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Heilloser Romantiker - Weihnachtsspecial

von

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- 1 -

Da wären Rick und Joe also wieder *^_^* Ich konnte meine Fingerchen einfach nicht von den beiden lassen. Und da es stetig auf Weihnachten zugeht, dachte ich, ein kleines Weihnachtsspecial von HR könnte vielleicht den ein oder anderen hier erfreuen ;-) Aus wie vielen Teilen es genau bestehen wird, weiß ich noch nicht hundertprozentig. Aber ich schätze vier.

Macht euch auf pure Romantik gefasst, da sie in meinen anderen Geschichten oft zu kurz kommt *g* Doch Rick ist dafür wie geschaffen oder nicht?
 

Na dann wünsche ich ganz viel Spaß beim Lesen! Ich hoffe, der ein oder andere freut sich darüber.
 

Viele liebe Grüße,

Eure Pansy
 

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Heilloser Romantiker - Weihnachtsspecial
 

- 1 -


 

/Wenn seine Finger so zärtlich über meinen Körper streichen, glaube ich auch heute noch zu träumen. Manchmal erscheint es mir so irreal, dass sich mein sehnlichster Wunsch erfüllt hat… /
 

“Wolltest du mir nicht gerade etwas sagen?”, drang Joes angenehm leise Stimme an seine Ohren. Ein kleiner Schauer rann Ricks Rücken hinunter, ausgelöst von dem warmen Atem, den sein Freund auf seinem Hals verströmte.
 

Es war kurz nach acht Uhr am Samstagmorgen des ersten Adventswochenendes. Genießerisch verschränkte Rick seine Finger mit denen von Joes Rechter, die seit einiger Zeit ruhelos auf seiner Brust auf Wanderschaft ging.

“Ich wollte dir etwas sagen?”, raunte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
 

“Ja, das wolltest du”, hauchte ihm sein Freund auf den Nacken, wodurch sich eine wohlige Gänsehaut von dort auf ihm auszubreiten begann.
 

Rick neigte seinen Kopf zur Seite und versuchte einen Blick in Joes grüne Augen zu erhaschen. “Ich befürchte, ich hab’s vergessen”, zog er seine Brauen nach oben. Gleich darauf spürte er zwei Finger, die ihn in die Seite pieksten.
 

“Ach ja?”, erwiderte der blonde junge Mann und biss Rick neckisch ins Ohrläppchen. Letzterer hatte Mühe, nicht vor Wolllust zusammenzuzucken.
 

“Mhh”, machte er dann und versuchte sich umzudrehen, was ihm mit einiger Mühe auch gelang. Er schwang ein Bein über Joes Hüfte und setzte sich auf dessen Oberschenkel. Lange sah er Joe tief in die Augen. Dass er dabei seine Hände über den Oberkörper des anderen bis zu dessen Brustwarzen gleiten ließ und jenem damit ein erotisches Funkeln in die Augen trieb, ignorierte er geflissentlich und grinste stattdessen frech.

“Lass mich nachdenken.”
 

Joe seufzte gequält, auch wenn er nicht den Anschein machte, gefoltert zu werden. Vielmehr leckte er sich mit der Zunge langsam über die Unterlippe und vergrub eine Hand in Ricks Nacken, um ihn zu sich herunterzuziehen und ihm einen lang anwährenden Kuss zu stehlen.
 

Ein wenig atemlos richtete sich Rick wieder auf und tippte sich mit einem Finger an den Mund. “Irgendwie komme ich immer noch nicht drauf, was ich dir sagen wollte.”
 

Abermals zog ihn Joe zu sich und forderte Ricks Zunge zu einem heißhungrigen Spiel heraus. Ihre Münder verschmolzen zu einer wahren Einheit, als ob sie schon immer zusammengehört hätten. Rick verfing sich mit seinen Fingern in dem hellen Haar seines Freundes und stöhnte herzhaft auf.

Aus glänzenden Augen sah er ihn alsbald fest an. “Ich glaube, ich habe es wirklich vergessen”, flüsterte er grinsend und hauchte einen kleinen Kuss auf Joes Nasenspitze.
 

“Was erwidert man”, half Joe ihm nun mit schief gelegtem Kopf weiter, “wenn einem gesagt wird, dass man ihn lieben würde?”
 

Rick zog seine Stirn kraus und überlegte angestrengt. “Danke?”, fragte er wenig später.
 

Mit beiden Händen packte Joe seinen Freund am Po und schaute ihn lasziv von unten herauf an. “Sonst nichts?”, hakte er weiter nach.
 

In Ricks Bauch wirbelte ein ganzer Schwarm Schmetterlinge herum und ließ seinen Herzschlag unermesslich ansteigen. Er liebte es, derart von Joe berührt und angesehen zu werden und konnte davon selten genug bekommen.
 

/Immer wenn wir uns auf diese Weise nah sind, würde ich gerne die Zeit anhalten. Ewig könnte ich in deinen unendlichen Tiefen versinken und dabei deine heißen Finger zärtlich auf meiner Haut spüren…/
 

“Reicht ein Dankeschön denn nicht aus?”, lächelte Rick weiterhin, während sich die Hitze in ihm in seinen Lenden zu zentrieren begann.
 

Joe nahm seine Rechte von Ricks Hintern und fuhr mit ihrem Zeigefinger Ricks Wirbelsäule nach und fühlte eine deutliche Anspannung in dem ihm wohlbekannten Körper, was ihm lediglich eine Genugtuung war. “Kommt darauf an, wie dieses Dankeschön ausfällt”, zwinkerte er seinem Freund zu.
 

Mit einem aufreizenden Funkeln über den Iriden beugte sich Rick abermals zu Joe hinab und diesmal war er es, der einen leidenschaftlichen und kaum enden wollenden Kuss einforderte. “So in etwa?”, fragte er anschließend unschuldig.
 

“Spätestens nach letzter Nacht weiß ich, dass du es faustdick hinter den Ohren hast und dir keiner diese Unschuldsmiene abnehmen kann”, entgegnete Joe diabolisch grinsend.
 

Ein sanfter Rotschimmer überzog nun Ricks Wangen, als er daran dachte, wie stürmisch er über seinen Freund hergefallen war und auf welche Art und Weise er ihn verführt hatte. Doch was konnte er für seine Zügellosigkeit, wenn er drei lange Tage auf Joe-Entzug gewesen war?

“Du hättest ja nicht alles mitmachen müssen”, zuckte er leichthin mit den Schultern, löste aber ihren tief verwobenen Blick keine einzige Millisekunde. Er hatte das Gefühl, der Welt zu entgleiten, je tiefer er in die glänzenden Seen hinabtauchte.

Der Gedanke an die schokolierten Früchte und wie sie sie zusammen hergestellt und dann in kleinen - vielleicht auch etwas obszönen Spielchen - verspeist hatten, ließ ihn noch weiter der Realität entrücken und verträumt lächeln. Erst Joes Stimme holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück und jagte ihm einen neuerlichen Schauer über den Rücken.
 

“Aber an Ideenreichtum wird es dir wohl nie mangeln”, raunte Joe anrüchig. “Und dass ich dir anstandslos gefolgt bin”, fuhr er leiser und tiefer fort, “liegt einzig und allein daran, dass ich dir hoffnungslos verfallen bin und dich über alle Maßen liebe.”
 

Ricks Lächeln wurde immer breiter. “Ich glaube, nun ist mir eingefallen, was ich vorhin sagen wollte.”
 

“Auf einmal?”, festigte Joe den Griff seiner linken Hand um Ricks Gesäß.
 

Der dunkelhaarige junge Mann nickte. “Ich liebe dich auch”, hauchte er in die vibrierende Luft zwischen ihren Mündern, die sich in diesem Moment immer näher kamen.
 

Plötzlich umschlangen Rick zwei Arme und alsbald fand er sich auf dem Rücken liegend auf der Bettkante vor. “Noch ein Stück und wir liegen auf dem Boden”, lachte er.
 

“Dann habe zumindest ich es bequem”, kam es feixend zurück und schon fühlte er Joes Zunge die Seinige umwerben. Fest umschloss er den Körper seines Freundes und ließ sich gänzlich fallen.
 

“Ahh”, schallte durch den Raum, als sie tatsächlich auf dem Boden landeten.
 

“Mhh…”, grinste Rick und sah sich kurz um. “Wer hat es nun auf wem bequem?”

Anschmiegsam bettete er seinen Kopf auf der Brust des anderen, der sich eindeutig verkalkuliert hatte und nun unten lag.
 

“Hattest du heute nicht viel vor?”, lenkte jener von seiner Niederlage ab.
 

Rick hob seinen Kopf wieder an und grinste schon wieder über alle Maßen. “Und du hilfst mir.”
 

Joe verzog das Gesicht. “Du weißt, dass das in einem Fiasko endet. Ich kann nicht mal ein Geschenk vernünftig einpacken. Wie soll ich dann eine Wohnung deinen Ansprüchen gerecht dekorieren?”
 

“Indem du einfach das tust, was ich dir sage.”

Mürrisch verschränkte Joe seine Arme hinter Ricks Rücken. “Du erdrückst mich halb”, beschwerte sich dieser und grub seine Zähne in das heiße Fleisch von Joes Hals.
 

“Und du beißt.”
 

“Wer? Ich? Wie kommst du nur auf so was absurdes?”, erwiderte er ruhig und überdeckte die rote Stelle mit seiner Zunge.
 

“Dann muss ich dich nun vor die Wahl stellen: Entweder du gibst zu, zu beißen, oder ich werde dich hier und jetzt auf dem kalten, unbequemen Boden vernaschen.”
 

“Unbequem?”, erwiderte Rick lediglich und klang äußerst ungläubig.
 

“Sobald du meinen Platz einnimmst, wirst du dir wünschen, zugegeben zu haben, dass du deine Zähne in meinen Hals gerammt hast”, drehte sich Joe mitsamt Rick auf den Bauch. “Jaaaa”, seufzte er auf. “So ist’s besser.” Und schon nahm er die Lippen seines Freundes in Beschlag und machte nicht den Eindruck sie demnächst wieder herzugeben.
 

“Wir haben dafür erst mal…”, setzte Rick an, als er zwischendurch nach Luft ringen durfte. Doch Joe ließ ihn seinen Satz nicht beenden. Besitzergreifend und doch zärtlich plünderte er solange Ricks Höhle, bis jener beide Hände auf seine Brust legte und ihn wegschieben wollte.
 

“Ich bin mit dir noch nicht fertig”, brummte Joe, ließ seinem Freund aber wieder genug Raum, um sich von dem kleinen Überfall zu erholen.
 

