Spiegelungen von CaptainCalvinCat (Battlestar Galactica - Star Trek) ================================================================================ Kapitel 8: Der Angriff und die Vertrauensfrage ---------------------------------------------- Auf der Brücke der DRAGONFLY wandte sich Agatha Silverbird an ihren taktischen Offizier Jill Menacer. „Stell Kontakt zum Hauptrechner des Zylonenbasissterns her.“, befahl sie, „Erbittet Abdockerlaubnis.“ „Jawohl.“, antwortete Jill und gab den Befehl ein. Nach zwei Sekunden meinte sie dann: „Abdockerlaubnis erteilt.“ „Gut.“, lächelte Agatha, „dann wollen wir mal.“ Das laute Geräusch, das typisch für einen Abdockvorgang ist, erklang im gesamten Schiff und nach ein paar Sekunden, in denen die Manöverdüsen seitwärts feuerten und die DRAGONFLY von dem Zylonenbasisstern wegschoben, schwebte das Föderationsraumschiff eigenständig im All. Mit feuernden Manöverdüsen richtete sich das Schiff auf das Ziel, den Konvoy, aus. „Ein Viertel Impuls.“, sagte Agatha und schon flog das Schiff, zwar verhältnismäßig langsam, aber stetig, auf die gewählte Position zu. „Einen Kanal bereitmachen. Ich wünsche, mit dem Kommandanten zu sprechen.“, sagte der erste Offizier der DRAGONFLY und befahl im Anschluss: „Alarmstufe Gelb, Schutzschirme hoch.“ „Kanal sprechbereit, Schilde oben.“, antwortete Jill. An Bord der GALACTICA röhrte auf einmal ein alarmierendes, und doch nervtötendes Klaxon los. Agatha Silverbird blickte erschrocken aufs DRADIS. Dort zeichnete sich die Angriffsflotte der Zylonen deutlich ab. Ein Basisstern, mehrere Angriffsjäger und - sich langsam abkoppelnd - die USS DRAGONFLY NCC 0815. Der erste Offizier der DRAGONFLY schluckte. Nun würde offenbar ihr eigenes Schiff gegen die GALACTICA kämpfen. Schnell wandte sich Agatha an den Navigationsoffizier: „Schnelle Wende, die Flotte soll hinter uns bleiben und bloß nicht näher als 0,5 eurer Zentons an die DRAGONFLY heran. Das Schiff hat einen besonders starken Transporterradius und kann ab 0,5 Zentons extrem gefährlich werden.“ Es gab aber noch einen anderen Faktor, mit dem die DRAGONFLY der GALACTICA gefährlich werden konnte. Das Schiff aus diesem Universum besaß keinerlei Schutzschildtechnologie, war daher auch nicht in der Lage, einem Phaserstrahl besonders gut zu widerstehen. Der Großteil würde ich zwar, wie beim letzten Mal, auf die Aussenhülle verteilen, aber trotzdem blieb ein gewisser Gefahrenfaktor, dem Agatha die GALACTICA nicht aussetzen wollte. „Ma’am.“, meldete Dee, „Wir werden gerufen.“ Agathas Herz hüpfte. Cal. Konnte der Captain es tatsächlich geschafft haben? Hatte er das Schiff manipuliert, sabotiert oder vielleicht sogar eine Meuterei unter den Zylonen gestartet? Wilde Freude explodierte in Agatha, als sie, äußerlich immer noch der Kältepol in Person, den Befehl zum Öffnen der Frequenzen gab. Dann schluckte die erste Offizierin, starrte wie hypnotisiert den Bildschirm an. Von dort starrte sie ein Spiegelbild an. „Wer sind Sie?“, fragte die Frau auf dem Bildschirm und Agatha Silverbirds Pendant lächelte wölfisch: „Ich bin Commander Agatha Silverbird von der USS DRAGONFLY.“ Die andere Rothaarige schüttelte den Kopf und man konnte deutlich erkennen, dass sie sehr um ihre Beherrschung rang. Dann, mit mühsam unterdrückter, aber dennoch in der Stimme präsenter, weißgleißender Wut, sagte sie: „Sind Sie nicht. Ich bin Agatha Silverbird.“ Die Rothaarige, die zur Zeit auf dem Kommandosessel der DRAGONFLY saß, machte eine alles umfassende Geste, die der Brücke galt und fragte dann, möglichst unschuldig: „Wenn Sie Agatha Silverbird sind und die DRAGONFLY kommandieren… was mache ich dann hier und was machen Sie auf dem anderen Schiff?“ Als Cal den Raum betrat, dachte er, er wäre geschrumpft. Insekten befanden sich in seinem Hangar. Wespen, Bienen, Hornissen und Grashüpfer. Allerdings waren diese Insekten nur Shuttles. Sie trugen die Namen BEE, HORNET, WASP und GRASSHOPPER. Der Captain ging mit seinen Offizieren durch den Hangar, passierte die BEE-ONE, sowie die WASP-TWO und erreichte schließlich das Starfleet-Nahkampfshuttle, dass er für diese Mission ausgewählt hatte, es zu kommandieren. Die HORNET-ONE, die ihren Namen, genau wie die anderen Schiffe, nicht aufgrund ihres insektoiden Aussehens hatte, sondern aufgrund der taktischen Nutzung und Feuerkraft. So hatte die Simulation, der Cal im Starfleet-Headquarter in San Francisco ansichtig geworden war, eine Situation beschrieben, wie sie zur Zeit des 2341 stattfindenden Erd-Wraith-Konfliktes Gang und Gebe war. Ein Shuttle, es handelte sich um eines derer, wie sie damals häufig benutzt worden waren, war auf dem Weg zur New Providence-Kolonie, 10 Lichtjahre ausserhalb des Atlantis-Sektors in der Pegasus-Galaxie. Und, wie es seit dem Erwachen der Wraith ebenfalls eine traurige Konstante beschrieb, griffen die Wraith-Jäger das kleine Shuttle an, lähmten die Pilotin und den wichtigen Passagier und nährten sich an ihnen. „Selber Sektor.