Is it too late? von Porzellan_Puppe (SasuxSaku) ================================================================================ Kapitel 13: Regentropfen ------------------------ Sasuke lag auf seinem Bett, den Kopf in die Handflächen gestützt, und starrte nachdenklich hinaus. Es regnete in Strömen. Unzählige Tropfen prasselten gegen die Fensterscheibe, sodass ein dumpfer Klang entstand. Er mochte dieses Geräusch irgendwie. Schon als kleines Kind hatte er sich jedes Mal gefreut, wenn es regnete und war zu seinem Fenster geeilt, nur um zuzuhören. Manchmal hatte er Stunden dort gesessen. Aber herausgehen, wo es kalt und nass war, wollte er nie. Oft war Itachi irgendwann gekommen und hatte gefragt, was er da machte. „Ich höre dem Regen zu!“, lautete darauf die Antwort, als wäre es selbstverständlich. „Du solltest trainieren. Schließlich willst du bald Genin werden, oder?“ „Ja, natürlich. Aber es regnet doch! Da kann man nicht trainieren. Außerdem bekomme ich Ärger von Mama, wenn ich rausgehe“, hatte er immer protestiert. Freiwillig war Sasuke früher nie ins Nasse gegangen. „Im Uchiha-Viertel gibt es auch einen überdachten Trainingsplatz. Das weißt du doch, Otouto!“ Mit diesen Worten war Itachi gegangen. Und Sasuke war sitzen geblieben. Er hatte kein einziges Mal im Regen trainiert. Bei dem Gedanken an seinen Bruder verkrampften er sich unwillkürlich. Sein ganzes Leben lang hatte er ihn gehasst. Und nun, selbst nachdem er endlich tot war, konnte Sasuke ihn dennoch nicht vergessen. Der Hass auf ihn blieb. Schließlich gab es auch keinen Grund, zu verzeihen. Itachi hatte nämlich weder Reue gezeigt, noch war er aus Sasukes Leben verschwunden. Ganz im Gegenteil, denn er hatte ihm sogar zwei schreckliche Flüche hinterlassen. Es war Itachis Schuld, dass er unkontrolliert zum Sadisten wurde und es war ebenfalls Itachis Schuld, dass in ihm diese Leere herrschte. Wie sollte er seinem Bruder da vergeben oder ihn gar vergessen, wo doch selbst seine Träume von ihm heimgesucht wurden? Am Schlimmsten jedoch war die Ungewissheit. Vor seinem finalen Kampf mit Itachi hatte er immer fest geglaubt, er hätte einen anderen Grund gehabt, den Clan zu töten, als nur um seine Fähigkeiten zu testen. Einen Grund, der alles geklärt hätte. Der ihn verzeihen lassen könnte. Doch Itachi war stumm geblieben. Selbst im Sterben hatte er nicht ein einziges Wort gesagt. Warum? Warum tat er ihm das an? Wenn er ihn doch so sehr gehasst hatte, wieso konnte er ihn nicht einfach mitsamt dem Clan töten? Auf diese Fragen gab es keine Antwort. Nicht mehr. Dafür war es zu spät. Hätte Sasuke bloß die bitteren Konsequenzen gekannt, bevor er Itachi sein Katana in die Brust gerammt hatte. Vielleicht wäre dann alles anders…vielleicht wäre er dann glücklich? Wenn er seinem Bruder verzeihen könnte… Sofort schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. Nein, dieser Mann hatte Vergebung nicht verdient. Hoffentlich schmorte er jetzt irgendwo in der Hölle für seine Taten. Schnell verbannte Sasuke die Gedanken an seinen Bruder. Er hatte ohnehin schon genug Probleme. Zum Beispiel war da Sakura. Sie wollte einfach nichts verstehen. Er hatte ihr vorhin die ganze Wahrheit erzählt, darüber geredet, was in ihm vorging. Quasi sein Herz ausgeschüttet. Wusste sie denn nicht, wie schwer ihm sowas fiel? Jetzt war sie vermutlich traurig oder verzweifelt. Das hatte er an den Tränen in ihren Augen erkannt. Aber diesmal würde er nicht zu ihr laufen und sehen, ob es ihr besser ging. Sollte sie sich doch die Seele aus dem Leib heulen, ihn hassen, Rache