“Erst die Arbeit, dann das Vergnügen”, sah Rick ihm ernst in die Augen und dennoch konnte Joe ein lüsternes Funkeln darin erkennen.
 

“Musst du immer so gewissenhaft sein?”, ächzte der blonde junge Mann und zog Rick mit sich auf die Füße, während er aufstand.
 

“Und du so unersättlich?”, neckte Rick und drückte seinem Freund einen letzten Kuss auf den rechten Mundwinkel, ehe er sich dem Kleiderschrank zuwandte und ihm geschäftig ein Kleidungsstück nach dem anderen entnahm.
 

“Und schon bin ich abgeschrieben”, zog Joe einen Schmollmund und nahm einen Stapel Kleidung laut seufzend entgegen.
 

“Dann möchtest du also nicht mit ins Bad? Auch gut”, ging Rick aus dem Zimmer.

Kaum hatte er das Bad betreten, hatte er nicht einmal die Möglichkeit seine Kleidung ordentlich auf dem niedrigeren der beiden Schränke abzulegen, denn da wurde sie ihm bereits entrissen und achtlos zu Boden geworfen.

“Hey”, beschwerte er sich und genoss dennoch die starken Arme, die sich um seine Brust schlangen.
 

“Du bist mittlerweile ganz schön durchtrieben, mein kleiner Romantiker.”
 

Mehr Worte nahm er nicht mehr auf, denn in seinen Ohren rauschte es nur noch vor Erregung. Überall gleichzeitig schienen Joes Finger in den Folgeminuten zu sein und simultan jede erogene Zone seines Körpers zu umwerben. Er liebte diesen Menschen und würde es immer tun. Dessen bedarf es keines Schwures, selbst wenn er ihn ihm jederzeit aufs Neue geben würde.

Als er Joes ersten Finger in sich spürte, fühlte er sich erneut in einen Traum versetzt. In den schönsten, den man sich irgend vorstellen konnte.
 

/Dieser Traum soll niemals enden. Und für nichts auf der Welt würde ich ihn aufgeben.
 

Joe…
 

Du bist so heiß. So unendlich heiß.
 

Und du weißt genau, was du tun musst, um mich laut schreien zu lassen.
 

Ich danke dir, dass du mich hast alles vergessen lassen. Durch dich kann mich endgültig fallen lassen.
 

Ich…/
 

“JOE!”, rief er aus und krallte seine Fingernägel in den Rücken seines Freundes. Immer weiter presste er sich dem jungen Mann entgegen und immer lauter rasselte sein Atem.

Schweiß rann zwischen ihrer beider Körper und ihr haltloser Rhythmus wurde von der Death Metal Musik ihres Nachbarn begleitet.
 

“Darren tritt wieder in den Streik”, hörte er Joes Stimme dumpf an sich vorbeirauschen und doch zauberte sie ein Lächeln auf seine Lippen.
 

“Daran bist nur du schuld”, entgegnete er unter einem langen Stöhnen.
 

Fester umgriff Joe Ricks Männlichkeit und rieb quälend langsam den Schaft hinauf und wieder hinunter.
 

/Du bringst mich wahrlich um den Verstand.
 

So intensiv ich dich in mir spüre, so wenig möchte ich jemals wieder erwachen.
 

Ich liebe dich, Joe./
 

“ICH LIEBE DICH!”, schrie er beinahe, während kleine schwarze Punkte vor seinen Augen zu tanzen begannen und er ejakulierte.
 

“Danke”, hauchte Joe auf Ricks Stirn, nachdem er sich aus ihm zurückgezogen hatte, und zog ihn mit einem Schmunzeln liebevoll an sich.
 

“Frecher Kerl.”
 

“Das sagt der Richtige”, erwiderte Joe und lief mit Rick in den Armen rückwärts unter die Dusche. “Heiß oder kalt?”
 

“Wie immer”, meinte Rick und stellte selbst das Wasser an.
 

Wohltuend perlten die warmen Tropfen, die stetig von oben auf sie herabfielen, an ihnen ab. “Mandel-Honig oder Pfirsich?”, fragte der blonde junge Mann.
 

“Was riechst du lieber an mir?”, hob Rick den Kopf und legte beide Hände um das Gesicht seines Freundes.
 

Blind tastete Joe nach einem der beiden Duschgele. Ihm war es einerlei, mit was er seinen Freund einreiben durfte. Hauptsache jener genoss es und so entspannt, wie er wirkte, tat er das auch.

Mit geschlossenen Augen schmiegte sich Rick immer mehr den Händen entgegen, die ihn sanft berührten.
 

/Mein… Joe…
 

Ich schätze mich glücklich, dich an meiner Seite haben zu dürfen.
 

Und wie ich dich liebe!
 

…/

- 2 -

Vielen lieben Dank fürs Lesen und auch fürs Reviewn *^__^*
 

- 2 -
 

“Zeit fürs Mittagessen!”, ließ sich Joe auf das hellblaue Sofa fallen und warf einen vielsagenden Blick auf Rick. Dieser schüttelte nur belustigt den Kopf.
 

“Es ist erst 11 Uhr”, erwiderte der jüngere von beiden und strich sich durchs Haar, während sein Blick durch den Raum streifte. “Außerdem sieht es noch lange nicht nach Weihnachten aus.”
 

“Das ist auch erst in 3 Wochen. Warum machen wir uns jetzt schon den ganzen Stress?”

Ein lautes Seufzen erfüllte den Raum und Joe ließ sich immer tiefer in das Sofa sinken.

“Hörst du meinen Magen denn nicht knurren?”, fügte er flehentlich an.
 

“Das ist ja fast schon erbärmlich”, stieg Rick von der Leiter, auf der er bis eben noch gestanden hatte und lief auf seinen Freund zu. “Aber ich will mal nicht so sein”, ging er mit einem Zwinkern an ihm vorüber. “Schließlich muss ich dich zufrieden stellen, damit du bis heute Abend durchhältst.”
 

“Bis heute Abend?”, japste Joe und hielt Rick beim Vorbeigehen am Arm fest. “Das ist nicht dein Ernst, oder?”
 

“Ich scherze nicht”, zuckte Rick mit den Schultern, aber beugte sich ein Stück nach unten, um Joe auf den Mundwinkel zu küssen.
 

“Dann muss aber ein saftiges Stück Fleisch beim Mittagessen herausspringen.”
 

“Da ich dich kenne, habe ich gestern nicht nur Früchte mitgebracht”, grinste Rick und tadelte Joes Hand, die ihm einen Klaps auf den Hintern gab, mit einem gespielt bösen Blick.
 

“Auf was wartest du dann noch? Auf in die Küche mit dir!”
 

“Langsam sollte ich es bereuen, dass ich dich seit Jahren durchfüttere.”
 

“Das machst du doch gerne.”
 

Rick lächelte seinen Freund schelmisch an. “Dafür stehst du mir im Gegenzug ohne Murren und Maulen solange heute zur Seite, bis wir fertig sind.”
 

Joe verzog das Gesicht. “Dafür bekomme ich deine Portion mit.”
 

Den Kopf schüttelnd lief Rick gen Küche. “Davon kannst du heute Nacht träumen”, rief er noch, ehe er hinter der nächsten Tür verschwand.
 

Behände holte er Töpfe und Pfannen aus den Schränken und begann seinem Hobby nachzugehen. Eigentlich freute er sich jedes Mal darüber, wenn er Joe verköstigen durfte und dieser ihm ständig vorschwärmte, wie gut es schmecken würde. Und doch durfte er das seinem Freund niemals auf die Nase binden, sonst würde dieser seine Sprüche noch in die Realität umsetzen und noch mehr als das ein oder andere Stück von seinem Teller stibitzen.

Rick musste lächeln. Das tat er in letzter Zeit ohnehin sehr oft. Joe hatte sein Leben für ihn aufs Spiel gesetzt, als Alexandro ihn gefangen gehalten hatte. Er hatte alles getan, sich das Hirn zermartert, um ihn zu retten. Das konnte er nie wieder gut machen. Und er war ihm auf ewig dankbar.

Die Zeit in diesem kahlen Kellerraum kam Rick bisweilen oft so unwirklich vor. Als ob er niemals von diesem Kerl bedrängt worden wäre. Die Zeit mit Joe, die Liebe, die sie miteinander verband, waren sehr hilfreich gewesen, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Wenn ihm einer gesagt hätte, er würde so schnell - und bei nicht gut einem Jahr durfte man davon gewiss sprechen! - über die Tragödie, die sich abgespielt hatte, hinwegkommen, hätte er das unter Garantie nicht geglaubt. Doch Joe war immer für ihn da, wenn er ihn brauchte. Er gab ihm Halt, er war zärtlich und vermittelte ihm so viel Lebensmut und -freude, dass es wahrlich schon an ein Wunder grenzte. Natürlich hatte Joe so seine Eigenheiten und konnte verdammt verfressen sein, aber Rick konnte sich ein Leben ohne ihn partout nicht mehr vorstellen.
 

/Ohne dich wäre ich nicht der Mensch, der ich jetzt bin. Du bist ein Teil von mir geworden, den ich nie wieder missen möchte. Auch wenn uns unser Beruf immer wieder für ein paar Tage auseinander reißt, so ist unser Wiedersehen umso intensiver und schöner.
 

Ich habe das Gefühl, dass wir uns von Tag zu Tag näher kommen. Als ob wir zu einer Einheit verschmelzen…
 

Wir können uns blind vertrauen.
 

Dass du mich mal mit einem anderen Menschen verkuppeln wolltest… Du warst immer besorgt um mich. Um mein Glück. Um mein Wohl. Zum Glück hast du erkannt, was es war, was dich dazu getrieben hat, mich derart beschützen zu wollen.
 

Als du mich damals an die Wand drängtest und ich deine Lippen auf meinen spürte, blieb die Zeit stehen. Kraftlos sank ich zu Boden und konnte es nicht fassen. Als ich es dann aber begriffen habe, dass ich mir das nicht nur eingebildet habe, sondern es wirklich geschehen war, konnte ich mein Glück mit den Händen greifen. Es gab eine Chance…/
 

“Gehört das so?”

Rick kniff die Augen zusammen und drehte sich zu Joe um, der ihn skeptisch ansah.

“Du warst mit deinen Gedanken mal wieder ganz weit weg, habe ich Recht?”

Noch immer sah er nicht so aus als würde er verstehen, was Joe meinte. Der blonde junge Mann kam Rick immer näher und drückte seine Lippen auf seine Stirn.

“Das Essen brennt an, Süßer.”
 

Mit einem Mal wurden Ricks Augen immer größer. “Was?”, entfleuchte seinem Mund und drehte sich blitzartig gen Herd um. Als er die Soße leise vor sich hinköcheln, das Fleisch wohlig brutzeln und das Gemüse in Ruhe garen sah, stemmte er beide Hände in die Hüften.