“, lächelte Admiral Jellico, und Cal, der zusammen mit Mckenzie Calhoun, dem Captain der Excalibur, zugegen war, rollte mit den Augen, „Anderer Zeitrahmen.“ Erneut war ein Shuttle, diesesmal ein sehr futuristisch-anmutendes Gefährt, auf dem Weg zur New Providence-Kolonie, 10 Lichtjahre ausserhalb des Atlantis-Sektors in der Pegasus-Galaxie. Admiral Jellico selbst kam gerade, einen Kaffee trinkend, aus dem Gästequartier des futuristischen Flitzers und Colonel Kira Nerys steuerte das Gefährt, während der Admiral in die Kamera lächelte. Ein Piepsen lenkte die Aufmerksamkeit des laienschauspielernden Admirals auf Colonel Kira, die einen Blick auf die Konsole warf. „Ein kleines Schiff nähert sich uns. Laut unseren Datenbanken ist es ein Wraith-Jäger.“, sagte sie und rollte mit den Augen, ehe sie ein leises ‘Wie realistisch’ zischte. Dann bebte das Shuttle kurz, was Kira dazu veranlasste, ein Ausweichmanöver zu fliegen. „Wraithjäger immernoch auf Abfangkurs.“, sagte Jellico, mit übertrieben dargestellter Panik in der Stimme. „Das haben wir gleich.“, sagte die Bajoranerin, der Cal nicht absprechen konnte und wollte, das er sie attraktiv fand, und betätigte einige Tasten. Ein gleißendes Licht verkündete das Ende des Wraith-Jägers. Cal, sowie Mac, warfen einen verblüfften Blick zu Jellico, der die Vorzüge des Shuttles, das damals noch unter dem Codenamen ‘Hornisse’ lief, erneut erläuterte und gleichzeitig die „Instekten-Shuttles“ als Produktlinie einführte. So war die ‘Hornisse’ das wendigste und aggressivste der drei ‘Hymenopterashuttles’, also der drei Shuttles, die auf Hautflüglern basierten. Die ‘Hornisse’ besaß mehrere Phaserbänke, 2 Photonentorpedolauncher und einen Launcher für Quantumtorpedos. Die Nummer 2 in Sachen Feuerkraft und Agilität war die ‘Wespe’, die es immerhin auf zwei Phaserbänke und einen Photonentorpedolauncher brachte. Nummer drei war die ‘Biene’, die nur eine Phaserkanone, aber immerhin einen großen Laderaum hatte. Als Bodenfahrzeug hatte die ‘Insektenklasse’ den ‘Grashüpfer’ entwickelt, ein Bodenfahrzeug, das zwar auch wehrhaft war, jedoch eher für Bodeneinsätze gedacht war und im Grunde von Jellico wie das ungeliebte Stiefkind behandelt wurde. Zwar hatte der ‘Grashüpfer’ einige spannende Extras, doch diese wurden, zumindest bei der Beschreibung, von Jellico durch das massive Aufzählen der Nachteile mehr als nur relativiert. Cal schluckte es nicht und orderte für seine DRAGONFLY sowohl fünf Bienen, fünf Wespen und ebensoviele Hornissen, als auch genausoviele Grashüpfer. Der Captain war an seinem Flaggschiff der Insektenstaffel angelangt, der HORNET 1. Er öffnete das Shuttle, das genauso wie eine Hornisse aussah, am Facettenauge, in Wirklichkeit ein äußerst wirksamer Holo-Emitter, und die Illusion von dem Insekt verschwand. Cal ging zum Heck und öffnete die Heckklappe um einzusteigen. R’Peng und Christian, zwei Marine-Soldaten, folgten ihm und hinter ihnen schloss sich wieder die Luke. Das Cockpit der HORNET one war sehr funktional. Cal setzte sich auf den Platz für den Missioncommander, es war der Sitz in der Mitte. R’Peng nahm links von ihm, an der taktischen Konsole, Platz, während sich Christian an das Navigatorpult setzte. Cal rutschte unruhig in seinem Stuhl auf und ab, erhob die Stimme und sagte schließlich: „Bringt uns raus.“ Sofort tastete R’Peng nach ihrer Kommunikationskonsole und hielt eine Hand an ein Ohr. Sie sprach: „ Hummingbird, erbitten Starterlaubnis.“ Nach einigen Sekunden wandte sie sich an Christian: „Starterlaubnis ist erteilt.“ Die DRAGONFLY glitt an der Seite auf und mehrere Schiffe flogen hinaus. Es waren das WASP-Geschwader und die HORNET one. Die fünf Schiffe setzten Kurs auf den Planeten. Die VIPER, deren Pilot Cal war, überflog gerade den westlichen Kontinent. Ein schöner, grüner Planet erstreckte sich unter ihm, ein paradiesischer Garten Eden, wie Jill, die hübsche taktische Offizierin der DRAGONFLY es genannt hatte. Er hielt die VIPER auf Kurs, der ihn nun nordwärts über ein Gewässer führte, von dem er annahm, das es in seiner Breite durchaus mit der Capricanischen See konkurrieren konnte, die die beiden großen Kontinente Mishirr und Igergri voneinander trennte. Er beherrschte seine VIPER noch nicht einhundert prozentig perfekt, aber es genügte, um mittelschwere Ausweichmanöver