung. Bitte seid vorsichtig.“ Dann gingen sie Richtung Hauptquartier. Athos stützte sich auf Portos und langsam liefen sie zurück. Aramis und D’Artagnan versuchten die Rebellen zu umgehen und ihnen auszuweichen. Möglichst schnell wollten sie im Hauptquartier sein. Auf einmal stolperte D’Artagnan über etwas und fiel auf die Knie. Fluchend wollte er sich wieder aufrichten, als ihm die Klinge eines Degens am Hals berührte. Aramis, das Missgeschick seines Freundes nicht bemerkend, war schon ein Stück voraus. Verwundert über das Fehlen seines Kameraden wollte er zurückeilen, als er am Arm festgehalten wurde. „Lasst mich los. Was soll denn das?“ Wütend wandte er sich seinem Gegner zu. Dieser hielt eine Muskete auf ihn gerichtet. Erschrocken schaute Aramis zu D’Artagnan und sah ihn mit dem Degen bedroht. Er überlegte, ob er zu seiner Waffe greifen sollte, sah aber davon ab. Entweder hatte sein Gegner ihn vorher erschossen, oder D’Artagnan würde seinen Kopf verlieren. Sie hatten keine Chance. D’Artagnan sah, wie der neben Aramis stehende Mann plötzlich seine Muskete hob. Blitzschnell schlug er diesen ins Genick. Ohne dass er im geringsten reagieren konnte, sank sein Freund nieder. Bewegungslos lag er auf dem Pflaster. „So, jetzt haben wir dich endlich.“ D’Artagnan wunderte sich noch über die Worte des Mannes, als er merkte, dass der Degen von seinem Hals entfernt wurde. Er sah sich um und blickte in ein grobes bärtiges Gesicht. Seine Arme wurden ziemlich grob nach hinten gedreht und man fesselte ihn. Hilflos musste unser Gascogner mit ansehen, wie sie Aramis in eine Kutsche legten und davon fuhren. „Wir haben ihn.“ Der Mann vor dem Altar nickte zufrieden, ließ sich aber nicht von seinem Gebet abhalten. „Wo ist er?“ „Im Kerker.“ Fügte der Große hinzu. „Ihr werdet reich belohnt.“ Die Männer entfernten sich. Gut, dass er die Drecksarbeit nicht von seinen Gardisten ausführen ließ. Wenn am Ende irgendetwas schief gehen sollte, würde er die beiden Männer nicht mehr kennen. „Hier seid ihr.“ Eine sanfte Frauenstimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Ihr wolltet euch eigentlich um ihn kümmern.“ Kardinal Richelieu drehte sich um. „Er war eure Aufgabe.“ Kalt sahen seine Augen auf die zarte Gestalt. „Ihr habt damals Athos ins Verderben gestoßen. Warum gelingt es euch dieses Mal nicht?“ Langsam wurde er wütend. Demütig stand sie vor ihm. „Ich habe versucht an ihn ran zu kommen, aber ist vorsichtig.“ Verächtlich winkte Richelieu ab. „Ihr habt euren Pakt mit dem Teufel mit Blut unterzeichnet, Mylady. Also werdet ihr wohl die Macht besitzen einen Musketier zu erledigen.“ Mit lodernden Hass sah er diese Frau, die nur seine Marionette war an. „Ihr wisst am Besten, dass er nicht nur ein einfacher Musketier ist. Athos war ein leichtes Spiel, weil er nicht die Stärke Gottes besitzt, wie der Chevalier. Ihr wisst selbst, wie schwer es gegen seinesgleichen zu kämpfen ist. Sie haben mehr Macht, als wir beide zusammen.“ Anne de Breul funkelte ihren Gebieter an. „Lasst mir mehr Zeit.“ Damit schritt sie aus der Kirche. Nachdenklich schritt er die Treppen zu den Verliesen hinunter. So lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet. So viele Jahrhunderte schon. Er hatte schon einmal so Nahe vor der Vernichtung von Elben und Menschen gestanden. Aber dieser dumme Hobbit musste ja alles kaputt machen. Auch damals hatte ihm ein Elb geholfen. Sauron war einfach nicht stark genug. Luzifer fluchte. Wie konnte es sein, dass diese Geschöpfe es immer wieder schafften, ihn, den Teufel persönlich zu besiegen? So brach die Herrschaft der Menschen an. Er dachte, er hätte die Elben wenigstens vertrieben. Aber dann tauchten diese zwei Wesen in der Provence auf. Ihr sah man an, dass sie von den Valinar abstammte (zumindest, wenn man