“Joe!”
 

“Ja?”, klang dieser wie die Unschuld vom Lande.
 

“Das ist nicht witzig.”
 

“Ach nein?”, hauchte er neben Ricks Ohr. “Du bist einfach süß, wenn du dich aufregst.”
 

“Ich rege mich gar nicht auf. Über Essen macht man keine Scherze. Stammt das nicht von dir?”, funkelte er ihn an.
 

“Niedlich”, grinste Joe.
 

“Ich dachte, du hasst diese Adjektive.”
 

“Aber wenn sie dich doch so treffend beschreiben.”
 

“Mhh”, begann Rick nun triumphal zu lächeln. “Dann darf ich sie zukünftig wieder verwenden, um deine Wesensart zu schildern?”
 

“Untersteh dich!”
 

“Und was passiert, wenn ich es mir nicht verkneifen kann, dich als putzig zu bezeichnen?”
 

“Dann”, legte Joe seinem Freund beide Hände um die Hüften und zog ihn fest an sich, “wirst du das hier”, strich er mit seiner Zunge hauchzart über Ricks Ohrläppchen, “mehr als nur drei Tage vermissen müssen.”
 

Rick erschauerte. “Du willst mich erpressen?”
 

“Solange diese wenigen Wörter nur im Zusammenhang mit dir fallen, würde ich das niemals wagen.”
 

“Ah, dieses Spiel willst du mit mir spielen.”
 

“Du musst nur artig sein”, drückte Joe seine Lippen auf die seines Freundes.

Zärtlich berührten sich ihre Zungen, umkreisten und neckten sich.
 

“Artig?”, wiederholte Rick einige Momente später.
 

Joe nickte. “Und jetzt brav weiterkochen.”
 

“Jawohl, der Herr.”
 

“Ich habe dich gut erzogen.”
 

“Wenn das nicht einen Haken hätte”, grinste Rick und sah Joe bereits ein paar Schritte zurücktreten. “Hier geblieben!”
 

“Bitte nicht!”, legte Joe seine Handflächen aneinander. “Das kannst du mir nicht antun.”
 

“Du kommst nicht Drumherum.”
 

“Ich brauche meine Kräfte aber noch. Schließlich muss ich bis abends durchhalten.”
 

“Du bist unverbesserlich.”
 

“Ich weiß”, lachte Joe und ließ sich tatsächlich einfach auf einem der Stühle nieder, die am anderen Ende des Raumes standen.
 

“So kommst du mir nicht davon, mein Lieber.”
 

Plötzlich verzog sich Joes Mund zu einem Schmollen. “Du meinst das ernst?”
 

“Was denkst denn du?”
 

“Ich will aber nicht.”
 

“Du bist wie ein kleines Kind, was das anbelangt.”
 

“Und kleine Kinder dürfen kein teures Porzellan anfassen, habe ich Recht?” Erwartungsvoll blickte Joe zu Rick, der gerade das Fleisch in den Ofen schob.
 

“Wenn man sie nie lässt, lernen sie nie darauf zu achten.”
 

“Aber ich achte es doch. Ich fasse es nur an, wenn sich leckeres Essen darauf befindet. Und dabei steht es sorgsam auf dem Tisch und kann nicht herunterfallen.”
 

Rick wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Manchmal versuchte Joe alles, nur um keinen Handschlag zu viel zu machen. Vor allem, wenn es um das Ressort Küche ging. Bedächtig schritt er auf ihn zu und nahm dabei die zwei Teller von der Arbeitsfläche mit, die er während des Kochens schon bereit gestellt hatte.

“Hier”, stellte er sie vor ihm auf den Tisch. “Du weißt ja, wie das funktioniert und wo du alles findest.”
 

“Sklaventreiber”, murrte Joe, ließ es sich aber nicht nehmen, Rick beim Kragen zu packen und ihm einen Kuss zu rauben.
 

“Die Belohnung hast du dir soeben geholt.”

Schwungvoll machte Rick auf dem Absatz wieder kehrt und widmete sich wieder dem Essen, genüsslich horchend, wie Joe den Stuhl, auf dem er saß, zurückschob, sich erhob und seinen Pflichten nachkam.
 

/Ohne dich wäre ich wirklich nur ein Schatten meiner selbst. So friedlich und ausgeglichen wie jetzt wird es nicht dauerhaft bleiben, aber dafür, dass ich jede Stunde mit dir bis ins kleinste Detail auskosten darf, liebe ich dich./
 

“Du machst mich glücklich.”
 

“Hast du etwas gesagt?”, fragte Joe zwischen Besteck und Gläsern hindurch, die er in den Händen balancierte.
 

“Beeil dich.”
 

“Immer auf die Hungerleidenden.”
 

“Dann dürfte ich ja nie etwas zu dir sagen.”
 

Joe stellte die Gläser auf den Tisch und ging dann zu Rick, um ihm eine Strähne aus der Stirn zu streichen. “Wolltest du nicht mal nackt für mich kochen? Dann dürftest du mir so viel Aufgaben auftragen wie es dir beliebt.” Sanft umwob er Rick mit seinen Blicken.
 

“Kannst du diese Spinnerei nicht endlich vergessen?”, seufzte er.
 

“Erst wenn wir sie hinter uns haben.”
 

“Darauf kannst du lange warten.”
 

Joe hauchte Rick einen Kuss auf die Wange. “Das glaubst du.”
 

“Nun setz dich wieder hin und sei lieb.” Mit beiden Händen schob Rick seinen Freund in Richtung Esstisch.
 

“Irgendwann bekomme ich dich noch soweit”, meinte dieser, während er der Aufforderung nachkam. Als er wieder saß, nahm er sein Besteck in die Hand und sah hungrig auf den Platz, von wo er eben vertrieben worden war.

“Essen?”
 

“Ja, essen.”

Zwar klang Rick ein wenig genervt, aber dennoch stellte er dem blonden jungen Mann mit Wohlwollen zwei Töpfe und eine Pfanne vor die Nase.

“Lass es dir schmecken.”
 

“Du dir auch.” Und schon hatte Joe kein Auge mehr für seinen Freund.
 

“Du wirst dich nie ändern, oder?”, warf Rick nach Minuten des Schweigens ein.
 

“Wie meinscht du dasch?”
 

Es war nicht das erste Mal, dass Joe mit vollem Mund antwortete. “Nicht so wichtig.” Er wollte gar nicht, dass er sich änderte. Joe sollte so bleiben wie er war. Ein wenig kindisch, faul, liebenswert, frech und wenn es Hart auf Hart ging beherzt und unglaublich mutig.

Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Rick ihn dabei, wie er mit Leib und Seele aß.
 

“Darf ich?”, nahm Joe den Topf, in dem sich die Soße befunden hatte, in die Hand und schaute Rick bittend an.
 

“Dass du noch nicht platzt? Aber tue dir keinen Zwang an.”
 

“Danke”, steckte der blonde junge Mann den ersten Finger in den Topf und fuhr mit ihm sorgsam über die Innenseite. Als genug vom letzten Bisschen Soße an ihm haften geblieben war, zog er ihn wieder heraus und leckte ihn genüsslich mit der Zunge ab. Dabei warf er Rick allerdings immer wieder laszive Blicke zu.
 

“Das lässt mich kalt”, meinte Rick nur und begann damit, den Tisch abzuräumen.
 

“Ein Versuch war es wert”, nuschelte Joe und fuhr fort, den Topf auszuschlecken.
 

“Wenn wir abgespült haben, geht es wieder rund. Die Lichterkette muss noch um die Fenster befestigt werden, die Weihnachtssterne müssen wir noch suchen und-”
 

“Psst!”, zischelte Joe. “Du willst mir mein Essen doch nicht verderben.”
 

“Damit bist du fertig.”
 

“Aber-”
 

“Nichts aber”, unterbrach Rick ihn. “Wir bringen hier nun wieder alles in Ordnung und dann machen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich.”
 

Joes Augen leuchteten auf und er richtete sie gekonnt auf seinen Freund. “So richtig gemütlich?”
 

Ob der Zweideutigkeit seiner eigenen Worte ließ Rick kurz seinen Kopf hängen. “Du weißt, wie ich das gemeint hatte. Wir richten es uns weihnachtlich her, damit wir uns dort wohl fühlen.”
 

“So hast du das aber nicht gesagt.”
 

“Aber gemeint.”
 

“Das zählt nicht.”
 

“Und ob das zählt.”
 

“Sei kein Spaßverderber.”
 

“Dasselbe könnte ich dir sagen, mein lieber Joe. Wer will denn die Nacht zum Tag machen und gewisse Dinge anstellen?”
 

“Das können wir schon jetzt.” Hoffnungsvoll stand Joe auf und postierte sich vor Rick.
 

“Erst musst du dir das verdienen”, wehrte Rick Joes Lippen ab, die ihm immer näher kamen.
 

“Musst du immer deinen Kopf durchsetzen?”, brummte der Ältere von beiden.
 

“Sonst würde es hier immer wie im Schweinestall aussehen.”
 

“Dann könntest du dich für mich erotisch im Dreck wälzen.”
 

“Du schaffst es immer wieder”, legte Rick seine Hände um Joes Nacken und zog ihn nahe zu sich.
 

“Was?”
 

“Alles zu deinem Vorteil auszulegen.”
 

“Irgendwie muss man ja zu seinem Vergnügen kommen.”
 

Liebevoll neckte Rick mit seiner Zunge Joes Unterlippe und verhakte sich alsbald vorsichtig mit seinen Zähnen in ihr. “Jetzt wird gearbeitet”, hauchte er zärtlich auf die leicht malträtierte Stelle.
 

Er vernahm ein lautes Brummen.
 

“Das sehe ich als Zustimmung”, drückte er seine Lippen kurz auf die von seinem Freund und ließ dann von ihm ab.
 

“Sklaventreiber, ich sag’s ja.”
 

“Wir können uns in Zukunft ja auch von trockenem Brot und Wasser ernähren”, zuckte Rick lächelnd mit den Schultern und drehte den Wasserhahn am Spülbecken an.
 

“Du avancierst zum Foltermeister.”
 

“Dann warte bis heute Nacht”, kam es frivol zurück.
 

“Mhh deine Berufswahl kann ernsthaft auch gute Seiten haben”, drängte sich Joe gegen Ricks Rücken.
 

“Zuvor jedoch-”
 

“Ja, ich weiß”, warf Joe ein. Er klang zwar nicht vor den Kopf gestoßen, aber dennoch ein wenig niedergeschlagen. “Erst nach getaner Arbeit darf ich deine Künste auskosten.”
 