zu schaffen et cetera. Gerade warf er einen Blick auf die wunderschöne Landschaft des Planeten unter sich, ging tiefer, damit er mehr sehen konnte… als plötzlich neben ihm ein gigantisches Insekt auftauchte. Das Insekten jedes Jahr größer werden, war ja nichts Neues, auch hatte Cal auf dem Planeten Tangua IV eine Wespengattung gesehen, deren Flügelspannweite gut und gerne mit der eines kleinen Spatzes konkurrieren konnte und deren Stachel sich mühelos durch zentimeter dicken Stahl bohrte - aber ein Insekt von einer Flügelspannweite von Drei Meter fünfundneunzig war ein wenig zu viel des Guten. Cal hasste Wespen, Bienen und Hornissen, aber mit diesem Insekt wollte er sich gar nicht anlegen… Dann hörte er ein lautes Zischen hinter sich und warf einen Blick über die Schulter, nach oben. Dort kam, in einer Geschwindigkeit, die selbst dem waghalsigen Shuttlepiloten Tom Paris zu gefährlich erschienen wäre, ein Insekt auf ihn zugejagt und begann, zu schießen. Ja, tatsächlich, es spannte sich vom Stachel des Insektes ein Laserstrahl zu seiner linken Tragfläche, die sich schnell funkensprühend verabschiedete. Und schon befand er sich im Abwärtsflug. Der Planet, den er bis gerade eben noch so schön gefunden hatte, kam ihm immer näher und er verfluchte ihn. „Mayday.“, schrie er ins Interkom, „Cat bei Koordinaten … äh… keine Ahnung! Ich wurde angegriffen und stürze ab!“ Bullseye jagte in ihrer VIPER just in diesem Moment über eine Bergkette, als der Funkspruch Cals einging. Sie hoffte, dass der Kadett genug Weitsicht bewies, um den Peilsender einzuschalten. Doch, gerade, in dem Moment, in dem sie diesen Gedanken hatte, jagte, dicht vor ihr, eine brennende VIPER dahin, sich immer weiter dem Boden nähernd. Schnell und geistesgegenwärtig riss sie das Steuer herum und flog neben dem beschädigten Fluggefährt her. „Author, hier Bullseye. Keine Sorge, direkt vor Dir ist eine schöne, weite Fläche, auf der Du notlanden kannst.“, sagte sie und sah, wie Cal mit der linken Hand den Steuerknüppel loslies, die Hand zur Faust ballte und den Daumen reckte. Dann legte er die Hand wieder an den Steuerknüppel und griff mit der rechten Hand unter den Sitz. ‘Gut, der ist versorgt.’, dachte sich Bullseye, riss die VIPER gekonnt herum und jagte auf die Angreifer zu. ‘Was zum…’, dachte sie sich, als sie die beiden riesigen Insekten sah, die auf sie zurasten. Doch, als sie näher kam, erkannte sie, dass es sich dabei um Flugmaschinen handelte, die das Aussehen von Wespen und Bienen immitierten. Schnell legte sie ihren Finger um den Abzug der Bordgeschütze und drückte ihn durch. Das tödliche Feuer raste auf die feindlichen Schiffe zu, verpuffte jedoch Millisekunden vor der Rumpfhülle vollkommen wirkungslos. `Verdammt`, dachte sich die junge Frau und legte ihre VIPER wieder in eine geschmeidige Kurve, um vor den feindlichen Schiffen davonzufliegen. Sie überflog Cals Notlandeplatz, sah, dass sich die VIPER mit der Nase zuerst in den Dreck gebohrt hatte, dann, wie die Plexiglaskuppel abgesprengt wurde und Cals Schleudersitz herausgesprengt wurde. Author war anscheinend, mal wieder, bewusstlos. Agatha Silverbird lächelte an Bord der USS DRAGONFLY ihre ‘Doppelgängerin’ an. „Wenn Sie Agatha Silverbird sind und die DRAGONFLY kommandieren… was mache ich dann hier und was machen Sie auf dem anderen Schiff?“, hatte die rothaarige Frau gefragt und die Agatha, die auf der GALACTICA war, schüttelte nun den Kopf. „Ich bitte Sie, das ist ein durchschaubares Manöver. Mich würde vielmehr interessieren, wer Sie sind, und wie Sie an Bord der DRAGONFLY kommen.“, sagte die Frau nun und die Agatha auf der DRAGONFLY lachte: „Ich habe mich Ihnen doch schon vorgestellt.“ Die hübsche, momentane Kommandantin der GALACTICA lächelte nun ihrerseits. Eigentlich war ihr nicht nach Lächeln zu Mute, im Gegenteil, aber sie versuchte, sich zu beherrschen. „Sie sind nicht Agatha Silverbird, Sie sind eine Betrügerin.“, sagte sie kurzerhand und schaute ihre Doppelgängerin lächelnd an, „Ich kann es sogar beweisen.“ „Ach, und wie?