wusste, dass dieses Volk wirklich einmal existierte und nicht nur eine Sage ware). Bei ihm konnte man sich streiten, ob er ein reiner Valinar , oder doch nur ein Mischwesen war. Und dann sah er ihn. Sie hatte einen Jungen. Ein reines Wesen. Man sah es, man spürte es. Diese Vollkommenheit hatten nicht einmal Elben. Nur die Valinar waren nahezu vollkommen. Sowohl äußerlich als auch charakterlich. Und sie waren fast unverwundbar. Sie konnten nur sterben, wenn Gott es vorsah, oder wenn sie das Gift einer ganz bestimmten Pflanze in ihrem Körper hatten. Glücklicherweise wusste er den Ort, an dem diese Pflanze wächst und so starben die Beiden früher, als vorgesehen. Natürlich hatte er damit den Zorn Gottes auf sich gezogen, aber das passierte andauernd. Es gäbe keinen Gott, gäbe es den Teufel nicht – allerdings auch umgekehrt. Aber so hatte er nichts zu befürchten. Leider schien das Paar etwas geahnt zu haben und gab das Kind einem Bruder von ihm, welcher aber nur ein Mensch war. So verlor er den Jungen aus den Augen. Bis er ihn eines Tages in Ile-de-France wieder sah. Mittlerweile war er bei seinem neuen Gefangenen angekommen. Dieser schien schwer verwundet zu sein, denn er war voller Blut. Seine Augen waren geschlossen. Er nahm ihm die Fesseln ab. Fliehen oder kämpfen konnte er sowieso nicht. Dann betrachtete er seinen Gegenüber. Nicht einmal er konnte sich der Macht Gottes, die der Schwerverletzte ausstrahlte entziehen. Sie war unheimlich stark. Und das, obwohl sein Träger nichts von ihr wusste! Er hatte Recht gehabt. Der Tag seines Triumphes ist nahe. Mit diesem Trumpf in der Hand würde er bald das ganze Volk Frankreichs hinter ihm stehen haben. Der König würde ihn zum Papst ernennen müssen. Und dann konnte die Herrschaft des Bösen endlich beginnen… Wenn diese Frau jetzt nur keinen Fehler begann. Mittlerweile waren Athos und Portos im Hauptquartier eingetroffen. Überrascht mussten sie erfahren, dass weder Aramis noch D’Artagnan bisher angekommen waren. Während Athos von einem Arzt behandelt wurde, machte sich Portos beunruhigt auf den Weg, seine Freunde zu suchen. Irgendwo in einer Gasse kam ihm eine merkwürdig daher laufende Gestalt entgegen. Erschrocken erkannte er den gefesselten D’Artagnan. Schnell löste er ihm diese. „Bin ich froh dich zu sehen.“ Der Gascogner hielt sich die schmerzenden Handgelenke. „Sie haben Aramis!“ Portos zuckte zusammen. „Wer?“ Sein Freund hob die Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Antortete er kläglich. „Die Männer hatten Mäntel an. Ich konnte sie nicht erkennen.“ „Verdammt.“ Portos stürmte los. „Schnell zu Athos.“ Ratlos saßen sie auf ihrem Zimmer und überlegten ihre weitere Vorgehensweise. „Wir müssen ihn befreien.“ D’Artagnan machte sich Vorwürfe, dass er seinen Freund nicht beschützen konnte. Athos bemerkte dies. „Dich trifft keine Schuld. Du konntest nichts ausrichten.“ Er legte seinem Kameraden die Hand auf die Schulter. „Wir müssen besonnen handeln.“ Portos pflichtete ihm bei. „Wenn wir einfach so zu Kardinal Richelieu wandern und ihn auffordern Aramis heraus zu geben, sind wir hundertprozentig in dessen Falle getappt.“ Sie setzten sich wieder. „Wer weiß, was er mit Aramis anstellt.“ Langsam bekam D’Artagnan es mit der Angst zu tun. „Wenn er ihn nun foltert…“ Athos versuchte die Lage zu beruhigen. „Mal sachte, wir können davon ausgehen, dass er ihn nicht töten wird. Treville sagte damals, Richelieu will ihn lebend.“ Die Anderen nickten. Trotz allem war dies nur geringer Trost. Was, wenn Richelieu das bekommen hatte, was er wollte und Aramis nicht mehr brauchte? Was wollte Richelieu überhaupt von Aramis? „Wir müssen zu Monsieur Treville und herausbekommen, was es mit unserem hübschen Freund auf sich hat.“ Portos stand auf. „Los!