schwören. Das wäre sowieso besser. Mit Hass konnte er viel leichter umgehen als mit Liebe. Vor allem, wenn diese Liebe so unbegründet war. Schließlich hatte er sie bereits unzählige Male verletzt und es kümmerte ihn nicht im Geringsten. Da hörte man doch eigentlich auf, jemanden zu lieben; schon allein wegen den Schmerzen. Aber Sakura war anders. Und woran das lag, konnte er nicht deuten. Am besten hörte er gleich ganz auf, darüber nachzudenken. Das verwirrte ihn bloß noch mehr. Um sich abzulenken, beschloss Sasuke, hinaus zu gehen. Es regnete zwar heftig, doch anders als früher, mochte er es nun. Nass zu werden, störte ihn kein bisschen. Mit den Händen tief in seinen Hosentaschen vergraben, schlich der Schwarzhaarige die Straße entlang. Sturzbäche flossen neben dem Asphalt entlang und seine Nackenhaare sträubten sich, als er in eine Pfütze trat. Ohne mit der Wimper zu zucken zog er jedoch seinen Fuß wieder aus dem schlammigen Wasser heraus, lief unbeirrt weiter. Es kümmerte ihn inzwischen ohnehin nichts mehr. Wo seine gesamte Kleidung doch durchnässt am Körper klebte und die Haare nur so trieften. In regelmäßigen Abständen sammelten sich Regentropfen an seiner Nase, wovon sie schließlich abperlten. Den Blick hatte der junge Mann starr zu Boden gerichtet, seine Augen zeugten nicht von der kleinsten Emotion; diese tiefen schwarzen Seen, in denen man so einfach versank, wunderschön und dennoch leer. Wieviele grausame Dinge mochten diese Augen schon gesehen haben; Dinge, die den meisten Menschen ein Leben lang verwährt blieben? Trotz alldem war darin weder Hass noch Trauer zu lesen. Sie waren bloß unendlich schwarz und leer. Aus einiger Entfernung hätte man glatt denken können, Sasuke weinte. Doch allein der Gedanke, dass sich in seinen Augen überhaupt Tränen sammeln konnten, war derart widersprüchig, da verwarf man ihn besser gleich. Wann hatte er eigentlich zuletzt geweint? Die Antwort überkam ihn sogleich wie ein Schauder. Es war an jenem Abend gewesen, als Itachi seine Eltern getötet hatte. Vor langer Zeit also…aber hatte er wirklich seitdem nie mehr geweint? Nein, das war nicht ganz richtig. An zwei bestimmte Momente konnte er sich noch erinnern. Beide Male waren ihm Tränen ins Auge gestiegen. Und es war nicht einmal allzu lange her, bloß drei Jahre. Ein seltenes Lächeln umspielte seine Lippen, er dachte zurück, an jene so fern erscheinende Zeit, an diese beiden, vom Schicksal geprägten Momente. Der Beginn und das Ende seiner Freundschaft mit Naruto…im Reich der Wellen hatte es angefangen, damals, als er Naruto mit seinem eigenen Körper geschützt hatte. Erst danach war ihm aufgefallen, was die furchtbaren Konsequenzen waren. Seine Rache war noch nicht vollendet gewesen und in jenem Augenblick hatte es ausgesehen, als ob sie das auch niemals sein würde. Der große Traum, die Vergeltung, auf die er sein Leben lang hingearbeitet hatte, geplatzt. Einfach so. Weil er nicht nachgedacht hatte. Weil er Naruto schützen wollte. Doch er war ihm nicht böse gewesen, nicht einmal sich selbst. Obwohl es das vermeintliche Ende seines Ziels, seines Lebens bedeutet hatte. Warum er ihn gerettet hatte, woher die plötzlichen Emotionen gekommen waren und wieso ihn sein eigener Tod kaum gestört hatte, konnte er sich bis heute nicht erklären. Wahrscheinlich war es Freundschaft gewesen…ein Gefühl, das ihm solange verwährt geblieben war. Die zweite Träne hatte er am Schluss des Kampfes gegen Naruto vergossen. Wegen dem Schmerz, den ihm die Durchteilung ihrer gemeinsamen Bande bereitet hatte. Naruto war zu dem Zeitpunkt