“Wie das wieder klingt.”
 

“Sexy?”, raunte Joe ihm ins Ohr.
 

Rick musste lachen. “Eher das Gegenteil davon.”
 

“…”
 

“Jetzt schmoll nicht.”
 

“Wenn du aber so gemeine Sachen sagst.”
 

Mit einem nassen Lappen in der Hand drehte sich Rick um. “Ich werde wirklich gemein, wenn du jetzt nicht das Geschirrtuch schwingst.”
 

“Um deine Hüfte?”
 

Rick verdrehte die Augen. “Mir egal wo. Hauptsache du tust was.”
 

“Okay”, strahlte Joe.
 

/Auf was habe ich mich da nur wieder eingelassen!?/

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- 3 -
 

“Ich wusste gar nicht, dass die Arbeit in der Küche so viel Spaß machen kann”, grinste Joe und warf das Geschirrtuch in die nächstbeste Ecke.
 

“Du hast ja auch keinen Finger gerührt”, kam es gleichgültig zurück.
 

“Doch habe ich”, kam Joe Ricks Ohr immer näher, “und zwar an dir.”
 

“Nachdem du dir bereits jetzt einen Vorgeschmack auf heute Nacht geholt hast und wir dadurch länger zum Abspülen gebraucht haben, werden wir erst sehr spät mit dem Wohnzimmer fertig sein.”
 

“Du bist wie ein Holzhammer.”
 

“Nur Realist.”
 

“Du?” Joe schüttelte den Kopf. “Wenn hier einer verträumt und romantisch ist, dann bin das gewiss nicht ich.”
 

“Damit könntest du Recht haben.”

Rick sah seinen Freund überzeugt an.
 

“Aua.”
 

“An deiner eigenen Aussage verbrannt?”, fragte Rick ohne Mitgefühl.
 

“Aber”, schmiegte sich Joe an den dunkelhaarigen jungen Mann heran, “du hast genug Sinn für Romantik für uns zwei inne.”
 

/Deine Nähe macht mich jedes Mal verrückt. Natürlich habe ich deine Berührungen während des Abspülens genossen. Deine vorwitzigen Finger, die mein Herz zum Rasen brachten. Und auch jetzt höre ich das Blut in meinen Ohren rauschen… allein durch deine bloße Anwesenheit… Doch das werde ich dir gewiss nicht hier und jetzt ins Gesicht sagen!/
 

“Und darum gehen wir nun ins Wohnzimmer”, befand er.
 

Dieses Mal nickte Joe. “Okay.”
 

“Keinen Widerwillen mehr?”
 

“Ich denke schon an heute Nacht.”
 

“Lüstling.”
 

“Du machst mich zu einem.”
 

“Immer die Schuld auf andere schieben.”
 

“Wenn du aber auch so verführerisch bist.”
 

“Danke für die Blumen.”
 

“Gern geschehen”, ließ Joe seine Hand kurz über die Rundung von Ricks Hintern gleiten.
 

“Und nun nimm deine Finger und stelle mit ihnen was anderes an.”
 

“Das hier?”, fuhr Joe durchs haselbnussbraune Haar seines Freundes. Dieser seufzte auf.
 

“Könnten wir jetzt bitte ins Wohnzimmer gehen und etwas mit dem Tag anfangen?”
 

“Du hast heute schon gekocht, ich habe schon gegessen, die Leiter steht auch schon im Raum…”, zählte Joe auf und spreizte nun drei Finger von sich.
 

“Also haben wir noch gar nichts gemacht.”
 

“Sieh das nicht so negativ.”
 

“Joe, ein letzter Deal.” Rick sah natürlich, wie sein Freund aufhorchte. “Ich gebe dir 5 Minuten, in denen du mich meinetwegen küssen, anfassen und sonst was machen darfst, aber danach wird gearbeitet!”
 

Ein breites Grinsen legte sich auf die Lippen des blonden jungen Mannes, während seine Hände sich willig in Ricks Haar verfingen. “Dann dürfen wir keine wertvolle Sekunde verstreichen lassen.”
 

“Wenn du nur immer so bei der Sache wärst”, ächzte Rick, drängte sich aber seinem Freund entgegen.
 

/Mir wird schon wieder so unglaublich heiß. Deine Finger, nein dein ganzes Wesen entführen mich in Sphären, die noch kein Mensch zuvor betreten hat. Immer wenn sich unsere Zungen berühren, dann glaube ich zu schweben./
 

Leidenschaftlich kreiste Joes Zunge um die von Rick und forderte sie immer von neuem zu einem kleinen Spielchen heraus, auf das der Jüngere von beiden bereitwillig einging. Genüsslich seufzte er in ihren Kuss hinein, den er allerdings wahrlich nach 5 Minuten wieder löste.

“Die Zeit ist um.”
 

“Sag mal”, meinte Joe nach einem Blick auf die Uhr. “Hast du die Sekunden mitgezählt?”
 

“Eher intensiv gefühlt”, erwiderte Rick mit einem undefinierbaren Blick und ging voraus ins Wohnzimmer.
 

/Jede Sekunde mit dir ist ein Geschenk und daher nehme ich sie wohl deutlicher wahr als jeder andere./
 

“Dann gib mir mal diverse Instruktionen”, war Joe ihm gefolgt.
 

“Zuerst suchst du den Karton mit den Weihnachtssachen aus dem Keller”, trug Rick ihm auf.
 

“Ja, Sir”, hob Joe eine Hand an die Stirn.
 

Die nächsten zwei Stunden vergingen damit, dass Rick den Inhalt des Kartons sortierte und Joe dennoch nicht untätig daneben auf dem Sofa ruhen durfte. Er war allen Ernstes dazu verdonnert worden, die Fenster zu putzen mit der Begründung, dass sich erst dann die Lichter der Lichterkette einwandfrei im Glas spiegeln würden.

“Sauber genug?”, fragte Joe nun bereits zum dritten Mal.
 

Rick sah auf und warf einen abwägenden Blick auf die Fensterscheibe. “Ja.”
 

“Ja?”, konnte es Joe kaum fassen. “Kein ‘Da ist noch ein Fleck’ oder ‘Vergiss den Rahmen nicht!’?” Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
 

Rick widmete sich bereits wieder der Lichterkette, die er sorgfältig entwirrte und entknotete, Joes Worte ließ er förmlich an sich abprallen.

“Und nun holst du die Vorhänge, so nass wie sie sind, aus der Waschmaschine und hängst sie wieder auf.”
 

“Sklaventreiber”, murrte Joe im Vorübergehen.
 

Belustigt sah Rick ihm dabei zu, wie er aus dem Zimmer schlurfte.
 

/Wenn du wüsstest, wie unglaublich sexy du auf mich wirkst, wenn du einen Lappen schwingst. Ich sehe dem Muskelspiel deines Körpers gerne zu, wenn du ihn streckst oder dehnst.
 

Es ist immer wieder ein Genuss, dich dabei zu beobachten./
 

“Du hättest mir ruhig mal sagen können, wo ich eine Wanne finde”, knurrte Joe, als er wieder das Wohnzimmer betrat.
 

“Da wo sie immer steht.”
 

“Weil ich das ja weiß!”

Verstimmt ließ Joe die Wanne samt Vorhänge auf den Boden fallen und visierte Rick ernst an, als dieser lauthals zu lachen begann.

“Du lachst mich gerade nicht etwa aus?”
 

Rick schaute sich nach allen Seite hin um. Er stand dabei sogar auf und streifte mit seinen Blick sowohl die linke als auch die rechte Wand hinter ihm.

“Ich sehe niemanden, der dich auslacht, mein lieber Joe.”

Ein schelmisches Grinsen zierte noch immer seine Lippen.
 

“Doch da ist einer”, deutete Joe mit seinem rechten Zeigefinger auf seinen Freund und machte zwei große Schritte auf ihn zu, während ein gefährliches Funkeln in seinen Augen loderte.
 

“Jetzt habe ich aber Angst”, grinste Rick weiterhin und nahm Joes Finger zwischen seine Hände. Langsam stellte er sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf Joes Lippen.
 

“Die solltest du aber haben”, packte Joe seinen Freund an den Schultern.
 

Ricks Augen verschmälerten sich. “Sonst muss ich sicher befürchten, dass du hier und jetzt über mich herfällst.”
 

Joes Kopf sackte auf seinen Brust. “Musst du mich so gut kennen?”, seufzte er inbrünstig.
 

“Die Vorhänge warten”, wehrte Rick nonchalant ab.
 

“Mrpf.” Mehr war vom blonden jungen Mann nicht mehr zu vernehmen, als er Rick losließ und zurück zum Fenster ging.
 

/Wenn du dich absichtlich so tief bückst und mir deinen Hintern entgegenstreckst, dann wird mir ganz warm…/
 

“Gar keine Anweisungen?”, riss Joe Rick aus den Gedanken und brachte ihn zum Schmunzeln.
 

“Das machst du schon”, zuckte er nur mit den Schultern.
 

Abwägend sah Joe seinen Freund an. “Oh, der Herr setzt doch mal Vertrauen in mich?”
 

“Das tue ich immer.”
 

“Mit der kleinen Ausnahme Hausarbeit”, setzte Joe das letzte Wort mit seinen Fingern in Anführungsstrichen.
 

“Es ist eben niemand perfekt.”
 

“Das tat weh”, wandte er sich wieder von Rick ab.
 

“Du hast das Fenster so schön geputzt, dass ich dein Lächeln sogar hier noch sehen kann.”
 

“Ruhe jetzt.”
 

“Jetzt wo es Spaß macht?”, grinste Rick.
 

Plötzlich stürmte Joe auf ihn zu und presste seine Lippen auf die Seinen. Mit der Zunge strich er lasziv Ricks Lippen nach. Für einen Augenblick blieb Rick die Luft weg. Nicht nur dass er damit nicht gerechnet hatte, auch die ausgelösten Gefühle überrumpelten ihn.
 

“Ha, wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten”, meinte Joe zufrieden, dem Ricks leicht zitternder Körper nicht entgangen war. “Ich weiß eben, wie du den kürzeren ziehst”, verströmte er seinen warmen Atem auf der Wange seines Freundes.

Dann widmete er sich wieder den Vorhängen, als ob nichts vorgefallen wäre.
 

Rick stand eine Zeit lang einfach nur da. Mittlerweile sollte er es gewöhnt sein, von Joe derart überfallen zu werden. Und auch die Tatsache, dass er ihn auf diese Weise jedes Mal die Luft aus den Segeln nahm.

Sein Herz raste aber noch immer in seiner Brust und seine meerblauen Augen waren unentwegt auf Joe gerichtet.

Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich auf das Sofa und entwirrte fast rein durch Abtasten die letzten Kerzen der Lichterkette.
 

Fass sie!

Halt sie!

Behalt sie!
 

Die Liebe.
 

“Ich wusste, dass etwas fehlt”, schallte Joes Stimme mit einem Mal durch den Raum.
 

Ob seiner psychischen Abwesenheit schrak Rick auf und beobachtete Joe dann, wie er zu der kleinen Stereoanlage ging und eine CD einlegte.

“Linkin Park sollte mich ein wenig motivieren.”
 

Aufgrund der Lautstärke, die Joe anscheinend für genau richtig befand, stand Rick auf und deutete ihm an, dass sich ihr Nachbar sicherlich wieder gleich beschweren würde. Doch Joe tat seine stumme Deutung mit einem Schulterzucken und einem Lächeln ab.

Darren hatte sich schon mehrmals bemerkbar gemacht, wenn ihm ihre Lebensweise missfiel. Meist drehte er seine Musik ebenso laut auf - vor allem wenn sie sich gerade ein wenig näher kamen! - oder verließ mit einem lauten Türknallen seine Wohnung.

Als Rick ihn einmal darauf angesprochen hatte, hatte jener nur gegrinst. Eigentlich hatte er genauso gleichgültig wie Joe eben gewirkt.
 

/Darren scheint das anscheinend wirklich nicht zu stören und du nutzt das schamlos aus. Aber ich merke, dass ich von Tag zu Tag mehr von deinem Selbstbewusstsein übernehme.

So viel mir meine Eltern damals genommen haben, so viel hast du mir bereits zurückgegeben. Dich hinter mir zu wissen bestärkt mich immer mehr zu glauben, dass ich auch für sie wichtig bin. Zwar habe ich sie bis heute nicht besucht und beschränke den Briefkontakt mit meiner Mom auf Gelegenheitszeilen, aber durch dich werde ich irgendwann bereit sein, wieder offen auf sie zuzugehen. Und sie vielleicht auch in den Arm zu nehmen…/
 

“Warum darfst du eine Pause machen und ich nicht?”, spürte er Joe direkt hinter sich stehen.
 

Ein kleiner Schauer jagte seinen Rücken hinab, als der warme Hauch sein Ohr streifte.

“Weil… ich überlegt habe, wie es weiter geht. Während du die Lichterkette anbringst, werde ich das Regal auswaschen, damit die große Holzfigur einen anständigen Platz bekommt.”

Während er gesprochen hatte, hatte er sich zu Joe umgewandt und ihm fest in die Augen gesehen. Sie hatten nicht die Zeit, wieder in Berührungen und tiefen Küssen zu versinken, wenn sie heute noch fertig werden wollten.

Sehr zu seiner Überraschung nickte Joe und ging seine nächste Aufgabe widerstandslos an. Die Musik schien ihm wirklich dabei zu helfen, Spaß an der Arbeit zu finden. Dann sollte er auch weiterhin die Wohnung und die von Darren zum Vibrieren bringen dürfen. Befand zumindest Rick.
 

Mit einem Eimer heißem Wasser machte sich der dunkelhaarige junge Mann daran, das Regal auf der dem Fenster zugewandten Seite des Wohnzimmers vom lästigen Staub zu befreien.
 

/Worte können so viel bewirken, obwohl man selten daran glaubt. Ein kleiner Nebensatz und schon setzt man Ereignisse in Gang, die man so nie gewollt hatte. Selbst mein Vater war dem nicht gefeit…

Und ich habe es einzig Joe zu verdanken, dass ich heute darüber nachdenken kann, ohne in mich zusammenzubrechen. Die Zeit in diesem kargen Raum war die Hölle und erst Alexandros Zunge, die sich… mir aufdrängte./
 

Unwissentlich tastete Ricks linke Hand nach dem kleinen Kleeblatt, das er immer noch jeden Tag bei sich trug. Mit der Rechten wischte er unentwegt über die einzelnen Holzböden, ganz als ob er auch gedanklich bei der Sache wäre.
 

/Ich bin wirklich froh, dass die Alpträume, die mich die ersten Wochen nach meiner Befreiung gequält haben, aufgehört haben. Ich muss nicht mehr jede Nacht schweißgebadet aufwachen und um Hilfe schreien. Und selbst wenn sich noch die ein oder andere abschreckende Szene in meine Träume mischt, fühle ich Joes Arme um meinen Körper, die mich festhalten. Ich kann nicht fallen. Dazu hält er mich viel zu fest…

Dass ich ihm so wichtig bin, dass er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, hätte ich mir niemals vorstellen können. Ich dachte, meine Liebe zu ihm, die ich so lange verleugnen musste, sei schon stark, doch was er für mich getan hat… zeugt von Gefühlen, zu denen ich wohl nicht imstande bin./
 

Ein kurzer Blick über die Schulter, die ihm offenbarte, dass Joe gerade damit kämpfte, die letzten Lichter anzubringen.
 

/Du trägst so viel Herz in deiner Brust, dass es für die ganze Welt reichen würde. Doch ich allein darf es spüren…

Und nun kommen mir die Jahre, in denen ich bereits tiefer gehende Gefühle als Freundschaft für dich hatte, so nichtig vor. Es gilt nur noch das Hier und das Jetzt. Du gibst mir so viel Kraft, dass ich gar nicht mehr anders kann als positiv nach vorn zu sehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Natürlich kann keiner von mir erwarten, dass ich zu meinen Eltern gehe als ob nie etwas vorgefallen wäre…

Aber ich bin mir sicher, dass ich sie zu unserer…/
 

Abermals warf Rick seinem Freund einen flüchtigen Blick zu.
 

/… Hochzeit einladen werde.
 

Ja, ich will dich heiraten.
 

Du hast den Antrag zwar nie wirklich konkret ausgesprochen, aber ja, ich will./
 

“Könntest du mir mal verraten”, mischte sich Joes Stimme in seinen Verstand, “warum du seit Minuten das Regal anhimmelst?”

“Und in dieser Pose auch noch so unglaublich sexy wirken kannst?”, fügte er einen Atemzug später hinzu.

“Mir so unglaublich frech den Hintern entgegenzustrecken und nicht einmal merken, wie fahrig du mich damit gemacht hast. Aber sieh hin. Die Lichterkette hängt!”

Stolz klopfte sich Joe auf die Brust, während Rick ihn zunächst nur verträumt ansah.
 

Erst nach und nach verzogen sich seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln, das er Joe schenkte. “Nun-”

Doch sofort spürte er einen Finger auf seinen Lippen.
 

“Du willst mir doch nicht jetzt schon wieder einen Auftrag erteilen?”, empörte Joe sich. “Meinst du nicht, ich habe erst einmal eine fette Belohnung verdient?”

Seine Brust schwoll immer weiter an.
 

/Wenn ich wie jetzt in deine grünen Seen blicke, würde ich gerne die Welt am Drehen hindern, damit ich auf ewig dieses spitzbübische Funkeln sehen kann./
 

“Und an was denkst du da?”

Eine Frage, auf die Rick eine ganz andere Antwort erwartet hätte und für die er dennoch ein amüsiertes Lächeln übrig hatte.
 

“Plätzchen. Ganz viele Plätzchen. Und zwar von dir!”, tippte Joe auf Ricks Brust. “Ich mache hier alles fertig, während du mir heute noch Plätzchen bäckst.”
 

“Mhh… Und falls ich dich auf nächste Woche vertrösten würde, was würdest du dann nun als Belohnung wollen?”
 

Joe beugte sich hinab und streifte mit seinem Atem Ricks Ohr. “Plätzchen”, hauchte er sinnlich.
 

“Wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast…”
 

“… will ich es auch haben”, beendete Joe einige Küsse auf Ricks Hals hauchend.
 

“Du stellst dir das ziemlich einfach vor. Weißt du das?”
 

“Wenn du den Mangel an Zutaten meinst, dann hast du noch nicht in den Schrank neben der Spüle gesehen”, wehrte Joe grinsend ab.

Nun war Rick verblüfft und schaute seinen Freund einfach nur an.

“Ich habe, während du weg warst, dein Rezeptbuch gesucht und alles eingekauft, was du zum Backen brauchst. Wie lange ich dafür allerdings gebraucht habe, wirst du nie erfahren”, fügte er zur Decke blickend und die Arme hinterm Rücken verschränkend hinzu.
 

Rick glaubte den Worten immer noch nicht recht. “Plätzchen…”, murmelte er vor sich hin.
 

“Abmarsch in die Küche, mein kleiner Romantiker”, biss Joe in Ricks empfindliches Ohrläppchen, ehe er ihn an der Hüfte umfasste und gen besagten Raum schob.
 

“Und du meinst, du schaffst das hier alleine?”, zweifelte Rick, der sich ziemlich überrumpelt vorkam, obgleich er Joes Hang zu allem Essbaren nur zu gut kannte und auch, dass er einiges dafür machen würde, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen.
 

“Natürlich.”

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Obwohl Rick in der Tat gleich in die Küche ging und die Zutaten in dem Schrank neben der Spüle vorfand, konnte er nicht anders als sich zunächst ganz dicht an die Wand, die die Küche vom Wohnzimmer abgrenzte, zu stellen und auf Joe zu horchen. Viele Minuten stand er reglos und dennoch angestrengt lauschend da.
 

Die Leiter wurde verrutscht.
 

Schritte.
 

Rauschendes Wasser.
 

Schritte.
 

Knarren.
 

Knarzen.
 

- IT STARTS WITH ONE THING, I DON’T KNOW WHY…
 

Rick schrak zurück, als Joe offensichtlich die CD gewechselt und die Stereoanlage wieder auf Anschlag aufgedreht hatte. Mit Herzrasen gesellte er sich wieder zu den Zutaten, die sein Freund unbedingt heute verarbeitet sehen wollte.
 

/Welcher Frau hast du schöne Augen gemacht, damit sie dich durch den Supermarkt führte? Du weißt doch sonst auch nur, wo du Fleisch findest./
 

Lächelnd fuhr sich Rick durchs Haar und besah sich die zahlreichen Packungen genauer. Es fehlte wirklich nichts.
 

/Selbst an das Lebkuchengewürz hast du gedacht…
 

Und an das Bittermandelaroma…/
 

Als ihm allerdings eine Tüte mit ganzen Haselnüssen in die Hände fiel, biss er sich verschmitzt auf die Unterlippe. Galant drehte er sich um und postierte sich alsbald im Türrahmen zum Wohnzimmer. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Joe ihn wahrnahm. Als die grünen Seen ihn trafen, ging er zur Stereoanlage und regelte die Lautstärke herunter und schmiss ihm währenddessen die Packung Nüsse zu.
 