“ Aramis blinzelte. Um ihn herum war es finster. Er hatte höllische Kopfschmerzen. Allerdings bemerkte er, dass man ihm seine Fesseln abgenommen hatte. Sein Bein pochte, als er sich versuchte aufzurichten. Benommen fiel er wieder zurück. Wo war er ? Wer waren die Männer gewesen? Sie hatten keine Uniformen der Kardinalsgarde an. Wieder schwindelig geworden, sank er in einen traumlosen Schlaf. Kardinal Richelieu zischte seine Männer an. „Verlegt ihn in den Pavillon bei Versailles. Legt ihn auf den Karren und reitet los. Hier ist er zu gefährlich.“ „Aber er ist doch bewusstlos.“ Protestierten die Männer. „Wie kann er uns da gefährlich werden?“ Sie sahen nicht ein, warum sie zwei Stunden in sumpfiges Gebiet reiten sollten, nur um einen Gefangenen dort hin zu bringen. In Richelieus Blick loderten Höllenfeuer. „Ihr wisst gar nicht, wie gefährlich er ist. Bringt ihn weg. Das ist ein Befehl!“ Die Männer, erschrocken von dem Hass in Richelieus Augen machten sich schleunigst davon. Die wütende Gestalt wandte sich ab. „Noch weiß er zum Glück selbst nicht, wie gefährlich er ist.“ Als er wieder aufwachte fror Aramis. Er lag in einem Pavillon, der an allen Seiten offen war, wodurch kalte Luft hinein drang. Ziemlich ungeschützt lag er, der Witterung ausgesetzt auf dem Boden. Warum hatten sie ihn hierher gebracht? Sollte er hier erfrieren? Vor Kälte zitternd drückte er sich an die Wand. Wie sollte man ihn hier nur finden? War das sein Schicksaal? Monsieur Treville erwartete unsere drei Freunde bereits. „Gerade wurde ein Brief von Kardinal Richelieu an mich überbracht.“ Das gebrochene Siegel deutete darauf hin, dass der Hauptmann den Brief bereits gelesen hatte. „In dem Schreiben steht, er habe Aramis. Es ginge ihm den Umständen entsprechend.“ Sein Blick verdüsterte sich. „Er verlangt, dass die Musketiere der Garde des Kardinals unterstellt werden sollen, sonst sterbe Aramis.“ Athos warf seinem Kapitän einen entsetzten Blick zu. „Das ist doch nicht möglich.“ „Weiter steht, seine Freunde brauchten nicht nach ihm zu suchen, da er an einem Ort gebracht wurde, den noch niemand kennt.“ Unsere Musketiere waren verzweifelt. Sie konnten tatsächlich nichts tun. „Was ist den da unten nur los?“ Portos schaute aus dem Fenster. „Irgendwas ist im Pferdestall“ Athos sprang auf. „Fenena. Kommt mit!“ D’Artagnan und Portos verstanden nicht, was ihr Kamerad meinte und bemühten sich ihm zu folgen. Im Stall herrschte Chaos. Fenena stieg und keilte gegen die Boxwände. „Athos jubelte auf. „Freunde, sattelt geschwind eure Pferde! Fenena wird uns zu Aramis führen.“ Er scheuchte die anderen Musketiere aus dem Stall. Nachdem die Drei ihre Pferde gesattelt und aufgezäumt hatten, öffnete Athos die Box der tobenden Stute. Blitzschnell schwang er sich auf sein Pferd. „Folgt ihr, schnell!“ Verwirrt galoppierten D’Artagnan und Portos hinter Aramis’ Pferd her. Aramis hatte keine Kraft mehr. Fieberkrämpfe durchschüttelten ihn. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass seine Freunde auf Fenena aufmerksam wurden und ihr folgen würden. Sonst war er verloren. Alleine kam er nicht mehr weg. Auch nicht mit Hilfe seiner treuen Stute. Vergeblich mühte er sich nicht das Bewusstsein zu verlieren. Nach knapp zwei Stunden rasendem Galopp, fiel die Stute in Schritt. Langsam tänzelte sie durch das sumpfige Grasland, um nicht einzusinken. Ihre Flanken bebten. Da entdeckte Athos auf einmal einen Pavillon. Fenena wieherte, lief aber genauso vorsichtig weiter, bis sie das kleine Gebäude erreicht hatten. Was unsere Freunde sahen, verschlug ihnen den Atem. Aramis lag bewusstlos auf dem Boden. Sein Gesicht, wie auch sein linkes Bein waren blutüberströmt. Nach Deckung suchend musste er sich an die Wand gedrückt haben. Er zitterte am ganzen Körper, war aber total durchgeschwitzt. „Mein Gott, er hat Wundfieber.