bereits ohnmächtig gewesen und es hatte geregnet, deswegen würde er sie wohl kaum gesehen haben. Zum Glück… Ein wenig bedröppelt ging Sasuke weiter seines Weges. Wohin er jedoch wollte, wusste er nicht. Planlos irrte der Uchiha durch die Gassen. Beim Anblick der wohlbekannten Häuser, den vielen kleinen Läden und dem überwältigenden Hokage Monument, die ihm früher so vertraut gewesen waren, wo er sich immer zu Hause gefühlt hatte, vor allem auch wegen Naruto, seinem ersten Freund; all das erschien ihm jetzt wertlos. Diese Stadt gab ihm nicht mehr das warme Gefühl der Geborgenheit, welches ihm während seiner Abwesenheit so gefehlt hatte. Er konnte Konoha einfach nicht als Heimat ansehen. Dafür war zu viel geschehen. Durfte man eine Stadt überhaupt noch „Zuhause“ nennen, wenn man sie bereits mehr als einmal verraten hatte? Oder gab es einen anderen Grund für die fehlende Wärme? Würde er je einen Ort wieder als „Heimat“ anerkennen? Vielleicht lag es ja auch gar nicht an der Umgebung, sondern an der festbindenden Vergangenheit, dem Solidaritätsgefühl oder schlichtweg an den Freunden und anderen verknüpfenden Bändern, die man dort besaß. Solche Verbindungen hatte Sasuke schon lange zerstört. Und, seit Itachis Tod, gab es sogar keine mehr, die ihn irgendwo festhielten. Er war frei. Aber warum fühlte es sich dann nicht so an? Was hatte er falsch gemacht? Jegliche Bänder waren doch vernichtet worden…oder? Nein, es lag nicht an den Verbindungen, sondern an der Finsternis, dem bedrohlichen Schatten, der über ihm schwebte. Und diesen wurde er nicht los. Egal, was er versuchte. Alles war vergeblich. Beim Aufblicken bemerkte Sasuke, dass er am Stadtrand angelangt war. Nur vereinzelt reihten sich noch Häuser neben der Straße. Vor ihm lag der See. An jenem hatte er sich oft nach dem Tod seiner Familie aufgehalten. Sein Vater hatte ihm damals das Katon Gokakyuu no jutsu beigebracht. Und auf dem Steg hatte er sich auch die Rache an Itachi geschworen. Irgendwie mochte er diesen Ort. Von allen anderen Plätzen in Konoha wahrscheinlich am meisten. Vermutlich, weil so viele Erinnerungen damit verknüpft waren. Vorsichtig stieg der Schwarzhaarige die Uferböschung hinab, ständig konzentriert, nicht auf den nassen Gras auszurutschen. Nostalgisch setzte er sich an das Ende des Steges, so wie er es früher immer getan hatte, und ließ die Beine über den Rand baumeln. Eine ganze Weile saß Sasuke einfach nur da, beobachtete den See und die Regentropfen, welche weite Kreise im Wasser zogen. Dann hörte er plötzlich eine vertraute Stimme seinen Namen rufen. Überrascht drehte er sich um. „Hey! Sasuke!“ Naruto rannte winkend den steilen Hang herunter, wobei er einige Male stolperte. Mit einem „ts“ auf den Lippen wandte sich der Angesprochene wieder dem See zu. „Sasuke, was machst du hier?“ Keuchend stand Naruto hinter ihm, er ließ sich nicht abschütteln. „Warum gehst du im Regen spazieren?!“ „Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Er antwortete ohne sich umzudrehen. Klare, knappe Sätze, unmissverständlich und dennoch ausweichend, Gegenfragen, keine befriedigende Auskunft. Gesprochen mit seiner kalten, tiefen Stimme, die keinerlei Mitleid duldete. Das war Sasukes Art, sich auszudrücken. „Ich gehe abends immer spazieren. Ob es regnet, ist mir egal. Bei der Hitze sonst ist das sowieso mal ´ne schöne Abkühlung!“, der Blonde redete heiter beschwingt, er konnte in allem etwas Positives sehen. Sein Leben wirkte so locker, unkompliziert…und glücklich. Darum beneidete ihn Sasuke manchmal. „Hn. Was willst du hier? Ich möchte lieber allein sein.