“, kam die Frage ihres Doubles. Wahrlich, das war eine gute Frage. Wie konnte Agatha beweisen, dass sie der Kommandant der DRAGONFLY war, beziehungsweise der Stellvertreter? Die einfachste Möglichkeit war natürlich, die Kommandocodes aufzuzählen, aber, Agatha war sich sicher, dass diese Frau, die ihr entgegenglotzte, eine Zylonin war. Diese hatte sicherlich ebenfalls die Kommandocodes, zumindest lag diese Vermutung nahe. Schließlich hatte man sie, den Captain und die komplette Crew offenbar lange genug in Stasiskapseln gehalten, um die Crew zu duplizieren. Starbuck war von ihrer Exkursion auf den Planeten zurückgekehrt, hatte sich kurz umgezogen und war, nach mehreren Minuten, rechtzeitig auf der Brücke der GALACTICA erschienen, schnell genug, um den Disput zwischen Agatha und Agatha mitzubekommen. Sie wusste natürlich, dass die Zylonen, von Menschen erbaut, inzwischen die Fähigkeit besaßen, menschlich auszusehen und zu fühlen. Die Pilotin hoffte, dass nicht die Agatha auf der Brücke die Zylonin war. Genauere Unterscheidungsmöglichkeiten gab es momentan nicht. Die Rothaarige auf der Brücke verhielt sich genauso, wie die Frau auf dem Bildschirm, sodass beide die perfekte Kopie des jeweils anderen sein konnten. In Gedanken fluchte Starbuck, dann quoll in ihr ein Plan empor. Sie betrat das Kommandodeck und wandte sich an Dualla, der sie ein paar Anfragen und Befehle ins Ohr flüsterte. „Mhm, das ist möglich.“, sagte die attraktive Dunkelhaarige und gab einige Befehlssequenzen in den Computer ein. Die Agatha auf der Brücke der DRAGONFLY bemerkte, dass Starbuck auf die Brücke der GALACTICA kam, irgendwas mit Dualla absprach und letztere irgendwas an ihrer Bordkonsole tat. „Ma’am, ich messe einen starken Energieanstieg an Bord der GALACTICA.“, meldete Jill Menacer und die erste Offizierin wandte sich ihrer taktischen Offizierin zu: „Was kann es sein?“ „Ich weiß es nicht.“ „Okay, Schilde hoch und Waffen bereitmachen.“ Auf der Brücke der GALACTICA sog Agatha entsetzt die Luft ein. Die DRAGONFLY rüstete sich zum Kampf. „Ich messe einen starken Energieanstieg in den vorderen Phaserbänken und ich glaube, das die Photonentorpedolauncher mit Energie beschickt werden.“, meldete Felix Gaeta. „Okay, es ist unsere einzige Chance.“, meinte Agatha und trat schnell zu Dualla herüber: „Geben Sie folgende Sequenz ein.“ Doch gerade, als sie die Sequenz nennen wollte, die die Schilde der DRAGONFLY hätten senken können, hörte sie, wie neben ihr eine Waffe entsichert wurde. Sie blickte nach links, starrte in den Lauf der Waffe und dann in das Gesicht von Kara. „Was tun Sie da, Starbuck?“, fragte die momentane Kommandantin. Starbuck sah sie an: „Es tut mir Leid, Ma’am, aber ich weiß im Moment nicht, wer von Ihnen beiden ein Zylone ist. Sie oder die Frau auf der DRAGONFLY. Daher enthebe ich Sie nun Ihres Kommandos.“ Sharon ‘Athena’ Agathon schaute aus dem Cockpit der RAPTOR hinunter in die weite, grüne Ebene, in der mehrere VIPER standen, zwei weitere Raptoren und einige - sie wusste nicht, was es war - es mochten Offiziere sein, konnten aber auch andere Menschen sein, der Fakt war, es waren Menschen. Sie schauten sich um, wurden von einem Offizier der DRAGONFLY zu einer bestimmten Stelle geführt und machten sich daran, mit unidentifizierbaren Abbaugeräten, das Tylium abzubauen. Ein leichtes, metallisches Glitzern lenkte sie ab. Es war ein paar hundert Meter hinter einer Baumlinie zu sehen und es bewegte sich in einer verdächtigen Art und Weise. Sharons Atem setzte kurz aus. Zylonen - ihre Artgenossen. Sie waren hier. Ihre Hand tastete nach dem Funkgerät - sie musste Kat warnen. Louanne, Spitzname Kat, war für die Operation zur Zeit zuständig und Sharon musste sie einfach warnen. Ihre Hand hatte das Funkgerät ergriffen und gerade als sie den Ruf absetzen wollte - jagten mehrere Millionen Volt durch ihre Stromkreise. Sie merkte noch, wie sie einen Schrei ausstieß, dann nichts mehr. ‘Verflucht!’, dachte sich Agatha, wusste aber, dass der Blonden absolut kein Vorwurf zu machen war. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, also wäre eine Version von Starbuck auf der Brücke der DRAGONFLY aufgetaucht und eine andere Version von ihr wäre auf dem Hauptschirm erschienen, und sie hätten nicht gewusst, welche Starbuck real ist, sie hätte sie ebenfalls des Kommandos enthoben und zumindest zu Gina, wenn nicht gar in die Brigg geworfen. Dennoch musste sie, also Agatha, nun versuchen, der Blonden die Sachlage zu erklären. Was Agatha jedoch nicht wusste, war, dass Dualla einen schiffsweiten Ruf geschaltet hatte, und als Starbuck die stellvertretende Kommandantin der DRAGONFLY ihres Kommandos enthoben hatte, hatten die Crewmitglieder der GALACTICA die Crewmitglieder der DRAGONFLY schnell überwältigt. Ein paar Offiziere des Starfleetschiffes, die noch nicht wieder erwacht waren, wurden sofort mit noch mehr Schlafmitteln zum weiterschlafen gezwungen. Agatha Silverbird, der Kommandant der DRAGONFLY, sah mit Genugtuung auf den vollen Lippen, wie ihr Ebenbild von Starbuck verhaftet und des Kommandos enthoben wurde. „Danke, Miss Thrace.“, sagte die Frau mit einer volldröhnenden, aber sanften Stimme, „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen.“ Dann wandte sich die Frau an ihren taktischen Offizier: „Jill? Feuer! Sende eine Nachricht an den Captain. Der Angriff kann beginnen.“ Der Captain war mit einigen Offizieren des Hazard Teams, sowie mit mehreren Zylonenzenturionen, bis auf mehrere Meter an das Abbauteam herangepirscht. Die Zylonen fuhren ihre, mit langen Fingern besetzten, Hände ein und ersetzten diese durch Maschinengewehrläufe. Die unglaublich gelenkige Telsia kletterte, ohne das leiseste Geräusch zu verursachen, in die Baumkrone und zog ein Phasergewehr aus ihrem Transporterpuffer hervor. Dann setzte sie ein Head-Up-Display auf, was Cal und Munro ihr gleichtaten. Der Captain bemerkte eines der feindlichen Raumschiffe, in dem gerade eine Frau versuchte, Kontakt zu irgendjemandem herzustellen. Er tippte einem Zylonenzenturionen auf die Schulter und deutete auf die Frau. Dieser nickte und Sekunden später zuckte die Frau zusammen, schrie lautlos und sackte dann, mit offenen Augen, aber leerem, in die Ferne reichenden Blick, in sich zusammen. Wut eruptierte in Cal und er schlug dem Zylonen auf den Metallkopf. „Was sollte das?“, schrie er leise und der Zylone sah ihn an. Der rote Scanner sauste nach links und nach rechts, wieder nach links und nach rechts und Cal seufzte. Der Blechkamerad konnte ja nicht sprechen. Er schüttelte den Kopf: „Ich will sowas nicht noch einmal sehen, klar?“ Ob der Zenturion ihn verstanden hatte, oder nicht, vermochte er nicht zu sagen und es war auch egal, denn in diesem Moment gab Agatha aus der Kommandokanzel der DRAGONFLY den Angriffsbefehl. Die GALACTICA erbebte unter dem Feuer des feindlichen Starfleetschiffes und Konsolen begannen, funkensprühend, den Dienst zu verweigern. Starbuck hielt sich trotz des wie wild buckelnden, alten Kampfsternes tapfer auf den Beinen und wandte sich an ihre „Gefangene“. „Was ist das?“, fragte sie. Die hübsche Rothaarige schaute Starbuck an: „Phaser. Sowas wie Laser.“ „Mit diesen Waffen sind wir schon einmal in Kontakt gekommen.“, meldete Gaeta, „Sie waren es, die die GALACTICA zum Krüppel geschossen hatten.“ Starbuck fluchte. „Ausweichmanöver.“, herrschte sie den Navigator an, der den Befehl sofort weitergab, dennoch nicht verhindern konnte, dass die DRAGONFLY der GALACTICA weitere Schäden zufügte. „Panzerbrechende Munition abfeuern!“, schrie Starbuck gegen den Krach der Phasertreffer an. Die GALACTICA wandte sich, munitionspuckend, vom angreifenden Starfleetschiff ab, aber, selbstverständlich bewahrten die Schutzschilde der DRAGONFLY diese davor, ernsthafte Schäden zu nehmen. Schlechter sah es da für den Kampfstern der Kolonialflotte aus - die Phaser und Photonentorpedos rissen tiefe Löcher in die, schon vorher beschädigten, Bereiche. Weiter als zuvor drangen die Energiestrahlen in den Bug der GALACTICA ein. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die tödlichen Energiestrahlen der DRAGONFLY wichtige Komponenten beschädigten. Wenn das eintrat, war die GALACTICA nicht nur verkrüppelt, sondern kurz vor dem stellaren Ableben. Dieser Zustand musste, mit allen erdenklichen Mitteln, verhindert werden. Auf dem Planeten umfasste der Captain der DRAGONFLY den Griff seines Phaserkompressionsgewehres, über sein HUD hatte er eine hinreichende Vergrößerung des feindlichen Kommandanten, einer Latina, die ihm irgendwie bekannt vorkam. „Okay.“, flüsterte Cal zum Hazardteam und den Zylonenzenturionen, „Ihr kennt den Plan. Kein Mitglied der kolonialen Flotte wird getötet. Wir beschränken uns auf Betäubungssalven. Verstanden?“ „Verstanden.“, meinte Alexander Munro, und auf Cals HUD erschien, in Rot, ein Satz, der nur von einem Zenturion kommen konnte: „Non-lethaler Beschuss nicht möglich.“ Cal wandte sich an die Zylonen und sagte: „Dann schießt ihr nicht, sondern haltet euch im Hintergrund. Verstanden?“ „Befehl akzeptiert.“, blinkte in Rot die Schrift auf Cals HUD und der Captain nickte befriedigt. Im Forschungskomplex war die gesamte Umgebung in rotes Licht getaucht. Soldaten liefen durch die Gänge, Zivilisten ebenfalls. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war der, dass die Zivilisten auf der Flucht vor Sektion 12 Abschnitt Alpha des Forschungspostens waren, während die Soldaten genau zu diesem Ort beordert worden waren. Einige Zylonenzenturionen waren ebenfalls anwesend, richteten ihre Maschinengewehrhände auf die Tür, die den Eingang zur benannten Sektion markierte. Man konnte deutlich hören, wie hinter der geschlossenen Tür geschossen und gekämpft wurde. Verschiedene Stimmen, einige Männlich, andere weiblich, schrieen schmerzvoll auf, dazwischen war immer wieder das rhythmische Stakkatto eines Gewehres zu hören. Dann trat Stille ein und legte sich über den Komplex, wie ein Leichentuch. Das einzige Geräusch, das man hörte, war das hin- und hersausen, der Scanner der Zylonen. Eine Six-Einheit, die eine Tarnfleckenhose, Schaftstiefel und ein Tanktop in Tarnfleckoptik trug, runzelte die Stirn und festigte den Griff um ihr Maschinengewehr. Sie konnte beinahe den Mörder bei sich fühlen, der in der Basis sein Unwesen trieb, konnte seinen Schweiß beinahe riechen und seinen Atem beinahe hören. Sie wusste, dass er das Experiment war, das fehlschlug. Niemals hätten die Zylonen dieses Experiment in diesem Ausmaß wagen dürfen, aber sie hatten es gewagt. Es war fast schon eine Ironie des Schicksals. Die Menschen hatten die Zylonen geschaffen, diese hatten rebelliert und ihr eigenes Reich erbaut. Dann hatten sich die Zylonen entwickelt, sahen sich mächtiger an, als ihre einstigen Erschaffer - und hatten offenbar begonnen, dieselben Fehler zu machen, wie es ihre Erschaffer getan hatten. Der Busen der Six-Einheit hob und senkte sich unter ihrem engen Tanktop, ihre Aufregung war deutlich sichtbar, allein schon durch das Nachdenkliche in ihren Augen. Waren die Zylonen doch zu weit gegangen? Bestrafte Gott sie jetzt, so wie die Götter die Menschen bestraft hatten? Sie hatte keine Zeit mehr, an etwas anderes zu denken - direkt vor ihr explodierte die Tür und das Experiment war auf freiem Fuß. Es war natürlich verwundbar, schließlich war es menschlich, aber - so wie die Menschen sich zurückgelehnt hatten und begonnen hatten, faul und dekadent zu werden, bevor die Zylonen zurückschlugen, so hatte in dieser Forschungseinrichtung die Faulheit und Dekadenz ihren Einzug erhalten. Sie, die Sixeinheit mit dem Namen Gina Shelia war zwar noch eine der Agilsten, entging daher auch dem tödlichen Feuer, dass der Fremde aus seinem Maschinengewehr spuckte, aber mehrere Three-, Eight- und Fiveeinheiten hatten nicht soviel Glück. Obwohl die Threes eigentlich dazu neigten, sich im unbewaffneten Kampf sehr geschickt anzustellen, und die Eights sowieso, aufgrund ihrer sehr stromlinienförmig gebauten Grundphysiologie sehr flink waren, hatte sie, eine der Sixes, mehr Glück als diese Kampfmaschinen. Sie warf sich aus der Schusslinie und bedauerte die Fiveeinheit neben ihr, die durch einen sauberen Kopfschuss aus dem Dienst und dem Leben schied. Wobei sie ja nicht wirklich aus dem Leben schied, sie wurde ja in einem anderen Körper, irgendwo anders, wiedergeboren. Der Fremde registrierte die hübsche Blonde in ihrer militärischen Kleidung und sein Helmdisplay zeigte ihm an, dass sie in höchstem Maße verängstigt war, für ihn also keine nennenswerte Gefahr darstellte. Was immer die Zylonen hier mit ihm gemacht hatten, sie hatten seine Reflexe verbessert, sodass er sich in der Lage gesehen hatte, direkt, nachdem die TÜr der Explosion zum Opfer gefallen war, Tod und Verderben über seine Feinde zu bringen. Obwohl er die Meisten derer, die er getötet hatte, bedauerte, eine Grundprämisse, die er aus seiner Ausbildung übernommen hatte, erkannte er, dass er bei einigen, der sich ihm in den Weg stellenden Modelle, keine andere Wahl hatte, als Gewalt und Tod sprechen zu lassen. Bei einigen, vornehmlich den Sixes, den Threes und den Eights, waren noch Verhandlungen möglich, war es also nicht unbedingt notwendig ihre hübschen Körper durch Maschinengewehrsalven zu verunstalten. Die vornehmlich Männlichen Modelle, sowie die Zenturionen, waren jedoch weitaus weniger an Gesprächen interessiert, wobei er auch hier das Eine oder auch andere Mal erfolgreich war. Sein Helmdisplay, das ihm die Blonde, die er in einem Ausbruch unbändiger Wut, getötet hatte, was er auch bedauerte, aufgesetzt hatte, war ein sehr ausgereiftes Stück Technologie, was der Fremde inzwischen gut einzusetzen vermochte. So konnte es ihn vor einer Fiveeinheit warnen, die gerade, in diesem Moment geschickt versuchte, an ihn heran zu pirschen. Mit dieser Einheit waren die Unterhaltungen eher auf die simple Art und Weise geführt worden. „Ergib Dich, oder Stirb!“, hatte der Fremde meist gesagt, worauf hin eine Fiveeinheit aus dem Versteck kam und versuchte, auf ihn zu feuern. Kopfschüttelnd über diese Dämlichkeit jagte der Fremde ihm dann meist eine Kugel in den Kopf. Er war sich sicher, an diesem Tag würden viele Downloads in neue Körper stattfinden. „Tod den Feinden. Aber die Phaser lassen wir schön auf Betäubung.