Ferra New York von -Brego- (Erlebnisse einer Rollenspielrunde) ================================================================================ Kapitel 1: Einführung --------------------- Es gibt einen jungen Mann. Er hört auf denn Namen Bogdan Osip Babenko. Das bedeutet soviel wie „von Gott gegebener (Bogdan) Joseph (Osip)“ und Babenko ist ein alter russischer Familienname. Der Spitzname des jungen Mannes lautet Bob. Bob erhält man, wenn man die ersten Buchstaben seines vollen Namens zusammennimmt. Bob liebt viele einfache Dinge und erfreut sich an Kleinigkeiten, wie dem Duft von regennasser Erde, dem Gefühl von Sommerregen auf der Haut oder an einer guten Anekdote. Das Licht der Welt erblickte er am 24.12.1981 (nicht in Unserer Welt aber in einer, die unserer sehr ähnlich ist und von der ich mir manchmal vorstelle, dass es unsere sein könnte... verwirrend? - Ich denke nicht.) in Kiew, der heutigen Hauptstadt der Ukraine und früherer Teil der UdSSR*1. Seine Mutter Magdalena Babenko geborene Kulikov, war 17 Jahre alt und stammte aus einem Dorf vor Kiew. Sie starb bei seiner Geburt. Sein Vater Alexei Babenko ist zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt und arbeitet in der Fabrik „Сайда деликатес“, das bedeutet „Seelachs Delikatesse“, wo er einen Hungerlohn verdient, der gerade so ausreicht, ihn und seinen Sohn zu ernähren. Bob wird oft mit in die Fabrik genommen, in der es eine Art Gemeinschaftskindergarten gibt, der von einer Matroschka von Frau geleitet wird. Der Geruch von Fisch begleitet die zweiköpfige Familie die meiste Zeit. Es sind 3 Jahre ziehen ins Land und Bob wächst etwas schneller als andere Jungs seines Alters. Auch kann er schon laufen und viele Wörter sagen. Der junge Witwer Alexei rutscht auf Fischinnereien aus und treibt sich dabei sein Fischmesser ins Bein. Die rostige Klinge führte zu einer Blutvergiftung und die wiederum veranlasste die Ärzte, Alexeis linkes Bein zu amputieren. Bobs Vater, versucht nach zwei Monaten Erholungspause weiterhin, trotz Rollstuhl, in der Fabrik zu arbeiten. *1 Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. 6 Monate später, einen Tag vor Weihnachten und Bobs 4. Geburtstag nimmt sich Alexei das Leben, indem er sich samt Rollstuhl von einem Steg in den Dnjepr, den Fluss der Kiew umgibt, rollt. Drei Tage vergehen und für die Matroschka, die den Kindergarten führt und die sich Bobs annimmt, steht fest, dass Alexei nicht mehr „auftauchten“ wird, um seinen Sohn abzuholen. Nach zwei weiteren Wochen erfährt sie auch warum. Der Nachrichtensender RIA Novosti berichtet von einem Mann, der unter einer Eisdecke trieb. Es handelte sich um Alexeis Leichnam. Starr gefroren und blaßblau wurde er aus dem Wasser gefischt. Um Bob ein Waisenhaus zu ersparen kümmert sich Frau Domyslovsky, so heißt unsere 59-jährige Matroschka, weiterhin um ihn. Sie nimmt ihn tagsüber wie gewohnt mit in die Kindertagesstätte der Fabrik und sucht nebenbei nach Anverwandten oder Leuten, die sich um Bob kümmern könnten. Ihre Suche zeigt wenig Erfolg. Sie findet zwar Verwandte aus dem Dorf vor Kiew, diese erklären sich aber nicht bereit, Verantwortung für Bob zu übernehmen. Sie sagen, dass sie ihn nicht versorgen könnten und sie auch nichts über die Verwandten von Alexei wüssten. Seit Bob bei ihr ist, liest Frau Domyslovsky ihm jeden Abend eine Gutenachtgeschichte vor - russische Märchen wie „Der kupferne Reiter“ oder „Die Hexe Baba Jaga“. Geschichten in denen Magie, Helden und Fabeltiere einen festen Platz einnehmen. Die Geschichten gefallen Bob sehr gut, auch wenn er einiges noch nicht versteht. Doch wann immer Frau Domyslovsky ein Buch hervorholt und fragt: „Osip mein Junge, was erzählte ich das letzte Mal?