“ Endlich machte sich der Schwarzhaarige die Mühe, seinem Gegenüber in die Augen zu schauen. Es war ein kurzer, kalter Blick. Und leer. So emotionslos…als hätte er seine Gefühle schon vor langer Zeit verloren. Naruto zuckte kaum merklich zusammen. „Ich hab dich hier sitzen sehen und wollte mal was fragen. Bitte antworte ehrlich.“ Ein zweites Mal sahen sich die ehemaligen Freunde in die Augen, wieder der gleiche kalte Blick. Dann drehte sich Sasuke weg. „Hast du“, fuhr Naruto fort, „die Leute umgebracht?“ Der Schwarzhaarige senkte den Kopf immer tiefer, sodass man seine Augen kaum mehr erkennen konnte. Antworten tat er jedoch nicht. „Also…hast du sie nun getötet oder nicht!?“ Er deutete Sasukes Schweigen zwar als „ja“, doch wollte nichts überstürzen. Eine Weile verging, ehe der Uchiha leicht nickte. Naruto schnappte nach Luft. „Was?! A-aber warum hast du das getan?“, er wich einen Schritt zurück, „du bist nicht mehr der Sasuke, den ich mal gekannt hab!“ „Hast du Angst vor mir?“, völlig gleichgültig sagte er dies und sah Naruto nicht einmal an. „Ich habe Angst vor deiner Veränderung…dass du vielleicht noch mehr unschuldige Leute umbringst.“ und, dass du eines Tages auch auf mich oder Sakura losgehst, fügte er in Gedanken hinzu. „Weißt du…ich will keine Menschen töten…nur manchmal verliere ich die Kontrolle über mich und…dann tue ich diese schrecklichen Dinge…“ In dieser gefühlslosen Stimme schien beinahe ein Funken Reue zu sein. Naruto jedenfalls starrte ihn nur perplex mit offenem Mund an. „Du…du willst das gar nicht?!“, war alles, was er herausbrachte. „Ja, und ich gebe sogar mein Wort darauf, dass sowas nie mehr passiert.“ Der Blondhaarige wurde immer verwirrter. Das waren ganz neue Seiten an Sasuke, die er da aufzog. Sich schuldig fühlen oder ein Versprechen zu geben, niemals tat er etwas dergleichen. Das war ja schon fast eine Entschuldigung. „Also, eigentlich warst das gar nicht du, der die Leute ermordet hat?“ Sasuke nickte. „Sozusagen.“ „Gut!“, strahlte Naruto, „da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon, du wärst zu einem…zu einem Irren geworden! Ach, was ich noch sagen wollte, morgen ist mein Geburtstag. Du bist natürlich eingeladen, ich schmeiß ´ne Party mit allen, die ich kenne! Um sieben Uhr, komm bitte, ja?!“ Damit rannte er weg, raus aus dem Regen. Nur Sasuke blieb zurück. Seine Entscheidung hatte er bereits getroffen. Wehmütig blickte er auf den See, das Spiel der Regentropfen beobachtend. Für einen kurzen Moment war er wieder der kleine, fröhliche Junge von damals. Damals, als er noch nicht die zwei schlimmsten Fehler seines Lebens begangen hatte. Damals, als er noch glücklich war. Als er eine Familie hatte… Sasuke stieß einen leisen Seufzer aus. Die einzelnen Momente von früher waren wie Regentropfen. Man dachte, man könnte sie deutlich fixieren, doch in Wirklichkeit waren es nur verblasste Erinnerungen, die schneller verschwanden, als man es wollte. Wenn er die alte Zeit bloß zurückholen könnte…diesen Gedanken hielt er fest. Auch dann noch, als ihn die Nacht langsam verschluckte. ein Sasuke-kapitel... 0.o mit viiiielen gefühlen und erinnerungen etc^^ vllt versteht ihr ihn jetzt besser und hasst ihn nicht mehr so xD joa, naruto hatte in echt zwar schon geburtstag, aber die erstveröffentlichung (xD wie sich das anhört) ist halt auf den 10.10. gefallen und hier poste ich das kapi ja schon zum 2.mal^^ deshalb stimmt das datum net so ganz überein xD und euch allen schon mal ein frohes neues jahr^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)