“, schrie Cal, umklammerte den Griff seines Kompressionsgewehres und stürmte aus der Deckung auf die Feinde zu. Die hübsche Latina blickte ihn verwundert an, ging jedoch, nach einem Treffer in die Brust zu Boden, den Munro abgefeuert hatte. Die Farbe des Strahls, ein bernsteinfarbenes Orange, verriet dem Captain, dass seine Order befolgt wurde, und die Phaser tatsächlich nur auf Betäubung geschaltet waren. Auch die Zylonen hielten sich wunderbar im Hintergrund und da offenbar nur einige Marinesoldaten der Kolonialflotte anwesend waren, gelang die Übernahme dieses Camps relativ schnell. Was nicht bedeuten sollte, dass da nicht vielleicht noch irgendwo einige Mitglieder der Flotte waren. Cal wandte sich an Munroe: „Alexander, du behältst das Lager im Auge. Ich schau mich mal um.“ „Aye, Sir.“ Sein Kopf tat ihm weh. Mal wieder. Er öffnete die Augen, blickte in helles Licht und stöhnte unwillig. „Ah, Author.“, lächelte die hübsche Frau ihn an, „Du bist wach.“ „Kann man so sagen.“, lächelte er zurück, rappelte sich auf und schaute Bullseye an: „Du hast…“ Ja, sie hatte ihn gerettet. Er erinnerte sich noch daran, wie er gemerkt hatte, dass seine VIPER an Höhe verlor und der Planet, dessen Schönheit er vorher noch bewunderte, immer näher kam. Dann war eine VIPER an ihm vorbeigeflogen, war auf seine Sturzbahn beigedreht und Bullseyes Stimme hatte ihm gesagt, dass hinter den Bäumen eine wunderbar-freie Ebene war, auf der er die VIPER notlanden konnte. Dann war er durch die ersten Bäume gekracht, hatte Äste abgerissen, Eichhörnchen beim Korpulieren gestört, Bienen und Wespen an der Windschutscheibe zermanscht und plötzlich einen Specht auf der Scheibe sitzen, er offenbar gar nicht glücklich darüber schien, dass man ihn störte. Der Kontakt mit dem Boden fand etwas heftiger statt und Cal dachte sich, dass es bei weitem Besser wäre, mit einem beherzten Griff den Schleudersitz auszulösen. Er zog, zerrte… und hatte mal wieder nur den Griff in der Hand. „Das ist ein Schlechter Scherz.“, fuhr es ihm durch den Kopf, dann bremste die VIPER ab und durch die Trägheit der Masse raste sein Kopf mit voller Wucht ein weiteres Mal gegen die Plexiglasscheibe. Er verfluchte die Zylonen, die Menschen und alles andere, dann umfing Dunkelheit ihn. Dann kam er kurz zu sich, als Bullseye vor ihm stand und seine Sicherheitsgurte löste. Sie fragte ihn, ob er gehen könne, er nickte kurz, erhob sich und war froh, dass sie da war, denn seine Beine knickten ein, er sank nach vorne. Und erneut war er weggetreten. Nun erwachte er, am Boden liegend, den Kopf in den Schoß Bullseyes gelegt, die ihn anlächelte und sagte, dass er wach wäre. Er rappelte sich hoch, schaute sie an und lächelte strahlend: „Du hast mich gerettet.“ „Übertreib nicht so.“, lächelte sie und fand sich dann an Cal gepresst wieder, der sie griff und fest und voller Dankbarkeit an sich drückte. „Dafür koch ich Dir was Feines, wenn wir wieder auf der GALACTICA sind.“ „Bei den Herren von Kobol.“, stammelte Bullseye. Cats Kochkünste waren legendär - und zwar nicht im Positiven Sinne. Der erste Versuch war in einer beinahe zerstörten Küche geendet, der zweite war ein Hühnchen, das beinahe noch lebte und der Dritte war eigentlich als Coq au Vin geplant, endete aber in einem fröhlichen Saufgelage. Es war halt viel zu viel Vin und viel zu wenig Coq gewesen, was Cal da zusammengemischt hatte. Aber der Grund für Bullseyes Ausruf war nicht die Drohung Cals und die sich schon sträubenden Geschmacksnerven, sondern die Teenagerfassung des Piloten, die gerade mit gezückter Strahlenwaffe aus dem Gebüsch trat. „Ist das nicht rührend?“, fragte der Teenager und Cal und sie fuhren auseinander, als habe der Blitz eingeschlagen. „Hey.“, sagte Author und der Captain schaute kurz zu ihm: „Lass Sie in Ruhe.“ Der Captain lächelte: „Ich hätte nie gedacht, dass Kriegsverbrecher solch ein Mitgefühl zeigen.“ Dann drückte er ab. Der bernsteinfarbene Strahl traf den älteren Author in der Brust und ließ ihn zu Boden sinken. „NEIN!“, keuchte Bullseye auf und schaute den Captain entsetzt an. Nein, das konnte nicht sein. So viele Einsätze hatte Author nun mitgemacht und nun wurde er von sich selbst erschossen? Eine bizarre Art, getötet zu werden. Eine schwarzhumorige Frage blitzte in ihrem Kopf auf: „Zählt das eigentlich zum Selbstmord?“ Sie war schockiert - über sich, dass sie diese Frage in diesem Moment in ihrem Kopf hatte, wo sie eigentlich über den Verlust ihres beinahe-Freundes trauern müsste, über den Captain, dass er sein alter Ego einfach so erschoss… doch der Teenager schien ihre Gedanken zu erraten. „Mach Dir keine Sorge, junge Frau. Er schläft nur.“ Sie merkte, wie sie erleichtert ausatmete. „Du liebst ihn, oder?“, fragte der Captain und sie wusste nicht, wieso - aber sie nickte. Cal, der Captain, lächelte: „Nun, geh zu ihm. Ich bin heute in einer sehr wirren Stimmung. Geh zu ihm, nimm ihn in den Arm.