“Was soll ich damit?”, hob Joe eine Braue.
 

“Was soll ich damit?”, entgegnete Rick triumphierend. Bisweilen liebte er es, Joe aufzuziehen und sich mit ihm endlos zu necken.
 

“Zu leckeren, wohl schmeckenden und köstlichen Plätzchen verarbeiten, was sonst”, zuckte jener mit den Schultern.
 

“Das sind aber ganze Nüsse und wir haben keine Küchenmaschine, wie du wissen solltest.”

Charmant lächelte der dunkelhaarige junge Mann seinem Gegenüber zu und lehnte sich genüsslich an den Schrank, in dem auch die Stereoanlage stand. Dass in Joes Zügen überhaupt keine Verwirrung lag, wunderte ihn. Dass er dazu auch noch begann, breit zu grinsen, wunderte ihn noch mehr. Und allmählich wurde er ihm unheimlich.

“Joe?”, fragte Rick und fokussierte ihn weiterhin abwägend, aber nicht mehr ganz so überzeugt, an.
 

“Komm mal mit”, wurde er plötzlich an der Hand gepackt und zurück in die Küche gezerrt. Stolpernd setzte er einen Fuß vor den anderen und landete halb auf seinem Freund, als dieser abrupt stehen blieb. Joe legte beide Arme von hinten um ihn und bettete sein Kinn auf seiner rechten Schulter.

“Dachte ich es mir.”
 

“Was?” Seine Mimik spiegelte seine Verwirrung gänzlich wider, die er nun verspürte. Hatte er nicht eben noch den Triumphator gemimt?

All seine Überlegenheit war wie vom Erdboden verschluckt.
 

“Du bist blind.”
 

Blind?

Rick wandte seinen Kopf etwas und sah Joe verdattert an, der immer noch grinste. Es schien vielmehr so, dass er sich auf seine Kosten köstlich amüsieren würde.

“So wie ich dich kenne”, meinte Rick, “hast du wieder ein As im Ärmel.”
 

“Ich muss dir immer einen Schritt voraus sein, damit ich mit dir mithalten kann.” Joe begann damit, sich mit seinen Zähnen zart in Ricks Hals zu verbeißen.
 

/Wenn ich wüsste, was du schon wieder ausgeheckt hast, würde mich mein Körper vielleicht jetzt nicht gar so sehr verraten. Ich spüre jedes einzelne Härrchen, das sich unter deinen Berührungen aufrichtet. Und du nutzt die Reaktion, die du in mir auslöst, schamlos aus. Sonst würde sich deine Hand jetzt nicht forschend unter meine Kleidung stehlen und meinen Rücken wie in Zeitlupe hinauffahren./
 

Krampfhaft versuchte Rick, nicht laut aufzustöhnen und die Blamage damit perfekt zu machen.
 

“Und ich dachte, du kennst den Inhalt deiner Schränke in- und auswendig”, hauchte Joe und zwickte mit zwei seiner Finger in die nackte Haut seines Freundes.
 

Nun entwich Rick doch ein Seufzen. “Argh”, stieß er dann aus ob seiner Unbeherrschtheit und vernahm anschließend ein leises Kichern.
 

“Dass dir das nicht aufgefallen ist”, fuhr Joe ungeniert amüsiert fort.
 

“Wenn du mich nicht fortwährend festhalten würdest, könnte ich nachsehen”, murrte Rick.
 

“Wer verliert hier denn auf einmal die Geduld?”, presste Joe seine Lippen auf die Stelle knapp unter Ricks Ohrläppchen.
 

“Joe, bitte!”
 

/Sonst kann ich gleich mein eigenes Gewicht nicht mehr halten…
 

Deine Zunge macht mich ganz fahrig.
 

Dabei wollte ich dich überlisten./
 

“Joe!”
 

Doch der ließ sich nicht stören. Rick merkte bereits, wie seine Beine unter ihm nachgeben wollten.
 

“Du willst mir hier doch nicht einfach wegschmelzen”, ließen Joes Lippen mit einem Mal von ihm ab.
 

“Ich doch nicht”, erwiderte Rick halbherzig, da er es durchaus besser wusste.
 

“Na, sieh schon nach”, entfernten sich plötzlich auch Joes Arme.
 

Einen Moment lang stand Rick einfach nur da und traute seinen Beinen nicht. Doch ehe wieder ein frecher Spruch von dem geliebten Menschen hinter ihm kam, beugte er sich vor und öffnete die Schranktür. Auf den ersten Blick fiel ihm nichts auf, aber auf den zweiten bemerkte er, dass die Schüsseln ein Stück weiter vorn standen als sonst. Er griff hinter sie und ertastete eine quaderförmige Schachtel und zog sie hervor.
 

“Ah, was ist denn da?”, fragte Joe lachend.
 

Mit funkelnden Augen bedachte Rick seinen Freund mit einem Blick, der Bände sprach. Und trotz der Belustigung, die Joe ihm entgegenbrachte, konnte er nicht wirklich böse auf ihn sein. Dazu war er zudem zu sehr erstaunt. Joe sollte in der Tat eine kleine Mühle gekauft haben? Und dazu von Tupperware???
 

“Da bleibt dir die Sprache weg, was?”
 

Rick brachte wahrlich kein Wort über die Lippen. Er schaute immer wieder von der Packung in seiner Hand zu Joe und zurück. So unfähig er war, irgendetwas zu sagen, so unruhig wurde er. Vor allem als sich eine von Joes Händen in seinen Haaren vergrub.
 

“Damit werden die Plätzchen noch saftiger”, grinste Joe und dachte vermutlich jetzt schon an die Kostproben, die er sich gewiss nicht entgehen lassen würde. Das tat er nur, wenn er krank war. Und meistens nicht einmal dann.
 

Rick wusste noch immer nicht recht, in welchem Film er sich in diesem Moment befand. Vor allem, was mit Hausarbeit und insbesondere Küche zu tun hatte, flüchtete Joe generell. Es war zwar nicht so, dass er faul war, aber so lange Rick hinter ihm herräumte, war die Welt für jenen in Ordnung. Und nun sollte gerade Joe, sein Freund, sein langjährig Vertrauter, sein Spielkamerad aus vergangenen Tagen…
 

Plötzlich begann Rick zu lachen. Wieso machte er sich eigentlich so viele Gedanken darum, dass Joe auf einmal Dinge nach Hause brachte, die gar nicht zu ihm passten? Vielmehr sollte er sich einfach nur darüber freuen!

Immer enger schmiegte er sich der Hand und dem warmen Körper entgegen, der sich vor ihm aufgerichtet hatte. Immer noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht umfasste Joe seinen Freund und zog ihn fest an sich.

“Wenigstens weißt du noch, wer zu dir gehört, wenn du schon nicht mehr sprichst.”
 

Wohlig schmiegte sich Rick immer weiter seinem Freund entgegen. Seine Augen schlossen von sich ganz allein und ein kehliges Schnurren entwich wie von selbst seiner Kehle. Die Hand in seinem Haar war wie immer so unendlich vertraut und er befand, dass sie für immer dorthin gehörte.
 

“Es hat so seine Vorteile, wenn man gänzlich hilflos durch die Gänge im Supermarkt streift”, begann Joe mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen zu erzählen. Rick horchte auf, auch wenn er weder seine Lider aufschlug noch auf andere Art zu verstehen gab, dass er zuhörte.

“Diesem Mutterinstinkt von Frauen gehört eigentlich mal ein Preis verliehen.”

Das Grinsen auf Joes Lippen wurde immer breiter und in seinen Augen spiegelte sich dennoch Ernsthaftigkeit wider.
 

Nun sah Rick aber doch auf. “So wie du redest, willst du mir am Ende nicht doch noch abtrünnig werden!?”, fragte er sanft.
 

“Dir könnte ich nie mehr widerstehen, mein kleiner Romantiker”, hauchte Joe auf Ricks Lippen. “Aber Joanna war mir wahrlich eine Hilfe. Ohne sie dürfte ich nachher nicht in den Genuss von deinen Backkünsten kommen.”
 

“Aber wie kommst gerade du an Tupperware?” Das war Rick immer noch ein Rätsel. So sehr er die unmittelbare Nähe auch genoss, so verwirrt war er immer noch.
 

“Ihre Mutter vertreibt dieses Zeugs und als sie meine Einkaufsliste sah, begann sie sofort damit, auf mich einzureden. Ich habe zwar nur die Hälfte - wenn überhaupt! - verstanden, aber dieses kleine Ding”, deutete er auf die Mühle, “soll angeblich dazu beitragen, meine Plätzchen noch besser schmecken zu lassen.”
 

“Angeblich”, wiederholte Rick nun belustigt.
 

“Freu dich nicht zu früh, Süßer”, ließ Joe einen Finger über Ricks Wange gleiten. “Sie hat mir genau erklärt, wie das kleine Ding funktioniert.”
 

“Hat sie das?”, grinste Rick weiterhin. “Von Bedienungsanleitungen hast du wohl noch nie etwas gehört”, fügte er zärtlich neckend hinzu.
 

“Sie fungierte doch als eine”, zuckte Joe mit den Schultern.
 

“Das war nicht nett.”
 

“Und du weißt, dass ich das anders gemeint habe als es klang.”
 

“Ich weiß, dass du Frauen auch niemals schlecht behandeln würdest”, nickte Rick zustimmend. “Solange sie keine Hand an mehr dich legen, ist das auch in Ordnung.”
 

“Da scheint einer aber ein einnehmendes Wesen zu haben.”

Hauchzart strich der blonde junge Mann seinem Gegenüber über die Wange.
 

Rick nickte. “Wenn es um dich geht, kann ich einfach nicht anders.”
 

Mit einem Mal schüttelte Joe den Kopf. Als er damit nach einigen Sekunden immer noch nicht aufhörte, runzelte Rick die Stirn. “Was wird das jetzt?”
 

“Hast du uns eigentlich mal zugehört?”, hob Joe eine Braue und wandte seinen Kopf immer noch von einer Seite zur anderen.
 

“Und?”, verstand der Jüngere von beiden immer noch nicht.
 

“Ach nichts”, befand Joe und hauchte einen Kuss auf Ricks Stirn. “Du mahlst nun die Nüsse und zauberst dann die saftigsten Plätzchen der Welt.”
 

“Erstens”, legte Rick eine Hand auf Joes Brust und schob ihn ein Stück weit von sich, “ist es mir egal, wer uns zuhört und was er darüber denkt, und zweitens, mein lieber Joe, bist du verfressen.”
 

“So darfst du das nicht ausdrücken”, grinste der Ältere.
 

“Hattest du nicht noch was zu erledigen?”
 