“ Athos traten Tränen in die Augen. „Was haben sie nur mit dir gemacht.“ Vorsichtig hob er ihn auf und setzte ihn vor sich aufs Pferd. „Keinerlei Wachen.“ D’Artagnan suchte die Umgebung ab. „Herrje, wo sind wir denn nur?“ Portos zuckte ratlos mit den Schultern. Woher sollten unsere Freunde wissen, dass hier später einmal das prächtigste Schloss Frankreichs entstehen sollte. „Wir hätten ihn auch nie gefunden, wenn Fenena nicht gewesen wäre.“ Athos wendete und folgte der Stute durch den Sumpf. „Woher wusstest du, was im Stall passiert war?“ fragte ihn Portos, als sie zurück ritten. „Aramis zeigte es mir einmal, als die Pferde auf der Wiese standen. Er sagte ich solle gut aufpassen. Dann gingen wir ins Hauptquartier. Ihr wisst wie weit das entfernt ist.“ D’Artagnan und Portos nickten. „Er pfiff eine wunderschöne Melodie. Kurze Zeit später hörte ich Hufgetrappel. Und da kam seine herrliche Stute hocherhobenen Hauptes um die Ecke getrabt. Triumphierend grinste Aramis mich an. Ich war einfach nur sprachlos. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Egal, wie weit Aramis und Fenena voneinander getrennt sind, sie spürt, wenn ihr Herr diese Melodie pfeift und kommt sofort.“ In seinen Armen atmete Aramis nur noch schwach. Sie mussten sich beeilen. Der Arzt konnte die Freunde beruhigen. „Er wird bald wieder auf den Beinen sein. Jemand hat seine Schussverletzung behandelt, so dass sie sich nicht entzündete, was ihm das Leben rettete. Das Fieber kommt durch die Unterkühlung und wird vergehen. Aramis muss einen mächtigen Schutzengel haben.“ Mit diesen Worten verließ der Arzt das Zimmer unserer Musketiere. Durch die Rebellen war immer noch Ausgangssperre und die Vier blieben auf ihrem Zimmer und bewachten Aramis. Treville gestattete, dass einer der drei Freunde bei Aramis blieb und die anderen Beiden mit zwei Kollegen versuchten, die Rebellen zu bekämpfen. Schließlich konnten die diese verjagt werden und einige Anführer in die Bastille gebracht werden. So war die Gefahr eines Aufstandes durch die Rebellen erst einmal gebannt. „Durst. Ich hab Durst.“ Aramis versuchte sich aufzurichten. Sein Kopf dröhnte immer noch und sein Bein schmerzte. Aber ihm war wenigstens nicht mehr so kalt. Freudig kamen Portos und D’Artagnan auf ihn zu. „Wir sind ja wieder unter den Lebenden!“ Portos gab ihm etwas zu trinken. „Langsam, deine Kehle muss sich erst wieder an das Wasser gewöhnen.“ Aramis nippte an dem gereichten Becher. „Wie geht es dir?“ D’Artagnan setzte sich zu seinem Freund. „Wir dachten schon, du wachst gar nicht mehr auf.“ Aramis warf ihm einen überraschten Blick zu. „Wieso? Wie lange habe ich denn geschlafen?“ „Fast eine Woche.“ Portos stellte den Becher auf den Tisch. „Zum Glück warst du nicht lange in Richelieus Fängen.“ Aramis senkte den Kopf. „Also doch der Kardinal. Die Männer, die uns angriffen hatten keine Uniformen an, so dass ich sie nicht zuordnen konnte.“ Er betastete seine Schläfe. „Als wir dich fanden, dachten wir du wärst tot. Du lagst da, alles voller Blut.“ Portos musste bei den Bildern immer noch mit einer Welle des Zorns kämpfen. „Aber dann sahen wir, dass du im Wundfieber lagst.“ Portos seufzte. „Ich glaube, ich war noch nie so erleichtert jemanden im Wundfieber zu sehen. So wussten wir wenigstens, du lebst.“ D’Artagnan nickte. „Hm, aber nicht wie lange noch.“ Portos warf seinem Freund einen beschwörenden Blick zu, doch Aramis hatte bereits begriffen. Erschrocken schaute er D’Artagnan an. „So schlimm…“ Leise öffnete sich die Tür und Athos betrat das Zimmer. „Du bist wach!“ Polternd fiel die Tür ins Schloss. Er eilte auf Aramis zu und umarmte ihn herzlich. Athos war überglücklich seinen Schützling und besten Freund wieder zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)