“ Bullseye zog die Stirn kraus, gehorchte dann aber. Einem Mann, der eine Waffe auf sie gerichtet hatte, könnte sie auf zwei Arten beikommen. Entweder sie schlug ihm die Waffe aus der Hand und ihn anschließend k.o. oder aber, sie fügte sich. Im moment jedoch, in Sorge um Cal, fügte sie sich lieber, auch wenn ihr Instinkt ihr tausend Mal Anderes riet, sie tat es. Sie bettete den Kopf des bewusstlosen Mannes in ihrem Schoß und schaute den Captain abwartend an. „Nein, nicht so.“, sagte Cal, „Nimm ihn in den Arm. Richtig!“ ‘Der ist völlig gaga.’, schoss es Bullseye durch den Kopf, liebäugelte mit dem Gedanken, den Captain doch k.o. zu schlagen, doch verwarf den Gedanken wieder aus, nicht ganz verständlichen, Gründen. Sie nahm den bewusstlosen Author in den Arm, schaute dann über die Schulter des Piloten sein jüngeres Ebenbild an, das lächelte. „Ich wünsche Dir eine Gute Nacht. Du wachst morgen mit deinem Schatz im Arm auf - das ist doch was.“,sagte er und drückte ab. Bullseye spürte den Treffer und verfluchte sich in ihren letzten, bewussten Gedanken, ehe ihr Bewusstsein zerfaserte. „Du bist echt bekloppt.“, kicherte Cal, als er einen Blick auf das, nun schlafende, Pärchen warf, „Was sollte das?“ Er steckte den Phaser weg und schüttelte den Kopf. Er wusste selbst nicht so ganz, weswegen er es getan hatte - aber, er erinnerte sich an einen Aufenthalt auf Risa, den er mit Agatha - nein, damals war es noch die Bordärztin, Gina - gehabt hatte. Es war zu dem Zeitpunkt, als sich Agatha und Cal ihrer Gefühle für einander noch nicht bewusst waren. Sie ging mit Lieutanant Hudson von der Technik, einem von den Typen, die damals in Sport immer die besten Noten heimgebracht hatten, aber in „Geschichte der Sternenflotte“ regelmäßig versagten, Cal hatte mit Gina angebandelt. Die hübsche Ärztin und er schwammen nun im „See der Lust“. Für den Namen konnten weder Cal, noch Gina etwas, der hieß wirklich so, und gerade, als sie aus dem See stiegen und das glitzernde Wasser an Ginas wohlproportioniertem Körper herunterfloss, wusste Cal automatisch, weswegen der See „See der Lust“ hieß. Und auch Gina fühlte dies. Diese Risaner - subtil war wirklich was anderes. Auch Ginas Annäherung war nicht sonderlich subtil, sie hatte ihn gepackt und ihn geküsst, beide hatten das Gleichgewicht verloren und waren zu Boden gegangen. Was zu diesem Zeitpunkt keiner wusste, war, dass auch ein Pärchen auf dem Planeten sein Unwesen trieb, das vom Stamme der Miritianer war. Auch diese Leute waren nicht gerade sehr subtil und was die Partnerwahl anging, war ihre Annäherung ein wenig antiquiert, wenn man das so sagen darf. Während der Captain und die gute Frau Doktor also, vom „See der Lust“ zu entsprechenden Aktionen angestachelt, im Uferbereich herumtollten, sahen sie nicht, dass zwei Blasrohre aus dem Gebüsch kamen. Auch die Treffer spürten sie zuerst nicht, lediglich, dass Cals Sicht etwas verschwamm und er bemerkte, dass sich Gina bewegte, als habe sie ein paar Drinks zuviel gehabt, registrierte er auch den Pfeil, der in ihrem Hals steckte. Dann war er bewusstlos geworden und hatte sich später einer nackten Frau gegenübergesehen, die ihn mehrfach um entschuldigung bat und ihm erklärte, was los sei. Man habe die beiden nicht bei irgendetwas stören wollen und sei davon ausgegangen, dass die beiden fertig seien, weswegen der Mann Gina als nächstes besitzen wollte, während die Frau Besitzansprüche für Cal geltend machte. Das alles täte ihnen furchtbar leid und sowohl er, als auch sie, wurden um mehrere Köpfe kleiner, als Cal und Gina sie anschrien, was für veralteten Sitten die Miritianer folgten und das dies doch nicht sein könne. Und, obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, fand er die Art und Weise, neben einer nackten Frau aufzuwachen, wunderbar. Gut, auf die Eingeborenen, die Pfeile, das Gift und den Fakt, das man unglaublich frohr, wenn man aufwachte, konnte man verzichten, aber Cal fand, das es schön war, neben einer nackten Frau aufzuwachen. Wenn er auch bevorzugte, dies lieber in warmen, komfortablen Quartieren zu tun, mit einer Decke zwischen sich und der Aussenwelt. Der Captain trat aus dem Gebüsch hervor, warf den Kopf in den Nacken und sah, wie die WASP 1 und WASP 2 landeten - als er plötzlich aus dem Kommunikator Agathas Stimme hörte: „Cal? Brauchst Du noch lange?“ „Wieso?“ „Die GALACTICA greift uns an.“ „Wofür haben wir denn Schutzschirme?“ „Naja.“, Agathas Stimme klang ein wenig besorgt, „Die Schutzschirme wurden ausser Kraft gesetzt.“ Cal schluckte. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)