“, kann Bob ihr ungefähr wiedergeben, was sie ihm zuvor vorgelesen hatte. Wen sie Bob ins Bett gebracht hat, schreibt sie immer noch einigen Zeilen auf Italienisch. Diese sind für eine Freundin in Italien bestimmt, die Frau Domyslovsky kennenlernte, als sie noch jung war und als Flugbegleiterin arbeitete. Der Brief wird jeden Freitag abgeschickt. Jeden Samstag erhält sie eine Antwort auf den Brief, den sie zwei Wochen zuvor losschickte. Natürlich schreibt sie auch von Bob und ihrem Problem Verwandte zu finden oder andere, die sich seiner auf Dauer annehmen könnten. Sie berichtet ausführlich von den kleinen Erfolgen und Fortschritten, die Bob macht. Sei es nun Sprechen, leichtes Zählen und Rechnen oder das Aufsagen der ersten Buchstaben und Silben des russischen Alphabetes. Bald schon hatte Frau Domyslovskys Brieffreundin Bob ebenso lieb gewonnen wie Frau Domyslovsky, die Bob schon in ihr Herz geschlossen hat. So vergehen 3 Monate regen Breifverkehrs. Am 26. März 1984 kommt ein besonderer Brief: Liebe Freundin, verzeih, dass ich dir zwei Wochen nicht habe schreiben können. Wie du weißt, war ich bei einer alten Schulfreundin, die auf Sizilien lebt, zu Gast. Sie wohnt am Rande Palermos in einem alten Mehrfamilienhaus nahe des Meeres. Liebend gerne würde ich dir erzählen wie schön Italiens südliches Ende ist, doch ich habe Neuigkeiten, die du vielleicht zuerst lesen möchtest. Mir ist hier ein junger russischer Mann begegnet. Er ist Blumenverkäufer und hat einen kleinen Laden im Haus gegenüber, den man vom Fenster aus sehen kann. Allerliebst anzuschauen, musst du wissen. Er stammt aus Weißrussland, hat hier eine Einheimische geheiratet und heißt nun Bianchi. Halte dich fest: Sein Geburtsname ist Babenko! Er sagt, er habe auch einen jüngeren Bruder namens Alexei. Was Alexei gerade macht oder wie es dem Rest der Familie geht, wisse er nicht, da er sich mit ihnen im Streit verworfen hat. Ich glaube, dass Alexei derselbe ist, der Bob so im Stich ließ und sein Leben wegwarf. Der junge Mann hat keine eigenen Kinder; irgendwie bekommen er und seine Frau Paola trotz aller Bemühungen keine. 5 Tage sind nun vergangen seit ich hier auf der Sonneninsel bin. Das Wetter tut mir alter Frau richtig gut. Ich habe Demitries Schwiegermutter kennengelernt. Demitrie ist der Blumenverkäufer, von dem ich dir oben erzählte. Sie wird hier überall Mama Bianchi genannt und weiß viel über Kräuter und Pflanzen. Obendrein erzählt man sich, sie sei eine gute Köchin. Ich erzählte ihr von deinen Briefen und von Bob. Gemeinsam mit ihr berichteten wir dann Paola und ihrem Mann von euch und dass du dich nicht lang um ihn kümmern könntest. Paola ist sehr gerührt und Mama Bianchi glaubt das es kein Zufall ist, dass Demitrie denselben Nachnamen hat und einen jüngeren Bruder namens Alexei. Sie spricht von Nächstenliebe und Pflichtbewußtsein. Deshalb, meine Teure, warte auf meinen nächsten Brief. Er wird eine kleine Überraschung enthalten. Mehr will ich dir noch nicht verraten. Alles liebe, deine Vanessa.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)