Den Wink mit dem Zaunpfahl verstand sogar Joe. Er deutete eine Verbeugung an und ging dann zur Tür. “Wenn ich fertig bin, möchte ich von leckerem Plätzchenaroma begrüßt werden.”
 

“Manchmal hast du schon fromme Wünsche.”
 

“Die du mir alle erfüllst.”
 

/Ich würde dir so ziemlich jeden Wunsch erfüllen. Deine Augen haften auf mir und ich kann nicht anders als zurückzublicken. Wie immer vergesse ich alles um mich herum, wenn ich in deinen grünen Tiefen versinke…/
 

“Irgendwann werde ich dich noch dazu bringen, dass du nackt für mich kochst.”

Mit diesen Worten verschwand Joe und Rick verdrehte währenddessen die Augen.
 

/Kannst du diese absurde Idee nicht mal vergessen?/

- 5 -

Vielen lieben Dank für die Kommentare. Ich freue mich über jeden, wie immer ^^

Dies ist nun der letzte Teil meines kleinen Specials. Mir ist durchaus bewusst, dass die 5 Kapitelchen aus Romantik pur bestanden und das zum Teil vielleicht ein wenig ins Extreme abrutschte, aber egal, ich mag die beiden, Rick und Joe, einfach und wollte ihnen das gönnen. ;-)
 

Habt ein wunderschönes Weihnachtsfest! Eine besinnliche Zeit und vielleicht ebenso viel Glück wie unsere Lieben, Joe und sein kleiner Romantiker, Rick. *^__^*
 

- 5 -
 

“Ich wusste, dass du der größte Schatz auf Erden bist”, sinnierte Joe und verleibte sich das neunte Plätzchen in Folge ein. Es lag ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen, während er genüsslich seine Kiefer auf- und abbewegte.

Rick saß auf der Arbeitsplatte, die er vor wenigen Minuten erst von Mehl und klebendem Teig befreit hatte, und ließ seine Augen amüsiert von der Plätzchenschüssel zu Joe und zurückschweifen.
 

/Dass dir ein paar Plätzchen derart die Freude ins Gesicht schreiben, macht mich selbst glücklich. Deine Augen funkeln, dein ganzer Körper strahlt in diesem Moment. Immer wieder verliert sich deine Hand in der Schüssel und schiebt nur Augenblicke später das nächste Plätzchen in deinen Mund. Manchmal bist du wirklich wie ein kleines Kind. Man braucht dir nur was Süßes geben und schon gleicht die Welt einem Schlaraffenland./
 

“Schmeckt’s?”

Obwohl die Frage vollkommen überflüssig war, konnte Rick sie sich nicht verkneifen. Verschmitzt zog er seine linke Braue nach oben und sah bewusst kritisch auf die Schüssel, die vor Kurzem noch randvoll gewesen war.

Wortlos legte Joe seine beiden Hände auf die Schultern seines Freundes und raubte ihm alsbald einen leidenschaftlichen Kuss.

“Nun hast du die Antwort”, raunte er ihm anschließend leise ins Ohr.

Rick konnte in der Tat einige Bestandteile der Plätzchen schmecken. Joes Zunge hatte ihre Aromen gut genug in seinem Mund verteilt.

“Könnte man so sagen”, erwiderte er lächelnd. “Nur ist mir eigentlich schon schlecht von der ganzen Nascherei während des Backens.”
 

“Du willst doch nicht etwa andeuten, dass dir von meinen Küssen schlecht wird?”, meinte Joe und biss in das nächste Plätzchen. Keck sah er Rick an.
 

“Ich wollte doch schon lange einen Blick in das Wohnzimmer werfen” sprang Rick von der Arbeitsplatte und drängte sich an dem blonden jungen Mann vorbei, der keinen Millimeter von der Plätzchenschüssel weichen wollte.
 

“Also”, lief Joe ihm dann doch nach, allerdings nicht ohne die Schüssel, die er in die eine Hand genommen hatte. Mit der anderen hielt er Rick am Arm fest. “So leicht kommst du mir nicht davon.”
 

“Na na, nicht grob werden”, hob Rick mahnend den Zeigefinger und verbarg sein schelmisches Grinsen, indem er seinen Kopf abwandte.
 

“Wer will denn hier gleich ins Wohnzimmer stürmen und mich weiterhin glauben lassen, dir würden meine Küsse nicht mehr gefallen?”

Joe hielt seinen Freund weiterhin fest und nestelte für Rick nicht sichtbar in seiner vorderen Hosentasche. Die Plätzchenschüssel stand nun doch wieder brav und artig auf dem Küchentisch.
 

Da sich seine Hand ganz frech zwischen ihre beiden Körper stahl, spürte Rick sie immer wieder gegen seinen Hintern stoßen. “Das hast du auch schon mal besser gekonnt”, meinte der dunkelhaarige junge Mann und spielte auf die Verführungskünste seines Liebsten an.
 

“Schließ lieber die Augen”, kam es geheimnisvoll zurück.
 

/Und ich gehorche dir auch noch aufs Wort. Jetzt stehe ich mit geschlossenen Lidern da und nehme deine Hände auf mir nur noch intensiver wahr. Jede Berührung von dir ist ein Geschenk. Eins, das ich für nichts auf der Welt eintauschen würde./
 

“Kannst du mir mal verraten, was du da eigentlich machst?”, fragte Rick, als Joes Hand zum wiederholten Male gegen ihn stieß. “Deine Hand macht hoffentlich nicht das, was man in dieser Situation denken könnte?”
 

“Spinner”, kam es liebevoll zurück und alsbald spürte Rick etwas um seine Augen. “Das habe ich nicht nötig, wenn ich dich so willenlos vor mir stehen habe”, fügte er lasziv an und hauchte einen Kuss auf Ricks Wange.
 

Das ließ Rick unkommentiert. Stattdessen spielte er auf das Tuch um seine Augen an: “Oho, so schlimm hast du unser Wohnzimmer zugerichtet, dass ich es nur noch mit verbundenen Augen sehen darf?”

Es war eindeutig sein eigenes Halstuch, das um seinen Kopf gebunden worden war. Für seine Verhältnisse trug es nämlich viel zu wenig von Joes Eigengeruch, selbst wenn es sich dieser ab und an auslieh.
 

“Mein werter Herr, bewahrt ein wenig Contenance!”

Joes Stimme war überaus verführerisch und vornehm zugleich. Jedes Wort durchfuhr Rick wie ein Blitz. Die Härchen in seinem Nacken, in die die Worte gehaucht worden waren, reckten sich allesamt ihrem Sprecher entgegen und wollten eindeutig zum Vibrieren gebracht werden. Diese Reaktion blieb auch Joe nicht verwehrt, weshalb er ihm noch ein Stück näher kam und hauchte:

“Nun geht zwei Schritte vorwärts.”
 

/Dein warmer Atem auf meiner Haut, deine Hände um meine Hüften, dein geliebter Körper an meine Rückseite gepresst…

Wie soll ich da ruhig bleiben?

Und du? - Du nutzt das wie immer schamlos aus. Und dann behauptest gerade du, du müsstest mir immer einen Schritt voraus sein, um mit mir mithalten zu können. Ich bin dir doch hilflos ausgeliefert.
 

Aber immerhin hast du die Plätzchen für einen Moment vergessen./
 

“Hat der Narr nicht etwas Besseres zu tun als mich durch unsere Wohnung wie durch ein Labyrinth zu geleiten?”
 

/Du weißt genau, dass ich auf deine Verfressenheit anspiele, darum kann ich das Lächeln, das sich auf deinen Lippen in diesem Moment ausbreitet, regelrecht spüren. Dazu muss ich es nicht einmal sehen./
 

“Dreht euch nach links, mein Herr. Euer wohl ergebener und über alle Maßen loyaler Hofnarr - stets zu Euren Diensten! - hat Euer köstlich Werk gewiss nicht vergessen. Und nun setzt fünf Mal einen Fuß vor den anderen.”
 

/Ich kenne den Weg, aber auf diese Weise könnte ich ihn öfter gehen. Mit deinen warmen Fingern an meinem Bauch und deinem heißen Atem in meinem Nacken könnte selbst ich einen Marathon mitlaufen. So sehr sich alle meine Sinne auf dich konzentrieren, würden die Meter spurlos an mir vorbeiziehen und ich wüsste nicht einmal, dass ich sie gegangen bin./
 

“Haltet ein!”, drang Joes Stimme wie ein Vorschlaghammer in seinen Verstand. “Der Herr kann wohl nicht mehr bis fünf zählen?”
 

Leichte Röte stieg in Rick auf, die er mit einem Kopfschütteln seinerseits quittierte. Dass er damit seinem Freund eine Antwort zu seinen Ungunsten lieferte, realisierte er erst, als dieser zu lachen begann. “Dann muss Ihr Narr anscheinend zukünftig das Zählen für Euch übernehmen?… Das kann beim Backen lustig werden”, fügte er leise und äußerst amüsiert hinzu.
 

“Ha ha”, war Ricks einziger Kommentar.
 

“Werter Herr ‘Ha ha’, tretet ein!”
 

“Sag das nie wieder.”
 

“Warum denn nicht?”
 

“Weil sich das nicht geziemt.”
 

“Ich weiß sehr wohl, was sich gehört und was nicht”, grinste Joe. “Aber die Röte, die Euer Gesicht ziert, muss gehegt und gepflegt werden.”
 

Am liebsten hätte Rick ihm die Zunge rausgestreckt, aber er unterließ es wohlweislich. Noch mehr Gründe zum Necken wollte er ihm nicht liefern. “Darf ich das Wohnzimmer endlich sehen?”, fragte er stattdessen
 

/So wie du dich von hinten an mich schmiegst, muss ich mit dem Schlimmsten rechnen. Suchst du hinter mir Schutz, willst du mich so kirre machen, dass ich nicht wütend werde?/
 

“Nimm mir schon das Tuch ab oder ich mache das selbst”, fuhr seine Hand nach oben und vergriff sich in dem leichten Stoff.
 

“Das lässt du schön bleiben”, nahm Joe Ricks Hand in die Seine und führte sie wieder nach unten.
 

“Wolltest du nicht Plätzchen essen?”, versuchte es Rick weiter, doch Joe ließ sich einfach nicht davon abbringen, ihn weiterhin auf die Folter zu spannen. Allmählich wurde er richtig unruhig, was sich auch darin bemerkbar machte, dass sein Fuß ständig auf- und abwippte.
 

“Bist du bereit?”, hauchte Joe ihm ins Ohr, was seinen Zustand gewiss nicht verbesserte.
 

“Mach schon”, gab er gedämpft von sich und wollte Joes Hand, die seine immer noch festhielt, zu seinem Gesicht führen. Nur besaß sein Freund mehr Kraft, so dass sein Unterfangen erfolglos blieb.
 

“Drei…”
 

Joe ließ ihn los und legte beide Hände um seinen Kopf.
 

“Zwei…”
 

Mitsamt seinem Körper drängte Joe den dunkelhaarigen jungen Mann weiter gen Zimmermitte.
 

“Eins…”
 

Mit einem Ruck löste er das Tuch von Ricks Augen.
 

“Voilà”, breitete er die Arme aus und fokussierte Ricks Gesicht. Schließlich wollte er keine Gefühlsregung verpassen.
 

Langsam gewöhnte sich Rick wieder an das Licht, das ihm in allerlei Farben entgegenstrahlte. Im ersten Moment war er von der Farbenpracht regelrecht überrollt, im zweiten nahm er schon deutlicher Details wahr. Die Lichterkette am Fenster war grandios in Szene gesetzt. Das Fenster reflektierte die kleinen Lichter wunderschön wieder; die Finsternis des fortgeschrittenen Abends im Hintergrund trug perfekt dazu bei. Doch das waren nicht die einzigen Lichter, die im Zimmer leuchteten. Rick hatte keine Ahnung, woher die andere Lichterkette kam, die das Regal, in dem die große Holzfigur, ein Rentier, stand, umrandete. Die Lichter waren kleine Sterne, die weißgelblich strahlten. So wirkte die Figur noch harmonischer und wärmer, als sie es vorher bereits immer getan hatte. Rick hatte sie sich vor ein paar Jahren einmal gekauft und sie seitdem jedes Jahr zu Weihnachten aufgestellt. Früher stand sie auf seinem Wohnzimmertisch neben den Kerzen, die er am Abend angezündet hatte. Aber die Lichterkette um sie herum sah einfach toll aus. Dass Joe sich derart um sie bemüht hatte, ließ sein Herz schwer werden.
 

/Und ich habe in der Tat mit Verwüstung und Chaos gerechnet. Aber das hier haut mich einfach nur um. Ich erblicke gerade sogar einen Adventskranz, den gewiss nicht ich gekauft habe. Ein Seitenblick verrät mir, dass du mich genauestens beobachtest. Siehst du meine Überwältigung?
 

Dunkelrote Kerzen, wovon wir morgen zusammen eine anzünden dürfen. Der Kranz ist wirklich hübsch geschmückt. Hat dich Joanna wohl noch ein wenig mehr beraten?
 

Je mehr meine Augen durch den Raum schweifen, desto mehr entdecke ich. Das Wohnzimmer wirkt wirklich einladend. Und ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer…/
 

“… Danke.”

Es war nur ein Flüstern, das aus Ricks Mund drang. Da ihm keine weiteren Worte über die Lippen dringen wollten, schlang er einfach seine Arme um seinen Freund und schmiegte sich fest an ihn.
 

“Versprich mir, dass du nicht hinten in den Schrank schaust”, lächelte Joe milde. Dort hatte er alles hineingestopft, womit er zum einen nichts anfangen konnte und wovon er zum anderen nicht wusste, wohin damit. Zudem haben sich leere Packungen und Kartons hinzugeschlichen, die nun zwischen den restlichen Weihnachtsaccessoires weilten. Er war eben kein Hausmann. Das musste sich in solchen Kleinigkeiten nun mal widerspiegeln. Hauptsache die Dinge waren außer Sichtweite. Oder nicht?
 

Rick sah auf und suchte die grünen Tiefen auf, die ihn anfunkelten. Langsam legte er seinen Kopf immer weiter in den Nacken und bettete eine Hand auf Joes Hinterkopf, um ihn zu sich hinabdrücken zu können. Vorsichtig berührten sich ihre Münder und verschmolzen nach und nach zu einer Einheit.
 

/Das wird das schönste Weihnachtsfest in unserem bisherigen Leben werden. Zusammen haben wir schon so vieles überstanden und sobald uns die Realität wieder einholt, werden wir eine Front bilden, an der alles Schlechte abprallt. Was hältst du davon, Joe? Wir verlieren uns so oft im Rausch der Sinne, damit wir der Härte des Lebens entgehen…/
 

Natürlich wusste Rick, dass das ein Traum war, doch für was gab es sie, wenn man nicht an ihnen festhalten dürfte?
 

“Joe?” Ricks Stimme klang belegt und doch wollte er diese Frage hier und jetzt stellen. Es war doch einerlei, wer sie letztendlich aussprach. Doch er kam nie dazu, denn Joe verschloss ihm den Mund mit zwei seiner Finger. Es war, als ob er seine Gedanken gelesen hätte. Wie in Zeitlupe sank der blonde junge Mann auf sein linkes Knie und schaute Rick von unten herauf an. Seine Augen trugen so viel Lieblichkeit und Herzlichkeit in sich, dass Rick ganz weiche Knie bekam.
 

“Mein kleiner Romantiker”, begann Joe und begann sanft zu lächeln. “Ich fragte dich bereits einmal, ob du den Rest unseres Lebens mit mir zusammen verbringen willst. Jeder Tag mit dir erfüllt mich. Ich verspürte noch nie so viel Angst um einen Menschen wie um dich. Noch keiner schaffte es, mich derart aufzuwühlen. Mich derart emotional zu kontrollieren…
 

Willst du mit mir zusammen vor den Altar treten?”
 

In Ricks Augenwinkeln sammelten sich kleine Perlen, die sanft schimmerten. Er hatte gewusst, dass sie das einmal tun würden, doch es aus Joes Mund zu hören war so anders. Noch viel erfreulicher. Gefühlsintensiver. Überwältigender.

Er kniete sich ebenfalls hin und begann Joe zu küssen.
 

“Ja, ich will”, hauchte er zwischen ihren Lippen und fing Joes danach sofort wieder ein.
 

/Wir werden alle Probleme bewältigen, egal wie viele sich noch vor uns auftun werden.

Ich werde dich immer lieben und dir noch ganz viele Plätzchen backen.
 

Und ja… vielleicht… vielleicht komme ich irgendwann auf deinen Vorschlag zurück, einmal nackt für dich zu kochen…
 

Egal wie absurd diese Idee auch sein mag./



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  inulin
2007-12-15T13:47:56+00:00 15.12.2007 14:47
*quietsch*
So ein schönes Ende. Gestern hab ich noch nen Film am TV gesehen, wo se sagten, "ein Happy End endet immer damit, dass die Hochzeitsglocken leuten" und dann hältst du dich da komischer Weise auch noch dran. ^^
Ich fand den Antrsg total süß und er passte auch gut in den Moment. Aber ich hätte Joe jetzt nicht so zugetraut, dass er das zu Ricks Zufriedenheit erledigt. ^^' Wobei mich sein Satz, dass Rick nicht in den Schrank schauen soll kein bisschen überrascht hat. *gg*
Allgemein fand ich das Special wirklich gelungen. Ich hab es gern gelesen. Zumal man solche Momente zwischen den beiden nicht oft miterlebt hat. War wirklich schön, die beiden im alljährlichen Weihnachtsstress mal bespitzeln zu können.
Witzig fand ich übrigens auch, dass Rick zum Ende hin in Gedanken meinte, dass er eventuell irgendwann mal für Joe nackt kochen würde... *lol* Ich hätt des zwar gern auch noch gelesen, aber des hätte jetzt nicht so in diese Geschichte gepasst.
Es ist super geworden, so wie es ist. ^^ Und es hat Spaß gemacht es zu lesen.

LG
Inulin
Von: abgemeldet
2007-12-12T19:21:46+00:00 12.12.2007 20:21
Aaahhh ich hab ja garnich gesehn dass du was neues geschrieben hast! Oo""

Is aber sau süß xD

greetz ´Morri
Von:  -hEtAnA-
2007-12-07T23:35:57+00:00 08.12.2007 00:35
Ach ja *seufz* ein Leben ohne die beiden kann ich
mir nicht vorstellen. ^^
Kannst ja ne Endlos Story daraus machen. *lach*
Will wissen wie es weiter geht.

Gruß hetana

Von:  inulin
2007-12-07T12:00:15+00:00 07.12.2007 13:00
Nein, kann er nicht. Ich will das auch "sehen". *gg*

Ich hab doch tatsächlich ein ganzes Kapitel verschlafen... Und du sagst einfach nichts... Aber so hatte ich gleich zwei wunderbare Teile zu lesen.
Ich kann mir so richtig gut vorstellen, wie Joe durch den Supermarkt irrt und versucht die Zutaten zusammenzubekommen. ^^

Hach... dieser Frieden ist doch richtig schön zu lesen. ^^ Wobei mir Ricks Eltern kein bisschen sympathisch sind. Wegen mir muss er sich mit ihnen nicht versöhnen.

Ich bin ja mal gespannt, wie das Wohnzimmer hinterher aussieht, wenn Joe damit fertig ist. XD Und ob er sich damit auch die Plätzchen verdient hat, die Rick ihm jetzt backt.
Von:  inulin
2007-11-20T14:30:31+00:00 20.11.2007 15:30
Grr... Da will ich dir nen Kommi schreiben und bin auch fast fertig, da funktioniert bei mir der Internet Explorer nicht mehr und schließt alle Fenster. Mist!
Also, nochmal... weils so schön war ^^

Wenn man mal bedenkt, was Rick zuvor durchgemacht hat, kommt einem diese Idylle wirklich... unwirklich vor. Das macht es aber nicht weniger schön. *gg*
Ich find das unheimlich amüsierend wie sie sich gegenseitig necken und liebhaben. ^^
Ich find des auch toll, wie sich Joe aufführt. XD Oder dass er Rick immer noch damit aufzieht, dass er für ihn nackt kochen soll. *lol*
DARAUF freu ich mich schon. Wenn er das wirklich machen sollte. XD

LG
inulin
Von:  inulin
2007-11-15T18:00:06+00:00 15.11.2007 19:00
DAS hat Rick ja wohl auch verdient!
Also, ich mag das Special schon jetzt. ^^ Und gleich im ersten Teil, schreibst du so ne heiße Szene im Bad. XD Ich mein, ICH hab da nix gegen.
Vielleicht schaffst du es ja auch, mich mit diesen Kapiteln auf Weihnachten einzustimmen. Denn irgendwie scheint mir das noch so fern.
ich freu mich auf den nächsten Teil und erwarte mit Spannung deinen nächsten romantischen Streich mit den beiden. ^^

LG
Von:  Sammy5522
2007-11-15T17:09:56+00:00 15.11.2007 18:09
HI!
Super süß dein Kappi!
Freue mich schon darauf wieder von dir zu hören.


lg
sammy5522


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